Good Stuff Happens in 1:1 Meetings: Why you need them and how to do them well
Lernen mit Menschen und Hunden
1. LERNEN MIT MENSCHEN UND HUNDEN
C O P Y R I G H T N A D I N E B Ö T T C H E R & S U S A N N A S I M O N 2 0 1 9
Diese Präsentation vermittelt das Grundlagenwissen zu den verschiedenen Lernformen. Als Trainer*in ist es wichtig,
sich immer wieder neu bewusst zu machen, dass Lernen ein komplexer Prozess ist. In der Arbeit mit Menschen und
Hunden kommt dazu, dass beide miteinander aber auch unabhängig voneinander in jedem Training lernen. Dabei bleibt
nicht nur (oder ggf. gar nicht) das "hängen", was Du als Trainer*in bewusst rüberbringen wolltest, sondern weitere
Aspekte der Lernsituation werden von Mensch und Hund "mitgenommen".
Beispiel: Das Training findet diese Woche an einer stark befahrenen Straße statt. Das Team hat bereits ein
Trainingslevel erreicht, in dem das Überqueren der Straße auf dem Trail jetzt zu den nächsten Lernschritten gehört. Der
Hund zeigte bisher keine Auffälligkeiten im Straßenverkehr.
Beim Überqueren der Straße kommt es zu einer unschönen Hundebegegnung. Das Team wird von einem anderen
Mensch-Hund Team überholt. Der fremde Hund beginnt lautstark zu bellen, als er dicht hinter dem Team ist und wird
vom Halter hinter sich hergezerrt, um schnell am Trailteam vorbeizukommen. Der trailende Hund reagiert hektisch,
arbeitet dann jedoch weiter, nachdem er die Straße überquert hat. In der nächsten Stunde berichtet die Halterin, dass
ihr Hund in den letzen Tagen zunehmend Stress im Straßenverkehr durch ausgeprägtes Hecheln zeigt.
Welche Lernform hat hier stattgefunden?
2. SENSIBILISIERUNG
C O P Y R I G H T N A D I N E B Ö T T C H E R & S U S A N N A S I M O N 2 0 1 9
In diesem Fall wurde der Hund sensibilisiert in Bezug auf den Straßenverkehr.
Merkmale der Sensibilisierung:
es findet keine Gewöhnung statt. Vielmehr wird der Hund empfindlicher und die Antwort auf den Reiz intensiver
(zeigt sich in diesem Fall durch das "Stresshecheln")
Steigerung der allgemeinen Erregung
Sensibilisierung kann zu Angstentstehung führen
in der Situation ist die Lernfähigkeit bezogen auf andere Lernvorgänge eingeschränkt (Überqueren der Straße auf
dem Trail)
treten mehrere Stressfaktoren zusammen auf, ist die Gefahr einer Sensibilisierung deutlich höher (bellender Hund,
Straßenverkehr, ggf. auf Stress beim Menschen)
3. HABITUATION (GEWÖHNUNG)
C O P Y R I G H T N A D I N E B Ö T T C H E R & S U S A N N A S I M O N 2 0 1 9
Merkmale der Habituation:
der Hund lernt, einen Reiz in bestimmten Situationen, in denen er unbedeutend ist, zu ignorieren.
Gewöhnung kann nur eintreten, wenn das "Überhören" oder Ignorieren des Reizes keine Konsequenzen nach sich
zieht, damit also für den Hund tatsächlich bedeutungslos wird.
Beispiel aus dem Alltag: Baustellengeräusche. Gegenüber von unserem Haus wurde ein Haus gebaut. Soweit so gut.
Bagger, klopfen, alles easy. Irgendwann kamen die Zimmerer. Sie tackerten OSB Platten an die Holzrahmen-
konstruktion. Dabei entsteht ein sehr eindringliches und sehr lautes Knallgeräusch. Dieses Geräusch war im Vergleich
zur bisher gewohnten Baustellenkulisse völlig neu.
Von 7 Welpen reagierten am ersten Tag vier mit Unsicherheit und zum Teil Fluchtverhalten. Am zweiten Tag reagierte
nur noch ein Welpe mit Unsicherheit und Fluchtverhalten. Am dritten Tag wurde das Geräusch von dem Welpen noch
wahrgenommen, nach kurzer Zeit wurde aber weiter gespielt und das Geräusch wurde zunehmend bedeutungslos.
Was lief bei den Welpen ab:
4. HABITUATION (GEWÖHNUNG)
C O P Y R I G H T N A D I N E B Ö T T C H E R & S U S A N N A S I M O N 2 0 1 9
Vor der Gewöhnung:
REIZ SINNESORGAN ZENTRALNERVENSYSTEM (VERARBEITUNG) REAKTION
Im Prozess der Gewöhnung:
REIZ SINNESORGAN ZENTRALNERVENSYSTEM (VERARBEITUNG UND NEUBEWERTUNG)
KEINE REAKTION
5. KLASSISCHE KONDITIONIERUNG
C O P Y R I G H T N A D I N E B Ö T T C H E R & S U S A N N A S I M O N 2 0 1 9
Merkmale der klassischen Konditionierung:
der Hund lernt, dass einem Reiz ein anderer folgen wird
eine neue Assoziation zwischen zwei Reizen wird gelernt: der neutrale Reiz, der zuvor keine Reaktion auslöste, wird
zu einem konditionierten Reiz und löst dann eine konditionierte Reaktion aus
Quelle Bilddatei: Von Direcoes_anatomicas.svg: RhcastilhosClochette.png: Vincent Danet
derivative work: MagentaGreen - Diese Datei wurde von diesen Werken abgeleitet: Direcoes anatomicas.svg:Clochette.png:, CC BY-SA 3.0,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31998072
6. OPERANTE KONDITIONIERUNG
C O P Y R I G H T N A D I N E B Ö T T C H E R & S U S A N N A S I M O N 2 0 1 9
Merkmale der operanten Konditionierung:
der Hund lernt aufgrund der Konsequenzen, die sein Verhalten hat
die Häufigkeit des Verhaltens wird durch die Konsequenzen nachhaltig verändert
der Hund kann sich entscheiden, ob er eine bestimmte Handlung ausführt (z.B. Sitz)
Etwas Gutes
kommt hinzu
Etwas Unangenehmes
kommt hinzu
Etwas Unangenehmes
wird entfernt
Etwas Angenehmes
wird entfernt
Positive Verstärkung
Verhalten wird
wahrscheinlicher
Positive Verstärkung
Verhalten wird
wahrscheinlicher
Negative Verstärkung
Verhalten wird
weniger wahrscheinlich
Negative Verstärkung
Verhalten wird
weniger wahrscheinlich
7. LATENTES LERNEN
C O P Y R I G H T N A D I N E B Ö T T C H E R & S U S A N N A S I M O N 2 0 1 9
Merkmale des latenten Lernens:
das Lernen findet nach außen hin unbemerkt statt
es gibt keine Verstärker
es werden Erfahrungswerte gesammelt, z.B. Orientierung in einem Gebiet
bei einer bewussten Verstärkung der latent ablaufenden Lernprozesse wird der Lernfortschritt deutlich
Der Begriff des latenten Lernens ist in der Wissenschaft umstritten. Die zugrundeliegenden Experimente mit Ratten
lassen sich kritisch betrachten und anderweitig erklären.
Für das Lernen mit Mensch und Hund erfasst es jedoch einen alltagstauglichen Vorgang: ein Hund lernt, sich in einem
bestimmten Gebiet zu orientieren, Dies kann er auf dem Trail ggf. abrufen (z.B. wenn er einen nicht offensichtlichen
Stichweg sofort findet, weil er dort schon spazieren gegangen ist.)
8. SOZIALES LERNEN
C O P Y R I G H T N A D I N E B Ö T T C H E R & S U S A N N A S I M O N 2 0 1 9
Merkmale des sozialen Lernens:
das Lernen findet durch Beobachtung statt
Beobachten von Vorbildern und Modellen
(deshalb auch Lernen am Modell genannt)
das beobachtete Verhalten muss abgespeichert
werden, damit es später als Handlung gezeigt
werden kann
der Beobachter muss aufmerksam und fokussiert
sein, um das Verhalten abzuspeichern
9. KOGNITIVES LERNEN - LERNEN DURCH EINSICHT
C O P Y R I G H T N A D I N E B Ö T T C H E R & S U S A N N A S I M O N 2 0 1 9
Merkmale des kognitiven Lernens:
nicht ersichtliche Denkvorgänge führen zu einer Neuordnung
vor der eigentlichen Handlung wird eine Überlegungsphase sichtbar, z.B. sich einen Weg überlegen, um
trotz Hindernis an eine Beute zu gelangen und dann direkt diesen Umweg zu wählen
in Abgrenzung dazu ist Lernen über Versuch und Irrtum zu sehen (es werden ungerichtet/unstrukturiert
Lösungsversuche unternommen bis der Hund zum Ziel kommt):