1. 1. Aufbau und Funktion
Abb. 1-103: Ölablaufbohrungen im Zylinderkopf Abb. 1-104: Entlüftungsbohrung im Zylinderkopf
Aus dem Gehäuse tritt das Motoröl an 1.3.4 SCHMIERUNG
der Stirnseite der Kipphebelwellen in
diese ein und strömt dann durch eine DES SCHALT-
Nut (Abbildung 1-101) in die Kipphebel. MECHANISMUS UND
Die Kipphebel haben eine Austrittsöff-
nung in der Nähe der Gleitflächen, durch
DER GETRIEBELAGER
die diese geschmiert werden. Von dem quer vor dem Motorgehäuse
Die Abbildungen 1-103 und 1-104 zeigen verlaufendem Ölkanal zweigt auf der
die Ablaufbohrungen des Motoröls aus linken Seite des oberen Motorgehäuse-
dem Zylinderkopf in Richtung des Steu- teils ein Ölkanal zum linken Kurbelwel-
erkettenschachtes. lenlager und in Richtung des Nadellagers
Die Entlüftungsbohrungen, die das Volu- der Getriebeeingangswelle ab (Abbildung
men des Motorgehäuses mit der Umge- 1-105).
bung verbinden, sind auf der Abbildung Die Festlager der Getriebewellen (Kugel-
1-103 zu sehen. Ölnebel aus dem Inne- lager) werden vom Ölnebel im Motorge-
ren des Motors wird von hier den An- häuse geschmiert.
saugluftfiltern zugeführt.
Ölkanal zum linken Kurbelwellenlager Ölkanal zum Nadellager
der Getriebeeingangswelle
Abb. 1-105: Ölkanäle zu den Schmierstellen des Getriebes
53
2. 1. Aufbau und Funktion
Abb. 1-106: Schmierung des Nadellagers der Getriebeeingangswelle
Abb. 1-107: Nadellager der Getriebeeingangswelle Abb. 1-108: Ölleitung durch das
Führungsrohr der Schaltgabeln
Vom Nadellager der Getriebeeingangs- seite Bohrungen (gelbe Pfeilmarkierun-
welle zweigt ein Ölkanal (Abbildung 1- gen auf der Abbildung 1-109). Das her-
108) zum Führungsrohr der Schaltgabeln ausspritzende Öl führt die Wärme von
ab. Das Führungsrohr hat an der Unter- den Zahnrädern ab und schmiert diese.
Führungsrohr der Schaftgabeln
Abb. 1-109: Detail: Ölleitung durch das Abb. 1-110: Detail: Lagersitz der Getriebeaus-
Führungsrohr der Schaltgabeln gangswelle mit Ölaustrittsöffnung
54
3. 2. Werkzeuge
2. WERKZEUGE
ur Demontage und Montage des XS Eine Kolbenringzange und Kolbenring-
Z 650 Motors sollte ein geschlossener
Raum und übliches Werkzeug wie ein
spannbänder sind nicht unbedingt not-
wendig.
Satz Gabel- und Ringschlüssel, ein Knar- Sofern auch die Getriebewellen zerlegt
renkasten, ein Drehmomentsschlüssel, werden sollen braucht man eine Seeger-
ein Satz Schraubendreher, eine mittlere ringzange. Hierzu reicht eine einfache
Rohrzange, ein Saitenschneider, ein Satz Universalzange, wie sie auf der Abbil-
Durchtreiber und Körner, ein Schlosser- dung 2-7 gezeigt wird.
hammer und ein Belzerit-Hammer zur
Vor der Demontage muss der Motor
Verfügung stehen.
gründlich gereinigt werden. Das geht am
Sollen die Ventile demontiert werden, besten mit Waschbenzin und einem Pin-
benötigt man eine Ventilfederpresse. sel, allerdings sollte man über eine aus-
Zum Abziehen des Lichtmaschinenrotors reichend große Wanne verfügen, um das
braucht man einen Abzieher (Abb. 2-6). ablaufende Waschbenzin aufzufangen.
Abb. 2-1: Montagebock
55
4. 2. Werkzeuge
Zum Trennen der Gehäusehälften haben
sich ca. 20 mm dicke Rundhölzer und
Holzkeile aus Eschenholz bewährt, wie
man sie zur Montage von Türen in Bau-
märkten kaufen kann.
Grundsätzlich braucht man keine Spezi-
alwerkzeuge, um den XS 650 Motor zu
demontieren und um diesen anschlie-
ßend wieder zu montieren, wenn man
mal von Arbeiten absieht, die sowieso
nur in Motoreninstandsetzungsbetrie-
ben durchgeführt werden können. Man
kann sich die Arbeit jedoch sehr erleich-
tern und läuft weniger Gefahr, etwas
zu beschädigen, wenn man sich einige
Hilfsmittel anfertigt, die im Folgenden
beschrieben werden.
Die Hilfsmittel sind bewusst nicht an-
Abb. 2-2: Motor in Montagebock gehängt
hand von technischen Zeichnungen,
Die Reinigung des Motors kann je nach sondern mit Fotos beschrieben. Man
Verschmutzungsgrad und Ausrüstung sollte hier ruhig improvisieren und das
zwei Stunden und mehr in Anspruch Material verwenden, das gerade verfüg-
nehmen. Auch sollte man über eine bar ist. Die Zeit, die man zur Anfertigung
Möglichkeit verfügen, um alle Einzeltei- von Hilfsmitteln benötigt, spart man
le des Motors gründlich in Waschbenzin erfahrungsgemäß später bei der eigent-
zu reinigen und mit Druckluft trocken lichen Arbeit wieder ein. Je weniger er-
zu blasen. Druckluft benötigt man auch, fahren man als Schrauber ist, desto bes-
um die Ölkanäle vor dem Zusammenbau ser sollte die Ausrüstung sein. Während
auf Durchlass zu prüfen und um diese jemand mit viel Erfahrung einen Motor
zu reinigen. vielleicht „am Straßenrand“ reparieren
Abb. 2-3: Werkzeug zum Festhalten des Kettenritzels
56
5. 2. Werkzeuge
kann, sollte man, wenn man den Motor Bolzen passt es auch zu einem 18er Rit-
zum ersten Mal öffnet, dieses nur unter zel.
optimalen Bedingen tun und dabei be- Abbildung 2-4 zeigt ein selbstgefertigtes
denken, dass Teile, die beschädigt wer- Werkzeug zum Halten des Kupplungs-
den, bei einem so alten Motor meistens korbs beim Lösen der Zentralmutter. Die
nicht ohne Weiteres wieder beschafft relevanten Abmessungen sind eingetra-
werden können. gen. Ich habe das Werkzeug während ich
Mit dem selbst gebauten Montagebock einen Motor zerlegt habe, angefertigt
auf den Abbildungen 2-1 und 2-2 läßt aus Material, das gerade vorhanden war.
sich der Motor um 360° um seine Längs- Später habe ich das Werkzeug dann – zu-
achse drehen. Als Drehlager dienen hier sammen mit anderen Teilen – verzinken
zwei 12 mm dicke Blechplatten, die lassen.
durch eine M 16 Schraube zusammenge- Die Vorrichtung auf der Abbildung 2-5
halten werden. wird mit den langen M8 Schrauben an
Auf der Abbildung 2-3 ist ein selbstge- den oberen Befestigungspunkten des
machtes Werkzeug zu sehen, mit dem Motors angeschraubt. Die Vorrichtung
man das Kettenritzel zum Lösen der kann als Hilfsmittel verwandt werden,
Mutter festhalten kann. Der Abstand der um den Motor aus dem Rahmen ein- und
Bolzen wurde ursprünglich für ein 17er auszubauen, oder um den Motor auf dem
Ritzel ausgelegt. Nach dem Abfeilen der Montagebock zu befestigen. Zum Ausbau
des Motors aus dem Rahmen gibt es je-
5
Œ 49
108
Abb. 2-4: Werkzeug zum Festhalten des Kupplungskorbes
57
6. 2. Werkzeuge
Abb. 2-5: Vorrichtung zum Heben des Motors mit einem Flaschenzug
doch noch eine besser geeignete Vorrich- ohne geeignete Werkzeuge beschrieben
tung, die auf den Abbildungen 3-1 bis 3-4 wird. Auf diese Weise sind sicher schon
im folgenden Kapitel gezeigt wird. einige Rotoren und Motorgehäuse zer-
Der XS 650 Motor ist recht einfach aufge- stört worden.
baut, eine Reparatur ist bei entsprechen- Die bis hierher beschriebene Ausrüstung
der Vorbereitung auch von Leuten mit reicht aus, um den Motor komplett zu
wenig Schraubererfahrung aus „artfrem- zerlegen, defekte Teile gegen Ersatztei-
den“ Berufen zu bewältigen. le auszutauschen und um den Motor
Wenn allerdings zwei Dinge – wenig Er- wieder zusammenzubauen. Ich halte
fahrung und schlechte Arbeitsbedingun- sie jedoch für das absolut notwendige
gen – zusammenkommen, kann kaum Minimum. Jemand, der an eine ihm un-
ein gutes Ergebnis herauskommen. gewohnte Arbeit herangeht, sollte sich
allein auf diese konzentrieren können
Als abschreckendes Beispiel sei hier
und nicht mit unzureichendem Werk-
die Methode genannt, wie in manchen
zeug, schlechter Beleuchtung oder einem
Werkstatthandbüchern (Bucheli, Seite
unbeheizten Arbeitsraum zu kämpfen
27) der Ausbau des Lichtmaschinen-
haben.
rotors und das Lösen der Ritzelmutter
Abb. 2-6: Abzieher für den Lichtmaschinenrotor Abb. 2-7: Universelle Seegeringzange
58
7. 3. Ausbau des Motors
3. AUSBAU DES
MOTORS AUS DEM RAHMEN
er Primärtrieb, die Ölpumpe und die den. Die Vergaser können grundsätzlich
D gesamte Kupplung einschließlich der
Schaltwelle sowie der Kickstartermecha-
montiert bleiben. Da der Platz im Rah-
men aber sehr eng ist, empfiehlt es sich,
nismus sind bei eingebautem Motor de- die Vergaser auch auszubauen. Die Kabel
montierbar. Zur Reparatur und Demon- von der Lichtmaschine zum Gleichrich-
tage aller anderen Baugruppen muss der ter und Regler, von den Zündkontakten
Motor aus dem Rahmen ausgebaut wer- zu den Zündspulen und – falls vorhan-
den. Als vorbereitende Arbeiten sind der den – zum Anlasser sind zu trennen.
Tank, die Auspuffkrümmer, die Hupe Der Motor ist recht schwer und kann
und die Fußrastenausleger abzubauen. ohne geeignete Hilfsmittel von einer
Die Kette muss abgenommen und bis Person nur schwer gehandhabt werden.
zur Schwinge nach hinten gezogen wer- An der Unterseite des Motors befin-
zuletzt lösen
Abb. 3-1: Befestigungspunkte des Motors im Rahmen
59
8. 3. Ausbau des Motors
den sich Hutmuttern, die leicht ver- untere Befestigung (Pfeilmarkierung) ge-
kratzt werden, wenn man den Motor löst, der Bolzen aber noch nicht heraus-
auf einem Steinfußboden absetzt. Die gezogen.
Hutmuttern dienen zum Abdichten der Auf den Abbildungen 3-2 und 3-3 ist eine
Stehbolzen der unteren Motorgehäuse- Vorrichtung, mit der der Motor ohne kör-
hälfte. Wenn das „Hutteil“ der Muttern perliche Anstrengung von einer Person
durchgescheuert ist, tritt hier Öl aus. unter Zuhilfenahme eines Flaschen- oder
Neue Hutmuttern sind nicht als Norm- Kettenzuges aus dem Rahmen gehoben
teil zu beschaffen und als Originalersatz- wird, zu sehen. Der Aufhängepunkt des
teil recht teuer. Der ausgebaute Motor Hebezeuges sollte hierbei in Querrich-
sollte deshalb nie einfach auf dem Bo- tung nicht senkrecht über dem Aufhän-
den abgesetzt werden, sondern immer gepunkt der Vorrichtung liegen, sondern
auf einen Haltebock, den man sich leicht vom Rahmen aus gesehen weiter außen.
aus Winkeleisen machen kann, oder auf Der Abstand des Aufhängepunktes der
eine weiche Unterlage. Vorrichtung und der des Hebezeuges
Auf der Abbildung 3-1 sind die Befesti- sollte möglichst groß sein (hoher Raum),
gungspunkte des Motors im Rahmen damit der Motor in einer waagrechten
durch Pfeile aufgezeigt. Zuletzt wird die und nicht bogenförmigen Bewegung
aus dem Rahmen herausgezogen wer-
den kann. Zunächst wird mit Hilfe eines
Flaschen- oder Kettenzuges der Motor
soweit angehoben – während man die
Handgriffe der Vorrichtung gleichzeitig
herunterdrückt, dass sich der untere Bol-
zen leicht herausziehen lässt.
Hebt man den Motor jetzt weiter an und
kippt ihn mittels der Handgriffe der Vor-
Abb. 3-2: Hilfsvorrichtung zum Ausbau des Motors richtung leicht nach vorne, dann pendelt
der Motor von alleine aus dem Rahmen
heraus, wenn der Aufhängepunkt des
Hebezeuges außerhalb der Rahmenmitte
gewählt wurde.
Die Abbildungen 3-4 und 3-5 zeigen ei-
nen Haltebock, auf den der Motor abge-
setzt werden sollte. Dieser kann auch als
Montagebock dienen, sofern nur Arbei-
ten am Zylinderkopf oder den Zylindern
Abb. 3-3: Herausheben des Motors
60
9. 3. Ausbau des Motors
Abb. 3-4: Absetzen auf Haltebock Abb. 3-5: Haltebock
und Kolben geplant sind. Soll auch die zwischen die Winkeleisen geschweißt.
Kurbelwelle ausgebaut werden oder ist Dieses Flacheisen wird dann mit der hin-
eine Getriebereparatur vorgesehen, ist teren, unteren Motorhalterung verbun-
dieser Haltbock nicht geeignet. Der ab- den. Da sich sicher niemand für solch
gebildete Haltebock ist recht stabil und einen Haltebock speziell Material kau-
wird auch als Montagebock verwandt. fen wird, sondern das verwendet, was
Soll der Motor nur darauf abgestellt und gerade da ist, verzichte ich auf eine de-
aufbewahrt werden, so reichen auch tailliertere Beschreibung. Man sollte hier
zwei ca. 400 mm lange Rohre mit einem ruhig improvisieren. Niemals sollte man
Durchmesser von etwa 40-50 mm, wie aber den Motor ohne Unterlage einfach
auf Abbildung 3-6 dargestellt. Durch die auf den Boden setzen, da unterhalb des
Bohrungen und die untere Motorbefesti- Motors befindliche Hutmuttern – wie
gung wird eine Gewindestange gesteckt. bereits erwähnt – dabei beschädigt wer-
Dann wird bei festgezogenen Muttern den können, die auch zur Abdichtung
ein Flacheisen von ca. 185 mm Länge der Stehbolzengewinde dienen.
Abb. 3-6: Aus Rohren angefertigter Motorständer
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