3. Die EinDollarBrille in Brasilien
Im März war ich für Dreharbeiten
zusammen mit einem Filmteam zu
Besuch bei unserem Projekt in
Brasilien.
Hier sind ein paar Impressionen
meiner Reise. Viel Spaß beim
Ansehen!
Martin Aufmuth, 1. Vorsitzender
Foto: Antje Christ
4. Arm und Reich liegen oft nahe beieinander. In 79% der Städte Brasiliens gibt es keinen
Augenarzt – dort wohnen 23% der Bevölkerung oder rund 50 Millionen Menschen.
5. Unser Filmteam: Antje trägt als Produzentin die Gesamtverantwortung, Kameramann
Marcel filmt gerade dieses Luxusgebäude: Jedes Stockwerk hat einen eigenen
Swimmingpool auf der Terrasse – mit Blick auf die darunter liegende Favela.
6. In den Straßen darunter: Eine der größten Favelas Brasiliens: Paraisópolis (wörtlich
übersetzt Paradiesstadt) mit mehr als 40.000 Einwohnern.
7. Ralf Toenjes, die treibende Kraft hinter der EinDollarBrille in Brasilien.
8. Sao Paolo ist mit 20 Millionen Einwohnern die größte Stadt Brasiliens. Vila Nova
Esperanza ist eine kleine Favela am Rande der Metropole. Die größte Angst der
Menschen ist, dass sie eines Tages von dort vertrieben werden könnten.
9. In zwei alten Seecontainern befindet sich dort die Produktion der EinDollarBrille.
10. Blick durch das Fenster: Die meisten Mitarbeiter kommen aus der Favela.
11. Josef lebte als Obdachloser auf der Straße. Dann ließ er sich in der Brillenherstellung
ausbilden und lernt inzwischen als Produktionsleiter selbst neue Mitarbeiter an.
12. Ein Mitarbeiter unseres Teams informiert die Leute, dass am nächsten Tag unser
Optikbus kommt und Sehtests durchgeführt werden.
13. Diesen Bus hat unsere Partnerorganisation von einer Firma gesponsert bekommen. Er
wurde komplett umgebaut und in eine fahrende Augenarztpraxis verwandelt.
14. Mädchen beim Sehtest. In Brasilien darf nur der Augenarzt eine Brille verschreiben.
Augenärzte haben ein sehr hohes Gehalt. Herkömmliche Brillen kosten etwa so viel wie
bei uns. Viele Menschen können sich das nicht leisten.
16. Vitoria de Jesus Gonzales (6), zusammen mit ihrer Mutter vor ihrer Hütte in der Favela.
Die Mutter arbeitet als Putzfrau, der Vater reinigt Swimmingpools für die Reichen. Mit
ihren Eltern und zwei großen Schwestern wohnt Vitoria auf ca. 20m².
17. Auch Dalila (10) hat eine Brille bekommen. Ihr Bruder Hobson (17) arbeitet seit einiger
Zeit in der Brillenproduktion. Er spart das Geld und möchte einmal Geografie studieren.
18. Dalila ist total stolz auf ihren großen Bruder. Sie erzählt: „Niemand in meiner ganzen
Schule hat mir geglaubt, dass die neue Brille mein Bruder selber gemacht hat.“
19. Ein paar Tage verbringen wir am Amazonas um auch dort im Rahmen von ersten
Pilotversuchen Menschen mit Brillen zu versorgen.
21. Hier leben ca. 300 Familien oder 2000 Einwohner. Die Aktion fand in der Kirche statt.
Schnell werden junge Helferinnen und Helfer als Assistenten angelernt.
22. Die Dorfbewohner wurden erst am selben Morgen über unseren Besuch informiert. Ich
hatte Sorge, dass niemand kommt. Aber es kamen so Viele, dass wir sogar Leute nach
Hause schicken mussten, weil wir es nicht mehr schafften, alle zu versorgen.
23. Thalia Silver Quartra (14). Sie half uns den ganzen Vormittag begeistert bei der
Patientenaufnahme, bis wir durch Zufall feststellten, dass sie fast nichts sieht.
24. Der Sehtest ergab +7 und +8 Dioptrien. Als sie die erste Brille ihres Lebens aufsetzte
war sie seltsam berührt, dann aber zunehmend begeistert weil das Sehen plötzlich so
einfach war. Sie sagte, sie hätte bisher dauernd Kopfweh gehabt.
25. In einem anderen Dorf treffen wir Suzanna Marciel (74). Sie hat 5 Stunden mit dem Boot
und dann noch zu Fuß zurückgelegt, um eine Brille zu bekommen. Sie ist so dankbar für
die Brille, dass sie uns für den nächsten Tag zu sich nach Hause zum Essen einlädt.
26. Susanna zu Hause mit ihrem Mann. Sie hat 15 Kinder, 54 Enkel und 8 Urenkel.
27. Es gibt Reis, Gemüse und Huhn. Dazu frisch gepressten Guavesaft.
28. Am meisten freut Suzanna, dass sie endlich wieder Nähen kann. Das konnte sie schon
seit ca. 10 Jahren nicht mehr, sagt sie. Hier mit ihrer alten Singer-Nähmaschine.
30. Hintergrundinformationen zur
EinDollarBrille in Brasilien
Im Mai 2014 wurden die ersten
Brillenproduzenten in Brasilien von einem
Team deutscher Studentenausgebildet.
Organisiert und geleitet wird das Projekt von
einem jungen Team um Ralf Toenjes, Fabio
Rodas und Bruna Vaz, damals noch Studenten
an der Insper Universität in Sao Paolo. Der
Projektname ist Ver Bem (Gut Sehen).
Brasilien ist zwar kein Entwicklungsland.
Dennoch haben große Teile der Bevölkerung
keinen Zugang zu augenoptischerVersorgung.
Das liegt zum einen an der extrem ungleichen
Einkommensverteilung, zum anderen an den
komplizierten Gesetzen: Die Verschreibung
einer Brille darf nur durch einen Augenarzt
vorgenommen werden und ist teuer.
Den Verkauf wiederum muss ein zertifizierter
Optiker absegnen. Außerdem darf eine Brille
nicht in Anwesenheit des Augenarztes verkauft
werden, da dieser sonst auch am Verkauf
mitverdienen könnte. Korruption ist in Brasilien
weit verbreitet, die Gesetze sind für die Reichen
gemacht. Arme Menschen haben bislang das
Nachsehen.
Wir möchten das ändern. Ziel von
EinDollarBrille ist die Schaffung einer
augenoptischen Grundversorgung. Die Brillen
werden vor Ort produziert und für 2-3
ortsübliche Tageslöhne verkauft. DieAusbildung
der Produzenten und Brillenverkäufer wird aus
Spendengeldern finanziert. Später soll sich das
System finanziell selbst tragen.
(Informationen unter www.eindollarbrille.de)