3. Originalien
Tabelle 1
geräuschen häufig nicht bestätigen, so-
Anzahl (n) der Tinnituspatienten bezogen auf die Dauer der Tinnitussymptome
dass kein signifikanter Unterschied in der
Dauer des Tinnitus Prävalenz von Gelenkgeräuschen zwi-
Bis 3 Monate 4–12 Monate 1–2 Jahre 2–5 Jahre >5 Jahre schen Patienten und Probanden zu fin-
den war.
n=4 (10%) n=18 (44%) n=5 (13%) n=8 (20%) n=5 (13%)
Dagegen zeigt ⊡ Tabelle 5,dass signi-
fikant häufiger Druckdolenzen in der Kau-
Tabelle 2
muskulatur feststellbar waren (p=0,021).
Anzahl (n) der Tinnituspatienten bezogen auf die Lokalisation des Tinnitus Die Mobilität des Unterkiefers war bei
den Tinnituspatienten in Bezug auf die
Lokalisation des Tinnitus
Mundöffnungsweite signifikant besser als
Beidseitig Links Rechts Nicht lokalisierbar
bei der Vergleichsgruppe (⊡ Tabelle 6).
n=24 (60%) n=5 (13%) n=9 (23%) n=2 (5%) Alle sonstigen Messwerte der Laterotru-
sions- und Protrusionsbewegungen des
Tabelle 3 Unterkiefers waren bei beiden Gruppen
Angaben der Tinnituspatienten zur Beeinflussung des Tinnitusgeräusches durch nicht unterschiedlich.
Manipulationen im Kopfbereich (Mehrfachnennungen waren möglich) Auffallend war jedoch die Beurteilung
der Okklusion.Bei Tinnituspatienten wur-
Beeinflussung des Tinnitus durch: den signifikant häufiger nicht altersent-
Unterkiefer- Druck auf Bewegungen Druck auf sprechende Abrasionen gefunden,die als
bewegungen Kiefergelenke des Kopfes Kaumuskulatur Anzeichen für Bruxismus gewertet wur-
n=16 (40%) n=9 (23%) n=8 (20%) n=5 (13%) den (⊡ Tabelle 6).
Es lagen häufiger Dysgnathien vor wie
Kreuzbiss,offener Biss bzw.tiefer Biss.Die
statische Okklusion musste bei den Pati-
ben im Vier- und Mehr-Felder-Test ver- nituspatienten n=31 (78%),Kontrollgrup- enten signifikant häufiger als nicht stabil
glichen. pe: 18 (53%),p=0,017) und Zahnärzte (Tin- beurteilt werden (⊡ Tabelle 6).
Das Signifikanzniveau lag bei p<0,05. nituspatienten: n=35 (89%),Kontrollgrup- Die Einteilung in die Lückengebissklas-
pe: 23 (65%), p=0,027) konsultierten, wo- sifikation nach Eichner ergab keine signi-
Ergebnisse bei bewusst die Konsultation bei HNO- fikanten Unterschiede zwischen beiden
Ärzten gesondert erhoben wurde. Gruppen. Die Tinnituspatienten waren
In Bezug auf Geschlecht und Alter ergaben Muskelverspannungen wurden von tendenziell häufiger mit herausnehmba-
sich keine statistisch signifikanten Unter- Tinnituspatienten signifikant häufiger an- rem Zahnersatz versorgt (Tinnituspati-
schiede. Die 40 Tinnituspatienten (19 gegeben als von der Kontrollgruppe (Tin- enten n=11 (28%), Kontrollgruppe n=6
Männer und 21 Frauen) waren im Mittel nituspatienten: n=27 (67%),Kontrollgrup- (17%), p=0,058).
52 (± 14) Jahre alt. Das Alter variierte von pe: n=8 (22%), p=0,001), wobei Verspan-
23–74 Jahren. Die 35 Probanden der Ver- nungen im Hals-,Schulter- und Oberarm- Diskussion
gleichsgruppe (14 Männer und 21 Frau- bereich deutlich häufiger angegeben wur-
en) wiesen ein mittleres Alter von 50 (± den als Verspannungen in der Kaumus- Die zahnärztliche Untersuchung aller Pa-
15) Jahre auf mit einer Variationsbreite kulatur. tienten und Probanden durch einen Un-
von 26–77 Jahren. Kiefergelenkgeräusche gaben Tinni- tersucher gewährleistete eine einheitliche
Die anamnestischen Angaben zur Dau- tuspatienten ebenfalls signifikant häufi- Beurteilung der klinischen Parameter.Um
er des Tinnitus gehen aus ⊡ Tabelle 1 her- ger an (Tinnituspatienten: n=9 (22,5%), eine einheitliche Diagnostik des Tinnitus
vor. Der beidseitig vorliegende Tinnitus Kontrollgruppe: n=1 (3%), p=0,016) als sicherzustellen,wurden nur Tinnituspati-
überwog (n=24) (⊡ Tabelle 2). die Kontrollgruppe. enten zur Teilnahme an der Studie zuge-
Eine Beeinflussung des Tinnitus in Die Auswertung des psychosozialen lassen, die in der Tinnitussprechstunde
Lautstärke oder Frequenz durch Bewe- Fragebogens konnte keine signifikanten der HNO-Abteilung des Klinikums um-
gungen des Unterkiefers oder des Kopfes Unterschiede zwischen der Patienten- und fassend untersucht worden waren.Die Da-
wurde von 67% der Patienten angegeben der Probandengruppe aufzeigen.In allen ten der HNO-ärztlichen Untersuchung
(⊡ Tabelle 3). Bereichen, die der Fragebogen beleuch- wurden im Rahmen der vorliegenden Stu-
Im Vergleich der Tinnituspatienten mit tet: Partnerschaft, Sozialbereich, Alltag, die nicht ausgewertet.
der Probandengruppe fiel auf, dass sich Arbeitsbereich, waren die Tinnituspati- Eine spezifische Klassifizierung der
beide Gruppen in Bezug auf die Prävalenz enten tendenziell unzufriedener bzw. funktionellen Störungen der Kiefergelen-
von Allgemeinerkrankungen nicht unter- stressbelasteter (⊡ Tabelle 4). ke wurde nicht vorgenommen.Die Präva-
schieden, Tinnituspatienten jedoch sig- Die klinische Untersuchung konnte die lenzen wären in den einzelnen Untergrup-
nifikant häufiger regelmäßig Ärzte (Tin- Angaben der Patienten nach Kiefergelenk- pen zu klein gewesen, um statistisch aus-
546 | HNO 7 · 2003
4. Tabelle 4
Auch das Durchschnittsalter der vor-
Auszüge aus der Auswertung des „Kurzen Fragebogens zur Belastung“ (KBF)
liegenden Patientengruppe ist deutlich
Psychologische Beurteilung mittels KBF höher (52 Jahre) als dasjenige anderer
Tinnituspatienten Kontrollgruppe Studienpopulationen, die vorwiegend Pa-
Anzahl (n) [%] Anzahl (n) [%] tienten mit Funktionsstörungen des Kau-
organs und Tinnitus untersuchten [1, 2,
Sehr zufrieden in Partnerschaft 19 48 18 58
Sozialbereich absolut problemlos 7 18 10 32
7, 8]. Epidemiologische Studien zum Tin-
Alltagsbereich problemlos 22 56 29 84 nitus weisen jedoch nach, dass die Präva-
Arbeitsbereich dauernd unter Druck 6 15 1 3 lenz des Tinnitus mit steigendem Alter
zunimmt [3, 16]. Eine Studie von Rubin-
Beurteilt werden die Bereiche Partnerschaft, Soziales, Alltag und Arbeitsumfeld durch eine Skalierung von 1–5 stein et al. [22] zur Prävalenz von Funk-
(„trifft gar nicht zu“ bis „trifft genau zu“).Die Unterschiede zwischen Tinnituspatienten und der Kontrollgruppe tionsstörungen unter Tinnituspatienten
waren nicht signifikant, wiesen jedoch Tendenzen auf, dass sich die Tinnituspatienten unzufriedener bzw.
ist der vorliegenden sehr ähnlich aufge-
stressbelasteter fühlen.
baut. In der Patientengruppe überwogen
Männer, das mittlere Alter lag bei 56 Jah-
Tabelle 5 ren. Somit ist die Alters- und Ge-
Im Vergleich der Tinnituspatienten mit der Kontrollgruppe in Bezug schlechtsverteilung der vorliegenden Stu-
auf Druckdolenzen der Kaumuskulatur wiesen die Patienten signifikant häufiger diengruppen typisch für eine Tinnitus-
Triggerpunkte auf population zu werten.
Die signifikant häufigere Inanspruch-
Druckdolenzen in der Kaumuskulatur nahme ärztlicher und zahnärztlicher Kon-
Tinnituspatienten Kontrollgruppe sultationen mag auf ein anderes Körper-
Anzahl (n) [%] Anzahl (n) [%] bewusstsein der Tinnituspatienten im Ver-
Keine Druckdolenzen 3 8 10 29 gleich zur Kontrollgruppe hinweisen.Die
Druckdolenzen an 1–3 Stellen 14 35 14 40 Auswertung der psychosozialen Parame-
Druckdolenzen an 4 und mehr Stellen 23 58 11 31 ter mittels KBF wies zwar keine signifi-
Insgesamt 40 100 35 100 kanten Unterschiede nach, zeigte jedoch
deutlich die Tendenz eines stressbelaste-
p=0,021. teren und unzufriedeneren Lebensum-
felds der Tinnituspatienten.Diese Ergeb-
Tabelle 6 nisse werden gestützt durch die Untersu-
chungen von Halford und Anderson [10],
Zusammenfassung der signifikanten Unterschiede zwischen Patienten
die nachwiesen, dass der subjektive
und der Kontrollgruppe bezüglich klinischer Parameter
Schweregrad des Tinnitus mit Ängstlich-
Signifikante Parameter in der klinischen Untersuchung keit und der Tendenz zur Depression kor-
Klinische Parameter Tinnituspatienten Kontrollgruppe Signifikanz- reliert.
Anzahl (n) [%] Anzahl (n) [%] niveau (p) Die Beobachtungen der Tinnituspati-
Druckdolenz der Kaumuskulatur 37 93 25 71 0,021 enten, dass sie die Intensität des Tinnitus
Nicht altersgemäße Schlifffacetten 25 63 13 37 0,028 variieren können durch Manipulationen
Dysgnathie: 23 58 9 26 0,018 am Kiefergelenk, Veränderungen der
Angle-Klasse II=Distalbiss Kopfhaltung oder Druck auf die Kaumus-
Instabile statische Okklusion 10 25 2 6 0,036 kulatur wurden auch in einer Studie von
Mundöffnungsweite 50 (± 6) mm 47 (± 7) mm 0,044 Rubinstein et al.beobachtet und in der Li-
teraturübersicht von Türp angegeben [22,
27].Eine Erklärung für dieses Phänomen
findet sich nicht.
gewertet werden zu können. Daher wur- Spezialsprechstunden für Kiefergelenks- Die untersuchten Funktionsstörungen
den die einzelnen klinischen Symptome dysfunktionen rekrutiert. In Studien zur lassen sich in 2 Kategorien einteilen:
beider Gruppen miteinander verglichen Prävalenz temporomandibulärer Dysfunk- Arthrogene und myogene. Zu den
und nicht zusammengefasst beurteilt. tionen sind in der Regel Frauen deutlich Symptomen arthrogener Funktionsstö-
Während in der vorliegenden Studie das häufiger vertreten.Epidemiologische Stu- rungen zählen Kiefergelenkgeräusche,Be-
Verhältnis weiblicher und männlicher Pa- dien zum Tinnitus weisen stattdessen nur lastungsschmerz in den Kiefergelenken
tienten ausgeglichen war, weisen andere eine geringe Prädominanz von Frauen ins- und Bewegungseinschränkungen. Diese
Studien eine Prädominanz weiblicher Pa- besondere in den jüngeren Altersgruppen Symptome waren bei Tinnituspatienten
tienten auf [1,2,7,8].In diesen Studien wur- nach,während Männer eher in den älteren nicht häufiger vorhanden als bei der Kon-
den die Patienten jedoch vorwiegend aus Altersgruppen überwiegen [3]. trollgruppe.
HNO 7 · 2003 | 547
5. Originalien
Im Gegensatz zur vorliegenden Studie konnten dagegen keine okklusalen Para- kulären Symptomen im Kauorgan führen
fanden Rubinstein et al.u.a.auch häufiger meter identifizieren, die außergewöhn- oder ob dem Tinnitus muskuläre Hyper-
Bewegungseinschränkungen des Unter- lich häufig bei den Tinnituspatienten zu aktivitäten im Kausystems vorausgehen.
kiefers.Sie stellten ihrer Patientengruppe finden waren. Einschränkend ist jedoch
jedoch keine Kontrollgruppe entgegen, erneut darauf hinzuweisen, dass sie kei- Schlussfolgerungen
sondern verglichen ihre Daten mit epide- ne Kontrollgruppe in die Studie einschlos-
miologischen Studien zur Prävalenz tem- sen [22]. Aus den vorliegenden Ergebnissen ist zu
poromandibulärer Funktionsstörungen Aus diesen Ergebnissen können Über- schlussfolgern:
[22]. In einer eigenen Untersuchung von legungen zu hypothetischen Zusammen-
221 Patienten mit Funktionsstörungen des hängen zwischen Funktionsstörungen der ▂ Tinnitus ist signifikant häufiger
Kauorgans konnte aufgrund der zu gerin- Kiefergelenke und dem Tinnitus unter- vergesellschaftet mit myogenen
gen Prävalenz von Tinnituspatienten nommen werden.Sie haben jedoch speku- Dysfunktionen des Kauorgans.
(3,6%) kein Zusammenhang zwischen lativen Charakter,da weder die Pathophy- ▂ Bei Tinnituspatienten liegen nicht
Funktionsstörungen und Tinnitus festge- siologie des Tinnitus geklärt ist [15] noch signifikant häufiger arthrogene
stellt werden [19]. mögliche Zusammenhänge zwischen Störungen des Kiefergelenks vor.
Kempf et al.wiesen zu 43,5% bei statio- Funktionsstörungen des Kauorgans und ▂ Okklusale Instabilität und Bruxismus
nären Patienten mit unklaren Innenohr- dem Tinnitus bewiesen sind. als mögliche Ursachen myogener
erkrankungen (13% davon wiesen einen Die funktionelle Bedeutung des disko- Störungen konnten bei Tinnituspa-
isolierten Tinnitus auf) eine Myoarthro- malleolären Bandes muss angezweifelt tienten häufiger gefunden werden.
pathie nach. Dabei handelte es sich vor- werden,denn es hätten Diskusverlagerun-
wiegend um Dyskoordinationen mit Sub- gen im Kiefergelenk bei Tinnituspatienten Fazit für die Praxis
luxation. Bei 35,5% der Patienten konn- häufiger vertreten sein müssen. Das kli-
ten Druckdolenzen der Kaumuskulatur nische Symptom für Diskusverlagerun- Die zahnärztliche funktionsdiagnostische Un-
und bei 29% Parafunktionen festgestellt gen ist das Kiefergelenkgeräusch in Form tersuchung von Tinnituspatienten erscheint
werden [13]. eines Knackens [18]. Dies lag bei Tinni- sinnvoll, um mögliche Ursachen muskulärer
Analog zu den vorliegenden Ergebnis- tuspatienten nicht häufiger vor als in der Hyperaktivität zu eruieren und therapeutisch
sen fanden Rubinstein et al. insbesonde- Kontrollgruppe. Ähnliche Schlussfolge- anzugehen.
re myogene Störungen, erkennbar an rungen ziehen Henderson et al.und Cho- Therapiemaßnahmen sollten in der Regel zu-
Muskeldruckdolenzen [22]. Ursache da- le und Parker aus ihren Studien [2, 11]. nächst reversibel erfolgen und insbesondere
für können im Tinnitus selbst liegen,aber Anatomisch-mechanische Zusammen- Entspannungsmaßnahmen und Selbstbe-
auch bedingt sein durch okklusale Para- hänge hätten erwarten lassen,dass die Sei- obachtung als verhaltenstherapeutische
meter. tenzähne bei Tinnituspatienten häufiger Maßnahmen im Zusammenhang mit
Stressbelastungen gelten als ätiologi- fehlen und damit der Unterkiefer eher Parafunktionen einschließen.
scher Faktorer für Bruxismus [20]. Tin- eine dorsokraniale Lage einnehmen könn-
nitus kann als Stressfaktor gewertet wer- te.Die Einteilung in die Lückengebissklas- Korrespondierender Autor
den.Daher ist es nachvollziehbar,dass Tin- sifikation nach Eichner ergab jedoch kei- Dr. Ingrid Peroz
nituspatienten Muskelverspannungen in ne signifikanten Unterschiede zwischen Zentrum für Zahnmedizin,
der Kaumuskulatur empfinden. Die ana- beiden Untersuchungsgruppen. Universitätsklinikum Charité, Humboldt-Universität
mnestisch signifikant höhere Prävalenz Die vorliegenden Ergebnisse scheinen zu Berlin, Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin
von Muskelverspannungen in der Kau- am ehesten neuromuskuläre Zusammen- E-Mail: ingrid.peroz@charite.de
muskulatur konnte in der klinischen Un- hänge zu untermauern. So wäre es vor-
tersuchung bestätigt werden. stellbar, dass die Hyperaktivität der mi- Literatur
Neben dieser psychosomatischen Ätio- mischen Muskulatur bzw. der Kau- und
logie können Ursachen für Verspannun- Schluckmuskulatur durch Überlei- 1. Bush FM (1987) Tinnitus and otalgia in temporomandi-
bular disorders.J Prosthet Dent 58: 495–498
gen bzw. Druckdolenzen in der Kaumus- tungsphänomene der M.stapedius,inner- 2. Chole RA, Parker WS (1992) Tinnitus and vertigo in pati-
kulatur bedingt sein durch Okklusions- viert durch den N.facialis,bzw.der M.ten- ents with temporomandibular disorders.Arch Otola-
störungen [23] und Parafunktionen. Bei- sor tympani, innerviert durch den N. tri- ryngol Head Neck Surg 118: 817–821
3. Coles RRA (1984) Epidemiology of tinnitus: Demo-
de Faktoren waren bei Tinnituspatienten geminus,hyperaktiv reagieren.Diese Hy- graphic and clinical features.J Laryngol Otol Suppl 9:
signifikant häufiger vorhanden. Die sta- peraktivität beträfe jedoch die Mittelohr- 195–199
tische Okklusion war zudem bei Tinni- muskulatur. Welche Mechanismen zum 4. Costen JB (1934) A syndrome of ear and sinus sym-
ptoms dependent upon disturbed function of the tem-
tuspatienten signifikant häufiger als in- eigentlichen subjektiven Tinnitus als ei- poromandibular joint.Ann Otol Rhinol Laryngol 43:
stabil zu beurteilen. nem Innenohrphänomen führen bleibt 1–4
Auch Rubinstein et al. fanden Hinwei- unklar. 5. Eichner K (1955) Über eine Gruppeneinteilung der
Lückengebisse für die Prothetik.Dtsch Zahnärztl Z 10:
se für Parafunktionen häufiger in der Tin- Es sind weitere,insbesondere prospek- 1831–1834
nitusgruppe als aus epidemiologischen tive Studien notwendig,die aufzeigen könn-
Studien zu erwarten gewesen wären. Sie ten, ob primär der Tinnitus zu den mus-
548 | HNO 7 · 2003
6. Fachnachricht
6. Frumker SC, Kyle MA (1987) Tinnitus as a symptom of Stagnierende Meldezahlen bei der Referenzzentrum für Mykobakterien den
temporomandibular joint dysfunction.Semin Hear 8:
21–28 Tuberkulose Aufbau von Labornetzwerken in besonders
7. Gelb H, Bernstein I (1983) Clinical evaluation of two betroffenen Staaten wie Kasachstan,
hundred patients with temporomandibular joint Weltweit sterben 2–3Millionen Menschen Kirghistan und Uganda oder bei der Weiter-
syndrome.J Prosth Dent 49: 234–243
8. Gelb H, Gelb ML,Wagner ML (1996) The relationship of an Tuberkulose. In Deutschland wurden im bildung osteuropäischer Ärzte.
tinnitus to craniocervical mandibular disorders. vergangenen Jahr 7723 Neuerkrankungen Der weltweite Vormarsch der Tuberkulose -
J Craniomandib Pract 15: 136–143 an Tuberkulose gemeldet. Das sind 184 jedes Jahr kommen etwa 8–9 Millionen
9. Goodfriend DJ (1936) Symptomatology and treatment
of abnormalities of the mandibular articulation.Dent Fälle mehr als 2001. Allerdings muss bei Tuberkulose-Neuerkrankungen hinzu - wird in
Cosmos 78: 844–852, 947–960 der Interpretation der Fallzahlen die Um- erheblichem Umfang durch die Ausbreitung
10. Halford JBS,Anderson SD (1991) Anxiety and depression stellung des Meldesystems im Jahr 2001 der HIV/AIDS-Epidemie verursacht.Die Deut-
in tinnitus sufferers.J Psychosom Res 35: 383–390
11. Henderson DH, Cooper JCJ, Bryan GW,Van Sickels JE berücksichtigt werden. Mit dem epidemio- sche Lepra- und Tuberkulosehilfe startet deshalb
(1992) Otologic complaints in temporomandibular logischen Bericht des Robert Koch-Instituts ein Tuberkulose/HIV-Pilotprojekte mit einem
joint syndrome.Arch Otolaryngol Head Neck Surg 118: zur Tuberkulose in Deutschland 2001 ist in Betrag von zunächst 500.000 Euro.Damit soll
1208–1213
12. Kanner AD, Coyne JC, Schaefer C, Lazarus RS (1981) Kürze erstmals ein Bild der Epidemiologie tuberkulose- und HIV/AIDS-kranken Menschen
Comparison of two models of stress measurement: der Tuberkulose in Deutschland verfügbar, Hilfe aus einer Hand angeboten werden.
Daily Hassles and Uplifts vs.Major Life Events.J Behavi- das in dieser Genauigkeit und Aussage-
oral Med 4: 1–5
13. Kempf HG, Roller R (1993) Über die Beziehung von In- kraft bisher nicht zur Verfügung stand. Weitere Informationen unter
nenohrstörungen und Kiefergelenkserkrankungen. www.rki.de/INFEKT/INFEKT.HTM
HNO 41: 7–10 Die Erreger der Tuberkulose sind sehr wider-
14. Klockhoff I,Westerberg C-E (1971) The tensor tympani
muscle and tension headache.In: Annual Meeting of standsfähige, stäbchenförmige Bakterien.Mit Quelle: gemeinsame Pressemitteilung
Scandinavian Migraine Society, 1971, Sandoz konsequenter Gabe einer Medikamentenkom- Robert-Koch-Institut, Deutsche Lepra- und
15. Lenarz T (1999) Tinnitus.Leitlinien der Deutschen Ge- bination ist Tuberkulose aber heilbar.Die Welt- Tuberkulosehilfe, Deutsches Zentralkomitee
sellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und
Hals-Chirurgie.HNO 47: 14–18 gesundheitsorganisation WHO hat Deutschland zur Bekämpfung der Tuberkulose, Nationales
16. Meikle M,Taylor-Walsch E (1984) Characteristics of inzwischen als “DOTS-Land”anerkannt.Die Referenzzentrum für Myobakterien
tinnitus and related observations in over 1800 tinnitus Strategie DOTS (directly observed treatment
clinic patients.J Laryngol Otol 9: 17–21
17. Myrhaug H (1969) Parafunktionen im Kauapparat als short course) ist eine Tuberkulosebekämpfungs-
Ursache eines otodentalen Syndroms (I).Quintessenz strategie,die ursprünglich auf Entwicklungs-
20: 89–94, 117–121 länder mit einer hohen Tuberkuloserate aus-
18. Peroz I (1997) Differenzierung temporomandibulärer
Funktionsstörungen anhand anamnestischer und klini- gerichtet war.Zentrale Elemente sind die
scher Befunde.Dtsch Zahnärztl Z 52: 299–304 möglichst vollständige Entdeckung der Tuber-
19. Peroz I (2001) Otalgie und Tinnitus bei Patienten mit kulosefälle und eine überwachte Kombina-
kraniomandibulären Dysfunktionen.HNO 9: 713–718
20. Pingitore G, Chrobak V, Petrie J (1991) The social and tionstherapie über sechs Monate entsprechend
psychologic factors of bruxism.J Prosthet Dent 65: den internationalen Richtlinien.Eine Anpassung
443–446 dieser Strategie an Länder mit niedriger
21. Pinto OF (1962) A new structure related to the tempo-
romandibular joint and middle ear.J Prosth Dent 12: Tuberkuloserate stellt die Überwachung des
95–103 Behandlungsergebnisses in den Vordergrund.
22. Rubinstein B, Axelsson A, Carlsson GE (1990) Prevalence Dies wurde nach Einführung des Infektions-
of signs and symptoms of craniomandibular disorders
in tinnitus patients.J Craniomandib Disord Facial Oral schutzgesetzes zum 1.Januar 2001 auch in
Pain 4: 186–192 Deutschland möglich.Angaben zum Behand-
23. Sari S, Sonmez H (2001) The relationship between lungsergebnis lagen für drei Viertel der Fälle
occlusal factors and bruxism in permanent and mixed
dentition in Turkish children.J Clin Pediatr Dent 25: vor.Der Anteil erfolgreicher Behandlungen lag
191–194 mit 81,1% (4190 Fälle) knapp unter der Ziel-
24. Schmolke C (1994) The relationship between the tem- vorgabe der WHO.
poromandibular joint capsule, articular disc and jaw
muscles.J Anat 184: 335–345 Ein zunehmendes Problem stellen die
25. Shapiro HH,Truex RC (1943) The temporomandibular multiresistenten Erreger dar, die gegen die
joint and the auditory function.JADA 30: 1147–1168 beiden wichtigsten Medikamente Isoniazid
26. Travell JE, Simons DG (1983) Masseter muscle „the
trismus muscle“.In: Myofacial pain and dysfunction: und Rifampicin unempfindlich sind.In Deutsch-
The trigger point manual.Baltimore: Williams & land ist eine leichte Zunahme der multi-
Wilkins, p 219 resistenten Erreger zu beobachten und liegt
27. Türp JC (1998) Zum Zusammenhang zwischen Myoar-
thropathie des Kausystems und Ohrenbeschwerden nach einer vorläufigen Auswertung der bereits
(Otalgie,Tinnitus).HNO 46: 303–310 für 2002 vorliegenden Daten bei etwa 2,7 %.
28. Vernon J, Griest S, Press L (1992) Attributes of tinnitus Die internationale Entwicklung der multi-
associated with the temporomandibular joint syn-
drome.Eur Arch Otorhinolaryngol 249: 93–94 resistenten Erreger ist in manchen Staaten
dramatisch.Daher unterstützt das Nationale
HNO 7 · 2003 | 549