Behandlung der neurogenen Darmfunktionsstörung bei chronisch traumatischer Querschnittlähmung, Veronika Geng
1. 29.04.2013
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Behandlung der neurogenen
Darmfunktionsstörung bei chronisch
traumatischer Querschnittlähmung
19.4.2013
Veronika Geng
Pflegewissenschaftlerin
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Jahrelang …
• Störungen an den Verdauungswegen = > haben wenig
Beachtung gefunden
• Eindruck – Vernachlässigung der Fragen im Vergleich
zur Blase
• Blasensituation => lebensbedrohliche Zustände
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Probleme mit Hämorrhoiden?
N = 381
185
166
30
„abführen ging
jahrelang gut
aber jetzt habe
ich Probleme
…“
„Stuhlentleerung
dauert heute
viel länger als
früher…“
„Eigentlich ganz
gut, aber es
kleckert immer
was nach“
„…es passiert
öfter mal ein
Unglück
„explosionsartige
Durchfälle…“
…es krummelt
im Bauch und
die Luft geht
nicht raus …
Darmprobleme bei Querschnittgelähmten
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1965
Empfehlungen I
• Nach Abklingen des spinalen Schocks sollte die
Nahrung aus einer gemischten Normalkost bestehen
– vielseitig
– kalorisch hochwertig
– eiweiß- und vitaminreich
– stark blähende und stopfende Speisen sind zu meiden
• im Hinblick auf die Obstipationsneigung =>
ausreichende Zellulosehaltige Nahrungsmittel
Paeslack 1965
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Empfehlungen II
• Forderung nach unbedingter Regelmäßigkeit
• sobald als möglich auf der Toilette
• Stuhlentleerung im Bett durchzuführen ist zu verurteilen
• Ungünstige Rückwirkung der chronischen
Stuhlverhaltung auf
– Kreislauf
– Spastizität
– Ödembildung
Paeslack 1965
Was hat sich verändert ?
• Stuhlbeobachtung schwierig
• Darm immer noch ein „Stiefkind“ – man spricht nicht so
gerne darüber
• rektale Diagnostik zu selten und oft nicht dokumentiert
– Sphinkterzustand ?
– Analreflex?
– Gastrokolischer Reflex?
– Bulbocavernosus Reflex?
• Welche Berufsgruppe kümmert sich um den Darm?
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Hypothese
Im Kontrast zur Blase, ist die gestörte Darmfunktion
nicht nur die Konsequenz der neurologischen Läsion
sondern eine multifacettierte Störung mit
Veränderungen der
– intestinalen Peristaltik
– viszeralen Perzeption
– Darmflora
– Anorektalen Anatomie
– Essverhalten
– Medikamentenkonsum
– Biographie
Gabriele Bazotti, 2006 (Boston Symposium)
Darmprobleme bei Querschnittgelähmten
Obstipation
Inkontinenz
Blähungen
Diarrhoe
Schmerz
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Anamnese
• Querschnitt (Alter, Lähmungsdauer, Höhe etc.
• Geschichte der Darmentleerung
• Probleme seit wann / Auslöser der Veränderung
• was schon Alles selbst probiert
• Medikamente
• Blasenentleerung
• Diagnostik Gastrointestinaltrakt
Kolon-Transitzeit Bestimmung – und dann??
• verlängert
• div. Studien zu den Fakten der verlängerten
KolonTransitzeit
– Therapieansatz: Gabe von Prokinetika / Cisapride
– Erfolg bei QL???
– Problemlösungen?
– Irrigation ??
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oder …
• Stuhlkonsistenz und Menge die nicht stimmt, d.h. Stuhl
– zu hart, kleine Knöllchen
– zu breiig
– zu flüssig
– zu klebrig
=> und dies oft in Kombination
- kleine Portion, tw. mehrmals tgl.
- Stuhlkleckern
- nicht alles kommt raus
- Stuhl hockt fest aber kommt nicht raus
- Luft im Bauch
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Referenzwerte – für die Nahrungsfaserzufuhr
Referenzwerte – für die Nahrungsfaserzufuhr
• BRD/CH = Erwachsene mind 30 g / Tag (SGE 2006)
• USA = Frauen 25 g/Tag Männer 38 g/Tag
Oder 14g / 1000 kcal – J. Am Diet. Assoc.
So wirken Nahrungsfasern (Ballaststoffe)
Lösliche Nahrungsfasern
z.B. resistente Stärke,
Haferkleie, Inulin, Pektin,
Ernähren die Darmflora
Bilden Schutzstoffe gegen
Krebserkrankungen z.B. Buttersäure
Machen den Darm beweglicher
Senken den Cholesterinspiegel
Unlösliche Nahrungsfasern
Pflanzenfaser z.B. aus Kleie,
Hülsenfrüchte, Leinsamen,
Flohsamen
Binden Wasser
Vergrössern die Stuhlmenge
Füllen den Darm
Bessere und schnellere Verdauung
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Darmfunktion aufgrund von Ballaststoffen
http://cheappharmacyrx.info/blog/?cat=27
Ballaststoffe
• Müsli (selbst mischen)
– Haferflocken
• werden gut vertragen
• vielseitig verwertbar
– Leinsamen
– Flohsamen
• Obst-Gemüseanteil erhöhen
• Vollkornprodukte (Reis/Nudeln/Brot)
• Isolierte Ballaststoffe - nur wenn kein Effekt durch
Nahrung
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Einige Probleme
• Hoher Leidensdruck notwendig, bis über das Problem
gesprochen wird
• Selten nur 1 Problem allein
• Kombination von Problemen erschwert Maßnahmen
• Viel Disziplin des Betroffenen/ der Angehörigen
erforderlich
• Blasensituation oft nicht zufriedenstellend mit
Konsequenzen für den Darm
– Inkontinenz
– Häufiges Katheterisieren
– Harnwegsinfekte
Evaluationskriterien für ein gutes
Darmmanagement
• Sozialverträgliche Kontinenz
• Abführzeit pro Abführen < 1 Stunde
• Stuhlkonsistenz
– Typ 3 bei reflexivem Darm
– Typ 2 bei areflexivem Darm
• Keine bis geringe Beeinflussung des Tagesablaufs
• Keine Komplikationen
– Keine Inkontinenzereignisse
– Keine Obstipation
– Verträgliche Blähungen
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Lösungsansätze 1 2 3 4 Total
Ballaststoffe 51 3 54
Orale Laxantien 8 5 13
Rektale Laxantien 2 5 4 1 12
Darmsymbiose 4 2 3 9
Fenchelsamen 9 6 1 16
Irrigation 1 2 4 7
Trinkmenge 1 5 1 7
Essrhythmus 12 13 31 56
Ernährungsprotokoll 4 5 1 10
Lebensmittelauswahl 8 4 12
Ernährungsregeln 3 7 5 1 16
Bewegung 4 5 2 6 17
Entspannung 5 7 12
Analyse2011/Geng74Beratungspatienten
Das Geheimnis auch der
großen und umwälzenden
Aktionen besteht darin, den
kleinen Schritt herauszufinden,
der zugleich auch ein
strategischer Schritt ist, indem
er weitere Schritte einer
besseren Wirklichkeit nach sich zieht.
Gustav Heinemann