Heidrun Wiesenmüller: "Zwischen Wunsch und Wirklichkeit - das neue Regelwerk "Resource Description and Access" (RDA), Vortrag auf dem Österreichischen Bibliothekartag 2011 in Innsbruck
Vortrag "Zwischen Wunsch und Wirklichkeit - das neue Regelwerk "Resource Description and Access" (RDA)" von Heidrun Wiesenmüller am 20.10.2011 auf dem Österreichischen Bibliothekartag in Innsbruck im Block "Von der Formalerschließung zum Metadatenmanagement"
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Heidrun Wiesenmüller: "Zwischen Wunsch und Wirklichkeit - das neue Regelwerk "Resource Description and Access" (RDA), Vortrag auf dem Österreichischen Bibliothekartag 2011 in Innsbruck
1. Hochschule der Medien
Zwischen Wunsch
und Wirklichkeit
Das neue Regelwerk „Resource
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Description and Access“ (RDA)
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 1
2. Hochschule der Medien
Agenda
1. Angloamerikanische Katalogisierungstradition
2. Ausgewählte Grundprinzipien von RDA
3. RDA im deutschsprachigen Raum
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 2
3. Hochschule der Medien
Agenda
1. Angloamerikanische Katalogisierungstradition
2. Ausgewählte Grundprinzipien von RDA
3. RDA im deutschsprachigen Raum
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 3
4. Katalogisierungspraxis
Hochschule der Medien
1. Fremddatenübernahme (copy cataloging):
• ungefähr im selben Umfang wie in Deutschland
häufig von angelernten Hilfskräften ausgeführt
2. Eigen-/Erstkatalogisierung (original cataloging):
• durch hochqualifizierte Bibliothekare
mit Fachstudium und Bibliotheks-Master (≈ hD);
Prof. Heidrun Wiesenmüller
es gibt kein Pendant zum gehobenen Dienst
• deutlich höherer Aufwand als in der RAK-Welt
z.B. ausführlichere bibliographische Beschreibung,
mehr Eintragungen, mehr Körperschaften, differenzier-
tere Normdaten, komplexere Entscheidungsprozesse,
Sacherschließung zwingend (aus derselben Hand)
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5. Beispiel 1:
Hochschule der Medien
Eintragungen für
Herausgeber
RAK-WB:
NE: 1. Herausgeber
(nur ein Herausgeber erhält
eine Nebeneintragung)
Prof. Heidrun Wiesenmüller
AACR2:
NE: 1. Herausgeber
NE: 2. Herausgeber
(bis zu drei Herausgeber er-
halten Nebeneintragungen)
mehr Eintragungen
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6. Hochschule der Medien
Beispiel 2: Angabe des
Inhalts in einer Fußnote
RAK-WB: keine Fußnote
AACR2: Fußnote üblich
für bis zu zwölf Beiträge
ausführlicher
Prof. Heidrun Wiesenmüller
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7. Hochschule der Medien
Prof. Heidrun Wiesenmüller Beispiel 3: Welche Kongresse sind Körperschaften?
RAK-WB:
Kongresse dieses Typs gelten nicht als Körperschaften
nur ein einziger Normdatensatz (für den Arbeitskreis)
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8. Hochschule der Medien
AACR2:
auch diese Kongresse gelten als Körperschaften
(erhalten die Haupteintragung)
jedes Mal neuer Normdatensatz
Prof. Heidrun Wiesenmüller
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9. Katalogisierungsaufwand
Hochschule der Medien
Informationsgehalt der Katalogisate im Vergleich:
sehr gering sehr hoch
RAK-WB
AACR2
Prof. Heidrun Wiesenmüller
liegt bei AACR2 höher als bei RAK-WB
merklich höherer Arbeitsaufwand, aber auch mehr
Informationen für die Benutzer (z.T. ist allerdings
der Nutzen fraglich, z.B. bei Körperschaften)
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10. Hochschule der Medien
Haupteintragungen nach AACR2
zahlreiche Abweichungen von RAK:
• mehr Verfasserwerke
z.B. auch Bildbände sowie Werke von bis zu drei
Verfassern mit getrennten Textanteilen
• mehr Urheberwerke
breiterer Körperschaftsbegriff
z.B. auch Projekte, Expeditionen und Schiffe
Prof. Heidrun Wiesenmüller
breitere Urheberdefinition
Urheber kann es auch neben Verfassern geben,
„sonstige beteiligte Körperschaften“ der RAK nach
AACR oft Urheber
• Kriterium zur Bestimmung der HE bei Körperschaften
RAK: rein formales Kriterium (im Sachtitel genannt)
AACR: sachliches Kriterium, abhängig vom Inhalt
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11. Hochschule der Medien
HE unter erster Person
(dagegen RAK: Bildbände
sind Sachtitelwerke)
Prof. Heidrun Wiesenmüller
AACR (Library of Congress)
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12. Hochschule der Medien
HE unter Körperschaft,
da als Besitzkatalog
verstanden (dagegen
RAK: Verfasserwerk)
Prof. Heidrun Wiesenmüller
AACR (Library of Congress)
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13. Datenmodell
Hochschule der Medien
flache Datensätze:
• keine Abbildung von Hierarchien
z.B. bei mehrbändigen Werken
• keine Verknüpfungen zwischen Datensätzen
z.B. bei Normdaten und Schriftenreihen
Zusammenführung erfolgt nicht über eine Identnummer,
sondern über normierteTextstrings
Prof. Heidrun Wiesenmüller
antiquiertes System mit vielen Nachteilen, z.B.
bedeutet jede Änderung einer Ansetzungsform
erheblichen Aufwand (muss in jeder Bibliothek
nachvollzogen werden)
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14. Hochschule der Medien
Methode 1 (z.B. SWB):
Verknüpfung über Identnummer
Methode 2 (z.B. US-Kataloge):
Zusammenführen über normierten
Textstring (hier: Ansetzungsform,
diese muss deshalb stets ein-
Prof. Heidrun Wiesenmüller
deutig sein)
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15. Hochschule der Medien
Methode 1 (z.B. SWB):
Verknüpfung von Stücktitel und
Reihe über Identnummer
Prof. Heidrun Wiesenmüller
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16. Hochschule der Medien
Methode 2 (z.B. US-Kataloge):
Zusammenführen der Bände über
normierten Textstring (hier: nor-
mierte Form des Reihentitels)
Prof. Heidrun Wiesenmüller
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17. Hochschule der Medien
Agenda
1. Angloamerikanische Katalogisierungstradition
2. Ausgewählte Grundprinzipien von RDA
3. RDA im deutschsprachigen Raum
Prof. Heidrun Wiesenmüller
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18. Hochschule der Medien
Kompatibilität zu AACR2
• eines der wichtigsten Prinzipien von RDA
viele Entscheidungen bei der Entwicklung von RDA sind
nur vor diesem Hintergrund verständlich
„Bei der Entwicklung der RDA wurde die Notwendigkeit, mit
RDA erstellte Daten in existierende AACR-Datenbanken zu
integrieren, als Schlüsselfaktor erkannt.“
(RDA 0.2, Übersetzung: HW)
Prof. Heidrun Wiesenmüller
„Ein Knackpunkt (...) ist, ob es bei der Frage von Haupt-
eintragung und Ansetzungsformen in RDA Änderungen ge-
genüber AACR2 geben soll. Wir waren uns einig, dass es
keine Änderung ohne sehr wichtigen Grund geben wird.“
(JSC-Meeting, April 2007, Übersetzung: HW)
http://www.rda-jsc.org/0704out.html
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19. vorhandene Unterschiede RAK-WB / AACR2
Hochschule der Medien
bleiben in RDA weitgehend erhalten
• zumeist Festhalten an bisherigen Ansetzungsformen
auch wenn dies modernen Prinzipien widerspricht
• Beispiel: juristische Zusätze („GmbH“, „e.V.“ etc.)
bibliographische Beschreibung
juristische Zusätze werden z.B. in Verlagsangabe nicht
mehr weggelassen (modernes Grundprinzip: Dinge so
Prof. Heidrun Wiesenmüller
darstellen, wie sie sich selbst darstellen)
Ansetzungsformen
juristische Zusätze werden weiterhin weggelassen
(Regel unverändert aus AACR2 übernommen)
Streben nach Modernität wird gebremst,
innere Konsistenz von RDA leidet
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20. nur ganz selten
Hochschule der Medien
Änderungen bei
Haupteintragungen
mehr als drei Verfasser:
RAK-WB / AACR2: HE unter Sachtitel
RDA: HE unter 1. Verfasser
Prof. Heidrun Wiesenmüller
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21. Haupt- vs. Nebeneintragung
Hochschule der Medien
• Warum wird dieser „alte Zopf“ nicht abgeschnitten?
Hintergrund: Rücksichtnahme auf das Datenmodell
(Verwendung von Textstrings anstatt Identnummern)
„Das Konzept der Haupteintragung, wie es in einem Zet-
telkatalog verwendet wird, ist auf Online-Kataloge nicht
mehr anwendbar, und diese Bezeichnung wird in RDA
nicht verwendet werden. Nichtsdestoweniger ist es weiter-
Prof. Heidrun Wiesenmüller
hin nötig, einen bevorzugten [jetzt: „kontrollierten“]
Zugangspunkt für ein Werk oder eine Expression zu
wählen, (…) um Werke und Expressionen im Online-
Katalog zusammenzuführen.“
(FAQs zu RDA, Übersetzung: HW)
http://www.rda-jsc.org/rdafaq.html#4-8
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22. Hochschule der Medien • Zusammenführen über Textstrings weiterhin erlaubt
Konsequenz: auch Werke müssen eindeutige Namen in
textueller Form („kontrollierter Zugangspunkt“) besitzen
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Nebeneintragungen unter Wer-
ken in Form von Textstrings
(hier sog. name-title entry)
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23. Hochschule der Medien • kontrollierter Zugangspunkt für Werke:
Einheitssachtitel kombiniert mit 1. geistigem Schöpfer
(Person oder Körperschaft), sofern vorhanden
• es gibt weiterhin die drei klassischen Varianten:
Verfasser-, Urheber-, Sachtitelwerk
Hemingway, Ernest, 1899-1961. For whom the bell tolls
Hamline University. Biennial Catalogue of Hamline
University
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Anthologie de la poésie baroque française
nur ein halbherziger Schritt in die Moderne
zwar ist nicht mehr von „Haupteintragung“ die
Rede, doch bleibt das Konzept implizit erhalten
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24. Internationalität
Hochschule der Medien
• RDA zeigt erkennbares Bemühen
z.B. „Anglo-American“ nicht mehr im Titel,
Beispiele in verschiedenen Sprachen
„RDA ist für die Nutzung in einem internationalen Kontext
entwickelt worden. (...) Es gibt einige Anweisungen, die
eine englische Formulierung vorschreiben (z.B. Publisher
not identified) oder eine Liste kontrollierter Bezeichnungen
Prof. Heidrun Wiesenmüller
auf Englisch angeben (z.B. für Medientyp, Datenträgertyp,
Grundmaterial etc.). Katalogisierungsstellen, die Daten in
einem anderen Sprachkontext erzeugen, können solche
Anweisungen gemäß ihrer Sprachpräferenz abändern.“
(RDA 0.11.1-2, Übersetzung: HW)
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 24
25. Hochschule der Medien
„Internationalität“ bleibt an der Oberfläche
verschiedene Arbeitssprachen; außerdem Angabe
von Zahlen, Daten etc. nach eigener Konvention
Internationalität in der Praxis:
„Wir haben festgestellt, dass die Anweisungen für Werke
aus den Bereichen Recht, Religion und amtliche Mittei-
lungen auf die angloamerikanische Welt zugeschnitten
sind. Einiges passt nicht zu unserem deutschen Rechts-
system. Diese Anweisungen widersprechen dem Ziel des
Prof. Heidrun Wiesenmüller
JSC, international anwendbare Regeln zu entwickeln.“
(aus einer deutschen Stellungnahme, Übersetzung: HW)
http://www.d-nb.de/standardisierung/pdf/comments_rda_full_draft.pdf
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26. Hochschule der Medien
Orientierung an FRBR
Functional Requirements for Bibliographic Records
• theoretisches Referenzmodell
zur Abbildung des ‘bibliographischen Universums’
• Methode:
Definition von Entitäten (Objekten) mit bestimmten
Merkmalen und ihren Beziehungen untereinander
• Drei Gruppen von Entitäten
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Gruppe 1: Werk - Expression - Manifestation - Exemplar
Gruppe 2: Körperschaften und Personen
Gruppe 3: Themen von Werken
Struktur und Terminologie finden sich in RDA
wieder
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 26
27. Gruppe 1: unterschiedliche Ebenen
Hochschule der Medien
„In meinem ‘Herrn der Ringe’ fehlen zwei Seiten.“
Exemplar
„Erinnern Sie sich noch an die ‘Herr der Ringe’ -Taschen-
buchausgabe von Klett-Cotta mit dem hell-grünen Einband?
Die ist heute unter Sammlern viel Geld wert!“
Manifestation
Prof. Heidrun Wiesenmüller
„Die neue deutsche Übersetzung des ‘Herrn der Ringe’
von Wolfgang Krege gefällt mir gar nicht.“
Expression
„Ich bin ein großer ‘Herr der Ringe’-Fan!“
Werk
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28. braune Pfeile:
Primärbeziehungen
FRBR-„Baum“ mit den Entitäten der Gruppe 1
(am Beispiel des Werks „L‘économie institutionelle“)
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 28
29. blau: Gruppe 2
grün: Gruppe 3
Beispiele für
weitere Entitäten
und Beziehungen
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 29
30. Hochschule der Medien
Konkordanz RDA-FRBR
Behandlung der Entitäten
Behandlung der Beziehungen
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 30
31. Hochschule der Medien
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Beispiel: Abschnitt 1
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 31
32. hier z.B. Regeln zur Abschnitt 1: Erfassung
Erfassung einer der Merkmale einer Mani-
Verfasserangabe festation und eines Exem-
plars
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 32
33. Hochschule der Medien
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Beispiel: Abschnitt 3
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 33
34. hier z.B. Regeln zur Abschnitt 3: Erfassung
Ansetzung von Per- der Merkmale einer Per-
sonennamen son, einer Familie und
einer Körperschaft
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 34
35. Hochschule der Medien
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Beispiel: Abschnitt 6
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 35
36. hier z.B. Regeln zu Abschnitt 6: Erfassung der Beziehun-
Eintragungen unter gen zwischen einer Ressource und den
Herausgebern mit ihr in Verbindung stehenden Per-
sonen, Familien und Körperschaften
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 36
37. Primärbeziehungen Gretchenfrage:
künftig eigener Daten-
satz für jede Entität
der Gruppe 1?
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 37
38. Hochschule der Medien Heutige Kataloge:
typischerweise Vermischung der
Ebenen Werk, Expression und
Manifestation in ein- und dem-
selben Datensatz
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Manifestations-Ebene
Hinweis: Exemplare sind
bereits jetzt eigene Daten- Expressions-Ebene
sätze (Lokaldaten)
Werk-Ebene
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 38
39. Hochschule der Medien
Primärbeziehungen in RDA
eigener Abschnitt für
Primärbeziehungen
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 39
40. „die Daten sollten die Primärbeziehungen widerspiegeln.“
Hochschule der Medien
(RDA 17.2, Übersetzung: HW)
Abbildung ist grundsätzlich angestrebt
Eine von drei Optionen zur Abbildung:
„Erstelle eine zusammengesetzte Beschreibung, welche
eines oder mehrere Elemente, die das Werk und/oder die
Expression identifizieren, mit der Beschreibung der Mani-
Prof. Heidrun Wiesenmüller
festation kombiniert.“
(RDA 17.4.2.3, Übersetzung: HW)
entspricht dem derzeitigen Usus in Katalogen,
d.h. es könnte auch alles beim Alten bleiben
(im amerikanischen RDA-Test wurde ausschließlich
diese Option verwendet!)
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 40
41. Hochschule der Medien
Erfassung vs. Präsentation
„Um die Flexibilität bei der Speicherung und der Anzeige
der mit RDA erstellten Daten zu erhöhen, wurde zwi-
schen den Richtlinien und Anweisungen zur Erfassung
der Daten und denen zur Präsentation der Daten eine
klare Trennline gezogen.“
(RDA 0.1, Übersetzung: HW)
Prof. Heidrun Wiesenmüller
• RDA definiert Datenelemente und ihre Inhalte
Hingegen wird nicht festgelegt, wie diese Elemente
dargestellt werden
• RDA aber weiterhin kompatibel zu ISBD und MARC
es gibt entsprechende Konkordanzen
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 41
42. Hochschule der Medien
Granularität: In einem MARC-
Feld können ganz unter-
schiedliche Dinge stehen (z.B.
„MP3“, „illustrations“, „high
reduction“). RDA-Elemente
Prof. Heidrun Wiesenmüller
sind feiner untergliedert und
genauer spezifiziert, damit Ma-
schinen sie besser verarbeiten
können. Problem: Solange in
MARC erfasst wird, hat man
nichts davon!
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 42
43. Kernelemente
Hochschule der Medien
• Unterscheidung: obligatorische Datenelemente
(Kernelemente) vs. optionale Datenelemente
„Eine Beschreibung für ein Werk, eine Expression, Mani-
festation oder Exemplar sollte als Minimum alle Kern-
elemente enthalten, die darauf anwendbar und leicht zu
ermitteln sind. Die Beschreibung sollte außerdem alle
weiteren Elemente enthalten, die im jeweiligen Fall nötig
Prof. Heidrun Wiesenmüller
sind, um die Ressource von anderen Ressourcen mit
ähnlicher identifizierender Information zu unterscheiden.“
(RDA 0.6.1, Übersetzung: HW)
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44. Hochschule der Medien Kernelemente in der
UNDERSTANDING bibliographischen
RDA Beschreibung
Principles
Methods
Solutions Edited by Fiona Gerald
by Alice Hunter, University of
Rückseite der
Essex, and Peter Williams,
Haupttitelseite
Prof. Heidrun Wiesenmüller
University of London
Modern Cataloguing
4
Thomas Crown Publishing
Company Ltd. • 2014 Vortitelseite
London • New York
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 44
45. Zusätze zum Sachtitel, zweite
Hochschule der Medien
UNDERSTANDING Verfasserangabe und zweiter
RDA Verlagsort sind keine Kern-,
sondern optionale Elemente
Principles
Methods
Solutions Edited by Fiona Gerald
by Alice Hunter, University of
Rückseite der
Essex, and Peter Williams,
Haupttitelseite
Prof. Heidrun Wiesenmüller
University of London
Modern Cataloguing
4
Thomas Crown Publishing
Company Ltd. • 2014 Vortitelseite
London • New York
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46. Hochschule der Medien Kernelement bei
UNDERSTANDING den Beziehungen
RDA (Eintragungen): nur
der erste Verfasser!
Principles
Methods
Solutions Edited by Fiona Gerald
by Alice Hunter, University of
Rückseite der
Essex, and Peter Williams,
Haupttitelseite
Prof. Heidrun Wiesenmüller
University of London
Modern Cataloguing
4
Thomas Crown Publishing
Company Ltd. • 2014 Vortitelseite
London • New York
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 46
47. Der zweite Verfasser, die Her-
Hochschule der Medien
UNDERSTANDING ausgeberin, die Schriftenreihe
RDA und der Verlag (!) können eine
Eintragung erhalten
Principles
Methods
Solutions Edited by Fiona Gerald
by Alice Hunter, University of
Rückseite der
Essex, and Peter Williams,
Haupttitelseite
Prof. Heidrun Wiesenmüller
University of London
Modern Cataloguing
4
Thomas Crown Publishing
Company Ltd. • 2014 Vortitelseite
London • New York
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 47
48. Erfassung anderer Elemente
Hochschule der Medien
„Die Aufnahme anderer Elemente ist Ermessenssache.
Die für die Erzeugung der Daten verantwortliche Stelle
kann Policies und Richtlinien für verschiedene Niveaus
bei Beschreibung und Normdaten aufstellen (...) oder sie
kann die Entscheidung über die Detailliertheit in das
Ermessen des einzelnen Katalogisierers stellen.”
Prof. Heidrun Wiesenmüller
(RDA 0.6.1, Übersetzung: HW)
• zahlreiche und vielfältige Möglichkeiten z.B. bei
Eintragungen: keine Begrenzungsregeln, man kann alle
Personen und Körperschaften erfassen, die in jeder nur
irgendwie denkbaren Beziehung zur Ressource stehen
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 48
49. Katalogisierungsaufwand
Hochschule der Medien
Informationsgehalt der Katalogisate im Vergleich:
sehr gering sehr hoch
RAK-WB
AACR2
Prof. Heidrun Wiesenmüller
RDA
erhebliche Bandbreite von RDA
ermöglicht sowohl hochkomplexe und sehr auf-
wendige Katalogisate als auch extreme Verkür-
zung auf einige wenige Informationen
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 49
50. Alternativen und Optionen
Hochschule der Medien
„RDA beinhaltet eine Reihe von Richtlinien und Anwei-
sungen, die entweder als Alternative oder als Option
gekennzeichnet sind. Die für die Erzeugung der Daten
verantwortliche Stelle kann Policies und Richtlinien für
die Anwendung von Alternativen und Optionen aufstellen
oder sie kann die Entscheidung über die Anwendung
von Alternativen und Optionen in das Ermessen des
einzelnen Katalogisierers stellen.”
Prof. Heidrun Wiesenmüller
(RDA 0.8, Übersetzung: HW)
erhöht die Vielfalt von RDA noch weiter
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 50
51. Bibliographische Beschreibung
Hochschule der Medien
Allgemeine Tendenzen:
• näher an der Vorlage als bisher
keine Weglassungen, keine Abkürzungen
genauere Wiedergabe
dadurch allerdings nicht mehr Beschränkung auf
das Wesentliche
Prof. Heidrun Wiesenmüller
mehr Schreibarbeit
sofern nicht Daten übernommen werden können
• viele Optionsregelungen
ermöglichen häufig Beibehaltung der bisherigen Praxis
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 51
52. Beispiel 1:
Hochschule der Medien
Verlagsangabe
RAK-WB: Wiss. Verl.-Ges.
AACR2: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
RDA: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH
Prof. Heidrun Wiesenmüller
RAK-WB: Lang
AACR2: P. Lang
RDA: Peter Lang, Internationaler Verlag
der Wissenschaften
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 52
53. Hochschule der Medien Beispiel 2: Personalangaben in der Verfasserangabe
RAK-WB und AACR2:
von Stefan Dhein und Gerhard Stark
RDA-Standard:
Prof. Heidrun Wiesenmüller
von Prof. Dr. med. Stefan Dhein, Leipzig, und
Prim. Univ.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. Gerhard Stark,
Deutschlandsberg
RDA-Option:
von Stefan Dhein und Gerhard Stark
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 53
54. Beispiel 3: mehr als drei
Hochschule der Medien
Personen in Verfasserangabe
RAK-WB:
Madeleine Albright …
AACR2:
[contributions by] Madeleine
Albright … [et al.]
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 54
55. Hochschule der Medien
RDA-Standard:
[contributions by] Madeleine Albright, Franz-Lothar Altmann, Carl Bildt, Sonja
Biserko, Dunja Blaţević, Bertram D. Braun, Erhard Busek, Helfried Carl, Carla
Del Ponte, Slavenka Drakulić, Freimut Duve, Vedran Dţhić, Brigitte Ederer,
Elisabeth Ellison, Jakob Finci, Joschka Fischer, Paolo Garonna, Vladimir
Gligorov, Šejla Kamerić, Nataša Kandić, Chris Keulemans, Christien von Kohl,
Ţeljko Komšic, Gregor Kössler, Milan Kućan, Almir Kurt, Gabriel Lansky, Paul
Lowe, Tihomir Loza, Thomas Markert, Predrag Matvejević, Stjepan Mesić,
Brois Nemšić, Peter Neussl, Manfred Nowak, James C. O`Brien, Tanja Ostojić,
Zoran Pajić, Ţarko Papić, Alexander Petritz, Robert Pichler, Samir Plasto,
Aaron Rhodes, Lord Robertson, Dimitrij Rupel, Javier Solana, Christophe
Solioz, Cornelio Sommaruga, Herbert Stepic, Paul Stubbs, Goran Svilanović,
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Hannes Swoboda, T.K. Vogel, Patrick Paul Volf, Gottfried Wagner, Lojze
Wieser, Jody Williams, Jean Ziegler
RDA-Option:
[contributions by] Madeleine Albright [and 57 others]
bzw. für deutschsprachige Anwender:
[Beiträge von] Madeleine Albright [und 57 anderen]
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 55
56. Sacherschließung in RDA
Hochschule der Medien
• RDA behandelt auch Sacherschließung
einschlägige Kapitel sind noch nicht ausgearbeitet, in der
ersten Ausgabe gibt es entsprechende „Platzhalter“
• Aussagen voraussichtlich nur sehr allgemein
RDA kann mit unterschiedlichen Regelwerken für die
Sacherschließung angewendet werden
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Wichtig:
• Erfassung einer Themenbeziehung obligatorisch
Sacherschließung wird Pflicht
jedoch vermutlich ohne Aussage über die Qualität
und Tiefe der Sacherschließung
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 56
57. Einige Erkenntnisse über RDA
Hochschule der Medien
• RDA macht einige gute Schritte nach vorne
z.B. FRBR, Trennung Erfassung/Präsentation
• Dilemma: Rücksichtnahme auf bisherige Praxis
konterkariert häufig das Streben nach Modernität und
erschwert Anwendung auf internationaler Ebene
• Katalogisierung wird nicht einheitlicher, sondern
eher uneinheitlicher
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Kernelemente vs. fakultative Elemente,
Alternativen und Optionen
• in vielen Fällen hoher Spielraum, z.T. aber auch
sehr genaue, nicht umgehbare Vorgaben
z.B. bei Haupteintragungen unter Körperschaften
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 57
58. Hochschule der Medien
Agenda
1. Angloamerikanische Katalogisierungstradition
2. Ausgewählte Grundprinzipien von RDA
3. RDA im deutschsprachigen Raum
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 58
59. Strategie für zwei Bereiche
Hochschule der Medien
1. Umgang mit den bisherigen Daten
• Balanceakt
- möglichst wenige rückwärtige Änderungen
- Erhalt der Benutzbarkeit des Gesamtpools
2. Neukatalogisierung
• gemeinsame Festlegungen („Anwendungsregeln“)
für DNB und die deutsch-österr. Verbünde
Prof. Heidrun Wiesenmüller
• zentrale Kriterien
- Benutzerfreundlichkeit
- Aufwand
Empfehlung: pragmatisch statt puristisch
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 59
60. Neukatalogisierung
Hochschule der Medien
Vorschlag für Mindeststandards:
• Level A: für herkömmliche Materialien
für „normale“ Katalogisierungsaktivitäten, nahe an RAK
• Level B: für massenhaft anfallende Materialien
niedriger liegender Erschließungsstandard, bei (halb)-
automatischen Verfahren (z.B. Netzpublikationen)
Prof. Heidrun Wiesenmüller
sehr gering sehr hoch
RAK-WB
AACR2
Level B Level A
RDA
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 60
61. Normdaten
Hochschule der Medien
• sind das Rückgrat, das unsere Daten auch über den
Regelwerkswechsel zusammenhalten kann
müssen deshalb großflächig umgearbeitet werden
• GND-Projekt nimmt zahlreiche Anpassungen vorweg
z.B. deutsche Ansetzungsformen für Gebietskörper-
schaften
• Erheblicher Arbeitsaufwand für intellektuelle
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Nacharbeiten
bisher nicht genau quantifiziert und noch keine
Absprachen über die Verteilung der Arbeiten
hier darf es keine Kompromisse geben!
das derzeitige Konsistenz- und Qualitätsniveau
muss in einigen Jahren wieder erreicht werden
Österreichischer Bibliothekartag Innsbruck, 20.10.2011 Folie 61
62. Hochschule der Medien
Anwendungsregeln
Einige Empfehlungen:
• Ausnützen der in RDA vorhandenen Spielräume
um Brüche zu den existierenden Daten gering zu halten
• Keine RDA-Konformität um jeden Preis
Abweichungen in Kauf nehmen, wenn der Aufwand hoch
und der Nutzen gering wäre (Beispiel: Kongresse vom
Typ „Kongress der xy-Gesellschaft“)
Prof. Heidrun Wiesenmüller
• Mit der Weiterentwicklung des Regelwerks rechnen
keinen Aufwand in Dinge stecken, bei denen zu hoffen
ist, dass sie sich mittelfristig von selbst erledigen (z.B.
abweichende Haupteintragungen)
• Maßvolle FRBRisierung betreiben
bei einer zu ambitionierten Umsetzung stehen wir
womöglich international weitgehend alleine da
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63. Literaturhinweise
Hochschule der Medien
Wiesenmüller, Heidrun: Die Grenzen der Modernität : das
neue Regelwerk „Resource Description and Access“. – In:
B.I.T. online. – 13. 2010, 3. – S. 286 – 291
Wiesenmüller, Heidrun: Gewogen und für zu leicht
befunden : die Ergebnisse des RDA-Tests in den USA. –
In: Bibliotheksdienst. – 45. 2011, 8/9. – S. 692 - 735
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
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