1. Unbezwingbar
Amicale verteidigt den Meistertitel erneut
VON BOB HEMMEN
Amicale hat es zum dritten Mal in
Folge geschafft: Steinsel krönte sich
gestern wieder zum Meister und ließ
die unklare Zukunft zumindest für
einige Stunden in Vergessenheit ge-
raten.
Wer wird in der kommenden Sai-
son noch im Kader stehen? Gehört
Amicale weiterhin zu den Top-
teams der Total League? Alles Fra-
gen, die den Steinselern gestern
Abend in Ettelbrück völlig egal sein
konnten.
In seinem letzten Spiel als Ami-
cale-Trainer sah Ken Diederich ei-
nen 85:82-Sieg gegen Etzella. Ob-
wohl Melcher und Co. nicht zwin-
gend als Favorit in die Finalserie ge-
gangen waren, setzten sie sich letzt-
lich souverän mit 3:0 durch.
Auf dem Parkett wurde ausge-
lassen gefeiert, und die Sektkorken
knallten. Während es viele Mann-
schaften nach erneuten Titelgewin-
nen ruhiger angehen lassen, war die
Freude im Amicale-Lager riesen-
groß. „Jeder Titel ist auf seine ei-
gene Art und Weise etwas Beson-
deres“, beschrieb US-Amerikaner
McDaniel die Gefühlslage.
Über die Zukunft wollte nach dem
Triumph niemand wirklich reden.
Gespräche sollen erst in den kom-
menden Tagen geführt werden.
Viele Abgänge stehen im Raum. Ne-
ben Diederich, bei dem schon seit
Monaten feststeht, dass er eine Pau-
se einlegt, könnten auch Picard und
Melcher künftig nicht mehr das
Amicale-Trikot tragen. „Ich werde
in den nächsten Wochen eine Ent-
scheidung treffen“, erklärte Ex-Na-
tionalspieler Picard.
McDaniel hatte nach dem Final-
einzug vom Karriereende gespro-
chen, laut aktuellem Stand sind al-
lerdings sowohl ein Verbleib als
auch ein Wechsel möglich. Auch
Wolffs Zukunft ist noch ungeklärt.
Während Gespräche über die
nächste Saison nur ungerne geführt
wurden, blickten die Amicale-Ak-
teure mit Freude auf die Finalserie
zurück: „Wir hatten keinen Heim-
vorteil, deshalb war es für uns eine
etwas andere Situation. Dass wir di-
rekt das erste Duell auswärts ge-
wonnen haben, war enorm wich-
tig“, so Picard. Für Trainer Diede-
rich waren es bis auf Weiteres die
letzten Finals. Dass er seine Zeit in
Steinsel mit dem dritten Meisterti-
tel sowie dem erneuten Doublé krö-
nen konnte, machte den 40-Jähri-
gen besonders glücklich: „Ich bin
erleichtert, dass wir es geschafft ha-
ben. Als Trainer hat man viel Druck
und denkt phasenweise nur an Bas-
ketball. Deshalb freue ich mich jetzt
auf meine Pause.“
Nach dem Pokalerfolg hatte Die-
derich bereits erklärt, dass er kein
Partytyp sei, auch in den Stunden
nach dem gestrigen Sieg wollte er
es etwas ruhiger angehen lassen:
„Ich feiere eher innerlich“, sagte er
und fügte hinzu: „Ich trinke keine
15 Biere, da wird mir nur schlecht.“
Bevor es nach Steinsel zur Meis-
terfeier ging, blickte allerdings auch
der Coach noch einmal auf die Se-
rie zurück. „Etzella hat es bei uns
verpasst, als Sieger vom Platz zu ge-
hen. Das war die große Chance. Wir
haben Spieler im Kader, auf die in
solchen Partien einfach Verlass ist.“
Einer dieser Schlüsselakteure war
McDaniel, der im zweiten Spiel 34
Punkte erzielte und im Entschei-
dungsduell auf 28 Zähler kam. Mit
seinem Dreier 56 Sekunden vor
Schluss sorgte er für die Vorent-
scheidung. „Mir war klar, dass ich
noch ganz gut werfen kann“, er-
zählte der 32-Jährige mit einem Lä-
cheln im Gesicht.
Bekanntes Szenario
Dass er und seine Teamkollegen den
Titelgewinn in fremder Halle per-
fekt machten, störte die Steinseler
nur wenig. Auch darin haben sie Er-
fahrung, denn bereits vor zwei Jah-
ren war Amicale auswärts Meister
geworden, damals in Stadtbredimus
bei den Musel Pikes.
Eine große Feier wurde zwar
nicht organisiert, traditionell ging es
für die Spieler, die Verantwortli-
chen und die Fans nach dem Sieg al-
lerdings nach Steinsel in die Sport-
halle Alain Marchetti, um sich in Li-
la und Gelb über die Trophäe zu
freuen. Das Ende der Ära Diederich
wird wohl dafür sorgen, dass das ein
oder andere Bier mehr über die La-
dentheke gehen wird, auch wenn sie
nicht für den Coach selbst be-
stimmt sind.
Als Diederich 2012 nach Steinsel
kam, hätte wohl selbst Präsident
Frank Fischer nicht damit gerech-
net, dass in sechs Jahren drei Meis-
tertitel und zwei Pokalsiege heraus-
springen würden.
Dass es als Trainer dennoch nicht
immer einfach war, beschrieb Die-
derich gestern: „Als luxemburgi-
scher Coach hat man es hierzulan-
de nicht immer einfach, von jedem
respektiert zu werden. Aus diesem
Grund gibt es auch nicht viele ein-
heimische Trainer.“
Wieder ganz oben
Das Ansehen seiner Schützlinge und
auch das der Konkurrenten hat er
sich längst verdient, denn, nachdem
Diederich und seine Steinseler zu
Beginn seiner Trainerlaufbahn stets
an T71 scheiterten, waren sie es in
den vergangenen Jahren selbst, die
im nationalen Basketball zum Maß
aller Dinge wurden.
Dass sich dies bald ändern könn-
te, schien den meisten Beteiligten
zumindest gestern wirklich egal ge-
wesen zu sein. Zu groß war bei den
Steinselern die Freude über die Ti-
telverteidigung, zu erleichternd die
Tatsache, dass man trotz einer pha-
senweise schwierigen Saison am
Ende dann doch wieder auf dem Po-
dium stand, und die Trophäe hoch-
halten durfte.
Etzella – Amicale 82:85
ETZELLA: 34 Körbe, davon 4 à 3 P.,
3/5 + 7/9 Freiwürfen, 7+10 Fehler –
Unsportliches Foul: 15.' Barden
P. Gutenkauf 6+2, I. Delgado 0, J. Del-
gado 9+8, McNutt 4+14, Barden 17+16,
dann: Benseghir 0+3, F. Gutenkauf
3+0, Polfer 0
AMICALE: 31 Körbe, davon 10 à 3 P.,
6/8 + 7/9 Freiwürfen, 6+12 Fehler –
40.' Melcher ausgeschieden
Koster 4+6, Melcher 3+0, McDaniel
18+10, Picard 11+4, Coleman 15+12,
dann: Wolff 0, Hoeser 2+0
Besondere Vorkommnisse: Etzella oh-
ne den verletzten Schmit (Knie).
Ettelbrück in der zweiten Halbzeit
13 Minuten lang ohne Wechsel.
Zwischenstände: 5.' 10:13, 10.' 19:26,
15.' 30:39, Halbzeit: 39:53, 25.' 47:60,
30.' 62:66, 35.' 66:75
Maximaler Vorsprung: Etzella +2 (2:0),
Amicale +17 (58:41)
Schiedsrichter: Mouton, Wolzfeld,
Melchior
Zuschauer: 600 zahlende
„Wir haben
Spieler
im Kader, auf die
in solchen Spielen
einfach Verlass ist.“
Ken Diederich
Samy Picard und Yann Wolff (l.) jubeln, dabei ist die Zukunft beider Ami-
cale-Akteure noch ungewiss.
Pitt Koster hält mit Amicale dagegen, obwohl Billy McNutt (l.), Derrick Bar-
den und Co. im zweiten Durchgang aggressiver sind. (FOTOS: ROLAND MINY)
Lehrgeld gezahlt
Etzella will aus der Finalniederlage positive Schlüsse ziehen
VON BOB HEMMEN
Nach der Niederlage im Pokalfinale
scheiterte Etzella auch im Endspiel
der Meisterschaft an Steinsel. Trotz-
dem gibt es für die Ettelbrücker
Gründe, optimistisch nach vorne zu
blicken.
Amicale konnte jahrelang ein Lied
davon singen, dann mussten es auch
die Musel Pikes erfahren, jetzt wis-
sen die Ettelbrücker ebenfalls, wie
es sich anfühlt: Endspiele zu ver-
lieren, ist bitter.
Während die Steinseler aus Feh-
lern lernten und nach der T71-Ära
das beste Team des Landes wur-
den, haben die Musel Pikes trotz
zweier Finalteilnahmen in der
Meisterschaft sowie eines Pokal-
endspiels keinen Titel geholt. Et-
zella möchte es besser machen:
„Unsere Zukunft sieht rosig aus.
Wenn das Team zusammenbleibt,
bin ich davon überzeugt, dass wir ir-
gendwann die Meisterschaft gewin-
nen. Wir kommen dem Titel immer
näher, nun wollen wir den nächsten
Schritt gehen“, sagte Kapitän Jairo
Delgado gestern Abend.
Selbst in der Hand
Im Finale der Coupe de Luxem-
bourg hatte Etzella bei der Nieder-
lage gegen Steinsel am 17. März kei-
nen guten Eindruck hinterlassen, in
der Best-of-five-Serie wäre aller-
dings mehr drin gewesen. Im ersten
Duell hatten die Ettelbrücker etwas
Pech, zudem traf McNutt kurz vor
Schluss eine fatale Fehlentschei-
dung, als er einen Freiwurf mit Ab-
sicht verfehlte, um sich den Re-
bound zu schnappen. Dabei berühr-
te der Ball den Ring allerdings nicht,
sodass Steinsel in Ballbesitz kam. In
der zweiten Begegnung brach Et-
zella im Schlussviertel ein, obwohl
das Team von Trainer Kresimir Ba-
sic das Spiel über weite Strecken be-
stimmte. Im dritten Aufeinander-
treffen zeigten die Ettelbrücker vor
dem Seitenwechsel eine schwache
Leistung, obwohl sie sich zurück-
kämpften, reichte es am Ende nicht
zum Sieg.
„Wir sind in der zweiten Halb-
zeit aggressiver geworden und ha-
ben endlich angefangen zu vertei-
digen“, meinte Coach Basic, der
ebenfalls davon überzeugt ist, dass
er schon bald mit Titeln klappen
könnte. „Wir müssen weiter fokus-
siert und hart arbeiten, um nächste
Saison hoffentlich noch etwas bes-
ser zu sein.“
Vom Finalgegner kann Etzella
lernen, wie man nach Niederlagen
stärker zurückkommt. In der nächs-
ten Spielzeit zählen die Ettelbrü-
cker wieder zu den Titelfavoriten.
Ob es große Änderungen geben
wird, ist noch nicht bekannt. Tim
Schmit soll zwar zurück nach Hef-
fingen kehren, der 23-Jährige er-
lebte bei Etzella jedoch ohnehin
eine enttäuschende Saison. Basic
bleibt der Mannschaft aus dem Nor-
den wohl als Trainer erhalten. Der
42-Jährige hatte einen großen An-
teil daran, dass es Etzella in dieser
Saison bis ins Finale schaffte und
andere Teams hinter sich ließ.
Die Tränen sollten in Ettelbrück
demnach schnell trocknen, denn
nach der Pause werden Jairo Del-
gado und Co. einen neuen Versuch
wagen, um den ersten Meistertitel
seit 2006 nach Ettelbrück zu holen.
Etzella-Trainer Kresimir Basic ist am Spielfeldrand stets emotional. (FOTOS: ROLAND MINY)
Kapitän Jairo Delgado ist von der Qualität des Teams überzeugt.
LuxemburgerWort LuxemburgerWort
S2/22 BASKETBALL Montag, den 7. Mai 2018 Montag, den 7. Mai 2018 BASKETBALL 23/ S3
Außerordentlicher Kongress der FLBB
Am 22. September ist
Meisterschaftsbeginn
Im Amphitheater der Coque in
Kirchberg fand am vorgestrigen
Samstag der außerordentliche
Kongress der FLBB statt. Auf der
Tagesordnung standen vor allem
vorgesehene Änderungen der
administrativen Satzungen und
Verordnungen im Jugendbe-
reich. Der Verbandsvorsitzende
Henri Pleimling trug den
stimmberechtigten Vereinen die
von einer Arbeitsgruppe ausge-
arbeiteten Vorschläge vor. Die
zur Abstimmung vorgebrachten
Textvorlagen betreffend Ju-
gendtransfers und Ausleihen von
Jugendspielern wurden mehr-
heitlich angenommen. Allerdings
muss die neue Fassung noch
durch einige präzise Formulie-
rungen bis zum FLBB-Kongress
im kommenden September an-
geglichen werden. Am Samstag
wurde dann auch der Spielka-
lender für die Saison 2018/2019
präsentiert. Die Meisterschaft
beginnt am 22. September mit
dem ersten Spieltag der Qualifi-
kationsrunde. Die Play-off-Run-
de startet am 9. Februar. Für die
Play-off-Runde hat die FLBB ein
Schema mit der Reihenfolge der
Paarungen ausgearbeitet, das am
Samstag auch von den Vereinen
angenommen wurde. Das erste
Finale der Männer ist für den 20.
April angesetzt, während das
Endspiel der Coupe de Luxem-
bourg am 16. März stattfindet.
Ein weiterer sportlicher Höhe-
punkt wird die Teilnahme an
den Spielen der kleinen euro-
päischen Staaten vom 26. Mai bis
zum 1. Juni 2019 in Montenegro
sein. PJ
RESULTATE UND TABELLE
MÄNNER – TOTAL LEAGUE – AUF- UND
ABSTIEGSGRUPPE
Racing – Résidence 92:79
Kordall – Telstar 69:104
Heffingen – Contern 95:71
Arantia – BC Mess 89:62
l 1.Arantia 14 8 6 1248:1237 58
l 2.Kordall 14 6 8 1260:1395 53
l 3.Racing 14 14 0 1274:976 52
l 4.Résidence 14 10 4 1270:1135 47
l 5.Telstar 14 4 10 1119:1219 47
l 6.BC Mess 14 4 10 1093:1247 46
l 7.Contern 14 5 9 1206:1235 43
l 8.Heffingen 14 5 9 1147:1173 40
l Teilnehmer aus der Total League
l Teilnehmer aus der Nationale 2
Die beiden ersten Teams jeder Farbe spie-
len in der kommenden Saison in der Total
League.
In der NBA
James erneut
nicht zu stoppen
Dank einer weiteren Heldentat von
LeBron James steht Vizemeister
Cleveland Cavaliers in der NBA
dicht vor dem Einzug ins Halbfina-
le der Play-offs. Zum zweiten Mal
in der laufenden Meisterrunde
warf James sein Team in letzter
Sekunde zum Sieg, der dreimalige
Champion traf gegen die Toronto
Raptors zum 105:103. „Ich lebe für
diese Momente“, sagte James, der
am Ende auf 38 Punkte, sieben As-
sists und sechs Rebounds kam. Da-
mit führt Cleveland in der Best-of-
seven-Serie 3:0, in der Nacht zu
Dienstag kann sich der Meister von
2016 das Weiterkommen sichern.
Steinseler Party in Ettelbrück: Die
Fans, Spieler und Verantwortlichen
sind nach dem Auswärtssieg
in Feierlaune.