3. Serra da Capivara gilt heute als die größte Fundstelle von prähistorischen Siedlungen und
Felsmalereien in Südamerika.
Die Serra da Capivara liegt im entlegenen Süden des vom Tourismus noch wenig berührten
Bundesstaates Piauí
im Nordosten Brasiliens ca. 30 Kilometer entfernt von der verschlafenen Stadt
São Raimundo Nonato.
Durch Altersbestimmung der Kohlereste einer Feuerstelle an der Felswand Boqueirão da Pedra
Furada im Nationalpark Serra da Capivara
kam die brasilianische Archäologin Niède Guidon zu dem Ergebnis
dass dieses Gebiet bereits vor etwa 50.000 Jahren besiedelt gewesen sein müsste.
Mittlerweile zählt man mehr als 400 Siedlungsplätze und mehr als 30.000 Felszeichnungen.
Mit unerschöpflicher Energie hat sich Niède Guidon für den Schutz und die Bewahrung dieser
prähistorischen Schatzkammer eingesetzt.
Bei Ausflügen in den Nationalpark lernt man die Naturschönheiten des Gebietes zu kennen.
Bildergalerien zeigen Szenen aus dem Leben der damaligen Bewohner:
von der Jagd über den Tanz bis hin zum Gruppensex reicht die Bandbreite.
Natürlich findet man auch Bilder der damaligen Tierwelt: Raubkatzen, Hirsche, Faul- Gürteltiere und
Strauße.
Der Größenvergleich zwischen Mensch und Tier zeigt dass es sich um wahre Monster gehandelt
haben muss.
Die seltene Schönheit und künstlerische Qualität der Werke,
auch wenn es ähnliche Gemälde in prähistorischen Höhlen von Frankreich und Spanien gibt,
stellt ein einzigartiges typisches Profil des Nordostens Brasiliens dar.
P.S.: Der Park wurde 1991 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
4.
5.
6.
7. Farben aus Eisenoxyd
Die bei den Malereien am häufigsten
verwendete Farbe war in den älteren Zeiten rot, eine Farbe, die
man aus Hämatit
(Eisenoxyd) gewann. Schattierungen wie hell, mittel und
dunkel gewann
man durch unterschiedliche Farbkonzentrationen.
Diese erhielt man, indem man das Eisenoxyd erhitzte. Vor etwa
9.000 Jahren begannen die Künstler zusätzliche Farben zu
verwenden, wie
beispielsweise gelb, das aus dem MineralGeothite gewonnen
wurde, weiß aus
Gips oder Kaolin, schwarz, das aus verbrannten organischen
Materialien wie Knochen oder aus Holzkohle gewonnen
wurde und grau als ein Gemisch aus den beschriebenen Farben
weiß und schwarz
8. Die Datierung der Felsmalereien
Die Arbeit von FUNDHAM machte es möglich, einige stilistisch unterschiedliche
Kulturstufen der Felsmalereien zu identifizieren, wobei Radiokarbonmessungen
zeigten, dass Menschen schon vor 29.000 Jahren ihr Leben im brasilianischen
Nordosten anhand von Malereien dokumentierten. Die Größerendieser Felsmalerei-
Kulturstufen nennt man Traditionen; sie werden durch die
Themen und Szenen ihrer Darstellungen charakterisiert. Zwei größere Traditionen
konnten so definiert werden. Die erste Tradition wird als Nordeste Tradition
bezeichnet. Ihre Phase begann etwa 12.000 v. Chr. und endete etwa um 6.000 v. Chr. Die
zweite Tradition haben wir als Agreste bezeichnet. Sie begann um 8.000 v. Chr. und hielt
sich 4.000–4.500 Jahre. Die Nordeste Traditionist die dominantere Tradition der
Serra da Capivara. Sie ist durch erzählende Darstellungen von Tieren und Menschen
charakterisiert, entwederallein oder gemeinsam. Die menschlichen Figuren sind fast
immer in Aktion und zeigen Tanz, Geschlechtsverkehr, Geburt, Jagd etc. Die abgebildeten
Tiere geben die Fauna wieder, wie sie damals in der Gegend existierte: Emus, Gürteltiere,
Panther, Alligatoren, Fische, verschiedene Vogelarten und Affen. Sowohl Menschen, als
auch Tiere zeigen dabei eine erstaunliche Beweglichkeit. Beide Traditionen umfassen auch
geometrische Figuren, Zeichen oder Symbole, die als ein spezieller Code interpretiert
werden können, dessen Bedeutung im Laufe der Zeit verloren gegangen ist. Jeglicher
Versuch einer wissenschaftlichen Interpretation dieser geometrischen Figuren
ist bisher gescheitert. So wartetdas vielleicht größte Geheimnis des
Nationalparks Serra da Capivara noch auf seine Entschlüsselung. ■