Sensationsfund Tyrannosaurus Rex: Fast vollständiges Skelett vom weltweit größten Fleischfresser auf Gut Aiderbichl Henndorf in Österreich zu bewundern
4. Die Ausgrabung
Alles begann 2013 mit dem Traum von Naturalis-Ge-
schäftsführer Edwin van Huis: ein eigener Tyranno-
saurus rex im Naturalis-Neubau. Im September 2016
wurde dieser Traum Wirklichkeit. Dann nämlich
wurde das außergewöhnlich vollständige, in sehr
gutem Zustand erhaltene Skelett des T. rex bei Na-
turalis in Leiden ausgestellt. Der Fund des Fossils,
das international zu den drei am vollständigsten er-
haltenen T. rex-Skeletten zählt, verlief jedoch nicht
ohne Schwierigkeiten.
Im Frühjahr 2013 machte Naturalis sich auf die Su-
che nach Überresten des bekanntesten fleisch-
fressenden Dinosauriers. Dabei kam das Team in
Kontakt mit dem Paläontologen und T. rex-Exper-
ten Peter Larson vom Black Hills Institute. Er machte
Naturalis zunächst auf einen vielversprechenden
Fund in Wyoming, USA, aufmerksam. Hier wurden
im Frühjahr 2013 leider doch kein komplettes T. rex-
Skelett, sondern nur Teile des linken Beins und Fußes
gefunden.
Zum Glück war die Chance auf einen T. rex damit
nicht verpasst. Larson machte Naturalis auf eine an-
dere Stelle aufmerksam. In Montana nämlich hatte
ein Amateurpaläontologenpaar Reste eines T. rex
entdeckt: den Unterkiefer, einzelne Zähne, einen
Teil des Hüftgelenks und das Steißbein. Man ging
davon aus, dass noch mehr Material des T. rex im
Boden lag. Vom 30. August bis zum 8. September
2013 führte Naturalis die Ausgrabungen fort. Das
Expeditionsteam legte in Montana einen fast kom-
pletten T. rex frei.
Es scheint, dass 80 % des Knochenvolumens vor-
handen sind. Damit gehört dieses Fossil zu den
drei am vollständigsten erhaltenen Tyrannosaurus
rex-Skeletten der Welt. Außerdem sind alle Knochen
ausgesprochen gut erhalten. Die Qualität dieses
Fossils ist im Vergleich zu einigen anderen großen
T. rex-Funden unübertroffen. Um die Knochen zu
schützen, wurden sie eingegipst. Im Labor des Black
Hills Institute wurden sie weiter präpariert. Von feh-
lenden Knochen wurden 3D-Drucke angefertigt.
Alle Knochen wurden in einen Stahlrahmen mon-
tiert. Erstmals in der Geschichte wurde der origina-
le, massige Schädel auf das Skelett platziert.
Zeitleiste
Das Skelett wurde im Black Hills Institute im Bundes-
staat Süd-Dakota präpariert, stabilisiert und für die
Ausstellung in einen Metallrahmen montiert. Au-
ßerdem fanden ausführliche Untersuchungen an
den Knochen statt.
Ende Juni 2016: Montage des Skeletts abgeschlossen
Ende August 2016: Der T. rex landet in Schiphol
26. August 2016: Einzug des T. rex in sein neues Zu-
hause in Leiden
9. September 2016: offizielle Eröffnung der Ausstel-
lung T. rex in Town im Pesthuis
10. September 2016 bis 5. Juni 2017: T. rex in Town für
Besucher geöffnet
Ab 5. Juni 2017: Das T. rex Skelett geht auf Reisen
16. Juni 2017: Der T. rex erreicht Gut Aiderbichl
Henndorf
20. Juni 2017: Das Skelett ist fertig montiert.
23. Juni 2017: offizielle Eröffnung der Ausstellung
auf Gut Aiderbichl
Ende 2018: voraussichtliche Eröffnung des neuen
Naturalis-Museums Nach Fertigstellung des neu-
en Museums erhält der T. rex einen Platz in der
Ehrengalerie des Dinosauriersaals. In der Rexperi-
ence steigen Besucher in eine Zeitmaschine, die
sie in die Kreidezeit entführt. Dort erleben sie eine
spannende Begegnung mit dem T. rex in seiner ur-
sprünglichen Umgebung.
• Länge: 12 Meter
• Höhe: knapp 5 Meter
• Gewicht: 5.000 kg
• Alter des Skeletts:
66 Millionen Jahre
• Länge Schädel : 1,50 Meter
• Vollständigkeit Skelett : etwa 80 %
Knochenvolumen, internationale Top 3
• Alter des Tieres zum Todeszeitpunkt:
mindestens 30 Jahre, bis dato ältester
T. rex
• Geschlecht: weiblich
• Gewicht lebender ausgewachsener
T. rex: 5000 Kilogramm
• Fundort : Montana, USA
• Ausgrabung: 30. August bis 8. Septem-
ber 2013
Das Skelett
Zahlen & Daten
5. Forschungsarbeiten
Naturalis führte eine detaillierte morphologische
Beschreibung der Knochen sowie einen Vergleich
mit anderen Exemplaren durch. Gemeinsam mit
anderen Forschern aus dem In- und Ausland will
Naturalis versuchen, diverse weitere Forschungsfra-
gen zu beantworten.
Das Skelett
Es scheint, dass 80 % des Knochenvolumens vorhan-
den sind. Alle essentiellen, voluminösen Knochen
sind vorhanden. Nur einige kleinere Knochen feh-
len. Damit gehört dieses Fossil zu den drei am voll-
ständigsten erhaltenen Tyrannosaurus rex der Welt.
Außerdem sind alle Knochen ausgesprochen gut
erhalten. Die Qualität dieses Fossils ist im Vergleich
zu einigen anderen großen T. rex-Funden unüber-
troffen.
Alter des Skeletts
T. rex lebte am Ende der Kreidezeit vor 66 Millionen
Jahren. Es ist jedoch wichtig, genau zu wissen, wie
alt dieses Skelett war, um die Evolution des T. rex
noch besser verfolgen zu können. Das genaue Alter
wird mit Hilfe geologischer und paläomagnetischer
Untersuchungen und einem Lackprofil des Bodens
bestimmt. Naturalis arbeitet hierbei mit Geologen
der Freien Universität Amsterdam und der Univer-
sität Utrecht zusammen. Außerdem trägt die Erfor-
schung von fossilen Pflanzen und Pollenresten aus
denselben Erdschichten zur Altersbestimmung des
Skeletts bei.
Alter des Tieres
So wie das Alter von Bäumen durch Zählen der
Jahresringe bestimmt werden kann, lässt sich auch
das Alter dieses T. rex durch Zählen der Wachstums-
linien in den Knochen ermitteln. Hierbei kam die
Röntgenmikrotomografie, ein bildgebendes, kno-
chenschonendes Verfahren, zum Einsatz. Nur in das
Wadenbein, die Fibula, wurde ein sehr kleines Loch
gebohrt, damit die Ergebnisse des Röntgenverfah-
rens miteinander verglichen werden konnten. Dies
erfolgte in Zusammenarbeit mit einem belgischen
Forscher, der mit der Freien Universität Brüssel und
dem Königlichen Belgischen Institut für Naturge-
schichte verbunden ist. Die Wachstumslinien waren
infolge von Remodeling, eines biologischen Prozes-
ses, der mit zunehmendem Alter des Tieres einsetzt,
kaum noch erkennbar. Das deutet darauf hin, dass
es sich um ein sehr altes Exemplar handelt. Die Rau-
heit des Schädels lässt ebenfalls darauf schließen,
dass dieses Individuum ein für einen T. rex hohes Al-
ter von bestimmt 30 Jahren erreicht hat.
Schädel
Der Schädel wurde mit Hilfe eines großen Indust-
rie-CT-Scanners im Fraunhofer-Entwicklungszent-
rum Röntgentechnik (EZRT) in Fürth gescannt. Die
Auflösung dieses 3D-Scans ist in jeder Dimension
zehn Mal so hoch wie die irgendeines anderen
Scans eines T. rex-Schädels. Es sind Details zu sehen,
die kleiner als 1 mm sind. Das ist einmalig. Sogar die
ursprüngliche Lage von Weichgewebe wie den
Atemwegen ist zu erkennen. Der Scan ermöglich-
te es, einen 3D-Druck des Gehirns dieses T. rex zu
erstellen.
Geschlecht
Der erste klare Hinweis darauf, dass es sich bei die-
sem T. rex um ein weibliches Exemplar handelt, ist
der dicke Höcker über der Augenhöhle. Frühere
T. rex-Funde haben gezeigt, dass diese Art in zwei
verschiedenen Erscheinungsformen, nämlich in
robuster und weniger robuster Form, auftrat. Wahr-
scheinlich war dies ein Merkmal, durch das sich die
beiden Geschlechter voneinander unterschieden.
Das Vorhandensein von Gewebe mit Kalkeinlage-
rungen im Inneren einiger Knochen bei der robus-
ten Form verrät, dass es sich bei diesem Exemplar
um einen weiblichen T. rex handelt. Die Mineralien
werden zeitweise eingelagert und so ein Vorrat für
die Produktion von Eiern geschaffen. Naturalis wird
bei dem gefundenen Skelett - der robusten Form -
die Unterschiede zwischen der robusten und weni-
ger robusten Form weiter untersuchen. Außerdem
hoffen die Forscher, Hinweise auf Kalkeinlagerun-
gen zu finden, obwohl man noch nicht weiß, in wel-
chem Alter T. rex das Eierlegen eingestellt hat.
Ernährung
Analysen stabiler Isotope in fossilem Material, vor
allem von 13C (Kohlenstoff) und 18O (Sauerstoff),
liefern eine Fülle von Informationen über das Leben
dieses Dinosauriers. Die Menge an 13C kann etwas
über den Speisezettel des T. rex aussagen, die Men-
ge an 18O wiederum verrät die Körpertemperatur
und chemische Zusammensetzung des Wassers,
das dieser T. rex trank. Durch den Vergleich aufei-
nander folgender Schichten Zahnschmelz hoffen
die Forscher, mögliche Migrationsmuster zu erken-
nen. Die Untersuchung auf stabile Isotope erfolgt in
Zusammenarbeit mit der Freien Universität Amster-
dam.
Knochenschäden und -erkrankungen
Bei der Ausgrabung stellten die Paläontologen An-
zeichen verschiedener Erkrankungen und Schä-
den der Knochen fest. Das bedeutet, dass die alte
Dame in ihrem Leben Krankheiten und Verletzun-
gen überstanden hat.
Das rechte Wadenbein sowie eine der Rippen las-
sen Verwachsungen erkennen, die auf einen Kno-
chenbruch oder eine Infektion hindeuten.
Auch die Kiefer mussten einiges aushalten. Sie hatte
eine Infektion im rechten Oberkiefer und im linken
Unterkiefer klafft ein Loch. Dieses wurde möglicher-
weise durch einen männlichen T.rex bei einer Paa-
rung verursacht oder entstand bei einem Kampf.
Weitere Hinweise auf einen Kampf mit einem Art-
genossen sind eine verheilte Bisswunde am rechten
Oberkiefer und einige teils verheilte Schrammen
am linken Oberkiefer. Diese Verletzungen hat sie
sich nur wenige Wochen vor ihrem Tod zugezogen.
Das Kreuzbein und der erste Rückenwirbel sind un-
6. gleich entwickelt. Dies kann auf eine angeborene
Abweichung oder eine Verletzung in sehr jungem
Alter hinweisen. Auch an den Schwanzwirbeln
wurden weitere Abweichungen vorgefunden.
Durch all diese Hinweise erfahren wir mehr über
das Alltagsleben von Dinosauriern vor 66 Millio-
nen Jahren.
An den medizinischen Untersuchungen der T.
rex-Knochen ist auch das Leidener Universitätsklini-
kum (LUMC) beteiligt.
Geschwindigkeit
Gemeinsam mit Forschern aus Manchester wol-
len wir versuchen, genauere Erkenntnisse über die
Fortbewegung des T. rex zu gewinnen. Schon seit
Jahren werden die Art der Fortbewegung und die
Spitzengeschwindigkeit des T. rex diskutiert. Aktu-
elle Forschungsergebnisse weisen auf die mögli-
cherweise wichtigere Rolle hin, die in den Sehnen
gespeicherte Energie während bestimmter Phasen
der Fortbewegung gespielt hat. Naturalis wird mit
Hilfe der erstellten CT-Scans die Form der Knochen
und die Befestigung der Sehnen genauer untersu-
chen. Dieser alte T. rex kann somit wertvolle Infor-
mationen im Hinblick auf die Untersuchung der Ge-
schwindigkeit des T. rex liefern.
Dr. Anne Schulp,
Senior Researcher –
Fossile Wirbeltiere
Als Wirbeltierpaläontologe versucht Anne Schulp,
Fossile durch Forschung und Öffentlichkeitsarbeit
wiederzumLebenzuerwecken.NachseinemStudi-
um der Geowissenschaften war Schulp von 1998 bis
2013 Paläontologe am Naturhistorischen Museum in
Maastricht. Dort ist er noch immer als Gastforscher
tätig. 2006 promovierte er an der Freien Universität
mit einer Untersuchung von Mosasaurusfossilien aus
Maastricht. Anne Schulp ist außerdem als Gastfor-
scher mit der Fakultät Geo- und Biowissenschaften
der Freien Universität Amsterdam verbunden. 2013
fing er bei Naturalis an. Er leitet die Erforschung der
fossilen Überreste der von Naturalis ausgegrabenen
Tyrannosaurus rex- und Triceratops-Skelette und ist
Expeditionsleiter der Triceratops-Ausgrabungen. Er
ist verantwortlich für die Contententwicklung des
neuen Dinosauriersaals und von Rexperience im
Naturalis-Neubau.
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Sonja Großmann
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