1. Hadschansprache 2013
Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen
Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten. Der Friede und Segen Gottes sei mit Seinem
Propheten Mohammad und dessen edlen Familie und Gefährten und allen Propheten und
Gesandten.
Der Beginn der Hadschzeit ist als großes Fest der Islamischen Umma zu betrachten. Es ist eine
kostbare Gelegenheit , die sich in diesen wertvollen Tagen jedes Jahr für die Muslime auf der
Welt ergibt – ein Mittel, das Wunder bewirkt, und wenn sein Wert richtig erkannt und es
angemessen eingesetzt wird, viele Schäden in der Islamischen Welt heilen und viele Gefahren
von ihr abwenden wird.
Der Hadsch ist die sprudelnde Quelle der göttlichen Segensfülle. Ein jeder von euch glücklichen
Pilgern hat nun diese große Chance vor sich, Herz und Seele bei diesen schönen, mit Reinheit
und Spiritualität erfüllten gottesdienstlichen Handlungen und Ritualen, gründlich zu läutern und
aus dieser Quelle der Barmherzigkeit, Ehre und Kraft einen Vorrat für das ganze Leben
anzulegen. Die Ergebenheit gegenüber Gott, dem Gnadenvollen, und die Erfüllung einer Pflicht,
die den Muslimen aufgetragen wurde – der Eifer, die Dynamik und ein für das Leben und die
Religion nützliches Werk , Barmherzigkeit und Nachsicht im Umgang mit den Glaubensbrüdern,
Mut und Selbstvertrauen bei Schwierigkeiten, Hoffnung auf die Hilfe Gottes allerorts und in
allen Dingen, kurzum: die Formung eines würdigen Muslims an diesem himmlischen Ort des
Lernens und der Selbstveredlung sind Ziele, auf deren Erreichung ihr euch alle vorbereiten
könnt. Ihr könnt euch mit diesen guten Dingen schmücken und, indem ihr aus diesen Schätzen
schöpft, von dieser Reise Geschenke für euer Land und eure Nation und im Endeffekt für die
Islamische Weltgemeinde mitnehmen.
Die Islamische Umma braucht heute vor allen Dingen Menschen, die Denken und Handeln mit
Glauben, Lauterkeit und Aufrichtigkeit verknüpfen und sich neben dem Widerstand gegenüber
den böswilligen Feinden spirituell und seelisch veredeln. Dies ist der einzige Weg für die große
Gemeinde der Muslime sich von den Schwierigkeiten zu befreien, in welche dies seit langem
entweder offensichtlich durch die Feinde geraten sind oder sich aber wegen Mangel an Willen,
Glauben oder Erkenntnis verwickelt haben.
Es besteht kein Zweifel daran, dass nun die Ära des Erwachens und der Bewusstwerdung über
die eigene Identität für die Muslime angebrochen ist. Diese Tatsache ist auch an den
Herausforderungen zu erkennen, mit denen die Muslimstaaten konfrontiert wurden. Es sind
genau diese Bedingungen, unter denen der auf den Glauben gestützte Wille, das Gottvertrauen
und die Erkenntnis und Vorausplanung den muslimischen Völkern zum Sieg über diese
Probleme verhelfen und ihnen für die Zukunft Ehre und Würde bescheren können. Die
Gegenfront, welche den Aufbruch und die Größe der Muslime nicht ertragen kann, ist mit ihrem
gesamten Potential auf dem Schauplatz erschienen und setzt alle Mittel in Bezug auf die
Sicherheit und im psychischen, militärischen, wirtschaftlichen und agitatorischen Bereich zur
Desaktivierung der Muslime und ihrer Niederschlagung ein und versucht zu erreichen, dass sie
genug mit sich selber beschäftigt sind. Ein Blick auf die Situation in den westasiatischen
Ländern, von Pakistan und Afghanistan bis Syrien, Irak und Palästina und die Anrainerstaaten
am Persischen Golf und ebenso die nordafrikanischen Länder - von Libyen, Ägypten und
Tunesien bis zum Sudan und einige andere Staat gibt Aufschluss über viele Tatsachen. Die
2. Bürgerkriege, blinde Aggressivitäten zwischen religiösen Gruppen und Rechtsschulen,
politische Instabilität, die Verbreitung eines skrupellosen Terrorismus, das Auftreten von
extremistischen Gruppen und Bewegungen, welche wie unzivilisierte Völker in der Geschichte
die Brust von Menschen aufschlitzen und in ihr Herz beißen, Bewaffnete, die Kinder und Frauen
umbringen, die Männer köpfen und Vergewaltigungen begehen und in einigen Fällen auch noch
vorgeben, dass diese schamlosen, abstoßenden Verbrechen im Namen der Religion geschähen,
sind sämtlich das Produkt des diabolischen imperialistischen Planes der fremden
Sicherheitsdienste und der Vasallen unter den Regimen der Region. Sie werden innerhalb der
Staaten möglich, wenn die herrschenden Bedignungen sie begünstigen und machen den Völkern
das Leben schwer. Mit Sicherheit ist unter solchen Umständen nicht zu erwarten, dass die
muslimischen Länder ihre materiellen und immateriellen Mängel beheben können und an
Sicherheit und Wohlstand, an wissenschaftlichen Fortschritt und eine starke internationalen
Position, welche der Segen des Aufbruchs und der Bewusstwerdung der wahren Identität mit
sich bringen, gelangen. Diese miserablen Zustände können zur Folge haben, dass der
Islamischen Aufbruch keine Früchte trägt und die seelisch-geistige Bereitschaft, welche in der
Islamischen Welt zustande gekommen ist, verlustig geht und erneut – viele lange Jahre - die
muslimischen Völker in die Stagnation, Isolation und die Vernichtung getrieben werden und ihre
wichtigen grundlegenden Fragen wie die Rettung Palästinas und die Rettung der muslimischen
Völker vor der Ausplünderung durch die USA und den Zionismus vergessen werden.
Die grundlegende Lösung lässt sich in zwei Punkten zusammenfassen, die beide die klarsten
Lehren des Hadsches wiedergeben, nämlich
Erstens: Zusammenschluss und Brüderlichkeit der Muslime unter dem Banner des Tauhid (des
Glaubens an den Einen Gott) und
zweitens: Die Kenntnis vom Feind und die Bekämpfung seiner Pläne und seiner
Vorgehensweisen.
Die Stärkung des Gedankens der Brüderlichkeit und der Einmütigkeit ist eine große Lehre des
Hadsches. Hier (in Mekka) sind selbst ein Wortstreit und grobe Worte zu den anderen nicht
gestattet. Das Tragen der gleichen Kleidung und die Vollbringung derselben Handlungen, die
gemeinsamen Bewegungen und das freundliche Verhalten an diesem Ort bedeuten
Gleichstellung und Brüderlichkeit aller derjenigen, die von diesem Mittelpunkt des Ein-GottGlaubens überzeugt sind und ihn lieben. Dies ist die klare Antwort des Islams auf jegliche Art
von Denken, Anschauungen und Aufrufen, bei denen einen Teil der Muslime und derer, die an
die Kaaba und Tauhid glauben, vom Islam ausgeschlossen werden. Die Takfiri-Individuen, die
heute ein Spielzeug der Politik der listigen Zionisten und ihrer westlichen Unterstützer
geworden sind und furchtbare Verbrechen begehen, das Blut der Muslime und unschuldiger
Menschen vergießen, sowie diejenigen , die den Anspruch auf Religiösität erheben und als
Geistliche gekleidet unter anderem das Feuer der Meinungsverschiedenheiten zwischen Schiiten
und Sunniten schüren , sollten wissen, dass der Geist der Hadschzeremonien ihre Behauptungen
zunichte macht.
Wie viele andere Gelehrte des Islams und Persönlichkeiten, denen an der Islamischen Umma
gelegen ist, erkläre auch ich hiermit erneut, dass eine jegliche Äußerung oder Maßnahme, die
Streit zwischen den Muslimen entfacht, ebenso wie die Schmähung der Heiligkeiten
irgendeiner muslimischen Gruppe oder die Exkommunizierung einer der Islamischen
3. Rechtsschulen ein Dienst an der Front des Unglaubens und der Götzenanbetung ist, einen Verrat
am Islam darstellt und religionsrechtlich verboten (haram) ist.
Die Identifizierung des Feindes und seiner Methoden ist der zweite der beiden oben genannten
hilfreichen Faktoren. Erstens darf nicht vergessen werden, dass es den böswilligen Feind gibt.
Das Ritual des Rami Dschamarat beim Hadsch ist ein Wahrzeichen für dieses stetige
Bewusstsein. Zweitens darf man sich nicht hinsichtlich des Hauptfeindes irren, welcher heute
kein anderer ist als die Front des internationalen arroganten Imperialismus und das
Verbrechernetz des Zionismus. Drittens sind die Methoden dieses streitsüchtigen Feindes,
welche in der Spaltung zwischen den Muslimen, der Verbreitung von Korruption in der Politik
und moralischer Verdorbenheit, der Einschüchterung und Anlockung von elitären Kräften, dem
wirtschaftlichen Druck auf Völker und der Erzeugung von Zweifeln in Bezug auf die
islamischen Überzeugungen bestehen, richtig zu erkennen und sind dabei diejenigen, die ihnen
dienen und - bewusst oder unbewusst - ihre Handlanger werden, zu identifizieren.
Die imperialistischen Regierungen mit den USA an der Spitze verdecken mittels ihrer
umfassenden modernen Medieninstrumente ihr wahres Gesicht und treten unter der Maske der
Verteidigung der Menschenrechte und Demokratie listig gegenüber der öffentliche Meinung
anderer Völker auf. Sie reden von den Rechten der Bevölkerung, während die muslimischen
Nationen von Tag zu Tag immer mehr an Leib und Seele das Feuer ihrer Zwietrachtstiftung
verspüren. Um allen das wahre Gesicht dieser Anführer der Hegemonieordnung zu
vergegenwärtigen, genügt ein Blick auf die unterdrückte palästinensische Nation, welcher
täglich durch die Verbrechen des zionistischen Regimes und seiner Unterstützer Wunden
zugefügt werden, oder auch ein Blick in Richtung Afghanistan, Pakistan, und Irak, wo der
Terrorismus, welcher der Politik der arroganten imperialistischen Mächte und ihrer Handlanger
in der Region entspringt, der Bevölkerung das Leben vergällt. Oder auch ein Blick nach Syrien
herüber , welches wegen dem „Vergehen“, die anti-zionistische Widerstandsbewegung zu
unterstützen, den Hasswellen der internationalen Hegemonisten und ihrer Vasallen in der Region
ausgesetzt ist und in einen blutigen Krieg im Inland verwickelt wurde. Ebenso wie ein Blick
nach Bahrain oder Myanmar, wo jeweils auf eine andere Weise die leidenden Muslime
übergangen und ihre Feinde unterstützt werden oder auch ein Blick auf andere Völker, denen
seitens der USA und ihrer Verbündeten kontinuierlich mit einem Militärangriff ,
Wirtschaftssanktionen oder Sicherheitssabotagen gedroht wird.
Die elitären Kräfte aus Politik, Kultur und Religion allerorts in der Islamischen Welt müssen sich
verpflichtet fühlen, diese Tatsachen zu enthüllen. Es ist ein moralische und religiöse Pflicht für
uns alle. Die nordafrikanischen Länder, die heute bedauerlicherweise mit schweren inländischen
Meinungsverschiedenheiten konfrontiert sind, müssen mehr als alle anderen auf diese große
Pflicht achten, nämlich die Identifizierung des Feindes und seiner Methoden und
heimtückischen Kniffe.
Die Fortsetzung der Meinungsverschiedenheiten zwischen den nationalen Gruppen und die
Achtlosigkeit gegenüber einem drohenden inländischen Krieg in diesen Ländern sind ein große
Gefahr und erheblicher Schaden für die Islamische Umma, der nicht so schnell wieder gut zu
machen sein wird.
Allerdings zweifle ich nicht daran, dass die Völker, die sich in dieser Region erhoben haben und
das Islamische Erwachen spürbar machten, so Gott will, nicht zulassen, dass der Uhrzeiger
4. wieder zurückgedreht wird und sich die Ära der korrupten fremdabhängigen Herrscher und
Diktatoren wiederholt . Dennoch wird dies für sie schwierig sein, falls sie die Rolle der
imperialistischen Mächte bei der Zwietrachtstiftung und den verheerenden Einmischungen nicht
gewahr werden und die Epoche der Größe, Sicherheit und des Wohlstandes erst einige Jahre
später Wirklichkeit werden kann.
Wir sind innerlich fest von den Kräften der Völker und von der Macht, die Gott, der Weise, in
den Willen, den Glauben und die Weitsicht der Volksmassen gelegt hat, überzeugt und haben sie
vor über drei Jahrzehnten in der Islamischen Republik Iran selber erlebt und sie mit Leib und
Seele erprobt. Uns geht es darum, alle muslimischen Völker zu dieser Erfahrung ihrer
Glaubensbrüder in diesem stolzen und unermüdlichen Land aufzurufen.
Ich bitte Gott, den Allmächtigen, um die vollständige Verbesserung der Situation der Muslime
und die Abwehr der List des Feindes. Auch bitte ich Ihn darum, dass er den Hadsch von euch
allen, werte Hadschpilger zum Hause Gottes, anerkennt, und bete für eure körperliche und
seelische Gesundheit und für einen reichen spirituellen Proviant für euch alle.
Der Frieden und Segen Gottes sei mit Euch
Sayyid Ali Khamenei
5. Dhul Hidscha 1434, 19. Mehr 1392, 11. Oktober 2013