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Bangr nooma 2009
1. TERRE DES FEMMES
Bangr-Nooma – nichts Besseres als
Wissen Aufklärung als Schlüssel gegen Genitalverstümmelung
Regine Bouédibéla und Sabrine Gasmi
In Burkina Faso kämpft seit 1998 Daher stehen Aufklärungskampagnen ge- zudenken. In der Geschäftsstelle werden
der Verein Bangr-Nooma mit gen die genitale Verstümmelung im Mit- täglich, bis auf Sonntag, gefährdete
großem Erfolg gegen Genital- telpunkt der Arbeit von Bangr-Nooma. Mädchen und Frauen beraten und unter-
verstümmelung. Dabei werden Diese auf mindestens drei Jahre ausge- stützt. Es wird, wenn möglich, einmal am
traditionelle Autoritäten als richteten Aufklärungskampagnen richten Tag Essen für die Zuflucht Suchenden aus-
Verbündete einbezogen, junge sich vor allem an Mädchen und Frauen, gegeben. Bangr-Nooma stellt Medika-
Frauen und Mädchen beraten aber auch an traditionelle und religiöse Au- mente für die erste Hilfe bereit und orga-
und ehemalige Beschneiderinnen toritäten wie zum Beispiel Dorfchefs, Leh- nisiert Filmabende zu Sexualität, Aids,
rer sowie an alle jene, die in ihren Ge- Früh- und Zwangsheirat.
umgeschult. TERRE DES FEMMES
meinschaften Ansehen genießen. In den letzten elf Jahren konnte Bangr-
(TDF) unterstützt dieses Projekt,
Nooma mehr als 32.000 Mädchen nach-
informiert in Deutschland und Die Erfolge weislich vor einer genitalen Verstümme-
sammelt dazu Spenden.
Eine wichtige Anlaufstelle für benachtei- lung bewahren. Dank Bangr-Nooma gibt
ligte Mädchen und Frauen ist die Ge- es heute in knapp 760 Dorfgemeinschaf-
Anfang 2009 besuchte Regine Bouédibéla, schäftsstelle von Bangr-Nooma (Associati- ten Komitees gegen diese Praktik und es
TDF-Projektkoordinatorin, Bangr-Nooma on Bangr-Nooma, kurz ABN), die mit Hilfe finden dort auch keine Genitalverstümme-
in Burkina Faso. Sie konnte sich vor Ort ein von TERRE DES FEMMES im Jahr 2005 auf- lungen mehr statt. Über 200 Beschneide-
Bild über die bisherigen Erfolge machen. gebaut wurde. Mädchen, die vor einer rinnen und ihre Assistentinnen gaben ihr
Dennoch bleibt noch viel zu tun, denn im- drohenden Genitalverstümmelung fliehen, Handwerk auf und schlossen sich teilwei-
mer mehr Dörfer möchten mit Bangr Noo- finden dort Beratung und Schutz. Aber se der Kampagne an. Knapp 160 von ih-
ma zusammenarbeiten. auch Mädchen und Frauen, die vergewal- nen bekamen von Bangr-Nooma einen
tigt wurden oder HIV-positiv sind, suchen Kleinkredit, um sich eine neue Existenz
Wie alles begann … in der Beratungsstelle Zuflucht. Die Arbeit aufzubauen. Insgesamt erreichte der Ver-
Nach Angaben der Weltgesundheitsorga- von Bangr-Nooma ist somit in dieser Si- ein Bangr-Nooma mit seinem Engagement
nisation sind über 70% der weiblichen Be- tuation unerlässlich und nicht mehr weg- etwa 730.000 Menschen.
völkerung im westafrikanischen Burkina
Faso an ihren Genitalien verstümmelt. Die
Regierung hat den 18. Mai zum "Tag des
Kampfes gegen die Beschneidung" erklärt,
verfügt jedoch nicht über die Mittel für
eine breite Kampagne. Daher hält sich die
Praktik vor allem in den ländlichen Gebie-
ten, in denen die Mehrzahl der Bevölke-
rung lebt.
An vorderster Front gegen Genitalver-
stümmelung kämpft seit 1998 Rakieta
Poyga. Nachdem sie in ihrem Heimatdorf
mit der Aufklärungsarbeit begonnen hatte,
gründete sie mit fünf Frauen den Verein
Bangr-Nooma. Mittlerweile sind hier mehr
als 300 engagierte Frauen und Männer eh-
renamtlich tätig. Bangr-Nooma heißt soviel
wie "es gibt nichts Besseres als Wissen". Treffen der AnimateurInnen von Bangr-Nooma
24 Frauensolidarität 3/2009
2. TERRE DES FEMMES
Besuch der Projektkoordinatorin rinnen sparen müssen und diese hatten übernommen, wenn von einem Frauenarzt
Am 8. März 2009, dem Internationalen durch die Genitalverstümmelungen ihr attestiert wurde, dass die Behandlung we-
Frauentag, organisierte Bangr-Nooma ein Auskommen. Heute gibt es Alternativen gen einer Genitalverstümmelung erforder-
Frauenfußballturnier. Dieses wurde im An- für die ehemaligen Beschneiderinnen lich ist. Auf diese Weise konnte bereits 30
denken an TERRE DES FEMMES und Ulrike durch Alphabetisierung, Weiterbildung Frauen durch erfolgreiche Operation ge-
Sülzle abgehalten. Die 2008 verstorbene und Kleinkredite für den Start in eine holfen werden.
Filmemacherin portraitiert in ihrem Film neue Tätigkeit. Der König erklärte aus- Leider konnten wir keine weiteren Dörfer
„Maimouna – la vie devant moi“ die Ani- drücklich seine Zustimmung zum Projekt. mehr besuchen, da es noch keine Straßen
matrice Maimouna. Der Film wurde 2008 Dies ist besonders wichtig, weil ohne die gibt. Die Wege sind schwer befahrbar. In
im Rahmen einer Rundreise in 14 deut- Einbeziehung der traditionellen Herrscher dieser Region ist es besonders wichtig, ein
schen Städten gezeigt und ist über eine positive Entwicklung nicht zu be- Motorrad für den Animateur Timoté be-
www.frauenrechte.de erhältlich. Am 8. werkstelligen ist. reitzustellen, um die Anleitung und Über-
März 2008 wurde der Film auch in Ulrike Nach dem Besuch beim König trafen wir wachung der neuen Animateure abzusi-
Sülzles Heimatstadt Ludwigsburg aufge- unter einem riesigen Mangobaum mit wei- chern. Weiter werden fünf Fahrräder für
führt, wo die Filmemacherin am selben teren Delegationen aus den Dörfern, dies- die neuen Animateure und Animatricen
Tag ein Frauenfußballturnier organisierte, mal vor allem Männer, zusammen. Hier benötigt, damit diese die Verbindung zu
um die Arbeit von Bangr-Nooma und Mai- wurde der Animateur Timoté vorgestellt. den Dörfern aufrechterhalten können.“
mouna zu unterstützen. Als Timoté bei Bangr-Nooma anfing, stand Die bisherigen Erfolge führen dazu, dass
Das diesjährige Frauenfußballturnier in für das damalige Projekt keine Frau als Ani- weitere Dörfer auf Bangr-Nooma zugehen
Burkina Faso war wieder ein Erfolg und alle matrice zur Verfügung, da diese von Bil- und mit der Organisation zusammenarbei-
Mädchen und Frauen spielten mit großem dung ausgeschlossen waren. Dies sieht ten möchten. Darum hat Bangr-Nooma
Engagement – zum Erstaunen der männli- heute glücklicherweise anders aus. Geni- beschlossen, die Aufklärungskampagnen
chen Zuschauer. Nach dem Turnier fanden talverstümmelung ist zwar in Burkina Faso auf weitere Dörfer auszuweiten. Deshalb
alle zu einem gemeinsamen Festessen zu- gesetzlich verboten, aber ohne Aufklärung ist Bangr-Nooma auch in Zukunft auf Ihre
sammen. ändert sich nichts. Den Müttern wird durch Unterstützung angewiesen! Bitte spenden
Regine Bouédibéla, TDF-Projektkoordina- die Kampagnen aufgezeigt, welche ge- Sie unter dem Stichwort „Burkina Faso“
torin in Deutschland, konnte bei ihrem sundheitlichen Konsequenzen Genitalver- auf folgendes Konto: Kontonummer: 244
Aufenthalt in Burkina Faso Anfang 2009 stümmelung haben kann. Diese Folgen 299, Kreissparkasse Tübingen, BLZ 641
nur einen Teil der Dörfer besuchen, in de- sind unter anderem Zysten, Wucherungen 500 20.
nen Bangr-Nooma arbeitet. Sie berichtet und Geburtskomplikationen, die bis zum
Anmerkung:
von ihrem Projektbesuch: „Wir wurden Tod führen können. Verheerende Überschwemmungen in Burkina
im Dorf Languaru vom traditionellen Kö- Bangr-Nooma unterstützt betroffene Frau- Faso:
nig der Kassena empfangen. Nach seiner en auch durch die Übernahme von Kosten Anfang September erreichte TERRE DES FEM-
MES ein verzweifelter Hilferuf von Bangr-Noo-
Ansicht trägt die gesamte Gesellschaft für für die medizinische Behandlung be- ma. Die Straßen und Wege der Hauptstadt Oua-
den Kampf gegen Genitalverstümme- schneidungsbedingter Komplikationen. Bei gadougou waren nach schweren Regenfällen
teilweise hüfthoch überflutet. Durch die Fluten
lung die Verantwortung. Früher habe Operationen werden die Kosten für eine wurden mehr als 20.000 Häuser zerstört und
man für die Entlohnung der Beschneide- Begleitperson und den Klinikaufenthalt 150.000 Menschen wurden obdachlos. Über-
gangsweise sind viele Familien, die alles verloren
haben, in Schulen, Kirchen und Moscheen un-
tergebracht. Da die Regierung mit der Katastro-
phe überfordert war, leisteten Organisationen
wie Bangr-Nooma Hilfe und verteilten Lebens-
mittel, Decken und Medikamente. Die ersten
Spenden wurden unverzüglich nach Burkina
Faso weitergeleitet und damit konnte Bangr-
Nooma Lebensmittel, Medikamente, Decken
und Töpfe an diejenigen verteilen, die durch
die Überschwemmung alles verloren haben.
Wir bedanken uns ganz herzlich für die rasche
Hilfe.
Zu den Autorinnen:
Regine Bouédibéla-Barro ist ehrenamtliche
Koordinatorin des von TERRE DES FEMMES un-
terstützten Projektes Bangr-Nooma. Sie besucht
das Projekt in regelmäßigen Abständen und in-
formiert über die jeweiligen Fortschritte. Sie lebt
in Berlin.
Sabrine Gasmi studiert Islamwissenschaft und
Soziologie. Sie ist Praktikantin bei TERRE DES
FEMMES im Referat gegen Genitalverstümme-
Frauenfußballturnier in Burkina Faso im Andenken an Ulrike Sülzle lung. Sie lebt in Stuttgart.
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