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2. WOCHE: ARCHÄOLOGISCHE UND HISTORISCHE
GRUNDLAGEN
Was ist Archäologie?
Früher handelte es sich bei der Archäologie um eine rein dokumentarische Arbeit, die sich im
Laufe der Zeit zu einer interdisziplinären Wissenschaft entwickelt hat. Die Arbeit und
Ergebnisse können nur gewährleistet sein, wenn sowohl das Wissen als auch die Methoden
aus Geistes- und Naturwissenschaften einbezogen werden. Dazu gehören unter anderem
Ethnologie, Volkskunde Geschichte, Chemie, Geologie, Biologie, Mineralogie und viele
weitere. Aus diesem Grund entstanden eigenständige Fachrichtungen, die einen bestimmten
Bereich der Forschung abdecken, wie die Archäobotanik.
Ziel der Archäologie ist es, die Lebensumstände, Gesellschaftsstrukturen,
Vorstellungswelten der Menschen in ihrer Entwicklung zu entschlüsseln. Dazu zählen die
Ernährungsgewohnheiten und Umwelteinflüsse ebenso, wie die handwerkliche Arbeit und
Bestattungssitten.
Womit arbeiten Archäologen?
Bei Betrachtung der Fundplatzarten, die in der Archäologie unterschieden werden,
verdeutlicht sich die Interdisziplinarität der Wissenschaft.
Die Siedlungsarchäologie, in der die Formen des Wohnens dokumentiert werden, gestaltet
sich verhältnismäßig komplex. Dazu gehören unter anderem Wohnformen, Baustil und
Materialien, Art der Häuser und Aufbau der Siedlung. Bei Auswertung des gesamten
Befundes ergibt sich beispielsweise ein Einblick in die wirtschaftlichen, sozialen,
infrastrukturellen und kulturellen Lebensgewohnheiten und Umstände in vergangenen
Zeiten.
Das Bestattungswesen verhält sich in einem vergleichbaren Ausmaß. Berücksichtigt werden
nicht nur Art der Bestattung, also Körper- oder Brandbestattung, sondern umfasst zum
Beispiel Geschlecht, Alter, Ausrichtung und Beigaben. Mithilfe der einheitlichen Betrachtung
ist es möglich, Auskunft über Lebenserwartungen, etwaige Epedemien und kriegerische
Handlungen, Sozialstatus sowie Vorstellungen über das Leben nach dem Tod zu erhalten.
Unter einem Hortfund wird ein einzelner Fund verstanden, der unabhängig von anderen
Funden gemacht wird. Anders als bei einem Zufallsfund wurde dieser bewusst niedergelegt,
möglicherweise versteckt und nicht verloren.
Zudem zählen auch alle Bereiche der Landwirtschaft (wie Äcker und Weideflächen), Orte der
Rohstoffgewinnung und -verarbeitung (Bergwerke, Verhüttungsplätze, Meiler), Wehranlagen
(Wälle, Tore), Infrastruktur (Boote, Brücken, Straßen) und Heiligtümer (Tempel) zu den
Fundplatzarten.
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Wie hat sich die Archäologie entwickelt?
Die Geschichts- und Altertumsforschung fand ihre Anfänge bereits um das 5. Jahrhundert
vor Christus mit dem Beginn der schriftlichen Tradition. Besonders Herodot, der auch als
„Vater der Geschichtsschreibung“ bezeichnet wird, unternahm Reisen in unterschiedliche
Länder, um erhaltene Informationen zu verifizieren. Es dauerte jedoch noch eine lange Zeit,
bis die Objektivität in der Forschung Einzug hielt.
Das Wissen, das in der Antike gesammelt wurde, verschwand während des Mittelalters fast
vollständig und kehrte erst in der Frühen Neuzeit zurück. Seit diesem Zeitpunkt findet eine
stetige Entwicklung der Forschung statt, die insbesondere durch immer modernere
Techniken unterstützt wird. Die Entwicklung des Dreiperiodensystems, in dem Christian
Jürgen Thomsen die zeitliche Abfolge von Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit festlegte, oder
die Entdeckung des Pfostenlochs durch Carl Schuchardt, welche die Siedlungsarchäologie
begründete sindnur zwei von vielen wichtigen Schritten zur modernen Archäologie.
Zünfte im Mittelalter
Zünfte stellten in den Städten des Mittelalters den Zusammenschluss von
Warenproduzenten dar. Neben wirtschaftlichen Aufgaben waren sie in fast allen Bereichen
des städtischen Lebens vertreten. So entwickelten sie sich im Laufe der Zeit zu einer
autonomen Gruppe. Diese Autonomie bewirkte, dass Zünfte von Ratsherren verboten oder
kontrolliert wurden, um das Risiko einer Einmischung in die Politik zu verringern.
Mitglied konnte jeder werden, der unter anderem über ausreichende finanzielle Mittel
verfügte, eine entsprechende Gebühr entrichten konnte und in der Lage war, einen guten
Leumund vorzuweisen. Bereits an dieser Stelle wird die Problematik für kleinere
Produzenten deutlich, da sie in der Regel nicht in der Lage waren, diese Voraussetzungen
zu erfüllen. Neben Chancengleichheit in Produktion und Absatz von Waren gab es für
Zunftmitglieder auch soziale und karitative Vorteile. Starb beispielsweise ein Mitglied, wurde
die Familie weiterhin finanziell unterstützt.
Die Lübecker Bürgerschaft damals und heute
Die Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck besteht heute aus Mitgliedern unterschiedlicher
Parteien, die alle fünf Jahre direkt von der Bevölkerung gewählt werden. Sie entscheidet
unter anderem über den Haushalt und Investitionsvorhaben.
Zur Zeit der Hanse waren nur Kaufleute wahlberechtigt – und auch nur sie konnten in den
Rat gewählt werden. Dieser entschied über innen- und außenpolitische Vorhaben und wählte
den Senat, also die Stadtregierung. Somit waren die Interessen der Kaufmannschaft überall
vertreten.
Der Rat der Stadt Lübeck
Der Rat einer Stadt stellte die Vertretungskörperschaft der Bürger dar. Als Bürger galten
jedoch nur die 25 % wirtschaftlich unabhängigen, rechtsgleichen Einwohner. Seit 1200 ist
das Aufkommen des Rates zu verzeichnen. Die Mitglieder wurden ursprünglich gewählt –in
der Regel je nach Erfahrung, Einfluss und Geld. Aus diesem Grund versuchte sich der Rat,
abhängig vom Kräfteverhältnis zur jeweiligen Zeit, als Obrigkeit aufzuspielen.
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Dies gelang jedoch zu keiner Zeit. Der Rat war alle Stadtangelegenheiten betreffend von der
Bürgerschaft abhängig. Die Dreiteilung unterschied zwischen Angelegenheiten, die der
Bürgermeister alleine, unter Einbeziehung des Rates und nur nach Befragung der gesamten
Bürgerschaft bearbeiten durfte.
Privilegien hansischer Kaufleute
Hansische Kaufleute genossen im Vergleich zu ihren Konkurrenten viele Privilegien.
Problematisch gestaltet sich in der Forschung, dass unterschiedliche Kaufleutegruppen in
verschiedenen Städten stark variierende Rechte genossen.
Insgesamt führte der Zusammenschluss der niederdeutschen Kaufleute zu einer höheren
Handelsrate, die wiederum ihren Einfluss in den Gastländern erhöhte. Dazu zählte
beispielsweise das Recht, tags und nachts Schiffe be- und entladen zu dürfen, eine bessere
Behandlung vor Gericht sowie die finanzielle Sicherheit, da heimische Wirte für die Schulden
bei hansischen Kaufleuten eintreten mussten.