In vielen Ländern entwickeln sich Reich und Arm auseinander. Doch ihr Lebensstandard nähert sich trotzdem an. Von Geld kann man sich nicht mehr so viel kaufen wie früher. Die neuen Klassenunterschiede entstehen durch Bildung.
5. • Warum bringt Geld
weniger Nutzen?
• Wie reagieren
die Menschen darauf?
• Was bedeutet das
für uns?
Patrick Bernau - "Reichtum war noch nie so nutzlos" - 2014 5
6. Patrick Bernau
• Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Ressortleiter Wirtschaft/Finanzen Online
• vorher fünf Jahre Sonntagszeitung
• Themen:
Wirtschaftsforschung, IT
• Diplom-Volkswirt
Patrick Bernau - "Reichtum war noch nie so nutzlos" - 2014 6
7. „Heute muss man nach
handfesten Vorteilen
von Reichtum suchen.“
Stefan Hradil, Soziologe, Milieuforscher
Patrick Bernau - "Reichtum war noch nie so nutzlos" - 2014 7
8. mehr als
1000 Jahre
Patrick Bernau - "Reichtum war noch nie so nutzlos" - 2014 8
10. Schnellere Innovationen
Großbritannien, Nutzung 1 Prozent der Haushalte bis 50 Prozent, in Jahren
Patrick Bernau - "Reichtum war noch nie so nutzlos" – 2014 10
57
24
40
10
33
30
22
8
18
8
9
Auto (1908)
Bügeleisen (1909)
Staubsauger (1915)
Radio (1923)
Wasserkocher (1934)
Waschmaschine (1934)
Kühlschrank (1946)
S/W-Fernsehen (1949)
Heizdecke (1955)
Farbfernsehen (1970)
Videorekorder (1979)
Quelle: Bowden/Offer 1994
11. 46
Schnellere Innovationen II
Vereinigte Staaten, Einführung bis Nutzung von 25 Prozent der Haushalte, in Jahren
35
31
26
16
13
7
4
Elektrizität (1873)
Telefon (1876)
Radio (1897)
Fernsehen (1926)
PC (1975)
Handy (1983)
World Wide Web (1991)
Facebook (2004)
Quelle: FCC, Ray Kurzweil, F.A.Z.
Patrick Bernau - "Reichtum war noch nie so nutzlos" - 2014 11
20. „Es kommt heute
nicht mehr so sehr darauf an,
ob man den Zugang
zum Internet hat,
sondern was man damit
macht.“
Stefan Hradil
Patrick Bernau - "Reichtum war noch nie so nutzlos" - 2014 20
21. Lassen Sie uns
reden!
Patrick Bernau
bern@patrick-bernau.de
@PatrickBernau
22. Lizenzen
• Folie 1: Piloty, „Die Ermordung Cäsars“, Public Domain
• Folie 2: Checa Ulpiano: „La Naumaquia“, Public Domain
• Folie 3: Bill Gates
• Folie 4-7, 23: Stefan Bohrer, CC BY-NC 2.0
• Folie 8: Monica Arellano-Ongpin, CC BY 2.0
• Folie 9: Shinichi Higashi, CC BY-NC-ND 2.0
• Folie 12: David Ramos, CC BY-NC-ND 2.0
• Folie 13: Flickr, BostonTx, CC BY-NC 2.0
• Folie 14: Umberto Salvagnin, CC BY 2.0
• Folien 15,16: Tulane University, CC BY 2.0
• Folie 17: Kristina Alexanderson, CC BY-NC-ND 2.0
• Folie 18: Paul Hocksenar, CC BY-NC-ND 2.0
• Folie 19: Doug Wheller, CC BY-NC-ND 2.0
• Folie 20: Dennis Skley, CC BY-ND 2.0
• Präsentation: CC BY-NC-ND 2.0
TITEL KOMMT AUTOMATISCH
Was hat man heute noch von Reichtum? Darum geht‘s mir: Ich möchte mit Ihnen darüber sprechen, dass alle Reichtümer an Geld Ihnen heute weniger bringen als jemals zuvor in der Geschichte.
Erkennen Sie diesen Herrn hier? Das ist Julius Cäsar. Sie wissen, dass er ermordet worden ist – und wir wissen auch alle, dass er Gallien erobert hat, zumindest fast alles davon. Aber was Sie vielleicht noch nicht wissen: Er war auch der reichste Mann der Welt. Er hatte ein Vermögen von umgerechnet mehr als 100 Millionen Euro (ein Zwanzigstel des jährlichen Welteinkommens). Damit war man damals schon der reichste Mann der Welt.
Zu seiner Zeit hatten die meisten Menschen nicht mal fließend Wasser zu Hause. Aber Julius Cäsar leistete sich eine Privatarmee, die ihm zur Alleinherrschaft im Römischen Reich verhalf. Und wenn er das Volk unterhalten wollte … <KLICK>
… dann hob er auf dem Marsfeld einen See aus und veranstaltete mal eben so eine Seeschlacht mit mehreren Hundert Teilnehmern, wie der römische Geschichtsschreiber Sueton berichtet.
So war das ein paar Jahre vor Christus.
Diesen Herrn hier, der gleich nass ist, den erkennen Sie auf jeden Fall.
Bill Gates ist heute der reichste Mann der Welt, mit einem Vermögen von mehr als 80 Milliarden Dollar. Eine Privatarmee hat er trotzdem nicht. Was macht er zur Unterhaltung? Er überschüttet sich mit Eiswasser. Das können wir auch.
Sie erkennen links hinten sein Haus. Das ist groß. Er hat einen Pool und eine Bibliothek mit rund 200 Quadratmetern. Und ein hauseigenes Kino. Wenn /er/ Unterhaltung will, dann kann er im hauseigenen Kino einen Film angucken, allein mit seiner Familie oder mit Freunden – aber er guckt doch die gleichen Filme, die für den Rest der Welt produziert sind.
Drei Fragen haben wir:
Was kann man sich von seinem Geld kaufen? Klar. Ein leichteres, angenehmeres Leben. Man kann mit der Privatyacht übers Mittelmeer schippern, wenn die Mittelschicht AIDA nehmen muss. Man hat weniger Sorgen – aber hat man oft schon in der Mittelschicht.
Der Kern ist: Reiche bekommen Annehmlichkeiten, die sich die Mittelschicht (noch) nicht leisten kann. Das wird immer weniger. <Klick>Stefan Hradil, bekannter Soziologe und Ungleichheitsforscher.
Dann suchen wir mal. <Klick>
Hier fehlt Fensterglas. Zieht. Friert. Seit wann gibt‘s Fensterglas? WAS DENKEN SIE?
Gab‘s ab 100 v.Chr., kürzlich in Trier, dort hatten die Kaiserthermen Glas. Aber: im 12. Jh. nach Chr. konnten sich viele Burgherren noch kein Fensterglas leisten <KLICK> 1200 Jahre später. (Dauerte bis zum 16. Jahrhundert.)
Das ist heute. Hier sehen wir einen ein relativ neuen Trend: Eine Frau smst mit ihrem Handy.
Es geht um Kommunikation.
Und wie funktioniert die Kommunikation bei den Reichen und Mächtigen? Genauso.
Das ist natürlich nicht ganz gleichmäßig – alles, was die Leute unterhält, geht schnell.
Aber gucken wir mal nach Amerika, da gibt es gute Zahlen für die Kommunikationstechnik allein … <KLICK>
Warum ist das so – haben Sie Ideen?
Ich habe:
Wir haben das Maschinisieren und Prozesssteuerung besser gelernt
Es gibt immer mehr Vor-Innovationen, die man kombinieren kann. Herzschlag-Simulator für Babys im Brutkasten, der den individuellen Herzschlag der Mutter simuliert – 150.000 Dollar Entwicklungskosten.<KLICK>
Und dann hilft die Kommunikationstechnik.
Mit besserer Kommunikationstechnik erfahren Produzenten schneller von neuen Techniken – und vor allem die Konsumenten
Das Internet macht sowieso vieles kostenlos. <KLICK>
Im Internet ist sogar manches von vornherein kostenlos, wofür man früher viel Geld ausgeben musste. Denken Sie mal dran, wie viel Geld man früher verdient haben musste, bis man sich eine komplette Enzyklopädie leistete. Heute haben wir Wikipedia. Für jeden.
Denken Sie mal an die Sekretärinnen. Wir haben heute viel weniger in der Redaktion als vor 30 Jahren, schlicht weil man vieles dieser Arbeit heute mit Technik macht und kein Personal mehr dafür braucht.
Vor zwei Wochen habe ich mit Googles Chefökonom Hal Varian gesprochen, der will demnächst die letzten klassischen Sekretariatsarbeiten in eine App packen.
Gesundheit? Gucken wir auf neueste Entwicklungen. Schätzen Sie mal. Was kostet eine DNA-Analyse, die mir sagt, welche Krankheitsrisiken ich habe?
Die kostet 99 Dollar. Demokratisiert. 23andMe, ging zu weit, weil das jeder konnte, Krankheitsanalyse wurde verboten
(Wo das nicht hilft, helfen Krankenversicherungen.)
LETZTES LUXUSGUT: Weltraumflug
Dann gucken wir mal, was passiert. Und wir stellen fest: Die Menschen bemerken das schon, zumindest unwillkürlich, und reagieren darauf.
Wir kennen das von der „Generation Y“. Junge Leute wollen weniger Arbeitszeit, sie wollen Familie und Beruf vereinbaren. Aber Gucken Sie mal hier:<KLICK>Das sind die Gehaltserwartungen junger Leute, abgefragt von Ernst & Young.
.<KLICK> Mal ganz offen: Was erwarten Sie vom Öffentlichen Dienst?
Staatsdienst – und sie verzichten dabei ganz bewusst auf Geld.. Würden sie nicht tun, wenn ihnen das Geld furchtbar wichtig wäre.
Damit tun sie unwillkürlich das richtige. Und damit kommen wir zur Frage: Was bedeutet das für uns?
<WEITER>
(Frage war: Welche Branchen sind für Ihre beruflichen Pläne besonders attraktiv?)
Sie kennen vielleicht den Satz, dass Geld irgendwann nicht mehr glücklicher macht. Wahr ist: Es macht keine gute Laune mehr. Gehaltserhöhungen machen nur kurz glücklich, dann gewöhnt man sich wieder dran. <KLICK> hedonische Tretmühle (Philip Brickman / Donald Campbell). Fröhlich wird man anders.
Aber: Davon kriegt man nie genug. (Bruce Headey / Ruud Muffels / Gert Wagner) Meine Frau sagt immer: Du musst die Familie zuerst nennen. Aber stimmt leider nicht.
Sind traditionelle Werte dann vollkommen wertlos? Nein. Denn es geht im guten Leben nicht nur um die gute Laune.
Sondern auch um Zufriedenheit.
Und jetzt kommen wir dazu, warum die Familie nicht immer gute Laune macht. Denken Sie mal an junge Eltern, nachts um drei, mit ihrem schreienden Baby. Haben die gute Laune? Ich bin in diesem Alter, ich habe gute Freunde in dieser Situation gesehen, ich sage Ihnen: Ich hätte mich nicht mal getraut, das zu fragen.
Aber: Keiner würde auf seine Kinder verzichten wollen. Wenn man einen Schritt zurücktritt und sein Leben betrachtet, dann ist man doch mit seinem Leben sehr viel zufriedener, wenn man Kinder hat.
So ist es auch mit dem Geld. Deshalb: Bitte glauben Sie nicht, dass Geld jetzt ganz unwichtig wird. (Immer noch schön, wenn man auf der Privatyacht durchs Mittelmehr fährt statt auf der AIDA.) Aber: Das wesentliche Schicht-Unterscheidungsmerkmal, das könnte sich ändern.
Haben Sie schon mal was von „bildungsfernen Schichten“ gehört? Das gibt es als neues Wort, und das ist kein Zufall.
<KLICK> Hradil: „Es kommt heute nicht mehr so sehr darauf an, ob man den Zugang zum Internet hat, sondern was man damit macht.“
Wenn jeder alle Möglichkeiten hat, dann muss man die richtigen nutzen. Sie können Wikipedia durchforsten, Harvard-Vorlesungen anhören, sich Opern herunterladen oder Katzenbilder angucken. Es kommt auf die richtige Mischung an.