Vortrag zum Thema "Burnout bei Ärzten" am 7. November 2012 in der Privatpraxis im Park in Bonn.
Die Privatpraxis im Park ist eine Praxis für Psychologische Psychotherapie und Supervision, die am 1. Oktober 2012 von Diplom-Psychologin Cora Kepka gegründet wurde. Vorher arbeitete Frau Kepka langjährig als Leitende Psychologin in der AHG Klinik Tönisstein in Bad Neuenahr.
Mittels der kognitiven Verhaltenstherapie werden Patienten mit diversen psychischen Störungsbildern (z. B. Sucht, Ängste, Depressionen, Burnout, Mobbing, Traumata, Essstörungen) behandelt bzw. Klienten beraten.
Das Konzept sieht vor, die Einstiegshürden niedrig zu halten. So können Mütter ihre Kinder mitbringen (es gibt eine schöne Spielecke) oder Klienten, die nicht in die Praxis kommen wollen, können sich telefonisch oder online psychologisch beraten lassen.
Weitere umfassende Informationen finden Sie hier:
Homepage: http://www.privatpraxis-im-park.de
Twitter: http://twitter.com/@PsychBonn
Facebook: http://facebook.com/psychotherapie.bonn
XING: http://xing.to/cora_kepka
Linkedin: http://www.linkedin.com/in/corakepka
1. Privatpraxis im Park: Burnout bei Ärzten
Cora Kepka, Psychologische Psychotherapeutin http://twitter.com/psychbonn
Adresse: Koblenzer Straße 75, 53177 Bonn
Telefon: 0228-61 95-63 00 http://xing.to/cora_kepka
Internet: www.privatpraxis-im-park.de
E-Mail: cora.kepka@privatpraxis-im-park.de http://pinterest.com/psychotherapie
2. Burnout: Inhalt
Inhalt
Grundsätzliches
- Definition, Abgrenzung
- Hintergrundinformationen: Zahlen
Woran erkenne ich bei Patienten Burnout?
- Phasen des Burnout
- Symptome
- Körperliche Symptome
Burnout bei Ärzten
- Welche speziellen Risikofaktoren haben Ärzte?
- Faktoren, die Burnout verhindern
- Prävention und Behandlung
Diplom-Psychologin Cora Kepka
www.privatpraxis-im-park.de Bonn, 07. November 2012, Seite 2
3. Definition, Abgrenzung
Definition
Keine einheitliche Definition
ICD-10: keine Behandlungsdiagnose, nur Zusatzdiagnose: Z73.0 Erschöpfungssyndrom
Beschreibung:
Burnout ist eine Erosion der Werte, der Würde, des Geistes und des Willens - eine
Erosion der menschlichen Seele. Es ist ein Leiden, das sich schrittweise und ständig
ausbreitet und Menschen in eine Abwärtsspirale zieht, aus der das Entkommen
schwer ist (Maslach & Leiter, 1997)
Kernsypmtome:
Emotionale Erschöpfung
Depersonalisation
Leistungsunzufriedenheit
Diplom-Psychologin Cora Kepka
www.privatpraxis-im-park.de Bonn, 07. November 2012, Seite 3
4. Definition, Abgrenzung
Abgrenzung
Depression:
- Burnout ohne Depression ist selten, Depression ohne Burnout ist häufig
- Burnout kann zur Depression werden
- Depression kann zu Burnout werden
Stress:
- Berufszufriedenheit wirkt protektiv vor negativen Stressauswirkungen
- Individuell unterschiedliche Reaktionen auf Stress
- Stress kann zu Burnout werden
Larvierte PTBS:
- Ähnliche Symptome von Burnout und PTBS:
Wiederkehrende Erinnerungen, Vermeidungsverhalten, Übererregbarkeit, Gefühl
von Betäubtsein, emotionaler Stumpfheit
Burnout-assoziierte ICD-10-Diagnosen
Diplom-Psychologin Cora Kepka
www.privatpraxis-im-park.de Bonn, 07. November 2012, Seite 4
5. Hintergrundinformationen: Zahlen
Arbeitssituation und psychisch bedingte Erkrankungen:
Selbsteinschätzung von Arbeitnehmern (Studie des Fürstenberg-Instituts 2011):
62 %: körperliche Beschwerden
69 %: psychosoziale Probleme
48 %: private oder familiäre Sorgen
84 %: durch Bedingungen am Arbeitsplatz belastet
Innerhalb der letzten 5 Jahre gab es einen Anstieg der Anzahl von psychisch
bedingten Fehltagen um 61 %! (Gesundheitsreport TK 2012)
Zunahme der Anzahl an Menschen um 37,3 %, die seit 1993 aufgrund psychischer
Erkrankungen arbeitsunfähig geworden sind. (DRV)
Steigerung der Produktivität deutscher Arbeitnehmer um 33,1 % von 1993-2010
(Statistisches Bundesamt)
Ca. 30 % der Ärzte leiden unter Burnout und kommen viel zu spät in Behandlung
Diplom-Psychologin Cora Kepka
www.privatpraxis-im-park.de Bonn, 07. November 2012, Seite 5
6. Woran erkenne ich bei Patienten Burnout?
Phasen des Burnout:
Hyperaktivität
Hohes Leistungsvermögen, Selbstüberschätzung, Begeisterung
Reizbarkeit
Anspannung, Unausgeglichenheit, Schlaflosigkeit
Reduziertes Engagement
Reduktion von sozialen Kontakten, Antriebsschwäche, Planlosigkeit
Funktionsausfälle und Hoffnungslosigkeit
Nachlassen der Leistungsfähigkeit, Resignation, Konzentrations- und
Gedächtnisschwäche, Aufgabe von angenehmen Aktivitäten
Versagensängste
Suchtmittelkonsum, Resignation, Hoffnungslosigkeit, Apathie
Endphase
Verzweiflung, Depression, Suizid
Diplom-Psychologin Cora Kepka
www.privatpraxis-im-park.de Bonn, 07. November 2012, Seite 6
7. Woran erkenne ich bei Patienten Burnout?
Frühsymptome des Burnout:
Persönlichkeit:
- Unsicherheit, Empfindlichkeit, Launenhaftigkeit, Gereiztheit, Misstrauen
- Verleugnung eigener Wünsche und Bedürfnisse
- Selbstbetäubung durch Suchtmittel, Internet
Zwischenmenschlicher Bereich:
- Beschränkung sozialer Kontakte
- Keine Rücksichtnahme auf andere
- Zunahme von Kritik seitens der Kollegen, Sorgen von Bezugspersonen
Arbeitsplatz:
- Überzeugung der Unentbehrlichkeit
- Drang, alles selber machen zu wollen; Delegieren nicht möglich
- Ungerechtfertigte Schuldzuweisungen, eigene Misserfolge herunterspielen
- Hektik; keine Zeit haben, schon gar nicht für Erholung
- Gefühl, ausgebeutet zu werden
- Verlust des beruflichen Idealismus
Diplom-Psychologin Cora Kepka
www.privatpraxis-im-park.de Bonn, 07. November 2012, Seite 7
8. Woran erkenne ich bei Patienten Burnout?
Deutliche Verdachtszeichen für Burnout:
Persönlichkeit:
- Frustration, sich niedergeschlagen fühlen
- Ständige Müdigkeit, Erschöpfung, fehlende Energie
- Interesselosigkeit
- Unbestimmte Angst, Schuldgefühle
- Launenhaftigkeit, Intoleranz
Zwischenmenschlicher Bereich:
- Generelle Abneigung gegen Menschen
- Wenig Verständnis für die Sorgen anderer, kein Mitgefühl
Arbeitsplatz:
- Funktionsstörungen, Leistungsabfall; Vernachlässigung von Aufgaben, Arbeit
- Scheu vor Entscheidungen, Desorganisation
- Lustlosigkeit, keine Freude am Beruf
- Selbstmitleid, Beschwerde über mangelnde Anerkennung
Diplom-Psychologin Cora Kepka
www.privatpraxis-im-park.de Bonn, 07. November 2012, Seite 8
10. Woran erkenne ich bei Patienten Burnout?
Körperliche Symptome bei Burnout:
- Schwindel, Schlafstörungen, Müdigkeit
- Herz-Kreislaufprobleme
- Immunsystem
- Kopfschmerzen
- Schulter-/Nacken-/Rückenschmerzen
- Somatisierungsstörungen
- Störungen des Magen-/ Darmtraktes
- Erhöhtes Schmerzerleben
- Nervöse Symptome: Tics, Zähneknirschen, Zittern, Zucken im Gesicht
- Tinnitus
- Sexuelle Funktionsstörungen
- Ess-Störungen: Gewichtsabnahme/ -zunahme
- Sucht
Diplom-Psychologin Cora Kepka
www.privatpraxis-im-park.de Bonn, 07. November 2012, Seite 10
11. Warum sind Ärzte besonders gefährdet?
Persönliche Auslösebedingungen:
- Neurotizismus
- Soziale Kontaktstörungen
- Soziale Phobien
- Zwanghaftigkeit
- Niedriges Selbstwertgefühl
- Traumatisierung in Kindheit
- Perfektionismus, hohe Anspruchshaltung, keine Fehler machen wollen
- Druck, Ansprüche anderer erfüllen zu müssen
- Gefühle und Bedürfnisse werden unterdrückt
- Hohes Verantwortungsbewusstsein
- Idealismus
Diplom-Psychologin Cora Kepka
www.privatpraxis-im-park.de Bonn, 07. November 2012, Seite 11
12. Warum sind Ärzte besonders gefährdet?
Sozialisation der Ärzte:
Kindheit, Schule:
- Leistungen sind gefragt; Leistung, um sich Liebe zu erarbeiten
- Narzisstische Bedürftigkeit, Suche nach Anerkennung über Leistung
- Eigene Gefühle, Bedürfnisse werden zunehmend mehr verleugnet
Studium:
- Enorme Hürden
- Stark verschultes System
- Hoher finanzieller und zeitlicher Einsatz
Tätigkeit als Arzt:
- Nahezu kein Patientenkontakt, dann plötzliche Verantwortungsübernahme
- Keine Vorbereitung auf Tod, Leiden, Krankheit, anspruchsvolle Patienten
- Paradoxie: gerne helfen wollen zu müssen!
- Persönliche Leistungsgrenzen ignorieren
- Stress wird als dazugehörig erlebt
- Gefühl der Unentbehrlichkeit
- Hohes Anspruchsniveau bzgl. Leistung, Einnahmen, Zielen, Status
- Finanzielle Selbstüberforderungsfalle
Diplom-Psychologin Cora Kepka
www.privatpraxis-im-park.de Bonn, 07. November 2012, Seite 12
13. Warum sind Ärzte besonders gefährdet?
Zwischenmenschliche Auslösebedingungen:
Private Kontakte:
- Partnerschaftsprobleme, familiäre Konflikte
Berufliche Kontakte:
- Probleme mit Arbeitskollegen, Krankenkassen, Berufsverbänden etc.
Patientenkontakte:
- Aggressive, ansprüchliche, ungebildete Patienten
- Doctor hopping, Internet-Infos
- Monotonieempfinden
- Forderungen der Patienten, ständig ansprechbar und in Bereitschaft zu sein
- geringe Compliance
- Versuch von Patienten, den Arzt für mangelnde Heilung verantwortlich zu machen
Massive zwischenmenschliche Belastungen:
- Mitteilung von einschneidenden Diagnosen
- Umgang mit Ängsten der Patienten
- Umgang mit kritischen Belastungen (Todesfall, Verschlechterung)
Diplom-Psychologin Cora Kepka
www.privatpraxis-im-park.de Bonn, 07. November 2012, Seite 13
14. Warum sind Ärzte besonders gefährdet?
Arbeitsplatzbedingte Auslösefaktoren:
- Fehlende Anerkennung von außen
- Dauerbelastung
- Hohe Arbeitszeit
- Zeitdruck
- Konfrontation mit Krankheit, Tod
Praxis:
- Hohe Patientenzahl: in 11 Stunden pro Tag 51 Patienten
- Menschlichkeit vs. betriebswirtschaftliche Faktoren
- Zunehmende Verwaltungsarbeiten, Absicherungsdiagnostik
- Finanzieller Druck, unzureichende Entlohnung
Klinik:
- Starke Fremdbestimmung, keine Entscheidungsfreiheit
- Hierarchische Strukturen in Kliniken
- Ansprüche von Patienten, Pflegepersonal, Kollegen, Vorgesetzten
- Unregelmäßige Arbeitszeiten, Dienste
Diplom-Psychologin Cora Kepka
www.privatpraxis-im-park.de Bonn, 07. November 2012, Seite 14
15. Faktoren, die Burnout verhindern
Resilienz kann gesteigert werden:
Ressourcen aktivieren:
- Selbstwirksamkeitserwartung
- Interesse am Beruf
- Selbstbewusstsein
- Erfolgserfahrung
- Sinnhaftigkeit
- Kompetenz
- Familiäre, freundschaftliche Beziehungen, außerberufliche Interessen
Wahrnehmen und Reagieren auf:
- Eigene Grenzen
- Erschöpfungssignale
Den eigenen Gestaltungsbereich erweitern hinsichtlich:
- Belastungen
- Berufstätigkeit
- Arbeitsergebnis
Diplom-Psychologin Cora Kepka
www.privatpraxis-im-park.de Bonn, 07. November 2012, Seite 15
16. Prävention und Behandlung
Prävention bei Frühsymptomen
- Grundwerte und Ziele überprüfen
- Belastende Umstände und überfordernde Verhaltensmuster hinterfragen
- Hilfe annehmen
- Sich abgrenzen
- Prioritäten setzen
- Delegieren und abgeben
- Auszeiten einhalten
- Veränderungen am Arbeitsplatz einführen: z. B. feste Telefonzeiten, Pausen
- Angenehme Tätigkeiten identifizieren und durchführen
- Achtsamkeit
- Ressourcen wieder entdecken
- Zeit schaffen für Ruhe, Sport, Entspannungstechniken
Diplom-Psychologin Cora Kepka
www.privatpraxis-im-park.de Bonn, 07. November 2012, Seite 16
17. Prävention und Behandlung
Therapie bei fortgeschrittenem Burnout:
Behandlung der Folgeerkrankung:
- Depression
- Suchterkrankung
- Angststörung
- Suizidalität
Behandlung der Burnoutproblematik:
- Einblick in die eigene Erkrankung
- Kognitive Maßnahmen
- Emotionen
- Präventive Maßnahmen
- Sinn- und Wertfragen
- Burnout-Rückfallprophylaxe
Diplom-Psychologin Cora Kepka
www.privatpraxis-im-park.de Bonn, 07. November 2012, Seite 17
18. Literatur
Verwendete Literatur:
Bergner, Thomas M. H. (2010): Burnout bei Ärzten. Stuttgart: Schattauer.
Bergner, Thomas M. H. (2010): Burnout-Prävention: Das 12-Stufenprogramm zur
Selbsthilfe. Stuttgart: Schattauer.
Burisch, Matthias (2010): Das Burnout-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung.
Springer Berlin Heidelberg.
Seidel (2011), Wolfgang: Burnout. Hannover: Humboldt.
Weimer, Stefanie & Pöll, Maureen (2012): Burnout - ein Behandlungsmanual. Stuttgart:
Klett-Cotta.
Buchempfehlung - bisher noch nicht erschienen:
Zwack, Julika (23. Januar 2013): Wie Ärzte gesund bleiben: Resilienz statt Burnout.
Stuttgart: Thieme.
Diplom-Psychologin Cora Kepka
www.privatpraxis-im-park.de Bonn, 07. November 2012, Seite 18