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JAN ENGBERGAARHUS
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EUROPÄISCHE RECHTSLINGUISTIK
ALS MULTI-PERSPEKTIVISCHER
ANSATZ
Vortrag bei der Jahrestagung des Vereins zur Förderung der
Europäischen Rechtslinguistik
Universität zu Köln
10. Juni 2016
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ZIELSETZUNGEN UND GRUNDLAGEN
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​Faktische Komplexität mehrsprachigen Rechts durch multiperspektivischen Ansatz erfassen
​Zusammenspiel zwischen kommunikativen Handlungen von Individuen und sozialen Fakten als Arena
beobachtbarer Dynamiken beschreiben
Rechtsbegriffe als kommunikativ generierte und geformte Wissenseinheiten auf der Grundlage von
› Situierter Kognition aus der Sicht kognitiver Wissensrahmen
› Gleichzeitigem individellem und sozialem Charakter von Wissen
› Wissens(re)konstruktionen in kommunikativer Interaktion
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PUNKTE DER ARGUMENTATION DES VORTRAGS
3
​Postulat der Autonomie des EU-Rechts – aber mehrsprachiges Recht (auch EU-Recht) tendiert wegen
existierender Bedeutungen zu unterschiedlichen Formulierungen um Ähnliches auszudrücken
​EU-Recht als Recht mit Übersetzungshintergrund – übersetztes Recht als ‚Assemblage in motion‘
​Inkompatible Betrachtungsansätze notwendig zur Erklärung der Dynamik:
o Ansatz der (nationalen) Kultur
o Ansatz funktionaler Systeme
o Ansatz der interpersonellen Wissenskommunikation
Dynamik und Komplexität durch Widerstreit der Faktoren
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RICHTLINIE 97/7/EU, ARTIKEL 2 (2)
o "Verbraucher" jede natürliche Person, die beim Abschluß von Verträgen im Sinne dieser Richtlinie
zu Zwecken handelt, die nicht ihrer gewerblichen oder beruflichen Tätigkeit zugerechnet werden
können;
o forbruger: enhver fysisk person, der i forbindelse med de af dette direktiv omfattede aftaler ikke
handler som led i sit erhverv
o 'consumer` means any natural person who, in contracts covered by this Directive, is acting for
purposes which are outside his trade, business or profession
o «consommateur»: toute personne physique qui, dans les contrats relevant de la présente directive,
agit à des fins qui n'entrent pas dans le cadre de son activité professionnelle
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STICHWORT DIVERGENZ
​Artikel 34 Grundrechte-Carta
​Soziale Sicherheit und soziale Unterstützung
​(1) Die Union anerkennt und achtet das Recht auf Zugang zu den Leistungen der sozialen Sicherheit
…
​Article 34
​Social security and social assistance
​1. The Union recognises and respects the entitlement to social security benefits …
​(nach Burr 2016, 76)
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DIVERGENZ ODER SCHEINDIVERGENZ?
o "Verbraucher" jede natürliche Person, die beim Abschluß von Verträgen im Sinne dieser
Richtlinie zu Zwecken handelt, die nicht ihrer gewerblichen oder beruflichen Tätigkeit
zugerechnet werden können;
o forbruger: enhver fysisk person, der i forbindelse med de af dette direktiv omfattede aftaler ikke
handler som led i sit erhverv
o 'consumer` means any natural person who, in contracts covered by this Directive, is acting for
purposes which are outside his trade, business or profession
o «consommateur»: toute personne physique qui, dans les contrats relevant de la présente directive,
agit à des fins qui n'entrent pas dans le cadre de son activité professionnelle
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Sodann ist auch bei genauer Übereinstimmung der sprachlichen
Fassungen zu beachten, dass das Gemeinschaftsrecht eine eigene,
besondere Terminologie verwendet. Im Übrigen ist hervorzuheben,
dass Rechtsbegriffe im Gemeinschaftsrecht und in den verschiedenen
nationalen Rechten nicht unbedingt den gleichen Gehalt haben
müssen.
EuGH, 283/81 [1982] ECR 3415, Par. 19 (CILFIT-Urteil)
STICHWORT
AUTONOMIE EUROPÄISCHER RECHTSBEGRIFFE
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Der Diskurs ,,EU-Recht“ materialisiert sich in den unterschiedlichen
Sprachfassungen in Form eines Textes im Sinne Derridas, also als
Verweisungszusammenhang: ,,Cet enchaînement, ce tissu, est le texte
qui ne se produit que dans la transformation d'un autre texte“.
Gemeinsam bilden die verschiedenen Sprachfassungen einen espace
textuel multiple, der einen sprachlichen Plausibilitätsraum
konstituiert.
Burr 2016, 74
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o Formuliert in Einzelsprachen, aber gleichzeitig autonom (= Recht ohne eigene National-Sprache?)
o Formuliert in national geprägte Termini, aber gleichzeitig autonom (= aufbauend auf Bestehendes,
aber trotzdem autonom?)
o Unterschiedliche Formulierungen, aber einheitliche Bedeutung (= unterschiedliche Aufdröselung
ohne Einfluss auf generiertes Wissen?)
KONSEQUENZEN: PARADOXE IN DER SITUATION
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PUNKTE DER ARGUMENTATION DES VORTRAGS
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​Postulat der Autonomie des EU – Rechts – aber mehrsprachiges Recht (auch EU-Recht) tendiert wegen
existierender Bedeutungen zu unterschiedlichen Formulierungen um Ähnliches auszudrücken
​EU-Recht als Recht mit Übersetzungshintergrund – übersetztes Recht als ‚Assemblage in motion‘
​Inkompatible Betrachtungsansätze notwendig zur Erklärung der Dynamik:
o Ansatz der (nationalen) Kultur
o Ansatz funktionaler Systeme
o Ansatz der interpersonellen Wissenskommunikation
Dynamik und Komplexität durch Widerstreit der Faktoren
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EU-RECHTSTEXTE UND ÜBERSETZUNG
o EU-Rechtstexte (Verordnungen, Richtlinien, …) entstehen im Prozess, der Elemente von
Übersetzung und Elemente von Ko-Redaktion vorweist (Burr 2016, 70; Kjær 2007)
o Am Ende des Prozesses steht die Inkraftsetzung, bei der alle Texte zu gleichwertigen Versionen mit
gleicher Rechtsgültigkeit werden (Burr 2016, 69)
o Aber sie entstehen nichtsdestotrotz auf der Grundlage der Bedeutungen, die es im Voraus in den
unterschiedlichen Sprachen gab, und die in der spezifischen Situation miteinander in Verbindung
gesetzt werden.
o Folglich sind Überlegungen zur Bedeutungsentstehung aus Rechtsübersetzung hier relevant
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In the following, I seek to demonstrate that law in translation can usefully be
conceived as an assemblage in motion. I am using the term ‘assemblage’ in a
Deleuzian sense, that is, as ‘a multiplicity which is made of many heterogeneous
terms and which establishes liaisons, relations between them’ (Deleuze and
Parnet 1977, 69). Perhaps, in fact, a hyphenated compound such as ‘law-in-
translation’ can better convey my claim about two historic disciplinary figures, law
and translation, coming together to form an interdisciplinary hybrid, that is, to
operate as an (interdisciplinary) assemblage. As I affirm connectedness, I also
want to evoke metaphors akin to mosaic or patchwork or miscellaneity, to
emphasise tropes such as montage or contingency or indeterminacy, and to
accentuate processes like indefiniteness or fluidity or plasticity.
Glanert 2014, 256
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o Durch die Übersetzungsrelation (und durch die mehrsprachige Interpretation im EU-Kontext)
werden nationale Rechtssysteme miteinander in Verbindung gesetzt
o In dieser ’Assemblage’ erfolgt Bedeutungszuschreibung durch gegenseitige Beeinflussung der
sprachlichen Einheiten und der wissensbezogenen und gesellschaftlichen Hintergründe der
Bedeutungen
o Dabei ist das Ergebnis immer vorläufig und von Situation etc. abhängig. Ein Verpflanzen eines
Begriffs ohne Einfluss des Empfängers ist unwahrscheinlich.
RECHTSÜBERSETZUNG ALS
ASSEMBLAGE IN MOTION
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The French example shows that legal ideas, such as ‘plea bargain’,
are not transplanted from one legal culture to the other. Neither the
law’s expression nor its meaning remain the same. What happens
is rather a translation, which through the idea of ‘transformation’
allows for the necessary fit within the host culture.
Glanert 2014, 267
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RECHTSTRANSPLANTAT UND AUTONOMIE
o Rechtstransplantat ist somit beim Übersetzen ohne Einfluss aus Sprache und Bedeutungssystem
kaum vorstellbar, weil in der neuen Sprache ausgedrückt werden muss (Effekt der ’Assemblage’)
o Etwas Ähnliches gilt auch bei der ’Assemblage’ des mehrsprachigen EU-Rechts
o Durch die vielen beteiligten Sprachen ist es wahrscheinlich, dass in der Relation zwischen den
Sprachversionen tatsächlich eine neue, autonome Bedeutung entsteht (+ gefördert durch
Grundprämisse z.B. aus CILFIT)
o Autonomie somit als Ergebnis neuer Kombinationen von nationalen Rechtssystemen + angeordnete
Richtungen des Aufbaus
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PUNKTE DER ARGUMENTATION DES VORTRAGS
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​Postulat der Autonomie des EU – Rechts – aber mehrsprachiges Recht (auch EU-Recht) tendiert wegen
existierender Bedeutungen zu unterschiedlichen Formulierungen um Ähnliches auszudrücken
​EU-Recht als Recht mit Übersetzungshintergrund – übersetztes Recht als ‚Assemblage in motion‘
​Inkompatible Betrachtungsansätze notwendig zur Erklärung der Dynamik:
o Ansatz der (nationalen) Kultur
o Ansatz funktionaler Systeme
o Ansatz der interpersonellen Wissenskommunikation
Dynamik und Komplexität durch Widerstreit der Faktoren
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o (Rechts-)Kultur als über-individueller und unabhängiger Faktor (Legrand, Glanert)
o Funktionale Systeme als überindividueller Faktor aber mit emergenten Merkmalen (Luhmann)
o Interpersonelle Wissenskommunikation als interpersonelle Interaktion zwischen individuellen
Akteuren mit Bedeutung für individuelle wie soziale Wissenseinheiten (Engberg)
o Mein Grundansatz hier: Statt Streit darüber, wer recht hat, Kombination von Sichtweisen
um bessere Einsicht zu erhalten – Pluralist aus Überzeugung!
EINFLUSSFAKTOREN BEI
BEGRIFFSENTWICKLUNG
KOMBINATION VON BESCHREIBUNGS-ANSÄTZEN
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Kultur
Wissen
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​Beispiele: Beck 2011, Glanert 2014, Legrand 2014
​Fokus: Recht als Ausdruck nationaler Kulturcharakteristika
​Rechtskultur lediglich als Element eines größeren nationalen kulturellen Felds
​Betonung erklärender Relationen zwischen Kultur einer Nation und seiner Rechtskultur (z.B. System
von Rechtsbegriffen)
​Betonung von Kultur als Begrenzung des Verstehens und der kulturellen Entwicklung (wodurch
tieferes transkulturelles Verstehen als unwahrscheinlich angesehen wird)
​Sprache als primärer Träger von Kultur, als Einheit außerhalb der aktuellen Kommunikation
​Sprache und Kultur als Faktoren, die vorwiegend Verwender beeinflussen
(NATIONAL-)KULTUR ALS
BESCHREIBUNGSANSATZ
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Secondly, Watson uses a misleading metaphor that does not aptly account for the
circulation of legal ideas. Law cannot be ‘transplanted’ from one place to another
like a tree, an image which suggests that the law will remain the same object and
continue to grow as before. Again, every legal text is formulated in a language. As
it finds itself being incorporated in a new environment, the text is bound to
undergo a significant change in meaning, not least if it finds itself being
formulated in a different language along the way. The word ‘translation’
describes the phenomenon more adequately as it conveys not only the idea of
transfer, but also that of transformation. … Rather than having an independent
empirical existence, rules are always embedded in a specific culture. They are a
cultural output. And rules are never self-explanatory.
Glanert 2014, 265
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BEISPIEL DEFINITION VERBRAUCHER
o "Verbraucher" jede natürliche Person, die beim Abschluß von Verträgen im Sinne dieser Richtlinie
zu Zwecken handelt, die nicht ihrer gewerblichen oder beruflichen Tätigkeit zugerechnet werden
können;
o forbruger: enhver fysisk person, der i forbindelse med de af dette direktiv omfattede aftaler ikke
handler som led i sit erhverv
o 'consumer` means any natural person who, in contracts covered by this Directive, is acting for
purposes which are outside his trade, business or profession
o «consommateur»: toute personne physique qui, dans les contrats relevant de la présente directive,
agit à des fins qui n'entrent pas dans le cadre de son activité professionnelle
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FUNKTIONALES SYSTEM ALS FAKTOR
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​Beispiele: Fateh-Moghadam 2011, Luhmann 1993, 1995
​Fokus: Rechtskulturen als unabhängige symbolische Bedeutungssysteme, die je ihre eigenen
Wirklichkeiten unter den Mitgliedern in Relation zur Umwelt schaffen (autopoesis)
​Eine Rechtskultur ist ein System mit eigenen internen Bedingungen für die Bedeutungen die
entstehen können; Fokus liegt auf die interne Strukturierung
​Diese Bedingungen beeinflussen, welche neue Bedeutungen mit den existierenden Bedeutungen
verbunden werden können; Bedeutungen werden tendenziell perpetuiert, weil sie mit den
existierenden internen Strukturen zusammen gehören
​Eine Rechtskultur ist ein operativ geschlossenes System, dass auf seine Umwelt reagiert und aus
Teilnehmern besteht, die eine funktionsspezische Öffentlichkeit ausmachen
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CILFIT, PAR. 19 - 20
​Sodann ist auch bei genauer Übereinstimmung der sprachlichen Fassungen zu beachten, dass das
Gemeinschaftsrecht eine eigene, besondere Terminologie verwendet. Im Übrigen ist hervorzuheben,
dass Rechtsbegriffe im Gemeinschaftsrecht und in den verschiedenen nationalen Rechten nicht
unbedingt den gleichen Gehalt haben müssen
​Schliesslich ist jede Vorschrift des Gemeinschaftsrechts in ihrem Zusammenhang zu sehen und im
Lichte des gesamten Gemeinschaftsrechts, seiner Ziele und seines Entwicklungsstands zur Zeit der
Anwendung der betreffenden Vorschrift auszulegen.
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VERGLEICH DER BEIDEN FAKTOREN
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​(National-)kultureller Ansatz
u Empfindlich für Einflüsse von außerhalb des Rechtssystems
u Kein Fokus darauf, welche Einflüsse wirken – und wie tatsächliche Änderungen entstehen
u Statischer Ansatz
​Systemtheoretischer Ansatz
u Empfindlich für die Möglichkeit der Bedeutungsentwicklung im symbolischen System
u Kein Fokus auf die unterliegenden Prozesse – System ohne Agenten
u Bedingungen für Anschließbarkeit
u Kein Fokus auf Relationen mit der Umgebung – geschlossenes System
Beide: Fokus auf die soziale Seite des Wissens – Ausblenden der individuellen Seite
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​Übergeordnet: Kommunikations- und interaktionsorientierter Ansatz mit Fokus auf die Interaktion
unter Experten und zwischen Experten und Nicht-Experten über ihr Fachgebiet, die zur Ko-
Konstruktion von spezialisierten und popularisierten Bedeutungen führen
​Eine Säule (mein Schwerpunkt): Mentale und interaktionale (Re-)konstruktion von Bedeutungen in
kommunikativen Interaktionen
​Philosophische Basis: Wittgensteins Ansatz von Bedeutung als faktischer Gebrauch im Kontext einer
Sprachgemeinschaft
DRITTE PERSPEKTIVE: INTERPERSONELLE
WISSENSKOMMUNIKATION
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​Jede Verwendung und Diskussion über einen Begriff basiert auf die (Re-)Konstruktion von Bedeutung
unter den Teilnehmern auf der Basis ihres gespeicherten Vorwissens
​Folglich gibt es keine kommunikativ relevanten Bedeutungen unabhängig von (Fach-)Leuten und
konkreten Kommunikationsereignissen
​Der (Re-)Konstruktionsprozess verläuft im Prinzip ergebnisoffen, jedenfalls über Zeiträume und
Situationen hinweg
​Der Inhalt jeden Begriffs kann sich über die Zeit ändern mit Änderungen im gespeicherten Wissen der
Teilnehmer in Abhängigkeit ihrer eigenen Erfahrungen sowie Erfahrungen, die sie durch die
Interaktion mit Anderen erworben haben
WISSENSKOMMUNIKATION
UND ENTSTEHUNG VON BEDEUTUNG
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ORTE DER WISSENSKOMMUNIKATION
28
o Wo die Rechtswissenschaft (und folglich auch die bisher dargestellten beiden Ansätze) dazu
tendiert / tendieren, den Fokus auf die normativen Rechtsquellen (Gesetze und Gerichtsurteile),
interessieren aus der Perspektive der interpersonellen Wissenskommunikation jede
Kommunikation, an denen einschlägige Fachleute beteiligt sind – denn Wissen materialisiert
sich in der kommunikativen Interaktion auf der Grundlage der von den Beteiligten gehaltenen
Wissensbestände.
o Folglich Zugang zu den Prozessen der (Re-)Konstruktion von Bedeutung, in denen Wissen bestätigt
oder verändert werden.
o Beispiele: Ratgeber und fachliche Debatten über den Begriff
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BEISPIEL 2: VERBRAUCHERRECHTS-KOMPENDIUM
​Link
​”In anderen Sprachfassungen der Richtlinien wird der Begriff des Verbrauchers teils abweichend
hiervon definiert. Sämtliche Richtlinien setzen allerdings zumindest voraus, dass der Verbraucher eine
natürliche Person ist, die zu einem Zweck handelt, der nicht ihrer beruflichen, gewerblichen oder
kommerziellen Tätigkeit zugerechnet werden kann.
​Diese gemeinsame Definition liegt nicht nur den meisten verbraucherschützenden EG-Richtlinien
zugrunde, sondern auch dem europäischen Zivilprozessrecht (Art. 13-15 EuGVÜ, jetzt Art. 15-17
EuGVO Nr. 44/2001) und dem europäischen Kollisionsrecht (Art. 5 Rom I).”
​…
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BEISPIEL 1: RATGEBER
​Link
o Entsprechung deutschen Begriff – Begriff der EU wird bestätigt
o Keine Betonung der Unterscheidung zwischen gewerblicher und selbständiger beruflicher Tätigkeit
o Betonung der Dichotomie Verbraucher - Unternehmer
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BEISPIEL 2: VERBRAUCHERRECHTS-KOMPENDIUM
​…
​”Soweit der Begriff des Verbrauchers in den Mitgliedstaaten in verschiedenen Gesetzen definiert wird,
muss dies nicht zwangsläufig heißen, dass diese Definitionen inhaltlich voneinander abweichen. Im
Gegenteil ist für die meisten Länder festzustellen, dass trotz der verstreuten Regelungen in
Einzelgesetzen die Definitionen im Großen und Ganzen übereinstimmen, da sie sich am
Gemeinschaftsrecht orientieren und das Gemeinschaftsrecht seinerseits einen gemeinsamen Kern
aufweist.”
​Folglich: In der Kommunikation wird die Übereinstimmung zwischen Gemeinschaftsbegriff und
deutschem Begriff (und auch sonstiger europäischer Begriffe) formuliert à Prozess der Verfestigung
eines europäischen Verbraucherbegriffs ist im Gange
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​Fokus auf Wissen von Individuen als Hauptfaktor für begriffliche Stabilität und Veränderung (=
interner Motor der Kultur- bzw. funktionalen Systeme)
​Fokus auf die Kraft der Interaktion bei der Veränderung von Wissensbasen
​Fokus auf kommunikative Prozesse, die Begriffe kommunizieren und durch Interaktion bestätigen
bzw. entwickeln
​Folglich: Fokus auf die diskursiven Prozesse, an denen unterschiedliche Arten von Rechtstexten
teilnehmen
INTERPERSONELLE WISSENSKOMMUNIKATION -
PERSPEKTIVE DES MOTORS
32
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PUNKTE DER ARGUMENTATION DES VORTRAGS
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​Postulat der Autonomie des EU – Rechts – aber mehrsprachiges Recht (auch EU-Recht) tendiert wegen
existierender Bedeutungen zu unterschiedlichen Formulierungen um Ähnliches auszudrücken
​EU-Recht als Recht mit Übersetzungshintergrund – übersetztes Recht als ‚Assemblage in motion‘
​Inkompatible Betrachtungsansätze notwendig zur Erklärung der Dynamik:
o Ansatz der (nationalen) Kultur
o Ansatz funktionaler Systeme
o Ansatz der interpersonellen Wissenskommunikation
Dynamik und Komplexität durch Widerstreit der Faktoren
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SCHLUSSFOLGERUNG I: WERT DER PERSPEKTIVEN
o Widerstreit von Kulturansatz und systemtheoretischer Ansatz spiegelt Interessenkonflikt, die die
Entwicklung von EU-Recht prägt
o Wissenskommunikationsansatz zeigt uns die Prozesse, die in den beiden anderen Prozesse
unterhalb des Radars fallen
o Folglich kann (nur?) Kombination uns Einsicht in tatsächliche Faktoren und Prozesse der
Entwicklung geben
Vgl. Engberg 2016
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o Europäische Rechtsbegriffe als ausgerichtet auf Autonomie im Zusammenspiel zwischen den
beschriebenen Faktoren
o Also: Schaffung eines neuen autonomen funktionalen Systems mit eigener interner Struktur
durch interpersonelle Wissenskommunikation innerhalb der entsprechenden funktionalen
Teilöffentlichkeit und in dialektischer Interaktion mit Bedeutungssystemen, die ihre nationale
Verwurzelung als Grundmerkmal sehen.
o Frage Autonomie von EU-Rechtsbegriffen: Muss Autonomie von Anfang an da sein?
SCHLUSSFOLGERUNG II:
AUTONOMIE VON BEGRIFF?
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AUTONOMIE: NON-SENSE ALS KONSEQUENZ?
​In EU parlance, ”autonomous interpretation” means interpretation that is ”independent from the laws
of the Member States”. … However, on a closer look this must imply that concepts of Community law
depend on Community law. So, here we have another vicious circle: the meaning of Community law
concepts depends on the Community law that the concepts are introduced to shape!
​...
​In other words, the existence of the autonomous concepts is a normative vision of an emerging
common legal language; the concepts are not out there ready for any interpreter of EU law to grasp,
independently from his or her interpretive pre-judgment.
​Kjær 2010, 312
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AUTONOMIE ALS EMERGENTES MERKMAL
​Schließlich ist es schwierig, begriffliche Autonomie EU-rechtlicher Begriff als ein Merkmal
aufzufassen, das solche Begriffe schon ab ihrer Einführung in einem besonderen Rechtsakt innehaben.
Dies hängt damit zusammen, dass der Motor der interpersonellen Wissenskommunikation nicht
abrupt, sondern allmählich fungiert. Folglich schafft sie die begriffliche Autonomie als emergentes
Merkmal: Wir lernen durch die Interaktionen dass bekannte Begriffe aus dem nationalen Recht mit der
Zeit auch übernationale, selbständige Bedeutungen erwerben können.
​Engberg 2015 (meine Übersetzung)
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BIBLIOGRAPHIE I
​Beck, Susanne (2011), 'Strafrecht im interkulturellen Dialog. Zur Methode der kulturbezogenen
Strafrechtsvergleichung', in Susanne Beck, Christoph Burchard, and Bijan Fateh-Moghadam (eds.),
Strafrechtsvergleichung als Problem und Lösung (Baden-Baden: Nomos), 65-86.
​Burr, Isolde (2016), 'Die Charta - ein mehrsprachiger europäischer Text', in Klaus Stern and Michael Sachs (eds.),
Europäische Grundrechte-Charta (GRCh). Kommentar (München: Beck), 65-88.
​Engberg, Jan (2015), 'Autonomous EU Concepts - Fact or Fiction?', in Susan Šarčević (ed.), Language and Culture in
EU Law: Multidisciplinary Perspectives (London: Ashgate), 169-82.
​--- (2016), 'Conceptualising Corporate Criminal Liability: Legal Linguistics and the Combination of Descriptive
Lenses', in Girolamo Tessuto, et al. (eds.), Constructing Legal Discourses and Social Practices: Issues and
Perspectives (Newcastle upon Tyne: Cambridge Scholars), 28-56.
​Fateh-Moghadam, Bijan (2011), 'Operativer Funktionalismus in der Strafrechtsvergleichung', in Susanne Beck,
Christoph Burchard, and Bijan Fateh-Moghadam (eds.), Strafrechtsvergleichung als Problem und Lösung (Baden-
Baden: Nomos), 43-63.
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BIBLIOGRAPHIE II
​Glanert, Simone (2014), 'Law-in-translation: an assemblage in motion', The Translator, 20 (3), 255-72.
​Kjær, Anne Lise (2007), 'Legal Translation in the European Union: A Research Field in Need of a New Approach.', in
Krzysztof / Gozdz-Roszkowski Kredens, Stanislaw (ed.), Language and the Law: International Outlooks. (Frankfurt
a.M.: Lang), 69-95.
​--- (2010), 'Nonsense: The CILFIT Criteria Revisited - from the perspective of Legal Linguistics', in Henning Koch, et
al. (eds.), Europe: The New Legal Realism: Essays in Honour of Hjalte Rasmussen (Copenhagen: Jurist- og
Økonomforbundet), 297-316.
​Legrand, Pierre (2014), 'Law’s translation, imperial predilections and the endurance of the self', The Translator, 20
(3), 290-312.
​Luhmann, Niklas (1993), Das Recht der Gesellschaft (Frankfurt a.M.: Suhrkamp).
​--- (1995), 'Juristische Argumentation: Eine Analyse ihrer Form', in Gunther Teubner (ed.), Entscheidungsfolgen als
Rechtsgründe (Baden-Baden: Nomos), 19-37.

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Europäische Rechtslinguistik als multiperspektivischer Ansatz

  • 1. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERGAARHUS UNIVERSITY SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT IONAU EUROPÄISCHE RECHTSLINGUISTIK ALS MULTI-PERSPEKTIVISCHER ANSATZ Vortrag bei der Jahrestagung des Vereins zur Förderung der Europäischen Rechtslinguistik Universität zu Köln 10. Juni 2016
  • 2. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU ZIELSETZUNGEN UND GRUNDLAGEN 2 ​Faktische Komplexität mehrsprachigen Rechts durch multiperspektivischen Ansatz erfassen ​Zusammenspiel zwischen kommunikativen Handlungen von Individuen und sozialen Fakten als Arena beobachtbarer Dynamiken beschreiben Rechtsbegriffe als kommunikativ generierte und geformte Wissenseinheiten auf der Grundlage von › Situierter Kognition aus der Sicht kognitiver Wissensrahmen › Gleichzeitigem individellem und sozialem Charakter von Wissen › Wissens(re)konstruktionen in kommunikativer Interaktion
  • 3. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU PUNKTE DER ARGUMENTATION DES VORTRAGS 3 ​Postulat der Autonomie des EU-Rechts – aber mehrsprachiges Recht (auch EU-Recht) tendiert wegen existierender Bedeutungen zu unterschiedlichen Formulierungen um Ähnliches auszudrücken ​EU-Recht als Recht mit Übersetzungshintergrund – übersetztes Recht als ‚Assemblage in motion‘ ​Inkompatible Betrachtungsansätze notwendig zur Erklärung der Dynamik: o Ansatz der (nationalen) Kultur o Ansatz funktionaler Systeme o Ansatz der interpersonellen Wissenskommunikation Dynamik und Komplexität durch Widerstreit der Faktoren
  • 4. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU RICHTLINIE 97/7/EU, ARTIKEL 2 (2) o "Verbraucher" jede natürliche Person, die beim Abschluß von Verträgen im Sinne dieser Richtlinie zu Zwecken handelt, die nicht ihrer gewerblichen oder beruflichen Tätigkeit zugerechnet werden können; o forbruger: enhver fysisk person, der i forbindelse med de af dette direktiv omfattede aftaler ikke handler som led i sit erhverv o 'consumer` means any natural person who, in contracts covered by this Directive, is acting for purposes which are outside his trade, business or profession o «consommateur»: toute personne physique qui, dans les contrats relevant de la présente directive, agit à des fins qui n'entrent pas dans le cadre de son activité professionnelle
  • 5. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU STICHWORT DIVERGENZ ​Artikel 34 Grundrechte-Carta ​Soziale Sicherheit und soziale Unterstützung ​(1) Die Union anerkennt und achtet das Recht auf Zugang zu den Leistungen der sozialen Sicherheit … ​Article 34 ​Social security and social assistance ​1. The Union recognises and respects the entitlement to social security benefits … ​(nach Burr 2016, 76)
  • 6. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU DIVERGENZ ODER SCHEINDIVERGENZ? o "Verbraucher" jede natürliche Person, die beim Abschluß von Verträgen im Sinne dieser Richtlinie zu Zwecken handelt, die nicht ihrer gewerblichen oder beruflichen Tätigkeit zugerechnet werden können; o forbruger: enhver fysisk person, der i forbindelse med de af dette direktiv omfattede aftaler ikke handler som led i sit erhverv o 'consumer` means any natural person who, in contracts covered by this Directive, is acting for purposes which are outside his trade, business or profession o «consommateur»: toute personne physique qui, dans les contrats relevant de la présente directive, agit à des fins qui n'entrent pas dans le cadre de son activité professionnelle
  • 7. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU Sodann ist auch bei genauer Übereinstimmung der sprachlichen Fassungen zu beachten, dass das Gemeinschaftsrecht eine eigene, besondere Terminologie verwendet. Im Übrigen ist hervorzuheben, dass Rechtsbegriffe im Gemeinschaftsrecht und in den verschiedenen nationalen Rechten nicht unbedingt den gleichen Gehalt haben müssen. EuGH, 283/81 [1982] ECR 3415, Par. 19 (CILFIT-Urteil) STICHWORT AUTONOMIE EUROPÄISCHER RECHTSBEGRIFFE
  • 8. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU Der Diskurs ,,EU-Recht“ materialisiert sich in den unterschiedlichen Sprachfassungen in Form eines Textes im Sinne Derridas, also als Verweisungszusammenhang: ,,Cet enchaînement, ce tissu, est le texte qui ne se produit que dans la transformation d'un autre texte“. Gemeinsam bilden die verschiedenen Sprachfassungen einen espace textuel multiple, der einen sprachlichen Plausibilitätsraum konstituiert. Burr 2016, 74
  • 9. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU g n ), n g o Formuliert in Einzelsprachen, aber gleichzeitig autonom (= Recht ohne eigene National-Sprache?) o Formuliert in national geprägte Termini, aber gleichzeitig autonom (= aufbauend auf Bestehendes, aber trotzdem autonom?) o Unterschiedliche Formulierungen, aber einheitliche Bedeutung (= unterschiedliche Aufdröselung ohne Einfluss auf generiertes Wissen?) KONSEQUENZEN: PARADOXE IN DER SITUATION
  • 10. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU PUNKTE DER ARGUMENTATION DES VORTRAGS 10 ​Postulat der Autonomie des EU – Rechts – aber mehrsprachiges Recht (auch EU-Recht) tendiert wegen existierender Bedeutungen zu unterschiedlichen Formulierungen um Ähnliches auszudrücken ​EU-Recht als Recht mit Übersetzungshintergrund – übersetztes Recht als ‚Assemblage in motion‘ ​Inkompatible Betrachtungsansätze notwendig zur Erklärung der Dynamik: o Ansatz der (nationalen) Kultur o Ansatz funktionaler Systeme o Ansatz der interpersonellen Wissenskommunikation Dynamik und Komplexität durch Widerstreit der Faktoren
  • 11. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU EU-RECHTSTEXTE UND ÜBERSETZUNG o EU-Rechtstexte (Verordnungen, Richtlinien, …) entstehen im Prozess, der Elemente von Übersetzung und Elemente von Ko-Redaktion vorweist (Burr 2016, 70; Kjær 2007) o Am Ende des Prozesses steht die Inkraftsetzung, bei der alle Texte zu gleichwertigen Versionen mit gleicher Rechtsgültigkeit werden (Burr 2016, 69) o Aber sie entstehen nichtsdestotrotz auf der Grundlage der Bedeutungen, die es im Voraus in den unterschiedlichen Sprachen gab, und die in der spezifischen Situation miteinander in Verbindung gesetzt werden. o Folglich sind Überlegungen zur Bedeutungsentstehung aus Rechtsübersetzung hier relevant
  • 12. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU In the following, I seek to demonstrate that law in translation can usefully be conceived as an assemblage in motion. I am using the term ‘assemblage’ in a Deleuzian sense, that is, as ‘a multiplicity which is made of many heterogeneous terms and which establishes liaisons, relations between them’ (Deleuze and Parnet 1977, 69). Perhaps, in fact, a hyphenated compound such as ‘law-in- translation’ can better convey my claim about two historic disciplinary figures, law and translation, coming together to form an interdisciplinary hybrid, that is, to operate as an (interdisciplinary) assemblage. As I affirm connectedness, I also want to evoke metaphors akin to mosaic or patchwork or miscellaneity, to emphasise tropes such as montage or contingency or indeterminacy, and to accentuate processes like indefiniteness or fluidity or plasticity. Glanert 2014, 256
  • 13. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU g n ), n g o Durch die Übersetzungsrelation (und durch die mehrsprachige Interpretation im EU-Kontext) werden nationale Rechtssysteme miteinander in Verbindung gesetzt o In dieser ’Assemblage’ erfolgt Bedeutungszuschreibung durch gegenseitige Beeinflussung der sprachlichen Einheiten und der wissensbezogenen und gesellschaftlichen Hintergründe der Bedeutungen o Dabei ist das Ergebnis immer vorläufig und von Situation etc. abhängig. Ein Verpflanzen eines Begriffs ohne Einfluss des Empfängers ist unwahrscheinlich. RECHTSÜBERSETZUNG ALS ASSEMBLAGE IN MOTION
  • 14. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU The French example shows that legal ideas, such as ‘plea bargain’, are not transplanted from one legal culture to the other. Neither the law’s expression nor its meaning remain the same. What happens is rather a translation, which through the idea of ‘transformation’ allows for the necessary fit within the host culture. Glanert 2014, 267
  • 15. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU RECHTSTRANSPLANTAT UND AUTONOMIE o Rechtstransplantat ist somit beim Übersetzen ohne Einfluss aus Sprache und Bedeutungssystem kaum vorstellbar, weil in der neuen Sprache ausgedrückt werden muss (Effekt der ’Assemblage’) o Etwas Ähnliches gilt auch bei der ’Assemblage’ des mehrsprachigen EU-Rechts o Durch die vielen beteiligten Sprachen ist es wahrscheinlich, dass in der Relation zwischen den Sprachversionen tatsächlich eine neue, autonome Bedeutung entsteht (+ gefördert durch Grundprämisse z.B. aus CILFIT) o Autonomie somit als Ergebnis neuer Kombinationen von nationalen Rechtssystemen + angeordnete Richtungen des Aufbaus
  • 16. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU PUNKTE DER ARGUMENTATION DES VORTRAGS 16 ​Postulat der Autonomie des EU – Rechts – aber mehrsprachiges Recht (auch EU-Recht) tendiert wegen existierender Bedeutungen zu unterschiedlichen Formulierungen um Ähnliches auszudrücken ​EU-Recht als Recht mit Übersetzungshintergrund – übersetztes Recht als ‚Assemblage in motion‘ ​Inkompatible Betrachtungsansätze notwendig zur Erklärung der Dynamik: o Ansatz der (nationalen) Kultur o Ansatz funktionaler Systeme o Ansatz der interpersonellen Wissenskommunikation Dynamik und Komplexität durch Widerstreit der Faktoren
  • 17. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU g n ), n g o (Rechts-)Kultur als über-individueller und unabhängiger Faktor (Legrand, Glanert) o Funktionale Systeme als überindividueller Faktor aber mit emergenten Merkmalen (Luhmann) o Interpersonelle Wissenskommunikation als interpersonelle Interaktion zwischen individuellen Akteuren mit Bedeutung für individuelle wie soziale Wissenseinheiten (Engberg) o Mein Grundansatz hier: Statt Streit darüber, wer recht hat, Kombination von Sichtweisen um bessere Einsicht zu erhalten – Pluralist aus Überzeugung! EINFLUSSFAKTOREN BEI BEGRIFFSENTWICKLUNG
  • 19. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU g n ), n g ​Beispiele: Beck 2011, Glanert 2014, Legrand 2014 ​Fokus: Recht als Ausdruck nationaler Kulturcharakteristika ​Rechtskultur lediglich als Element eines größeren nationalen kulturellen Felds ​Betonung erklärender Relationen zwischen Kultur einer Nation und seiner Rechtskultur (z.B. System von Rechtsbegriffen) ​Betonung von Kultur als Begrenzung des Verstehens und der kulturellen Entwicklung (wodurch tieferes transkulturelles Verstehen als unwahrscheinlich angesehen wird) ​Sprache als primärer Träger von Kultur, als Einheit außerhalb der aktuellen Kommunikation ​Sprache und Kultur als Faktoren, die vorwiegend Verwender beeinflussen (NATIONAL-)KULTUR ALS BESCHREIBUNGSANSATZ 19
  • 20. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU Secondly, Watson uses a misleading metaphor that does not aptly account for the circulation of legal ideas. Law cannot be ‘transplanted’ from one place to another like a tree, an image which suggests that the law will remain the same object and continue to grow as before. Again, every legal text is formulated in a language. As it finds itself being incorporated in a new environment, the text is bound to undergo a significant change in meaning, not least if it finds itself being formulated in a different language along the way. The word ‘translation’ describes the phenomenon more adequately as it conveys not only the idea of transfer, but also that of transformation. … Rather than having an independent empirical existence, rules are always embedded in a specific culture. They are a cultural output. And rules are never self-explanatory. Glanert 2014, 265
  • 21. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU BEISPIEL DEFINITION VERBRAUCHER o "Verbraucher" jede natürliche Person, die beim Abschluß von Verträgen im Sinne dieser Richtlinie zu Zwecken handelt, die nicht ihrer gewerblichen oder beruflichen Tätigkeit zugerechnet werden können; o forbruger: enhver fysisk person, der i forbindelse med de af dette direktiv omfattede aftaler ikke handler som led i sit erhverv o 'consumer` means any natural person who, in contracts covered by this Directive, is acting for purposes which are outside his trade, business or profession o «consommateur»: toute personne physique qui, dans les contrats relevant de la présente directive, agit à des fins qui n'entrent pas dans le cadre de son activité professionnelle
  • 22. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU FUNKTIONALES SYSTEM ALS FAKTOR 22 ​Beispiele: Fateh-Moghadam 2011, Luhmann 1993, 1995 ​Fokus: Rechtskulturen als unabhängige symbolische Bedeutungssysteme, die je ihre eigenen Wirklichkeiten unter den Mitgliedern in Relation zur Umwelt schaffen (autopoesis) ​Eine Rechtskultur ist ein System mit eigenen internen Bedingungen für die Bedeutungen die entstehen können; Fokus liegt auf die interne Strukturierung ​Diese Bedingungen beeinflussen, welche neue Bedeutungen mit den existierenden Bedeutungen verbunden werden können; Bedeutungen werden tendenziell perpetuiert, weil sie mit den existierenden internen Strukturen zusammen gehören ​Eine Rechtskultur ist ein operativ geschlossenes System, dass auf seine Umwelt reagiert und aus Teilnehmern besteht, die eine funktionsspezische Öffentlichkeit ausmachen
  • 23. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU CILFIT, PAR. 19 - 20 ​Sodann ist auch bei genauer Übereinstimmung der sprachlichen Fassungen zu beachten, dass das Gemeinschaftsrecht eine eigene, besondere Terminologie verwendet. Im Übrigen ist hervorzuheben, dass Rechtsbegriffe im Gemeinschaftsrecht und in den verschiedenen nationalen Rechten nicht unbedingt den gleichen Gehalt haben müssen ​Schliesslich ist jede Vorschrift des Gemeinschaftsrechts in ihrem Zusammenhang zu sehen und im Lichte des gesamten Gemeinschaftsrechts, seiner Ziele und seines Entwicklungsstands zur Zeit der Anwendung der betreffenden Vorschrift auszulegen.
  • 24. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU VERGLEICH DER BEIDEN FAKTOREN 24 ​(National-)kultureller Ansatz u Empfindlich für Einflüsse von außerhalb des Rechtssystems u Kein Fokus darauf, welche Einflüsse wirken – und wie tatsächliche Änderungen entstehen u Statischer Ansatz ​Systemtheoretischer Ansatz u Empfindlich für die Möglichkeit der Bedeutungsentwicklung im symbolischen System u Kein Fokus auf die unterliegenden Prozesse – System ohne Agenten u Bedingungen für Anschließbarkeit u Kein Fokus auf Relationen mit der Umgebung – geschlossenes System Beide: Fokus auf die soziale Seite des Wissens – Ausblenden der individuellen Seite
  • 25. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU g n ), n g ​Übergeordnet: Kommunikations- und interaktionsorientierter Ansatz mit Fokus auf die Interaktion unter Experten und zwischen Experten und Nicht-Experten über ihr Fachgebiet, die zur Ko- Konstruktion von spezialisierten und popularisierten Bedeutungen führen ​Eine Säule (mein Schwerpunkt): Mentale und interaktionale (Re-)konstruktion von Bedeutungen in kommunikativen Interaktionen ​Philosophische Basis: Wittgensteins Ansatz von Bedeutung als faktischer Gebrauch im Kontext einer Sprachgemeinschaft DRITTE PERSPEKTIVE: INTERPERSONELLE WISSENSKOMMUNIKATION
  • 26.
  • 27. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU g n ), n g ​Jede Verwendung und Diskussion über einen Begriff basiert auf die (Re-)Konstruktion von Bedeutung unter den Teilnehmern auf der Basis ihres gespeicherten Vorwissens ​Folglich gibt es keine kommunikativ relevanten Bedeutungen unabhängig von (Fach-)Leuten und konkreten Kommunikationsereignissen ​Der (Re-)Konstruktionsprozess verläuft im Prinzip ergebnisoffen, jedenfalls über Zeiträume und Situationen hinweg ​Der Inhalt jeden Begriffs kann sich über die Zeit ändern mit Änderungen im gespeicherten Wissen der Teilnehmer in Abhängigkeit ihrer eigenen Erfahrungen sowie Erfahrungen, die sie durch die Interaktion mit Anderen erworben haben WISSENSKOMMUNIKATION UND ENTSTEHUNG VON BEDEUTUNG
  • 28. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU ORTE DER WISSENSKOMMUNIKATION 28 o Wo die Rechtswissenschaft (und folglich auch die bisher dargestellten beiden Ansätze) dazu tendiert / tendieren, den Fokus auf die normativen Rechtsquellen (Gesetze und Gerichtsurteile), interessieren aus der Perspektive der interpersonellen Wissenskommunikation jede Kommunikation, an denen einschlägige Fachleute beteiligt sind – denn Wissen materialisiert sich in der kommunikativen Interaktion auf der Grundlage der von den Beteiligten gehaltenen Wissensbestände. o Folglich Zugang zu den Prozessen der (Re-)Konstruktion von Bedeutung, in denen Wissen bestätigt oder verändert werden. o Beispiele: Ratgeber und fachliche Debatten über den Begriff
  • 29. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU BEISPIEL 2: VERBRAUCHERRECHTS-KOMPENDIUM ​Link ​”In anderen Sprachfassungen der Richtlinien wird der Begriff des Verbrauchers teils abweichend hiervon definiert. Sämtliche Richtlinien setzen allerdings zumindest voraus, dass der Verbraucher eine natürliche Person ist, die zu einem Zweck handelt, der nicht ihrer beruflichen, gewerblichen oder kommerziellen Tätigkeit zugerechnet werden kann. ​Diese gemeinsame Definition liegt nicht nur den meisten verbraucherschützenden EG-Richtlinien zugrunde, sondern auch dem europäischen Zivilprozessrecht (Art. 13-15 EuGVÜ, jetzt Art. 15-17 EuGVO Nr. 44/2001) und dem europäischen Kollisionsrecht (Art. 5 Rom I).” ​…
  • 30. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU BEISPIEL 1: RATGEBER ​Link o Entsprechung deutschen Begriff – Begriff der EU wird bestätigt o Keine Betonung der Unterscheidung zwischen gewerblicher und selbständiger beruflicher Tätigkeit o Betonung der Dichotomie Verbraucher - Unternehmer
  • 31. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU BEISPIEL 2: VERBRAUCHERRECHTS-KOMPENDIUM ​… ​”Soweit der Begriff des Verbrauchers in den Mitgliedstaaten in verschiedenen Gesetzen definiert wird, muss dies nicht zwangsläufig heißen, dass diese Definitionen inhaltlich voneinander abweichen. Im Gegenteil ist für die meisten Länder festzustellen, dass trotz der verstreuten Regelungen in Einzelgesetzen die Definitionen im Großen und Ganzen übereinstimmen, da sie sich am Gemeinschaftsrecht orientieren und das Gemeinschaftsrecht seinerseits einen gemeinsamen Kern aufweist.” ​Folglich: In der Kommunikation wird die Übereinstimmung zwischen Gemeinschaftsbegriff und deutschem Begriff (und auch sonstiger europäischer Begriffe) formuliert à Prozess der Verfestigung eines europäischen Verbraucherbegriffs ist im Gange
  • 32. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU g n ), n g ​Fokus auf Wissen von Individuen als Hauptfaktor für begriffliche Stabilität und Veränderung (= interner Motor der Kultur- bzw. funktionalen Systeme) ​Fokus auf die Kraft der Interaktion bei der Veränderung von Wissensbasen ​Fokus auf kommunikative Prozesse, die Begriffe kommunizieren und durch Interaktion bestätigen bzw. entwickeln ​Folglich: Fokus auf die diskursiven Prozesse, an denen unterschiedliche Arten von Rechtstexten teilnehmen INTERPERSONELLE WISSENSKOMMUNIKATION - PERSPEKTIVE DES MOTORS 32
  • 33. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU PUNKTE DER ARGUMENTATION DES VORTRAGS 33 ​Postulat der Autonomie des EU – Rechts – aber mehrsprachiges Recht (auch EU-Recht) tendiert wegen existierender Bedeutungen zu unterschiedlichen Formulierungen um Ähnliches auszudrücken ​EU-Recht als Recht mit Übersetzungshintergrund – übersetztes Recht als ‚Assemblage in motion‘ ​Inkompatible Betrachtungsansätze notwendig zur Erklärung der Dynamik: o Ansatz der (nationalen) Kultur o Ansatz funktionaler Systeme o Ansatz der interpersonellen Wissenskommunikation Dynamik und Komplexität durch Widerstreit der Faktoren
  • 34. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU SCHLUSSFOLGERUNG I: WERT DER PERSPEKTIVEN o Widerstreit von Kulturansatz und systemtheoretischer Ansatz spiegelt Interessenkonflikt, die die Entwicklung von EU-Recht prägt o Wissenskommunikationsansatz zeigt uns die Prozesse, die in den beiden anderen Prozesse unterhalb des Radars fallen o Folglich kann (nur?) Kombination uns Einsicht in tatsächliche Faktoren und Prozesse der Entwicklung geben Vgl. Engberg 2016
  • 35. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU g n ), n g o Europäische Rechtsbegriffe als ausgerichtet auf Autonomie im Zusammenspiel zwischen den beschriebenen Faktoren o Also: Schaffung eines neuen autonomen funktionalen Systems mit eigener interner Struktur durch interpersonelle Wissenskommunikation innerhalb der entsprechenden funktionalen Teilöffentlichkeit und in dialektischer Interaktion mit Bedeutungssystemen, die ihre nationale Verwurzelung als Grundmerkmal sehen. o Frage Autonomie von EU-Rechtsbegriffen: Muss Autonomie von Anfang an da sein? SCHLUSSFOLGERUNG II: AUTONOMIE VON BEGRIFF?
  • 36. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU AUTONOMIE: NON-SENSE ALS KONSEQUENZ? ​In EU parlance, ”autonomous interpretation” means interpretation that is ”independent from the laws of the Member States”. … However, on a closer look this must imply that concepts of Community law depend on Community law. So, here we have another vicious circle: the meaning of Community law concepts depends on the Community law that the concepts are introduced to shape! ​... ​In other words, the existence of the autonomous concepts is a normative vision of an emerging common legal language; the concepts are not out there ready for any interpreter of EU law to grasp, independently from his or her interpretive pre-judgment. ​Kjær 2010, 312
  • 37. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU AUTONOMIE ALS EMERGENTES MERKMAL ​Schließlich ist es schwierig, begriffliche Autonomie EU-rechtlicher Begriff als ein Merkmal aufzufassen, das solche Begriffe schon ab ihrer Einführung in einem besonderen Rechtsakt innehaben. Dies hängt damit zusammen, dass der Motor der interpersonellen Wissenskommunikation nicht abrupt, sondern allmählich fungiert. Folglich schafft sie die begriffliche Autonomie als emergentes Merkmal: Wir lernen durch die Interaktionen dass bekannte Begriffe aus dem nationalen Recht mit der Zeit auch übernationale, selbständige Bedeutungen erwerben können. ​Engberg 2015 (meine Übersetzung)
  • 38. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU BIBLIOGRAPHIE I ​Beck, Susanne (2011), 'Strafrecht im interkulturellen Dialog. Zur Methode der kulturbezogenen Strafrechtsvergleichung', in Susanne Beck, Christoph Burchard, and Bijan Fateh-Moghadam (eds.), Strafrechtsvergleichung als Problem und Lösung (Baden-Baden: Nomos), 65-86. ​Burr, Isolde (2016), 'Die Charta - ein mehrsprachiger europäischer Text', in Klaus Stern and Michael Sachs (eds.), Europäische Grundrechte-Charta (GRCh). Kommentar (München: Beck), 65-88. ​Engberg, Jan (2015), 'Autonomous EU Concepts - Fact or Fiction?', in Susan Šarčević (ed.), Language and Culture in EU Law: Multidisciplinary Perspectives (London: Ashgate), 169-82. ​--- (2016), 'Conceptualising Corporate Criminal Liability: Legal Linguistics and the Combination of Descriptive Lenses', in Girolamo Tessuto, et al. (eds.), Constructing Legal Discourses and Social Practices: Issues and Perspectives (Newcastle upon Tyne: Cambridge Scholars), 28-56. ​Fateh-Moghadam, Bijan (2011), 'Operativer Funktionalismus in der Strafrechtsvergleichung', in Susanne Beck, Christoph Burchard, and Bijan Fateh-Moghadam (eds.), Strafrechtsvergleichung als Problem und Lösung (Baden- Baden: Nomos), 43-63.
  • 39. 10. JUNI 2016PROFESSOR JAN ENGBERG SCHOOL OF BUSINESS AND SOCIAL SCIENCES DEPARTMEN T OF BUSINESS COMMUNICAT ION AARHUS UNIVERSITY AU BIBLIOGRAPHIE II ​Glanert, Simone (2014), 'Law-in-translation: an assemblage in motion', The Translator, 20 (3), 255-72. ​Kjær, Anne Lise (2007), 'Legal Translation in the European Union: A Research Field in Need of a New Approach.', in Krzysztof / Gozdz-Roszkowski Kredens, Stanislaw (ed.), Language and the Law: International Outlooks. (Frankfurt a.M.: Lang), 69-95. ​--- (2010), 'Nonsense: The CILFIT Criteria Revisited - from the perspective of Legal Linguistics', in Henning Koch, et al. (eds.), Europe: The New Legal Realism: Essays in Honour of Hjalte Rasmussen (Copenhagen: Jurist- og Økonomforbundet), 297-316. ​Legrand, Pierre (2014), 'Law’s translation, imperial predilections and the endurance of the self', The Translator, 20 (3), 290-312. ​Luhmann, Niklas (1993), Das Recht der Gesellschaft (Frankfurt a.M.: Suhrkamp). ​--- (1995), 'Juristische Argumentation: Eine Analyse ihrer Form', in Gunther Teubner (ed.), Entscheidungsfolgen als Rechtsgründe (Baden-Baden: Nomos), 19-37.