7. Trinkwasser Schutzzonen ( Wasserschutzgebiet ) . Einschränkungen im Quell- und Brunnenbereich zum Schutz der Wasservorkommen: unmittelbarer Fassungsbereich Eingezäunt : kein Verkehr, landwirtschaftliche Nutzung, Düngung, Schädlingsbekämpfung. inkl. der Auflagen für II + III biologischer Schutz: 50 Tage-Linie Dauer des Grundwassereinzuges 50 Tage. Keine Bebauung, Straßen, Camping, Ölwechsel, Öllager, Kleingärten, Intensivlandwirtschaft, Friedhöfe, Fischteiche, Transport v. wassergefährdenden Stoffen. inkl. der Auflagen für Zone III. Grenze des GW-Einzugsgebietes (Der Absenktrichter ist evtl. größer) Schutz vor schwer abbaubaren chemischen und radioaktiven Stoffen: Ausnahme: Heizöl für Hausgebrauch (III a), keine Kläranlagen, Mülldeponien, Industrien mit Emissionen von wassergefährdenden Stoffen, Massentierhaltungen, Neuanlage von Friedhöfen etc. Zone I: Zone II: Zone III a,b:
13. Infektionsschutzgesetz - IfSG Bundeseuchengesetz bis 1975 wichtigste gesetzliche Grundlage zur Überwachung der Trinkwasserqualität: § 11, Abs 1: "Trinkwasser sowie Wasser für Betriebe, in denen Lebensmittel gewerbsmäßig hergestellt oder behandelt werden, oder die Lebensmittel gewerbsmäßig in den Verkehr bringen, muss so beschaffen sein, dass durch seinen Genuss oder Gebrauch eine Schädigung der menschlichen Gesundheit, insbesondere durch Krankheitserreger, nicht zu befürchten ist" . Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen ( Infektionsschutzgesetz - IfSG ) seit 20. Juli 2000 § 37: Beschaffenheit von Wasser für den menschlichen Gebrauch sowie von Schwimm- und Badebeckenwasser, Überwachung etc. § 37, Abs. 1: Wasser für den menschlichen Gebrauch muss so beschaffen sein, dass durch seinen Genuss oder Gebrauch eine Schädigung der menschlichen Gesundheit, insbesondere durch Krankheitserreger, nicht zu besorgen ist" . §38: Erlass von Rechtsverordnungen §39: Untersuchungen, Maßnahmen der zuständigen Behörde §40: Aufgaben des Umweltbundesamtes §41: Abwasser
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15. TrinkwV 2001 (EG-Richtlinie) Mikrobiologische Parameter Anl. 1 zu §5 Abs.2.u.3 Allgemeine Anforderungen Parameter Grenzwert E. coli 0/100ml Enterokokken 0/100ml Coliforme 0/100ml Indikatorparameter (Anl. 3) Clostridium perfringens 0/100ml Koloniezahl bei 22°C 100/ml am Zapfhahn 20/ml nach Abschluß der Aufbereitung 1000/ml Anlagen bis 1000m 3 /Jahr Koloniezahl bei 36°C 100/ml (Bei Koloniezahlen Grenzwert auch: keine wesentlichen Änderungen) Anforderungen zur Abfüllung in Flaschen Parameter Grenzwert E. coli 0/250ml Enterokokken 0/250ml Pseudomonas aeruginosa 0/250ml Koloniezahl bei 22°C 100/ml Koloniezahl bei 36°C 20/ml Coliforme 0/250ml
16. Chemische Parameter (Teil I) Anl. 2 zu §6 Abs.2 Chemische Parameter, deren Konzentration sich im Verteilernetz einschließlich der Hausinstallation in der Regel nicht mehr erhöht. Lfd. Nr. Parameter Grenzwert mg/l 1 Acrylamid 0,0001* 2 Benzol 0,001 3 Bor 1 4 Bromat 0,01 5 Chrom 0,05 6 Cyanid 0,05 7 1,2-Dichlorethan 0,003 8 Fluorid 1,5 9 Nitrat 50 10 Pflanzenschutzmittel (einzeln) 0,0001** 11 Pflanzenschutzmittel (insges.) 0,0005 12 Quecksilber 0,001 13 Selen 0,01 14 Tetrachlorethen und Trichlorethen 0,01 * berechnet bei Einsatz als Flockungsmittel etc. ** Für Aldrin, Dieldrin, Heptachlor und Heptachlorepoxid der Grenzwert: 0,00003 mg/l. Pflanzenschutzmittel schließen Abbauprodukte ( "Biozidprodukte" ) ein.
17. Chemische Parameter (Teil II) Anl. 2 Chemische Parameter, deren Konzentration im Verteilernetz einschließlich der Hausinstallation ansteigen kann. Lfd. Nr. Parameter Grenzwert mg/l 1 Antimon 0,005 2 Arsen 0,01 3 Benzo-(a)-pyren 0,00001 4 Blei 0,01* 5 Cadmium 0,005 6 Epichlorhydrin 0,0001 7 Kupfer 2 8 Nickel 0,02 9 Nitrit 0,5 10 Polyzykl. arom. KW. 0,0001** 11 Trihologenmethane 0,05*** 12 Vinylchlorid 0,0005 * Reduzierung in Abstufungen von 0,04mg/l ** Summe aus Benzo-(b)-fluoranthen, Benzo-(k)-fluoranthen, Benzo-(ghi)-perylen, Indeno-(1,2,3-cd)-pyren. *** Summe aus Trichlormethan (Chloroform), Bromdichlormethan, Dibromchlormethan, Tribrommethan (Bromoform). Untersuchung im Versorgungsnetz ist nicht nötig, wenn der Wert im Ausgang des Wasserwerkes 0,01mg/l nicht überschreitet.
23. Trinkwasserversorgung in der Antike und heute Leitungsystem: heute: Verhinderung von Stagnationen durch Ringleitungen Leitungsysteme in der Antike: Verhinderung von Stagnationen ( Miasma ) durch ständiges Laufen des Wassers. Bei Wassermangel wurde die Wasserennahme durch die Höhe der Abläufe geregelt
27. Cholera in Hamburg, eine Explosivepidemie Zeitgenössische Graphik Erkrankungen: grau Todesfälle: schwarz Altona (damals nicht Stadtteil von Hamburg) besaß eine einfache Aufbereitung durch Kiesfilter nach englischem Vorbild Massengräber bei Hamburg
28. Cholera in Hamburg 1892 Ein freiwilliger Arzt aus Marburg beschreibt die grauenvollen Ereignisse: "Da das Begräbnis der Kranken nicht so schnell geht, lagen in allen Gängen aufgestapelt über 120 Leichen...In Möbelwagen werden sie fortgeschafft und in Massengräbern beerdigt. Unsere Tischlerei fertigt fortwährend schwarzgefärbte Kisten an. Es sind erschütternde Szenen, wenn die Angehörigen sich morgens am Tor erkundigen und man ihnen nicht einmal Nachricht geben kann. Denn sehr viele werden bewußtlos aufgenommen, sterben und bleiben namenlose Leichen" .
29. Die Folgen der Aufbereitung des Trinkwassers Rückgang der Typhusfälle infolge der Filtration und Chlorung des Trinkwassers (USA)
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32. Exemplarische Trinkwasserepidemien (Europa, USA) (bis 1995) Cholera Hamburg 1892. 16.000 Erkrankte, 9.000 Tote: . Eine der letzten großen Ausbrüche in Mitteleuropa. Vorher wurden fast alle großen europäischen Städte regelmäßig von der Cholera heimgesucht Typhus (Salmonellosen): Gelsenkirchen 1901: 3.200 Erkr./ 350 Tote, Pforzheim 1919: 4.000 Erkr./ 400Tote) Neu-Ötting 1946: 600 Erkr./ 96 Tote Waldbröl 1949: 127 Erkr./ 11 Tote Thereker Mühle 1953: 51 Erkr. (Paratyphus) Hagen 1956: 500 Erkr. Zermatt 1963: 437 Erkr. 3 Tote Riverside (USA) 1965 16.000 Erkr. 3 Tote Baden Württemberg 1974: 423 Erkr. Missouri (USA) 1993: 625 Erkr. Ruhr , EHEC Hepatitis A Worbis (Thüringen) 1972: 1.400 Erkr. Worchester 1969-71: über 1.200 Erkr. Ismaning/München 1978: 2.450 Erkr. Philadelphia 1944: 344 Erk. in Jugendlager. Cabool (USA) 1889 (EHEC): 243 Erkr. 4 Tote Dingelstedt (Thüringen) 1972: 40 Erkr. New York (Staat, USA) 1994: 230 Erkr. Rotavirus Cryptosporidien Schweden 1977: 3.172 Erkr. Carrolton (USA) 1987: 13.000 Erkr. Georgetown (USA) 1980: 8.000 Erkr. Milwaukee (USA) 1993: 403.000 Erkr./~100 Tote Eagle-Vail-Avon (USA) 1981: 1.500 Erkr. Las Vegas (USA) 1993/94: 103 Erkr./ 20 Tote Halle/Saale 1981: 11.600 Erkr.
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35. Legionellen Legionellen - Mögliche Vermehrungsorte und Infektionsquellen Legionellenerkrankungen in der BRD 1976 bei Teilnehmern eines Kongresses der American Legion: 29 Tote Vorkommen in Oberflächenwasser (Amöbencyste), Klimaanlagen, Befeuchter, Warmwasserspeicher etc. Prophylaxe: Kurzzeitiges Erhitzen des Wassers über 60°C. In Amöbencysten sind die Erreger extrem chlorresistent (< 50mg/L).
43. Haloformbildung bei der Wasseraufbereitung Chlor : oxidativer Abbau Chlor : "Chlorierung" teilweiser Austausch von Chlor durch Bromid Nur ein Teil des organisch gebundenen Chlors (AOX, POX): Chloressigsäuren, Chlornitromethan (Chlorpicrin), Chlorphenole (Geruch!), Chlor- und Bromaceton ("Tränengas"), in Schwimmbädern auch "Chloramine" und noch unbekannte Substanzen. Organische Stoffe im Wasser: "Vorläufersubstanzen" wie z.B. Huminstoffe oder im Schwimmbad Verunreinigungen durch Badegäste Oxidative Abbauprodukte (z.B. Ketone, sek. Alkohole) "Haloforme" : Trihalogenmethane wie Chloroform, Bromdichlormethan, Dibromchlormethan, Bromoform . Indikatoren : nur die " Spitze des Eisberges "
49. Gesundheitliche Wirkungen von Nitrat im Menschen NO 3 - NO 2 - aus Speisen, Getränke durch bakterielle bzw. enzymatische Reduktion von Nitrat zu Nitrit Amine, Amide, v.a. sekundäre Amine in Lebensmitteln oder Medikamenten Primärwirkung des Nitrats unbedeutend Struma ? Sekundärwirkung nach Reduktion zu Nitrit Folge: Methämoglobinämie bei Säuglingen Tertiärwirkung nach Bildung von Nitrosaminen aus Nitrit und Aminen. Folge: Krebs
50. Trinkwassergefährdung durch Altlasten Während des 2. Weltkrieges die größte Sprengstofffabrik (v.a. TNT, Hexyl) Mitteleuropas. Nach dem Krieg wurden die 33 Grundwasserbrunnen des Werkes für die Region Mittelhessen zur Trinkwasserversorgung „umgewidmet“ Brunnen Brunnen Brunnen Brunnen Wasserwerk TNT-Halde TNT-Produktion Bomben-Füllstellen
60. Grenzwerte für karzinogene Stoffe Die US -Umweltbehörde EPA gibt z.B. für Benz(a)pyren keinen einzelnen Grenzwert an, sondern nach dosisabhängigen Risiken abgestufte "Grenzwerte" Krebsrisiko ng/l 10 -5 (1 : 100.000) 9,7 10 -6 (1 : 1.000.000) 0,97 10 -7 (1 . 10.000.000) 0,097 Der Grenzwert für die Summe polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe aus 6 PAK (PAH nach der alten TrinkwV der BRD 200ng/l. (incl. Benz(a)pyren) Grenzwert nach EG -Trinkwasser-Richtlinie 98/83/EG (TrinkwV 2001) vom 3. Nov. 98 für Benz(a)pyren 10ng/l.
61. Aufnahme und Anreicherung von Schadstoffen und Aufkonzentrierung von lipophilen (fettlöslichen) Stoffen in der Nahrungskette Beispiel: PCB Das bedeutet eine Anreicherung um 1 zu 80 Millionen.