Hamburger Senat erklärt Radfahrern und Fußgängern den Krieg
1. www.hamburger-wochenblatt.de■ BARMBEK ■ OHLSDORF
HAMBURGER
Kleinanzeigen
040/554 472 770
Nr. 8 | 21. Jahrgang
20. Februar 2019
BARMBEK Der Ring 2 im
Abschnitt Habichtstraße,
Nordschleswiger Straße
und Wandsbeker Allee
wird zur Baustelle.
CHRISTINA BUSSE
Die Instandsetzungsarbeiten
zwischen Hellbrookstraße
und Wandse beginnen nach
Angaben des Landesbetriebs
Straßen, Brücken und Ge-
wässer (LSBG) am Montag,
4. März. Das Stadtteilbüro
Dulsberg lädt deshalb alle
Interessierten für Montag,
25. Februar, um 18 Uhr in
das Café der Köster-Stiftung,
Meisenstraße 25, ein. Dort
sollen der LSBG und die aus-
führende Baufirma über den
Bauablauf informieren.
Gleichzeitig bekräftigen die
Stadtteilräte Barmbek-Nord
und Dulsberg ihre Kritik an
den geplanten Maßnahmen.
Seit der LSBG sein Vorhaben
2017 erstmals vorgestellt hat,
regt sich dagegen auf breiter
Basis Protest. Daran beteiligt
haben sich auch bereits der
Seniorenbeirat Hamburg-
Nord, ADFC, VCD, Fuß e.V.,
Radentscheid Hamburg,
Greenpeace sowie der Blin-
den- und Sehbehindertenver-
ein Hamburg.
„Weitblick fehlt“
„Die Planung ist nicht mehr
zeitgemäß. Sie bedeutet eine
totale Flickschusterei für
alle, die nicht im Auto sit-
zen“, vermisst Jürgen Fied-
ler, Leiter des Stadtteilbüros
Dulsberg, einen in die Zu-
kunft gerichteten Weitblick
in der behördlichen Heran-
gehensweise. Größter Kri-
tikpunkt: Der LSBG sieht die
vier Fahrspuren, zwei für
jede Richtung, für den Ring 2
als unverzichtbar an. Da alle
Beteiligten die Bäume an der
durch Lärm und Abgase stark
belasteten Straße behalten
wollen, bleibt nicht genug
Raum für durchgehend ge-
trennte Geh- und Radwege.
Stattdessen sollen Fußgänger
und Radfahrer streckenwei-
se einen Weg von nur 2,50
Meter Breite im gemischten
Verkehr gemeinsam nutzen.
„Konflf ikte sind da pro-
grammiert“, ist sich Helga
Reichow sicher. „Alle auf
einem Weg – Senioren, teils
mit Rollator, kleine Kinder,
Kinderwagen, Radfahrer,
manche mit Anhänger oder
durch Elektroantrieb schnel-
ler unterwegs –, das birgt ein
immenses Unfallpotenzial“,
so Reichow, die sich im Stadt-
teilrat Barmbek-Nord enga-
giert. Eines der Nadelöhre
wäre der Fuß- und Radweg
vor der Seniorenanlage der
Köster-Stiftung an der Ha-
bichtstraße. Die Akteure in
den Stadtteilen fordern den
LSBG auf, weiter nach besse-
ren Lösungsmöglichkeiten zu
suchen. Weiter auf SEITE 3
„Da sind Konflikte
programmiert“
UMBAU HABICHTSTRASSE weiter in der Kritik
Der schmale Weg entlang der Köster-Stiftung soll zukünftig von Fußgängern und Radlern gemischt
genutzt werden: Ein Nadelöhr mit großem Konflikt- und Gefahrenpotenzial Foto: Busse
. .
FORTSETZUNG VON SEITE 1
Zum Beispiel weitere Flächen
entlang der Wege aufzukau-
fen und damit ausreichend
Platz für getrennte Rad- und
Gehwege zu erhalten. Beste-
hen bleibt aber vor allem die
Kritik an der grundsätzlichen
Planung. „Eine Verkehrswen-
de zugunsten von Fußgän-
gern, Radfahrern, Bus und
Bahn bildet sich hier gar nicht
ab. Die Verwaltung hinkt der
Entwicklung hinterher, statt
das von vielen Anwohnern
als belastend empfundene
Verkehrsaufkf ommen mit
geeigneten Maßnahmen ak-
tiv zu reduzieren und die
Lebensqualität zu verbes-
sern“, so Ulli Smandek vom
Stadtteilrat Barmbek-Nord:
„Und wenn jetzt Millionen
Euro in den Ring 2 investiert
werden, wird er die nächsten
20 bis 30 Jahre nicht wieder
angefasst werden.“ Jahrzehn-
te, in denen vor allem dieje-
nigen, die sich umwelt- und
sozialfreundlich zu Fuß oder
per Rad fortbewegen, die Sa-
che ausbaden müssen. „Auf
sie wälzt man die Konflf ikte
ab“, bringt es Fiedler auf den
Punkt. (cb)
Mehr Lebensqualität gefordert
Stadtteilräte vermissen Zukunftsdenken bei der Ring-2-Planung
Die Instandsetzung des Ring 2 nach aktuellen Planungen ist aus
Sicht der Stadtteilräte ein Schritt in die falsche Richtung: Ulli
Smandek (links), Helga Reichow und Jürgen Fiedler Foto: Busse