Das „Grazer Modell zur Sondenentwöhnung“ baut auf zwei Behandlungsebenen auf: „Das Kind hungrig sein lassen“ (somatischer Ansatz) und „die Autonomie des Kindes stärken“ (psychologischer Ansatz). Diese beiden einfachen Ziele müssen auf verschiedenen Ebenen respektiert und verstanden werden: vom Kind selbst, den beteiligten Bezugspersonen, dem gesamten medizinischen Team sowie Krankenpflegern und paramedizinischen Team. In dieser Präsentation informieren wir Sie darüber, welche Kinder zur Therapie zu uns gebracht werden können, welches das beste Alter für eine Entwöhnung ist, die Probleme, die das Kind vor der Teilnahme am Programm hatte und vieles mehr.
2. Unser Therapieansatz
Unser Sondenentwöhnungsmodell baut auf zwei Behandlungsebenen auf:
Körperliche Ebene (somatischer Ansatz): Das Kind hungrig sein lassen
Entwicklungsbezogene Ebene (psychologischer Ansatz): Die Autonomie des Kindes stärken
Diese beiden einfachen Ziele müssen auf verschiedenen Ebenen respektiert und verstanden werden:
vom Kind selbst, den beteiligten Pflegepersonen, dem gesamten medizinischen Team sowie
Krankenpflegern und paramedizinischen Team.
3. Wird beim Spiele-Essen einfach nur in einem
Durcheinander chaotisch gespielt
Das Konzept der Spiele-Essen wurde gezielt entwickelt und ist ein wesentlicher Teil des Grazer Modells
zur Sondenentwöhnung
Das Hauptproblem besteht darin, dass Kindern mit Nahrungsaversion ständig etwas zu essen
angeboten wird. Das ist von den Erwachsenen zwar gut gemeint, aber nicht gut gemacht, denn
dieses Verhalten ist aufdringlich, kontraproduktiv und verstärkt (unbeabsichtigt) das Verweigerungs-
und Vermeidungsverhalten des Kindes.
Am Vormittag bekommen die Kinder verschiedene Schüsseln, Spielzeug-Teller, Tassen und
Untertassen mit verschiedenstem ansprechendem Essen, das klein geschnitten wurde.
Das Ziel ist hierbei nicht, dass die Kinder das Essen aufessen, sondern dass sie einen neuen Bezug zur
Nahrung herstellen und um dies zu erreichen, bedienen wir uns vor allem des kindlichen
Entdeckungsdrangs und der kindlichen Neugierde.
Es geht nicht darum, um des Chaos willens ein Durcheinander anzurichten, sondern darum, das
angebotene Essen zu berühren und neue, witzige Dinge damit anzustellen.
4. Probleme, die das Kind vor der Teilnahme
am Programm hatte
Die Eltern und das Kind durchlebten die Esssituationen wiederholt als traumatische Erfahrungen. Ein Setting,
in dem Nahrung verfügbar ist, das Kind sie aber weder essen muss, noch von den Eltern gefüttert bekommt,
dient der Kompensation und birgt neue Möglichkeiten, die dabei helfen, die traumatischen Esssituationen der
Vergangenheit zu überwinden.
Zwischen der Pflegeperson und dem Kind herrscht in Bezug auf das Essen und allen damit verbundenen
Entscheidungen ein ständiges Bemühen; das Kind gewinnt immer.
Das Kind kennt kein Hungergefühl und machte bisher die Erfahrung, dass es sowieso (über die Sonde) ernährt
werden wird.
Hinter fast allen Eltern und Kindern liegt ein langer Leidensweg (Krankenhausaufenthalte, Angst um das Kind)
ohne jegliche positive Erfahrungen und Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes.
Nach dem Entfernen der Sonde Hunger zu erfahren, kann das Kind müde, quengelig, ängstlich, ungeduldig
und/oder böse machen. Diese Krise ist jedoch ein wichtiger Teil des Prozesses und erfordert viel Unterstützung
und Sympathie.
5. Die Pflichten von Therapeuten oder anderen
unterstützenden Erwachsenen
Schaffen Sie ein angenehmes und interessantes Setting, damit die Kinder sich in der neuen Umgebung
wohlfühlen. Überall sollte etwas zu Essen zu sehen sein, in winzigen Portionen.
Es wird dem Kind kein Essen angeboten, ohne dass das Kind vorher ein Signal dazu gibt! Lernen Sie, auf ein
Signal des Kindes zu warten.
Kein Druck oder Zwang, kein Machtkampf, kein Locken, kein Wettbewerb, kein Drängen, keine
Gegenleistungen, keine Tricks! Sie dürfen das Kind in keinster Weise zu etwas drängen, also versuchen Sie es
erst gar nicht.
Vertrauen Sie darauf, dass das Kind in absehbarer Zeit Hunger entwickeln wird.
6. Die Pflichten von Therapeuten oder anderen
unterstützenden Erwachsenen
Weinen und jegliches Anzeichen von Unbehagen hat Priorität. Wenn ein Kind verstört ist, muss es beruhigt
werden und falls notwendig, muss mit ihm der Raum verlassen werden.
Die Kinder dürfen mit dem Essen alles anstellen: Spielen, werfen, darauf herumlaufen, sich damit
beschmieren oder die Pflegepersonen damit füttern. Sie dürfen das Essen so erfahren, wie sie möchten,
indem sie es fühlen, daran riechen, es probieren und anfassen.
Lehnen Sie sich zurück, seien Sie einfühlsam und neugierig darauf, was gerade passiert! Genießen Sie den
Anblick der spielenden Kinder, die das machen dürfen, wozu sie sonst nicht erlaubt sind. Seien Sie einfach
nur anwesend und signalisieren Sie, dass alles okay ist.
7. Wie wird der Erfolg evaluiert?
Die erste Einheit lief dann gut, wenn das Kind teilgenommen hat, Interesse zeigte und gerne am nächsten Tag
wieder dabei sein möchte.
Die Einheit verläuft erfolgreich, wenn das Kind auf die neuen Stimuli fokussiert ist und/oder den anderen
Kindern dabei zusieht, wie sie es sind.
Die Einheit verläuft erfolgreich, wenn das Kind etwaige neue Verhaltensweisen zeigt, ganz unabhängig davon,
was genau das Kind macht.
Die Einheiten verlaufen erfolgreich, wenn die Eltern berichten, dass Ihr Kind mit Freude daran teilnimmt.
Die Einheiten verlaufen erfolgreich, wenn die Eltern berichten, dass Ihr Kind in der Zeit zwischen den Einheiten
neue Dinge macht und vermehrt Essen anfasst.
8. Wie wird der Erfolg evaluiert?
Tatsächlich etwas zu essen, zu schlucken oder zu trinken ist nicht zwangsläufig eine Voraussetzung für den Erfolg
und steht nicht in Zusammenhang mit dem Prozess der Sondenentwöhnung selbst.
Der abschließende Erfolg ist dann erreicht, wenn das Kind das Programm ohne Sonde verlassen kann, mit
Selbstsicherheit weiß, dass es selbstständig essen und trinken kann und auch die Eltern selbstsicher sind.
Die Gewichtsstabilisierung sollte in der letzten Phase erfolgen, es besteht keine Notwendigkeit, das anfängliche
Körpergewicht sofort wieder zuzunehmen. Diese Gewichtsentwicklung wird 2-4 Monate dauern.
9. Welches ist das beste Alter für die
Sondenentwöhnung
So früh wie möglich! Beim gesunden Kind entwickelt sich das Essverhalten ab der Geburt bis zum
Alter von 12 bis 18 Monaten. Das ist die natürliche Zeitspanne, die ein Kleinkind für den Übergang
vom Stillen, Fläschchen oder Löffelfütterung zum selbstständig essenden Kind braucht.
Die meisten kurz nach der Geburt gelegten Ernährungssonden werden nach 6 bis 12 Monaten
nicht mehr gebraucht und sind nicht länger indiziert (der spezifische medizinische Grund für die
Sondenlegung ist nicht mehr gegeben).
10. Welche Kinder können zur Therapie zu uns
gebracht werden
Grundsätzlich jedes Kind, da aber die meisten sondenernährten
Kinder den Großteil ihres Lebens im Kinderkrankenhaus
verbrachten und ziemlich traumatisiert sind, muss die
Entscheidung für eine Behandlung im Ausland gut durchdacht
werden.
Weil wir mit Kindern aus fast allen Ländern der Welt arbeiten, gibt
es die Möglichkeit, Dolmetscher heranzuziehen und
Übersetzungen anfertigen zu lassen - in/aus praktisch jeder
Sprache.