Vortrag im Rahmen der Lehrveranstaltung von Anton Tantner:
"Die Anfänge der Kontrollgesellschaft: Aufschreibesysteme und Orte der Macht in der Geschichte der Neuzeit“
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AKVorrat: Von der Vorratsdatenspeicherung zum Polizeilichen Staatsschutzgesetz
1. „Geheimdienste kontrolliert man am besten,
indem man ihre Gründung verhindert“
Im Rahmen der Lehrveranstaltung von Anton Tantner
"Die Anfänge der Kontrollgesellschaft: Aufschreibesysteme und
Orte der Macht in der Geschichte der Neuzeit“
Uni Wien, am 19. Jänner 2016
Elena Koptschalijski
Werner Reiter (@werquer)
4. Europäische Menschenrechtskonvention
Art. 8 EMRK:
Jede Person hat das Recht auf Achtung ihres Privat- und
Familienlebens, ihrer Wohnung und ihrer Korrespondenz
Wenn eine Behörde in dieses Recht ergreifen will:
• müssen die zu treffenden Maßnahmen gesetzlich vorgesehen sein,
• in einer demokratischen Gesellschaft notwendig sein und
• der in der Konvention aufgeführten legitimen Ziele dienen.
5. Die EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung
(2006/24/EG) tritt am 15. März 2006 in Kraft
• Schnellstes Gesetzgebungsverfahren der EU-Geschichte
• Auswirkungen auf die Bürgerrechte mit keiner anderen
Richtlinie vergleichbar.
• Rein politische Beweggründe
6. Was Vorratsdaten über uns verraten –
Reise durch Malte Spitz’ Leben
http://www.zeit.de/datenschutz/malte-spitz-vorratsdaten
http://www.zeit.de/datenschutz/malte-spitz-vorratsdaten
13. CHRISTOF TSCHOHL:
„Ceterum censeo data-retentionem esse delendam“
(Abwandlung von „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“
von Cato Censorius / röm. Staatsmann, auch Cato der Ältere genannt)
14.
15. Seit 1. April 2012 sind Anbieter von Telekomdiensten in
Österreich gesetzlich verpflichtet, die Kommunikationsdaten
aller BürgerInnen mindestens sechs Monate lang "auf
Vorrat" zu speichern: Wer, wann, wo, mit wem, wie lange per
Telefonat, SMS und E-Mail kommuniziert.
Die EU-Richtlinie der verdachtsunabhängigen Speicherung
von Verkehrs- und Standortdaten unter dem vorgeblichen
Zweck "Bekämpfung von Terrorismus und schweren
Straftaten" stellt alle BürgerInnen unter Generalverdacht
und bedroht ihre Privatsphäre fundamental.
16.
17. 1. April 2012 : die österreichische Umsetzung
der EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung
(2006/24/EG) tritt in Kraft
18. Nach 1 Jahr VDS in Österreich: kein einziger Fall
von Terrorismus oder organisierter Kriminalität
Es gab 326 Anfragen – davon 71 Fälle bei denen Vorrats-
daten einen Beitrag zur Aufklärung geleistet haben.
16 Diebstahl
12 Suchtmittel
12 Stalking
07 Betrug
07 Raub
27. 8 April 2014: EuGH erklärt die Richtlinie
zur Vorratsdatenspeicherung für ungültig
Historisches Urteil:
erstmals wurde in Europa eine Richtlinie
komplett aufgehoben
Sensationeller Sieg für die Bürgerrechte
32. Überwachungsgesamtrechnung
Ineinandergreifen der Überwachungsmaßnahmen –
Summe aller Eingriffe
1. Auflistung aller Überwachungsgesetze in Österreich,
kombiniert mit relevanter Judikatur
2. Erhebung der durch Sicherheitsbehörden tatsächlich
eingesetzten Technologien sowie einer
grobenTechnikfolgenabschätzung
–> Kriterien zur Evaluierung von Überwachungsgesetzen
83. Die rote Linie
Kontroll- und Transparentmechanismen: Richtervorbehalt, parlamentarische Kontrolle,…
Gefährderdatenbank: Kürzere Gesamtspeichersdauer, Einschränkung Speicherzweck, nur
für konkrete Gefährdungen (nicht für „wahrscheinliche“)
Gruppierungen: Beschränkung auf notwendigsten Rahmen (Verdächtige)
Verfassungsgefährdender Angriff: eng eingeschränkter Deliktekatalog, klare Legaldefinition
V-Leute: Streichung oder zumindest deutlich höhere Hürden in der Strafprozessordnung
84.
85. Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR)
„Fall Tretter u.a. gegen Österreich“
Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR)