2. 2
Zusammenfassung - Bisher
- Güter werden durch Logistik(dienst)leistungen,
gemäß eines definierten Lieferservices,
raum-zeitlich in einem Logistiksystem,
bestehend aus Knoten und Kanten
transformiert.
- Diese Transformation geschieht durch
Logistikprozesse, welche mit dem
Einsatz/Verbrauch von betriebswirtschaftlichen
Produktionsfaktoren realisiert werden.
3. Jetzt: Güter in Logistiksystemen im Detail
Logistiksysteme als Abfolge/„Wechselwirkung“ von
Bewegungs- und Lager- /Speicher- u/o Manipulationsprozesse
von GÜTERN
Logistiksystem als Netzwerk aus Knoten (S) und Kanten (B)
Unterscheidung zwischen externen und internen
Logistiksystemen bzw. hybriden Formen. 3
*Pfohl,2004, S. 5.
M
M
M
M
M/S M/S
M
M
B
B
B
B
B
B
B
B
B
4. Logistische Knoten und deren Funktionen -
Lagerprozesse
Aufbewahrungs- und Speicherprozesse von
logistischen Gütern: In LAGER (Läger)
Definition Lager
…ist ein Ort oder eine Einrichtung zum
Aufbewahren und zum Einlagern und Auslagern von
materiellen oder immateriellen Objekten.
Beispiele
- Natürliche Lager (Erze, Salz, Mineralien)
- Künstliche geschaffene Lager(stätten) in der Natur
- Freilager
- Geschlossene Lager
4
*Pfohl,2004, S. 98f.
6. Lager als „Behälter“ für Güter
Lager als Behälter von Beständen von
logistischen Objekten (von Gütern) =
Lagerbestände
Definition
Lagerhaltung/Bestandsmanagement
„…befasst sich mit allen
Entscheidungstatbeständen, die einen
Einfluss auf die Lagerbestände an Gütern
haben“
6
*Pfohl,2004, S. 98f.
7. Logistische Knoten und deren Funktionen –
Manipulation Güter
- Lagern von Gütern (~ aufbewahren/speichern)
- Umschlagen von eingehenden Güterbündel aus
Transportmittel (~ entladen)/abstellen
- Auflösen von eingegangenen Güter(bündel)
- Sortieren u./o. kommissionieren von einzelnen Gütern
(verteilen)
- Bündeln von einzelnen (sortierten) Gütern zu neuen
Güterbündel
- Umschlagen der neuen ausgehenden Güterbündel auf
Transportmittel (~ verladen).
7
9. Gründe für Lagerbestände
Warum gibt es Lagerbestände?
„Lagerbestände sind Puffer zwischen Input- und
Outputflüssen von Gütern.“
„Diese (Puffer, Bestände) entstehen, sobald sichdie
– zeitliche und/oder
– mengenmäßige (quantitative) Struktur
der Input- und Output-Flüsse unterscheidet.“
„Lagerbestände sind somit zeitliche 9
*Pfohl,2004, S. 99.
10. Funktionen der Lagerhaltung – einzelne
Ursachen für Bestände
- Größendegressionseffekte (auf Grund
Bündelungseffekte)
Lagerhaltung zum Erzielen von Einsparungen
durch Größeneffekte in Beschaffung,
Produktion, Absatz und Transport
- Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage
Lagerhaltung aufgrund Saisonalität von Gütern,
Schwankungen.
10
*Pfohl,2004, S. 99.
11. Funktionen der Lagerhaltung – einzelne
Ursachen für Bestände
- Spezialisierung/Arbeitsteilung
Lagerhaltung auf Grund spezialisierter
Wirtschaftseinheiten (Unternehmen,
Regionen, Globalisierung) – Bestände aufgrund
Arbeitsteilung
- Spekulation
Lagerhaltung von knappen/beschränkt verfügbaren
Gütern
- Schutz vor Unsicherheit
Bei Prognosefehler von Verbräuchen, Nachfragen,
höhere Gewalt… 11
*Pfohl,2004, S. 99.
14. Aufgaben der Lagerhaltung im Einzelnen –
Welches Gut?
Welches Gut soll überhaupt gelagert werden? Unterscheiden
zwischen
Bestands- bzw. lagergeführten Güter (PUSH)
Beschaffung auf Vorrat und Entnahme aus Bestand
Fallweise beschafften Güter (PULL)
Beschaffung im Bedarfsfall, wenn z.B. Kundenauftrag vorliegt
Einflussfaktoren auf Bestandsentscheidung
- Regelmäßigkeit des Verbrauchs (Prognostizierbarkeit)
- Verfügbarkeit des jeweiligen Gutes
- Lieferzeit des Gutes
- Wert des Gutes – Lagerkosten, Bestandskosten
- Verbrauchsmenge des Gutes innerhalb einer Periode
- ..
15
*Pfohl,2004, S. 100.
15. 16
Wieviel von einem Gut? - Lagerbestandsmodell
*Pfohl,2004, S. 101.
Bestellpunkt
Nachfrage
während
Wiederbe-
schaffungszei
t
Wiederbeschaffungszeit
Sicherheitsbestand
Gesamter
Durchschnitts-
bestand
Mittlerer
Bestelllager-
bestand Q/2
Bestellzyklus
Bestellmenge = Q
Lagerbestand
Zeit
Verbrauch
Bestellmenge = Q
Verbrauch
Wiederbeschaffungszeit
17. Lagerbestandsmodell - Begriffe
- Mittlerer Bestand
- Umschlag, Umschlagshäufigkeit
- Sicherheitsbestand
- Wiederbeschaffungszeit
- Bestellzyklus/Bestandszyklus
- Bestellmenge (Q)
- Zielbestand (S)
- Bestellpunkt (s, t)
18
*Pfohl,2004, S. 100.
18. 19
Wieviel von einem Gut? – Bedarfsermittlung
I
Materialbedarfsarten
Ermittlung nach Ursprung und
Erzeugnisebene
Primärbedarf
Bedarf an
Endprodukten
Sekundärbedarf
Bedarf an Gütern zur
Herstellung des
Primärbedarfs
Tertiärbedarf
Bedarf an Hilfs- und
Betriebsstoffe
Ermittlung unter Berücksichtigung
von Lagerbeständen
Bruttobedarf
Primär-, Sekundär-
und Tertiärbedarf pro
Periode
Nettobedarf
Bruttobedarf
abzüglich verfügbare
Lagerbestände
19. Wieviel von einem Gut? –
Bedarfsermittlung II
1. „Sichere“ Nachfrage = Deterministische
Bedarfsermittlung: Die Nachfrage ist bekannt bzw. im
voraus geplant:
- Kundennachfrage ist sicher (Aufträge bereits
vorhanden)
- Bedarfe werden aus einem Produktionsprogramm
abgeleitet
1. Primärbedarf ist bekannt und daher determiniert:
Marktforschungsergebnisse über zukünftigen Absatz an
(Primär)Produkten = Primärbedarf ist geplant.
2. Ableitung Sekundär- und Tertiärbedarfe aus Primärbedarf (daher bekannt)
über Stücklisten und deren Auflösung
3. Abgleich Bruttobedarf über vorhandene Lagerbestände an Primär-,
Sekundär und Tertiärbedarfe.
20
*Pfohl, 2004, S. 104.
20. Wieviel von einem Gut? –
Bedarfsermittlung III
2. Unsichere Nachfrage: Stochastische Bedarfsermittlung
Die Nachfrage ist unsicher – Ableitung von
Nachfrageprognosen aus Vergangenheitswerten:
1. Anwendung von statistischen Methoden zur Prognose
der Bedarfsentwicklung. (s. 2 Folien weiter)
2. „Subjektive“ Schätzmethoden
- Intuitivschätzung: Eine oder mehrere Personen schätzen auf
Grund persönlicher Meinung einen Bedarf.
- Analogschätzung: Es wird versucht von vergleichbaren Gütern
eine analoge Schätzung des Bedarfs zu ermitteln.
(Verhältnisschätzung)
21
*Pfohl, 2004, S. 104.
21. 22
Wieviel beschaffen? - Entscheidung über
Beschaffungsmenge
Wieviel soll von einem Gut beschafft werden?
Ermitteln der richtigen/optimalen Beschaffungsmenge eines
Gutes: Ausgleich (Trade-Off) zwischen
- Kosten für die Lagerung eines Gutes
- Kosten für Lagerung (Gebäude, Ausstattung, Personal)
- Kosten für gebundenes Kapital in den Gütern und
- Kosten für die Beschaffung des pro
Beschaffungsvorgang
- Kosten für Administration, Recherche, Auftragsverwaltung…
- Kosten für Logistik des zu beschaffenden Gutes.
= Transaktionskosten
Minimum aus Transaktionskosten und Kosten für
Lagerung = Economic Order Quantity - EOQ
22. 23
Optimale Beschaffungsmenge – Economic Order
Quantity (EOQ)
EOQ =
2SD
hC
D Bedarf pro Jahr
S Kosten der Beschaffung pro
Beschaffung
C Güterwert pro Einheit
h Lagerkostensatz (% der
Güterwertes)
23. 24
Optimale Beschaffungsmenge – Economic Order
Quantity (EOQ)
EOQ =
2SD
hC
D Bedarf pro Jahr
S Kosten der Beschaffung pro
Beschaffung
C Güterwert pro Einheit
h Lagerkostensatz (% der
Güterwertes)
25. WANN soll beschafft werden?
Vorratsergänzung und -sicherung
Wann und Wieviel soll zum Wiederauffüllen des Lagerbestandes
bestellt werden?
- WANN
- Beim Unterschreiten eines bestimmten Lagerbestandshöhe (s)
oder
- Nach einer bestimmten Periode (t)
- WIEVIEL
- Bestellen einer vorgegebenen, fixen Bestellmenge (Q) oder
- Bestellen einer variablen Bestellmenge (S)
26
*Pfohl,2004, S. 99.
Bestellmenge
fix (Q) variabel (S)
Bestellzeit-
punkt
variabel (s) (s,Q) Regel (s,S) Regel
fix (t) (t,Q) Regel (t,S) Regel
26. Wo sollen Bestände sein?
Positionierung von Beständen
Wo sollen die Güter gelagert werden? Ein gemeinsamer
(ZENTRALER) Bestand oder mehrere (DEZENTRALE) Bestände?
27
LZ
E E E
E E
LDZ2
E
E
LDZ1
E E
E
Deckung Bedarf durch einen
Bestand
Zentrale Bestands-/
Lagerstruktur (LZ)
Deckung Bedarf durch mehrere
Bestände
Dezentrale Bestands-/
Lagerstruktur (LDZ)
LDZ3
E
Produktion Produktion
27. 28
Positionierung der Bestände II – Zentral oder
Dezentral?
Bestandsmanagemententscheidung Zentral/Dezentral?
- Einflussfaktoren? Vorteile/Nachteile?
- Welche Konsequenzen hat Entscheidung Zentral/Dezentral
28. 29
Positionierung der Bestände II – Zentral oder
Dezentral?
Bestandsmanagemententscheidung Zentral/Dezentral?
- Einflussfaktoren?
- Unternehmensstrategie
- Lieferzeitanforderung durch Abnehmer/Kunden
- Regelmässigkeit der Nachfrage (XYZ)
- Häufigkeit/Menge der Nachfrage/Umsatzanteil (ABC)
- Wert des Gutes
- Welche Konsequenzen hat Entscheidung Zentral/Dezentral
- Bestandsgrößen (AVG Bestand)
- Lagerkosten
- Transport
- Administration Lager
- Kosten für Bestandsmanagement
29. Wiederholung
DIREKT/INDIREKT - Anmerkung
Betrachtung Güterfluß von VERSENDER → EMPFÄNGER
ACHTUNG: IMMER berücksichtigen:
- WER ist tatsächlicher (physischer) Versender? bzw.
- von WO aus wird versendet (von welchem Knoten im
Logistiksystem)
- WER ist tatsächlicher (physischer) Empfänger?
- Wo ist der Empfangsknoten im Logistiksystem
- Wie ist der Fluss (Kante(n) zwischen Versandknoten und
Empfangsknoten?
- Direkt (über eine Kante) oder
- Indirekt (über andere Knoten (= Umschlagspunkte)
30
*Pfohl,2004, S. 6.
30. ZENTRALE – DEZENTRALE Bestände
Betrachtung der Positionierung der Güter im
Logistiksystem
- Zentral (konzentriert in einem/wenigen Knoten)
- Dezentral (verteilt auf viele Knoten im
Logistiksystem)
ACHTUNG:
Zentral/Dezentral ≠ Direkt/Indirekte (Güterflüsse)
31
*Pfohl,2004, S. 6.
31. 32
Zentral oder Dezentral? Exkurs – Selektive
Lagerhaltung
Selektive Lagerhaltung als Ungleichbehandlung der Artikel
− Notwendigkeit einer selektiven Lagerhaltung aufgrund
− 100 % Lieferservice gesamt ist nie erreichbar
− hohe Logistikkosten bei hoher Lieferbereitschaft und kurzer Lieferzeit
− Nachfrageverteilung ist nicht gleichmäßig auf alle Artikel verteilt (80%
der Bestellmenge mit 20% der Ware)
− Ungleichbehandlung zur
− Identifizierung von Artikeln, die JIT-geeignet sind
− Identifizierung von Artikeln, die beim mehrstufigen
Lagersystem dezentral/oder gelagert werden
− Differenzierung der Artikel nach Wert, strategischer
Bedeutung etc.
Vgl. Schulte (2009), S.467
32. 33
Selektive Lagerhaltung – Bestandsanalyse
ABC
Vgl. Schulte (2009), S.467
Die ABC-Analyse ist eine Methode, um eine Struktur von
Beständen zu finden.
− Die Grundidee ist, dem Manager die relevanten
Bestandstrukturen zu verdeutlichen. Differenzierung von
wichtigeren Teile ggü. unwichtigen
− Die ABC-Analyse basiert auf dem Pareto-Prinzip (80/20-
Regel), die zur Analyse einer Vielzahl von Problemen
eingesetzt werden kann.
− Weites Anwendungsspektrum, Schwerpunkte liegen in
Beschaffung, Bestandsmanagement und in der Distribution
von Gütern.
33. 34
Selektive Lagerhaltung – Bestandsanalyse ABC
Vgl. Schulte (2009), S.467
Vorgehensweise
1. Suche nach Beurteilungskriterien: z.B. Wert je Einheit, Grad
des Kundenservice, Servicelevel von Lieferanten oder für
Güter, DB, Beschaffungsmenge, Wiederbeschaffungszeiten,
Einkaufsvolumen je Material und Jahr, Jährlicher Umsatz,
Liefertreue
2. Erstellen der „Anteile an ... Verteilung“
3. Definition der Klassen A,B und C
4. Anwendung der Ergebnisse der ABC-Analyse als
Grundlage für Strategieentscheidungen
34. 35
Selektive Lagerhaltung – Bestandsanalyse ABC
Vgl. Schulte (2009), S.467
90
80
70
60
50
40
30
20
10
100
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Anteil der Produkte an der gesamten Anzahl der Produkte
Anteil
eines
Produktes
am
Gesamtvolumen
A
B
C
35. 36
Selektive Lagerhaltung – Analyse
Verbrauchsstruktur X, Y, Z
Ziel: Ermitteln Regelmässigkeit der Nachfrage/Verbrauch
von Gütern über deren Variationskoeffizient
Variationskoeffizient als Maß für relative Streuung des
Verbrauchs eines Artikels um einen Mittelwert einer
Verteilung*
𝑽𝒂𝒓𝑲 𝒙 =
𝑺𝒕𝒂𝒏𝒅𝒂𝒓𝒅𝒂𝒃𝒘𝒆𝒊𝒄𝒉𝒖𝒏𝒈 (𝒙)
𝒂𝒓𝒊𝒕𝒉. 𝑴𝒊𝒕𝒕𝒆𝒍 (𝒙)
Einteilung in Klassen X, Y, Z über Variationskoeffizient
Vgl. Schulte (2009), S.250ff
Beispiel für Klassengrenzen
X 𝑉𝑎𝑟𝐾 𝑥 ≤ 0,15
Y 0,15 < 𝑉𝑎𝑟𝐾 𝑥 < 0,3
Z 𝑉𝑎𝑟𝐾 𝑥 ≥ 0,3
* Annahme NORMALVERTEILUNG