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                 Mißglückt Hongkongs Eingliederung?
                          Tanger als warnendes Beispiel

                               Von Raymond Saner

Die Übergabefeiern vom 1. Juli 1997          Eingliederungen völlig anderer Kultu-
sind bereits Geschichte, und die Hong-       ren zu lernen, könnte deshalb für China,
konger fragen sich ebenso wie die ganze      für Hongkong und für die ganze Welt
Welt, ob die rasche Aufhebung der in der     nützlich sein. Denn viel steht auf dem
letzten Phase der Kolonialzeit erlassenen    Spiel, nicht zuletzt das Schicksal von
Gesetze durch die neuen Gesetzgeber be-      sechs Millionen Menschen, die in dieser
reits den Anfang vom Ende der Idee »ein      überaus blühenden und dynamischen
Land − zwei Systeme« einläutet. Hält         Stadt leben.
China seine Versprechen und wahrt die           Wie verliefen beispielsweise die Ein-
Identität und Autonomie Hongkongs,           gliederungen der Hafenstädte Hamburg,
oder wird es den Prozeß der Eingliede-       Triest oder Tanger in ihr jeweiliges Mut-
rung Hongkongs in das Mutterland be-         terland? Besonders der letzte Fall ist in-
schleunigen? Wird diese territoriale Ein-    teressant, er ist der jüngste seiner Art,
gliederung reibungslos oder mit Er-          und auch hier wurde eine blühende,
schütterungen verlaufen?                     hochentwickelte und international aus-
   Die Auguren unter den immer zahl-         gerichtete Hafenstadt in ein armes, un-
reicheren Hongkong- und Chinaexper-          terentwickeltes und nach innen gewand-
ten scheinen ungeachtet ihrer unter-         tes Mutterland eingegliedert.
schiedlichen Standpunkte in ihren Vor-          Tangers lange Geschichte geht bis auf
hersagen erstaunlich übereinzustimmen.       die Phönizier und Römer zurück, seine
In der überwiegenden Mehrzahl erwar-         internationale Bedeutung begann jedoch
ten sie eine durchaus funktionsfähige        erst mit einem britisch-marokkanischen
Ehe, eine kleine Minderheit befürchtet       Handelsvertrag im Jahr 1856, der den
einige Übergangskonflikte, aber prak-        Warenverkehr über Tanger ankurbelte.
tisch niemand rechnet offen mit der          Kolonialkriege und Annektierungen
Möglichkeit eines eindeutigen Fehl-          marokkanischer Gebiete durch Spanien
schlags. Und wäre es nicht geradezu be-      und Frankreich in der zweiten Hälfte des
leidigend vorauszusagen, China werde es      19. Jahrhunderts zwangen den Sultan
nicht gelingen, Hongkong auf friedli-        Marokkos, die Internationalisierung
che, konstruktive und harmonische Wei-       Tangers zu akzeptieren. Angesichts ihrer
se einzugliedern?                            strategischen Lage an der Nahtstelle zwi-
   Es ist jedoch an der Zeit, dieses Tabu    schen Atlantik und Mittelmeer und ge-
zu brechen und an das Sprichwort zu er-      genüber von Gibraltar, bestand Großbri-
innern, wonach derjenige, der sich nicht     tannien darauf, daß diese Hafenstadt
erinnert, immer wieder die gleichen Feh-     neutralisiert wurde, um den Einfluß sei-
ler macht. Es ist eine bekannte Tatsache,    ner traditionellen Rivalen Frankreich
daß Gemeinschaftsunternehmen, Fusio-         und Spanien einzudämmen. Nach mehr-
nen und Übernahmen im Privatsektor           jährigen Verhandlungen erhielt Tanger
vor allem wegen der unvereinbaren Un-        einen internationalen Status, der zwar
terschiede der Kulturen, sei es der Kul-     mehrfach geändert wurde, aber von 1923
tur der Gesellschaft oder der Unterneh-      bis 1956, dem Jahr, in dem Marokko
menskultur, scheitern. Das gleiche läßt      unabhängig wurde, Bestand hatte. Als
sich von Fusionen in Gestalt territorialer   Sonderzone behielt Tanger eine gewisse
Eingliederungen sagen. Aus ähnlichen         Autonomie, bis es 1960 mit einem grö-
652         Marginalien


ßeren Gebiet seines Hinterlandes ver-          rung als offizielle und einzige Währung
einigt und damit zu einer Stadt wie alle       eingeführt. Die Beamten erhielten zu-
anderen marokkanischen Städte wurde.           nächst die Erlaubnis, mehrere Pässe zu
   Ein umfassender Vergleich zwischen          besitzen, wurden aber später gezwungen,
Hongkong und Tanger ist hier nicht             den marokkanischen Paß zu nehmen und
möglich. Und kann man eine Stadt in            jede andere Staatsangehörigkeit aufzuge-
Nordafrika mit einer ostasiatischen Stadt      ben oder aber ihren Arbeitsplatz zu ver-
wie Hongkong überhaupt vergleichen?            lieren. An die Stelle der zuvor völlig frei-
Die einschlägigen statistischen Zahlen         en Besitzanteile an den Unternehmen
über Handel und Wirtschaftswachstum            trat ein obligatorischer marokkanischer
lassen aber schnell erkennen, welche ge-       Mehrheitsanteil von mindestes 51 Pro-
waltige Macht die Stadt einmal inner-          zent. Zeitungen in fremder Sprache wur-
halb kurzer Zeit als Stapelplatz, Freihan-     den zensiert, private fremdsprachige
delszone, Finanzzentrum und Hafen mit          Schulen geschlossen und die bisher an
multikultureller Toleranz entwickelt           der internationalen Praxis ausgerichte-
hatte. In seinen Glanzzeiten gab es in         ten Rechtsverfahren dem traditionellen
Tanger französische, spanische, englische      marokkanischen Recht − bestehend aus
und arabische Tageszeitungen, Rund-            übernommenem französischem Recht
funk- und Fernsehstationen von inter-          und muslimischer Scharia − angegli-
nationalem Ruf, Generalkonsulate aller         chen.
wichtigen Länder der Welt und daneben             Alle diese Veränderungen bedeuteten
die großartigen Villen berühmter               einen Vertrauensverlust und führten zu
Schriftsteller, Künstler und Filmstars.1       einem massiven Exodus von Kapital und
Der Reichtum der Stadt war ebenso le-          Menschen. Von 1956 bis 1958 gingen
gendär wie ihr Geist der freien Markt-         die Ausfuhren um fast 53 Prozent zu-
wirtschaft, von dem alle Teile der Bevöl-      rück, und die Goldguthaben wurden
kerung durchdrungen waren − Christen           nach Europa transferiert.2 Bankiers und
und Juden, Muslime, Europäer, Araber,          Diplomaten verließen ihre Villen, und
Amerikaner ebenso wie alle anderen eth-        Tausende seit Generationen ansässige
nischen oder konfessionellen Gruppen.          nichtarabische Einwohner verließen in
   Für den Vergleich zwischen Hong-            aller Eile das Land, wodurch der Anteil
kong und Tanger von Belang sind die Er-        der nichtarabischen Bevölkerung von
eignisse in der Übergangsphase Tangers         mehr als 30 Prozent im Jahr 1959 auf
von 1956 bis 1960. Freier Handel beruht        weniger als ein Prozent im Jahr 1990 zu-
weitgehend auf der Existenz liberaler          rückging. Da inländische Wanderungs-
Handelsvorschriften, einer nichtinter-         bewegungen kaum kontrolliert wurden,
ventionistischen Regierung sowie kom-          strömten Tausende armer Bauern in die
petenter und gegen Bestechung gefeiter         Stadt, die von dem höheren Lebensstan-
Beamter. Dies alles gab es in Tanger, bis      dard angelockt wurden. Dadurch bra-
Marokko zum Zeitpunkt der Eingliede-           chen die materiellen und sozialen Infra-
rung die Spielregeln änderte, obwohl es        strukturen zusammen, es kam zu Le-
das Gegenteil versprochen hatte, näm-          bensmittelknappheit, Arbeitslosigkeit,
lich die einzigartigen politischen und         Inflation und einem deutlichen Absin-
verwaltungstechnischen Verhältnisse in         ken des Hygienestandards.3
Tanger auch weiterhin zu gewährleisten.           Vom Standpunkt der jeweiligen
   Statt dessen wurde der freie Devisen-       Hauptstadt aus betrachtet, haben Pe-
handel unterbunden und die Landeswäh-          king und Rabat ähnliche Sorgen. Das an


1   Vgl. Michelle Green, The Dream at the End of the World. New York: HarperCollins 1991.
2   Vgl. Jean-Louis Mi` ge u.a., Tanger, port entre deux mondes. Paris: ACR Edition 1992.
                      e
3   Vgl. Lawdom Vaidon, Tanger, A Different Way. London: Scarecrow Press 1977.
Marginalien         653


der Peripherie Marokkos liegende Tan-       gen führen, um die Kontrolle über den
ger mit seiner jahrzehntelangen ausge-      größten Teil der Westsahara zu gewin-
prägt internationalen Ausrichtung und       nen. Es ist fest entschlossen, seine Gren-
seinem hohen Anteil an Ausländern war       zen um dieses Gebiet zu erweitern. Des-
auf Grund seiner strategischen Position     halb hat Marokko auch immer wieder die
am Meer für Einflüsse von außen offen       nationale Einheit, die Unterstellung un-
und damit ein potentielles Sicherheits-     ter die Zentralregierung und den geist-
risiko für den zentralistisch angelegten    lich-kulturellen Primat des herrschen-
marokkanischen Nationalstaat. Es war        den Königs betont. Forderungen von
auch kulturell der großen marokkani-        im Untergrund operierenden Gewerk-
schen Minderheit der Berber näher ver-      schaftsführern nach einer Abschaffung
wandt, die etwa 30 bis 40 Prozent der       der Monarchie und Einführung einer
Bevölkerung Nord-Marokkos ausmach-          parlamentarischen Demokratie sind vom
ten und die seit jeher für weniger Zen-     König aktiv bekämpft worden.
tralregierung durch eine überwiegend           Unter dem Gesichtspunkt der natio-
von Arabern dominierte Aristokraten-        nalen Einheit ist es nachzuvollziehen,
und Technokratenklasse optierten.           daß die zentralistisch-nationalistischen
   Peking muß bei der Eingliederung         Kräfte die wirtschaftliche Abhängigkeit
Hongkongs ähnliche Aspekte berück-          ihres Landes von einer einzigen Hafen-
sichtigen. Die Stadt ist weltoffen, und     stadt verringern wollten, die nach ihrer
ihre Einwohner sind Ausländer sowie         Ansicht auch noch unter ausländischem
Chinesen, die Kantonesisch sprechen         Einfluß stand. Marokko baute deshalb
und sich ihren südchinesischen Nach-        Casablanca zu einer Hafenstadt aus, um
barn näher fühlen als den Bürokraten aus    den dominierenden wirtschaftlichen und
Beijing: Deren Sprache ist Mandarin,        kulturellen Einfluß Tangers zu beschnei-
und sie stehen für Zentralismus und an-     den. China könnte in gleicher Weise ge-
tidemokratische Vernebelungstaktiken;       neigt sein, die Entwicklung Shanghais
kulturelle Freiheit bekämpfen sie als       zu fördern, um aus wirtschaftlichen wie
gefährliches, vom Westen importiertes       aus politischen Gründen die beherr-
Gedankengut.                                schende Position Hongkongs zu schwä-
   Vom Standpunkt der nationalen Ein-       chen. Im Hinblick auf das innere Gleich-
heit haben beide Länder auch ähnliche       gewicht und die Gleichstellung der ein-
Sorgen in bezug auf die Unverletzbarkeit    zelnen Provinzen sind solche Bestrebun-
ihrer territorialen Grenzen. Die Einglie-   gen durchaus verständlich, sie könnten
derung Hongkongs tangiert auch das          jedoch den plötzlichen Zusammenbruch
heikle Problem Taiwan und etwaige Ten-      gerade der Stadt zur Folge haben, die die
denzen, die zum Auseinanderfallen und       zum Aufbau des Landes erforderlichen
zur Aufsplitterung Chinas führen könn-      finanziellen und technischen Ressourcen
ten. Daher die Nervosität bei der bloßen    liefert.
Erwähnung der Unabhängigkeit Tai-              In Tanger kam es zu einem solchen
wans oder Hongkongs und die Betonung        Zusammenbruch, den Marokko zwar
von Patriotismus und Gehorsam gegen-        überlebte, aber nur auf Kosten eines
über dem Mutterland.                        gewaltigen Verlustes an wirtschaftlicher
   Marokko führt seit langem einen          und kultureller Vitalität. Mittlerweile
Kampf in einem Gebiet der Westsahara,       ist Marokko bemüht, seine Fehler aus-
das früher spanischer Kolonialbesitz war    zubügeln, indem es beispielsweise das
und dessen Führer heute die Unabhän-        Gebiet von Tanger zu einer Sonderwirt-
gigkeit fordern, worin sie von einigen      schaftszone erklärt und Ausländern gün-
Ländern unterstützt werden. Marokko         stige Investitionsmöglichkeiten anbie-
hat seine Ansprüche auf dieses Gebiet       tet. Diese Versuche sind bis jetzt erfolg-
ausgedehnt und mußte in der Folge           los geblieben. Um das Vertrauen der in-
mehrere bewaffnete Auseinandersetzun-       ternationalen Investoren wiederherzu-
654        Marginalien


stellen, bedarf es Rahmenbedingungen,       Staatsdiener, garantierte Zugangsmög-
die der wirtschaftlichen und sozialen       lichkeiten zu den öffentlichen Diensten
Dynamik Auftrieb geben, die Toleranz        für alle Mitglieder der Gesellschaft, Ver-
zwischen den einzelnen Bevölkerungs-        meidung von Monopolstellungen so-
gruppen und Konfessionen fördern und        wohl privater als auch öffentlicher Un-
Ausländer anlocken, die schließlich ein     ternehmen. Ein Vertrauensverlust dage-
unerläßliches Element der globalen          gen läßt sich an ganz konkreten Sympto-
Wirtschaft sind. Solche Offenheit und       men ablesen, wie etwa einem drastischen
gesellschaftliche Toleranz lassen sich      Anstieg spekulativer Aktien- und Im-
jedoch nicht nur durch Verordnungen         mobiliengeschäfte, wachsenden Infla-
erzielen.                                   tionsraten, Devisenhortung und einer
   Um das Vertrauen der Investoren zu       sich plötzlich ausweitenden Flucht von
gewinnen und zu erhalten, sind Zeit, Er-    Kapital und Menschen ins Ausland.
fahrung, Offenheit und ein fester Wille        Genau diese Symptome waren vor
erforderlich. Ein freier Handel setzt ein   dem Zusammenbruch Tangers zu ver-
solides Regierungs- und Verwaltungssy-      zeichnen. Das Auftauchen solcher Sym-
stem voraus: verläßliche und transparen-    ptome sollte der neuen Hongkonger Re-
te Vorschriften, diskriminierungsfreie      gierung und vor allem den Regierungs-
Behandlung von Personen und Unter-          stellen in Beijing, die diese schwierige
nehmen, ständige Überwachung und            Übergangsphase in den Griff bekommen
Ahndung korrupten Verhaltens der            müssen, als Warnung dienen.
Note: This publication has been made available by CSEND.org with the agrement of the author.




                        The Centre for Socio-Eco-Nomic Development (CSEND) aims at
promoting equitable, sustainable and integrated development through dialogue and
institutional learning.




Diplomacy Dialogue is a branch of the Centre for Socio-Eco-Nomic Development
(CSEND), a non-profit R&D organization based in Geneva, Switzerland since 1993.

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  • 1. Marginalien 651 Mißglückt Hongkongs Eingliederung? Tanger als warnendes Beispiel Von Raymond Saner Die Übergabefeiern vom 1. Juli 1997 Eingliederungen völlig anderer Kultu- sind bereits Geschichte, und die Hong- ren zu lernen, könnte deshalb für China, konger fragen sich ebenso wie die ganze für Hongkong und für die ganze Welt Welt, ob die rasche Aufhebung der in der nützlich sein. Denn viel steht auf dem letzten Phase der Kolonialzeit erlassenen Spiel, nicht zuletzt das Schicksal von Gesetze durch die neuen Gesetzgeber be- sechs Millionen Menschen, die in dieser reits den Anfang vom Ende der Idee »ein überaus blühenden und dynamischen Land − zwei Systeme« einläutet. Hält Stadt leben. China seine Versprechen und wahrt die Wie verliefen beispielsweise die Ein- Identität und Autonomie Hongkongs, gliederungen der Hafenstädte Hamburg, oder wird es den Prozeß der Eingliede- Triest oder Tanger in ihr jeweiliges Mut- rung Hongkongs in das Mutterland be- terland? Besonders der letzte Fall ist in- schleunigen? Wird diese territoriale Ein- teressant, er ist der jüngste seiner Art, gliederung reibungslos oder mit Er- und auch hier wurde eine blühende, schütterungen verlaufen? hochentwickelte und international aus- Die Auguren unter den immer zahl- gerichtete Hafenstadt in ein armes, un- reicheren Hongkong- und Chinaexper- terentwickeltes und nach innen gewand- ten scheinen ungeachtet ihrer unter- tes Mutterland eingegliedert. schiedlichen Standpunkte in ihren Vor- Tangers lange Geschichte geht bis auf hersagen erstaunlich übereinzustimmen. die Phönizier und Römer zurück, seine In der überwiegenden Mehrzahl erwar- internationale Bedeutung begann jedoch ten sie eine durchaus funktionsfähige erst mit einem britisch-marokkanischen Ehe, eine kleine Minderheit befürchtet Handelsvertrag im Jahr 1856, der den einige Übergangskonflikte, aber prak- Warenverkehr über Tanger ankurbelte. tisch niemand rechnet offen mit der Kolonialkriege und Annektierungen Möglichkeit eines eindeutigen Fehl- marokkanischer Gebiete durch Spanien schlags. Und wäre es nicht geradezu be- und Frankreich in der zweiten Hälfte des leidigend vorauszusagen, China werde es 19. Jahrhunderts zwangen den Sultan nicht gelingen, Hongkong auf friedli- Marokkos, die Internationalisierung che, konstruktive und harmonische Wei- Tangers zu akzeptieren. Angesichts ihrer se einzugliedern? strategischen Lage an der Nahtstelle zwi- Es ist jedoch an der Zeit, dieses Tabu schen Atlantik und Mittelmeer und ge- zu brechen und an das Sprichwort zu er- genüber von Gibraltar, bestand Großbri- innern, wonach derjenige, der sich nicht tannien darauf, daß diese Hafenstadt erinnert, immer wieder die gleichen Feh- neutralisiert wurde, um den Einfluß sei- ler macht. Es ist eine bekannte Tatsache, ner traditionellen Rivalen Frankreich daß Gemeinschaftsunternehmen, Fusio- und Spanien einzudämmen. Nach mehr- nen und Übernahmen im Privatsektor jährigen Verhandlungen erhielt Tanger vor allem wegen der unvereinbaren Un- einen internationalen Status, der zwar terschiede der Kulturen, sei es der Kul- mehrfach geändert wurde, aber von 1923 tur der Gesellschaft oder der Unterneh- bis 1956, dem Jahr, in dem Marokko menskultur, scheitern. Das gleiche läßt unabhängig wurde, Bestand hatte. Als sich von Fusionen in Gestalt territorialer Sonderzone behielt Tanger eine gewisse Eingliederungen sagen. Aus ähnlichen Autonomie, bis es 1960 mit einem grö-
  • 2. 652 Marginalien ßeren Gebiet seines Hinterlandes ver- rung als offizielle und einzige Währung einigt und damit zu einer Stadt wie alle eingeführt. Die Beamten erhielten zu- anderen marokkanischen Städte wurde. nächst die Erlaubnis, mehrere Pässe zu Ein umfassender Vergleich zwischen besitzen, wurden aber später gezwungen, Hongkong und Tanger ist hier nicht den marokkanischen Paß zu nehmen und möglich. Und kann man eine Stadt in jede andere Staatsangehörigkeit aufzuge- Nordafrika mit einer ostasiatischen Stadt ben oder aber ihren Arbeitsplatz zu ver- wie Hongkong überhaupt vergleichen? lieren. An die Stelle der zuvor völlig frei- Die einschlägigen statistischen Zahlen en Besitzanteile an den Unternehmen über Handel und Wirtschaftswachstum trat ein obligatorischer marokkanischer lassen aber schnell erkennen, welche ge- Mehrheitsanteil von mindestes 51 Pro- waltige Macht die Stadt einmal inner- zent. Zeitungen in fremder Sprache wur- halb kurzer Zeit als Stapelplatz, Freihan- den zensiert, private fremdsprachige delszone, Finanzzentrum und Hafen mit Schulen geschlossen und die bisher an multikultureller Toleranz entwickelt der internationalen Praxis ausgerichte- hatte. In seinen Glanzzeiten gab es in ten Rechtsverfahren dem traditionellen Tanger französische, spanische, englische marokkanischen Recht − bestehend aus und arabische Tageszeitungen, Rund- übernommenem französischem Recht funk- und Fernsehstationen von inter- und muslimischer Scharia − angegli- nationalem Ruf, Generalkonsulate aller chen. wichtigen Länder der Welt und daneben Alle diese Veränderungen bedeuteten die großartigen Villen berühmter einen Vertrauensverlust und führten zu Schriftsteller, Künstler und Filmstars.1 einem massiven Exodus von Kapital und Der Reichtum der Stadt war ebenso le- Menschen. Von 1956 bis 1958 gingen gendär wie ihr Geist der freien Markt- die Ausfuhren um fast 53 Prozent zu- wirtschaft, von dem alle Teile der Bevöl- rück, und die Goldguthaben wurden kerung durchdrungen waren − Christen nach Europa transferiert.2 Bankiers und und Juden, Muslime, Europäer, Araber, Diplomaten verließen ihre Villen, und Amerikaner ebenso wie alle anderen eth- Tausende seit Generationen ansässige nischen oder konfessionellen Gruppen. nichtarabische Einwohner verließen in Für den Vergleich zwischen Hong- aller Eile das Land, wodurch der Anteil kong und Tanger von Belang sind die Er- der nichtarabischen Bevölkerung von eignisse in der Übergangsphase Tangers mehr als 30 Prozent im Jahr 1959 auf von 1956 bis 1960. Freier Handel beruht weniger als ein Prozent im Jahr 1990 zu- weitgehend auf der Existenz liberaler rückging. Da inländische Wanderungs- Handelsvorschriften, einer nichtinter- bewegungen kaum kontrolliert wurden, ventionistischen Regierung sowie kom- strömten Tausende armer Bauern in die petenter und gegen Bestechung gefeiter Stadt, die von dem höheren Lebensstan- Beamter. Dies alles gab es in Tanger, bis dard angelockt wurden. Dadurch bra- Marokko zum Zeitpunkt der Eingliede- chen die materiellen und sozialen Infra- rung die Spielregeln änderte, obwohl es strukturen zusammen, es kam zu Le- das Gegenteil versprochen hatte, näm- bensmittelknappheit, Arbeitslosigkeit, lich die einzigartigen politischen und Inflation und einem deutlichen Absin- verwaltungstechnischen Verhältnisse in ken des Hygienestandards.3 Tanger auch weiterhin zu gewährleisten. Vom Standpunkt der jeweiligen Statt dessen wurde der freie Devisen- Hauptstadt aus betrachtet, haben Pe- handel unterbunden und die Landeswäh- king und Rabat ähnliche Sorgen. Das an 1 Vgl. Michelle Green, The Dream at the End of the World. New York: HarperCollins 1991. 2 Vgl. Jean-Louis Mi` ge u.a., Tanger, port entre deux mondes. Paris: ACR Edition 1992. e 3 Vgl. Lawdom Vaidon, Tanger, A Different Way. London: Scarecrow Press 1977.
  • 3. Marginalien 653 der Peripherie Marokkos liegende Tan- gen führen, um die Kontrolle über den ger mit seiner jahrzehntelangen ausge- größten Teil der Westsahara zu gewin- prägt internationalen Ausrichtung und nen. Es ist fest entschlossen, seine Gren- seinem hohen Anteil an Ausländern war zen um dieses Gebiet zu erweitern. Des- auf Grund seiner strategischen Position halb hat Marokko auch immer wieder die am Meer für Einflüsse von außen offen nationale Einheit, die Unterstellung un- und damit ein potentielles Sicherheits- ter die Zentralregierung und den geist- risiko für den zentralistisch angelegten lich-kulturellen Primat des herrschen- marokkanischen Nationalstaat. Es war den Königs betont. Forderungen von auch kulturell der großen marokkani- im Untergrund operierenden Gewerk- schen Minderheit der Berber näher ver- schaftsführern nach einer Abschaffung wandt, die etwa 30 bis 40 Prozent der der Monarchie und Einführung einer Bevölkerung Nord-Marokkos ausmach- parlamentarischen Demokratie sind vom ten und die seit jeher für weniger Zen- König aktiv bekämpft worden. tralregierung durch eine überwiegend Unter dem Gesichtspunkt der natio- von Arabern dominierte Aristokraten- nalen Einheit ist es nachzuvollziehen, und Technokratenklasse optierten. daß die zentralistisch-nationalistischen Peking muß bei der Eingliederung Kräfte die wirtschaftliche Abhängigkeit Hongkongs ähnliche Aspekte berück- ihres Landes von einer einzigen Hafen- sichtigen. Die Stadt ist weltoffen, und stadt verringern wollten, die nach ihrer ihre Einwohner sind Ausländer sowie Ansicht auch noch unter ausländischem Chinesen, die Kantonesisch sprechen Einfluß stand. Marokko baute deshalb und sich ihren südchinesischen Nach- Casablanca zu einer Hafenstadt aus, um barn näher fühlen als den Bürokraten aus den dominierenden wirtschaftlichen und Beijing: Deren Sprache ist Mandarin, kulturellen Einfluß Tangers zu beschnei- und sie stehen für Zentralismus und an- den. China könnte in gleicher Weise ge- tidemokratische Vernebelungstaktiken; neigt sein, die Entwicklung Shanghais kulturelle Freiheit bekämpfen sie als zu fördern, um aus wirtschaftlichen wie gefährliches, vom Westen importiertes aus politischen Gründen die beherr- Gedankengut. schende Position Hongkongs zu schwä- Vom Standpunkt der nationalen Ein- chen. Im Hinblick auf das innere Gleich- heit haben beide Länder auch ähnliche gewicht und die Gleichstellung der ein- Sorgen in bezug auf die Unverletzbarkeit zelnen Provinzen sind solche Bestrebun- ihrer territorialen Grenzen. Die Einglie- gen durchaus verständlich, sie könnten derung Hongkongs tangiert auch das jedoch den plötzlichen Zusammenbruch heikle Problem Taiwan und etwaige Ten- gerade der Stadt zur Folge haben, die die denzen, die zum Auseinanderfallen und zum Aufbau des Landes erforderlichen zur Aufsplitterung Chinas führen könn- finanziellen und technischen Ressourcen ten. Daher die Nervosität bei der bloßen liefert. Erwähnung der Unabhängigkeit Tai- In Tanger kam es zu einem solchen wans oder Hongkongs und die Betonung Zusammenbruch, den Marokko zwar von Patriotismus und Gehorsam gegen- überlebte, aber nur auf Kosten eines über dem Mutterland. gewaltigen Verlustes an wirtschaftlicher Marokko führt seit langem einen und kultureller Vitalität. Mittlerweile Kampf in einem Gebiet der Westsahara, ist Marokko bemüht, seine Fehler aus- das früher spanischer Kolonialbesitz war zubügeln, indem es beispielsweise das und dessen Führer heute die Unabhän- Gebiet von Tanger zu einer Sonderwirt- gigkeit fordern, worin sie von einigen schaftszone erklärt und Ausländern gün- Ländern unterstützt werden. Marokko stige Investitionsmöglichkeiten anbie- hat seine Ansprüche auf dieses Gebiet tet. Diese Versuche sind bis jetzt erfolg- ausgedehnt und mußte in der Folge los geblieben. Um das Vertrauen der in- mehrere bewaffnete Auseinandersetzun- ternationalen Investoren wiederherzu-
  • 4. 654 Marginalien stellen, bedarf es Rahmenbedingungen, Staatsdiener, garantierte Zugangsmög- die der wirtschaftlichen und sozialen lichkeiten zu den öffentlichen Diensten Dynamik Auftrieb geben, die Toleranz für alle Mitglieder der Gesellschaft, Ver- zwischen den einzelnen Bevölkerungs- meidung von Monopolstellungen so- gruppen und Konfessionen fördern und wohl privater als auch öffentlicher Un- Ausländer anlocken, die schließlich ein ternehmen. Ein Vertrauensverlust dage- unerläßliches Element der globalen gen läßt sich an ganz konkreten Sympto- Wirtschaft sind. Solche Offenheit und men ablesen, wie etwa einem drastischen gesellschaftliche Toleranz lassen sich Anstieg spekulativer Aktien- und Im- jedoch nicht nur durch Verordnungen mobiliengeschäfte, wachsenden Infla- erzielen. tionsraten, Devisenhortung und einer Um das Vertrauen der Investoren zu sich plötzlich ausweitenden Flucht von gewinnen und zu erhalten, sind Zeit, Er- Kapital und Menschen ins Ausland. fahrung, Offenheit und ein fester Wille Genau diese Symptome waren vor erforderlich. Ein freier Handel setzt ein dem Zusammenbruch Tangers zu ver- solides Regierungs- und Verwaltungssy- zeichnen. Das Auftauchen solcher Sym- stem voraus: verläßliche und transparen- ptome sollte der neuen Hongkonger Re- te Vorschriften, diskriminierungsfreie gierung und vor allem den Regierungs- Behandlung von Personen und Unter- stellen in Beijing, die diese schwierige nehmen, ständige Überwachung und Übergangsphase in den Griff bekommen Ahndung korrupten Verhaltens der müssen, als Warnung dienen.
  • 5. Note: This publication has been made available by CSEND.org with the agrement of the author. The Centre for Socio-Eco-Nomic Development (CSEND) aims at promoting equitable, sustainable and integrated development through dialogue and institutional learning. Diplomacy Dialogue is a branch of the Centre for Socio-Eco-Nomic Development (CSEND), a non-profit R&D organization based in Geneva, Switzerland since 1993.