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parenz
an der
Spitze
schillingreport 2014
Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
2 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
© 2014, guido schilling ag
schillingreport 2014
3schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
© 2014, guido schilling ag
Inhaltsverzeichnis
1 Executive Summary 4
2 Einleitung 8
3 Allgemeine Angaben zum Report 8
4 Die Führungsgremien der Unternehmen 10
4.1 Grösse der Gremien 10
4.2 Veränderungen innerhalb der Gremien 13
4.3 Zusammensetzung der Gremien 14
4.4 Alter der Gremiumsmitglieder 15
4.5 Ausbildung der Gremiumsmitglieder 16
4.6 Verantwortungsbereiche der Geschäftsleitungsmitglieder 19
4.7 Erfahrung der Gremiumsmitglieder 19
4.8 Korrelationen von Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten 21
5 Ein Blick auf interessante Untergruppen 22
5.1 Frauen 22
5.2 Ausländer 28
5.3 SMI-Unternehmen 34
5.4 CEOs und Verwaltungsratspräsidenten 44
6 Anhang 49
7 Kontakt 51
Interviews mit Verwaltungsräten
Prof. Dr. Iris Bohnet 11
Dr. Andreas Burckhardt 17
Dr. Barbara Frei 23
Heinz Karrer 29
Prof. Dr. Johannes Rüegg-Stürm 35
Dr. Andreas von Planta 41
AG Aktiengesellschaft
bspw. beispielsweise
bzgl. bezüglich
bzw. beziehungsweise
CAS Certificate of Advanced Studies
CEO Chief Executive Officer
CFO Chief Financial Officer
d.h. das heisst
etc. et cetera
ETH Eidgenössische Technische Hochschule
FH Fachhochschule
GL Geschäftsleitung
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung
IT Informationstechnologie
IFRS International Financial Reporting Standards
KMU kleine und mittlere Unternehmen
LLM Master of Laws
Ltd. Limited
M&A Mergers & Acquisitions
m.E. meines Erachtens
MAS Master of Advanced Studies
MBA Master of Business Administration
MBL Master of Business Law
NDS Nachdiplomstudium
plc Public Limited Company
PR Public Relations
SMI Swiss Market Index
SPI Swiss Performance Index
SST Swiss Solvency Test
u.a. unter anderem
VR Verwaltungsrat
z.B. zum Beispiel
Abkürzungsverzeichnis
4 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
© 2014, guido schilling ag
schillingreport 2014
Executive Summary
Im folgenden Kapitel sind alle Ergebnisse des schillingreport 2014 in knapper Form zusammengefasst. Die Abfolge der Themen
richtet sich nach der Gliederung der in den anschliessenden Kapiteln dokumentierten Untersuchung. Die Basis des schillingreport
bildet die Analyse der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte, welche durch die gesonderte Betrachtung der Untergruppen
Frauen, Ausländer, SMI-Unternehmen sowie CEOs und Verwaltungsratspräsidenten ergänzt wird.
Die Führungsgremien der Unternehmen
GrössederGremien: FürdieUntersuchungderGeschäftsleitungenwurdendieDatenvon119Unternehmenund852Geschäftsleitungsmitgliedern
verwendet. Dabei liegt die durchschnittliche und häufigste Gremiumsgrösse bei 7 Mitgliedern. Im Sample der Verwaltungsräte wurden 90 Firmen
mit 822 Verwaltungsratsmitgliedern untersucht. Durchschnittlich haben die Verwaltungsräte eine Grösse von 9 Mitgliedern, am häufigsten beste-
hen sie aus 7 oder 9 Mitgliedern.
VeränderungeninnerhalbderGremien: In55%derGeschäftsleitungengabesimletztenJahrVeränderungen.13%derGeschäftsleitungsposten
wurden dabei mit 107 Geschäftsleitungsmitgliedern neu besetzt. Bei den Verwaltungsräten vollzogen sich in 62% der Unternehmen Veränder-
ungen. Die 97 neuen Verwaltungsratsmitglieder entsprechen dabei einem Anteil von 12%.
Zusammensetzung der Gremien: Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen liegt weiterhin bei 6%. Unter den neu eingetretenen Geschäfts-
leitungsmitgliedern finden sich 9% Frauen. Die Verwaltungsräte haben einen Frauenanteil von 13%, der Wert für die neuen Verwaltungsrätinnen
liegt bei 22%. Der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen sinkt erstmalig und liegt bei 42%. Unter den im letzten Jahr neu in dieses
Gremium eingetretenen Personen liegt er bei 48%. In den Verwaltungsräten ist der Ausländeranteil dagegen mit 36% tiefer. Unter den neuen
Verwaltungsratsmitgliedern beträgt er 51%.
Alter der Gremiumsmitglieder: Das Durchschnittsalter der Geschäftsleitungsmitglieder beträgt 51 Jahre, das der Neuen liegt bei
48 Jahren. Die Verwaltungsratsmitglieder sind mit durchschnittlich 59 Jahren deutlich älter, ebenfalls älter sind die im letzten Jahr neu in
den Verwaltungsrat eingetretenen Personen, welche durchschnittlich 54 Jahre alt sind.
Ausbildung der Gremiumsmitglieder: Das Ausbildungsniveau sowohl der Geschäftsleitungs- als auch der Verwaltungsratsmitglieder ist sehr
hoch. 89% der Geschäftsleitungsmitglieder basieren auf einem Hochschulabschluss (Universität oder FH), 18% haben einen Doktortitel. Von den
Verwaltungsratsmitgliedern studierten 90% an einer Hochschule, wobei hier im Vergleich zu den Geschäftsleitungsmitgliedern mehr Akademiker
als FH-Absolventen zu verzeichnen sind. Einen Doktortitel tragen 33% der Verwaltungsratsmitglieder, 41% absolvierten eine Weiterbildung.
Verantwortungsbereiche der Geschäftsleitungsmitglieder: 57% der Geschäftsleitungsmitglieder füllen einen funktionalen Verantwortungs-
bereich als CEO, CFO, Personalleiter etc. in ihren Unternehmen aus. Business-Unit-Verantwortung tragen 35%, 17% sind in einer geografischen
Rolle tätig.
Erfahrung der Gremiumsmitglieder: 65% der Geschäftsleitungsmitglieder wurden intern rekrutiert, 31% bringen Erfahrung in einer exter-
nen Geschäftsleitung mit, und 10% waren vor ihrer Wahl weder in einer externen Geschäftsleitung noch im gleichen Unternehmen tätig.
Durchschnittlich fungieren die Geschäftsleitungsmitglieder seit 5 Jahren in ihrer aktuellen Position, wobei schon vorher im gleichen Unternehmen
tätige Manager ein Dienstalter von 18 Jahren ausweisen, d.h. sie wurden nach 13 Jahren in die Geschäftsleitung berufen. Manager, die zusätz-
lich Erfahrung aus einer externen Geschäftsleitung mitbringen, werden hingegen schon nach 6 Jahren in die Geschäftsleitung befördert. Ein
Verwaltungsratsmitglied ist durchschnittlich seit 6 Jahren im Amt. Personen, die schon vorher operativ im Unternehmen tätig waren (14%),
gehören seit 8 Jahren dem Gremium an und waren vor ihrer Wahl durchschnittlich während 15 Jahren im Unternehmen beschäftigt. Davon
waren 47% als CEO und/oder Geschäftsleitungsmitglied tätig. 25% aller Verwaltungsratsmitglieder üben gleichzeitig eine operative Funktion in
der Geschäftsleitung des Unternehmens aus. 8% aller Verwaltungsratspräsidenten haben eine Doppelfunktion auch als CEO inne. In 27% der
untersuchten Verwaltungsratsgremien sitzt jeweils der CEO als Mitglied ein.
1
5schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
© 2014, guido schilling ag
1 Executive Summary
Frauen
Grösse der weiblichen Gremien: Für den schillingreport 2014 wurden die Daten der 50 in den Geschäftsleitungen einsitzenden Frauen
ausgewertet. Neu wurden 10 Frauen in die Geschäftsleitung eines der untersuchten Unternehmen berufen. In den Verwaltungsräten sind
108 Frauen tätig, 21 kamen neu hinzu.
Übersicht der weiblichen Gremiumsmitglieder: Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen liegt bei 6%, wobei unter den im letzten Jahr
neu in die Geschäftsleitungen eingetretenen Personen 9% Frauen zu verzeichnen sind. Es gibt nur 3 weibliche CEOs, was 3% aller CEOs
entspricht. Die SMI-Unternehmen verzeichnen einen Rückgang des Frauenanteils in den Geschäftsleitungen von 2 Prozentpunkten auf 6%.
Dies entspricht 29% aller Frauen im Gesamtsample. Der Frauenanteil in den Verwaltungsräten erhöht sich auf 13%. Der Anteil weiblicher
Verwaltungsratsmitglieder unter den Neuen liegt bei 22%. Die einzige Verwaltungsratspräsidentin besetzt 1% aller Verwaltungsratspräsidien.
In den SMI-Unternehmen sitzen 16% Frauen in den Verwaltungsräten ein, was 31% der Frauen des Gesamtsample entspricht. Innerhalb
des Sample der SMI-Unternehmen gibt es keinen weiblichen CEO, dafür 1 Verwaltungsratspräsidentin.
Alter der weiblichen Gremiumsmitglieder: Die Frauen in den Geschäftsleitungen haben ein Durchschnittsalter von 49 Jahren und
sind damit jünger als der Durchschnitt des Gesamtsample. Die im letzten Jahr neu in die Geschäftsleitungen eingetretenen Frauen
haben ein Durchschnittsalter von 45 Jahren. Die Ausländerinnen in den Geschäftsleitungen sind durchschnittlich 50 Jahre alt. Mit einem
Durchschnittsalter von 53 Jahren sind die weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder am ältesten. Die Verwaltungsrätinnen sind durch-
schnittlich 54 Jahre alt, die im letzten Jahr neu eingetretenen Frauen sind 53 Jahre alt. Die Ausländerinnen in den Verwaltungsräten sowie
die Verwaltungsrätinnen der SMI-Unternehmen haben ein Durchschnittsalter von 57 Jahren.
Nationalität der weiblichen Gremiumsmitglieder: 50% aller Frauen in den Geschäftsleitungen der untersuchten Unternehmen haben
keinen Schweizer Pass. In den Verwaltungsräten sind 30% Ausländerinnen tätig. Bei den SMI-Unternehmen ist der Ausländerinnenanteil
besonders hoch: in den Geschäftsleitungen mit 67%, in den Verwaltungsräten mit 59%.
Ausbildung der weiblichen Gremiumsmitglieder: Mit 88% Hochschulabsolventinnen ist das Ausbildungsniveau der Frauen in den
Geschäftsleitungen sehr hoch, wobei die Ausländerinnen besser ausgebildet sind als das durchschnittliche weibliche Geschäftsleitungsmitglied.
Ein ähnliches Bild zeigen die Frauen in den Verwaltungsräten: 92% haben einen Hochschulabschluss, was insbesondere auf die sehr gut
ausgebildeten Ausländerinnen und weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder zurückzuführen ist.
Verantwortungsbereiche der weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder: 74% der weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder üben eine
funktionale Verantwortung als CEO, CFO, Leiterin Human Resources, Leiterin Kommunikation etc. aus. 20% von ihnen tragen Business-Unit-
Verantwortung, und nur 8% der Frauen sind in einer geografischen Rolle tätig.
Erfahrung der weiblichen Gremiumsmitglieder: Die Managerinnen in den Geschäftsleitungen sind seit durchschnittlich 4 Jahren in ihrer
aktuellen Position tätig. 60% dieser Frauen wurden intern rekrutiert, d.h., sie waren bereits vor ihrer Berufung im gleichen Unternehmen
beschäftigt. 28% sammelten in einer externen Geschäftsleitung Erfahrung, 16% waren bisher weder im Unternehmen selbst noch in einer
anderen Geschäftsleitung tätig. Durchschnittlich sind Frauen 9 Jahre in einer Firma beschäftigt, bis sie im gleichen Unternehmen in die
Geschäftsleitung berufen werden. Managerinnen, die in einer anderen Geschäftsleitung tätig waren, werden dagegen nach durchschnittlich
7 Jahren Betriebszugehörigkeit berufen. Die Verwaltungsrätinnen sind durchschnittlich seit 4 Jahren im Amt. Nur 6% der Verwaltungsrätinnen
waren bereits vor ihrer Nominierung operativ im gleichen Unternehmen tätig.
Ausländer
Grösse der ausländischen Gremien: In den Geschäftsleitungen der 119 untersuchten Unternehmen sind 362 ausländische Personen tätig.
In den 90 untersuchten Verwaltungsräten sitzen 292 Ausländer.
Übersicht der ausländischen Gremiumsmitglieder: Der Ausländeranteil der Geschäftsleitungen liegt bei 42%. Unter den neu in die
Geschäftsleitungen eingetretenen Personen finden sich 48% Ausländer. In den Verwaltungsräten ist der Ausländeranteil mit 36% tiefer. Die
neuen Verwaltungsratsmitglieder verzeichnen einen Ausländeranteil von 51%. Von den CEOs haben 39% keinen Schweizer Pass, bei den
Verwaltungsratspräsidenten liegt der Anteil Ausländer mit 26% deutlich tiefer.
Alter der ausländischen Gremiumsmitglieder: Das Durchschnittsalter ausländischer Geschäftsleitungsmitglieder ist 52 Jahre. Die Ausländer
unter den Verwaltungsratsmitgliedern sind durchschnittlich 59 Jahre alt. Beide Werte entsprechen in etwa dem Durchschnitt des jeweiligen
Gesamtsample.
Nationalität der ausländischen Gremiumsmitglieder: In den Geschäftsleitungen sind 42% Ausländer vertreten. 29% der Ausländer sind
Angelsachsen, 32% stammen aus Deutschland. Unter den im letzten Jahr neu hinzugekommenen Geschäftsleitungsmitgliedern machen
jene aus dem angelsächsischen Raum 16% aus, die Deutschen 35%. Auch in den Verwaltungsräten dominieren Ausländer aus dem angel-
sächsischen Raum mit einem Anteil von 36%, wobei die US-Amerikaner 20% stellen. Der Anteil der Deutschen unter den ausländischen
Verwaltungsratsmitgliedern beträgt 25%.
6 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
© 2014, guido schilling ag
schillingreport 2014
1 Executive Summary
Ausbildung der ausländischen Gremiumsmitglieder: Unter den Ausländern ist das Ausbildungsniveau sehr hoch. In den Geschäftsleitungen
weisen diese einen Akademikeranteil von 89% aus. Demgegenüber erlangten von den Schweizern nur 70% einen akademischen Grad. Von
den Ausländern, die in den Verwaltungsräten einsitzen, graduierten sogar 95% an einer Universität.
Verantwortungsbereiche der ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder: Auch bei den Verantwortungsbereichen weist die Gruppe der
Ausländer deutliche Unterschiede zum Gesamtsample auf: 49% haben eine funktionale Verantwortung, 31% leiten eine Business Unit, und
27% sind in einer geografischen Position tätig. Letztere liegen 10 Prozentpunkte über dem Gesamtdurchschnitt.
Erfahrung der ausländischen Gremiumsmitglieder: Die ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder sind seit durchschnittlich 5 Jahren im
Amt. 62% waren bereits vor ihrer Berufung in die Geschäftsleitung im Unternehmen angestellt. Ausländische Geschäftsleitungsmitglieder
müssen bis zu ihrer Berufung gleich lang im Unternehmen tätig sein wie das Gesamtsample, nämlich 13 Jahre. 35% weisen externe
Geschäftsleitungserfahrung auf. Die ausländischen Verwaltungsratsmitglieder sind durchschnittlich seit 5 Jahren im Amt. 10% von ihnen
waren bereits vor ihrer Berufung in den Verwaltungsrat operativ im gleichen Unternehmen tätig.
SMI-Unternehmen
Grösse der SMI-Gremien: Der SMI besteht aus 20 Unternehmen mit insgesamt 201 Geschäftsleitungs- und 215 Verwaltungsratsmitgliedern.
Die durchschnittliche Grösse der Geschäftsleitung liegt bei 9 Mitgliedern. Die Verwaltungsräte zählen durchschnittlich 11 Mitglieder.
Veränderungen innerhalb der SMI-Gremien: In 55% der Geschäftsleitungen von SMI-Unternehmen gab es im letzten Jahr Veränderungen.
Die 23 neuen Geschäftsleitungsmitglieder entsprechen einem Anteil von 11%. Demgegenüber verzeichneten 70% der Verwaltungsräte in
SMI-Unternehmen Veränderungen. 11% der Verwaltungsratsmitglieder kamen dabei neu in ihr Amt. Dies entspricht 23 Mitgliedern.
Zusammensetzung der SMI-Gremien: Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen von SMI-Unternehmen ist um 2 Prozentpunkte auf
6% gesunken. Die SMI-Unternehmen beriefen keine neuen Frauen in die Geschäftsleitung. Die Verwaltungsräte haben einen Frauenanteil
von 16%, wobei von den neuen Verwaltungsratsmitgliedern 35% Frauen sind. Der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen der SMI-
Unternehmen liegt bei 65%, unter den Neuen bei 61%. Von den Verwaltungsratsmitgliedern sind 61% Ausländer, bei den neu eingetre-
tenen Verwaltungsratsmitgliedern sind es 70%.
Alter der SMI-Gremiumsmitglieder: Das Durchschnittsalter der Geschäftsleitungsmitglieder in SMI-Unternehmen liegt bei 53 Jahren, das
der Neuen bei 49 Jahren. Die Verwaltungsratsmitglieder sind mit durchschnittlich 60 Jahren deutlich älter. Die im Erhebungszeitraum neu
hinzugekommenen Verwaltungsratsmitglieder sind im Schnitt 54 Jahre alt.
Nationalität der SMI-Gremiumsmitglieder: In den Geschäftsleitungen von SMI-Unternehmen lassen sich neben der Schweizer 26 weitere
Nationalitäten nachweisen. In den SMI-Geschäftsleitungen machen die Angelsachsen 43% aller Ausländer aus, in den SMI-Verwaltungsräten
sind es 44%. Die Deutschen unter den ausländischen SMI-Geschäftsleitungsmitgliedern liegen mit 10 % nach den US-Amerikanern,
Franzosen und Briten auf Platz 4. Die Angelsachsen stellen 28% aller neuen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder, Deutsche wurden keine beru-
fen. Unter den Ausländern in den SMI-Verwaltungsräten dominieren mit 27% ebenfalls die US-Amerikaner.
Ausbildung der SMI-Gremiumsmitglieder: Das Ausbildungsniveau der Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder von SMI-Unter-
nehmen ist sehr hoch. 96% der Geschäftsleitungsmitglieder basieren auf einem Hochschulabschluss, 89% sind Akademiker, 22% promo-
vierten. Von den Verwaltungsratsmitgliedern erlangten 93% einen akademischen Grad, 41% tragen einen Doktortitel.
Verantwortungsbereiche der SMI-Geschäftsleitungsmitglieder: 52% der Geschäftsleitungsmitglieder von SMI-Unternehmen haben eine
funktionale Verantwortung als CEO, CFO, Personalleiter etc. inne, 36% sind in einer Business-Unit-Verantwortung, und 26% üben eine
geografische Rolle aus.
Erfahrung der SMI-Gremiumsmitglieder: 78% der Geschäftsleitungsmitglieder von SMI-Unternehmen wurden intern rekrutiert und waren
somit vor ihrer Berufung in das Führungsgremium bereits im gleichen Unternehmen tätig. 20% sammelten Erfahrung in einer externen
Geschäftsleitung. Durchschnittlich sind die SMI-Geschäftsleitungsmitglieder seit 5 Jahren in der aktuellen Geschäftsleitung tätig. Manager,
die bereits vor ihrer Berufung im Unternehmen angestellt waren, weisen ein Dienstalter von 25 Jahren aus. Sie wurden nach durchschnittlich
14 Jahren in die Geschäftsleitung berufen. Manager, die vorher in einer anderen Geschäftsleitung tätig waren, werden hingegen schon nach
durchschnittlich 4 Jahren in das Führungsgremium befördert. Das Verwaltungsratsmitglied eines SMI-Unternehmens ist durchschnittlich seit
6 Jahren im Amt. 16% der SMI-Verwaltungsratsmitglieder waren vor ihrer Berufung operativ im Unternehmen tätig. Nach durchschnittlich
17 Dienstjahren wurden diese in den Verwaltungsrat gewählt und sind nun seit durchschnittlich 8 Jahren im Amt. Von dieser Gruppe arbei-
teten 53% zuvor als CEO und/oder Geschäftsleitungsmitglied. 6% aller SMI-Verwaltungsratsmitglieder üben gleichzeitig eine operative
Funktion im Unternehmen aus. Die Doppelfunktion von Verwaltungsratspräsident und CEO kommt bei den SMI-Unternehmen einmal vor.
33% aller CEOs sind gleichzeitig Mitglieder des Verwaltungsrats im Unternehmen.
7schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
© 2014, guido schilling ag
1 Executive Summary
CEOs und Verwaltungsratspräsidenten
Grösse des Sample der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: Für die Erhebung wurden die Daten von 120 CEOs ausgewertet. 18 CEOs
kamen neu ins Amt (15%). Von den 90 Verwaltungsratspräsidenten wurden 12 neu an die Spitze berufen (13%).
Übersicht der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: Im gesamten Sample gibt es nur 3 weibliche CEOs (3 %) und
1 Verwaltungsratspräsidentin (1%). Bei den SMI-Unternehmen ist keine Frau als CEO tätig und nur 1 als Verwaltungsratspräsidentin.
Alter der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: Der durchschnittliche CEO ist 53 Jahre alt, die im letzten Jahr neu eingetretenen CEOs
sind 51 Jahre alt. Das Durchschnittsalter der Verwaltungsratspräsidenten beträgt 61 Jahre, das der Neuen ebenfalls 61 Jahre.
Nationalität der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: 39% der CEOs haben keinen Schweizer Pass und stammen aus 14 Nationen.
Den grössten Anteil stellen dabei die Deutschen (40%). 26% der Verwaltungsratspräsidenten stammen nicht aus der Schweiz, sondern aus
11 anderen Nationen. Auch hier stellen die Deutschen die grösste Gruppe (39%).
Ausbildung der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: Das Ausbildungsniveau der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten ist hoch.
88% der CEOs basieren auf einem Hochschulabschluss, 20% promovierten. Von den Verwaltungsratspräsidenten studierten 88% an einer
Hochschule. 34% tragen einen Doktortitel.
Erfahrung der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: Der durchschnittliche CEO ist seit 5 Jahren im Amt. 72% der CEOs wurden intern
rekrutiert und waren vor ihrer Berufung durchschnittlich 19 Jahre lang im Unternehmen tätig. Der durchschnittliche Verwaltungsratspräsident
ist seit 10 Jahren Mitglied des Verwaltungsrats. Die Präsidenten sind seit 6 Jahren im Amt. 26 % von ihnen waren bereits vor ihrer Berufung
in den Verwaltungsrat während 18 Jahren operativ im gleichen Unternehmen tätig. Insgesamt sind diese seit durchschnittlich 26 Jahren im
Unternehmen beschäftigt.
8 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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schillingreport 2014
Einleitung
Zum neunten Mal erhebt die guido schilling ag die Daten zur Zusammensetzung der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte
der rund 100 grössten Schweizer Unternehmen. Ein Engagement, das sich auszahlt. Der schillingreport, so steht es im Titel, will
«Transparenz an der Spitze» schaffen und hat sich damit als unabhängiges und anerkanntes Instrument der Bestandsaufnahme
und der weiterführenden Analyse der Führungsetagen in der Schweiz etabliert.
Die Untersuchungsmethoden sind über die vergangenen Jahre die gleichen geblieben. Als Basis dient das umfangreiche
Datenmaterial, welches vom internen Projektteam der guido schilling ag zusammengetragen wird. Eigene Recherchen, persönliche
Befragungen und direkte Anfragen bei Unternehmen, die üblicherweise keine Daten öffentlich publizieren, machen die Erhebung
so wertvoll. Die Vollständigkeitsrate der Daten für die Geschäftsleitungen beträgt 94 %, jene für die Verwaltungsräte liegt bei 97%.
Der Stichtag für die Erhebung ist der 31. Dezember 2013.
Seit 2010 werden neben den Daten der Geschäftsleitungen auch die Daten der Verwaltungsräte erhoben. Die Zusammensetzung
dieser beiden Gremien sowie deren Korrelation bilden die zentrale Grundlage des schillingreport. Trends und Entwicklungen
werden zusätzlich anhand der Untergruppen Frauen, Ausländer, SMI-Unternehmen sowie CEOs und Verwaltungsratspräsidenten
gesondert untersucht und analysiert.
Auch in diesem Jahr enthält der schillingreport eine Reihe von Interviews mit Persönlichkeiten aus der Wirtschaft. Ihre Ansichten
bieten neben der Datenanalyse eine interessante und abwechslungsreiche Lektüre.
Allgemeine Angaben zum Report
Im neunten Erhebungsjahr erfreut sich der schillingreport einer durchgehend breiten Akzeptanz. Das interne Projektteam der
guido schilling ag recherchierte die relevanten Daten über die unterschiedlichsten Kanäle und fragte fehlende Daten direkt bei den
Unternehmen nach. So stellten auch dieses Jahr Unternehmen Informationen zur Verfügung, welche nicht öffentlich zugänglich
sind. Der schillingreport basiert auch in seinem neunten Erscheinungsjahr auf einer soliden Datenkonsistenz.
Anhang
Das gesamte Zahlenmaterial der vergangenen Jahre wurde in einem separaten Anhang zusammengefasst und kann online unter
www.schillingreport.ch bezogen werden. Somit ist gewährleistet, dass die vollständigen Datenreihen öffentlich einsehbar sind und
Interessengebiete individuell nachverfolgt werden können.
Untersuchte Samples
Die Liste aller untersuchten Firmen kann der Seite 50 entnommen werden. Alle 20 Unternehmen des Swiss Market Index (SMI) wurden auch
2014 in die Untersuchung einbezogen. Der Stichtag der Erhebung ist der 31. Dezember 2013.
Die Grösse eines Sample kann sich von Fragestellung zu Fragestellung unterscheiden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass für manche
Erhebungen nicht von allen Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitgliedern die vollständigen Daten vorliegen.
Alle Prozentzahlen wurden – bis auf wenige Ausnahmen – gemäss den gängigen Regeln auf ganze Zahlen gerundet, da Kommastellen eine
Genauigkeit vorspiegeln, die nicht der Realität entspricht. Umgekehrt können sich aufgrund der Rundungen kleine Verschiebungen ergeben.
Den im Untersuchungsjahr neu in den Gremien vertretenen Mitgliedern kommt in der Auswertung eine besondere Bedeutung zu, da sich an
ihnen Neuerungen und Trends oftmals besser aufzeigen lassen.
Das Gesamtsample beinhaltet sowohl Konzerne als auch deren Tochtergesellschaften, welche den Kriterien der Auswahl genügen. Diese
vermeintliche Doppelspurigkeit erweist sich als notwendig, da manche Tochtergesellschaften eine dominante Rolle im Schweizer Markt
einnehmen. So wurde beispielsweise sowohl die Konzernmutter Zurich Insurance Group als auch die Schweizer Ländergesellschaft
Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG ausgewertet. Ein weiteres Beispiel für eine Mehrfacherfassung ist die Coop-Gruppe mit ihren
Tochtergesellschaften Bell Holding AG und Bell Schweiz AG. Bei der Erhebung der Verwaltungsräte wurden die Tochtergesellschaften,
Ländergesellschaften und Konzerndivisionen konsequenterweise weggelassen.
2
3
9schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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GL 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006
Total untersuchte
Unternehmen
137 137 130 130 129 130 126 129 130
Effektiv im Report
enthaltene Unternehmen
119 100% 119 100% 115 100% 116 100% 115 100% 116 100% 111 100% 112 100% 113 100%
Vollständige Angaben
verfügbar
112 94% 112 94% 108 94% 108 93% 107 93% 108 93% 103 93% 105 94% 106 94%
Die Grösse des Sample variiert über die Jahre aufgrund von Fusionen, Übernahmen und der Zusammensetzung des SMI. Auch Veränderungen
innerhalb eines Unternehmens können zur Folge haben, dass die zugrunde liegenden Kriterien für die Aufnahme in den schillingreport nicht
mehr erfüllt werden. Aktuell wurden für den schillingreport 852 Geschäftsleitungsmitglieder in 119 Unternehmen untersucht.
VR 2014 2013 2012 2011 2010
Total untersuchte
Unternehmen
101 102 102 102 101
Effektiv im Report
enthaltene Unternehmen
90 100% 89 100% 89 100% 89 100% 88 100%
Vollständige Angaben
verfügbar
87 97% 86 97% 86 97% 84 94% 83 94%
Das Sample der Verwaltungsräte ist kleiner als jenes der Geschäftsleitungen, da die Verwaltungsräte von Schweizer Ländergesellschaften
sowie solche von Konzerndivisionen nicht einbezogen wurden. Eine Erhebung dieser Gremien würde das Bild des Sample verzerren. Aktuell
wurden 822 Verwaltungsratsmitglieder in 90 Unternehmen untersucht.
Branchenverteilung der untersuchten Unternehmen
Im schillingreport 2014 sind 119 Unternehmen aus 17 verschiedenen Branchen vertreten. Es dominieren die Versicherungen (16), gefolgt
von der Maschinenindustrie (15) und der Baubranche (12).
Geringe Abweichungen entstehen, wie auch bei der Erhebung der Daten der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte, aufgrund von
Fusionen, Übernahmen und der Zusammensetzung des SMI. Genauso können Veränderungen innerhalb eines Unternehmens zum Ausschluss
führen, nämlich dann, wenn die zugrunde liegenden Kriterien für den schillingreport nicht mehr erfüllt werden. Mehrheitlich entspricht die
Branchenverteilung der vorliegenden Untersuchung aber der Segmentierung der Vorjahre.
3 Allgemeine Angaben zum Report
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
16
Versicherungen
Maschinen
Chemie / Pharma
Bau
Detailhandel
Nahrungsmittel
Banken
Tourismus
Dienstleistungen
Gastronomie
Elektronik
Logistik
Energie
Grosshandel
IT / Telco
Medien
Uhren / Schmuck
15
12
1010
7 7
6 6 6
5
4 4
33 3
2
Branchengruppen
AnzahlUnternehmen
10 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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schillingreport 2014
4 Die Führungsgremien der Unternehmen
Das Hauptkapitel des schillingreport befasst sich mit der Grösse, den Veränderungen und der Zusammensetzung der Gremien,
dem Alter der Mitglieder sowie deren Ausbildung und Erfahrung und untersucht bei den Geschäftsleitungsmitgliedern auch deren
Verantwortungsbereiche. Ein gesonderter Blick richtet sich dabei auf die neuen Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder.
Diese Zahlen bilden die Referenz für die anschliessende Betrachtung interessanter Untergruppen.
Grösse der Gremien
Ein wichtiges Thema in jedem Unternehmen ist die Grösse der Gremien. Die ideale Geschäftsleitungsgrösse richtet sich oft nach
den Kompetenzen, die vertreten sein sollen, und danach, welche Mitgliederzahl einen regelmässigen Sitzungsrhythmus zulässt.
Geschäftsleitungen
Grösse der GL 2014
Anzahl Unternehmen 119 100%
Durchschnittliche Grösse GL 7
Häufigste Grösse GL 7
Unternehmen mit erweiterter GL 9 8%
Die Zahlen zur Grösse der Geschäftsleitungen sind über die Jahre nahezu konstant. Durchschnittlich bestehen die Geschäftsleitungen aus
7 Mitgliedern, wobei ihre Zusammensetzung innerhalb des Sample variieren kann – von 1 Mitglied bis 13 Mitgliedern. Es ist anzumerken,
dass nur 9 Unternehmen eine erweiterte Geschäftsleitung haben. Im Jahr 2006 war dies noch bei 20 Unternehmen der Fall.
Häufigkeitsverteilung der verschiedenen GL-Grössen
0
5
10
15
20
2
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
66
10
15
16 16
19
9
8
5 5
2
Anzahl GL-Mitglieder
AnzahlGL
Grösse der GL in Bezug auf die Branchen
0
2
4
6
8
10 9
IT / Telco
Uhren / Schmuck
Versicherungen
Tourismus
Banken Bau
Chemie / Pharma
Logistik
Dienstleistungen
Medien
Nahrungsmittel
Maschinen
Detailhandel
Energie
Gastronomie
Elektronik
Grosshandel
88 8 8
77 7 7 7 7
6 666
5
4
Branchengruppen
AnzahlGL-Mitglieder
Die Zahlen zeigen, dass eine Häufung von 6 Branchen eine durchschnittliche Geschäftsleitungsgrösse von 7 Mitgliedern aufweist, was dem
Gesamtdurchschnitt entspricht.
4.1
11schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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Was motivierte Sie, sich als Verwaltungsrätin zu engagieren?
Ein Verwaltungsratsmandat ist eine verantwortungsvolle, spannende Aufgabe, die es einem
erlaubt, die strategische Ausrichtung einer Firma mitzugestalten. Das hat mich sowohl per-
sönlich wie auch intellektuell motiviert.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion bezüglich Frauen in den Führungsgremien?
Ist es Ihrer Ansicht nach notwendig, Frauenförderung als strategisches Ziel festzulegen?
Persönlich lehne ich eine Quote nicht ab, aber ich propagiere sie auch nicht. Wenn eine
schnelle Veränderung der traditionellen Rollenbilder gewünscht ist, so ist die Frauenquote
ein gutes Instrument. Nehmen wir Indien als Beispiel. Da Frauen wegen ihres Geschlechts
eine starke Diskriminierung erfuhren, wurde 1993 ein Gesetz erlassen, welches verlangte,
dass ein Drittel aller Bürgermeister weiblich sein müssen. Dies veränderte das Rollenbild
sehr schnell, und viele Eltern strebten für ihre Töchter eine politische Karriere an. So ist in
der allgemeinen Wahrnehmung – 20 Jahre nach Einführung dieses Gesetzes – ein guter
Bürgermeister in Indien nicht mehr zwingend männlich. Das grosse Problem der Quote ist,
dass keine Frau eine Quotenfrau sein will. Deshalb konzentriert sich meine Forschung darauf,
wie man auf anderen Wegen über Stereotypen hinwegkommen kann.
Wo setzt die Forschung diesbezüglich an?
Die Diskriminierung von Frauen ist ein Fehler im Gehirn. Dass Menschen Fehler machen,
hängt nicht mit deren Intelligenz zusammen, sondern mit der Funktionsweise des Gehirns.
Wir alle sind durch Stereotypen geprägt, und unser Gehirn hat verstanden, dass es gewisse
Berufe gibt, die eher dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden, und solche, die mit dem männlichen Geschlecht assoziiert werden.
Diese Vorstellung führt dazu, dass wir automatisch eine Kindergärtnerin statt eines Kindergärtners und eher einen männlichen CEO
als einen weiblichen erwarten. So wurden wir zu Diskriminierung konditioniert, obwohl die meisten Leute sich niemals als sexistisch
bezeichnen würden.
Die Forschung setzt dort an, wie wir trotz Konditionierung Verfahren einrichten können, die es ermöglichen, richtige bzw. faire Ent-
scheidungen zu treffen und irrelevante Faktoren beiseite zu lassen. Viele renommierte Orchester haben ihr Auswahlverfahren zur
Einstellung neuer Musiker angepasst. Sie lassen seit geraumer Zeit die Anwärter hinter einem Vorhang vorspielen. Im Vordergrund steht
hierbei, dass die Auswählenden allein die fachliche Qualifikation der Anwärter beurteilen und nicht von äusserlichen Merkmalen beein-
flusst werden. Dies soll sicherstellen, dass wirklich die Besten ausgewählt werden. Innert kürzester Zeit wurden so umgehend deutlich
mehr Musikerinnen engagiert.
Wie bringen Sie Arbeit und Familie – Sie sind ja zweifache Mutter – unter einen Hut?
Mein Mann ist Anwalt, und wir arbeiten beide zu 100 Prozent. Die Kinder betreuen wir gemeinsam. Ich muss aber auch sagen, dass dies
in den USA absolut üblich ist und Vollzeit arbeitende Mütter hier an der Tagesordnung sind. Ganztagesschulen und die Integration der
Kinder in den Berufsalltag zeugen von dieser Haltung. In Harvard zum Beispiel enden die Fakultätssitzungen um 17.30 Uhr, damit man
die Kinder vor 18 Uhr von der Krippe abholen kann.
Was raten Sie Frauen, die sich stärker in Führungsgremien einbringen möchten?
Nehmen wir die Qualifikation der Interessentinnen einmal als gegeben an. Jetzt geht es nur noch darum, sich vom Rest der anderen qualifi-
zierten Bewerber abzusetzen und ein glaubwürdiges Signal für das eigene Führungspotenzial zu senden. Man muss wahrgenommen werden.
Dies ergibt sich z.B. durch die Teilnahme an relevanten Konferenzen, eine Weiterbildung, die auch bezüglich des eigenen Netzwerks
eine grosse Bereicherung sein kann, oder durch den Kontakt mit Executive Searchern. Die Interessentinnen müssen Aufgaben identi-
fizieren, mit denen sie sich innerhalb und ausserhalb der Organisation, in der sie tätig sind, profilieren können. Aber lassen Sie mich
damit schliessen, dass ich Frauen zwar gern Ratschläge gebe, aber nicht den Eindruck erwecken möchte, dass die Untervertretung von
Frauen in Führungspositionen ein Problem der Frauen ist. Die hoch qualifizierten Musikerinnen, die vor der Einführung des Vorhangs
nicht ausgewählt wurden, haben nichts falsch gemacht. Sie wurden nicht gewählt, weil sie Frauen sind – eine meist unbeabsichtigte
Diskriminierung, die weder den Orchestern noch den Frauen half. Um im Wettbewerb bestehen zu können, müssen Organisationen
daher Rahmenbedingungen schaffen, die es erlauben, bessere und fairere Entscheidungen zu treffen, d.h. die besten anzustellen und zu
befördern und nicht diejenigen, die einem Klischee entsprechen.
Prof. Dr. Iris Bohnet
Iris Bohnet ist seit 2006 Professor of Public Policy
und seit 2011 Academic Dean der Harvard Kennedy
School (USA). An der Universität Zürich erwarb sie
einen Master-Abschluss in Wirtschaftsgeschichte,
Wirtschaftswissenschaften und Politikwissenschaft
sowie einen Doktorabschluss in Wirtschaftswissen-
schaften. Frau Bohnet ist zurzeit Mitglied des Ver-
waltungsrats der Credit Suisse, Universitätsrätin
der Universität Luzern, Mitglied des Beirats der
Wirtschaftsuniversität Wien und Mitglied des Global
Agenda Council on Women’s Empowerment des World
Economic Forum. Sie leitet das Executive Program for
the World Economic Forum’s Young Global Leaders der
Harvard Kennedy School.
«Die Diskriminierung von Frauen
ist ein Fehler im Gehirn.»
12 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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schillingreport 2014
4 Die Führungsgremien der Unternehmen
Verwaltungsräte
Grösse des VR 2014
Anzahl Unternehmen 90
Durchschnittliche Grösse VR 9
Häufigste Grösse VR 7
Das Gremium Verwaltungsrat ist im Schnitt mit 9 Mitgliedern deutlich grösser als das Gremium Geschäftsleitung. Dabei variiert die Grösse
des Verwaltungsrats von 1 Mitglied bei der Mövenpick Holding AG bis zu 40 Mitgliedern bei der Suva.
Häufigkeitsverteilung der verschiedenen VR-Grössen
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
1
11
19
9
18
55
1 4 5 6 7 8 9 10 11 12
6
13
1
18
3333
14
1
19
1
23
1
40
Anzahl VR-Mitglieder
AnzahlVR
41% aller Verwaltungsratsgremien haben eine Grösse von 7 oder 9 Mitgliedern. Dabei umfasst jede dieser Gremiumsgrössen 18 oder 19
Unternehmen. Eine Grösse von 6 oder 8 Mitgliedern findet sich bei 22% der Verwaltungsräte.
Grösse des VR in Bezug auf die Branchen
0
2
4
6
8
10
12
14
13
Energie
Uhren / Schmuck
Banken
Detailhandel
Versicherungen
Chemie / Pharma
Tourismus
Grosshandel
IT / Telco
Nahrungsmittel
Bau
Maschinen
Medien
Elektronik
Gastronomie
11
10
99
8
777 7 7 7
66
333
Branchengruppen
AnzahlVR-Mitglieder
Logistik
Dienstleistungen
Obwohl die durchschnittliche Grösse des Verwaltungsrats 9 Mitglieder bilden, zeigt sich bei einer Betrachtung der Unternehmen nach
Branchen, dass die Grösse von 7 Mitgliedern, wie schon 2012, am häufigsten vorkommt (2013: 8 Mitglieder).
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Veränderungen innerhalb der Gremien
Die Führungsgremien von Unternehmen unterliegen mehr oder weniger starken Veränderungen. Während der vergangenen 9 Jahre
liessen sich Vergrösserungen, Verkleinerungen oder Abweichungen in der personellen Zusammensetzung bei gleichbleibender
Mitgliederzahl beobachten.
Geschäftsleitungen
Veränderungen innerhalb der GL 2014
Identische GL wie im Vorjahr 52 45%
Gleiche GL-Grösse wie im Vorjahr mit veränderter Zusammensetzung 21 18%
Vergrösserung der GL 22 19%
Verkleinerung der GL 21 18%
Total 116 100%
Über den gesamten Erhebungszeitraum von 9 Jahren gibt es keine Firma mit einem unveränderten Führungsteam. Alle Unternehmen
weisen mindestens in einem Jahr eine Veränderung in der Geschäftsleitung auf. Aktuell operieren 45% der Unternehmen mit demselben
Führungsteam wie vergangenes Jahr. 2013 lag dieser Wert bei 29%. Vergrösserungen und Verkleinerungen der Geschäftsleitungen vollzogen
sich um durchschnittlich 1 bis 2 Sitze.
Verwaltungsräte
Veränderungen innerhalb des VR 2014
Identischer VR wie im Vorjahr 33 38%
Gleiche VR-Grösse wie im Vorjahr mit veränderter Zusammensetzung 21 24%
Vergrösserung des VR 14 16%
Verkleinerung des VR 19 22%
Total 87 100%
Entgegen der 2011 getroffenen Annahme, dass Verwaltungsräte stabilere Gremien seien als Geschäftsleitungen, zeigte sich 2012 ein
anderes Bild: Nur 25% der Unternehmen hatten keine Veränderung im Verwaltungsrat zu verzeichnen, dies im Gegensatz zu 33% der
Geschäftsleitungsgremien ohne Veränderungen. Im schillingreport 2013 zeigten sich die Verwaltungsräte wieder stabiler als die Geschäfts-
leitungen. 37% aller Verwaltungsratsgremien blieben unverändert, während 29% der Geschäftsleitungen keine Veränderung erfuhren.
Aktuell sind die Geschäftsleitungen mit 45% unveränderten Gremien deutlich stabiler als vergangenes Jahr (29%) und somit auch stabiler als
die Verwaltungsratsgremien. Diese liegen mit 38% unveränderten Gremien 1 Prozentpunkt über dem letztjährigen Wert. Da der schillingre-
port die Verwaltungsräte aber erst seit 2010 erfasst, wird es interessant sein, die Wechselraten über die kommenden Jahre zu beobachten.
Vergrösserungen und Verkleinerungen der Verwaltungsratsgremien vollzogen sich in der Regel um 1 bis 2 Sitze.
4 Die Führungsgremien der Unternehmen
4.2
14 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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schillingreport 2014
Zusammensetzung der Gremien
Die Zusammensetzung von Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten ist ein breit diskutiertes Thema. Kaum ein Tag vergeht,
an dem sich die öffentliche Meinung nicht zu Frauenquoten, Internationalisierung und Diversity äussert. Das folgende Kapitel
beschäftigt sich im Detail mit der Zusammensetzung der Führungsgremien von Unternehmen, wobei interessante Untergruppen
in Kapitel 5 gesondert betrachtet werden.
Geschäftsleitungen
Zusammensetzung der GL 2014
Anzahl Unternehmen 119
Total GL-Mitglieder 852 100 %
Anteil Frauen 50 6%
Anteil Männer 802 94%
Anteil Schweizer 490 58%
Anteil Ausländer 362 42%
Anteil Neue 107 13%
Anteil Neue 107 100%
Anteil Frauen unter den Neuen 10 9%
Anteil Männer unter den Neuen 97 91%
Anteil Schweizer unter den Neuen 56 52%
Anteil Ausländer unter den Neuen 51 48%
Nach einer zweijährigen Stagnation bei 45% sinkt der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen in diesem Jahr auf 42%. Verzeichnete
man von 2006 bis 2011 einen Anstieg des Ausländeranteils um 9 Prozentpunkte von 36% auf 45%, so schwächte sich diese Entwicklung
in den vergangenen beiden Jahren ab. 2012 ergab sich diese Entwicklung u.a. wegen des tieferen Ausländeranteils unter den neuen
Geschäftsleitungsmitgliedern (44%). 2013 machten die Ausländer unter den Neuen aber 52% aus, was dem zweithöchsten Wert des
gesamten Erhebungszeitraums entspricht. Dies lässt darauf schliessen, dass es unter den Ausländern viele Abgänge gab. Im schillingreport
2014 liegt der Anteil der Ausländer unter den Neuen wieder bei 48%. Auch in der aktuellen Erhebungsperiode muss davon ausgegangen
werden, dass viele Ausländer die Geschäftsleitungen der 100 grössten Arbeitgeber verlassen haben. Hochinteressant wird es sein, welche
Erkenntnisse die kommenden Jahre dazu liefern werden.
Auch in diesem Jahr verzeichnen die Geschäftsleitungen einen Frauenanteil von 6%. Obwohl Frauen in der Zusammensetzung von
Geschäftsleitungen nach wie vor eine etwas untergeordnete Rolle spielen, scheinen die Bemühungen der Unternehmen langsam, aber stetig
Früchte zu tragen, und eine gewisse positive Tendenz ist spürbar. Dies zeigt sich insbesondere bei den neuen Geschäftsleitungsmitgliedern.
Verzeichnete man 2011 noch hoffnungsvolle 13% Frauen unter den Neuen, so sank dieser Wert 2012 auf 9%, 2013 auf 8% und erhöhte
sich dieses Jahr wieder auf 9%. Eine positive Entwicklung ergibt sich zudem durch weniger Abgänge von Frauen, was wiederum als Zeichen
in die richtige Richtung gewertet werden kann.
4 Die Führungsgremien der Unternehmen
4.3
15schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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15
4 Die Führungsgremien der Unternehmen
4.4
Verwaltungsräte
Zusammensetzung des VR 2014
Anzahl Unternehmen 90
Total VR-Mitglieder 822 100%
Anteil Frauen 108 13%
Anteil Männer 714 87%
Anteil Schweizer 530 64%
Anteil Ausländer 292 36%
Anteil Neue 97 13%
Anteil Neue 97 100%
Anteil Frauen unter den Neuen 21 22%
Anteil Männer unter den Neuen 76 78%
Anteil Schweizer unter den Neuen 48 49%
Anteil Ausländer unter den Neuen 49 51%
Dieses Jahr stagniert der Ausländeranteil bei 36%, was nach wie vor dem höchsten Wert des gesamten Erhebungszeitraums entspricht. In
den Verwaltungsräten sind die Ausländer auf dem Vormarsch. Dies zeigt sich insbesondere unter den neuen Verwaltungsratsmitgliedern,
welche aktuell einen Anteil von 51% (2013: 49%) Ausländern verzeichnen.
In den Verwaltungsräten lässt sich auch dieses Jahr eine spürbare Entwicklung der Frauenanteile beobachten. Der Anteil Verwaltungsrätinnen
stieg von 10% in 2010 auf 13% in 2014 an. Diese positive Veränderung wird auch dieses Jahr durch die hohen Zugänge weiblicher
Verwaltungsräte unterstrichen. Unter den neuen Verwaltungsräten finden sich 22% Frauen (2013: 23%). Somit wurde mehr als jeder fünfte
vakante Verwaltungsratssitz mit einer Frau besetzt.
Alter der Gremiumsmitglieder
Oftmals wird das Alter einer Person mit deren Erfahrung gleichgesetzt. Dies mag in vielen Fällen zutreffen. Als wichtig erweist sich
für Mitglieder von Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten aber insbesondere die branchenrelevante Kompetenz, die nötig ist,
um das Amt und die damit verbundenen Aufgaben optimal auszufüllen.
Geschäftsleitungen
Alter der GL-Mitglieder 2014
Durchschnittsalter GL-Mitglieder 51 Jahre
Durchschnittsalter neuer GL-Mitglieder 48 Jahre
Das Durchschnittsalter beträgt bei den Geschäftsleitungsmitgliedern 51 Jahre und bei den Neuen 48 Jahre. Beide Werte sind über den
gesamten Erhebungszeitraum nahezu konstant mit einer leichten Tendenz zu älteren Managern.
Verwaltungsräte
Alter der VR-Mitglieder 2014
Durchschnittsalter VR-Mitglieder 59 Jahre
Durchschnittsalter neuer VR-Mitglieder 54 Jahre
Das durchschnittliche Verwaltungsratsmitglied ist unverändert 59 Jahre alt und somit 8 Jahre älter als das durchschnittliche
Geschäftsleitungsmitglied. Die neuen Verwaltungsratsmitglieder sind mit 54 Jahren um 6 Jahre älter als die neuen Geschäftsleitungsmitglieder.
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schillingreport 2014
Ausbildung der Gremiumsmitglieder
Welche Berufslaufbahn, welches Studium, welche Titel und welche Weiterbildungen haben die Mitglieder der beiden
Führungsgremien? Gibt es Unterschiede in der Qualifikation von Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitgliedern? Welche
Ausbildungen qualifizieren für Führungspositionen? Das alles sind Fragen, denen diese Erhebung nachgeht. Der Begriff «Hoch-
schule» wird im Folgenden für Universität und FH zusammengefasst gebraucht, wohingegen sich der Begriff «Akademiker»
ausschliesslich auf universitäre Abschlüsse bezieht.
Geschäftsleitungen
Ausbildungen der GL-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue
Grösse des Sample 821 100% 104 100%
Akademiker 618 75% 76 73%
FH-Absolventen 119 14% 20 19%
Matura 8 1% – –
Berufsausbildung 74 9% 8 8%
Anderer Werdegang 2 < 1% – –
Weiterbildungen 368 45% 43 41%
Doktortitel 144 18% 10 10%
FH-Absolventen 119 100% 20 100%
Wirtschaft 59 49.5% 5 25%
Technisch-naturwissenschaftlich 47 39.5% 10 50%
Hotelfach 11 9% 5 25%
Kombinationen 2 2% – –
Akademiker 618 100% 76 100%
Wirtschaft 252 41% 30 39%
Technisch-naturwissenschaftlich 203 33% 31 41%
Jura 74 12% 5 6.5%
Andere Fachrichtung 38 6% 8 10.5%
Kombinationen 51 8% 2 3%
Das Ausbildungsniveau der Geschäftsleitungsmitglieder ist über den gesamten Erhebungszeitraum konstant hoch. 89% haben einen Hoch-
schulabschluss, was ein klarer Indikator dafür ist, dass eine gute theoretische Basis zum Rucksack eines Managers gehört. Mit 18% erlangte
nahezu jedes fünfte Geschäftsleitungsmitglied einen Doktortitel, was dem tiefsten Wert im gesamten Erhebungszeitraum entspricht. Dies
lässt sich u.a. durch den tiefen Anteil von 10% an Promovierten unter den Neuen erklären. Gleichzeitig dürften unter den Abgängen einige
Promovierte zu verzeichnen sein. Der Trend zu Weiterbildungen stieg über den gesamten Erhebungszeitraum kontinuierlich an und bewegt
sich dieses Jahr mit 45% 1 Prozentpunkt über dem Niveau der vergangenen 2 Jahre (44%).
Weiterbildungen der GL-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue
Grösse des Sample 368 100% 42 100%
Business School / MBA 172 47% 22 52.5%
NDS / LLM / MBL / MAS / CAS 31 8.5% 3 7%
Fachexperten 101 27.5% 9 21.5%
Kombinationen 64 17% 8 19%
IndiesemJahrabsolvierten45%allerGeschäftsleitungsmitgliedereineWeiterbildung,wasdemhöchstenWertimgesamtenErhebungszeitraum
entspricht. Interessant dabei ist, dass der Trend zu Weiterbildungen unter den Neuen wieder ansteigt. Absolvierten 2013 nur 39% der neu
berufenen Geschäftsleitungsmitglieder eine Weiterbildung, sind es dieses Jahr 41%.
4 Die Führungsgremien der Unternehmen
4.5
17schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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Was motivierte Sie, sich als Verwaltungsrat zu engagieren?
Im Vordergrund standen sicher die Einblicke in andere Branchen und Firmen sowie die Gelegenheit, das
Gelernte in einem anderen Kontext einzubringen. Ich kann meine Erfahrung aus Beruf und Politik ein-
bringen und anwenden.
Wie definieren Sie die Rolle des Verwaltungsratspräsidenten in der Führung des Verwaltungs-
rats und des CEO?
Im strategischen Bereich stehen mittel- und langfristige Überlegungen für die Geschäftsentwicklung im
Vordergrund. Dies ist Aufgabe des Verwaltungsrats. Der operative Bereich beschäftigt sich dagegen mit dem
Tagesgeschäft und ist Aufgabe von CEO und Konzernleitung. Beide Gremien müssen sich eng austauschen
und gut zusammenarbeiten. Sie schaffen einen Mehrwert, da sie die wichtigen Fragen von mindestens
zwei Seiten beleuchten. Zudem hat der Verwaltungsrat eine Aufsichtspflicht gegenüber der Konzernleitung.
Was ist für Sie die «goldene Regel» für die Zusammensetzung eines idealen Verwaltungsrats
in Bezug auf Komposition und Grösse?
Eine goldene Regel über alle Branchen und alle Tätigkeiten gibt es nicht. Wichtig ist, dass verschiedene
Fähigkeiten in einem Verwaltungsrat zusammenwirken und auch die persönlichen Beziehungen im Team
gut zusammenspielen. Die Durchmischung nach Geschlecht, Alter, Sprache, Temperament und Kultur ist ebenfalls wichtig. Zur Grösse kann gesagt werden,
dass der Verwaltungsrat genug Mitglieder umfassen sollte, um die Ausschüsse gut zu besetzen, gleichzeitig sollte er nicht zu gross sein, um ausgewogene
Diskussionen im Plenum jederzeit zu ermöglichen.
Gibt es aus Ihrer Sicht Gründe, weshalb die Mehrheit der VR-Mitglieder in Schweizer Unternehmen Schweizer sein sollte?
Der Verwaltungsrat trägt die Kultur eines Unternehmens. Wenn für das Unternehmen die Schweizer Kultur im Vordergrund steht, sollte er dies spiegeln. Bei einem
internationaltätigenUnternehmen,wiebspw.derBaloise,isteswichtig,nichtnurdieverschiedenenLandesgegendeninnerhalbderSchweizabzudecken,sondern
auchdieausländischenMärkte,indenenmantätigist.BeiderBaloiseerwirtschaftenwir50%unseresUmsatzesinderSchweiz,deshalbachteichaufeineentspre-
chende Vertretung der Landesgegenden. Des Weiteren haben wir zwei deutsche Mitglieder, und mein Ziel ist es, auch Belgien und Luxemburg vertreten zu haben.
Funktionieren VR-Gremien mit weiblichen Mitgliedern anders als reine Männergremien? Welche Veränderungen erleben Sie durch den
Zuwachs von Frauen im VR?
Frauen und Männer sind und denken unterschiedlich. Dies bedeutet, dass eine Frau oder die Zunahme der Frauen im Verwaltungsrat unterschiedliche
Argumentationen und unterschiedliche Kulturen nach sich ziehen. Ich bin der festen Überzeugung, dass in allen Gremien – nicht nur im Verwaltungsrat –
Männer und Frauen vertreten sein sollten. Gleichzeitig wehre ich mich aber gegen Quoten, weil das Geschlecht nicht das erste Entscheidungsmerkmal sein
sollte, sondern die verschiedenen Denkarten aus Überzeugung einbezogen werden sollen. Wir haben bei der Baloise zwei Frauen im Verwaltungsrat. Sie sind
unterschiedlich, sagen ihre Meinung und bringen sich ein. Sie stellen andere Fragen und bringen andere Argumente. Ich schätze diese Breite ausserordentlich.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion bezüglich Frauen in den Führungsgremien? Ist es Ihrer Ansicht nach notwendig, Frauenförderung
als strategisches Ziel festzulegen?
Die Diskussion bzgl. Frauen in Führungsgremien soll geführt werden. Wir müssen uns allerdings bewusst sein, dass das Geschlecht nicht der primäre
Entscheidungsgrund ist, um eine Person in den Verwaltungsrat zu wählen oder nicht: Im Vordergrund steht die Persönlichkeit der zu wählenden Person.
Die Diskussion ist wichtig, weil man sich so Gedanken über den Mehrwert von gemischt zusammengesetzten Gremien macht. Sie läuft aber m.E. neben
der Spur, wenn es darum geht, Frauenquoten festzulegen. Ich finde es nicht richtig, ein Team zu zwingen, eine gewisse Anzahl Frauen oder Männer
aufzunehmen, und ich finde es ebenfalls falsch, von einer Frauenförderung zu sprechen, weil Frauen keine Förderung brauchen. Wir brauchen allgemein
mehr Frauen im Berufsleben, dann werden wir automatisch auch mehr Frauen in allen Gremien haben.
Wird die Zukunft mehr hauptberufliche Verwaltungsräte erfordern? Welche Kompetenzen sehen Sie als Voraussetzung für Profi-
Verwaltungsräte an?
Wenn erfahrene Persönlichkeiten ihr Know-how aus unterschiedlichen Branchen in Mandate in verschiedenen Unternehmen einbringen, liegt der
Vorteil in deren branchenübergreifender Optik. Zudem verfügen diese Personen über Kenntnisse bzgl. Veränderungen von Märkten, die sich auch auf
die eigene Branche auswirken können. So gesehen ist ein Verwaltungsrat, der in mehreren Branchen aktiv ist, durchaus ein Mehrwert für das Gremium.
Dr. Andreas Burckhardt
Andreas Burckhardt studierte Jurisprudenz an den
Universitäten Basel und Genf. Von 1982 bis 1987 war
er für die Fides Treuhandgesellschaft tätig und von
1988 bis 1994 Generalsekretär der Baloise Holding AG.
Von 1994 bis April 2011 war er Direktor der Handels-
kammer beider Basel. In dieser Funktion wirkte er in
verschiedenen Leitungsgremien nationaler und regio-
naler Wirtschaftsorganisationen mit. Er war von 1981
bis 2011 in politischen Funktionen in Basel-Stadt tätig,
von 1997 bis 2011 als Mitglied des Grossen Rates.
Seit 1999 ist er Mitglied und seit 2011 Präsident des
Verwaltungsrats der Baloise Holding AG sowie Mitglied
des Verwaltungsrats der Carl Spaeter AG.
«Wir brauchen allgemein mehr Frauen
im Berufsleben, dann werden wir
automatisch auch mehr Frauen in
allen Gremien haben.»
18 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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schillingreport 2014
4 Die Führungsgremien der Unternehmen
Verwaltungsräte
Ausbildungen der VR-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue
Grösse des Sample 789 100% 96 100%
Akademiker 662 84% 85 88.5%
FH-Absolventen 48 6% 9 9.5%
Matura 12 2% – –
Berufsausbildung 67 8% 1 1%
Anderer Werdegang – – 1 1%
Weiterbildungen 320 41% 43 45%
Doktortitel 263 33% 34 35%
FH-Absolventen 48 100% 9 100%
Wirtschaft 26 54% 4 44.5%
Technisch-naturwissenschaftlich 18 38% 3 33.5%
Hotelfach 4 8% 2 22%
Akademiker 662 100% 85 100%
Wirtschaft 255 38.5% 39 46%
Technisch-naturwissenschaftlich 164 25% 16 19%
Jura 143 21.5% 19 22%
Andere Fachrichtung 46 7% 4 5%
Kombinationen 54 8% 7 8%
Auch bei den Verwaltungsratsmitgliedern ist das Ausbildungsniveau konstant hoch. Sie weisen einen Akademikeranteil von 84% auf, wobei
unter den Neuen sogar 88.5% Akademiker anzutreffen sind. Betrachtet man den Anteil an Promovierten, so ist dieser Wert mit 33% höher
wie letztes Jahr (32%). Unter den Neuen findet sich ein Anteil von 35% mit Doktortitel. Eine Weiterbildung absolvierten dieses Jahr 41%
der Verwaltungsratsmitglieder.
Weiterbildungen der VR-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue
Grösse des Sample 320 100% 43 100%
Business School / MBA 145 45% 18 42%
NDS / LLM / MBL / MAS / CAS 12 4% 4 9%
Fachexperten 128 40% 18 42%
Kombinationen 35 11% 3 7%
Entgegen der Entwicklung des letzten Jahres nahmen die Weiterbildungen unter den neu berufenen Verwaltungsratsmitgliedern wieder von 39%
auf 45% zu. Ebenfalls nahmen die Doktortitel von 33% auf 35% unter den Neuen zu. Die 2012 getroffene Annahme, dass die Bedeutung von
Promotionen für die Qualifikation von Verwaltungsräten insbesondere zugunsten von MBA, Business School und Fachdiplomen abnehmen wird,
lässt sich somit auch dieses Jahr nicht bestätigen.
Weitere Erkenntnisse
Während von den Verwaltungsratsmitgliedern 21.5% der Akademiker ein Jurastudium absolvierten, finden sich in den Geschäftsleitungen
nur 12% Juristen. Allerdings lassen sich unter den Neuen beider Gruppen nicht mehr Juristen als im Gesamtsample nachweisen: bei den
Geschäftsleitungsmitgliedern 6.5% und bei den Verwaltungsratsmitgliedern 22%. In den Geschäftsleitungen gibt es mit 14% mehr als doppelt so
viele FH-Absolventen wie in den Verwaltungsräten, in denen es nur 6% sind. Beide Samples weisen in etwa den gleichen Anteil an Akademikern
mit einem wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss auf. Dieser beträgt 41% bei den Geschäftsleitungen und 38.5% bei den Verwaltungsräten. Die
Verteilungdertechnisch-naturwissenschaftlichenAusbildungenzeigteinanderesBild,nämlich33%beidenGeschäftsleitungengegenüber25%beiden
Verwaltungsräten. Somit lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass in Verwaltungsräten – im Gegensatz zu den Geschäftsleitungen – häufiger Juristen
einsitzen, während in den Geschäftsleitungen mehr Akademiker mit technisch-naturwissenschaftlicher Fachrichtung anzutreffen sind. Beachtenswert
ist, dass bei den Verwaltungsratsmitgliedern der Anteil an Promovierten mit 33% deutlich höher liegt als bei den Geschäftsleitungsmitgliedern mit
18%. Die Gremiumsmitglieder mit Weiterbildung zeigen im Gegensatz dazu ein umgekehrtes Bild: Von den Geschäftsleitungsmitgliedern absolvierten
45% eine Weiterbildung, von den Verwaltungsräten waren es 41%. In den Verwaltungsräten verteilt sich die Anzahl an Promovierten unter den
Fachrichtungen Wirtschaftswissenschaften (32%), Jurisprudenz (30%) und dem technisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkt (29%), in den
Geschäftsleitungen ist es vorrangig jene mit einem technisch-naturwissenschaftlichen Hintergrund (41%).
19schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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Verantwortungsbereiche der Geschäftsleitungsmitglieder
In Bezug auf die Zusammensetzung der Geschäftsleitungen ist auch die Betrachtung der Verantwortungsbereiche ihrer Mitglieder
interessant. Dabei stellt sich vor allem die Frage, ob sich die zunehmende Internationalisierung der Unternehmen auch hier
bemerkbar macht.
Verantwortungsbereiche der GL-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue
Verantwortung nach Funktion 452 53% 49 46%
Verantwortung nach Geschäftsbereich 244 29% 47 44%
Verantwortung nach Geografie 100 12% 11 10%
Kombination Geografie / Funktion 10 1% – –
Kombination Geografie / Geschäftsbereich 25 3% – –
Kombination Geschäftsbereich / Funktion 19 2% – –
Kombination aller 3 Varianten 2 < 1% – –
Total 852 100% 107 100%
57% der Geschäftsleitungsmitglieder üben als CEO, CFO, Leiter Human Resources, Leiter Marketing etc. eine unternehmensspezifische
Funktion innerhalb ihres Gremiums aus. Business-Unit-Verantwortung trägt mit 35% knapp ein Drittel der Geschäftsleitungsmitglieder.
17% haben eine geografische Verantwortung inne. Obwohl die internationale Expansion für viele Unternehmen eine wichtige Rolle spielt,
sind über den gesamten Erhebungszeitraum hinweg kaum Entwicklungen in Richtung einer stärkeren geografischen Aufgabenteilung der
Geschäftsleitungsmitglieder erkennbar.
Erfahrung der Gremiumsmitglieder
Bei der Betrachtung der Erfahrung der Gremiumsmitglieder kristallisieren sich zwei Fragestellungen als zentral heraus: Welche
berufliche Entwicklung durchliefen Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder, bevor sie in ein Gremium bestellt wurden?
Und wie lange sind sie bereits im Unternehmen tätig?
Geschäftsleitungen
Erfahrung der GL-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue
Grösse des Sample 838 100% 101 100%
Vorher im Unternehmen tätig 493 59% 61 60%
Vorher in anderer GL tätig 210 25% 30 30%
Vorher im Unternehmen und in anderer GL tätig 53 6% 6 6%
Keine Erfahrung im Unternehmen oder in anderer GL 82 10% 4 4%
65% der Geschäftsleitungsmitglieder waren bereits vor ihrer Berufung in die Geschäftsleitung im Unternehmen tätig und wurden somit
intern rekrutiert. Dies zeigt, wie wichtig das interne Talent Management ist. 31% der Geschäftsleitungsmitglieder waren bereits vor ihrer
Berufung in einem anderen Unternehmen in der Geschäftsleitung tätig. Demgegenüber weisen nur 10% keine relevante Erfahrung im
Unternehmen selbst oder in einer anderen Geschäftsleitung aus. Hierbei kann es sich auch um Manager handeln, die aus Grosskonzernen
eingestellt wurden und nicht im obersten Führungsgremium der Unternehmung einsassen, sondern z.B. auf Stufe Geschäftsbereich in einem
Untergremium der Konzernleitung tätig waren. Ein interessantes Bild weisen die neuen Geschäftsleitungsmitglieder auf. Während 2013 noch
14% der Neuen keine Erfahrung aus einer anderen Geschäftsleitung mitbrachten, noch unternehmensintern rekrutiert wurden, sank dieser
Wert im aktuellen Erhebungszeitraum auf 4%. Dafür nahmen die Manager mit Erfahrung aus einer anderen Geschäftsleitung unter den
Neuen von 19% in 2013 auf aktuell 30% zu. Dies ist ein klarer Indikator, dass in der Rekrutierung neuer Geschäftsleitungsmitglieder auf
erfahrene Manager gesetzt wird.
4 Die Führungsgremien der Unternehmen
4.6
4.7
20 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
© 2014, guido schilling ag
schillingreport 2014
Durchschnittliche Erfahrung der GL-Mitglieder in aktueller GL im Unternehmen
im Unternehmen bis
Eintritt in die GL
Gesamtsample 5 Jahre
Vorher im Unternehmen tätig 5 Jahre 18 Jahre 13 Jahre
Vorher im Unternehmen und in anderer GL tätig 4 Jahre 10 Jahre 6 Jahre
Vorher in anderer GL tätig 5 Jahre
Keine Erfahrung im Unternehmen oder in anderer GL 4 Jahre
Besonders interessant ist der Blick auf die durchschnittliche Erfahrung der Geschäftsleitungsmitglieder. Betrachtet man den Zeitraum, über
den ein Geschäftsleitungsmitglied in einem Unternehmen angestellt ist, zeigt sich, dass intern beförderte Manager länger im Unternehmen
tätig sein müssen (durchschnittlich 13 Jahre), bis sie in die Geschäftsleitung berufen werden, als Geschäftsleitungsmitglieder, die extern
Erfahrung auf gleicher Hierarchieebene sammelten – wenn auch nur bei einem KMU. Diese werden, wie bereits im Vorjahr, durchschnittlich
nach nur 6 Jahren in das Führungsgremium berufen.
Verwaltungsräte
Durchschnittliche Erfahrung der VR-Mitglieder im aktuellen VR im Unternehmen
im Unternehmen bis
Eintritt in den VR
Gesamtsample 6 Jahre
Vorher im Unternehmen tätig 8 Jahre 23 Jahre 15 Jahre
Das durchschnittliche Verwaltungsratsmitglied ist seit 6 Jahren im Amt. Verwaltungsratsmitglieder, die zuvor operativ im Unternehmen tätig
waren, weisen mit 8 Jahren ein etwas längeres Dienstalter auf. Sie gehören dem Unternehmen im Schnitt seit 23 Jahren an und wurden
nach 15-jähriger Tätigkeit in den Verwaltungsrat berufen. Die neuen Verwaltungsratsmitglieder, welche aus dem Unternehmen in den
Verwaltungsrat berufen wurden, wurden nach einem durchschnittlichen Dienstalter von 18 Jahren in das strategische Führungsgremium
gewählt, was 3 Jahre über dem Durchschnitt des Gesamtsample liegt.
4 Die Führungsgremien der Unternehmen
21schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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4 Die Führungsgremien der Unternehmen
4.8 Korrelationen von Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten
Herkunft der VR-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue
Vorher im Unternehmen tätig 116 100% 11 100%
Vorher CEO im Unternehmen 9 8% 1 9%
Vorher GL-Mitglied im Unternehmen 24 21% 5 45.5%
Vorher GL-Mitglied und CEO im Unternehmen 21 18% – –
Vorher weder GL-Mitglied noch CEO im Unternehmen 62 53% 5 45.5%
Im Jahr 2014 wurden insgesamt 822 Verwaltungsratsmitglieder untersucht. Von diesen waren 116 bereits vor ihrem Eintritt in den Ver-
waltungsrat im Unternehmen tätig (14%). Davon waren 8% als CEO angestellt, 21% gehörten der Geschäftsleitung an, und 18% hatten
beide Ämter inne. Die Erfahrung im eigenen Unternehmen ist folglich durchaus ein Kriterium für die Wahl in den Verwaltungsrat. Noch
spannender ist aber, dass von allen 822 Verwaltungsratsmitgliedern 15% in der Geschäftsleitung einer anderen vom schillingreport erfassten
Unternehmung tätig waren, bevor man sie in den aktuellen Verwaltungsrat berief. 13 Geschäftsleitungsmitglieder sitzen zudem gleichzeitig
im Verwaltungsrat einer anderen im Report einbezogenen Unternehmung ein und besetzen insgesamt 23 Mandate.
Weitere Erkenntnisse
Im Hinblick auf die immer schärfer werdenden Corporate-Governance-Vorschriften ist es interessant, dass auch dieses Jahr wieder in 7 von
90 Unternehmen (8%) der CEO-Posten und das Verwaltungsratspräsidium mit derselben Person besetzt sind. In 24 der 90 untersuchten
Verwaltungsratsgremien (27%) sitzt der jeweilige CEO als Mitglied, Delegierter oder Präsident ein. Dies bedeutet, dass in mehr als jedem
vierten im schillingreport untersuchten Verwaltungsratsgremium der CEO als Mitglied einsitzt. In den 90 untersuchten Verwaltungsräten
sitzen neben den 24 CEOs 6 Geschäftsleitungsmitglieder als Verwaltungsratsmitglieder ein. Anders gesagt: 4% der Verwaltungsratsmitglieder
üben gleichzeitig eine operative Rolle als CEO oder Geschäftsleitungsmitglied im eigenen Unternehmen aus.
Augenfällig ist, dass viele Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder mehrere Positionen innerhalb von Unternehmungen des Sample
einnehmen bzw. innerhalb der Unternehmungen des Sample einen Wechsel vollzogen. Bei Verwaltungsratsmitgliedern sind sogar mehrere
Kombinationen möglich. 14% der 822 erfassten Verwaltungsratsmitglieder (116) waren bereits im eigenen Unternehmen tätig, bevor sie in
den Verwaltungsrat berufen wurden. Von diesen sind 25% aktuell gleichzeitig operativ in der Geschäftsleitung tätig.
126 Verwaltungsräte (15%) sassen vor ihrer Berufung in den Verwaltungsrat in der Geschäftsleitung eines anderen vom schillingreport
erfassten Unternehmens. Von diesen haben 14 Personen heute 2 Verwaltungsratsmandate in einem der erfassten Gremien inne, 6 Personen
bekleiden 3 Mandate, 2 weitere Personen kommen auf 4 Mandate. Somit sind es effektiv 97 Personen, von denen aktuell 13 in der
Geschäftsleitung eines im schillingreport erfassten Unternehmens und gleichzeitig im Verwaltungsrat eines anderen im Report enthaltenen
Unternehmens sitzen, wobei 1 Person 4 Verwaltungsräten angehört und 3 Personen je 2 Verwaltungsräten.
Betrachtet man hingegen das Sample in Bezug auf Multi-Verwaltungsräte, so zeigt sich, dass heute 66 Personen in 2 oder mehr
Verwaltungsräten des Sample sitzen. 53 Personen sind gleichzeitig in 2 Unternehmen, 10 Personen gleichzeitig in 3 Unternehmen und
3 Personen gleichzeitig in 4 Unternehmen des Sample als Verwaltungsrat tätig. Diese 66 Personen haben somit insgesamt 18% aller
Verwaltungsratsmandate inne. Anders formuliert, sitzen 8% der Verwaltungsratsmitglieder zusätzlich im Verwaltungsrat einer anderen vom
schillingreport erfassten Unternehmung. 41 Geschäftsleitungsmitglieder waren vorher in der Geschäftsleitung einer anderen vom schillingre-
port erfassten Unternehmung tätig. Von diesen 41 Personen amten heute 15 als CEO.
15% der Verwaltungsratsmitglieder waren vor ihrem Eintritt in den Verwaltungsrat in der Geschäftsleistung eines anderen vom Report
erfassten Unternehmens tätig. 82% davon sind Schweizer, eine Zahl, die sowohl im Vergleich zu den Geschäftsleitungen (58%) als auch
den Verwaltungsräten (64%) deutlich über dem Durchschnitt liegt. Zudem sind diese Personen mit 61 Jahren etwas älter als das durch-
schnittliche Verwaltungsratsmitglied (59 Jahre). Auch weisen sie einen überdurchschnittlichen Anteil an Wirtschaftswissenschaftlern unter
den Akademikern auf (57%). 32% dieser ehemaligen Geschäftsleitungsmitglieder verfügen über einen Doktortitel, was leicht unter dem
Durchschnitt der Verwaltungsräte (33%) und deutlich über dem der Geschäftsleitungsmitglieder (18%) liegt.
22 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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schillingreport 2014
22
5 Ein Blick auf interessante Untergruppen
Die umfangreichen Untersuchungsergebnisse zur Zusammensetzung der Führungsgremien sind die Grundlage für die nun fol-
genden gesonderten Betrachtungen interessanter Untergruppen sowie deren Vergleich mit dem Gesamtsample. Die Auswertungen
sollen eine Basis schaffen, gewisse Entwicklungen und Trends in der Schweiz besser zu verstehen und gegebenenfalls entspre-
chende Handlungsmassnahmen daraus abzuleiten.
Frauen
Das Thema «Frauen in Führungsgremien» wird allgemein sehr kontrovers diskutiert. Anders als in verschiedenen europäischen
Ländern gibt es in Schweizer Unternehmen keine Frauenquoten. Der schillingreport ermittelt, welche Merkmale die Frauen in den
Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten aufweisen und welchen fachlichen Hintergrund sie mitbringen. Dies kann Aufschluss
darüber geben, wie sich Frauen in der Schweizer Wirtschaft fördern liessen.
Übersicht der weiblichen Gremiumsmitglieder
Geschäftsleitungen
Übersicht der weiblichen GL-Mitglieder 2014
Anzahl Unternehmen 119
Total GL-Mitglieder 852 100%
Anteil Frauen 50 6%
Anteil Frauen 50 100%
Anteil Schweizerinnen 25 50%
Anteil Ausländerinnen 25 50%
Anteil CEOs 120 100%
Anteil Frauen 3 3%
Anteil SMI-GL-Mitglieder 201 100%
Anteil Frauen 12 6%
Anteil Neue 107 100%
Anteil Frauen unter den Neuen 10 9%
Anteil neuer weiblicher GL-Mitglieder 10 100%
Anteil Schweizerinnen unter den Neuen 3 30%
Anteil Ausländerinnen unter den Neuen 7 70%
Der Frauenanteil erhöhte sich über den gesamten Erhebungszeitraum von 4% in 2006 auf erstmalig 6% in 2013 und befindet sich auch die-
ses Jahr bei 6%. Trotz hoher Zugänge von Frauen in den Geschäftsleitungen blieb deren Anteil tief, da die Abgänge die Neueintritte nahezu
aufwogen. In den Geschäftsleitungen sind dieses Jahr 50 Frauen tätig. Unter den Neuen finden sich 10 Frauen, was 9% aller neuen Manager
entspricht. 2011 betrug der Anteil Frauen unter den Neuen noch 13%, 2012 waren es 9% und 2013 8%. Anders betrachtet, entsprechen
diese 10 neuen Frauen 20% aller weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder. Somit werden neue Managerinnen in die Geschäftsleitungen
berufen, und gleichzeitig erfolgen weniger Abgänge unter den Frauen. Die 3 amtierenden weiblichen CEOs sind Susanne Ruoff von der
Schweizerischen Post, Jasmin Staiblin von der Alpiq Holding AG und Suzanne Thoma von der BKW Energie AG. Jasmin Staiblin, die als CEO
von ABB Schweiz AG tätig war, und Suzanne Thoma, die intern berufen wurde, kamen im aktuellen Erhebungszeitraum neu in ihre Positionen,
während Monika Ribar die Panalpina Welttransport (Holding) AG verliess. Der Ausländerinnenanteil unter den Managerinnen steigt erstmalig
auf 50%. Dieser Wert liegt, wie bereits in den vergangenen Jahren, über dem Ausländeranteil des Gesamtsample (42%). Unter den neuen
weiblichen Geschäftsleitungsmitgliedern beträgt der Ausländerinnenanteil 70%. Die Frage, wo die neuen Managerinnen gefunden werden,
lässt sich an dieser Stelle also damit beantworten, dass mehr als zwei Drittel im Ausland rekrutiert wurden.
5.1
23schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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Was motivierte Sie, sich als Verwaltungsrätin zu engagieren?
Ich schätze die Möglichkeit der Mitgestaltung der Strategie und der Entwicklung des Managements. Dabei
kann ich meine eigenen Erfahrungen wie Internationalität, Technologie/Innovation, Talent Management,
operativeFührungundM&Aeinbringen.DiesgibtmirpersönlichGelegenheit,neuesKnow-howzuerwerben,
einen neuen Markt mit anderen Kunden kennen zu lernen und mein Netzwerk auszubauen. Diese neuen
Inputs befruchten auch meine operative Managertätigkeit.
WienehmenSiedieZusammenarbeitinVR-GremienmitausländischenMitgliedernwahr,undwelche
Vorteile bieten sich daraus aus Ihrer Sicht?
Meine Erfahrung ist sehr positiv. Ich muss aber betonen, dass ein international zusammengesetztes Team
für mich kein Novum ist. Bei ABB kenne ich nur international durchmischte Teams, weshalb das für mich
Normalität ist. Die Schweiz ist stark, aber klein im Vergleich mit unseren direkten Nachbarn, und manchmal
macht es Sinn, Lösungen oder Methoden aus diesen Ländern anzuwenden oder auch Partnerschaften zu
bilden, um einen grösseren Impact zu haben.
Gibt es aus Ihrer Sicht Gründe, weshalb die Mehrheit der VR-Mitglieder Schweizer sein sollte?
Nein. Meiner Ansicht nach sollte es mehr darum gehen, dass der richtige Mix aus Know-how, Erfahrung und Diversity im Verwaltungsrat vertreten ist.
Wie nehmen Sie als Frau die Arbeit im VR wahr? Welche Veränderungen erleben Sie durch den Zuwachs von Frauen im VR?
Generell erlebe ich, dass gemischte Gremien schneller und flexibler auf komplexere Umstände reagieren können. Die Zusammenarbeit im Verwaltungsrat der
Swisscom nehme ich als sehr gut wahr. Mein Eindruck ist, dass die Kollegen teilweise etwas zurückhaltender sind in ihrem Urteil und wir Frauen viel konkreter,
bisweilen härter, urteilen.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion bezüglich Frauen in den Führungsgremien? Ist es Ihrer Ansicht nach notwendig, Frauenförderung als
strategisches Ziel festzulegen?
GrundsätzlichmussdieFührungderFirmadavonüberzeugtsein,dasseinehöhereDiversitydenlängerfristigenErfolgsichert.Ichpersönlichbindavonüberzeugt
undlegedarumWertdarauf,Teamsstärker«divers»zugestalten;nichtnurbezüglichGender,sondernauchbezüglichErfahrung,Nationalität,Know-how.Solche
Ziele kommuniziere ich nur in einem beschränkten Kreis, da ansonsten der Nachgeschmack «Alibi»-Frau nach jeder Nominierung entsteht.
WirddieZukunftmehrhauptberuflicheVerwaltungsräteerfordern?WelcheKompetenzensehenSiealsVoraussetzungfürProfi-Verwaltungsrätean?
Mit der Minder-Initiative, welche die Anzahl der Mandate beschränkt, könnte dies etwas schwierig sein. Generell finde ich den Ansatz, nach einer operativen
Laufbahn eine Verwaltungsratskarriere zu starten, nicht schlecht. Bei einem hauptberuflichen Verwaltungsrat erachte ich gute Kompetenzen in den Bereichen
Strategie, Governance, Finanzen und M&A als sehr wichtig.
Die Schweiz regelt den unternehmerischen Spielraum immer stärker. Ist dies im globalen Wettbewerb die richtige Entwicklung?
Nein, auf keinen Fall. Wir sollten eher daran arbeiten, dass wir über einen kompetent zusammengesetzten Verwaltungsrat verantwortungsvolle Manager ent-
wickeln und fördern, welche die richtigen Werte in einem Unternehmen leben. Unser ausgezeichnetes Corporate-Governance-Modell kann gut als Rollenmodell
für andere dienen.
Wie bringen Sie Arbeit und Familie – Sie sind ja zweifache Mutter – unter einen Hut?
MeineKindersindmittlerweile20und22Jahrealt,ichhabesiesehrfrühbekommen.DeshalbkannichmichjetztauchaufmeineKarrierekonzentrieren.Ichhabe
immerbetont,dassichmeinenBerufausübenwollte,undmeinMannhatdiesstarkunterstützt.Ichmussaberauchsagen,dasswireinanderesRollenverständnis
haben. Man muss sich mit dem Partner einigen, bevor man Kinder bekommt, denn den «richtigen» Zeitpunkt für Kinder gibt es in einer Berufslaufbahn nicht.
Was raten Sie Frauen, die sich stärker in Führungsgremien einbringen möchten?
Esistwichtig,sichimmerwiedervorAugenzuführen,welcheWirkungmanerzieltundwelchenEindruckmanhinterlässt.MännersindsehrgutimTaktieren.Als
Frau muss man lernen, dass brachiale Ehrlichkeit nicht immer die richtige Wirkung erzielt und der Teamgedanke wichtig ist. Diese Selbstreflektion ist notwendig,
um sich als Frau entsprechend zu positionieren. Wichtig ist auch, dass man Leute um sich hat, die einem vertrauensvoll und schonungslos Feedback geben,
und dass man dieses Feedback zulässt.
Dr. Barbara Frei
Barbara Frei ist promovierte Maschineningenieurin
ETH und absolvierte ein MBA am IMD Lausanne. Sie
startete ihre Karriere 1998 in der ABB-Motorenfabrik
in Birr AG, wurde 2008 zum Country Manager ABB
Prag und 2010 zum Country Manager ABB Italia
sowie Region Manager Mediterranean befördert.
Seit November 2013 leitet sie die Global Business
Unit Drives and Controls. 2012 wurde sie in den
Verwaltungsrat der Swisscom berufen. Zudem sitzt
sie im Verwaltungsrat der ABB Beijing Drive Systems
Co. Ltd. (China).
«Generell erlebe ich, dass gemischte
Gremien schneller und flexibler
auf komplexere Umstände reagieren
können.»
24 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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schillingreport 2014
5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.1 Frauen
Verwaltungsräte
Übersicht der weiblichen VR-Mitglieder 2014
Anzahl Unternehmen 90
Total VR-Mitglieder 822 100%
Anteil Frauen 108 13%
Anteil Frauen 108 100%
Anteil Schweizerinnen 76 70%
Anteil Ausländerinnen 32 30%
Anteil VRP 90 100%
Anteil Frauen 1 1%
Anteil SMI-VR-Mitglieder 215 100%
Anteil Frauen 34 16%
Anteil Neue 97 100%
Anteil Frauen unter den Neuen 21 22%
Anteil neuer weiblicher VR-Mitglieder 21 100%
Anteil Schweizerinnen unter den Neuen 15 71%
Anteil Ausländerinnen unter den Neuen 6 29%
Der Frauenanteil in den Verwaltungsräten erhöhte sich über den gesamten Erhebungszeitraum ebenfalls von 10% in 2010 auf erstmalig
13% in 2014. In den Verwaltungsräten sind aktuell 108 Frauen tätig. Ausschlaggebend für diese positive Entwicklung ist der Anteil von
22% an Verwaltungsrätinnen unter den Neuen. Dieser Wert lag in der Vergangenheit zwischen 8% und 13% und erreichte 2013 23%.
Nominell wurden 21 neue Verwaltungsrätinnen berufen. Die einzige Verwaltungsratspräsidentin ist Nayla Hayek (The Swatch Group Ltd.).
Während im Gesamtsample 36% der Verwaltungsratsmitglieder einen ausländischen Pass besitzen, lassen sich unter den Frauen in den
Verwaltungsräten 30% Ausländerinnen nachweisen. Somit zählen die Frauen in Geschäftsleitungspositionen mehr Ausländerinnen (50%)
als das Gesamtsample (42%), während die Verwaltungsrätinnen einen tieferen Anteil ausländischer Mitglieder (30%) als das Gesamtsample
verzeichnen (36%).
Alter der weiblichen Gremiumsmitglieder
Geschäftsleitungen
Alter der weiblichen GL-Mitglieder 2014
Gesamt Ausländerinnen SMI
Durchschnittsalter weiblicher GL-Mitglieder 49 Jahre 50 Jahre 53 Jahre
Durchschnittsalter neuer weiblicher GL-Mitglieder 45 Jahre 44 Jahre –
Die weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder sind unverändert 49 Jahre alt und somit 2 Jahre jünger als das Gesamtsample. Managerinnen
mit ausländischem Pass sind 50 Jahre alt, Schweizerinnen 48 Jahre. Die weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder sind durchschnittlich
53 Jahre alt, wobei die Schweizerinnen 51 Jahre alt sind und die Ausländerinnen 54 Jahre. Die neuen weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder
sind mit 45 Jahren 2 Jahre jünger als letztes Jahr. Getragen wird diese Entwicklung insbesondere durch die neuen ausländischen
Managerinnen. Diese sind mit 44 Jahren 4 Jahre jünger als vergangenes Jahr.
25schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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Verwaltungsräte
Alter der weiblichen VR-Mitglieder 2014
Gesamt Ausländerinnen SMI
Durchschnittsalter weiblicher VR-Mitglieder 54 Jahre 57 Jahre 57 Jahre
Durchschnittsalter neuer weiblicher VR-Mitglieder 53 Jahre 54 Jahre 55 Jahre
Das durchschnittliche weibliche Verwaltungsratsmitglied ist 54 Jahre alt und somit 5 Jahre jünger als das Gesamtsample. Das Durchschnittsalter
der neuen Verwaltungsrätinnen beträgt 53 Jahre (2013: 50 Jahre), womit diese 1 Jahr unter dem Durchschnittsalter des Gesamtsample liegen.
Interessant ist, dass die ausländischen Verwaltungsrätinnen sowie die SMI-Verwaltungsrätinnen mit jeweils 57 Jahren die ältesten Gruppen
bilden. Dabei sind die Schweizerinnen in den SMI-Verwaltungsräten 54 Jahre alt und die Ausländerinnen gar 59 Jahre. Generell kann festge-
halten werden, dass die Verwaltungsrätinnen zunehmend ein höheres Durchschnittsalter haben. Während in den Geschäftsleitungen jüngere
Managerinnen eingestellt werden, wird in den Verwaltungsräten auf erfahrene und deshalb tendenziell ältere weibliche Mitglieder gesetzt.
Nationalität der weiblichen Gremiumsmitglieder
Geschäftsleitungen
Von den weiblichen Geschäftsleitungsmitgliedern haben 50% einen Schweizer Pass, 50% sind erstmalig Ausländerinnen. Unter den
Neuen machen die Ausländerinnen 70% aus. Die grösste Gruppe unter den Ausländerinnen bilden die Angelsächsinnen: 36% aller weib-
lichen ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder haben einen US-amerikanischen oder britischen Pass. Aus Frankreich stammen 28% der
Managerinnen, es folgen Deutschland mit 20%, Italien mit 12% und die Tschechische Republik mit 4%. Ein etwas anderes Bild zeigen
die weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder: Von ihnen haben nur 33% einen Schweizer Pass. Letztes Jahr waren es noch 40%. Die
ausländischen SMI-Managerinnen stammen aus Frankreich (33%), den USA (17%) und Grossbritannien (17%). Auch hier bilden die
Angelsächsinnen mit 34% die grösste Gruppe. Bemerkenswert ist, dass die SMI-Unternehmen seit 2012 keine deutschen Managerinnen
beschäftigen.
Verwaltungsräte
In den Verwaltungsräten sitzen 70 % Schweizerinnen. Letztes Jahr waren es noch 68 %. Betrachtet man nur die ausländischen
Verwaltungsrätinnen, so machen die Angelsächsinnen 47% aus, wobei knapp die Hälfte davon einen US-amerikanischen Pass besitzt.
Deutsche weibliche Verwaltungsratsmitglieder sind mit 13% vertreten, Indien und die Niederlande stellen jeweils 6.5%. Weitere 9 Länder
sind mit je 1 Frau vertreten. Klammert man die SMI-Unternehmen aus dieser Untersuchung aus, so stellt sich ein Schweizerinnenanteil
von 84% unter den Verwaltungsrätinnen ein. Dies hängt damit zusammen, dass 63% aller ausländischen Verwaltungsrätinnen in
SMI-Unternehmen tätig sind. Somit sind die im SMI notierten Unternehmen klar für die Internationalisierung der Frauenanteile in den
Verwaltungsräten verantwortlich.
Weitere Erkenntnisse
In allen untersuchten Samples – Gesamtsample, Frauen, SMI-Unternehmen – liegt der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen über
dem der Verwaltungsräte. Die SMI-Unternehmen beschäftigen 67% Ausländerinnen in den Geschäftsleitungen und 63% Ausländerinnen
in den Verwaltungsräten. Blickt man auf das Gesamtsample mit einem Ausländerinnenanteil in den Verwaltungsräten von nur 30%, sticht
der Ausländerinnenanteil von 63% bei den SMI-Unternehmen umso stärker ins Auge. Die SMI-Unternehmen beschäftigen also prozentual
betrachtet doppelt so viele Ausländerinnen in den Verwaltungsräten wie das Gesamtsample.
5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.1 Frauen
26 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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schillingreport 2014
Ausbildung der weiblichen Gremiumsmitglieder
Geschäftsleitungen
Ausbildungen der weiblichen GL-Mitglieder 2014
Gesamt Ausländerinnen SMI
Grösse des Sample 47 100% 24 51% 12 26%
Akademikerinnen 37 79% 21 90% 10 83%
FH-Absolventinnen 4 8.5% 2 8% 1 8.5%
Matura 1 2% – – – –
Berufsausbildung 5 10.5% 1 4% 1 8.5%
Weiterbildungen 26 55% 11 46% 7 58%
Doktortitel 9 19% 6 25% 3 25%
88% aller weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder besitzen einen Hochschulabschluss (FH oder Universität), letztes Jahr waren es noch 90%. In
den SMI-Unternehmen liegt dieser Wert bei 92%. Der Grossteil der Ausländerinnen sind Akademikerinnen. 19% der weiblichen Geschäfts-
leitungsmitglieder tragen einen Doktortitel, unter den Ausländerinnen promovierten sogar 25%. Das Ausbildungsniveau ist also auch bei
den Managerinnen konstant hoch, Tendenz jedoch leicht sinkend. Interessant ist, dass von den Frauen, die einen Doktortitel erlangten,
56% auf einem technisch-naturwissenschaftlichen Studium basieren. Schweizerinnen weisen weniger häufig einen Hochschulabschluss
aus als die Ausländerinnen in den Geschäftsleitungen. Letztere promovierten häufiger, absolvierten aber weniger Weiterbildungen. Dies
könnte daran liegen, dass sie zum Grossteil Akademikerinnen sind und somit bereits auf einer sehr hohen Grundausbildung basieren. Bei
den Fachrichtungen lassen sich nur sehr geringe Unterschiede zwischen Schweizerinnen und Ausländerinnen feststellen. Das Verhältnis von
wirtschaftlicher und technisch-naturwissenschaftlicher Ausbildung ist ausgeglichen. Die Erhebung ergibt weiterhin, dass 55% aller Frauen
in den Geschäftsleitungen Weiterbildungen absolvierten, was über dem Wert des Gesamtsample liegt. Eine Betrachtung der Fachrichtungen
zeigt, dass die technisch-naturwissenschaftlichen (33%) und die wirtschaftswissenschaftlichen (26%) Studienschwerpunkte am häufigsten
von den Frauen absolviert werden. Interessant dabei ist, dass bei den Ausländerinnen mit 29% die wirtschaftswissenschaftliche Richtung
überwiegt, bei den weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitgliedern mit 30% hingegen die technisch-naturwissenschaftliche Ausbildung
dominiert.
Verwaltungsräte
Ausbildungen der weiblichen VR-Mitglieder 2014
Gesamt Ausländerinnen SMI
Grösse des Sample 103 100% 30 29% 31 30%
Akademikerinnen 95 92% 29 97% 30 97%
FH-Absolventinnen 1 1% – – – –
Matura 2 2% – – – –
Berufsausbildung 6 6% 1 3% 1 3%
Weiterbildungen 42 41% 9 30% 11 35%
Doktortitel 33 32% 8 27% 17 55%
Unter den Verwaltungsrätinnen basieren weiterhin 92% auf einem universitären Abschluss. Der Anteil übersteigt den Wert des Gesamtsample
um 8 Prozentpunkte. Mit 32% Promovierten befinden sich die Verwaltungsrätinnen knapp unter dem Gesamtschnitt (33%). Hier heben sich
jedoch die SMI-Verwaltungsrätinnen besonders deutlich ab: Von ihnen promovierten 55%, was 5 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert
entspricht. Dies ist ein klarer Indikator für die hohe Qualifikation, die SMI-Verwaltungsrätinnen erfüllen.
5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.1 Frauen
27schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.1 Frauen
Verantwortungsbereiche der weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder
Verantwortungsbereiche der weibl. GL-Mitglieder 2014
Gesamt Ausländerinnen SMI
Verantwortung nach Funktion 37 74% 18 72% 9 75%
Verantwortung nach Geschäftsbereich 9 18% 3 12% 1 8.3%
Verantwortung nach Geografie 3 6% 3 12% 1 8.3%
Kombination Geografie / Funktion – – – – – –
Kombination Geografie / Geschäftsbereich 1 2% 1 4% 1 8.3%
Kombination Geschäftsbereich / Funktion – – – – – –
Total 50 100% 25 100% 12 100 %
74%, also fast drei Viertel aller Frauen in den Geschäftsleitungen üben eine unternehmensspezifische Funktion wie CEO, CFO, Leiterin Human
Resources, Leiterin Marketing etc. aus (Gesamtsample 57%). Business-Unit-Verantwortung tragen 20% der Managerinnen (Gesamtsample
35%), und gerade einmal 8% haben eine geografische Verantwortung (Gesamtsample 17%). Obwohl die internationale Expansion
bei vielen Unternehmen eine wichtige Rolle spielt, werden geografische Funktionen selten mit Frauen besetzt. Von den 37 weiblichen
Geschäftsleitungsmitgliedern, die eine Unternehmensfunktion bekleiden, sind 11 als Personalleiterin (30%), 5 in Marketing/Kommunika-
tion/PR (14%), 3 als CEO (8%) und 4 als Generalsekretärin (11%) tätig. Somit sind 22% aller weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder als
Personalverantwortliche und 10% als Leiterin Marketing/Kommunikation/PR tätig. Einen rein geografischen Verantwortungsbereich haben
nur 3 Frauen inne. Bei ihnen handelt es sich jeweils um Ausländerinnen, wobei 1 in der Geschäftsleitung eines SMI-Unternehmens sitzt.
Erfahrung der weiblichen Gremiumsmitglieder
Geschäftsleitungen
60% aller Managerinnen waren bereits vor ihrer Berufung in die Geschäftsleitung im Unternehmen tätig. Fast zwei Drittel aller weiblichen
Geschäftsleitungsmitglieder wurden folglich intern rekrutiert. 28% sammelten zuvor Erfahrung in der Geschäftsleitung eines anderen
Unternehmens. 16% weisen keine relevante Erfahrung im Unternehmen selbst oder in einer anderen Geschäftsleitung aus. Blickt man
auf das Dienstalter in den Unternehmen, zeigt sich, dass intern beförderte Managerinnen 3 Jahre weniger lang im Unternehmen tätig
sein müssen (9 Jahre), bis sie in die Geschäftsleitung berufen werden, als die Personen des Gesamtsample. Bei den Ausländerinnen geht
dies noch etwas schneller. Sie werden durchschnittlich nach 7 Jahren Betriebszugehörigkeit in die Geschäftsleitung berufen. Weibliche
Geschäftsleitungsmitglieder mit Erfahrung in einer externen Geschäftsleitung – wenn auch nur bei einem KMU – werden nach durchschnitt-
lich 3 Jahren (2013: 6 Jahre) in das Führungsgremium berufen. Im Gesamtsample dauert dies 5 Jahre. Die Managerinnen sind seit durch-
schnittlich 4 Jahren in der aktuellen Geschäftsleitung tätig (Gesamtsample 5 Jahre). Die weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder, die weder
Erfahrung im Unternehmen noch in einer anderen Geschäftsleitung sammelten, sitzen mit durchschnittlich 6 Jahren gleich lang im aktuellen
Führungsgremium wie die Personen des Gesamtsample.
Verwaltungsräte
Ein Blick auf die Verwaltungsrätinnen zeigt, dass lediglich 6% von ihnen bereits vor ihrer Berufung ins strategische Gremium im gleichen
Unternehmen operativ tätig waren. Im Gesamtsample liegt dieser Wert bei 14%. Eine Verwaltungsrätin ist durchschnittlich seit 4 Jahren im
Amt, die Verwaltungsräte insgesamt amtieren durchschnittlich seit 6 Jahren. Unter den 108 weiblichen Verwaltungsratsmitgliedern finden
sich 6 Frauen (6%), die in jeweils 2 Verwaltungsräten des Sample einsitzen. Dies entspricht wiederum 11% aller Verwaltungsratssitze, die
mit Frauen besetzt sind. Im Gesamtsample sind es 18%.
28 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
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schillingreport 2014
Ausländer
Die Internationalisierung der Unternehmen verändert auch deren Führungsgremien. Gefragt sind heute nicht mehr die besten
Manager der Schweiz, sondern die besten Köpfe weltweit. Ein Zeichen dafür ist auch, dass als Konzernsprache immer öfter
Englisch verwendet wird. Diese Entwicklung ist eine gesonderte Betrachtung wert: Wie verändern sich die Führungsgremien der
Unternehmen in Hinblick auf die Nationalität ihrer Mitglieder?
Übersicht der ausländischen Gremiumsmitglieder
Geschäftsleitungen
Übersicht der ausländischen GL-Mitglieder 2014
Anzahl Unternehmen 119
Total GL-Mitglieder 852 100%
Anteil Ausländer 362 42%
Anteil Ausländer 362 100%
Anteil Frauen 25 7%
Anteil Männer 337 93%
Anteil CEOs 120 100%
Anteil Ausländer 47 39%
Anteil SMI-GL-Mitglieder 201 100%
Anteil Ausländer 131 65%
Anteil Neue 107 100%
Anteil Ausländer unter den Neuen 51 48%
Anteil neuer ausländischer GL-Mitglieder 51 100%
Anteil Frauen unter den Neuen 7 14%
Anteil Männer unter den Neuen 44 86%
Der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen erhöhte sich von 2006 bis 2011 konstant um 9 Prozentpunkte von 36% auf 45%. Nach
zweijähriger Stagnation ist in der aktuellen Erhebung erstmalig eine Senkung zu verzeichnen: Der Ausländeranteil sinkt 2014 auf 42%.
Während die Ausländer unter den Neuen 2013 einen Anteil von 52% ausmachten, liegt er aktuell bei 48%. Es ist davon auszugehen, dass
die Geschäftsleitungen gleichzeitig hohe Abgänge von ausländischen Managern aufweisen, weshalb der Ausländeranteil im Gesamtsample
sinkt. Postulierte man aufgrund der Entwicklung von 2006 bis 2011 eine baldige Mehrheit ausländischer Geschäftsleitungsmitglieder in
Schweizer Unternehmen, so wurde diese Annahme aufgrund der Entwicklung der vergangenen 3 Jahre klar widerlegt.
Auch die SMI-Unternehmen verzeichnen mit aktuell 65% einen rückläufigen Ausländeranteil (2013: 68%). Sie liegen aber immer noch klar
über dem Gesamtsample mit 42%, was einer Differenz von beachtlichen 23 Prozentpunkten entspricht.
Bei den CEOs liegt der Ausländeranteil mit 39% etwas tiefer als im Gesamtsample. 2013 betrug der Ausländeranteil unter den CEOs noch
42%. Unter den Ausländern im Gesamtsample finden sich prozentual betrachtet gleich viele Frauen wie im Gesamtdurchschnitt (6%). Unter
den neuen Ausländern ist der Frauenanteil mit 14% höher als im Gesamtsample mit 9%.
In 12 der untersuchten Unternehmen (10%) sitzen keine Schweizer in den Geschäftsleitungen, während die Geschäftsleitungen von 16 der
119 miteinbezogenen Unternehmen (13%) ausschliesslich mit Schweizern besetzt sind. Beide Zahlen sind rückläufig, was bedeutet, dass die
Unternehmen zunehmend durchmischtere Führungsgremien in Bezug auf Nationalität aufweisen.
5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.2 Ausländer
5.2
29schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
© 2014, guido schilling ag
Was motivierte Sie, sich als Verwaltungsrat zu engagieren?
Bei mir waren es mehrere Überlegungen. Zum einen empfand ich es immer als wertvoll, als operativ
tätiger Manager einen Einblick in andere Branchen zu erhalten. Zum anderen gibt es eine zusätzliche
Sichtweise auf die operative Tätigkeit. Man schaut dann auch aus der Optik eines Verwaltungsrats auf
die eigene operative Verantwortung. Es ist aber auch eine grosse persönliche Bereicherung.
Wie nehmen Sie die Zusammenarbeit in VR-Gremien mit ausländischen Mitgliedern wahr, und
welche Vorteile bieten sich daraus aus Ihrer Sicht?
Im Kuoni-Verwaltungsrat sind wir sehr international aufgestellt: eine klare Mehrheit von Nicht-
Schweizern.DieMitgliederausdenUSA,England,Neuseeland,Südkorea,Dänemark,denNiederlanden
und der Schweiz sind in jeglicher Hinsicht eine Bereicherung. Kuoni ist eine globale Unternehmung,
und es ist wichtig, dass im Verwaltungsrat Know-how über die verschiedenen Märkte vorhanden
ist. Meine Erfahrung geht dahin, dass die Committees dann aufgrund von Schweizer Gesetzen,
Rahmenbedingungen und Regulatorien öfters von einem Schweizer präsidiert werden.
Gibt es aus Ihrer Sicht Gründe, weshalb die Mehrheit der VR-Mitglieder in Schweizer
Unternehmen Schweizer sein sollte?
Es kommt darauf an, wie ein Unternehmen ausgerichtet ist. Ein rein lokal oder mehrheitlich national
tätiges Unternehmen wird automatisch viele Schweizer im Verwaltungsrat haben. Sobald ein Unternehmen aber global ausgerichtet ist, stellt sich die
Frage, ob es eine Mehrheit an Schweizern im Verwaltungsrat braucht. Kriterien, die dafür sprechen könnten, sind z.B. eine starke Schweiz-Zugehörigkeit,
eine staatliche Nähe oder wenn der Schweizer Standort eine besondere Bedeutung hat. Ich finde aber strikte Vorgaben grundsätzlich eher fraglich.
Funktionieren VR-Gremien mit weiblichen Mitgliedern anders als reine Männergremien? Welche Veränderungen erleben Sie durch den
Zuwachs von Frauen im VR?
Ich glaube, das ist gesellschaftlich bedingt. Gespräche funktionieren anders, wenn Frauen dabei sind. Es werden andere Sichtweisen eingebracht, die
zu einer repräsentativeren Diskussion führen, was die gesellschaftlichen Bedürfnisse anbelangt. Für ein Unternehmen ist es wichtig, die Sicht sowohl
der Konsumenten als auch der Konsumentinnen zu kennen. In der Reisebranche machen Konsumentinnen heute 50 % der Käuferschaft aus. Somit
ist eine kompetente Durchmischung überaus sinnvoll und wünschenswert.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion bezüglich Frauen in den Führungsgremien? Ist es Ihrer Ansicht nach notwendig, Frauenförderung
als strategisches Ziel festzulegen?
Ich bin klar der Meinung, dass Frauenförderung ein strategisches Ziel jedes Unternehmens sein sollte. Dies lässt sich eigentlich von der Strategie
ableiten, die ja in ein Umfeld aus Konsumentinnen und Konsumenten eingebettet ist. Deshalb ist der Verwaltungsrat darauf angewiesen, möglichst
viel Know-how über die Kundinnen und Kunden im Markt zu erhalten. Dies führt automatisch zu divers aufgestellten Gremien und somit breiter
abgestützten Entscheidungen. Heutzutage sollte das Thema Frauenförderung – und zwar auf allen Stufen – ein Eigenauftrag der Unternehmen und
als Teil von strategischen Überlegungen festgelegt sein.
WirddieZukunftmehrhauptberuflicheVerwaltungsräteerfordern?WelcheKompetenzensehenSiealsVoraussetzungfürProfi-Verwaltungsrätean?
Ich glaube schon, da der Aufwand für ein Verwaltungsratsmitglied in Anbetracht der zunehmenden Regulierungen steigt. Wenn Sie mich vor 10 Jahren
gefragt hätten, wie viel mich das Mandat bei Kuoni beansprucht, so hätte ich mit 10–15 Tagen pro Jahr geantwortet. Heute ist es mindestens das
Doppelte. Dies führt automatisch dazu, dass mehr Personen in eine professionelle VR-Tätigkeit hineingehen. Bezüglich Voraussetzungen erachte ich
Persönlichkeitsstruktur, Erfahrung und Ergänzung bzw. Komplementarität als besonders wichtig.
Die Schweiz regelt den unternehmerischen Spielraum immer stärker. Ist dies im globalen Wettbewerb die richtige Entwicklung?
Insbesondere in den OECD-Ländern sind Regulatorien verbreitet, da ist die Schweiz kein Einzelfall. Es gibt durchaus Entwicklungen, bei denen das
Bedürfnis nach gewissen Regulierungen nachvollziehbar ist. Grundsätzlich bin ich aber eher zurückhaltend, weil die Erfahrung zeigt, dass Interventionen
zwar oft das ursprüngliche Problem lösen, aber immer wieder Nebenwirkungen bzw. neue Herausforderungen schaffen. Offenbar besteht vonseiten
des Gesetzgebers ein hoher Bedarf an Regulierung. Darum ist es wichtig, diese Vorstösse aus einer volkswirtschaftlichen Gesamtbetrachtung kritisch zu
hinterfragen.WirlaufensonstGefahr,unserenVorteilinBezugaufdieinternationaleWettbewerbsfähigkeitunddamitunserenStandortvorteilzuverlieren.
Heinz Karrer
HeinzKarreristseit2013PräsidentvonEconomiesuisse.
Des Weiteren amtet er als Präsident von Swisselectric,
als Vizepräsident des Verwaltungsrats der Kuoni
Reisen Holding AG und als Verwaltungsrat der Noten-
stein Privatbank AG. Er war von 2002 bis 2014 CEO
der Axpo Holding AG. Von 1998 bis 2002 war er
als Mitglied der Konzernleitung der Swisscom AG für
die Division Marketing & Sales verantwortlich. Davor
war er Vorsitzender der Geschäftsleitung von Ringier
Schweiz und Mitglied der Konzernleitung Ringier
AG sowie Vorsitzender der Geschäftsleitung und
Verwaltungsratsdelegierter der Intersport Holding AG.
«Regulierungen lösen zwar oft das
ursprüngliche Problem, schaffen
aber neue Herausforderungen.»
schillingreport 2014
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  • 1. Trans- parenz an der Spitze schillingreport 2014 Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich
  • 2. 2 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag schillingreport 2014
  • 3. 3schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag Inhaltsverzeichnis 1 Executive Summary 4 2 Einleitung 8 3 Allgemeine Angaben zum Report 8 4 Die Führungsgremien der Unternehmen 10 4.1 Grösse der Gremien 10 4.2 Veränderungen innerhalb der Gremien 13 4.3 Zusammensetzung der Gremien 14 4.4 Alter der Gremiumsmitglieder 15 4.5 Ausbildung der Gremiumsmitglieder 16 4.6 Verantwortungsbereiche der Geschäftsleitungsmitglieder 19 4.7 Erfahrung der Gremiumsmitglieder 19 4.8 Korrelationen von Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten 21 5 Ein Blick auf interessante Untergruppen 22 5.1 Frauen 22 5.2 Ausländer 28 5.3 SMI-Unternehmen 34 5.4 CEOs und Verwaltungsratspräsidenten 44 6 Anhang 49 7 Kontakt 51 Interviews mit Verwaltungsräten Prof. Dr. Iris Bohnet 11 Dr. Andreas Burckhardt 17 Dr. Barbara Frei 23 Heinz Karrer 29 Prof. Dr. Johannes Rüegg-Stürm 35 Dr. Andreas von Planta 41 AG Aktiengesellschaft bspw. beispielsweise bzgl. bezüglich bzw. beziehungsweise CAS Certificate of Advanced Studies CEO Chief Executive Officer CFO Chief Financial Officer d.h. das heisst etc. et cetera ETH Eidgenössische Technische Hochschule FH Fachhochschule GL Geschäftsleitung GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung IT Informationstechnologie IFRS International Financial Reporting Standards KMU kleine und mittlere Unternehmen LLM Master of Laws Ltd. Limited M&A Mergers & Acquisitions m.E. meines Erachtens MAS Master of Advanced Studies MBA Master of Business Administration MBL Master of Business Law NDS Nachdiplomstudium plc Public Limited Company PR Public Relations SMI Swiss Market Index SPI Swiss Performance Index SST Swiss Solvency Test u.a. unter anderem VR Verwaltungsrat z.B. zum Beispiel Abkürzungsverzeichnis
  • 4. 4 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag schillingreport 2014 Executive Summary Im folgenden Kapitel sind alle Ergebnisse des schillingreport 2014 in knapper Form zusammengefasst. Die Abfolge der Themen richtet sich nach der Gliederung der in den anschliessenden Kapiteln dokumentierten Untersuchung. Die Basis des schillingreport bildet die Analyse der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte, welche durch die gesonderte Betrachtung der Untergruppen Frauen, Ausländer, SMI-Unternehmen sowie CEOs und Verwaltungsratspräsidenten ergänzt wird. Die Führungsgremien der Unternehmen GrössederGremien: FürdieUntersuchungderGeschäftsleitungenwurdendieDatenvon119Unternehmenund852Geschäftsleitungsmitgliedern verwendet. Dabei liegt die durchschnittliche und häufigste Gremiumsgrösse bei 7 Mitgliedern. Im Sample der Verwaltungsräte wurden 90 Firmen mit 822 Verwaltungsratsmitgliedern untersucht. Durchschnittlich haben die Verwaltungsräte eine Grösse von 9 Mitgliedern, am häufigsten beste- hen sie aus 7 oder 9 Mitgliedern. VeränderungeninnerhalbderGremien: In55%derGeschäftsleitungengabesimletztenJahrVeränderungen.13%derGeschäftsleitungsposten wurden dabei mit 107 Geschäftsleitungsmitgliedern neu besetzt. Bei den Verwaltungsräten vollzogen sich in 62% der Unternehmen Veränder- ungen. Die 97 neuen Verwaltungsratsmitglieder entsprechen dabei einem Anteil von 12%. Zusammensetzung der Gremien: Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen liegt weiterhin bei 6%. Unter den neu eingetretenen Geschäfts- leitungsmitgliedern finden sich 9% Frauen. Die Verwaltungsräte haben einen Frauenanteil von 13%, der Wert für die neuen Verwaltungsrätinnen liegt bei 22%. Der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen sinkt erstmalig und liegt bei 42%. Unter den im letzten Jahr neu in dieses Gremium eingetretenen Personen liegt er bei 48%. In den Verwaltungsräten ist der Ausländeranteil dagegen mit 36% tiefer. Unter den neuen Verwaltungsratsmitgliedern beträgt er 51%. Alter der Gremiumsmitglieder: Das Durchschnittsalter der Geschäftsleitungsmitglieder beträgt 51 Jahre, das der Neuen liegt bei 48 Jahren. Die Verwaltungsratsmitglieder sind mit durchschnittlich 59 Jahren deutlich älter, ebenfalls älter sind die im letzten Jahr neu in den Verwaltungsrat eingetretenen Personen, welche durchschnittlich 54 Jahre alt sind. Ausbildung der Gremiumsmitglieder: Das Ausbildungsniveau sowohl der Geschäftsleitungs- als auch der Verwaltungsratsmitglieder ist sehr hoch. 89% der Geschäftsleitungsmitglieder basieren auf einem Hochschulabschluss (Universität oder FH), 18% haben einen Doktortitel. Von den Verwaltungsratsmitgliedern studierten 90% an einer Hochschule, wobei hier im Vergleich zu den Geschäftsleitungsmitgliedern mehr Akademiker als FH-Absolventen zu verzeichnen sind. Einen Doktortitel tragen 33% der Verwaltungsratsmitglieder, 41% absolvierten eine Weiterbildung. Verantwortungsbereiche der Geschäftsleitungsmitglieder: 57% der Geschäftsleitungsmitglieder füllen einen funktionalen Verantwortungs- bereich als CEO, CFO, Personalleiter etc. in ihren Unternehmen aus. Business-Unit-Verantwortung tragen 35%, 17% sind in einer geografischen Rolle tätig. Erfahrung der Gremiumsmitglieder: 65% der Geschäftsleitungsmitglieder wurden intern rekrutiert, 31% bringen Erfahrung in einer exter- nen Geschäftsleitung mit, und 10% waren vor ihrer Wahl weder in einer externen Geschäftsleitung noch im gleichen Unternehmen tätig. Durchschnittlich fungieren die Geschäftsleitungsmitglieder seit 5 Jahren in ihrer aktuellen Position, wobei schon vorher im gleichen Unternehmen tätige Manager ein Dienstalter von 18 Jahren ausweisen, d.h. sie wurden nach 13 Jahren in die Geschäftsleitung berufen. Manager, die zusätz- lich Erfahrung aus einer externen Geschäftsleitung mitbringen, werden hingegen schon nach 6 Jahren in die Geschäftsleitung befördert. Ein Verwaltungsratsmitglied ist durchschnittlich seit 6 Jahren im Amt. Personen, die schon vorher operativ im Unternehmen tätig waren (14%), gehören seit 8 Jahren dem Gremium an und waren vor ihrer Wahl durchschnittlich während 15 Jahren im Unternehmen beschäftigt. Davon waren 47% als CEO und/oder Geschäftsleitungsmitglied tätig. 25% aller Verwaltungsratsmitglieder üben gleichzeitig eine operative Funktion in der Geschäftsleitung des Unternehmens aus. 8% aller Verwaltungsratspräsidenten haben eine Doppelfunktion auch als CEO inne. In 27% der untersuchten Verwaltungsratsgremien sitzt jeweils der CEO als Mitglied ein. 1
  • 5. 5schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag 1 Executive Summary Frauen Grösse der weiblichen Gremien: Für den schillingreport 2014 wurden die Daten der 50 in den Geschäftsleitungen einsitzenden Frauen ausgewertet. Neu wurden 10 Frauen in die Geschäftsleitung eines der untersuchten Unternehmen berufen. In den Verwaltungsräten sind 108 Frauen tätig, 21 kamen neu hinzu. Übersicht der weiblichen Gremiumsmitglieder: Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen liegt bei 6%, wobei unter den im letzten Jahr neu in die Geschäftsleitungen eingetretenen Personen 9% Frauen zu verzeichnen sind. Es gibt nur 3 weibliche CEOs, was 3% aller CEOs entspricht. Die SMI-Unternehmen verzeichnen einen Rückgang des Frauenanteils in den Geschäftsleitungen von 2 Prozentpunkten auf 6%. Dies entspricht 29% aller Frauen im Gesamtsample. Der Frauenanteil in den Verwaltungsräten erhöht sich auf 13%. Der Anteil weiblicher Verwaltungsratsmitglieder unter den Neuen liegt bei 22%. Die einzige Verwaltungsratspräsidentin besetzt 1% aller Verwaltungsratspräsidien. In den SMI-Unternehmen sitzen 16% Frauen in den Verwaltungsräten ein, was 31% der Frauen des Gesamtsample entspricht. Innerhalb des Sample der SMI-Unternehmen gibt es keinen weiblichen CEO, dafür 1 Verwaltungsratspräsidentin. Alter der weiblichen Gremiumsmitglieder: Die Frauen in den Geschäftsleitungen haben ein Durchschnittsalter von 49 Jahren und sind damit jünger als der Durchschnitt des Gesamtsample. Die im letzten Jahr neu in die Geschäftsleitungen eingetretenen Frauen haben ein Durchschnittsalter von 45 Jahren. Die Ausländerinnen in den Geschäftsleitungen sind durchschnittlich 50 Jahre alt. Mit einem Durchschnittsalter von 53 Jahren sind die weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder am ältesten. Die Verwaltungsrätinnen sind durch- schnittlich 54 Jahre alt, die im letzten Jahr neu eingetretenen Frauen sind 53 Jahre alt. Die Ausländerinnen in den Verwaltungsräten sowie die Verwaltungsrätinnen der SMI-Unternehmen haben ein Durchschnittsalter von 57 Jahren. Nationalität der weiblichen Gremiumsmitglieder: 50% aller Frauen in den Geschäftsleitungen der untersuchten Unternehmen haben keinen Schweizer Pass. In den Verwaltungsräten sind 30% Ausländerinnen tätig. Bei den SMI-Unternehmen ist der Ausländerinnenanteil besonders hoch: in den Geschäftsleitungen mit 67%, in den Verwaltungsräten mit 59%. Ausbildung der weiblichen Gremiumsmitglieder: Mit 88% Hochschulabsolventinnen ist das Ausbildungsniveau der Frauen in den Geschäftsleitungen sehr hoch, wobei die Ausländerinnen besser ausgebildet sind als das durchschnittliche weibliche Geschäftsleitungsmitglied. Ein ähnliches Bild zeigen die Frauen in den Verwaltungsräten: 92% haben einen Hochschulabschluss, was insbesondere auf die sehr gut ausgebildeten Ausländerinnen und weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder zurückzuführen ist. Verantwortungsbereiche der weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder: 74% der weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder üben eine funktionale Verantwortung als CEO, CFO, Leiterin Human Resources, Leiterin Kommunikation etc. aus. 20% von ihnen tragen Business-Unit- Verantwortung, und nur 8% der Frauen sind in einer geografischen Rolle tätig. Erfahrung der weiblichen Gremiumsmitglieder: Die Managerinnen in den Geschäftsleitungen sind seit durchschnittlich 4 Jahren in ihrer aktuellen Position tätig. 60% dieser Frauen wurden intern rekrutiert, d.h., sie waren bereits vor ihrer Berufung im gleichen Unternehmen beschäftigt. 28% sammelten in einer externen Geschäftsleitung Erfahrung, 16% waren bisher weder im Unternehmen selbst noch in einer anderen Geschäftsleitung tätig. Durchschnittlich sind Frauen 9 Jahre in einer Firma beschäftigt, bis sie im gleichen Unternehmen in die Geschäftsleitung berufen werden. Managerinnen, die in einer anderen Geschäftsleitung tätig waren, werden dagegen nach durchschnittlich 7 Jahren Betriebszugehörigkeit berufen. Die Verwaltungsrätinnen sind durchschnittlich seit 4 Jahren im Amt. Nur 6% der Verwaltungsrätinnen waren bereits vor ihrer Nominierung operativ im gleichen Unternehmen tätig. Ausländer Grösse der ausländischen Gremien: In den Geschäftsleitungen der 119 untersuchten Unternehmen sind 362 ausländische Personen tätig. In den 90 untersuchten Verwaltungsräten sitzen 292 Ausländer. Übersicht der ausländischen Gremiumsmitglieder: Der Ausländeranteil der Geschäftsleitungen liegt bei 42%. Unter den neu in die Geschäftsleitungen eingetretenen Personen finden sich 48% Ausländer. In den Verwaltungsräten ist der Ausländeranteil mit 36% tiefer. Die neuen Verwaltungsratsmitglieder verzeichnen einen Ausländeranteil von 51%. Von den CEOs haben 39% keinen Schweizer Pass, bei den Verwaltungsratspräsidenten liegt der Anteil Ausländer mit 26% deutlich tiefer. Alter der ausländischen Gremiumsmitglieder: Das Durchschnittsalter ausländischer Geschäftsleitungsmitglieder ist 52 Jahre. Die Ausländer unter den Verwaltungsratsmitgliedern sind durchschnittlich 59 Jahre alt. Beide Werte entsprechen in etwa dem Durchschnitt des jeweiligen Gesamtsample. Nationalität der ausländischen Gremiumsmitglieder: In den Geschäftsleitungen sind 42% Ausländer vertreten. 29% der Ausländer sind Angelsachsen, 32% stammen aus Deutschland. Unter den im letzten Jahr neu hinzugekommenen Geschäftsleitungsmitgliedern machen jene aus dem angelsächsischen Raum 16% aus, die Deutschen 35%. Auch in den Verwaltungsräten dominieren Ausländer aus dem angel- sächsischen Raum mit einem Anteil von 36%, wobei die US-Amerikaner 20% stellen. Der Anteil der Deutschen unter den ausländischen Verwaltungsratsmitgliedern beträgt 25%.
  • 6. 6 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag schillingreport 2014 1 Executive Summary Ausbildung der ausländischen Gremiumsmitglieder: Unter den Ausländern ist das Ausbildungsniveau sehr hoch. In den Geschäftsleitungen weisen diese einen Akademikeranteil von 89% aus. Demgegenüber erlangten von den Schweizern nur 70% einen akademischen Grad. Von den Ausländern, die in den Verwaltungsräten einsitzen, graduierten sogar 95% an einer Universität. Verantwortungsbereiche der ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder: Auch bei den Verantwortungsbereichen weist die Gruppe der Ausländer deutliche Unterschiede zum Gesamtsample auf: 49% haben eine funktionale Verantwortung, 31% leiten eine Business Unit, und 27% sind in einer geografischen Position tätig. Letztere liegen 10 Prozentpunkte über dem Gesamtdurchschnitt. Erfahrung der ausländischen Gremiumsmitglieder: Die ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder sind seit durchschnittlich 5 Jahren im Amt. 62% waren bereits vor ihrer Berufung in die Geschäftsleitung im Unternehmen angestellt. Ausländische Geschäftsleitungsmitglieder müssen bis zu ihrer Berufung gleich lang im Unternehmen tätig sein wie das Gesamtsample, nämlich 13 Jahre. 35% weisen externe Geschäftsleitungserfahrung auf. Die ausländischen Verwaltungsratsmitglieder sind durchschnittlich seit 5 Jahren im Amt. 10% von ihnen waren bereits vor ihrer Berufung in den Verwaltungsrat operativ im gleichen Unternehmen tätig. SMI-Unternehmen Grösse der SMI-Gremien: Der SMI besteht aus 20 Unternehmen mit insgesamt 201 Geschäftsleitungs- und 215 Verwaltungsratsmitgliedern. Die durchschnittliche Grösse der Geschäftsleitung liegt bei 9 Mitgliedern. Die Verwaltungsräte zählen durchschnittlich 11 Mitglieder. Veränderungen innerhalb der SMI-Gremien: In 55% der Geschäftsleitungen von SMI-Unternehmen gab es im letzten Jahr Veränderungen. Die 23 neuen Geschäftsleitungsmitglieder entsprechen einem Anteil von 11%. Demgegenüber verzeichneten 70% der Verwaltungsräte in SMI-Unternehmen Veränderungen. 11% der Verwaltungsratsmitglieder kamen dabei neu in ihr Amt. Dies entspricht 23 Mitgliedern. Zusammensetzung der SMI-Gremien: Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen von SMI-Unternehmen ist um 2 Prozentpunkte auf 6% gesunken. Die SMI-Unternehmen beriefen keine neuen Frauen in die Geschäftsleitung. Die Verwaltungsräte haben einen Frauenanteil von 16%, wobei von den neuen Verwaltungsratsmitgliedern 35% Frauen sind. Der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen der SMI- Unternehmen liegt bei 65%, unter den Neuen bei 61%. Von den Verwaltungsratsmitgliedern sind 61% Ausländer, bei den neu eingetre- tenen Verwaltungsratsmitgliedern sind es 70%. Alter der SMI-Gremiumsmitglieder: Das Durchschnittsalter der Geschäftsleitungsmitglieder in SMI-Unternehmen liegt bei 53 Jahren, das der Neuen bei 49 Jahren. Die Verwaltungsratsmitglieder sind mit durchschnittlich 60 Jahren deutlich älter. Die im Erhebungszeitraum neu hinzugekommenen Verwaltungsratsmitglieder sind im Schnitt 54 Jahre alt. Nationalität der SMI-Gremiumsmitglieder: In den Geschäftsleitungen von SMI-Unternehmen lassen sich neben der Schweizer 26 weitere Nationalitäten nachweisen. In den SMI-Geschäftsleitungen machen die Angelsachsen 43% aller Ausländer aus, in den SMI-Verwaltungsräten sind es 44%. Die Deutschen unter den ausländischen SMI-Geschäftsleitungsmitgliedern liegen mit 10 % nach den US-Amerikanern, Franzosen und Briten auf Platz 4. Die Angelsachsen stellen 28% aller neuen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder, Deutsche wurden keine beru- fen. Unter den Ausländern in den SMI-Verwaltungsräten dominieren mit 27% ebenfalls die US-Amerikaner. Ausbildung der SMI-Gremiumsmitglieder: Das Ausbildungsniveau der Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder von SMI-Unter- nehmen ist sehr hoch. 96% der Geschäftsleitungsmitglieder basieren auf einem Hochschulabschluss, 89% sind Akademiker, 22% promo- vierten. Von den Verwaltungsratsmitgliedern erlangten 93% einen akademischen Grad, 41% tragen einen Doktortitel. Verantwortungsbereiche der SMI-Geschäftsleitungsmitglieder: 52% der Geschäftsleitungsmitglieder von SMI-Unternehmen haben eine funktionale Verantwortung als CEO, CFO, Personalleiter etc. inne, 36% sind in einer Business-Unit-Verantwortung, und 26% üben eine geografische Rolle aus. Erfahrung der SMI-Gremiumsmitglieder: 78% der Geschäftsleitungsmitglieder von SMI-Unternehmen wurden intern rekrutiert und waren somit vor ihrer Berufung in das Führungsgremium bereits im gleichen Unternehmen tätig. 20% sammelten Erfahrung in einer externen Geschäftsleitung. Durchschnittlich sind die SMI-Geschäftsleitungsmitglieder seit 5 Jahren in der aktuellen Geschäftsleitung tätig. Manager, die bereits vor ihrer Berufung im Unternehmen angestellt waren, weisen ein Dienstalter von 25 Jahren aus. Sie wurden nach durchschnittlich 14 Jahren in die Geschäftsleitung berufen. Manager, die vorher in einer anderen Geschäftsleitung tätig waren, werden hingegen schon nach durchschnittlich 4 Jahren in das Führungsgremium befördert. Das Verwaltungsratsmitglied eines SMI-Unternehmens ist durchschnittlich seit 6 Jahren im Amt. 16% der SMI-Verwaltungsratsmitglieder waren vor ihrer Berufung operativ im Unternehmen tätig. Nach durchschnittlich 17 Dienstjahren wurden diese in den Verwaltungsrat gewählt und sind nun seit durchschnittlich 8 Jahren im Amt. Von dieser Gruppe arbei- teten 53% zuvor als CEO und/oder Geschäftsleitungsmitglied. 6% aller SMI-Verwaltungsratsmitglieder üben gleichzeitig eine operative Funktion im Unternehmen aus. Die Doppelfunktion von Verwaltungsratspräsident und CEO kommt bei den SMI-Unternehmen einmal vor. 33% aller CEOs sind gleichzeitig Mitglieder des Verwaltungsrats im Unternehmen.
  • 7. 7schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag 1 Executive Summary CEOs und Verwaltungsratspräsidenten Grösse des Sample der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: Für die Erhebung wurden die Daten von 120 CEOs ausgewertet. 18 CEOs kamen neu ins Amt (15%). Von den 90 Verwaltungsratspräsidenten wurden 12 neu an die Spitze berufen (13%). Übersicht der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: Im gesamten Sample gibt es nur 3 weibliche CEOs (3 %) und 1 Verwaltungsratspräsidentin (1%). Bei den SMI-Unternehmen ist keine Frau als CEO tätig und nur 1 als Verwaltungsratspräsidentin. Alter der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: Der durchschnittliche CEO ist 53 Jahre alt, die im letzten Jahr neu eingetretenen CEOs sind 51 Jahre alt. Das Durchschnittsalter der Verwaltungsratspräsidenten beträgt 61 Jahre, das der Neuen ebenfalls 61 Jahre. Nationalität der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: 39% der CEOs haben keinen Schweizer Pass und stammen aus 14 Nationen. Den grössten Anteil stellen dabei die Deutschen (40%). 26% der Verwaltungsratspräsidenten stammen nicht aus der Schweiz, sondern aus 11 anderen Nationen. Auch hier stellen die Deutschen die grösste Gruppe (39%). Ausbildung der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: Das Ausbildungsniveau der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten ist hoch. 88% der CEOs basieren auf einem Hochschulabschluss, 20% promovierten. Von den Verwaltungsratspräsidenten studierten 88% an einer Hochschule. 34% tragen einen Doktortitel. Erfahrung der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: Der durchschnittliche CEO ist seit 5 Jahren im Amt. 72% der CEOs wurden intern rekrutiert und waren vor ihrer Berufung durchschnittlich 19 Jahre lang im Unternehmen tätig. Der durchschnittliche Verwaltungsratspräsident ist seit 10 Jahren Mitglied des Verwaltungsrats. Die Präsidenten sind seit 6 Jahren im Amt. 26 % von ihnen waren bereits vor ihrer Berufung in den Verwaltungsrat während 18 Jahren operativ im gleichen Unternehmen tätig. Insgesamt sind diese seit durchschnittlich 26 Jahren im Unternehmen beschäftigt.
  • 8. 8 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag schillingreport 2014 Einleitung Zum neunten Mal erhebt die guido schilling ag die Daten zur Zusammensetzung der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der rund 100 grössten Schweizer Unternehmen. Ein Engagement, das sich auszahlt. Der schillingreport, so steht es im Titel, will «Transparenz an der Spitze» schaffen und hat sich damit als unabhängiges und anerkanntes Instrument der Bestandsaufnahme und der weiterführenden Analyse der Führungsetagen in der Schweiz etabliert. Die Untersuchungsmethoden sind über die vergangenen Jahre die gleichen geblieben. Als Basis dient das umfangreiche Datenmaterial, welches vom internen Projektteam der guido schilling ag zusammengetragen wird. Eigene Recherchen, persönliche Befragungen und direkte Anfragen bei Unternehmen, die üblicherweise keine Daten öffentlich publizieren, machen die Erhebung so wertvoll. Die Vollständigkeitsrate der Daten für die Geschäftsleitungen beträgt 94 %, jene für die Verwaltungsräte liegt bei 97%. Der Stichtag für die Erhebung ist der 31. Dezember 2013. Seit 2010 werden neben den Daten der Geschäftsleitungen auch die Daten der Verwaltungsräte erhoben. Die Zusammensetzung dieser beiden Gremien sowie deren Korrelation bilden die zentrale Grundlage des schillingreport. Trends und Entwicklungen werden zusätzlich anhand der Untergruppen Frauen, Ausländer, SMI-Unternehmen sowie CEOs und Verwaltungsratspräsidenten gesondert untersucht und analysiert. Auch in diesem Jahr enthält der schillingreport eine Reihe von Interviews mit Persönlichkeiten aus der Wirtschaft. Ihre Ansichten bieten neben der Datenanalyse eine interessante und abwechslungsreiche Lektüre. Allgemeine Angaben zum Report Im neunten Erhebungsjahr erfreut sich der schillingreport einer durchgehend breiten Akzeptanz. Das interne Projektteam der guido schilling ag recherchierte die relevanten Daten über die unterschiedlichsten Kanäle und fragte fehlende Daten direkt bei den Unternehmen nach. So stellten auch dieses Jahr Unternehmen Informationen zur Verfügung, welche nicht öffentlich zugänglich sind. Der schillingreport basiert auch in seinem neunten Erscheinungsjahr auf einer soliden Datenkonsistenz. Anhang Das gesamte Zahlenmaterial der vergangenen Jahre wurde in einem separaten Anhang zusammengefasst und kann online unter www.schillingreport.ch bezogen werden. Somit ist gewährleistet, dass die vollständigen Datenreihen öffentlich einsehbar sind und Interessengebiete individuell nachverfolgt werden können. Untersuchte Samples Die Liste aller untersuchten Firmen kann der Seite 50 entnommen werden. Alle 20 Unternehmen des Swiss Market Index (SMI) wurden auch 2014 in die Untersuchung einbezogen. Der Stichtag der Erhebung ist der 31. Dezember 2013. Die Grösse eines Sample kann sich von Fragestellung zu Fragestellung unterscheiden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass für manche Erhebungen nicht von allen Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitgliedern die vollständigen Daten vorliegen. Alle Prozentzahlen wurden – bis auf wenige Ausnahmen – gemäss den gängigen Regeln auf ganze Zahlen gerundet, da Kommastellen eine Genauigkeit vorspiegeln, die nicht der Realität entspricht. Umgekehrt können sich aufgrund der Rundungen kleine Verschiebungen ergeben. Den im Untersuchungsjahr neu in den Gremien vertretenen Mitgliedern kommt in der Auswertung eine besondere Bedeutung zu, da sich an ihnen Neuerungen und Trends oftmals besser aufzeigen lassen. Das Gesamtsample beinhaltet sowohl Konzerne als auch deren Tochtergesellschaften, welche den Kriterien der Auswahl genügen. Diese vermeintliche Doppelspurigkeit erweist sich als notwendig, da manche Tochtergesellschaften eine dominante Rolle im Schweizer Markt einnehmen. So wurde beispielsweise sowohl die Konzernmutter Zurich Insurance Group als auch die Schweizer Ländergesellschaft Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG ausgewertet. Ein weiteres Beispiel für eine Mehrfacherfassung ist die Coop-Gruppe mit ihren Tochtergesellschaften Bell Holding AG und Bell Schweiz AG. Bei der Erhebung der Verwaltungsräte wurden die Tochtergesellschaften, Ländergesellschaften und Konzerndivisionen konsequenterweise weggelassen. 2 3
  • 9. 9schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag GL 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 Total untersuchte Unternehmen 137 137 130 130 129 130 126 129 130 Effektiv im Report enthaltene Unternehmen 119 100% 119 100% 115 100% 116 100% 115 100% 116 100% 111 100% 112 100% 113 100% Vollständige Angaben verfügbar 112 94% 112 94% 108 94% 108 93% 107 93% 108 93% 103 93% 105 94% 106 94% Die Grösse des Sample variiert über die Jahre aufgrund von Fusionen, Übernahmen und der Zusammensetzung des SMI. Auch Veränderungen innerhalb eines Unternehmens können zur Folge haben, dass die zugrunde liegenden Kriterien für die Aufnahme in den schillingreport nicht mehr erfüllt werden. Aktuell wurden für den schillingreport 852 Geschäftsleitungsmitglieder in 119 Unternehmen untersucht. VR 2014 2013 2012 2011 2010 Total untersuchte Unternehmen 101 102 102 102 101 Effektiv im Report enthaltene Unternehmen 90 100% 89 100% 89 100% 89 100% 88 100% Vollständige Angaben verfügbar 87 97% 86 97% 86 97% 84 94% 83 94% Das Sample der Verwaltungsräte ist kleiner als jenes der Geschäftsleitungen, da die Verwaltungsräte von Schweizer Ländergesellschaften sowie solche von Konzerndivisionen nicht einbezogen wurden. Eine Erhebung dieser Gremien würde das Bild des Sample verzerren. Aktuell wurden 822 Verwaltungsratsmitglieder in 90 Unternehmen untersucht. Branchenverteilung der untersuchten Unternehmen Im schillingreport 2014 sind 119 Unternehmen aus 17 verschiedenen Branchen vertreten. Es dominieren die Versicherungen (16), gefolgt von der Maschinenindustrie (15) und der Baubranche (12). Geringe Abweichungen entstehen, wie auch bei der Erhebung der Daten der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte, aufgrund von Fusionen, Übernahmen und der Zusammensetzung des SMI. Genauso können Veränderungen innerhalb eines Unternehmens zum Ausschluss führen, nämlich dann, wenn die zugrunde liegenden Kriterien für den schillingreport nicht mehr erfüllt werden. Mehrheitlich entspricht die Branchenverteilung der vorliegenden Untersuchung aber der Segmentierung der Vorjahre. 3 Allgemeine Angaben zum Report 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 16 Versicherungen Maschinen Chemie / Pharma Bau Detailhandel Nahrungsmittel Banken Tourismus Dienstleistungen Gastronomie Elektronik Logistik Energie Grosshandel IT / Telco Medien Uhren / Schmuck 15 12 1010 7 7 6 6 6 5 4 4 33 3 2 Branchengruppen AnzahlUnternehmen
  • 10. 10 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag schillingreport 2014 4 Die Führungsgremien der Unternehmen Das Hauptkapitel des schillingreport befasst sich mit der Grösse, den Veränderungen und der Zusammensetzung der Gremien, dem Alter der Mitglieder sowie deren Ausbildung und Erfahrung und untersucht bei den Geschäftsleitungsmitgliedern auch deren Verantwortungsbereiche. Ein gesonderter Blick richtet sich dabei auf die neuen Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder. Diese Zahlen bilden die Referenz für die anschliessende Betrachtung interessanter Untergruppen. Grösse der Gremien Ein wichtiges Thema in jedem Unternehmen ist die Grösse der Gremien. Die ideale Geschäftsleitungsgrösse richtet sich oft nach den Kompetenzen, die vertreten sein sollen, und danach, welche Mitgliederzahl einen regelmässigen Sitzungsrhythmus zulässt. Geschäftsleitungen Grösse der GL 2014 Anzahl Unternehmen 119 100% Durchschnittliche Grösse GL 7 Häufigste Grösse GL 7 Unternehmen mit erweiterter GL 9 8% Die Zahlen zur Grösse der Geschäftsleitungen sind über die Jahre nahezu konstant. Durchschnittlich bestehen die Geschäftsleitungen aus 7 Mitgliedern, wobei ihre Zusammensetzung innerhalb des Sample variieren kann – von 1 Mitglied bis 13 Mitgliedern. Es ist anzumerken, dass nur 9 Unternehmen eine erweiterte Geschäftsleitung haben. Im Jahr 2006 war dies noch bei 20 Unternehmen der Fall. Häufigkeitsverteilung der verschiedenen GL-Grössen 0 5 10 15 20 2 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 66 10 15 16 16 19 9 8 5 5 2 Anzahl GL-Mitglieder AnzahlGL Grösse der GL in Bezug auf die Branchen 0 2 4 6 8 10 9 IT / Telco Uhren / Schmuck Versicherungen Tourismus Banken Bau Chemie / Pharma Logistik Dienstleistungen Medien Nahrungsmittel Maschinen Detailhandel Energie Gastronomie Elektronik Grosshandel 88 8 8 77 7 7 7 7 6 666 5 4 Branchengruppen AnzahlGL-Mitglieder Die Zahlen zeigen, dass eine Häufung von 6 Branchen eine durchschnittliche Geschäftsleitungsgrösse von 7 Mitgliedern aufweist, was dem Gesamtdurchschnitt entspricht. 4.1
  • 11. 11schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag Was motivierte Sie, sich als Verwaltungsrätin zu engagieren? Ein Verwaltungsratsmandat ist eine verantwortungsvolle, spannende Aufgabe, die es einem erlaubt, die strategische Ausrichtung einer Firma mitzugestalten. Das hat mich sowohl per- sönlich wie auch intellektuell motiviert. Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion bezüglich Frauen in den Führungsgremien? Ist es Ihrer Ansicht nach notwendig, Frauenförderung als strategisches Ziel festzulegen? Persönlich lehne ich eine Quote nicht ab, aber ich propagiere sie auch nicht. Wenn eine schnelle Veränderung der traditionellen Rollenbilder gewünscht ist, so ist die Frauenquote ein gutes Instrument. Nehmen wir Indien als Beispiel. Da Frauen wegen ihres Geschlechts eine starke Diskriminierung erfuhren, wurde 1993 ein Gesetz erlassen, welches verlangte, dass ein Drittel aller Bürgermeister weiblich sein müssen. Dies veränderte das Rollenbild sehr schnell, und viele Eltern strebten für ihre Töchter eine politische Karriere an. So ist in der allgemeinen Wahrnehmung – 20 Jahre nach Einführung dieses Gesetzes – ein guter Bürgermeister in Indien nicht mehr zwingend männlich. Das grosse Problem der Quote ist, dass keine Frau eine Quotenfrau sein will. Deshalb konzentriert sich meine Forschung darauf, wie man auf anderen Wegen über Stereotypen hinwegkommen kann. Wo setzt die Forschung diesbezüglich an? Die Diskriminierung von Frauen ist ein Fehler im Gehirn. Dass Menschen Fehler machen, hängt nicht mit deren Intelligenz zusammen, sondern mit der Funktionsweise des Gehirns. Wir alle sind durch Stereotypen geprägt, und unser Gehirn hat verstanden, dass es gewisse Berufe gibt, die eher dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden, und solche, die mit dem männlichen Geschlecht assoziiert werden. Diese Vorstellung führt dazu, dass wir automatisch eine Kindergärtnerin statt eines Kindergärtners und eher einen männlichen CEO als einen weiblichen erwarten. So wurden wir zu Diskriminierung konditioniert, obwohl die meisten Leute sich niemals als sexistisch bezeichnen würden. Die Forschung setzt dort an, wie wir trotz Konditionierung Verfahren einrichten können, die es ermöglichen, richtige bzw. faire Ent- scheidungen zu treffen und irrelevante Faktoren beiseite zu lassen. Viele renommierte Orchester haben ihr Auswahlverfahren zur Einstellung neuer Musiker angepasst. Sie lassen seit geraumer Zeit die Anwärter hinter einem Vorhang vorspielen. Im Vordergrund steht hierbei, dass die Auswählenden allein die fachliche Qualifikation der Anwärter beurteilen und nicht von äusserlichen Merkmalen beein- flusst werden. Dies soll sicherstellen, dass wirklich die Besten ausgewählt werden. Innert kürzester Zeit wurden so umgehend deutlich mehr Musikerinnen engagiert. Wie bringen Sie Arbeit und Familie – Sie sind ja zweifache Mutter – unter einen Hut? Mein Mann ist Anwalt, und wir arbeiten beide zu 100 Prozent. Die Kinder betreuen wir gemeinsam. Ich muss aber auch sagen, dass dies in den USA absolut üblich ist und Vollzeit arbeitende Mütter hier an der Tagesordnung sind. Ganztagesschulen und die Integration der Kinder in den Berufsalltag zeugen von dieser Haltung. In Harvard zum Beispiel enden die Fakultätssitzungen um 17.30 Uhr, damit man die Kinder vor 18 Uhr von der Krippe abholen kann. Was raten Sie Frauen, die sich stärker in Führungsgremien einbringen möchten? Nehmen wir die Qualifikation der Interessentinnen einmal als gegeben an. Jetzt geht es nur noch darum, sich vom Rest der anderen qualifi- zierten Bewerber abzusetzen und ein glaubwürdiges Signal für das eigene Führungspotenzial zu senden. Man muss wahrgenommen werden. Dies ergibt sich z.B. durch die Teilnahme an relevanten Konferenzen, eine Weiterbildung, die auch bezüglich des eigenen Netzwerks eine grosse Bereicherung sein kann, oder durch den Kontakt mit Executive Searchern. Die Interessentinnen müssen Aufgaben identi- fizieren, mit denen sie sich innerhalb und ausserhalb der Organisation, in der sie tätig sind, profilieren können. Aber lassen Sie mich damit schliessen, dass ich Frauen zwar gern Ratschläge gebe, aber nicht den Eindruck erwecken möchte, dass die Untervertretung von Frauen in Führungspositionen ein Problem der Frauen ist. Die hoch qualifizierten Musikerinnen, die vor der Einführung des Vorhangs nicht ausgewählt wurden, haben nichts falsch gemacht. Sie wurden nicht gewählt, weil sie Frauen sind – eine meist unbeabsichtigte Diskriminierung, die weder den Orchestern noch den Frauen half. Um im Wettbewerb bestehen zu können, müssen Organisationen daher Rahmenbedingungen schaffen, die es erlauben, bessere und fairere Entscheidungen zu treffen, d.h. die besten anzustellen und zu befördern und nicht diejenigen, die einem Klischee entsprechen. Prof. Dr. Iris Bohnet Iris Bohnet ist seit 2006 Professor of Public Policy und seit 2011 Academic Dean der Harvard Kennedy School (USA). An der Universität Zürich erwarb sie einen Master-Abschluss in Wirtschaftsgeschichte, Wirtschaftswissenschaften und Politikwissenschaft sowie einen Doktorabschluss in Wirtschaftswissen- schaften. Frau Bohnet ist zurzeit Mitglied des Ver- waltungsrats der Credit Suisse, Universitätsrätin der Universität Luzern, Mitglied des Beirats der Wirtschaftsuniversität Wien und Mitglied des Global Agenda Council on Women’s Empowerment des World Economic Forum. Sie leitet das Executive Program for the World Economic Forum’s Young Global Leaders der Harvard Kennedy School. «Die Diskriminierung von Frauen ist ein Fehler im Gehirn.»
  • 12. 12 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag schillingreport 2014 4 Die Führungsgremien der Unternehmen Verwaltungsräte Grösse des VR 2014 Anzahl Unternehmen 90 Durchschnittliche Grösse VR 9 Häufigste Grösse VR 7 Das Gremium Verwaltungsrat ist im Schnitt mit 9 Mitgliedern deutlich grösser als das Gremium Geschäftsleitung. Dabei variiert die Grösse des Verwaltungsrats von 1 Mitglied bei der Mövenpick Holding AG bis zu 40 Mitgliedern bei der Suva. Häufigkeitsverteilung der verschiedenen VR-Grössen 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 1 11 19 9 18 55 1 4 5 6 7 8 9 10 11 12 6 13 1 18 3333 14 1 19 1 23 1 40 Anzahl VR-Mitglieder AnzahlVR 41% aller Verwaltungsratsgremien haben eine Grösse von 7 oder 9 Mitgliedern. Dabei umfasst jede dieser Gremiumsgrössen 18 oder 19 Unternehmen. Eine Grösse von 6 oder 8 Mitgliedern findet sich bei 22% der Verwaltungsräte. Grösse des VR in Bezug auf die Branchen 0 2 4 6 8 10 12 14 13 Energie Uhren / Schmuck Banken Detailhandel Versicherungen Chemie / Pharma Tourismus Grosshandel IT / Telco Nahrungsmittel Bau Maschinen Medien Elektronik Gastronomie 11 10 99 8 777 7 7 7 66 333 Branchengruppen AnzahlVR-Mitglieder Logistik Dienstleistungen Obwohl die durchschnittliche Grösse des Verwaltungsrats 9 Mitglieder bilden, zeigt sich bei einer Betrachtung der Unternehmen nach Branchen, dass die Grösse von 7 Mitgliedern, wie schon 2012, am häufigsten vorkommt (2013: 8 Mitglieder).
  • 13. 13schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag Veränderungen innerhalb der Gremien Die Führungsgremien von Unternehmen unterliegen mehr oder weniger starken Veränderungen. Während der vergangenen 9 Jahre liessen sich Vergrösserungen, Verkleinerungen oder Abweichungen in der personellen Zusammensetzung bei gleichbleibender Mitgliederzahl beobachten. Geschäftsleitungen Veränderungen innerhalb der GL 2014 Identische GL wie im Vorjahr 52 45% Gleiche GL-Grösse wie im Vorjahr mit veränderter Zusammensetzung 21 18% Vergrösserung der GL 22 19% Verkleinerung der GL 21 18% Total 116 100% Über den gesamten Erhebungszeitraum von 9 Jahren gibt es keine Firma mit einem unveränderten Führungsteam. Alle Unternehmen weisen mindestens in einem Jahr eine Veränderung in der Geschäftsleitung auf. Aktuell operieren 45% der Unternehmen mit demselben Führungsteam wie vergangenes Jahr. 2013 lag dieser Wert bei 29%. Vergrösserungen und Verkleinerungen der Geschäftsleitungen vollzogen sich um durchschnittlich 1 bis 2 Sitze. Verwaltungsräte Veränderungen innerhalb des VR 2014 Identischer VR wie im Vorjahr 33 38% Gleiche VR-Grösse wie im Vorjahr mit veränderter Zusammensetzung 21 24% Vergrösserung des VR 14 16% Verkleinerung des VR 19 22% Total 87 100% Entgegen der 2011 getroffenen Annahme, dass Verwaltungsräte stabilere Gremien seien als Geschäftsleitungen, zeigte sich 2012 ein anderes Bild: Nur 25% der Unternehmen hatten keine Veränderung im Verwaltungsrat zu verzeichnen, dies im Gegensatz zu 33% der Geschäftsleitungsgremien ohne Veränderungen. Im schillingreport 2013 zeigten sich die Verwaltungsräte wieder stabiler als die Geschäfts- leitungen. 37% aller Verwaltungsratsgremien blieben unverändert, während 29% der Geschäftsleitungen keine Veränderung erfuhren. Aktuell sind die Geschäftsleitungen mit 45% unveränderten Gremien deutlich stabiler als vergangenes Jahr (29%) und somit auch stabiler als die Verwaltungsratsgremien. Diese liegen mit 38% unveränderten Gremien 1 Prozentpunkt über dem letztjährigen Wert. Da der schillingre- port die Verwaltungsräte aber erst seit 2010 erfasst, wird es interessant sein, die Wechselraten über die kommenden Jahre zu beobachten. Vergrösserungen und Verkleinerungen der Verwaltungsratsgremien vollzogen sich in der Regel um 1 bis 2 Sitze. 4 Die Führungsgremien der Unternehmen 4.2
  • 14. 14 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag schillingreport 2014 Zusammensetzung der Gremien Die Zusammensetzung von Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten ist ein breit diskutiertes Thema. Kaum ein Tag vergeht, an dem sich die öffentliche Meinung nicht zu Frauenquoten, Internationalisierung und Diversity äussert. Das folgende Kapitel beschäftigt sich im Detail mit der Zusammensetzung der Führungsgremien von Unternehmen, wobei interessante Untergruppen in Kapitel 5 gesondert betrachtet werden. Geschäftsleitungen Zusammensetzung der GL 2014 Anzahl Unternehmen 119 Total GL-Mitglieder 852 100 % Anteil Frauen 50 6% Anteil Männer 802 94% Anteil Schweizer 490 58% Anteil Ausländer 362 42% Anteil Neue 107 13% Anteil Neue 107 100% Anteil Frauen unter den Neuen 10 9% Anteil Männer unter den Neuen 97 91% Anteil Schweizer unter den Neuen 56 52% Anteil Ausländer unter den Neuen 51 48% Nach einer zweijährigen Stagnation bei 45% sinkt der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen in diesem Jahr auf 42%. Verzeichnete man von 2006 bis 2011 einen Anstieg des Ausländeranteils um 9 Prozentpunkte von 36% auf 45%, so schwächte sich diese Entwicklung in den vergangenen beiden Jahren ab. 2012 ergab sich diese Entwicklung u.a. wegen des tieferen Ausländeranteils unter den neuen Geschäftsleitungsmitgliedern (44%). 2013 machten die Ausländer unter den Neuen aber 52% aus, was dem zweithöchsten Wert des gesamten Erhebungszeitraums entspricht. Dies lässt darauf schliessen, dass es unter den Ausländern viele Abgänge gab. Im schillingreport 2014 liegt der Anteil der Ausländer unter den Neuen wieder bei 48%. Auch in der aktuellen Erhebungsperiode muss davon ausgegangen werden, dass viele Ausländer die Geschäftsleitungen der 100 grössten Arbeitgeber verlassen haben. Hochinteressant wird es sein, welche Erkenntnisse die kommenden Jahre dazu liefern werden. Auch in diesem Jahr verzeichnen die Geschäftsleitungen einen Frauenanteil von 6%. Obwohl Frauen in der Zusammensetzung von Geschäftsleitungen nach wie vor eine etwas untergeordnete Rolle spielen, scheinen die Bemühungen der Unternehmen langsam, aber stetig Früchte zu tragen, und eine gewisse positive Tendenz ist spürbar. Dies zeigt sich insbesondere bei den neuen Geschäftsleitungsmitgliedern. Verzeichnete man 2011 noch hoffnungsvolle 13% Frauen unter den Neuen, so sank dieser Wert 2012 auf 9%, 2013 auf 8% und erhöhte sich dieses Jahr wieder auf 9%. Eine positive Entwicklung ergibt sich zudem durch weniger Abgänge von Frauen, was wiederum als Zeichen in die richtige Richtung gewertet werden kann. 4 Die Führungsgremien der Unternehmen 4.3
  • 15. 15schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag 15 4 Die Führungsgremien der Unternehmen 4.4 Verwaltungsräte Zusammensetzung des VR 2014 Anzahl Unternehmen 90 Total VR-Mitglieder 822 100% Anteil Frauen 108 13% Anteil Männer 714 87% Anteil Schweizer 530 64% Anteil Ausländer 292 36% Anteil Neue 97 13% Anteil Neue 97 100% Anteil Frauen unter den Neuen 21 22% Anteil Männer unter den Neuen 76 78% Anteil Schweizer unter den Neuen 48 49% Anteil Ausländer unter den Neuen 49 51% Dieses Jahr stagniert der Ausländeranteil bei 36%, was nach wie vor dem höchsten Wert des gesamten Erhebungszeitraums entspricht. In den Verwaltungsräten sind die Ausländer auf dem Vormarsch. Dies zeigt sich insbesondere unter den neuen Verwaltungsratsmitgliedern, welche aktuell einen Anteil von 51% (2013: 49%) Ausländern verzeichnen. In den Verwaltungsräten lässt sich auch dieses Jahr eine spürbare Entwicklung der Frauenanteile beobachten. Der Anteil Verwaltungsrätinnen stieg von 10% in 2010 auf 13% in 2014 an. Diese positive Veränderung wird auch dieses Jahr durch die hohen Zugänge weiblicher Verwaltungsräte unterstrichen. Unter den neuen Verwaltungsräten finden sich 22% Frauen (2013: 23%). Somit wurde mehr als jeder fünfte vakante Verwaltungsratssitz mit einer Frau besetzt. Alter der Gremiumsmitglieder Oftmals wird das Alter einer Person mit deren Erfahrung gleichgesetzt. Dies mag in vielen Fällen zutreffen. Als wichtig erweist sich für Mitglieder von Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten aber insbesondere die branchenrelevante Kompetenz, die nötig ist, um das Amt und die damit verbundenen Aufgaben optimal auszufüllen. Geschäftsleitungen Alter der GL-Mitglieder 2014 Durchschnittsalter GL-Mitglieder 51 Jahre Durchschnittsalter neuer GL-Mitglieder 48 Jahre Das Durchschnittsalter beträgt bei den Geschäftsleitungsmitgliedern 51 Jahre und bei den Neuen 48 Jahre. Beide Werte sind über den gesamten Erhebungszeitraum nahezu konstant mit einer leichten Tendenz zu älteren Managern. Verwaltungsräte Alter der VR-Mitglieder 2014 Durchschnittsalter VR-Mitglieder 59 Jahre Durchschnittsalter neuer VR-Mitglieder 54 Jahre Das durchschnittliche Verwaltungsratsmitglied ist unverändert 59 Jahre alt und somit 8 Jahre älter als das durchschnittliche Geschäftsleitungsmitglied. Die neuen Verwaltungsratsmitglieder sind mit 54 Jahren um 6 Jahre älter als die neuen Geschäftsleitungsmitglieder.
  • 16. 16 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag schillingreport 2014 Ausbildung der Gremiumsmitglieder Welche Berufslaufbahn, welches Studium, welche Titel und welche Weiterbildungen haben die Mitglieder der beiden Führungsgremien? Gibt es Unterschiede in der Qualifikation von Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitgliedern? Welche Ausbildungen qualifizieren für Führungspositionen? Das alles sind Fragen, denen diese Erhebung nachgeht. Der Begriff «Hoch- schule» wird im Folgenden für Universität und FH zusammengefasst gebraucht, wohingegen sich der Begriff «Akademiker» ausschliesslich auf universitäre Abschlüsse bezieht. Geschäftsleitungen Ausbildungen der GL-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue Grösse des Sample 821 100% 104 100% Akademiker 618 75% 76 73% FH-Absolventen 119 14% 20 19% Matura 8 1% – – Berufsausbildung 74 9% 8 8% Anderer Werdegang 2 < 1% – – Weiterbildungen 368 45% 43 41% Doktortitel 144 18% 10 10% FH-Absolventen 119 100% 20 100% Wirtschaft 59 49.5% 5 25% Technisch-naturwissenschaftlich 47 39.5% 10 50% Hotelfach 11 9% 5 25% Kombinationen 2 2% – – Akademiker 618 100% 76 100% Wirtschaft 252 41% 30 39% Technisch-naturwissenschaftlich 203 33% 31 41% Jura 74 12% 5 6.5% Andere Fachrichtung 38 6% 8 10.5% Kombinationen 51 8% 2 3% Das Ausbildungsniveau der Geschäftsleitungsmitglieder ist über den gesamten Erhebungszeitraum konstant hoch. 89% haben einen Hoch- schulabschluss, was ein klarer Indikator dafür ist, dass eine gute theoretische Basis zum Rucksack eines Managers gehört. Mit 18% erlangte nahezu jedes fünfte Geschäftsleitungsmitglied einen Doktortitel, was dem tiefsten Wert im gesamten Erhebungszeitraum entspricht. Dies lässt sich u.a. durch den tiefen Anteil von 10% an Promovierten unter den Neuen erklären. Gleichzeitig dürften unter den Abgängen einige Promovierte zu verzeichnen sein. Der Trend zu Weiterbildungen stieg über den gesamten Erhebungszeitraum kontinuierlich an und bewegt sich dieses Jahr mit 45% 1 Prozentpunkt über dem Niveau der vergangenen 2 Jahre (44%). Weiterbildungen der GL-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue Grösse des Sample 368 100% 42 100% Business School / MBA 172 47% 22 52.5% NDS / LLM / MBL / MAS / CAS 31 8.5% 3 7% Fachexperten 101 27.5% 9 21.5% Kombinationen 64 17% 8 19% IndiesemJahrabsolvierten45%allerGeschäftsleitungsmitgliedereineWeiterbildung,wasdemhöchstenWertimgesamtenErhebungszeitraum entspricht. Interessant dabei ist, dass der Trend zu Weiterbildungen unter den Neuen wieder ansteigt. Absolvierten 2013 nur 39% der neu berufenen Geschäftsleitungsmitglieder eine Weiterbildung, sind es dieses Jahr 41%. 4 Die Führungsgremien der Unternehmen 4.5
  • 17. 17schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag Was motivierte Sie, sich als Verwaltungsrat zu engagieren? Im Vordergrund standen sicher die Einblicke in andere Branchen und Firmen sowie die Gelegenheit, das Gelernte in einem anderen Kontext einzubringen. Ich kann meine Erfahrung aus Beruf und Politik ein- bringen und anwenden. Wie definieren Sie die Rolle des Verwaltungsratspräsidenten in der Führung des Verwaltungs- rats und des CEO? Im strategischen Bereich stehen mittel- und langfristige Überlegungen für die Geschäftsentwicklung im Vordergrund. Dies ist Aufgabe des Verwaltungsrats. Der operative Bereich beschäftigt sich dagegen mit dem Tagesgeschäft und ist Aufgabe von CEO und Konzernleitung. Beide Gremien müssen sich eng austauschen und gut zusammenarbeiten. Sie schaffen einen Mehrwert, da sie die wichtigen Fragen von mindestens zwei Seiten beleuchten. Zudem hat der Verwaltungsrat eine Aufsichtspflicht gegenüber der Konzernleitung. Was ist für Sie die «goldene Regel» für die Zusammensetzung eines idealen Verwaltungsrats in Bezug auf Komposition und Grösse? Eine goldene Regel über alle Branchen und alle Tätigkeiten gibt es nicht. Wichtig ist, dass verschiedene Fähigkeiten in einem Verwaltungsrat zusammenwirken und auch die persönlichen Beziehungen im Team gut zusammenspielen. Die Durchmischung nach Geschlecht, Alter, Sprache, Temperament und Kultur ist ebenfalls wichtig. Zur Grösse kann gesagt werden, dass der Verwaltungsrat genug Mitglieder umfassen sollte, um die Ausschüsse gut zu besetzen, gleichzeitig sollte er nicht zu gross sein, um ausgewogene Diskussionen im Plenum jederzeit zu ermöglichen. Gibt es aus Ihrer Sicht Gründe, weshalb die Mehrheit der VR-Mitglieder in Schweizer Unternehmen Schweizer sein sollte? Der Verwaltungsrat trägt die Kultur eines Unternehmens. Wenn für das Unternehmen die Schweizer Kultur im Vordergrund steht, sollte er dies spiegeln. Bei einem internationaltätigenUnternehmen,wiebspw.derBaloise,isteswichtig,nichtnurdieverschiedenenLandesgegendeninnerhalbderSchweizabzudecken,sondern auchdieausländischenMärkte,indenenmantätigist.BeiderBaloiseerwirtschaftenwir50%unseresUmsatzesinderSchweiz,deshalbachteichaufeineentspre- chende Vertretung der Landesgegenden. Des Weiteren haben wir zwei deutsche Mitglieder, und mein Ziel ist es, auch Belgien und Luxemburg vertreten zu haben. Funktionieren VR-Gremien mit weiblichen Mitgliedern anders als reine Männergremien? Welche Veränderungen erleben Sie durch den Zuwachs von Frauen im VR? Frauen und Männer sind und denken unterschiedlich. Dies bedeutet, dass eine Frau oder die Zunahme der Frauen im Verwaltungsrat unterschiedliche Argumentationen und unterschiedliche Kulturen nach sich ziehen. Ich bin der festen Überzeugung, dass in allen Gremien – nicht nur im Verwaltungsrat – Männer und Frauen vertreten sein sollten. Gleichzeitig wehre ich mich aber gegen Quoten, weil das Geschlecht nicht das erste Entscheidungsmerkmal sein sollte, sondern die verschiedenen Denkarten aus Überzeugung einbezogen werden sollen. Wir haben bei der Baloise zwei Frauen im Verwaltungsrat. Sie sind unterschiedlich, sagen ihre Meinung und bringen sich ein. Sie stellen andere Fragen und bringen andere Argumente. Ich schätze diese Breite ausserordentlich. Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion bezüglich Frauen in den Führungsgremien? Ist es Ihrer Ansicht nach notwendig, Frauenförderung als strategisches Ziel festzulegen? Die Diskussion bzgl. Frauen in Führungsgremien soll geführt werden. Wir müssen uns allerdings bewusst sein, dass das Geschlecht nicht der primäre Entscheidungsgrund ist, um eine Person in den Verwaltungsrat zu wählen oder nicht: Im Vordergrund steht die Persönlichkeit der zu wählenden Person. Die Diskussion ist wichtig, weil man sich so Gedanken über den Mehrwert von gemischt zusammengesetzten Gremien macht. Sie läuft aber m.E. neben der Spur, wenn es darum geht, Frauenquoten festzulegen. Ich finde es nicht richtig, ein Team zu zwingen, eine gewisse Anzahl Frauen oder Männer aufzunehmen, und ich finde es ebenfalls falsch, von einer Frauenförderung zu sprechen, weil Frauen keine Förderung brauchen. Wir brauchen allgemein mehr Frauen im Berufsleben, dann werden wir automatisch auch mehr Frauen in allen Gremien haben. Wird die Zukunft mehr hauptberufliche Verwaltungsräte erfordern? Welche Kompetenzen sehen Sie als Voraussetzung für Profi- Verwaltungsräte an? Wenn erfahrene Persönlichkeiten ihr Know-how aus unterschiedlichen Branchen in Mandate in verschiedenen Unternehmen einbringen, liegt der Vorteil in deren branchenübergreifender Optik. Zudem verfügen diese Personen über Kenntnisse bzgl. Veränderungen von Märkten, die sich auch auf die eigene Branche auswirken können. So gesehen ist ein Verwaltungsrat, der in mehreren Branchen aktiv ist, durchaus ein Mehrwert für das Gremium. Dr. Andreas Burckhardt Andreas Burckhardt studierte Jurisprudenz an den Universitäten Basel und Genf. Von 1982 bis 1987 war er für die Fides Treuhandgesellschaft tätig und von 1988 bis 1994 Generalsekretär der Baloise Holding AG. Von 1994 bis April 2011 war er Direktor der Handels- kammer beider Basel. In dieser Funktion wirkte er in verschiedenen Leitungsgremien nationaler und regio- naler Wirtschaftsorganisationen mit. Er war von 1981 bis 2011 in politischen Funktionen in Basel-Stadt tätig, von 1997 bis 2011 als Mitglied des Grossen Rates. Seit 1999 ist er Mitglied und seit 2011 Präsident des Verwaltungsrats der Baloise Holding AG sowie Mitglied des Verwaltungsrats der Carl Spaeter AG. «Wir brauchen allgemein mehr Frauen im Berufsleben, dann werden wir automatisch auch mehr Frauen in allen Gremien haben.»
  • 18. 18 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag schillingreport 2014 4 Die Führungsgremien der Unternehmen Verwaltungsräte Ausbildungen der VR-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue Grösse des Sample 789 100% 96 100% Akademiker 662 84% 85 88.5% FH-Absolventen 48 6% 9 9.5% Matura 12 2% – – Berufsausbildung 67 8% 1 1% Anderer Werdegang – – 1 1% Weiterbildungen 320 41% 43 45% Doktortitel 263 33% 34 35% FH-Absolventen 48 100% 9 100% Wirtschaft 26 54% 4 44.5% Technisch-naturwissenschaftlich 18 38% 3 33.5% Hotelfach 4 8% 2 22% Akademiker 662 100% 85 100% Wirtschaft 255 38.5% 39 46% Technisch-naturwissenschaftlich 164 25% 16 19% Jura 143 21.5% 19 22% Andere Fachrichtung 46 7% 4 5% Kombinationen 54 8% 7 8% Auch bei den Verwaltungsratsmitgliedern ist das Ausbildungsniveau konstant hoch. Sie weisen einen Akademikeranteil von 84% auf, wobei unter den Neuen sogar 88.5% Akademiker anzutreffen sind. Betrachtet man den Anteil an Promovierten, so ist dieser Wert mit 33% höher wie letztes Jahr (32%). Unter den Neuen findet sich ein Anteil von 35% mit Doktortitel. Eine Weiterbildung absolvierten dieses Jahr 41% der Verwaltungsratsmitglieder. Weiterbildungen der VR-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue Grösse des Sample 320 100% 43 100% Business School / MBA 145 45% 18 42% NDS / LLM / MBL / MAS / CAS 12 4% 4 9% Fachexperten 128 40% 18 42% Kombinationen 35 11% 3 7% Entgegen der Entwicklung des letzten Jahres nahmen die Weiterbildungen unter den neu berufenen Verwaltungsratsmitgliedern wieder von 39% auf 45% zu. Ebenfalls nahmen die Doktortitel von 33% auf 35% unter den Neuen zu. Die 2012 getroffene Annahme, dass die Bedeutung von Promotionen für die Qualifikation von Verwaltungsräten insbesondere zugunsten von MBA, Business School und Fachdiplomen abnehmen wird, lässt sich somit auch dieses Jahr nicht bestätigen. Weitere Erkenntnisse Während von den Verwaltungsratsmitgliedern 21.5% der Akademiker ein Jurastudium absolvierten, finden sich in den Geschäftsleitungen nur 12% Juristen. Allerdings lassen sich unter den Neuen beider Gruppen nicht mehr Juristen als im Gesamtsample nachweisen: bei den Geschäftsleitungsmitgliedern 6.5% und bei den Verwaltungsratsmitgliedern 22%. In den Geschäftsleitungen gibt es mit 14% mehr als doppelt so viele FH-Absolventen wie in den Verwaltungsräten, in denen es nur 6% sind. Beide Samples weisen in etwa den gleichen Anteil an Akademikern mit einem wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss auf. Dieser beträgt 41% bei den Geschäftsleitungen und 38.5% bei den Verwaltungsräten. Die Verteilungdertechnisch-naturwissenschaftlichenAusbildungenzeigteinanderesBild,nämlich33%beidenGeschäftsleitungengegenüber25%beiden Verwaltungsräten. Somit lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass in Verwaltungsräten – im Gegensatz zu den Geschäftsleitungen – häufiger Juristen einsitzen, während in den Geschäftsleitungen mehr Akademiker mit technisch-naturwissenschaftlicher Fachrichtung anzutreffen sind. Beachtenswert ist, dass bei den Verwaltungsratsmitgliedern der Anteil an Promovierten mit 33% deutlich höher liegt als bei den Geschäftsleitungsmitgliedern mit 18%. Die Gremiumsmitglieder mit Weiterbildung zeigen im Gegensatz dazu ein umgekehrtes Bild: Von den Geschäftsleitungsmitgliedern absolvierten 45% eine Weiterbildung, von den Verwaltungsräten waren es 41%. In den Verwaltungsräten verteilt sich die Anzahl an Promovierten unter den Fachrichtungen Wirtschaftswissenschaften (32%), Jurisprudenz (30%) und dem technisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkt (29%), in den Geschäftsleitungen ist es vorrangig jene mit einem technisch-naturwissenschaftlichen Hintergrund (41%).
  • 19. 19schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag Verantwortungsbereiche der Geschäftsleitungsmitglieder In Bezug auf die Zusammensetzung der Geschäftsleitungen ist auch die Betrachtung der Verantwortungsbereiche ihrer Mitglieder interessant. Dabei stellt sich vor allem die Frage, ob sich die zunehmende Internationalisierung der Unternehmen auch hier bemerkbar macht. Verantwortungsbereiche der GL-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue Verantwortung nach Funktion 452 53% 49 46% Verantwortung nach Geschäftsbereich 244 29% 47 44% Verantwortung nach Geografie 100 12% 11 10% Kombination Geografie / Funktion 10 1% – – Kombination Geografie / Geschäftsbereich 25 3% – – Kombination Geschäftsbereich / Funktion 19 2% – – Kombination aller 3 Varianten 2 < 1% – – Total 852 100% 107 100% 57% der Geschäftsleitungsmitglieder üben als CEO, CFO, Leiter Human Resources, Leiter Marketing etc. eine unternehmensspezifische Funktion innerhalb ihres Gremiums aus. Business-Unit-Verantwortung trägt mit 35% knapp ein Drittel der Geschäftsleitungsmitglieder. 17% haben eine geografische Verantwortung inne. Obwohl die internationale Expansion für viele Unternehmen eine wichtige Rolle spielt, sind über den gesamten Erhebungszeitraum hinweg kaum Entwicklungen in Richtung einer stärkeren geografischen Aufgabenteilung der Geschäftsleitungsmitglieder erkennbar. Erfahrung der Gremiumsmitglieder Bei der Betrachtung der Erfahrung der Gremiumsmitglieder kristallisieren sich zwei Fragestellungen als zentral heraus: Welche berufliche Entwicklung durchliefen Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder, bevor sie in ein Gremium bestellt wurden? Und wie lange sind sie bereits im Unternehmen tätig? Geschäftsleitungen Erfahrung der GL-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue Grösse des Sample 838 100% 101 100% Vorher im Unternehmen tätig 493 59% 61 60% Vorher in anderer GL tätig 210 25% 30 30% Vorher im Unternehmen und in anderer GL tätig 53 6% 6 6% Keine Erfahrung im Unternehmen oder in anderer GL 82 10% 4 4% 65% der Geschäftsleitungsmitglieder waren bereits vor ihrer Berufung in die Geschäftsleitung im Unternehmen tätig und wurden somit intern rekrutiert. Dies zeigt, wie wichtig das interne Talent Management ist. 31% der Geschäftsleitungsmitglieder waren bereits vor ihrer Berufung in einem anderen Unternehmen in der Geschäftsleitung tätig. Demgegenüber weisen nur 10% keine relevante Erfahrung im Unternehmen selbst oder in einer anderen Geschäftsleitung aus. Hierbei kann es sich auch um Manager handeln, die aus Grosskonzernen eingestellt wurden und nicht im obersten Führungsgremium der Unternehmung einsassen, sondern z.B. auf Stufe Geschäftsbereich in einem Untergremium der Konzernleitung tätig waren. Ein interessantes Bild weisen die neuen Geschäftsleitungsmitglieder auf. Während 2013 noch 14% der Neuen keine Erfahrung aus einer anderen Geschäftsleitung mitbrachten, noch unternehmensintern rekrutiert wurden, sank dieser Wert im aktuellen Erhebungszeitraum auf 4%. Dafür nahmen die Manager mit Erfahrung aus einer anderen Geschäftsleitung unter den Neuen von 19% in 2013 auf aktuell 30% zu. Dies ist ein klarer Indikator, dass in der Rekrutierung neuer Geschäftsleitungsmitglieder auf erfahrene Manager gesetzt wird. 4 Die Führungsgremien der Unternehmen 4.6 4.7
  • 20. 20 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag schillingreport 2014 Durchschnittliche Erfahrung der GL-Mitglieder in aktueller GL im Unternehmen im Unternehmen bis Eintritt in die GL Gesamtsample 5 Jahre Vorher im Unternehmen tätig 5 Jahre 18 Jahre 13 Jahre Vorher im Unternehmen und in anderer GL tätig 4 Jahre 10 Jahre 6 Jahre Vorher in anderer GL tätig 5 Jahre Keine Erfahrung im Unternehmen oder in anderer GL 4 Jahre Besonders interessant ist der Blick auf die durchschnittliche Erfahrung der Geschäftsleitungsmitglieder. Betrachtet man den Zeitraum, über den ein Geschäftsleitungsmitglied in einem Unternehmen angestellt ist, zeigt sich, dass intern beförderte Manager länger im Unternehmen tätig sein müssen (durchschnittlich 13 Jahre), bis sie in die Geschäftsleitung berufen werden, als Geschäftsleitungsmitglieder, die extern Erfahrung auf gleicher Hierarchieebene sammelten – wenn auch nur bei einem KMU. Diese werden, wie bereits im Vorjahr, durchschnittlich nach nur 6 Jahren in das Führungsgremium berufen. Verwaltungsräte Durchschnittliche Erfahrung der VR-Mitglieder im aktuellen VR im Unternehmen im Unternehmen bis Eintritt in den VR Gesamtsample 6 Jahre Vorher im Unternehmen tätig 8 Jahre 23 Jahre 15 Jahre Das durchschnittliche Verwaltungsratsmitglied ist seit 6 Jahren im Amt. Verwaltungsratsmitglieder, die zuvor operativ im Unternehmen tätig waren, weisen mit 8 Jahren ein etwas längeres Dienstalter auf. Sie gehören dem Unternehmen im Schnitt seit 23 Jahren an und wurden nach 15-jähriger Tätigkeit in den Verwaltungsrat berufen. Die neuen Verwaltungsratsmitglieder, welche aus dem Unternehmen in den Verwaltungsrat berufen wurden, wurden nach einem durchschnittlichen Dienstalter von 18 Jahren in das strategische Führungsgremium gewählt, was 3 Jahre über dem Durchschnitt des Gesamtsample liegt. 4 Die Führungsgremien der Unternehmen
  • 21. 21schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag 4 Die Führungsgremien der Unternehmen 4.8 Korrelationen von Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten Herkunft der VR-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue Vorher im Unternehmen tätig 116 100% 11 100% Vorher CEO im Unternehmen 9 8% 1 9% Vorher GL-Mitglied im Unternehmen 24 21% 5 45.5% Vorher GL-Mitglied und CEO im Unternehmen 21 18% – – Vorher weder GL-Mitglied noch CEO im Unternehmen 62 53% 5 45.5% Im Jahr 2014 wurden insgesamt 822 Verwaltungsratsmitglieder untersucht. Von diesen waren 116 bereits vor ihrem Eintritt in den Ver- waltungsrat im Unternehmen tätig (14%). Davon waren 8% als CEO angestellt, 21% gehörten der Geschäftsleitung an, und 18% hatten beide Ämter inne. Die Erfahrung im eigenen Unternehmen ist folglich durchaus ein Kriterium für die Wahl in den Verwaltungsrat. Noch spannender ist aber, dass von allen 822 Verwaltungsratsmitgliedern 15% in der Geschäftsleitung einer anderen vom schillingreport erfassten Unternehmung tätig waren, bevor man sie in den aktuellen Verwaltungsrat berief. 13 Geschäftsleitungsmitglieder sitzen zudem gleichzeitig im Verwaltungsrat einer anderen im Report einbezogenen Unternehmung ein und besetzen insgesamt 23 Mandate. Weitere Erkenntnisse Im Hinblick auf die immer schärfer werdenden Corporate-Governance-Vorschriften ist es interessant, dass auch dieses Jahr wieder in 7 von 90 Unternehmen (8%) der CEO-Posten und das Verwaltungsratspräsidium mit derselben Person besetzt sind. In 24 der 90 untersuchten Verwaltungsratsgremien (27%) sitzt der jeweilige CEO als Mitglied, Delegierter oder Präsident ein. Dies bedeutet, dass in mehr als jedem vierten im schillingreport untersuchten Verwaltungsratsgremium der CEO als Mitglied einsitzt. In den 90 untersuchten Verwaltungsräten sitzen neben den 24 CEOs 6 Geschäftsleitungsmitglieder als Verwaltungsratsmitglieder ein. Anders gesagt: 4% der Verwaltungsratsmitglieder üben gleichzeitig eine operative Rolle als CEO oder Geschäftsleitungsmitglied im eigenen Unternehmen aus. Augenfällig ist, dass viele Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder mehrere Positionen innerhalb von Unternehmungen des Sample einnehmen bzw. innerhalb der Unternehmungen des Sample einen Wechsel vollzogen. Bei Verwaltungsratsmitgliedern sind sogar mehrere Kombinationen möglich. 14% der 822 erfassten Verwaltungsratsmitglieder (116) waren bereits im eigenen Unternehmen tätig, bevor sie in den Verwaltungsrat berufen wurden. Von diesen sind 25% aktuell gleichzeitig operativ in der Geschäftsleitung tätig. 126 Verwaltungsräte (15%) sassen vor ihrer Berufung in den Verwaltungsrat in der Geschäftsleitung eines anderen vom schillingreport erfassten Unternehmens. Von diesen haben 14 Personen heute 2 Verwaltungsratsmandate in einem der erfassten Gremien inne, 6 Personen bekleiden 3 Mandate, 2 weitere Personen kommen auf 4 Mandate. Somit sind es effektiv 97 Personen, von denen aktuell 13 in der Geschäftsleitung eines im schillingreport erfassten Unternehmens und gleichzeitig im Verwaltungsrat eines anderen im Report enthaltenen Unternehmens sitzen, wobei 1 Person 4 Verwaltungsräten angehört und 3 Personen je 2 Verwaltungsräten. Betrachtet man hingegen das Sample in Bezug auf Multi-Verwaltungsräte, so zeigt sich, dass heute 66 Personen in 2 oder mehr Verwaltungsräten des Sample sitzen. 53 Personen sind gleichzeitig in 2 Unternehmen, 10 Personen gleichzeitig in 3 Unternehmen und 3 Personen gleichzeitig in 4 Unternehmen des Sample als Verwaltungsrat tätig. Diese 66 Personen haben somit insgesamt 18% aller Verwaltungsratsmandate inne. Anders formuliert, sitzen 8% der Verwaltungsratsmitglieder zusätzlich im Verwaltungsrat einer anderen vom schillingreport erfassten Unternehmung. 41 Geschäftsleitungsmitglieder waren vorher in der Geschäftsleitung einer anderen vom schillingre- port erfassten Unternehmung tätig. Von diesen 41 Personen amten heute 15 als CEO. 15% der Verwaltungsratsmitglieder waren vor ihrem Eintritt in den Verwaltungsrat in der Geschäftsleistung eines anderen vom Report erfassten Unternehmens tätig. 82% davon sind Schweizer, eine Zahl, die sowohl im Vergleich zu den Geschäftsleitungen (58%) als auch den Verwaltungsräten (64%) deutlich über dem Durchschnitt liegt. Zudem sind diese Personen mit 61 Jahren etwas älter als das durch- schnittliche Verwaltungsratsmitglied (59 Jahre). Auch weisen sie einen überdurchschnittlichen Anteil an Wirtschaftswissenschaftlern unter den Akademikern auf (57%). 32% dieser ehemaligen Geschäftsleitungsmitglieder verfügen über einen Doktortitel, was leicht unter dem Durchschnitt der Verwaltungsräte (33%) und deutlich über dem der Geschäftsleitungsmitglieder (18%) liegt.
  • 22. 22 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag schillingreport 2014 22 5 Ein Blick auf interessante Untergruppen Die umfangreichen Untersuchungsergebnisse zur Zusammensetzung der Führungsgremien sind die Grundlage für die nun fol- genden gesonderten Betrachtungen interessanter Untergruppen sowie deren Vergleich mit dem Gesamtsample. Die Auswertungen sollen eine Basis schaffen, gewisse Entwicklungen und Trends in der Schweiz besser zu verstehen und gegebenenfalls entspre- chende Handlungsmassnahmen daraus abzuleiten. Frauen Das Thema «Frauen in Führungsgremien» wird allgemein sehr kontrovers diskutiert. Anders als in verschiedenen europäischen Ländern gibt es in Schweizer Unternehmen keine Frauenquoten. Der schillingreport ermittelt, welche Merkmale die Frauen in den Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten aufweisen und welchen fachlichen Hintergrund sie mitbringen. Dies kann Aufschluss darüber geben, wie sich Frauen in der Schweizer Wirtschaft fördern liessen. Übersicht der weiblichen Gremiumsmitglieder Geschäftsleitungen Übersicht der weiblichen GL-Mitglieder 2014 Anzahl Unternehmen 119 Total GL-Mitglieder 852 100% Anteil Frauen 50 6% Anteil Frauen 50 100% Anteil Schweizerinnen 25 50% Anteil Ausländerinnen 25 50% Anteil CEOs 120 100% Anteil Frauen 3 3% Anteil SMI-GL-Mitglieder 201 100% Anteil Frauen 12 6% Anteil Neue 107 100% Anteil Frauen unter den Neuen 10 9% Anteil neuer weiblicher GL-Mitglieder 10 100% Anteil Schweizerinnen unter den Neuen 3 30% Anteil Ausländerinnen unter den Neuen 7 70% Der Frauenanteil erhöhte sich über den gesamten Erhebungszeitraum von 4% in 2006 auf erstmalig 6% in 2013 und befindet sich auch die- ses Jahr bei 6%. Trotz hoher Zugänge von Frauen in den Geschäftsleitungen blieb deren Anteil tief, da die Abgänge die Neueintritte nahezu aufwogen. In den Geschäftsleitungen sind dieses Jahr 50 Frauen tätig. Unter den Neuen finden sich 10 Frauen, was 9% aller neuen Manager entspricht. 2011 betrug der Anteil Frauen unter den Neuen noch 13%, 2012 waren es 9% und 2013 8%. Anders betrachtet, entsprechen diese 10 neuen Frauen 20% aller weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder. Somit werden neue Managerinnen in die Geschäftsleitungen berufen, und gleichzeitig erfolgen weniger Abgänge unter den Frauen. Die 3 amtierenden weiblichen CEOs sind Susanne Ruoff von der Schweizerischen Post, Jasmin Staiblin von der Alpiq Holding AG und Suzanne Thoma von der BKW Energie AG. Jasmin Staiblin, die als CEO von ABB Schweiz AG tätig war, und Suzanne Thoma, die intern berufen wurde, kamen im aktuellen Erhebungszeitraum neu in ihre Positionen, während Monika Ribar die Panalpina Welttransport (Holding) AG verliess. Der Ausländerinnenanteil unter den Managerinnen steigt erstmalig auf 50%. Dieser Wert liegt, wie bereits in den vergangenen Jahren, über dem Ausländeranteil des Gesamtsample (42%). Unter den neuen weiblichen Geschäftsleitungsmitgliedern beträgt der Ausländerinnenanteil 70%. Die Frage, wo die neuen Managerinnen gefunden werden, lässt sich an dieser Stelle also damit beantworten, dass mehr als zwei Drittel im Ausland rekrutiert wurden. 5.1
  • 23. 23schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag Was motivierte Sie, sich als Verwaltungsrätin zu engagieren? Ich schätze die Möglichkeit der Mitgestaltung der Strategie und der Entwicklung des Managements. Dabei kann ich meine eigenen Erfahrungen wie Internationalität, Technologie/Innovation, Talent Management, operativeFührungundM&Aeinbringen.DiesgibtmirpersönlichGelegenheit,neuesKnow-howzuerwerben, einen neuen Markt mit anderen Kunden kennen zu lernen und mein Netzwerk auszubauen. Diese neuen Inputs befruchten auch meine operative Managertätigkeit. WienehmenSiedieZusammenarbeitinVR-GremienmitausländischenMitgliedernwahr,undwelche Vorteile bieten sich daraus aus Ihrer Sicht? Meine Erfahrung ist sehr positiv. Ich muss aber betonen, dass ein international zusammengesetztes Team für mich kein Novum ist. Bei ABB kenne ich nur international durchmischte Teams, weshalb das für mich Normalität ist. Die Schweiz ist stark, aber klein im Vergleich mit unseren direkten Nachbarn, und manchmal macht es Sinn, Lösungen oder Methoden aus diesen Ländern anzuwenden oder auch Partnerschaften zu bilden, um einen grösseren Impact zu haben. Gibt es aus Ihrer Sicht Gründe, weshalb die Mehrheit der VR-Mitglieder Schweizer sein sollte? Nein. Meiner Ansicht nach sollte es mehr darum gehen, dass der richtige Mix aus Know-how, Erfahrung und Diversity im Verwaltungsrat vertreten ist. Wie nehmen Sie als Frau die Arbeit im VR wahr? Welche Veränderungen erleben Sie durch den Zuwachs von Frauen im VR? Generell erlebe ich, dass gemischte Gremien schneller und flexibler auf komplexere Umstände reagieren können. Die Zusammenarbeit im Verwaltungsrat der Swisscom nehme ich als sehr gut wahr. Mein Eindruck ist, dass die Kollegen teilweise etwas zurückhaltender sind in ihrem Urteil und wir Frauen viel konkreter, bisweilen härter, urteilen. Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion bezüglich Frauen in den Führungsgremien? Ist es Ihrer Ansicht nach notwendig, Frauenförderung als strategisches Ziel festzulegen? GrundsätzlichmussdieFührungderFirmadavonüberzeugtsein,dasseinehöhereDiversitydenlängerfristigenErfolgsichert.Ichpersönlichbindavonüberzeugt undlegedarumWertdarauf,Teamsstärker«divers»zugestalten;nichtnurbezüglichGender,sondernauchbezüglichErfahrung,Nationalität,Know-how.Solche Ziele kommuniziere ich nur in einem beschränkten Kreis, da ansonsten der Nachgeschmack «Alibi»-Frau nach jeder Nominierung entsteht. WirddieZukunftmehrhauptberuflicheVerwaltungsräteerfordern?WelcheKompetenzensehenSiealsVoraussetzungfürProfi-Verwaltungsrätean? Mit der Minder-Initiative, welche die Anzahl der Mandate beschränkt, könnte dies etwas schwierig sein. Generell finde ich den Ansatz, nach einer operativen Laufbahn eine Verwaltungsratskarriere zu starten, nicht schlecht. Bei einem hauptberuflichen Verwaltungsrat erachte ich gute Kompetenzen in den Bereichen Strategie, Governance, Finanzen und M&A als sehr wichtig. Die Schweiz regelt den unternehmerischen Spielraum immer stärker. Ist dies im globalen Wettbewerb die richtige Entwicklung? Nein, auf keinen Fall. Wir sollten eher daran arbeiten, dass wir über einen kompetent zusammengesetzten Verwaltungsrat verantwortungsvolle Manager ent- wickeln und fördern, welche die richtigen Werte in einem Unternehmen leben. Unser ausgezeichnetes Corporate-Governance-Modell kann gut als Rollenmodell für andere dienen. Wie bringen Sie Arbeit und Familie – Sie sind ja zweifache Mutter – unter einen Hut? MeineKindersindmittlerweile20und22Jahrealt,ichhabesiesehrfrühbekommen.DeshalbkannichmichjetztauchaufmeineKarrierekonzentrieren.Ichhabe immerbetont,dassichmeinenBerufausübenwollte,undmeinMannhatdiesstarkunterstützt.Ichmussaberauchsagen,dasswireinanderesRollenverständnis haben. Man muss sich mit dem Partner einigen, bevor man Kinder bekommt, denn den «richtigen» Zeitpunkt für Kinder gibt es in einer Berufslaufbahn nicht. Was raten Sie Frauen, die sich stärker in Führungsgremien einbringen möchten? Esistwichtig,sichimmerwiedervorAugenzuführen,welcheWirkungmanerzieltundwelchenEindruckmanhinterlässt.MännersindsehrgutimTaktieren.Als Frau muss man lernen, dass brachiale Ehrlichkeit nicht immer die richtige Wirkung erzielt und der Teamgedanke wichtig ist. Diese Selbstreflektion ist notwendig, um sich als Frau entsprechend zu positionieren. Wichtig ist auch, dass man Leute um sich hat, die einem vertrauensvoll und schonungslos Feedback geben, und dass man dieses Feedback zulässt. Dr. Barbara Frei Barbara Frei ist promovierte Maschineningenieurin ETH und absolvierte ein MBA am IMD Lausanne. Sie startete ihre Karriere 1998 in der ABB-Motorenfabrik in Birr AG, wurde 2008 zum Country Manager ABB Prag und 2010 zum Country Manager ABB Italia sowie Region Manager Mediterranean befördert. Seit November 2013 leitet sie die Global Business Unit Drives and Controls. 2012 wurde sie in den Verwaltungsrat der Swisscom berufen. Zudem sitzt sie im Verwaltungsrat der ABB Beijing Drive Systems Co. Ltd. (China). «Generell erlebe ich, dass gemischte Gremien schneller und flexibler auf komplexere Umstände reagieren können.»
  • 24. 24 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag schillingreport 2014 5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.1 Frauen Verwaltungsräte Übersicht der weiblichen VR-Mitglieder 2014 Anzahl Unternehmen 90 Total VR-Mitglieder 822 100% Anteil Frauen 108 13% Anteil Frauen 108 100% Anteil Schweizerinnen 76 70% Anteil Ausländerinnen 32 30% Anteil VRP 90 100% Anteil Frauen 1 1% Anteil SMI-VR-Mitglieder 215 100% Anteil Frauen 34 16% Anteil Neue 97 100% Anteil Frauen unter den Neuen 21 22% Anteil neuer weiblicher VR-Mitglieder 21 100% Anteil Schweizerinnen unter den Neuen 15 71% Anteil Ausländerinnen unter den Neuen 6 29% Der Frauenanteil in den Verwaltungsräten erhöhte sich über den gesamten Erhebungszeitraum ebenfalls von 10% in 2010 auf erstmalig 13% in 2014. In den Verwaltungsräten sind aktuell 108 Frauen tätig. Ausschlaggebend für diese positive Entwicklung ist der Anteil von 22% an Verwaltungsrätinnen unter den Neuen. Dieser Wert lag in der Vergangenheit zwischen 8% und 13% und erreichte 2013 23%. Nominell wurden 21 neue Verwaltungsrätinnen berufen. Die einzige Verwaltungsratspräsidentin ist Nayla Hayek (The Swatch Group Ltd.). Während im Gesamtsample 36% der Verwaltungsratsmitglieder einen ausländischen Pass besitzen, lassen sich unter den Frauen in den Verwaltungsräten 30% Ausländerinnen nachweisen. Somit zählen die Frauen in Geschäftsleitungspositionen mehr Ausländerinnen (50%) als das Gesamtsample (42%), während die Verwaltungsrätinnen einen tieferen Anteil ausländischer Mitglieder (30%) als das Gesamtsample verzeichnen (36%). Alter der weiblichen Gremiumsmitglieder Geschäftsleitungen Alter der weiblichen GL-Mitglieder 2014 Gesamt Ausländerinnen SMI Durchschnittsalter weiblicher GL-Mitglieder 49 Jahre 50 Jahre 53 Jahre Durchschnittsalter neuer weiblicher GL-Mitglieder 45 Jahre 44 Jahre – Die weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder sind unverändert 49 Jahre alt und somit 2 Jahre jünger als das Gesamtsample. Managerinnen mit ausländischem Pass sind 50 Jahre alt, Schweizerinnen 48 Jahre. Die weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder sind durchschnittlich 53 Jahre alt, wobei die Schweizerinnen 51 Jahre alt sind und die Ausländerinnen 54 Jahre. Die neuen weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder sind mit 45 Jahren 2 Jahre jünger als letztes Jahr. Getragen wird diese Entwicklung insbesondere durch die neuen ausländischen Managerinnen. Diese sind mit 44 Jahren 4 Jahre jünger als vergangenes Jahr.
  • 25. 25schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag Verwaltungsräte Alter der weiblichen VR-Mitglieder 2014 Gesamt Ausländerinnen SMI Durchschnittsalter weiblicher VR-Mitglieder 54 Jahre 57 Jahre 57 Jahre Durchschnittsalter neuer weiblicher VR-Mitglieder 53 Jahre 54 Jahre 55 Jahre Das durchschnittliche weibliche Verwaltungsratsmitglied ist 54 Jahre alt und somit 5 Jahre jünger als das Gesamtsample. Das Durchschnittsalter der neuen Verwaltungsrätinnen beträgt 53 Jahre (2013: 50 Jahre), womit diese 1 Jahr unter dem Durchschnittsalter des Gesamtsample liegen. Interessant ist, dass die ausländischen Verwaltungsrätinnen sowie die SMI-Verwaltungsrätinnen mit jeweils 57 Jahren die ältesten Gruppen bilden. Dabei sind die Schweizerinnen in den SMI-Verwaltungsräten 54 Jahre alt und die Ausländerinnen gar 59 Jahre. Generell kann festge- halten werden, dass die Verwaltungsrätinnen zunehmend ein höheres Durchschnittsalter haben. Während in den Geschäftsleitungen jüngere Managerinnen eingestellt werden, wird in den Verwaltungsräten auf erfahrene und deshalb tendenziell ältere weibliche Mitglieder gesetzt. Nationalität der weiblichen Gremiumsmitglieder Geschäftsleitungen Von den weiblichen Geschäftsleitungsmitgliedern haben 50% einen Schweizer Pass, 50% sind erstmalig Ausländerinnen. Unter den Neuen machen die Ausländerinnen 70% aus. Die grösste Gruppe unter den Ausländerinnen bilden die Angelsächsinnen: 36% aller weib- lichen ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder haben einen US-amerikanischen oder britischen Pass. Aus Frankreich stammen 28% der Managerinnen, es folgen Deutschland mit 20%, Italien mit 12% und die Tschechische Republik mit 4%. Ein etwas anderes Bild zeigen die weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder: Von ihnen haben nur 33% einen Schweizer Pass. Letztes Jahr waren es noch 40%. Die ausländischen SMI-Managerinnen stammen aus Frankreich (33%), den USA (17%) und Grossbritannien (17%). Auch hier bilden die Angelsächsinnen mit 34% die grösste Gruppe. Bemerkenswert ist, dass die SMI-Unternehmen seit 2012 keine deutschen Managerinnen beschäftigen. Verwaltungsräte In den Verwaltungsräten sitzen 70 % Schweizerinnen. Letztes Jahr waren es noch 68 %. Betrachtet man nur die ausländischen Verwaltungsrätinnen, so machen die Angelsächsinnen 47% aus, wobei knapp die Hälfte davon einen US-amerikanischen Pass besitzt. Deutsche weibliche Verwaltungsratsmitglieder sind mit 13% vertreten, Indien und die Niederlande stellen jeweils 6.5%. Weitere 9 Länder sind mit je 1 Frau vertreten. Klammert man die SMI-Unternehmen aus dieser Untersuchung aus, so stellt sich ein Schweizerinnenanteil von 84% unter den Verwaltungsrätinnen ein. Dies hängt damit zusammen, dass 63% aller ausländischen Verwaltungsrätinnen in SMI-Unternehmen tätig sind. Somit sind die im SMI notierten Unternehmen klar für die Internationalisierung der Frauenanteile in den Verwaltungsräten verantwortlich. Weitere Erkenntnisse In allen untersuchten Samples – Gesamtsample, Frauen, SMI-Unternehmen – liegt der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen über dem der Verwaltungsräte. Die SMI-Unternehmen beschäftigen 67% Ausländerinnen in den Geschäftsleitungen und 63% Ausländerinnen in den Verwaltungsräten. Blickt man auf das Gesamtsample mit einem Ausländerinnenanteil in den Verwaltungsräten von nur 30%, sticht der Ausländerinnenanteil von 63% bei den SMI-Unternehmen umso stärker ins Auge. Die SMI-Unternehmen beschäftigen also prozentual betrachtet doppelt so viele Ausländerinnen in den Verwaltungsräten wie das Gesamtsample. 5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.1 Frauen
  • 26. 26 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag schillingreport 2014 Ausbildung der weiblichen Gremiumsmitglieder Geschäftsleitungen Ausbildungen der weiblichen GL-Mitglieder 2014 Gesamt Ausländerinnen SMI Grösse des Sample 47 100% 24 51% 12 26% Akademikerinnen 37 79% 21 90% 10 83% FH-Absolventinnen 4 8.5% 2 8% 1 8.5% Matura 1 2% – – – – Berufsausbildung 5 10.5% 1 4% 1 8.5% Weiterbildungen 26 55% 11 46% 7 58% Doktortitel 9 19% 6 25% 3 25% 88% aller weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder besitzen einen Hochschulabschluss (FH oder Universität), letztes Jahr waren es noch 90%. In den SMI-Unternehmen liegt dieser Wert bei 92%. Der Grossteil der Ausländerinnen sind Akademikerinnen. 19% der weiblichen Geschäfts- leitungsmitglieder tragen einen Doktortitel, unter den Ausländerinnen promovierten sogar 25%. Das Ausbildungsniveau ist also auch bei den Managerinnen konstant hoch, Tendenz jedoch leicht sinkend. Interessant ist, dass von den Frauen, die einen Doktortitel erlangten, 56% auf einem technisch-naturwissenschaftlichen Studium basieren. Schweizerinnen weisen weniger häufig einen Hochschulabschluss aus als die Ausländerinnen in den Geschäftsleitungen. Letztere promovierten häufiger, absolvierten aber weniger Weiterbildungen. Dies könnte daran liegen, dass sie zum Grossteil Akademikerinnen sind und somit bereits auf einer sehr hohen Grundausbildung basieren. Bei den Fachrichtungen lassen sich nur sehr geringe Unterschiede zwischen Schweizerinnen und Ausländerinnen feststellen. Das Verhältnis von wirtschaftlicher und technisch-naturwissenschaftlicher Ausbildung ist ausgeglichen. Die Erhebung ergibt weiterhin, dass 55% aller Frauen in den Geschäftsleitungen Weiterbildungen absolvierten, was über dem Wert des Gesamtsample liegt. Eine Betrachtung der Fachrichtungen zeigt, dass die technisch-naturwissenschaftlichen (33%) und die wirtschaftswissenschaftlichen (26%) Studienschwerpunkte am häufigsten von den Frauen absolviert werden. Interessant dabei ist, dass bei den Ausländerinnen mit 29% die wirtschaftswissenschaftliche Richtung überwiegt, bei den weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitgliedern mit 30% hingegen die technisch-naturwissenschaftliche Ausbildung dominiert. Verwaltungsräte Ausbildungen der weiblichen VR-Mitglieder 2014 Gesamt Ausländerinnen SMI Grösse des Sample 103 100% 30 29% 31 30% Akademikerinnen 95 92% 29 97% 30 97% FH-Absolventinnen 1 1% – – – – Matura 2 2% – – – – Berufsausbildung 6 6% 1 3% 1 3% Weiterbildungen 42 41% 9 30% 11 35% Doktortitel 33 32% 8 27% 17 55% Unter den Verwaltungsrätinnen basieren weiterhin 92% auf einem universitären Abschluss. Der Anteil übersteigt den Wert des Gesamtsample um 8 Prozentpunkte. Mit 32% Promovierten befinden sich die Verwaltungsrätinnen knapp unter dem Gesamtschnitt (33%). Hier heben sich jedoch die SMI-Verwaltungsrätinnen besonders deutlich ab: Von ihnen promovierten 55%, was 5 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert entspricht. Dies ist ein klarer Indikator für die hohe Qualifikation, die SMI-Verwaltungsrätinnen erfüllen. 5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.1 Frauen
  • 27. 27schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag 5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.1 Frauen Verantwortungsbereiche der weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder Verantwortungsbereiche der weibl. GL-Mitglieder 2014 Gesamt Ausländerinnen SMI Verantwortung nach Funktion 37 74% 18 72% 9 75% Verantwortung nach Geschäftsbereich 9 18% 3 12% 1 8.3% Verantwortung nach Geografie 3 6% 3 12% 1 8.3% Kombination Geografie / Funktion – – – – – – Kombination Geografie / Geschäftsbereich 1 2% 1 4% 1 8.3% Kombination Geschäftsbereich / Funktion – – – – – – Total 50 100% 25 100% 12 100 % 74%, also fast drei Viertel aller Frauen in den Geschäftsleitungen üben eine unternehmensspezifische Funktion wie CEO, CFO, Leiterin Human Resources, Leiterin Marketing etc. aus (Gesamtsample 57%). Business-Unit-Verantwortung tragen 20% der Managerinnen (Gesamtsample 35%), und gerade einmal 8% haben eine geografische Verantwortung (Gesamtsample 17%). Obwohl die internationale Expansion bei vielen Unternehmen eine wichtige Rolle spielt, werden geografische Funktionen selten mit Frauen besetzt. Von den 37 weiblichen Geschäftsleitungsmitgliedern, die eine Unternehmensfunktion bekleiden, sind 11 als Personalleiterin (30%), 5 in Marketing/Kommunika- tion/PR (14%), 3 als CEO (8%) und 4 als Generalsekretärin (11%) tätig. Somit sind 22% aller weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder als Personalverantwortliche und 10% als Leiterin Marketing/Kommunikation/PR tätig. Einen rein geografischen Verantwortungsbereich haben nur 3 Frauen inne. Bei ihnen handelt es sich jeweils um Ausländerinnen, wobei 1 in der Geschäftsleitung eines SMI-Unternehmens sitzt. Erfahrung der weiblichen Gremiumsmitglieder Geschäftsleitungen 60% aller Managerinnen waren bereits vor ihrer Berufung in die Geschäftsleitung im Unternehmen tätig. Fast zwei Drittel aller weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder wurden folglich intern rekrutiert. 28% sammelten zuvor Erfahrung in der Geschäftsleitung eines anderen Unternehmens. 16% weisen keine relevante Erfahrung im Unternehmen selbst oder in einer anderen Geschäftsleitung aus. Blickt man auf das Dienstalter in den Unternehmen, zeigt sich, dass intern beförderte Managerinnen 3 Jahre weniger lang im Unternehmen tätig sein müssen (9 Jahre), bis sie in die Geschäftsleitung berufen werden, als die Personen des Gesamtsample. Bei den Ausländerinnen geht dies noch etwas schneller. Sie werden durchschnittlich nach 7 Jahren Betriebszugehörigkeit in die Geschäftsleitung berufen. Weibliche Geschäftsleitungsmitglieder mit Erfahrung in einer externen Geschäftsleitung – wenn auch nur bei einem KMU – werden nach durchschnitt- lich 3 Jahren (2013: 6 Jahre) in das Führungsgremium berufen. Im Gesamtsample dauert dies 5 Jahre. Die Managerinnen sind seit durch- schnittlich 4 Jahren in der aktuellen Geschäftsleitung tätig (Gesamtsample 5 Jahre). Die weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder, die weder Erfahrung im Unternehmen noch in einer anderen Geschäftsleitung sammelten, sitzen mit durchschnittlich 6 Jahren gleich lang im aktuellen Führungsgremium wie die Personen des Gesamtsample. Verwaltungsräte Ein Blick auf die Verwaltungsrätinnen zeigt, dass lediglich 6% von ihnen bereits vor ihrer Berufung ins strategische Gremium im gleichen Unternehmen operativ tätig waren. Im Gesamtsample liegt dieser Wert bei 14%. Eine Verwaltungsrätin ist durchschnittlich seit 4 Jahren im Amt, die Verwaltungsräte insgesamt amtieren durchschnittlich seit 6 Jahren. Unter den 108 weiblichen Verwaltungsratsmitgliedern finden sich 6 Frauen (6%), die in jeweils 2 Verwaltungsräten des Sample einsitzen. Dies entspricht wiederum 11% aller Verwaltungsratssitze, die mit Frauen besetzt sind. Im Gesamtsample sind es 18%.
  • 28. 28 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag schillingreport 2014 Ausländer Die Internationalisierung der Unternehmen verändert auch deren Führungsgremien. Gefragt sind heute nicht mehr die besten Manager der Schweiz, sondern die besten Köpfe weltweit. Ein Zeichen dafür ist auch, dass als Konzernsprache immer öfter Englisch verwendet wird. Diese Entwicklung ist eine gesonderte Betrachtung wert: Wie verändern sich die Führungsgremien der Unternehmen in Hinblick auf die Nationalität ihrer Mitglieder? Übersicht der ausländischen Gremiumsmitglieder Geschäftsleitungen Übersicht der ausländischen GL-Mitglieder 2014 Anzahl Unternehmen 119 Total GL-Mitglieder 852 100% Anteil Ausländer 362 42% Anteil Ausländer 362 100% Anteil Frauen 25 7% Anteil Männer 337 93% Anteil CEOs 120 100% Anteil Ausländer 47 39% Anteil SMI-GL-Mitglieder 201 100% Anteil Ausländer 131 65% Anteil Neue 107 100% Anteil Ausländer unter den Neuen 51 48% Anteil neuer ausländischer GL-Mitglieder 51 100% Anteil Frauen unter den Neuen 7 14% Anteil Männer unter den Neuen 44 86% Der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen erhöhte sich von 2006 bis 2011 konstant um 9 Prozentpunkte von 36% auf 45%. Nach zweijähriger Stagnation ist in der aktuellen Erhebung erstmalig eine Senkung zu verzeichnen: Der Ausländeranteil sinkt 2014 auf 42%. Während die Ausländer unter den Neuen 2013 einen Anteil von 52% ausmachten, liegt er aktuell bei 48%. Es ist davon auszugehen, dass die Geschäftsleitungen gleichzeitig hohe Abgänge von ausländischen Managern aufweisen, weshalb der Ausländeranteil im Gesamtsample sinkt. Postulierte man aufgrund der Entwicklung von 2006 bis 2011 eine baldige Mehrheit ausländischer Geschäftsleitungsmitglieder in Schweizer Unternehmen, so wurde diese Annahme aufgrund der Entwicklung der vergangenen 3 Jahre klar widerlegt. Auch die SMI-Unternehmen verzeichnen mit aktuell 65% einen rückläufigen Ausländeranteil (2013: 68%). Sie liegen aber immer noch klar über dem Gesamtsample mit 42%, was einer Differenz von beachtlichen 23 Prozentpunkten entspricht. Bei den CEOs liegt der Ausländeranteil mit 39% etwas tiefer als im Gesamtsample. 2013 betrug der Ausländeranteil unter den CEOs noch 42%. Unter den Ausländern im Gesamtsample finden sich prozentual betrachtet gleich viele Frauen wie im Gesamtdurchschnitt (6%). Unter den neuen Ausländern ist der Frauenanteil mit 14% höher als im Gesamtsample mit 9%. In 12 der untersuchten Unternehmen (10%) sitzen keine Schweizer in den Geschäftsleitungen, während die Geschäftsleitungen von 16 der 119 miteinbezogenen Unternehmen (13%) ausschliesslich mit Schweizern besetzt sind. Beide Zahlen sind rückläufig, was bedeutet, dass die Unternehmen zunehmend durchmischtere Führungsgremien in Bezug auf Nationalität aufweisen. 5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.2 Ausländer 5.2
  • 29. 29schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich © 2014, guido schilling ag Was motivierte Sie, sich als Verwaltungsrat zu engagieren? Bei mir waren es mehrere Überlegungen. Zum einen empfand ich es immer als wertvoll, als operativ tätiger Manager einen Einblick in andere Branchen zu erhalten. Zum anderen gibt es eine zusätzliche Sichtweise auf die operative Tätigkeit. Man schaut dann auch aus der Optik eines Verwaltungsrats auf die eigene operative Verantwortung. Es ist aber auch eine grosse persönliche Bereicherung. Wie nehmen Sie die Zusammenarbeit in VR-Gremien mit ausländischen Mitgliedern wahr, und welche Vorteile bieten sich daraus aus Ihrer Sicht? Im Kuoni-Verwaltungsrat sind wir sehr international aufgestellt: eine klare Mehrheit von Nicht- Schweizern.DieMitgliederausdenUSA,England,Neuseeland,Südkorea,Dänemark,denNiederlanden und der Schweiz sind in jeglicher Hinsicht eine Bereicherung. Kuoni ist eine globale Unternehmung, und es ist wichtig, dass im Verwaltungsrat Know-how über die verschiedenen Märkte vorhanden ist. Meine Erfahrung geht dahin, dass die Committees dann aufgrund von Schweizer Gesetzen, Rahmenbedingungen und Regulatorien öfters von einem Schweizer präsidiert werden. Gibt es aus Ihrer Sicht Gründe, weshalb die Mehrheit der VR-Mitglieder in Schweizer Unternehmen Schweizer sein sollte? Es kommt darauf an, wie ein Unternehmen ausgerichtet ist. Ein rein lokal oder mehrheitlich national tätiges Unternehmen wird automatisch viele Schweizer im Verwaltungsrat haben. Sobald ein Unternehmen aber global ausgerichtet ist, stellt sich die Frage, ob es eine Mehrheit an Schweizern im Verwaltungsrat braucht. Kriterien, die dafür sprechen könnten, sind z.B. eine starke Schweiz-Zugehörigkeit, eine staatliche Nähe oder wenn der Schweizer Standort eine besondere Bedeutung hat. Ich finde aber strikte Vorgaben grundsätzlich eher fraglich. Funktionieren VR-Gremien mit weiblichen Mitgliedern anders als reine Männergremien? Welche Veränderungen erleben Sie durch den Zuwachs von Frauen im VR? Ich glaube, das ist gesellschaftlich bedingt. Gespräche funktionieren anders, wenn Frauen dabei sind. Es werden andere Sichtweisen eingebracht, die zu einer repräsentativeren Diskussion führen, was die gesellschaftlichen Bedürfnisse anbelangt. Für ein Unternehmen ist es wichtig, die Sicht sowohl der Konsumenten als auch der Konsumentinnen zu kennen. In der Reisebranche machen Konsumentinnen heute 50 % der Käuferschaft aus. Somit ist eine kompetente Durchmischung überaus sinnvoll und wünschenswert. Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion bezüglich Frauen in den Führungsgremien? Ist es Ihrer Ansicht nach notwendig, Frauenförderung als strategisches Ziel festzulegen? Ich bin klar der Meinung, dass Frauenförderung ein strategisches Ziel jedes Unternehmens sein sollte. Dies lässt sich eigentlich von der Strategie ableiten, die ja in ein Umfeld aus Konsumentinnen und Konsumenten eingebettet ist. Deshalb ist der Verwaltungsrat darauf angewiesen, möglichst viel Know-how über die Kundinnen und Kunden im Markt zu erhalten. Dies führt automatisch zu divers aufgestellten Gremien und somit breiter abgestützten Entscheidungen. Heutzutage sollte das Thema Frauenförderung – und zwar auf allen Stufen – ein Eigenauftrag der Unternehmen und als Teil von strategischen Überlegungen festgelegt sein. WirddieZukunftmehrhauptberuflicheVerwaltungsräteerfordern?WelcheKompetenzensehenSiealsVoraussetzungfürProfi-Verwaltungsrätean? Ich glaube schon, da der Aufwand für ein Verwaltungsratsmitglied in Anbetracht der zunehmenden Regulierungen steigt. Wenn Sie mich vor 10 Jahren gefragt hätten, wie viel mich das Mandat bei Kuoni beansprucht, so hätte ich mit 10–15 Tagen pro Jahr geantwortet. Heute ist es mindestens das Doppelte. Dies führt automatisch dazu, dass mehr Personen in eine professionelle VR-Tätigkeit hineingehen. Bezüglich Voraussetzungen erachte ich Persönlichkeitsstruktur, Erfahrung und Ergänzung bzw. Komplementarität als besonders wichtig. Die Schweiz regelt den unternehmerischen Spielraum immer stärker. Ist dies im globalen Wettbewerb die richtige Entwicklung? Insbesondere in den OECD-Ländern sind Regulatorien verbreitet, da ist die Schweiz kein Einzelfall. Es gibt durchaus Entwicklungen, bei denen das Bedürfnis nach gewissen Regulierungen nachvollziehbar ist. Grundsätzlich bin ich aber eher zurückhaltend, weil die Erfahrung zeigt, dass Interventionen zwar oft das ursprüngliche Problem lösen, aber immer wieder Nebenwirkungen bzw. neue Herausforderungen schaffen. Offenbar besteht vonseiten des Gesetzgebers ein hoher Bedarf an Regulierung. Darum ist es wichtig, diese Vorstösse aus einer volkswirtschaftlichen Gesamtbetrachtung kritisch zu hinterfragen.WirlaufensonstGefahr,unserenVorteilinBezugaufdieinternationaleWettbewerbsfähigkeitunddamitunserenStandortvorteilzuverlieren. Heinz Karrer HeinzKarreristseit2013PräsidentvonEconomiesuisse. Des Weiteren amtet er als Präsident von Swisselectric, als Vizepräsident des Verwaltungsrats der Kuoni Reisen Holding AG und als Verwaltungsrat der Noten- stein Privatbank AG. Er war von 2002 bis 2014 CEO der Axpo Holding AG. Von 1998 bis 2002 war er als Mitglied der Konzernleitung der Swisscom AG für die Division Marketing & Sales verantwortlich. Davor war er Vorsitzender der Geschäftsleitung von Ringier Schweiz und Mitglied der Konzernleitung Ringier AG sowie Vorsitzender der Geschäftsleitung und Verwaltungsratsdelegierter der Intersport Holding AG. «Regulierungen lösen zwar oft das ursprüngliche Problem, schaffen aber neue Herausforderungen.»