4. 4
Ziele der neuro-urologischen Therapie:
Harnwegsinfekte
Geringstmögliche Morbidität durch
• Erhalt der
- Speicherfunktion der Blase
- Nierenfunktion (normaler OHT)
• Erzielung einer ausgeglichenen
(druckarmen, restharnfreien)
Blasenentleerung
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Ziele der neuro-urologischen Therapie:
Harnwegsinfekte
Größtmögliche Lebensqualität durch
• Kontinenz (ggf. optimale
Versorgung der Inkontinenz)
• Unabhängigkeit von fremder Hilfe
• Mobilität
• Erhalt der Fertilität und
sexuellen (Rest-) Funktionen
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Begriffe
UTI – urinary tract infection
sUTI – symptomatic UTI
cUTI – complicated UTI
CAUTI – catheter-associated UTI
HAUTI – healthcare-associated UTI
Harnwegsinfekte
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
Peter Breughel der Ältere, 1563, Kunsthistorisches Museum Wien
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Diagnose
Harnwegsinfekte
1) Symptome, klinische Zeichen
− Dysurie, Urgency, Frequency, neu auftretende oder verstärkte Inkontinenz
− suprapubischer oder Flankenschmerz, klopfschmerzhaftes Nierenlager
− bei Intermittierendem Katheterismus: neu auftretende Inkontinenz,
gesteigerte Katheterisierungsfrequenz mit geringerem Entleerungs-
volumen, Katheter-Passage-Störung
− Fieber
− vermehrte Spastik
− Zeichen einer autonomen Dysreflexie
− übelriechender Urin, trüber Urin
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Diagnose
Harnwegsinfekte
2) und 3) Bakteriurie und Leukozyturie
→ 9 verschiedene Definitionen für Grenzwerte
• Bakteriurie von „keine Angaben“ über
≥ 102 KBE/ml bis ≥ 105 KBE/ml
• unterschiedlich bei IK oder MS-Urin
• Leukozyturie von „keine Angaben“ über
≥ 10/GF(x400) im Sediment bis > 100 oder
+++ bzw. ++++ im Stick
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Diagnose
Harnwegsinfekte
„AG Harnwegsinfekte“ des Arbeitskreis Neuro-Urologie der DMGP
→ Studie zur Erfassung klinischer, paraklinischer und mikrobiologischer
Parameter bei QSL-Patienten
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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AWMF-S3-Leitlinie 2010: Unkomplizierter Harnwegsinfekt:
Harnwegsinfekte
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-044l_S3_Harnwegsinfektionen.pdf
HWI bei NBFS – immer cUTI
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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- nach anatomischem Level (HR, Blase, Niere, Sepsis)
- Schweregrad der Infektion (1-6)
- Risikofaktoren (ORENUC)
- Bakeriologie
→ Definition: CY-1R: E.coli-S oder: PN-3U: K.pneumoniae-R
Harnwegsinfekte
http://www.uroweb.org/gls/pdf/19%20Urological%20infections_LR.pdf
neues EAU / ESIU-Konzept: Klassifikation des HWI
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Definition HWI bei IK
Harnwegsinfekte
→ „Klinisch relevanter Harnwegsinfekt“:
→ wichtige Unterscheidung: - asymptomatische Bakteriurie (= kein HWI !)
- asymptomatischer HWI (s.1.)
- symptomatischer HWI (s.2.)
(- katheter-assoziierter HWI)
→ diese Unterscheidung hat therapeutische Relevanz !!
→ bei IK trifft die Definition des katheter-assoziierten HWI nicht zu
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
1) KZ ≥ 105 KBE/ml + Leuko ≥ 100/mm3
2) KZ ≥ 105 KBE/ml und klinische Symptome (± Leuko )
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Definition HWI bei DK / SPK
Harnwegsinfekte
→ CDC-Kriterien 2012: CAUTI
(nicht speziell für NBFS)
Symptome
- Fieber (>380C)
- Suprapubischer Schmerz
- Flankenschmerz oder
klopfschmerzhafte Flanke
UND
Bakteriurie ≥ 105 KBE/ml
≥ 103 KBE/ml + Leukozyturie
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Therapie
Harnwegsinfekte
Prinzip: da immer Komplizierter Infekt – wenn Therapie, dann:
• Antibiose immer testgerecht
• ausreichend hochdosiert
• ausreichend lange (mindestens 7, besser 10 Tage)
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Therapie
Harnwegsinfekte
Tipps:
• vor Beginn der AB-Therapie: Urin-Kultur abnehmen
• nach 3 Tagen keine Besserung: Antibiose überprüfen
• ca. 3-5 Tage nach Therapie-Ende: erneute Urin-Kultur
• bei symptomatischem Infekt (Fieber….): kalkulierter Beginn,
dann bei Notwendigkeit testgerecht adaptieren
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Prophylaxe
Harnwegsinfekte
1) Rezidivierende HWI ?
→ Definition: ≥ 2 HWI in 6 Monaten oder ≥3 HWI im letzten Jahr
→ Check: Methode der HWI-Diagnostik
• Präanalytik
• Art des kontrollierten Urins (aus dem Beutel??)
• Art der mikrobiolog. Austestung
• Art der Leukozyten-Zählung……
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Prophylaxe
Harnwegsinfekte
1) Rezidivierende HWI ?
2) bisherige HWI-Therapie? (Mittel, Dosis, Dauer)
→ resistenzgerechte Antibiose jeweils im oberen Dosierungsbereich und
ausreichend lange (mindestens 7 Tage)
→ Bakteriologische Keimidentifizierung mit Antibiogramm immer
erforderlich (resistenzgerechte Adaptation)
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Prophylaxe – Grundprinzipien (1)
Harnwegsinfekte
→ Beherrschung der Speicherfunktion der Blase
→ bei IK: adäquate Technik und Material überprüfen
→ Vermeidung einer chronischen / rezidivierten
Blasenüberdehnung
→ ausreichende Diurese
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Prophylaxe – Grundprinzipien (2)
Harnwegsinfekte
→ grundsätzlich keine antibiotische Prophylaxe bei DK / SPK
→ hydrophile und gel-beschichtete Einmalkatheter – niedrigere HWI-Rate
→ Prinzip der „Lebenslangen Nachsorge“ mit urologischen und neuro-
urologischen Kontroll-Untersuchungen
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Prophylaxe - Phytotherapie
Harnwegsinfekte
→ Cranberry
• Studien mit widersprüchlichen Ergebnissen
• Gute klinische Erfahrungen
→ Kapuzinerkresse / Meerrettichwurzel
• nur Studien an Pat. mit unkompliziertem HWI
• Guter Effekt
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Prophylaxe - Harnansäuerung
Harnwegsinfekte
→ Methionin
• seit 2010 keine GKV-Leistung (OTC-Liste)
→ „Apfel-Essig“: 1 Glas am Morgen: 1 Teil Apfelessig + 3 Teile Wasser +
etwas Honig) – Bad Berka
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Prophylaxe – Methenamin
Harnwegsinfekte
• Studien mit widersprüchlichen Ergebnissen
• keine eigenen klinischen Erfahrungen
• nur über internationale Apotheken erhältlich
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Prophylaxe – Immun-Aktivierung
Harnwegsinfekte
→ Urovaxom®
• effizient, Wirksamkeit belegt (HWI durch E.coli)
→ Strovac®
• effizient, Wirksamkeit belegt (E coli 7,5 × 108, M morganii 3,75 × 107,
P mirabilis 3,75 × 107, K pneumoniae 1,5 × 108, E faecalis 2,5 × 107)
→ beide nicht bei NBFS untersucht
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Prophylaxe – Antibiotika
Harnwegsinfekte
→ Nitrofurantoin, wenn übliches Erregerspektrum
• Hinweis: Kreatinin-Clearance beachten, Vorsicht beim Einsatz bei
Patienten über 65 Jahre, kann lange Zeit eingesetzt werden, ohne dass
Resistenzen entstehen
→ Sulfonamide, wenn Nitrofurantoin nicht eingesetzt werden kann
• Hinweis: Es entstehen schnell Resistenzen
→ Chinolone, nach Möglichkeit nicht mehr einsetzen, mitunter Bestandteil
einer alternierenden Infektionsprophylaxe
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Prophylaxe – Intravesikale GAG-Ersatztherapie
Harnwegsinfekte
→ Gepan instill® oder Uropol®
• Ersatz von Chondroitin-Sulfat (= sulfierte Glykosaminoglykane, GAG)
• bilden dichte, wasserhaltige Schicht auf dem Urothel: soll Anhaften der
Bakterien erschweren
• 1x wöchentlich für 4-6 Wochen, dann 1x monatlich
• Gute Erfahrungen
• Keine Evidenz
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Was ist bei NBFS (QSL) ein Harnwegsinfekt??
→ problematisch: oft fehlen klinische Symptome
→ unterschiedliche Definitionen
→ unterschiedliche Grenzwerte
→ unterschiedliche analytische Methodik
→ keine vergleichbaren Studien
→ wichtig: - asymptomatische Bakteriurie
- Harnwegsinfekt
→ Therapeutische Konsequenz - sowohl bei Dauerkatheter (DK, SPK)
als auch bei Einmal-Katheterismus (ISK, IFK)
Harnwegsinfekte - Grundsätze
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
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Therapie bei DK / SPK
→ fast immer Bakteriurie nachweisbar – keine Therapie-Notwendigkeit
→ Symptome: - Fieber (>380C)
- Suprapubischer Schmerz
- Flankenschmerz oder klopfschmerzhafte Flanke
UND: - Nachweis einer „signifikanten Bakteriurie“ von ≥ 105
KBE/ml
→ andere Ursachen vor antibiot. Therapie ausschließen (Lunge !....)
→ bei CAUTI: möglichst am 1.Tag der Antibiose den Katheter
wechseln (bzw. entfernen, wenn möglich)
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
Harnwegsinfekte - Grundsätze
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Therapie bei IK / RE:
→ „klinisch relevanter HWI“:
1. Bakteriurie ≥ 105 KBE/ml und klinische Symptome (± Leukozyturie)
→ symptomatischer HWI
2. Bakteriurie ≥ 105 KBE/ml und Leukozyturie ≥ 100/mm3
→ klinisch asymptomatischer HWI bei QSL
→ asymptomatische Bakteriurie (ohne klin. Symptome
und ohne Leukozyturie): keine AB-Therapie,
nur vor invasiven diagnost. oder therapeut. Eingriffen
Harnwegsinfekte - Grundsätze
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig 41
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Therapie-Prinzipien:
→ keine antibiotische Therapie bei asymptomatischen Patienten mit
Bakteriurie (= asymptomatische Bakteriurie)
→ nur ausnahmsweise in speziellen Situationen ! (– nach Anordnung
durch den behandelnden Urologen - vor invasiven diagnostischen oder
therapeutischen Eingriffen)
→ kein mikrobiol. Routine-Screening (bei
fehlenden Beschwerden)
→ sowohl bei Dauerkatheter (DK, SPK) als
auch Einmal-Katheterismus (ISK, IFK)
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
Harnwegsinfekte - Grundsätze
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Therapie-Prinzipien:
→ Antibiotika nur bei symptomatischem oder klinisch relevantem
HWI und/oder nach ärztlicher Anordnung
→ antibiotische Therapie testgerecht, ausreichend lange (mindestens 7
Tage) und in ausreichend hoher Dosierung
→ bei symptomatischem HWI sofort Beginn mit kalkulierter
Therapie nach individuellem Resistenzmuster, nach Vorliegen
des Antibiogramms dann evtl. Therapie testgerecht adaptieren
04.07.2014, Dr. Ralf Böthig
Harnwegsinfekte - Grundsätze
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