1. Zahntechnik
Natürliche Zähne – Eine Herausforderung (Teil 3)
DIE DIGITALFOTOGRAFIE
Ein Beitrag von Naoki Hayashi, Kalifornien/USA
In der ROT & WEISS 2/09 beschrieb Naoki Hayashi, wie Zähne rekonstruiert werden kön-
nen, ohne den Patienten jemals persönlich zu Gesicht zu bekommen. Hierzu erläuterte er
ein standardisiertes Vorgehen, das – bei konsequenter Einhaltung – eine treffsichere Re-
produktion der Zahnfarbe anhand von Fotos ermöglicht. Die Voraussetzungen hierfür sind
Kenntnisse über die Farbwahrnehmung und -entstehung sowie die korrekte Übermittlung
der entsprechenden Farbinformationen. Hierfür ist – unter Berücksichtigung der korrekten
Parameter – die Digitalfotografie unablässig. Naoki Hayashi erklärt im dritten Teil der
Beitragsreihe den korrekten Umgang mit der digitalen Spiegelreflex-Kamera und macht
deutlich, dass für ein aussagekräftiges Foto mehr nötig ist, als eine sündhaft teure Kame-
raausrüstung.
Indizes: Bildbearbeitung, Digitalfotografie, Farbmetrik, Kommunikationshilfsmittel
Fotografie
In diesem Artikel widmet sich Naoki Hayashi der In den vorangegangenen Teilen wurde über die
Literatur
dentalen Digitalfotografie. Indem er wissenswertes Bestimmung von Farbe und die Voraussetzungen,
über die Aufnahmetechnik beschreibt, schafft er die die hierfür notwendig sind, gesprochen. Die digitale Die Literatur zu
notwendigen Voraussetzungen, um die digitale Fo- Fotografie wurde in diesem Zusammenhang immer diesem Beitrag
tografie als hilfreiches Mittel zur Beschaffung und wieder genannt. In meinem Fall bilden Fotos einen finden Sie unter
Kommunikation von patientenspezifischen Farbin- Hauptbestandteil meiner Arbeit. Das Foto ist ein www.teamwork-
formationen nutzen zu können. Hierfür ist eine aus- wichtiges Medium zur Übermittlung, Dokumentati- media.de in der
linken Naviga-
führliche Zusammenarbeit und Kommunikation on und Verifizierung der Farbe. Im einfachsten Fall tionsleiste unter
zwischen Patient, Zahnarzt und Zahntechniker un- hilft es uns bei ästhetischen Rekonstruktionen. Wie „Journale online“
abdingbar. Diese muss in allen Bereichen – auch der wichtig hierbei genormte Lichtverhältnisse sind und
Digitalfotografie – angewandt werden. wie wir diese gewährleisten, wurde bereits be-
schrieben. Im folgenden Teil soll dargestellt wer-
Um die Informationen, die im Beisein des Patien- den, welchen Einfluss die Digitalfotografie und der
ten gesammelt, erarbeitet und festgehalten wurden, Monitor auf die Qualität der Fotos haben und wie
korrekt übermitteln und begreifen zu können, ist es bestimmte Merkmale interpretiert werden solten.
notwendig, die Fotografie und einiges Wissenswerte
aus dem Bereich der Fototechnik zu beherrschen. Die korrekte Belichtung
Nur wenn wir wissen, was wir tun, kann das Resul-
tat – in diesem Fall das Foto – zum Transport von In- Wenn Sie die vorangegangen Beiträge gelesen
formationen (zur Kommunikation) verwendet wer- haben, so ist Ihnen die Formulierung „... mit der kor-
den. Ausgestattet mit dem nötigen Wissen, können rekten Belichtung aufgenommen wurde ...“ wahr-
wir Fotos anfertigen, die Patient, Zahnarzt und scheinlich öfters aufgefallen. Um zu verhindern, dass
Zahntechniker in dem Bestreben nach ästhetischem diese Aussage zur Phrase wird, möchte ich an dieser
Zahnersatz unterstützen. Stelle versuchen, Ihnen zu erklären, was „mit der
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2. Zahntechnik
Abb. 56 Ein schönes Foto, aber irgendetwas stimmt nicht. Das Bild Abb. 57 Hier ist dasselbe Foto dargestellt, dieses Mal jedoch korrekt
wurde falsch belichtet – um genau zu sein, es wurde unterbelichtet. belichtet. Ein Foto ist dann korrekt belichtet, wenn es das Gesehene 1:1
Fotos mit falscher Belichtung sind nicht für die Farbbestimmung wiedergibt. Gehen wir also davon aus, dass diese Abbildung die tatsäch-
geeignet und werden den Techniker in Verlegenheit bringen liche Situation darstellt, dann wäre es mit der Abbildung 56 nicht möglich,
die Zahnfarbe zu rekonstruieren
korrekten Belichtung“ gemeint ist. Eines vorweg: Bei der Digitalfotografie wird meistens mit einem
um über Fotos und Farbe kommunizieren zu können, Blitzlicht als Lichtquelle gearbeitet. Dies muss bei
ist die korrekte Belichtung eine absolute Beding- der Einstellung der Belichtung (manueller Modus)
ung. Fotos, die falsch belichtet wurden, werden den berücksichtigt werden. Bei Aufnahmen, die mit ei-
Zahntechniker spätestens nach der Einprobe in Ver- nem Blitz fotografiert werden, ist es zum Beispiel
legenheit bringen. unsinnig, eine Belichtungszeit von 1/500 s zu wäh-
Die Mundaufnahme in Abbildung 56 wurde ab- len, da die meisten handelsüblichen Blitze nur eine
sichtlich mit einer zu geringen Belichtung, also unter- Belichtungszeit von 1/250 s unterstützen. Zudem
belichtet aufgenommen. Abbildung 57 zeigt genau verändert sich im Automatikmodus durch die Ver-
den gleichen Ausschnitt, wurde allerdings anders wendung eines Blitzes die Belichtungszeit nicht.
belichtet. Nehmen wir einmal an, das Foto in der Machen Sie die Probe. Fotografieren Sie in einem
Abbildung 57 würde die tatsächliche orale Situation abgedunkelten Raum freihändig ein Objekt im
wiedergeben, der Zahntechniker würde sich aber Automatikmodus. Die Kamera wird eine lange
bei der Rekonstruktion auf die Informationen stützen, Belichtungszeit (etwa 4 Sekunden) und eine große
die er aus der Abbildung 56 gewinnen würde; wäre Blende wählen. Durch das hinzuschalten eines Blit-
es ihm dann möglich, die richtige Zahnfarbe, wie in zes ändert sich allerdings nichts an diesen Para-
Abbildung 57 dargestellt, zu bestimmen, geschweige metern. Das fotografierte Bild wird nur etwas aufge-
denn zu rekonstruieren? hellt (Aufhellblitz). Im manuellen Modus allerdings
Selbst wenn in Abbildung 56 der Farbring mit foto- wird der hinzugeschaltete Blitz versuchen, eine Un-
grafiert worden wäre, wäre es aufgrund der farbli- terbelichtung ausgleichen (ETTL-Blitz). Wenn das
chen Abweichung nicht ohne weiteres möglich, die Foto so belichtet wurde, dass es die gleiche Hellig-
dargestellten Farben richtig zu interpretieren – keit, wie der gesehene Eindruck wiedergibt, kann
Missverständnisse wären die Folge. Daher muss die man von einer „korrekten Belichtung“ sprechen.
Aufnahme korrekt belichtet werden. Die Frage ist
aber, was ist korrekt? Wie beurteilt man die „korrekte Belichtung“?
Im Grunde genommen beschreibt der Ausdruck Hierfür stehen uns einige Methoden zur Verfü-
Belichtung mehrere Maßnahmen, bei denen mittels gung. Ich möchte allerdings verhindern, die an sich
Variation diverser Parameter die Lichtmenge, die auf schon komplizierte Thematik weiter zu verkompli-
den Bildsensor (CCD oder CMOS Sensor) einer Digital- zieren und neue Geräte anzubringen. Ich werde da-
oder den Film einer analogen Kamera fällt, reguliert her beschreiben, wie man an der Digitalkamera er-
wird. Konkret wird die Belichtung über die Blende, kennen kann, ob die Belichtung korrekt eingestellt
Verschlusszeit und Empfindlichkeit (ISO) gesteuert. wurde. Wenn wir lernen, mit diesem Tool richtig
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3. Zahntechnik
umzugehen, lernen wir auch, welche Parameter für dazwischen aber unterbrochen ist, bildet das ent-
die korrekte Belichtung notwendig sind. sprechende Foto extrem helle und dunkle Bereiche,
also ein kontrastreiches Motiv ab.
Histogramm Um verstehen zu können, wie sich welche Be-
lichtung auf das Histogramm auswirkt, werde ich ei-
Bei der Digitalkamera kann man im Gegensatz nige Digitalaufnahmen und die dazugehörenden
zur analogen Fotografie direkt nach dem Fotografie- Histogramme erläutern (Abb. 58 bis 66). Alle Abbil-
ren den Erfolg oder Misserfolg auf dem Monitor der dungen zeigen dieselbe Mundsituation. Die Para-
Kamera kontrollieren und bewerten. Aber Vorsicht: meter sind, bis auf die Belichtungsstufe, identisch.
Die Vorschau des auf dem Monitor angezeigten Bil- Diese variiert von +1,3 bis -1,3. Die detaillierte Er-
des ist absolut nicht aussagekräftig, was die korrekte läuterung zur jeweiligen Abbildung entnehmen Sie
Belichtung oder Farbe betrifft. Hier lässt sich ledig- bitte der Bildunterschrift.
lich der Ausschnitt oder der Umstand kontrollieren, Die Abbildung 62 wurde mit einer Belichtung von
ob alle wichtigen Details aufgenommen wurden. ± 0 EV fotografiert, also quasi ideal belichtet. Von
Zum einen ist die Farbqualität des kleinen LCD- dieser ausgehend wurden nun Aufnahmen sowohl in
Displays sehr fragwürdig und zum anderen hängt Richtung Unter- als auch Überbelichtung fotografiert
die Qualität des auf dem LCD-Bildschirm abgebil- (0,3 0,7 1,0 1,3 EV). Die überbelichtete Abbildung
deten Fotos stark von den äußeren Lichtbedingun- wurde also mit +1,3 und die unterbelichtete mit -1,3
gen ab (Sonnenlicht, dunkler Raum et cetera). Pro- fotografiert. Die Blende, Verschlusszeit sowie Emp-
bieren Sie es selbst. Vergleichen Sie die Darstellung findlichkeit wurde in allen Fällen gleich gewählt. Die
eines Fotos auf dem kleinen LCD-Display und auf Feinabstimmung der Belichtung wurde mit dem
Ihrem PC/Mac. Das auf den Rechner übertragene Blitzlicht vorgenommen. Das Histogramm der Ab-
Bild wirkt, als wäre es anders belichtet und auch die bildung 61 weist die ausgeglichenste Verteilung al-
Farbsättigung fällt anders aus. Das soll aber nicht ler Tonwerte auf. Betrachtet man allerdings die dazu-
heißen, dass das Bild auf dem Monitor Ihres PCs gehörige Abbildung etwas genauer, wird deutlich,
„richtig“ dargestellt wird. Es geht mir hierbei nur dass diese etwas überbelichtet wirkt.
darum, Ihnen zu vermitteln, dass man sich nicht im- Das „Problem“ der Dentalfotografie ist, dass die
mer auf das verlassen kann, was man sieht. „weißen” Zähne im Fokus stehen und den größten
Teil der abzubildenden Fläche einnehmen. Daher hat
Wie kann man die „korrekte Belichtung“ an der es sich bewährt, Dentalaufnahmen etwas unterzube-
Digitalkamera überprüfen? lichten. Insbesondere wenn die innere Struktur eines
Hierfür bietet sich das Histogramm an. In einem Zahns fotografisch festgehalten werden soll, würde
Histogramm wird die Helligkeitsverteilung der aufge- das ideale Histogramm übersetzt bedeuten, dass das
nommenen Abbildung in einem Diagramm (x- und dazugehörige Foto überbelichtet wurde. Wird dieser
y-Koordinaten) dargestellt. Die x-Achse (Horizontale) Umstand in die Deutung der anderen Histogramme
weißt auf den Helligkeitsgrad hin. Die y-Achse mit einbezogen, so stellt das Histogramm der Abbil-
(Vertikale) stellt die Anzahl der Pixel für jeden Hel- dung 62 aus zahntechnischer Sicht das Ideal dar. Das
ligkeitsgrad dar. Ist auf der linken Hälfte des Histo- Histogramm ist aus der Mitte ein wenig nach Links
gramms die Spitze höher, desto dunkler ist das Bild. verschoben, das heißt, die dunklen Anteile überwie-
Je mehr Pixel auf der rechten Hälfte angezeigt wer- gen etwas. In unserem Fall bedeutet das, dass dieses
den, desto heller ist das Bild. Ein einzelner Peak auf Bild „mit der korrekten Belichtung aufgenommen
der linken Seite würde bedeuten, dass jemand ein wurde“ – und zwar mit ± 0 EV.
reines Weiß fotografiert hat. Für die Abbildung 63 wurde eine Belichtungs-
Moderne Digitalkameras zeigen das Histogramm korrektur von -0,3 EV eingestellt. Das Ergebnis ist ein
auf dem LCD-Display auf der Rückseite an. Hat etwas dunkleres Foto, das uns sehr detaillierte Ein-
man das Foto richtig belichtet, bestätigt einem dies blicke in die Struktur des Zahns gewährt. Auch diese
das Histogramm. Hierfür müssen wir allerdings ler- Aufnahme können wir somit zu den korrekt belich-
nen, dieses richtig zu lesen. Liegen auf der linken teten Dentalaufnahmen zählen. Die Abbildung 64,
Seite des Histogramms zu viele Pixel vor, das heißt, die mit -0,7 EV aufgenommen wurde, dient demsel-
überwiegen die dunklen Anteile, verlieren die ben Zweck. Aufnahmen wie diese sind gut für die
dunklen Bildanteile Details. Liegen allerdings auf Analyse der internen Details geeignet.
der rechten Seite zu viele Pixel vor, wirkt die Auf- Wer etwas hellere Aufnahmen mag, liebäugelt
nahme überbelichtet, Konturen überstrahlen und bestimmt mit der Abbildung 61. Diese wurde mit
verwaschen dadurch. Für den Fall, dass das Histo- +0,3 EV etwas überbelichtet. Auch dieses Foto kann
gramm links und rechts regelrechte Peaks zeigt, subjektiv als „korrekt belichtet“ bezeichnet werden
60 03. Jahrgang 3/2009
4. Belichtung Ergebnis Histogramm
+ 1.3
Abb. 58 Diese Aufnahme wurde mit +1,3 überbelichtet. Die Farben wirken
unnatürlich, die Zähne zitronengelb und das Zahnfleisch Pink. Interessant ist
die Aussage überbelichtet in Bezug auf das Histogramm. Dieses weist eine
extreme Verschiebung der Tonwerte nach rechts auf
+ 1.0
Abb. 59 Mit überbelichteten Fotos ist eine Farbauswahl nicht möglich. Die
mittels Blitz um +1,0 EV korrigierte Belichtung hat starke Reflexionen zur
Folge, die jegliche Farbinformationen auslöschen. Das Histogramm wirkt
gleichmäßiger verteilt, zeigt aber eine klare Tendenz nach rechts
+ 0.7
Abb. 60 Wurde mit +0,7 EV belichtet und ist ebenfalls nicht für die Farbaus-
wahl geeignet. Auch wenn das Foto subjektiv gut erscheint, sind die Farben
überzeichnet – im Histogramm zeigt sich die Überbelichtung durch zacken-
artige Ausschläge auf der rechten Seite des Koordinatenkreuzes
+ 0.3 (GUT)
Abb. 61 Dieses Foto wurde mit +0,3 EV etwas überbelichtet und kann subjektiv
als „korrekt belichtet“ bezeichnet werden. Für die Farbbestimmung ist dieses Bild
dennoch nicht geeignet, obwohl es das augeglichenste Histogramm zeigt. Dies
verdeutlicht aber gleichzeitig auch das Problem der Dentalfotografie, bei der
leuchtend weiße Zähne im Vordergrund stehen
± 0 (IDEAL)
Abb. 62 Hier wurde mit einer Belichtung von ± 0 EV fotografiert, also quasi
ideal belichtet. Von dieser ausgehend wurden nun Aufnahmen sowohl in
Richtung Unter- als auch Überbelichtung und zwar in den Schritten 0,3
0,7 1,0 1,3 EV fotografiert
- 0.3 (GUT)
Abb. 63 Für dieses Foto wurde eine Belichtungskorrektur von - 0,3 EV
eingestellt. Das Ergebnis ist ein etwas dunkleres Foto, das uns sehr
detaillierte Einblicke in die Struktur des Zahns gewährt. Auch diese
Aufnahme können wir somit zu den korrekt belichteten Dentalauf-
nahmen zählen. Das Histogramm ist etwas nach links verschoben
- 0.7
Abb. 64 Ausgehend von der Abbildung 63 wurde diese Abbildung mit -0,7 EV
belichtet. Die Aufnahme ist bereits sehr dunkel, aber noch gut zur Beurteilung
der inneren Struktur eines Zahns geeignet. Das Histogramm ist deutlich nach
links verschoben
- 1.0
Abb. 65 Die Abbildung wurde mit -1,0 EV aufgenommen – für die Zahnfarb-
bestimmung ist diese nicht ohne weiteres geeignet. …
- 1.3
Abb. 66 … Dennoch zeigt sich, dass die hellen Zähne eher etwas unterbelichtet
werden müssen, um die Zahnfarbinformationen nicht zu verlieren. Denn selbst
dieses Foto mit -1,3 EV kann mit einem Bildbearbeitungsprogramm farblich noch
gerettet werden. Das Histogramm zeigt eine Ansammlung der dunklen Tonwert-
pixel auf der linken Seite des Koordinatensystems
Abb. 58 bis 66 In dieser Fotostrecke ist neunmal dieselbe Abbildung mitsamt dazugehörigem Histogramm dargestellt. Alle Fotos wurden mit den
gleichen Einstellungen vorgenommen, lediglich die Helligkeit wurde mit dem Blitz in den Belichtungsstufen von +1,3 bis -1,3 – also von stark über-
bis stark unterbelichtet – aufgenommen. Um die Auswirkungen der Belichtung auf das Histogramm richtig deuten und somit das Histogramm für
die korrekte Belichtung eines Fotos hinzuziehen zu können, sind nachfolgend die einzelnen Bildpaare beschrieben. Das Histogramm zeigt die
Verteilung der hellen und dunklen Bildpunkte einer Aufnahme
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5. Zahntechnik
und ist sehr gut für Publikationen geeignet, da ge- formationen in digitale umwandelt. So wie verschie-
druckte Bilder immer etwas dunkler wirken, als auf dene Filme unterschiedliche Eigenschaften bezüg-
dem Bildschirm. Der Bildschirm sorgt schließlich für lich der Reproduktion des Farbtons haben, weisen
die optimale „Beleuchtung“. Die Farbwirkung des Digitalfotos, je nach Kamera, dem jeweiligen Bild-
gedruckten Bildes hängt dagegen immer vom Um- sensor oder Gerätetyp, unterschiedliche Farbtöne
gebungslicht ab. Für die Farbauswahl ist die Abbil- auf. Im Menü der Digitalkameras lässt sich unter
dung 61 allerdings nicht geeignet, da die realen Far- dem Punkt Farbeinstellung, die eine oder andere
ben des Zahns nur schwer erkannt werden können. Farbänderung vornehmen.
Alle anderen Abbildungen sind für die Farbaus- Bei der Aufnahme der Bilder im JPG-Format wird
wahl nicht geeignet, wurden also für diesen Zweck die Bildbearbeitung in der Kamera vom einem Bild-
nicht korrekt belichtet. Diese Reihe verdeutlicht prozessor übernommen, der die vom Sensor gewon-
ziemlich gut, dass der Grad der – für die Farbaus- nenen Informationen verarbeitet. Jede Firma hat ein
wahl – korrekten Belichtung sehr schmal ist. eigenes Farbkonzept und Bearbeitungsprinzip, so-
Abbildung 66 wurde mit -1,3 EV aufgenommen. dass auch die farbliche Reproduktion je nach Her-
Obwohl die Abbildung vollkommen unterbelichtet steller variiert.
ist, bleiben die Farbinformationen erhalten. Das heißt, Geschmäcker sind bekanntlich verschieden – so
selbst ein stark unterbelichtetes Digitalfoto kann mit auch, wenn es darum geht die Qualität von Fotos oder
einem Bildbearbeitungsprogramm noch gerettet wer- Digitalabbildungen zu beurteilen. Daher kann und
den. Dagegen ist das bei überbelichteten Fotos bereits will ich nicht sagen, dass die eine oder andere Ka-
ab + 0,7 nicht mehr möglich, da die Farbinformatio- mera besser ist. Um aber mit der Digitalaufnahme
nen verloren gehen. Extrem ist das in Abbildung 59 möglichst nahe an das Objekt heran zu kommen,
zu erkennen. Die mittels Blitz um +1,0 EV korrigierte benötigt man mehr als nur eine Kamera und ein
Belichtung hat starke Reflexionen zur Folge, die Objektiv, sondern auch einen gut ausgestatteten
jegliche Farbinformationen auslöschen. PC, einen hervorragenden Bildschirm, Drucker und
vieles mehr.
Der Kameratyp Die Abbildungen 67 bis 75 verdeutlichen, wie
unterschiedlich ein und dieselbe Situation darge-
Für die Dentalfotografie haben sich digitale Spie- stellt wird. Hier wurden nicht die Einstellungen,
gelreflex-Kameras (Standard), Makroobjektive und sondern lediglich die Kameras gewechselt. Diese
Ring- oder Zangenblitze bewährt. Da es mehrere neun Fotos wurden mit neun unterschiedlichen Ka-
Hersteller- und Zulieferfirmen von Kameras und meras von fünf Herstellern aufgenommen. Na, wel-
Equipments gibt, sind deren Eigenschaften meist ches finden Sie am besten?
unterschiedlich. Wenn mit einer analogen Kamera
fotografiert wird, kann es selbst im System zu Abwei- Als Nächstes behandeln wir den Unterschied
chungen der Qualität kommen, da diese auch von der einzelnen Blitzlichter bei der Aufnahme.
exogenen Faktoren, wie der Marke des Films und Kommen wir nun zu den unterschiedlichen Blitz-
der Entwicklung, abhängt. Ich bin daher mit dem systemen. Für Makroaufnahmen der Dentalfoto-
Trend gegangen und habe mich für eine digitale grafie werden häufig LED-Ring- oder LED-Zangen-
Spiegelreflex-Kamera entschieden. blitze verwendet. Beide Systeme unterscheiden sich
Ich werde häufig gefragt, welche Kamera am stark voneinander. In den Abbildungen 76 bis 78 ist
besten für die digitale Dentalfotografie geeignet ist. wieder dieselbe orale Situation fotografiert worden.
Schließlich ist es legitim, sich vor dem Kauf einer Abbildung 76 wurde mit einem LED-Ringblitz aufge-
Kamera zu informieren. Natürlich ist es nicht egal, nommen. Charakteristisch für einen Ringblitz ist,
welche Kamera man sich zulegt, dennoch hängt diese dass das reflektierte Blitzlicht vom Objekt direkt auf
Entscheidung auch von individuellen Anforderun- das Objektiv zurückprallt, was zur Folge hat, dass
gen wie den Anwendungsmöglichkeiten und dem die reflektierte Fläche größer ist und die Blitzreflexi-
Handling ab. Ich tendiere daher zu dem Tipp, dass on komplett auf dem Objekt zu sehen ist. Daher ist
die „beste Kamera“ immer die richtige Entschei- dieser Blitz gut geeignet, um die Oberflächenbe-
dung ist. schaffenheit eines Zahns oder der Gingiva zu erfas-
Die Digitalkamera ist mit einem Bildsensor, ei- sen. Zur Bestimmung des Farbtons ist er allerdings
nem so genannten CCD- (Charge Coupled Device, nicht geeignet. Zudem bietet sich der Ringblitz für
übersetzt etwa „ladungsgekoppeltes Bauteil“) oder Makroaufnahmen der Molarenkauflächen oder des
CMOS- (Complementary Metal Oxide Semiconduc- gesamten Zahnkranzes an.
tor, oder auf Deutsch „komplementärer Metalloxid- Abbildung 77 wurde mit einem LED-Zangenblitz
Halbleiter“) Sensor ausgerüstet, der analoge Bildin- aufgenommen. Vergleicht man das Resultat mit dem
62 03. Jahrgang 3/2009
6. Abb. 67 bis 75
67 68
Nein, es handelt sich
hierbei nicht um Stu-
dien unterschiedlicher
Zähne. So verblüffend
es ist, aber diese Bil-
derstrecke zeigt ein
und dieselbe Mund-
situation, aufgenom-
men mit neun Digi-
talkameras von fünf
Namhaften Firmen
(Aufnahmedatum und
Uhrzeit variieren).
Natürlich wird der
Farbunterschied nicht
nur von der Digital-
kamera, sondern 69 70
auch vom verwen-
deten Objektiv und
Blitz verursacht. Da
ich mit diesen Bildern
den Einfluss der Ka-
mera und des ent-
sprechenden Makro-
objektivs darstellen
wollte, habe ich immer
denselben Zangen-
blitz verwendet. Bei
allen Geräten wurde
der Blitz-Modus
(Weißabgleich), der
Aufnahme-Modus
auf Manuell und die
Verschlusszeit auf 71 72
1/125 eingestellt. Die
Blende wurde bei
jedem Gerät unter-
schiedlich, für das
Dateiformat aber
einheitlich JPEG
gewählt. ISO war
auf die niedrigste
Empfindlichkeit ge-
stellt und die Farb-
einstellung stand auf
Maximum. Eine ein-
heitliche Belichtung
lies ich mir vor dem
Auslösen vom Histo-
gramm bestätigen. 73 74
Somit werden die
unterschiedlichen
„Farbkonzepte“ der
einzelnen Kameras
und Hersteller bes-
ser verständlich
Abb. 76
Nicht nur die Kamera
und das Objektiv ha-
ben Einfluss auf das
Foto, sondern auch
der Blitz. Dieses Foto
wurde mit einem
Ringblitz aufgenom-
men. Da das Blitz-
licht vom Objekt 75 76
direkt auf das Ob-
jektiv reflektiert wird,
hat das zu Folge,
dass die reflektierte
Fläche auf dem Ob-
jekt größer ist. Diese
Methode ist daher
gut geeignet, um die
Oberflächenbeschaf-
fung auszuleuchten
oder den Molaren-
bereich oder Zahn-
bögen aufzunehmen
03. Jahrgang 3/2009 63
7. Abb. 77 Mit dem Zangenblitz aufgenommenes Foto. Das Licht des Abb. 78 Mit einem Blitz sollte man nicht frontal fotografieren, sondern
Zangenblitzes hat denselben Ein- wie Ausfallwinkel, wodurch groß- von oben in einem leichten Winkel. Dadurch heben wir die internen
flächige Lichtreflexionen auf der Zahnoberfläche vermieden werden. Chrakteristika noch detaillierter hervor
Dieses Verfahren ist somit ideal zur Bestimmung des Farbtons geeignet
Abb. 79 und 80 Auf diesen Abbildungen wurden die Zähne mitsamt den entsprechenden Farbschlüsselzähnen fotografiert. Es ist zu empfehlen,
dass auf den Fotos mindestens zwei und maximal vier Farbschlüsselzähne dargestellt sind
Ringblitzfoto wird deutlich, dass auf dem Objekt viel ausgewählt werden (Abb. 79 und 80). Bei nur einem
weniger Reflexionen zu sehen sind. Dieser Blitz eignet Farbschlüsselzahn auf der Aufnahme, sind die Infor-
sich somit nicht, um die Oberflächenbeschaffenheit mationen, die wir daraus ziehen können unzurei-
zu bestimmen. Allerdings ist er ideal, um den Farbton chend, selbst wenn er eine gewisse Ähnlichkeit mit
zu bestimmen. Möchte man die innere Struktur der dem zu vergleichenden Zahn hat (Abb. 81). Auch
Zähne noch detaillierter darstellen, gilt für beide wenn der Farbton auf dem Foto mit dem des Zahns
Blitzsyteme, die Kamera in einem leichten Winkel zu übereinstimmt, haben wir so keine Möglichkeit die
den Zähnen zu halten (Abb. 78). Frontalaufnahmen Farbe durch Vergleichen zu verifizieren. Fünf oder
parallel zur Oberfläche sind zu vermeiden, da sonst sechs Farbmuster auf einem Foto sind zu viele. Zu
die Blitzreflektionen zu stark sind. viele Vergleichsgegenstände verunsichern den
Techniker nur. Nun, da wir wissen, wie viele Farb-
Position der Farbschlüsselzähne muster ideal wären, gilt es zu klären, wie diese am
besten für das Foto ausgerichtet werden sollten. Die
Wurde der Zahnersatz unter der gleichen Licht- Schneidekante der Referenzzähne und die der ent-
quelle angefertigt, unter der die Farbauswahl statt sprechenden Farbschlüsselzähne sollten gegen-
gefunden hat, und die Belichtung der Kamera kor- überstehend positioniert werden.
rekt eingestellt, können wir aussagekräftige Fotos Es liegt am Funktionsprinzip des Blitzlichts, der
für die Dokumentation anzufertigen. Damit der Kamera und dem Objektiv, das die aufgenommene
Zahntechniker anhand des Fotos nun die Farbaus- Lichtmenge nicht überall gleich, sondern konzen-
wahl treffen kann, muss darauf geachtet werden, trisch ist. Die Kamera oder das Objektiv sind daran
dass auch die Farbschlüsselzähne korrekt positioniert schuld, dass die Lichtmenge von innen nach außen
werden. Meiner Meinung nach sollten hierfür abnimmt. Dieser Effekt wird mit einem Blitzlicht noch
mindestens zwei und maximal vier Farbmusterzähne verstärkt (Abb. 82). Aus diesem Grund ist es sinnvoll,
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8. Abb. 81 Wurde nur ein Farbschlüsselzahn fotografiert, ist es für den Abb. 82 Die Kamera, das Objektiv und das Blitzlicht haben die Eigen-
Zahntechniker schwierig, die Zahnfarbe anhand des Farbschlüssel- schaft, dass die Lichtintensität von innen nach außen abnimmt. Am auf-
zahns zu überprüfen. Es ist daher wichtig, mehrere Farbmuster dar- fälligsten ist dies mit Blitzlicht. Daher sollte der fotografierte Referenz-
zustellen, um die Farbe zu verifizieren. Denn wer sagt, dass der eine und der Farbschlüsselzahn ungefähr im gleichen Helligkeitsbereich des
abgelichtete Farbschlüsselzahn wirklich so aussieht oder tatsächlich Kreises stehen. Nur so können wir gewährleisten, dass der Farbton
4D ist? Je mehr Referenzzähne abgebildet sind, desto leichter lassen unter den gleichen Lichtverhältnissen entstanden ist. Die exakte Position
sich Fehler aufdecken des Farbschlüsselzahns ist somit sehr wichtig
Abb. 83 Die Position und der Winkel des Farbmusterzahns Abb. 84 Ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Nur ein Farbschlüsselzahn, der
im Schema von lateral: der Referenzzahn und der Farb- zudem falsch positioniert wurde (nicht unterhalb des zu vergleichenden Zahns 21).
musterzahn sollten in einer verlängerten Achse stehen Da das Farbmuster vor den natürlichen Zähnen, also weiter vorne steht, wird dieser
stärker vom Blitz angestrahlt, die Reflexion erhöht, der Helligkeitswert verfälscht. Mit
Fotos wie diesen wird es uns nicht möglich sein, die Zahnfarbe korrekt nachzubilden
die Farbmusterzähne so nahe wie möglich an den zu auch Fälle, in denen der Patient den Mund nicht aus-
vergleichenden Zahn zu bringen. Dadurch werden reichend öffnen kann oder der zu fotografierende
gleiche Lichtverhältnisse garantiert. Zahn zu weit dorsal oder einfach schräg steht. In Fäl-
Neben der Position ist auch der Winkel, in dem der len wie diesen wird der Farbschlüsselzahn im selben
Farbmusterzahn angehalten wird, von Bedeutung. Winkel zum Referenzzahn gestellt sowie Blitzlicht
Von der Seite aus betrachtet, sollte das Vergleichs- und Objektiv auf beide Objekte gleich ausgerichtet.
muster in einer gedachten Linie zur natürlichen Zahn- So ist es möglich beide Objekte unter den gleichen
achse stehen (Abb. 83). Der Zahn, dessen Zahnfarbe Bedingungen zu fotografieren (Abb. 85 und 86). In
ermittelt werden soll, sowie der Farbschlüsselzahn den Abbildungen 87 und 88 ist ein perfektes Foto-
sollten die gleiche Entfernung zum Objektiv und dem shooting zur Zahnfarbbestimmung dargestellt.
Blitzlicht haben. Ist der Abstand unterschiedlich,
kann nicht garantiert werden, dass der Helligkeits-
wert der beiden Objekte übereinstimmt (Abb. 84).
Zum Beispiel wird das Objekt, das näher zum Blitz
steht, das Licht stärker reflektieren und daher heller
erscheinen. Zudem ist es schlecht, wenn der Farbring
etwas vor den natürlichen Zahn angehalten wird. Da Im vierten und letzten Teil widmet sich Naoki
die Brennweiten der Objekte unterschiedlich sind, Hayashi dem Thema Darstellung der Digitalfotos so-
wird ein Objekt fokussiert, das andere nicht. Es gibt wie den Anforderungen an den Monitor.
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9. Zahntechnik
Abb. 85 und 86 Die Natur ist aber nicht immer symmetrisch oder gerade. Wenn also die Farbmuster- und die Referenzzähne nicht achsensymmetrisch
angehalten werden können, wird der Farbschlüssel im selben, aber gespiegelten Winkel wie der Referenzzahn gestellt. Das Blitzlicht und Objektiv werden
nun so ausgerichtet, dass sie im selben Winkel zu beiden Objekten stehen
Abb. 87 und 88 Ideales Fotoshooting zur Farbbestimmung: Der natürliche Referenzzahn, die Farbmusterzähne sowie die Brennweite der Kamera
wurden korrekt gewählt. Hierauf sollten wir immer achten
Zur Person
Naoki Hayashi schloss seine Ausbildung 1993 am „Dental Institute College“ in Osake/Japan ab. Hayashi ist nicht nur
ein talentierter Keramiker, er ist vor allem auch ein brillanter Fotograf. Er gehörte zu den ausgewählten Preisträgern
des „QDT Meisterstücks“ für seine zahntechnischen Fotografien. Er hat eine Vielzahl von Fachartikeln in japanischen
Dentaljournalen veröffentlicht. Zudem wurden viele seiner Beiträge ins Deutsche, Italienische und Russische über-
setzt und zusätzlich in den Vereinigten Staaten und Kanada veröffentlicht.
Hayashi ist ein begehrter Referent und Kursleiter, was er bereits in diversen Vorträgen und Kursen weltweit unter
Beweis stellen konnte und kann. Er genießt international einen guten Ruf und wird wegen seiner Vorträge von vielen
Kapazitäten aufgesucht. Hayashi hat zudem „A Diary Through the Lens“, ein Buch, dass eine Vielzahl klinischer Fälle
dokumentiert und den Zahnärzten bei der Patientenberatung helfen soll, veröffentlicht. Außerdem wird Zahntechnikern darin Schritt
für Schritt die keramische Schichtung bis hin zu hochästhetischen Restaurationen erklärt und bebildert vorgestellt. Naoki Hayashi ist
stellvertretender Geschäftsführer des „Ultimate Styles Dental Laboratory“ in Kalifornien/USA.
Kontaktadresse
Naoki Hayashi •Ultimate Styles Dental Laboratory • 12 Mauchly • Unit M • CA-92618 • Fon +1 946 727-0822
Fax +1 949 727-0577 • info@ultimate-dl.com
Originalbeitrag: Naoki Hayashi „A Challenge to Natural Teeth – Colors&Beyond”
Erschienen in: The International Journal of Dental Technology, 36 (1): 15 – 43,36 (2): 149 – 168, Ishiyaku, publishers, INC.
66 03. Jahrgang 3/2009