An article about the black pine primary forest (reserve) in Crna poda, Montenegro, with the highest measured black pine trees s in Europe, published in Austrian Forestry Journal (Österreichische Forstzeitung, 11/2023)
Primerjava organiziranosti gozdarstev in številčnosti gozdarskega kadra izbra...
Bei den höchsten Schwarzkiefer Europas (Crna poda, Montenegro)
1. D
Das Waldreservat Crna poda
befindet sich auf einer zwi-
schen der Stadt Mojkovac
und der Tara-Brücke gelege-
nen Erweiterung der Tara-Schlucht, am
linken Flussufer. Es besteht aus zwei Ter-
rassen, deren untere auf einer Seehöhe
von etwa 800m, die obere zwischen 900
und 950m liegt. Der Schwarzkiefern-Ur-
wald stockt auf der oberen der beiden
Terrassen. Die Gesamtfläche des Waldre-
servats beträgt aktuell etwa 80ha, davon
sind 14,86ha Schwarzkiefern-Urwald.
Seit dem Jahr 1954 verläuft die stark be-
fahrene Regionalstraße Mojkovac –
Žabljak mitten durch das Schutzgebiet.
SCHUTZGESCHICHTE
Die Wälder von Crna poda gingen nach
der Befreiung Montenegros vom Türki-
schen Joch im Jahr 1878 ins Eigentum des
im benachbarten Dobrilovina befindli-
chen Klosters über und blieben dort bis
zur Nationalisierung des klösterlichen
Waldes im Jahre 1945. Während dieser
Periode wurde im Crna poda kein Holz
eingeschlagen. Dem Einrichtungsoperat
für die Wälder des Klosters aus dem Jahr
1935 zufolge wurden die Bestände des
Crna poda in eine separate, 68,4ha große
Abteilung ausgegliedert, bei welcher es
sich um einen „überreifen, ausgezeichne-
ten Schwarzkiefernbestand mit Buche in
der unteren Etage handelt“. Nach dem
Übergang ins öffentliche Eigentum 1945
bemühten sich auch die zuständigen
Forstwirtschaftsbehörden, diese Wälder
von der Holznutzung auszunehmen und
in ihrer ursprünglichen Form zu erhalten.
Sämtliche Waldwirtschaftspläne aus
jugoslawischer Zeit schließen eine Be-
wirtschaftung aus und stufen diese Be-
stände vielmehr als „Naturseltenheit“ ein;
im Wirtschaftsplan des Jahres 1953 auf
einer Fläche von 48,5ha, in dem des Jah-
res 1976 auf 56,1ha. Trotz allem ist es in
dieser Periode aber nicht gelungen, diese
Wälder vollständig zu schützen. Mit dem
Bau der erwähnten, auch direkt durch
FOTO
P
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Herbst
BEIDENHÖCHSTEN
SCHWARZKIEFERN
EUROPAS
Die höchsten Schwarzkiefern Europas stocken in Montenegro. In einem 400 bis 500 Jahre alten Schwarzkiefern-Urwald im
Nationalpark Durmitor, in der berühmten Tara-Schlucht, auf dem Gelände von Crna poda („Schwarzer Boden“).
Baumhöhen von mehr als 40 Metern sind hier keine Seltenheit, die höchste dort gemessene Schwarzkiefer (1975) erreichte eine
Höhe von 51,1 Metern, die höchste aktuell dort stockende Schwarzkiefer misst (2012) 47,4 Meter.
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ÖKOLOGIE
2. FOTO
F
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Ferlin
den Urwald führenden Regionalstraße im Jahr 1954 kam es zu
Trassenschlägerungen, aber auch zu einer viel leichteren Er-
reichbarkeit und damit Anfälligkeit der alten Baumriesen für il-
legale Holznutzungen. So wurden etwa im Jahr 1971 auf einer
Fläche von 3 bis 4ha – natürlich ohne Genehmigung – rund
950Efm an Schwarzkiefern entnommen.
Es kam aber auch zu legalen Nutzungsmaßnahmen: In den
fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde versucht, die
Schwarzkiefer natürlich zu verjüngen und dafür eine Urwaldflä-
che von etwa 1ha kahlgeschlagen. Einige der dicksten Schwarz-
kiefern weisen auch deutliche Stammschäden auf, die auf die
früher übliche Gewinnung von Kienspan zurückzuführen sind.
Rechtlich geschützt sind die Wälder von Crna poda seit dem
Jahr 1971, als der gesamten Tara-Schlucht der Status eines Na-
turdenkmals verliehen wurde. Mit dem Nationalpark-Gesetz aus
dem Jahr 1978 wurde dann der Schwarzkiefern-Urwald mit einer
Fläche von 20ha als „Strenges Naturreservat“ (IUCN-Kategorie
Ia) ausgewiesenen.
ENTSTEHUNGDESURWALDS
Zur Entstehung dieses Urwaldes gibt es zwei Hypothesen. Der
ersten und im Managementplan des Nationalparks Durmitor
2011–2015 gestützten Annahme zufolge sollte sich die Schwarz-
kiefer auf diesem Standort auf natürliche Weise – nach einem
Brand – angesiedelt haben, was aufgrund der ökologischen
Merkmale der Schwarzkiefer als ziemlich wahrscheinlich er-
scheint. Allerdings hätte sich ein solcher Großbrand auf beiden
Terrassen, mit ebenen Abschnitten und kleinen Dolinen, auf re-
lativ frischen Standorten, entwickelt haben müssen, was wiede-
rum auch angesichts des Verlaufs des letzten Brandes an der
Grenze des Urwalds als nicht sehr wahrscheinlich erscheint.
Die andere, viel plausiblere Hypothese gründet sich auf sicht-
bare Geländemerkmale: Marković (2021) beschreibt ebene Flä-
chen, die wie ehemalige Felder aussehen, und Haufen gesam-
melten Gesteins und schließt daraus, dass dieses Land einst
kultiviert war und sich nach der Aufgabe der Kulturflächen die
Schwarzkiefer als Pionierart angesiedelt hat.
BUCHENSTANDORTE
In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts durchgeführte
Untersuchungen der Waldgesellschaften zeigten, dass die Ur-
waldbestände der Schwarzkiefer hier ausnahmsweise auf Bu-
chenstandorten stocken. Voraussetzung dafür war nach Vučković
(1987) eine großflächige natürliche oder auf menschlichen Ein-
fluss zurückzuführende Störung des Ökosystems, die ein plötzli-
ches Eindringen der Schwarzkiefer in den Buchenstandort und
damit einen Austausch der Buche durch Schwarzkiefer ermög-
lichte. Mit fortdauernder Entwicklung der Bestände kehrt die
Buche jedoch wieder auf ihre Standorte zurück.
Schwarzkiefern im Crna poda
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ÖKOLOGIE
3. WALDBAULICHECHARAKTERISTIK
Der Urwaldbestand von Crna poda ist
zweischichtig – Schwarzkiefer in der obe-
ren, Buche (mit Bergahorn) in der mittle-
ren Schicht. In den beleuchteten Be-
standsteilen trifft man ziemlich reiche
Verjüngung von Buche (manchmal auch
Ahorn) in unterschiedlichen Entwick-
lungsstadien an. Die Schwarzkiefer ver-
jüngt sich nur an den gut beleuchteten
Rändern des Urwaldbestandes, im Be-
stand selbst oder auch auf größeren Lich-
tungen jedoch aufgrund des Lichtmangels
gar nicht – am erwähnten Versuchs-Kahl-
schlag stockt mittlerweile ein junger Be-
stand aus Ahorn und Buche.
Nach Angaben des Wirtschaftsplans
von 1935 (zitiert nach Vučković, 1987 und
Marković, 2021) zufolge stockten in die-
sem Wald damals 90 Schwarzkiefern und
178 Buchen pro Hektar, das entsprach
359Vfm/ha Schwarzkiefer und 64Vfm/ha
Buche. Im Jahr 1975 wurde auf zwei aus-
gewählten Versuchsflächen ein Holzvorrat
von 1439 bzw. 1645Vfm/ha gemessen, da-
von 1242 bzw.1440 Vfm/ha Schwarzkiefer
und 197 bzw. 205Vfm/ha Buche. Wenn
diese Werte auch nur für ausgewählte Flä-
chen des Urwalds repräsentativ sind, zei-
gen sie doch das außergewöhnlich hohe
Produktivitätspotential dieser Schwarz-
kiefernbestände.
Im Jahr 1998 kam es zu einer Vollauf-
nahme des Urwaldbestands (Marković,
2021). Die Stammzahl der Schwarzkiefer
blieb mit 92 pro Hektar gegenüber den
dreißiger Jahren praktisch unverändert,
was auf eine große Beharrlichkeit der al-
ten Kiefernpopulation hinweist. Die
Stammzahlen der anderen Baumarten ha-
ben sich in diesem Zeitraum fast verdop-
pelt (350 Stämmen pro Hektar, davon 327
Buchen). Buche (mit Bergahorn) erlebt
also eine progressive Entwicklung. Der
Gesamtvorrat im Jahr 1998 betrug 1008
Vfm/ha, davon 740Vfm/ha Schwarzkiefer
und 247Vfm/ha Buche. Im Gesamten be-
trachtet hatte sich der Vorrat der Schwarz-
kiefer gegenüber den dreißiger Jahren ver-
doppelt, was auf ein überraschend hohes
Produktionspotenzial der bereits alten
Kiefernpopulation hinweist. Der Vorrat
von Laubbaumarten war jedoch viermal so
hoch wie in dreißiger Jahren, was die
stark progressive Entwicklung der Buche
(mit Ahorn) bestätigt. Da es sich um Bu-
chenstandorte handelt, sind solche Ent-
wicklungstrends kaum überraschend.
Die glockenförmige Verteilung der
Stammzahl und des Holzvorrats der
Schwarzkiefer nach Durchmesserstufen
(siehe Grafik oben) ist charakteristisch
für gleichaltrige Altbestände und deutet
darauf hin, dass sich die Population der
Schwarzkiefer in die Terminalphase befin-
det. Die Vitalität der meisten Kiefern ist
schlecht, nichtsdestotrotz war im Zuge
einer heuer durchgeführten Erhebung der
Kiefernsterblichkeit ziemlich überra-
schend festzustellen, dass in den letzten
25 Jahren nur eine sehr geringe Anzahl
von Schwarzkiefern (insgesamt 24 Bäume
oder 1,6 pro ha) ausgefallen ist. Die stark
expandierende Buche ersetzt allmählich
fortschreitend die Population der
Schwarzkiefer, sodass dieser Urwald in
nicht allzu ferner Zukunft wohl überwie-
gend mit Buchen bestockt sein wird.
▶ Franc Ferlin, Forstexperte in Dvor bei
Žužemberk/Slowenien und Podgorica/
Montenegro
▶ Peter Herbst, Forstrechtsexperte, Villach/
Österreich, peter.herbst@waldrecht.at
Verteilung der Gesamtstammzahlen (links) und des Gesamtvorrats (rechts) nach Durchmesserstufen im Urwald Crna poda (1998)
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Z U M T H E M A
Schwarzkiefer
Buche
Bergahorn
Kirsche
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ÖKOLOGIE