1. S t a n d p u n k t
A s s e t M a n a g e m e n t G u i d e 2 0 1 5206i
Interessenlage: Status quo und Optimierungs-
potenziale
KriterienbeiderBesetzungvonAnlageausschüssen,Beiräten
und anderen Formen von Gremien können sein – ohne
Anspruch auf Vollständigkeit:
Besetzungaufgrund„freundschaftlicher“Verbundenheit
BesetzungaufgrundvonfachlicherExpertise
Besetzung aufgrund von Bekanntheitsgrad („Multiplika-
tor“,Reputationetc.)
In der Regel liegen Kombinationen bei der Motivlage vor. Je
nach Ausgestaltung und Nominierung ergeben sich ver-
schiedene Diskussionsfelder.
Neutralität, Interessenkonflikte und potenzielle
Risiken
Natürlich kann man den Standpunkt vertreten, dass Gremien
mit rein beratender Funktion aufgrund von Vorschriften ein-
zurichten sind und nicht als „Kernsteuerungsorgane“ bei der
praktischen Umsetzung von Investmententscheidungen
betrachtet werden. Um den Regularien gerecht zu werden,
erscheint möglichst wenig Konfliktpotenzial bei Anlageaus-
schusssitzungen wünschenswert. Würde jede Entscheidung
des Portfoliomanagements engagiert hinterfragt, könnten
übermäßig stark Ressourcen gebunden werden.
Wird der Sinn und Zweck von Gremien in Kontrolle, Risikoma-
nagement und Optimierung von Prozessen gesehen, dann
kann auch eine alternative Haltung eingenommen werden:
Je mehr unabhängige, fachorientierte und interessenfreie
Expertise in den Gremien aufgebaut wird, desto höher das
Potenzial für die Optimierung von Entscheidungsprozessen.
DerganzeBereichderProduktanbieter-bezogenenGremien-
zusammensetzung könnte einer kritischen Betrachtung
würdig sein. Wo liegen in Einzelfällen Interessenkonflikte
vor?
„Freundschaftliche“ Verbundenheit von Gremienmitgliedern
kann in Verbindung mit hoher fachlicher Expertise von Vor-
teil sein, wenn Interessenkonflikt-Potenzial offen angespro-
chen werden kann und konstruktiv diskutiert wird. Bekannt-
heitsgrad und ein beeindruckender Lebenslauf kann, muss
aber nicht, einhergehen mit vertiefter fachlicher Expertise.
Eine interessante Frage zur Identifikation von
Handlungsbedarf
Geht man davon aus, dass rein beratende Gremien ihr volles
Potenzial einbringen sollten bei der Optimierung von Ent-
scheidungen, könnten manchmal „Testfragen“ einen erhel-
lendenEindrucküberdieTiefevoninhaltlichemEngagement
und Interesse von Anlageausschussmitgliedern geben. Inte-
ressant könnte es sein, eine Frage ohne „Voransage“ zu dis-
kutieren, wie zum Beispiel: Wer sind die relevanten Mitbe-
werber des Fondsmanagers, der gerade bei der Anlageauss-
schusssitzung Rede und Antwort steht?
OPTIMIERUNGSPOTENZIALENOCHVORHANDEN?
Asset Management: Gremien, Beiräte und Co.
MarkusHill
AssetManagementGuide2015
„Vielfalt schlägt Einfalt“ – so oft die einschlägige, meist falsch verstandene Losung in der
Diversity-DiskussionindenMedien.ÜbertragenlässtsichdasKonzeptinTeilenauchaufden
BereichderfachlichenZusammensetzungvonGremien,BeirätenundanderenInstitutionen.
Beobachtet man die fachliche Besetzung dieser „Gebilde“ (Anlageaussschuss etc.) in der Pra-
xis, so kann der Eindruck entstehen, dass noch verborgene Potenziale gehoben werden
könnten. Welche Stichpunkte wären für eine „dynamische“ Diskussion interessant?
MarkusHillistunabhängigerAssetManagementConsul-
tantinFrankfurt/Main.MehrInformationenzuseinerPer-
sonunterwww.markus-hill.com.