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12.12.22, 21:50 Sustainable Packaging: Achtung, jetzt kommt ein Karton
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SUSTAINABLE PACKAGING
Achtung, jetzt kommt ein Karton
Von Anja Probe
Freitag, 09. Dezember 2022
Sebastian Welp (l.) hat Lagerkarton gegründet. Sein Cousin Niklas Meier arbeitet auch im
Unternehmen und kümmert sich u.a. um die internen Prozesse.
Start-up-Gründer Sebastian Welp traf mit seiner Neuerfindung eines nachhaltigen
und günstigen Lagersystems offenbar einen Nerv. Zalando
(/suche/schlagworte/zalando), About You (/suche/schlagworte/about+you) und
Amazon (/suche/schlagworte/Amazon) zählen bereits zu seinen Kunden.
Mit einem Cutter-Messer und einem Stück Pappe schnitt Sebastian Welp den Prototypen
seiner Erfindung zurecht: einen faltbaren, stapelfähigen und stabilen Lagerkarton. Das
war vor rund neun Jahren für das väterliche Unternehmen von Rolf Welp, zu dem die
Textildruckerei Texprint Deutschland, spezialisiert auf Corporate Wear, und der
Texprintstore für Verbraucher und Vereine in München und Gronau gehört. Der 29-jährige
Welp, der im Unternehmen seine Ausbildung zum Mediengestalter absolviert hat und
noch dort arbeitet, war auf der Suche nach flexiblen Lösungen für Lagerhallen abseits von
klobigen Kunststoffboxen und Metallregalen. Immer wieder wurde Texprint danach von
Lagerkarton Systembox GmbH

Kunden auf die neuen Pappregale angesprochen, sodass Welp im Mai dieses Jahres
schließlich sein eigenes Unternehmen gründete, das schlicht so heißt, wie das Produkt:
Lagerkarton.
Und er traf offenbar einen Nerv mit seiner Idee. "Die Website war noch im Aufbau, da
bekamen wir bereits die ersten Bestellungen." Aktuell gebe es 300 offene Anfragen, die
noch bearbeitet müssten. Zu den Kunden gehören bereits namhafte Konzerne wie
Amazon, Zalando, About You und Best Secret. Für den nächsten großen Modefilialisten
mit knapp 2000 Stores stehe eine Testphase kurz bevor. Insgesamt 1000 Kunden in 16
Ländern hat er schon beliefert. Kürzlich ging der überarbeitete Online-Auftritt live und
werde gut besucht, so Welp.
Können die Kartons in Sachen Langlebigkeit mit Plastikkisten mithalten? "In der
Textildruckerei nutzen wir 30.000 Stück und das schon seit neun Jahren", so Welp zum
Thema Haltbarkeit. Kostet ein Pappkarton durchschnittlich 3 Euro, so werden für größere
Kunststoffkisten etwa 22 Euro aufgerufen. Auf eine Palette passen flach gefaltet 280
Kartons. Um die gleiche Menge an Kisten zu stapeln, benötige man acht Paletten, listet
Welp weitere Vorteile auf. Das Material der Lagerkartons stammt von Recycling-Papier.
"Unseretwegen wird kein Baum gefällt." Im Gegenteil. Im kommenden Jahr will er in
Mexiko 20.000 bis 25.000 Bäume pflanzen.
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Angeboten werden mittlerweile vier Kartongrößen. Auf eine Euro-Palette passen vier bzw.
sechs Stück oder zwei Maxikartons. Vorne kann ein Barcode für die Artikel angebracht
werden. Welp lässt in einem deutschen Betrieb fertigen. Die Produktion dauert drei
Wochen. "Aber die Kunden rufen an und sagen: 'Wir brauchen morgen 8000 Kartons.'
Deshalb haben wir ein eigenes Lager", erklärt Welp, der das Schnittmuster der Kartons
schützen ließ und alleiniger Inhaber ist.
Ein Problem: "Große Unternehmen haben feste Rechnungskreisläufe. Die bezahlen erst
vier Wochen nach Erhalt der Ware." Damit sei exponentielles Wachstum nicht nur Segen,
sondern auch Fluch. Denn es bindet Kapital – gerade für Start-ups ein ziemlich hohes
Risiko.
Geschäftsbeziehungen zu solchen Konzernen starten meist mit einer Gratis-Platte an
Kartons zum Testen. Dann werde eine Ebene im Lager eingerichtet, und schließlich geht
es um Mengen von 50.000 bis 100.000 Stück, so der Gründer, der komplett ohne
Fremdkapital startete. Vor der ersten Bestellung seien rasch 20.000 Euro weg gewesen,
allein in die Domain seiner Website hat er 8000 Euro gesteckt. Dazu kamen Investitionen
in Gabelstapler, Hallenmiete, Google-Werbung.
Der Vorteil gegenüber Plastikboxen: Die Kartons lassen sich vor der Nutzung platzsparend stapeln.
Um in einen funktionierenden Geschäftskreislauf zu kommen, brauche es fünf, sechs
Monate, erzählt Welp. Alles was er mit Lagerkarton erwirtschaftet, steckt der Gründer
auch wieder in das Unternehmen. Zum Beispiel für weitere Gabelstapler, eine größere
Lagerkarton Systembox GmbH

Lagerhalle, die Erweiterung des Sortiments und die Expansion des Vertriebs via Partner
in der Schweiz und den Niederlanden. Künftig soll es weitere Kartongrößen geben und
die Option, diese in der eigenen CI bedrucken zu lassen.
Mit ökologischen Farben, sodass die Kartons weiter im Altpapier entsorgt werden können.
"Es gibt soviel Potenzial, weil die Lagerbranche durch den E-Commerce-Boom ebenfalls
wächst." Die Kunststoffpreise hätten sich in den vergangenen Monaten verdoppelt. "Zwar
sind auch Kartonagen teurer geworden, aber nicht im gleichen Maße", sagt Welp, der die
Preise dennoch im kommenden Jahr um voraussichtlich 20% anheben muss.
Ab 1. Januar will er dann auch Vollzeit für Lagerkarton arbeiten. "Mein Vater hat mir
grünes Licht gegeben", sagt er und lacht. Sein Cousin Niklas Meier ist ebenfalls im Start-
up beschäftigt, er kümmert sich um interne Prozesse. Noch ist Karin Holtmannspötter wie
in einigen anderen Gesellschaften der Unternehmensgruppe Mitgeschäftsführerin, doch
auch hier will Welp ganz übernehmen.
Er selbst packt sich am liebsten einen Stapel Kartons in den Kombi und fährt direkt zu
potenziellen Kunden. Aktuell sind sie zu fünft im Team, das jedoch wegen der rasant
steigenden Nachfrage ebenso wie die Lagerkapazitäten ausgebaut werden soll.
Immer wieder werde Lagerkarton auch nach Versandkartons gefragt. "Aber wir wollen bei
Lagerkartons bleiben. Hier gibt es weniger Wettbewerber", sagt Welp, der sich bereits zu
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den Marktführern in Europa zählt, mit rund einer Million verkaufter Kartons innerhalb
eines halben Jahres.
Das künftige Wachstum soll ohne Fremdkapital bestritten werden. Dennoch hat er in der
Vox-Sendung "Die Höhle der Löwen" gepitcht. Weil aber B2B-Lösungen für das Format
unüblich sind, hat er eigens dafür Aufbewahrungslösungen aus Pappe für Verbraucher
entwickelt. Nur wenige Deals aus der Show haben länger Bestand und sind am Markt
erfolgreich. Viele Gründer nutzen vor allem die Chance, sich zur besten Sendezeit einem
Millionenpublikum zu präsentieren. Wie es ausgegangen ist, darf Welp vor Ausstrahlung
der Folge nicht verraten.
Best Secret stellt am Standort München übrigens auf Lagerkartons um. Auch für das neue
Lager in Polen gebe es Pläne. Und alles ganz ohne Primetime-PR.

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