1. Strategien der Gegenrede gegen Rassismus im Netz
Keshia Fredua-Mensah - #SchauHin
In dem Workshop zur „Gegenrede gegen Rassismus im Netz“ wurde zunächst die Initiative
#SchauHin als Fallbeispiel vorgestellt. #SchauHin ist eine Initiative gegen (Alltags-) Rassismus im
deutschsprachigen Raum, die sich im September 2013 im Anschluss an eine Veranstaltung der
Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema „Rassismus & Sexismus ab_bloggen“ gründete. Mit unserer
Arbeit wollen wir Menschen, die von Rassismus betroffen sind, empowern und ihnen eine Plattform
bieten, sich intensiver mit diesem gesamtgesellschaftlichen Problem auseinander zu setzen.
Gleichzeitig wollen wir diejenigen, die nicht von Rassismus betroffen sind, ansprechen und sie auf die
Problematik aufmerksam machen. Hierbei ist uns wichtig, dass wir nicht ausschließlich reaktiv
arbeiten, sondern vor allem auch proaktiv. Hass im Netz entgegnen wir also indem wir im Netz über
Rassismus als gesamtgesellschaftliches Problem aufklären.
#SchauHin startete als zunächst sehr erfolgreicher Twitter Hashtag, der jedoch bald schon
von sogenannten Trollen gekapert wurde und für rassistische Hassrede missbraucht wurde. Umso
aktiver wurden wir bei Facebook - auch offline. Denn wir wollen uns nicht hinter einem Hashtag
verstecken. Aus diesem Grund veranstalten wir #SchauHin Story Salons: Ein innovatives Format,
welches das Erzählen von persönlichen Geschichten mit politischer Arbeit kombiniert und somit eine
starke Wirkung erzielt. Denn „das Persönliche ist politisch“ und umgekehrt. Die Ergebnisse der Story
Salons werden dokumentiert und online zur Verfügung gestellt.
Nachdem ich #SchauHin als Beispiel vorstellte, eröffnete ich eine kleine Fragerunde. Die
Teilnehmenden (größtenteils Menschen, die nicht von Rassismus betroffen sind) waren insbesondere
an unserem Umgang mit Twitter Trollen interessiert und stellten auch inhaltliche Fragen zum Thema
(Anti)-Rassismus. Dies verdeutlichte nun einmal mehr die Notwendigkeit, dass um erfolgreich
Gegenrede praktizieren zu können, essentielle Kenntnisse vorhanden sein müssen. Initiativen wie
#SchauHin bildet also in erster Linie Menschen dazu aus, qualifiziert und informiert dagegenhalten zu
können.
In der Kreativphase waren die Teilnehmenden aufgefordert, Strategien und Online-
Kampagnen zu erarbeiten, die den Ansätzen von #SchauHin entsprechen. Hier kamen viele
spannende und kreative Ideen zustande – so z.B. eine Aktion gegen Rassismus auf dem
Wohnungsmarkt, die Online und Offline miteinander verbindet. Andere Beispiele waren Konzepte
wie „Troll Dich!“ oder auch „SocialHelpia“, die sich kreativ dem Troll-Problem auf Twitter widmeten
sowie ein deutschlandweites Video-Projekt von und für geflüchtete Menschen.
Als Fazit betonte ich die Notwendigkeit von Solidarität im Netz zwischen Betroffenen und
Nicht-Betroffenen. Hassrede macht Betroffenen sehr zu schaffen – man kann nicht von ihnen
erwarten, sich dem jedes Mal auszusetzen und selbst dagegenzuhalten. Menschen, die von
bestimmten Diskriminierungsformen nicht betroffen sind und die es persönlich nicht schmerzt,
entsprechende Kommentare zu lesen, sollten sich aktiver in der Gegenrede einbringen und
Betroffene entlasten. Ein weiteres Fazit war der Aufruf, zu mehr Liebe im Netz aufzurufen. Wir
sollten alle mehr Anerkennung, Begeisterung und Unterstützung zum Ausdruck bringen und uns so
gegenseitig den Rücken stärken. Unser Anspruch sollte es sein, uns im Netz so sehr zu lieben, dass
der Hass von wenigen in den Hintergrund rückt.