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Arendts■Anwälte
                                     Rechtsanwaltskanzlei




 ARENDTS ANWÄLTE, Postfach 11 24, 82025 Grünwald
                                                                       PERLACHER STR. 68
                                                                       D - 82031 GRĂśNWALD
Buchmacherkongress 2009
                                                                       POSTFACH 11 24
des Ă–sterreichischen Buchmacherverbandes                               D- 82025 GRĂśNWALD
am 9. Oktober 2009
                                                                       TEL. 0700 / W E T T R E C H T
in Anif bei Salzburg                                                   TEL. 089 / 649 111 – 75
                                                                       FAX. 089 / 649 111 - 76

                                                                       wettrecht@anlageanwalt.de
                                                                       www.wettrecht.de



Europäischer Gerichtshof verurteilt Spanien wegen diskriminierender
GlĂĽcksspielbesteuerung
von Rechtsanwalt Martin Arendts, M.B.L.-HSG



Mit Urteil vom 6. Oktober 2009 hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) Spanien wegen
der diskriminierenden Besteuerung von GlĂĽcksspielen verurteilt (Rechtssache C-153/08).
Die Europäische Kommission konnte damit das Vertragsverletzungsverfahren gegen
Spanien in dem wesentlichen Punkt erfolgreich abschlieĂźen.


Die Europäische Kommission hatte in der Klageschrift gegen Spanien eine gegen
Europarecht verstoĂźende diskriminierende Besteuerung geltend gemacht. Nach der
spanischen Regelung sind nämlich Gewinne aus Lotterien und Wetten, die von der
LoterĂ­as y Apuestas del Estado (staatliches Unternehmen fĂĽr Lotterien und Wetten) und
von Stellen oder Einheiten der Autonomen Gemeinschaften (vergleichbar den
Bundesländern) veranstaltet würden, sowie aus vom Spanischen Roten Kreuz oder von
der ONCE (Organización Nacional de Ciegos Españoles, die nationale Organisation der
spanischen Blinden) veranstalteten Losziehungen von der Einkommensteuer befreit.


Diese Steuerbefreiung ist nach Ăśberzeugung des EuGH diskriminierend, da sie bewirkt,
dass die Gewinne, die von in dieser Vorschrift aufgezählten Einrichtungen ausgezahlt
werden,      gĂĽnstiger     behandelt       werden.   Somit   stellt   diese   Steuerregelung     eine
diskriminierende Beschränkung der Dienstleistungsfreiheit zum Nachteil von öffentlichen
Einrichtungen und sozial oder karitativ tätigen gemeinnützigen Einrichtungen dar, die
ihren Sitz in einem anderen Mitgliedstaat haben und die dieselben Ziele verfolgen wie
die in dieser Vorschrift aufgefĂĽhrten Einrichtungen (Rn. 34).
                __________________________________________________________________
                                RECHTSANWĂ„LTE MARTIN ARENDTS & KOLLEGEN
Arendts■Anwälte
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Diese Diskriminierung ist nach Ansicht des EuGH nicht gerechtfertigt. Eine derartige
Beschränkung könne nur dann gerechtfertigt sein, wenn die vom spanischen
Gesetzgeber verfolgten Ziele Gründen der öffentlichen Ordnung, Sicherheit oder
Gesundheit im Sinne des Art. 46 Abs. 1 EG zugeordnet werden könnten und wenn sie
mit dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit in Einklang stünden (Rn. 38). Behörden eines
Mitgliedstaats dĂĽrften jedoch nicht allgemein und unterschiedslos davon ausgehen,
dass Einrichtungen, die in anderen Mitgliedstaaten ansässig sind, kriminelle Handlungen
begingen (eine kleine Spitze gegen das Liga Portuguesa-Urteil). DarĂĽber hinaus sei der
generelle Ausschluss dieser Einrichtungen von der Steuerbefreiung als unverhältnismäßig
anzusehen, da er über das hinausgehe, was zur Bekämpfung der Kriminalität
erforderlich sei. Es gibt nämlich mehrere Mittel, die Tätigkeit und die Konten dieser
Einrichtungen zu kontrollieren (Rn. 39).


Zu der Bekämpfung der Glücksspielabhängigkeit habe Spanien nichts vorgetragen,
woraus hervorginge, dass diese Krankheit in der Bevölkerung Spaniens so weit verbreitet
wäre, dass sie als Gefahr für die öffentliche Gesundheit angesehen werden könnte (Rn.
40). Das angebliche Ziel der Bekämpfung der Glücksspielsucht werde auch nicht
kohärent verfolgt:


       „Ferner ist die Steuerbefreiung der Gewinne (…) geeignet, die Verbraucher zur
       Teilnahme an Lotterien, GlĂĽcksspielen und Wetten, fĂĽr die diese Befreiung gilt, zu
       ermuntern und damit nicht geeignet, die Verwirklichung des angeblich
       verfolgten      Ziel   in   kohärenter   Weise zu gewährleisten.        Da die   streitige
       Steuerbefreiung die Typologie der verschiedenen Spiele nicht berĂĽcksichtigt,
       kann das Königreich Spanien schließlich nicht mit Erfolg geltend machen, mit der
       Steuerbefreiung werde das Ziel verfolgt, die Spiellust der Spieler auf bestimmte
       Spiele zu lenken, deren Ablaufmodalitäten ein geringeres Abhängigkeits-
       potenzial aufwiesen.“


Die Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen und gemeinnützigen Projekten können
nach Auffassung des EuGH nicht als sachliche Rechtfertigung von Beschränkungen der
Dienstleistungsfreiheit angesehen werden (Rn. 43). Wirtschaftliche Gründe gehörten
nicht zu den Gründen im Sinne von Art. 46 EG, die eine Beschränkung der vom Vertrag
gewährleisteten Dienstleistungsfreiheit rechtfertigen könnten.

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Arendts Kommission Gg Spanien

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  • 2. Arendtsâ– Anwälte Seite 2 von 2 Seiten RECHTSANWALTSKANZLEI Diese Diskriminierung ist nach Ansicht des EuGH nicht gerechtfertigt. Eine derartige Beschränkung könne nur dann gerechtfertigt sein, wenn die vom spanischen Gesetzgeber verfolgten Ziele GrĂĽnden der öffentlichen Ordnung, Sicherheit oder Gesundheit im Sinne des Art. 46 Abs. 1 EG zugeordnet werden könnten und wenn sie mit dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit in Einklang stĂĽnden (Rn. 38). Behörden eines Mitgliedstaats dĂĽrften jedoch nicht allgemein und unterschiedslos davon ausgehen, dass Einrichtungen, die in anderen Mitgliedstaaten ansässig sind, kriminelle Handlungen begingen (eine kleine Spitze gegen das Liga Portuguesa-Urteil). DarĂĽber hinaus sei der generelle Ausschluss dieser Einrichtungen von der Steuerbefreiung als unverhältnismäßig anzusehen, da er ĂĽber das hinausgehe, was zur Bekämpfung der Kriminalität erforderlich sei. Es gibt nämlich mehrere Mittel, die Tätigkeit und die Konten dieser Einrichtungen zu kontrollieren (Rn. 39). Zu der Bekämpfung der GlĂĽcksspielabhängigkeit habe Spanien nichts vorgetragen, woraus hervorginge, dass diese Krankheit in der Bevölkerung Spaniens so weit verbreitet wäre, dass sie als Gefahr fĂĽr die öffentliche Gesundheit angesehen werden könnte (Rn. 40). Das angebliche Ziel der Bekämpfung der GlĂĽcksspielsucht werde auch nicht kohärent verfolgt: „Ferner ist die Steuerbefreiung der Gewinne (…) geeignet, die Verbraucher zur Teilnahme an Lotterien, GlĂĽcksspielen und Wetten, fĂĽr die diese Befreiung gilt, zu ermuntern und damit nicht geeignet, die Verwirklichung des angeblich verfolgten Ziel in kohärenter Weise zu gewährleisten. Da die streitige Steuerbefreiung die Typologie der verschiedenen Spiele nicht berĂĽcksichtigt, kann das Königreich Spanien schlieĂźlich nicht mit Erfolg geltend machen, mit der Steuerbefreiung werde das Ziel verfolgt, die Spiellust der Spieler auf bestimmte Spiele zu lenken, deren Ablaufmodalitäten ein geringeres Abhängigkeits- potenzial aufwiesen.“ Die Finanzierung von InfrastrukturmaĂźnahmen und gemeinnĂĽtzigen Projekten können nach Auffassung des EuGH nicht als sachliche Rechtfertigung von Beschränkungen der Dienstleistungsfreiheit angesehen werden (Rn. 43). Wirtschaftliche GrĂĽnde gehörten nicht zu den GrĂĽnden im Sinne von Art. 46 EG, die eine Beschränkung der vom Vertrag gewährleisteten Dienstleistungsfreiheit rechtfertigen könnten.