Das Europa Konsumbarometer wird jährlich von der Commerz Finanz GmbH herausgegeben. Traditionell befasst sich die Studie mit dem Verbraucherverhalten in Europa sowie den Entwicklungen und Trends in verschiedenen Konsumgüterbranchen.
Alle Untersuchungen und Prognosen wurden im Dezember 2012 in Zusammenarbeit mit dem internationalen Marktforschungsunternehmen BIPE auf Basis einer Internetumfrage realisiert.
In der aktuellen Ausgabe liegt der Fokus auf alternativen Konsummöglichkeiten, die sich bei den Verbrauchern etabliert haben, um auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weiter konsumieren zu können. Tauschgeschäfte, der Kauf von Gebrauchtwaren sowie saisonalen und regionalen Produkten oder aber verschiedene Mietmodelle sind für viele Europäer bereits Wirklichkeit geworden.
Die Studie basiert auf einer repräsentativen Befragung von mehr als 6.500 Europäern (über 18 Jahren) in den zwölf teilnehmenden Ländern: Belgien (BE), Deutschland (DE), Frankreich (FR), Großbritannien (GB), Italien (IT), Polen (PL), Portugal (PT), Rumänien (RO), Slowakei (SK), Spanien (ES), Tschechische Republik (CZ) und Ungarn (HU).
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Inhalt
Editorial
Partner und Methode
Executive Summary
Die Stimmung in Europa: Hoffen auf bessere Tage
5 Die Krise dauert an
7 Die persönliche Situation ist besser
9 Das Klima beeinflusst den Konsum
12 Konsum 2013: Die Europäer sind vorsichtig
14 Kaufabsichten: ein vernunftbetonter Konsumansatz
Alternativer Konsum wird zur Regel
16 Konsum, Sparen und Solidarität: Zusammen geht’s leichter
18 Gemeinsam stärker: Private Einkaufskooperationen bringen mehr Gewicht in die Waagschale
21 Konsum „selbst gemacht“
23 Konsumieren ohne zu besitzen
25 Chancen ergreifen, um Geld zu verdienen
Verbraucher trotzen anhaltender Krise
27 Reduzieren statt Totalverzicht: die Kunst, den Gürtel enger zu schnallen
27 Hier wird gespart
29 Liegt das Schlimmste hinter uns?
30 Ausgabensenkungen ja, aber wie?
31 Weniger und besser konsumieren
Konsum – nicht ohne mein Internet
35 Wider den „blinden Konsum“
37 Konsum auf einer höheren Stufe
41 Konsum via Scanner
Der Trend zu verantwortungsvollem Konsum
44 Der Konsument denkt nachhaltig
46 Gesundheit – ein gewichtiges Argument
47 Verzicht auf Zwischenhändler
49 Gesundheit, Umwelt, Portemonnaie ... Marken-Zeichen!
Herausforderungen für Hersteller und Handel
Europäische Märkte
54 Möbel
55 Haushaltsgeräte
56 Unterhaltungselektronik
57 Computer und Zubehör
58 Sportartikel
59 Baumärkte
60 Pkw
61 Konsumentenkredite
Über die Commerz Finanz GmbH
Editorial
Alternativer Konsum: Wir stehen erst am Anfang
Europas Verbraucher üben sich bereits seit geraumer Zeit
im „Krisenmanagement“. Denn seit vier Jahren müssen sie
praktisch ohne Unterbrechung mit den Folgen der Krise
fertig werden: Von der Finanz- über die Wirtschafts- bis
zur Staatsschuldenkrise wurde ihnen nichts erspart. Die
Arbeitslosenquote der Eurozone markiert Höchststände
und beeinträchtigt die Stimmung. Die meisten Länder
setzen Sparprogramme durch, unter denen die vermut-
lich auch 2013 rückläufige Kaufkraft weiter leiden wird.
Angesichts all dieser Entwicklungen bleiben Europas Ver-
braucher nicht passiv. Ganz im Gegenteil, sie legen eine
beachtliche Reaktions- und Anpassungsfähigkeit an den
Tag. Die Ausgaben wurden soweit wie möglich reduziert,
und, wenn sie überflüssig erscheinen, auch ganz einge-
stellt. Stets auf der Jagd nach der günstigsten Gelegen-
heit vergleicht der Käufer Preise und Angebote vor jeder
Kaufentscheidung. Häufig wartet er auch auf Sonderange-
bote oder Schlussverkäufe. Allerdings sind diese Einspar-
potenziale mittlerweile ausgeschöpft, und die Europäer
müssen neue Möglichkeiten finden, um der anhaltenden
Krise standzuhalten.
Der alternative Konsum bietet diese Lösungen: Tausch,
Gebrauchtwaren, Gruppenkäufe, Miete, Kauf beim Erzeu-
ger, Dienstleistungen im Rahmen von Tauschkreisen. Für
viele Europäer sind diese Modelle bereits Wirklichkeit.
Auch das Prinzip der Shareconomy wird für die Europäer
zunehmend bedeutender. Nach dem Motto „gemeinsam
kaufen statt alleine zu besitzen“. Angesichts der wirt-
schaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Ent-
wicklungen stehen wir jedoch erst ganz am Anfang eines
langfristigen Phänomens. In den nächsten Jahren wird
der alternative Konsum eine immer wichtigere Bedeutung
in unserem Leben einnehmen – dies bestätigen die 6.500
befragten Verbraucher. Traditionsgemäß wirft auch
unsere diesjährige Studie einen Blick in die Zukunft, um
die Konsumtrends der kommenden Jahre aufzuspüren.
Alle Untersuchungen und Prognosen wurden im Dezem-
ber 2012 in Zusammenarbeit mit dem internationalen
Marktforschungsunternehmen BIPE auf Basis einer im
November 2012 von TNS Sofres durchgeführten Umfrage
realisiert.
Partner und Methode
Der Studie liegt folgendes Vorgehen zugrunde:
• Befragung einer repräsentativen Bevölkerungsstich-
probe der über 18-Jährigen in den zwölf teilnehmen-
den Ländern: Belgien (BE), Deutschland (DE), Frank-
reich (FR), Großbritannien (GB), Italien (IT), Polen
(PL), Portugal (PT), Rumänien (RO), Slowakei (SK), Spa-
nien(ES),TschechischeRepublik(CZ)undUngarn(HU).
• In Anlehnung an die UN Statistics Division werden
folgende Ländergruppen gebildet:
• Westeuropa: Deutschland, Belgien, Frankreich sowie
erweitert Großbritannien (formal Nordeuropa)
• Südeuropa: Spanien, Italien, Portugal
• Osteuropa: Ungarn, Polen, Tschechische Republik,
Slowakei, Rumänien
• Die Britischen Inseln werden unter Großbritannien
zusammengefasst.
• Befragung von mehr als 6.500 Einzelpersonen. Je Land
umfasst die Stichprobe mindestens 500 Personen.
Editorial |
3. 32 | Executive Summary Executive Summary |
Executive Summary
Die staatliche Schuldenkrise in Europa dauert an. Viele
Länder sind von wirtschaftlicher Stagnation geprägt.
Unter den Verbrauchern herrscht Unsicherheit – dennoch
versuchen sie, ihr Konsumverhalten der aktuellen wirt-
schaftlichen Lage anzupassen. Die wichtigsten Erkennt-
nisse der Studie im Überblick:
• Die Einschätzung der Gesamtsituation des eigenen
Landes ist bereits zum fünften Mal in Folge gesunken.
Dennoch beurteilen die Europäer ihre eigene Situation
in der Regel besser als die Lage ihres Landes.
• Die Deutschen zeigen sich weiterhin optimistisch
und belegen bei der Bewertung erneut den Spitzen-
platz. Die positive Beschäftigungssituation im Land
begünstigt den privaten Konsum.
• In Südeuropa leiden vor allem die spanischen, portu-
giesischen und italienischen Verbraucher unter der
Rezession infolge der staatlichen Schuldenkrise.
• 71 Prozent der Europäer geben an, dass sie nicht über
genügend finanzielle Mittel verfügen, um so zu konsu-
mieren, wie sie es sich wünschen.
• Die wirtschaftliche Unsicherheit führt zu erhöhten
Sparabsichten bei den Verbrauchern. Sie kanalisieren
ihre Kaufabsichten vor allem auf erschwinglichere
Produkte. Vernunftbetonter Konsum steht im Fokus.
Alternativer Konsum wird zur Regel
• Die Krise zwingt die Konsumenten, mit ihrem Budget
zu haushalten. Die Europäer nutzen zunehmend alter-
native Gelegenheiten, künftig mit weniger Geld besser
konsumieren zu können.
• Das Internet ist das ideale Instrument, um die Kauf-
kraft zu optimieren. Soziale Netzwerke ermöglichen
einen Austausch der Verbraucher untereinander. Über
das Internet sind Flohmärkte nun auch online verfüg-
bar. Der Secondhand-Markt wird auf diesem Weg für
viele Verbraucher zur Selbstverständlichkeit.
• Das Umweltbewusstsein unter den Europäern wächst
und sorgt dafür, dass die Verbraucher Wiederverwer-
tungsmöglichkeiten sondieren. Schon jetzt outen sich
knapp zwei Drittel der Befragten als Wiederverwerter,
Tendenz steigend. Auch der Warentausch als älteste
Konsumform der Welt bietet eine radikale Alternative
zum Handelssystem und lebt wieder auf.
• Powershopping lautet das Motto vieler Europäer.
Durch Gruppenkäufe im Internet profitieren die Ver-
braucher von attraktiven Konditionen.
• Soziale Netzwerke dienen nicht nur der Informations-
verbreitung, sondern auch als Plattform für DIY-
Communitys. 77 Prozent der Europäer outen sich als
künftige Feierabendheimwerker und -gärtner.
• Auch Gemeinschaftsanschaffungen sowie Miet- und
Flatratesysteme sind beliebt, um die Kosten zu redu-
zieren. Dies gilt vor allem für Produkte, die nur selten
genutzt werden. So würden über 30 Prozent der Euro-
päer Geräte für den Heimwerker- und Gartenbedarf
sowie die Freizeit- und Sportausrüstung eher mieten,
anstatt sie zu kaufen. Das Prinzip der Shareconomy
wird für die Europäer immer bedeutender. Es basiert
auf dem Teilen und schließt die gemeinsame Nutz-
ung von Wissen, Ressourcen und Erfahrungen ein.
• Die Beziehung zwischen Konsument und Marke ist
keine Einbahnstraße mehr. Individualisierte Produkte
erwecken zunehmend das Interesse der Konsumenten.
70 Prozent der Europäer sind daran interessiert, sich
z. B. in Form von Kundenmeinungen oder Tests an der
Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen
zu beteiligen (Crowdsourcing).
Verbraucher trotzen anhaltender Krise
• Die Europäer lernen, mit der Krise zu leben und pas-
sen sich ihr an. Statt gänzlich auf Konsum zu ver-
zichten, geben 87 Prozent der Befragten an, dass sie
ihre Ausgaben in den kommenden Jahren auf das
Wesentliche beschränken wollen.
• In den vergangenen Monaten sind die Ausgaben der
Verbraucher für die meisten Posten gesunken. Die Deut-
schen hingegen sind nur zu geringen Abstrichen bereit.
Die Ausgabenreduzierungen liegen hier deutlich unter
denen der anderen europäischen Länder.
• Den Rotstift setzen die Europäer vor allem bei Einrich-
tung, Sport- und Freizeitausrüstung sowie Heim-
werkerbedarf an. Bei den Lebensmitteln bevorzugen
sie günstigere Produkte, ohne dabei auf Qualität ver-
zichten zu wollen.
• 93 Prozent der Europäer möchten in Zukunft noch
stärker auf das Preis-Leistungs-Verhältnis achten. Vor
allem Handelsmarken bieten dem Verbraucher einen
Preisvorteil von durchschnittlichen 30 Prozent. Han-
delsmarken passen sich den Vorlieben der Käufer an
und greifen Themenkomplexe wie nachhaltige Ent-
wicklung oder Biolandwirtschaft auf.
Konsum – nicht ohne mein Internet
• Das Internet ist als Informationsquelle einzigartig
und revolutioniert die Prozesse der Kaufentschei-
dung. Vor allem Preisvergleichsseiten werden von
den Europäern geschätzt. Bereits 78 Prozent der
Befragten besuchen diese Seiten, bevor sie ein Pro-
dukt kaufen. Der Informationsaustausch der Ver-
braucher auf sozialen Netzwerken gewinnt zuneh-
mend an Bedeutung.
• Der Konsum 2.0 ist einfacher, intelligenter und mo-
derner. Das Angebot folgt der Nachfrage: Zwischen
2009 und 2011 nahm die Zahl der Online-Händler
in Europa um 26,5 Prozent zu.
• Der steigende Internetkonsum verändert die Rolle des
stationären Handels als bevorzugter Einkaufsort. Den-
noch bleiben lokale Geschäfte auch weiterhin inte-
graler Bestandteil des Kaufprozesses. Vor allem im
Schaufenster entdecken die Konsumenten Produkte,
die sie im Anschluss über das Internet bestellen –
das sogenannte Showrooming ist äußerst beliebt.
• Den Weg zum Supermarkt werden in Zukunft immer
weniger Europäer auf sich nehmen. Knapp die
Hälfte der Befragten (45 %) gibt schon jetzt an, dass
sie sich ihre Lebensmittel nach der Bestellung im
Internet nach Hause liefern lassen.
• Drive-in-Supermärkte ermöglichen den Kunden, ihre
Einkäufe nach Bestellung und Bezahlung im Inter-
net vor Ort abzuholen. Besonders in Osteuropa er-
freut sich dieses Modell bisher besonderer Beliebt-
heit.
• Smartphones und Tablet-PCs bieten den Konsumen-
ten eine ganze Palette an Apps für das Online-Shop-
ping. Mehr als ein Drittel der Europäer will Einkäufe
künftig über ein mobiles Endgerät tätigen. 30 Prozent
der Befragten wollen es in Zukunft auch zur Bezah-
lung einsetzen.
Der Trend zu verantwortungsvollem Konsum
• Den europäischen Verbrauchern sind ethisches Ver-
halten der Hersteller und Umweltaspekte bei der Her-
stellung wichtig. Mehr als die Hälfte der Befragten
beabsichtigt, ihr Konsumverhalten in Zukunft an den
Nachhaltigkeitskriterien auszurichten.
• Regionale Produkte spielen künftig eine bedeutende
Rolle. In Europa wollen 89 Prozent auf die regionale
Herkunft achten.
• Die Gesundheit steht für viele Europäer nach wie vor
an erster Stelle. Saisonale Produkte aus der Region bie-
ten den Konsumenten zugleich einen gesundheit-
lichen und einen wirtschaftlichen Mehrwert.
• Europas Verbraucher suchen den direkten Kontakt
zu den Erzeugern. Auf der einen Seite können die
Erzeuger dabei ihre Gewinnmargen maximieren, auf
der anderen Seite sparen die Verbraucher. 75 Prozent
der Europäer beabsichtigen in Zukunft den unmittel-
baren Kauf ohne Umwege über den Handel.
5. Commerz Finanz GmbH
Ein Gemeinschaftsunternehmen von
BNP Paribas Personal Finance und Commerzbank
Commerz Finanz GmbH
Schwanthalerstraße 31
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www.commerzfinanz.com
Stand:04/2013
www.europa-konsumbarometer.com