Presentation (German): Blanchard und Giavazzi entwickeln ein Modell, mit dessen Hilfe die Effekte von Deregulierungsmaßnahmen im Arbeits- und Gütermarkt auf die Arbeitslosigkeit und Löhne analysiert werden können. Als Ausgangspunkt wird die in den letzten 30 Jahren in Europa herrschende Regulierung des Arbeits- und Gütermarktes herangezogen, die oftmals für die schlechte Wirtschaftsperformance verantwortlich gemacht wird. Anhand des Modells werden politische Empfehlungen ausgesprochen, die das Zusammenwirken von Arbeits- und Gütermarktderegulierung berücksichtigen. Abschließend diskutieren die Autoren anhand empirischer Daten den Zusammenhang der Entwicklung der Lohnquote und der Arbeitslosenquote im Zeitraum von 1970 bis 2000 in Europa.
Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets
1. Macroeconomic Effects of
Regulation and Deregulation in
Goods and Labor Markets
Olivier Blanchard/ Francesco Giavazzi, The Quaterly Journal of Economics, August 2003
Presentation by Philipp Peltz, 2007
2. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 2
Gliederung
1. Einleitung
2. Herleitung des Modells (partielle kurze Sicht, allg. kurze
Sicht, allg. lange Sicht)
3. Einfluss der Regulierungsparameter
4. Erweiterungen des Modells (konkave Nutzenfunktion,
„right-to-manage“)
5. Politische Ökonomie der Deregulierung
6. Arbeitslosigkeit & Lohnquote in Europa
3. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 3
Einleitung
1. Regulierung: Zu hohe Renten. Vorwurf: schwache Performance,
hohe Arbeitslosigkeit
2. Deregulierung: Verringerung der Renten. Frage: Wie verteilen sie
sich? Welche Auswirkungen auf Löhne und Beschäftigung?
3. Gütermarkt: Monopolistischer Wettbewerb. 2 Parameter, die die
Wettbewerbsintensität steuern
4. Arbeitsmarkt: Verhandlungsmöglichkeiten. 1 Parameter, der die
Verhandlungsmacht der Akteure bestimmt
4. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 4
Nutzenfunktion (I)
/( 1)m
1/ ( 1) /
j ij
i 1
V m C ,
σ σ−
− σ σ− σ
=
=
∑ ,
g(m),g ( ) 0σ=σ ×>
2 Implikationen:
1. Im GG gilt: ij jC C / m=
/( 1)( 1) / ( 1) ( 1)1 ( 1)1j1/
j j j
C
V m m m C C
m
σσ σ−σ− σ σ− σ− σ−− + −
− σ σ σ σ
= = = ÷
Der Nutzen ist nicht direkt abhängig von der Anzahl der Produkte
(1)
5. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 5
Nutzenfunktion (II)
2. ↑m → ↑σ
Je mehr Produkte, desto höher die Substitutionselastizität und damit die
Elastizität der Nachfrage => Gütermarktdereg. wirkt über die Marktmacht
Budgetrestriktion
( ) ( )
m
i ij j j j
i 1
PC W N Pf u 1 N
=
= + −∑ ( )f u 0,> ( )f ' u 0<
1/(1 )m
1
i
i 1
1
P P
m
−σ
−σ
=
≡
∑
f(u): Reservationslohn
u: Arbeitslosenrate
6. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 6
Produktionsfunktion und
Verhandlungen
i iY N=Produktionsfunktion:
ß log ((Wi – Pf(u))Ni) + (1-ß) log ((Pi – Wi )Ni ) ,
Lohnverhandlungen:
(0 < ß < 1)
ß ist die relative Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer.
Efficient Bargaining: Löhne und Beschäftigung werden gleichzeitig
verhandelt.
(2)
Profit: PiYi – WiNi
7. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 7
(De)Regulierungsparameter
• Arbeitsmarkt: ß => Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer. Bspw.
Recht auf Streik.
• Gütermarkt: => Wettbewerbsintensität. Bspw. Abschaffung von
Außenhandelsbarrieren.
c => Eintrittskosten. Bsp.: Bürokratieabbau für
Unternehmensgründungen (proportional zum
Output bzw. Beschäftigung).
σ
)(mgσσ =
8. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 8
Partielles kurzfristiges Gleichgewicht
Nachfragefunktion: σ−
= )/)(/( PPmYY ii (3)
Nun ist Y, P und u gegeben und die Firma i und der Arbeiter i wählen
Ni, Pi und Wi so, dass sie (2) maximieren.
( )( ) ( )iP
1 m f u ,
P
= + µ ( )
1
m ,
1
µ =
σ−
( )' m 0µ <mit (4)
( ) ( )i iW P
1 f u
P P
=β + −β
( ) ( )1 m f u= +βµ
durch Einsetzen von (4)
P
Wi (5)
9. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 9
Partielles kurzfristiges Gleichgewicht
( )f u
( ) ( )iP / P 1 f u= + µ
( ) ( )iW / P 1 f u= + βµ
A
Rente A‘nehmer
Rente Produzent
DD
MRP
i iN Y=
( )f uµ
•
↑ß → ↑Wi/P
↑μ → ↑Wi/P
Auswirkung der Reg´parameter ß und μ:
Price, Wage
Employment, Output
10. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 10
Allgemeines kurzfristiges
Gleichgewicht
1=
P
Pi
)())(1(1 ufmµ+=einsetzen in (4):
Einsetzen in (5): ))(1/())(1( mßm
P
Wi
µµ ++= (7)
))(1/(1)( muf µ+=
↑μ → ↓Wi/P
(6)
2 Effekte: 1. Renten steigen, davon bekommen Arbeiter
einen Anteil. Aber 2. Preise steigen, dadurch verlieren
Arbeiter insgesamt.
↑ß → ↑ Wi/P
11. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 11
Allgemeines langfristige
Gleichgewicht (I)
m nicht mehr exogen, sondern endogen. Langfristig müssen Renten
die Marktzutrittskosten c decken. Gem. Ann. proportional zum Output:
(8)c
P
W
P
P
Y
ii
i
i
=
−=
π ( )( )
( )
c
m
ßm
=
+
−
µ
µ
1
1
mit:
1)(
1
)(
−
=
mg
m
σ
µ )(
1
mg
c
ß
=
−
σ
(9)
↑ß → ↓m
↑c → ↓m
12. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 12
Allgemeines langfristige
Gleichgewicht (II)
Auswirkungen d. Regulierungsparameter auf Beschäftigung u. Reallohn:
iW
1 c
P
⇒ = −
in
( ) ( )iW
1 f u
P
= β + −β
( ) ( ) iW
c m m f u u
P
↑ →↓ ⇔↑ µ →↓ ⇔↑ →↓
1. Beschäftigung:
2. Reallohn:
Langfristig hat ß keinen Einfluss auf den Reallohn!
ß
c
uf
−
−=
1
1)()(1
1
)(
m
uf
µ+
=c
m
ßm
=
+
−
)(1
)1)((
µ
µ
↑ß → ↓m → ↑μ → ↓f(u) → ↑u
13. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 13
Deregulierung des Gütermarktes
1. Eine Erhöhung von :σ
( ) ( )m f u↑ σ →↓ µ →↑
u↓
iW
P
↑
Kurzfristig:
Langfristig: ( )m m ....↑ σ →↓ →↑ µ
Bei gegebenen Marktzutrittskosten wird der kurzfristig positive Effekt
langfristig aufgehoben (bei gegebenen entry-costs).
Bei proportionalen entry-costs können Firmen im Markt bleiben und
so bleiben die positiven Effekte auch langfristig erhalten.
14. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 14
Deregulierung des Gütermarktes (II)
2. Eine Senkung von c:
Kurzfristig: kein Effekt, da m exogen.
Langfristig:
Ähnlicher Effekt wie zuvor: Firmen treten ein, Nachfrageelastizität nimmt
zu, markup nimmt ab, nun treten Firmen aber nicht aus, da c ja
abnimmt: Reallöhne steigen und Arbeitslosigkeit sinkt.
( ) ( ) iW
c m m m u,
P
↓ →↑ →↑ σ →↓ µ →↓ ↑
15. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 15
Deregulierung des Arbeitsmarktes
↓ β →
iW
P
↓
i i
i i
P W
Y
P P
↑ π = − ÷
Kurzfristig:
Umverteilung der
Renten zu Gunsten der
Firmen
Langfristig: ( ) ( ) i
i
W
m m m u,
P
↓ β →↑ π →↑ →↑ σ ⇔↓ µ →↓ ↑
Langfristig pendeln sich die kurzfristig gesunkenen Löhne
wieder auf das Niveau vor der Deregulierung ein und die
Arbeitslosigkeit sinkt langfristig (intertemporaler trade-off).
16. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 16
Erweiterungen
• „right-to-manage“ anstatt „efficient bargaining“
• Konkave Nutzenfunktion anstatt einer linearen
Nutzenfunktion
17. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 17
1. right-to-manage (I)
• Vorher betrachteten wir ein effizientes Verhandlungsmodell, in dem
Beschäftigung und Löhne gleichzeitig gesetzt wurden (efficient
bargaining).
• Jetzt wird zuerst über Löhne verhandelt und dann entscheiden die
Unternehmer über Beschäftigung (right-to-manage).
• Unternehmer maximieren ihren Gewinn gegeben eines
ausverhandelten Lohnes.
• Bei Right-to-manage Verhandlungen gibt es keinen intertemporalen
Trade-off von Arbeitsmarktderegulierungen. Das bedeutet, kurz-
sowie langfristig bleibt der Reallohn gleich hoch, die Arbeitslosigkeit
sinkt.
18. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 18
1. right-to-manage (II)
efficient bargaining right-to-manage
Kurz partiell:
Kurz allgemein:
Lang allgemein:
kein trade-off, Arbeiter
gewinnen in beiden Fristen
P
W
P
P ii
)1( µ+=
µ+
=
1
1
P
Wi
c
P
Wi
−=1
)()1( ufß
P
Wi
µ+= )()1( ufß
P
Wi
µ+=
)()1( uf
P
Pi
µ+=
]1)[1(
1
)(
µµ ß
uf
++
=
)1(
1
)(
µ+
=uf
µ
µ
+
+
=
1
1 ß
P
Wi
c
P
Wi
−=1
ßcc
c
uf
+−
−
=
1
)1(
)(
2
ß
c
uf
−
−=
1
1)(
20. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 20
Politische Ökonomie der
Deregulierung
• Wer gewinnt und wer verliert bei
Arbeitsmarktderegulierungen?
• Warum sind Arbeiter oft gegen eine
Gütermarktderegulierung?
• Gibt es Interaktionen zwischen
Arbeitsmarktderegulierung und
Gütermarktderegulierung? Behindern oder unterstützen
sie sich gegenseitig?
21. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 21
Deregulierung des Arbeitsmarktes
• Kurzfristig geringere Löhne, die sich langfristig wieder auf
das alte Niveau einstellen => Nur negativer Effekt für
Arbeiter
• Langfristig sinkende Arbeitslosigkeit durch eintretende
Firmen. Für denjenigen, der einen Job hat, erhöht sich
jedoch die Wahrscheinlichkeit diesen zu verlieren => Für
Arbeiter negativ. Für Nichtarbeiter positiv.
=> Arbeiter sind oft gegen eine Deregulierung des
Arbeitsmarktes.
22. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 22
Deregulierung des Gütermarktes
• Kurz und langfristig steigen Reallöhne und Arbeitslosigkeit
sinkt => eindeutig positive Effekte
• Aber: 1. Wenn nur ein Sektor dereguliert wird (partielles
GG), dann sinken die Reallöhne, weil die Preissenkung zu
gering ist. 2. Wie bei A‘deregulierung steigt die
Wahrscheinlichkeit arbeitslos zu werden für Arbeiter.
⇒Arbeiter sind oft gegen eine Deregulierung des
Gütermarktes
23. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 23
Interaktion Empirie
24. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 24
Interaktionen
• Bei hoher Gütermarktregulierung auch hohe Arbeitsmarktregulierung
und umgekehrt
• Gütermarktregulierung erhöht Gesamtrente, gibt den Arbeitern einen
Anreiz einen Teil dieser Renten abzuschöpfen, was zu einer höheren
Arbeitsmarktregulierung führt
=> vice versa bedeutet dies, wenn G‘deregulierung Renten vermindert
und dadurch Arbeitern einen geringeren Anreiz bietet darum zu
kämpfen würde die A‘deregulierung vereinfachen
25. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 25
Arbeitslosigkeit vs. Lohnquote (I)
26. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 26
Arbeitslosigkeit vs. Lohnquote (II)
27. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 27
Arbeitslosigkeit vs. Lohnquote
In unserem Modell ist die Arbeitsproduktivität eins und die
Lohnquote demzufolge:
Wann fällt die Lohnquote?
1. Steigen des markup μ
2. Sinken der Verhandlungsstärke der Arbeiter ß
Bei konkaver Nutzenfunktion führte die Abnahme von ß zu
einer erhöhten Arbeitslosigkeit
)1(
)1(
µ
µβ
α
+
+
=
28. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 28
Arbeitslosigkeit vs. Lohnquote
• Zwei Elemente sind für diese Argumente notwendig:
1. Ein Fallen der Verhandlungsstärke der Arbeiter
2. Die Effekte der Arbeitsmarktderegulierung haben die Effekte der
Gütermarktderegulierung dominiert (sonst wäre die Lohnquote
gestiegen)
• Bei Arbeitsmarktreformen ist eine sehr schleichende
Deregulierung zu beobachten. ß ist, aufgrund einer sinkenden
Gewerkschaftsmitgliedschaft und wegen der generellen Haltung
der Regierungen zu Gewerkschaften, gefallen.
• Produktderegulierung fand Ende der 90er Jahre im Zuge der EU-
Initiativen (aber nach dem höchsten Rückgang der Lohnquote)
29. Macroeconomic Effects of Regulation and Deregulation in Goods and Labor Markets. Blanchard/ GiavazziFolie 29
Übliche Erklärungen
• Das starke Anwachsen der Löhne in den 60er und 70er Jahren
(relativ zur Totalfaktorproduktivität), folglich Substitution von
Arbeit gegen Kapital.
• Die Effekte der moderaten Lohnverhandlungen seit Ende der
70er Jahre, wenn Lohnsteigerung kleiner als
Faktorproduktivitätssteigerung ist