Präsentation mit den Ergebnissen des Klimareport 2018 in Südtirol. Focus: Wasser.
Autor: Giacomo Bertoldi, Eurac Research
Präsentation im Rahmen des "[Um]welttage Olang".
www.umweltolang.wordpress.com
Olang/Valdaora (BZ), Italien Freitag, 16 November 2018
Download das ganzen Report: http://www.eurac.edu/de/research/mountains/remsen/projects/Pages/klimareport.aspx
2. Klimareport
Südtirol 2018
Herausgegeben von: Zebisch M.,
Vaccaro R., Niedrist G.,
Schneiderbauer S., Streifeneder T.,
Weiß M., Troi A., Renner K., Pedoth
L., Baumgartner B., Bergonzi V.
5. Die starke Erwärmung hat bereits begonnen…
20152003
Station Bozen
Südtirol hat sich in den letzten 50 Jahren (1966-2015) überdurchschnittlich stark
erwärmt. Im Durschnitt wurden seit den 1960er Jahren an sechs ausgewählten
Stationen die Sommer um 2,2 °C wärmer, die Winter um ca. 0,8°C
2014
6. Der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change IPPC) hat hierzu vier verschiedene
Szenarien aufgestellt, sogenannte “Representative Concentration Pathways - RCP”
Und in Zukunft? Welche Szenarien sind möglich?
8. CO2 Ausstoß pro Kopf: Südtirol vs. Italien
Die größten Unterschiede:
- Straßenverkehr
- Industrie
- Landwirtschaft
- Energieproduktion
Unterschied zu Italien
t CO2 Äquivalent pro-Kopf pro Jahr
5,30 Südtirol vs. 7,02 Italien
9. Wie werden sich die Temperaturen verändern?
20152003
Station Bozen
2014
10. Bis 2050 muss in Südtirol mit einer
weiteren Erwärmung im Sommer um
ca. 1,4°C bis 1,6°C und bis 2100 sogar
um 2,1°C (RCP 4,5) bis 5,4°C (RCP 8,5)
gerechnet werden
Erwärmung im Sommer und im Winter
Die Winter könnten sich bis 2050 um
1,1°C bis 1,3°C erwärmen und bis
2100 um 1,8°C bis 4,7°C
Station Bozen
11. Was bedeutet +2°C oder +5°C ?
Es ist als würden …
«Die Berge niedriger»
2° ~ 300 m
5° ~ 700 m
http://lter.eurac.edu/en/
12. Was bedeutet +2°C oder +5°C ?
Es ist als würden wir …
«Richtung Süden wandern »
2° Von Bozen bis …
5° Von Bozen bis …
Climate Analogous https://www.ccafs-analogues.org/tool/
13. Klimareport Südtirol 2018 13tt/mm/jjjj
Niederschläge ändern sich kaum
Station Bozen
[mm]
• Für meisten Stationen
keine Trends.
• In Zukunft: keine große
Änderung, allerdings
leichter Trend zur
Zunahme der
Niederschläge im
Winter.
• Leichte Zunahme an
Starkregen in einigen
Orten.
14. Klimareport Südtirol 2018 14tt/mm/jjjj
Extrem trockene Monate nehmen zu
Station Bozen
• Zukunft: mehr
extreme trockene
Monate.
• Leichte Zunahme
extrem feuchter
Monate.
16. Klimareport Südtirol 2018 16tt/mm/jjjj
Schnee und Gletscher
Foto G. Alberti
• Trend: Rückgang bei Tagen mit Schneebedeckung.
• Niederschläge im Winter: mehr Regen und
weniger Schnee als direkte Auswirkung auf die
steigenden Temperaturen.
• Schneefälle setzen im Winter später ein, die
Schneeschmelze beginnt früher, d.h. weiterer
Rückgang der Schneebedeckungsdauer.
• Bis 2100 (RCP 8.5): berechneter Anstieg der
Schneegrenze von ca. 700 m – entspricht bei
Meereshöhe von 1500 m einem Rückgang der
Schneemenge um 80-90%.
17. Klimareport Südtirol 2018 17tt/mm/jjjj
1980 1990 2000 2010
Februar
1980 1990 2000 2010
März
1980 1990 2000 2010
Kürzere Schneebedeckung
Station Pfunders
1160 m ü.NN.
Dezember
18. Klimareport Südtirol 2018 18tt/mm/jjjj
Südtirols Gletscher schrumpfen
• 1983 – 1997: Verringerung Gletscherfläche in Südtirol als Folge der Erwärmung um 19,7 %,
• 1997 – 2006: Verringerung um weitere 11,9 %
• Rückgang der Gletscher um mehrere hundert m bis zu mehreren km (Langtaufererferner)
21. Zum Beispiel der Hochfeiler Gletscher…
Peron A “Il ghiacciaio del Gran Pilastro”, Tesi di Laurea, Universita di Trieste, 2017.
Hochfeilerferner, Pflitschertal, Südtirol
Rückgang von 1989 (gelb) bis 2014 (blau).
Unterschied von 0,6 km2 (21%).
Foto A. Peron
22. Klimareport Südtirol 2018 22tt/mm/jjjj
Und dünner …
Foto C. Casarotto, G. Alberti
Le Lobbie Hütte, Adamello Gruppe, Trentino
23. Und im Zukunft ?
Grossi, Caronna, Ranzi, Adv. Wat. Res. 2013 “Projections according to the regional climate model COSMO-CLM indicate that the
Mandrone glacier might not survive the current century and might be halved in size by 2050”
2050
2050
2090
2090
Adamello Gletscher, Trentino und Lombardia
25. Klimareport Südtirol 2018 25tt/mm/jjjj
Was passiert mit unseren Flüssen? Z.B. Etsch
• Sommer: Rückgang der Abflüsse
durch höhere Verdunstung
(Etsch: -20% seit 1975) – in
Zukunft weitere Verringerung
• Winter: Zunahme der Abflüsse
• In stärker vergletscherten
Einzugsgebieten:
• Zurzeit Zunahme der
Sommerabflüsse auf Grund
der Gletscherschmelze.
• Zukünftig: Abnahme der
Sommerabflüsse mit
Rückgang der Gletscher
26. Klimareport Südtirol 2018 26tt/mm/jjjj
Wie wird sich das Abflussregime ändern?
• 43% von Etsch-Wasser
stammt von Eis- und
Schneeschmelzen.
• In 2100: Maximum
Frühlingsabfluss ca. 1
Monat früher.
Szenarien für das Noce-Abflussgebiet:
Majone, B., Villa, F., Deidda, R., Bellin, A., 2016. Impact of climate change and water
use policies on hydropower potential in the south-eastern Alpine region. Sci. Total
Environ. 543, 965–980.
27. Klimareport Südtirol 2018 27tt/mm/jjjj
Und wenn alle Gletscher verschwunden sind?
• Im Gebiete mit vielen Gletschern: zuerst eine
Zunahme wegen der Schmelze.
• In Zukunft: Verringerung des Sommerabflusses wegen
des Gletscherrückgangs.
• Die Ahrn in St. Georgen (Bruneck)
• Fläche 612 Km2, Durchfluss 21 m3/s
• Vergletscherte Fläche 2.5%
• Abflüsse: - 4.4 % im Jahr;
- 13 % im Sommer.
Am wichtigsten ist der Schnee! Foto G. Alberti
28. Klimareport Südtirol 2018 28tt/mm/jjjj
Verdunstung und Trockentage: Vinschgau
• Größere Trockenheit an nach Südosten ausgerichteten Hängen unter 1500m
http://webgis.eurac.edu/hydroalp/
29. Klimareport Südtirol 2018 29tt/mm/jjjj
Wasser und Tourismus
• Wintertourismus in Zukunft von abnehmender
Schneesicherheit betroffen.
• 1995 – 2015: Zunahme der in Südtirol
eingesetzten Schneekanonen um 500 %
• 2007 – 2015: Anstieg Wasserverbrauch
von 5 auf 7 Millionen Kubikmeter ->
Folge: Erhöhung Stromverbrauch um
77% von 2005 - 2015
30. Klimareport Südtirol 2018 30tt/mm/jjjj
Neue Möglichkeiten?
• Jahr 2120: Von prächtigen Gletschern zu schönen Seen?
Circa 1900
2015
2100 ?
Cima d´Asta, foto A. Ghezzer
foto G. Alberti
Risiko? Neue Wasserkraftwerke?
31. Klimareport Südtirol 2018 31tt/mm/jjjj
Wassermanagement
• Zunahme des Wasserbedarfs in Landwirtschaft (Bewässerung)
und Tourismus (Hotels, Schneeproduktion) steht einem
tendenziell abnehmenden Wasserangebot (vor allem im
Sommer) gegenüber.
• Potentielle Verschärfung bestehender
Wassernutzungskonflikte.
• Winter: potentiell größere Wasserverfügbarkeit -> Vorteil für
Produktion von Wasserkraft
• Zunehmende Sedimentfracht: aufgrund schmelzender
Gletscher und Permafrost wird die Produktionskapazität der
Anlagen reduziert und die Turbinen beschädigt .
33. Klimareport Südtirol 2018 33tt/mm/jjjj
Vegetationsphasen verschieben sich
nach vorne.
Bei einigen Arten ist z.B. ein verfrühter
Pollenflug festzustellen.
Mehr Verdunstung: Pflanzen brauchen
mehr Wasser.
Flora und Fauna
34. Klimareport Südtirol 2018 34tt/mm/jjjj
Forstwirtschaft
• Nadelbäume treiben 1-3 Wochen früher aus
als vor 60 Jahren
• Beschleunigung Wiederbewaldung
aufgelassener Bergwiesen
• Nadelbäume wie Lärchen, Kiefern und Fichte
leiden zunehmend unter Trockenstress.
• Heimische Laubbaumarten (z.B.
Hopfenbuche, Mannaesche, Trauben- oder
Flaumeiche) dagegen kommen wesentlich
besser mit höheren Temperaturen zurecht
Trockenheit August 2017
Pine, November 2018
35. Klimareport Südtirol 2018 35tt/mm/jjjj
• Apfel-: rund zwei Wochen
Weinrebenblüte: zwei bis drei Wochen
früher.
• Obstbau: durch höhere Temperaturen:
Zunahme Fruchtgröße, Abnahme
Qualität vor allem in den tieferen
Lagen.
• Weinbau: durch Erwärmung Zunahme
Zuckergehalt, Abnahme Säuregehalt.
Problematisch: Aromabildung bei
Weißweinen
Landwirtschaft
36. Klimareport Südtirol 2018 36tt/mm/jjjj
• Wahrscheinlich mehr Hagelschäden.
• Obst- und Weinbau: Verlagerung von
Anbaugebieten in höhere Lagen
• Veränderungen der traditionellen Landschaft.
• Mehr Wasserverbrauch
• Vorteile in höheren Lagen in Folge steigender
Temperaturen und längerer
Vegetationsperioden.
Landwirtschaft
37. Klimareport Südtirol 2018 37tt/mm/jjjj
Landwirtschaft: neue Möglichkeiten?Elevation
Neue höhere Gebiete werden verfügbar!
Aus das Eurac REBEKKA Interreg IT-AT Projekt (L. Egarter)
39. Klimareport Südtirol 2018 39tt/mm/jjjj
Foto G. Alberti
Naturgefahren
• Hochalpine Gelände werden durch das
Schmelzen von Gletschern und
Permafrostböden instabiler – potentielle
Folge: Felsstürze und Rutschungen
• Durch Schmelzprozesse Freisetzung von
Sedimenten – potentielle Folge:
Murenaktivität und Stauseen werden mit
Sediment gefüllt.
• Verstärkung dieser Entwicklung durch
zunehmende Niederschläge, auch in hohen
Lagen, als Regen und nicht mehr als
Schnee.
40. Klimareport Südtirol 2018 40tt/mm/jjjj
Naturgefahren
• Mehrere Ereignisse in Südtirol in den letzten Jahren, z.B.:
- Felssturz an der Kleinen Gaisl, 2016
- Überschwemmung in Innichen, 2018.
• Zunahme Waldbrände möglich: durch zunehmende
Trockenperioden sowohl im Sommer als auch im Winter.
- Waldbrand in Alleghe, 2018
• Trotz anerkannter Zusammenhänge zwischen Klima und
Naturgefahren liegen keine statistisch belegbaren Trends
vor, die darauf hinweisen, dass Gefahrenprozesse durch
den Klimawandel häufiger werden oder größere Ausmaße
annehmen.
Prag im Pustertal, August 2017
Waldbrand, Alleghe, Oktober 2018
41. Klimareport Südtirol 2018 41tt/mm/jjjj
Siedlungen und ihre Bewohner
• Siedlungen, Infrastrukturen und Versorgungslinien
zunehmend von Muren, Rutschungen, Felsstürzen
und Überflutungen gefährdet, insb. verursacht
durch Starkregenereignisse
• Zunahme lokaler, intensiver Regenereignisse,
bestehende Kanalinfrastruktur nicht angemessen, ->
mögliche Folge: Überflutungen von Straßen,
unteren Gebäudeteilen und Kellern
Innichen, Oktober 2018
42. Klimareport Südtirol 2018 42tt/mm/jjjj
Wasser und Gesundheit
• Hitze und tropische Nächte im Sommer
sowie durch von Insekten übertragene
Krankheiten größte Gefahr für
menschliche Gesundheit.
• Ausbreitung der Zecken in höhere Lagen
(bis 1800m) und den von ihnen
übertragenen Krankheiten.
• Ausbreitung der Tigermücke, die
potentiell ein Überträger von
Tropenkrankheiten ist, wird bereits
beobachtet.
44. Klimareport Südtirol 2018 44tt/mm/jjjj
o Investitionen in Wassereinsparung, z.B. im Bereich
Landwirtschaft durch effiziente Bewässerung
(Tröpfchenbewässerung) sowie ein bedarfsgesteuerteres
Management von Wasser.
o Mögliches unterschiedliches Management von
hydroelektrischen Speichern auch für Bewässerung und
Trinkwasser.
o Im Wassernutzungsplan, sowie bei der Vergabe neuer
Wassernutzungskonzessionen sollten die Veränderungen
des Wasserangebots durch den Klimawandel berücksichtig
werden.
Anpassungsmaßnahmen: Wassermanagement
45. Klimareport Südtirol 2018 45tt/mm/jjjj
Ein Blick über die Welt
Gebirge sind:
«Water towers of the world» :
Bompan,E.,. Iannelli M. Water grabbing. Nuove guerre per l'accaparramento dell'acqua
Viviroli, D., Weingartner, R., 2004. The hydrological significance of mountains: from regional to global scale. Hydrol. Earth Syst. Sci. 8, 1017–1030.
Lago Aral 1989 - 2014
Der Grundsatz der Verantwortung derjenigen, die höher leben.
46. Klimareport Südtirol 2018 46tt/mm/jjjj
Autoren und Danksagungen
Herausgegeben von: Zebisch M.,
Vaccaro R., Niedrist G.,
Schneiderbauer S., Streifeneder T.,
Weiß M., Troi A., Renner K., Pedoth
L., Baumgartner B., Bergonzi V
Danke zu C. Casarotto, G. Alberti,
A. Peron für die Bildern.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
47. Download das Report !
http://www.eurac.edu/de/research/mountains/remsen/projects/Pages/klimareport.aspx