SlideShare ist ein Scribd-Unternehmen logo
1 von 2
Downloaden Sie, um offline zu lesen
Technische Rundschau 9/2015
20DOSSIER Dossier Kunststoffe und Composites | Kunststofffasern
Dogs best friend: Die Plastiktasche aus
RomoMax-Polymerfaser trägt nicht umsonst
den Namen «Unbreakable Bag».
Nicht einmal, nicht zweimal,
sondern so oft wie nötig
Rund 200 Plastiktüten pro Person gehen jährlich in Europa über den Ladentresen. Die
meisten davon werden nach einmaligem Gebrauch weggeworfen – mit katastrophalen
Folgen für die Umwelt. Mit der «RomoMax»-Polymerfaser des Schweizer Erfinders Lars
Rominger könnten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Die Vorteile einer
leichten Einkaufstasche kombiniert mit der Vielfachverwendung einer dauerhaften und
reissfesten Kunststofffaser.
(pi) Die alarmierenden Zahlen zu-
erst: Es kann bis zu 450 Jahre dau-
ern, bis sich Plastiktüten in der Na-
tur zersetzen. Und: In den riesigen
Plastikmüllteppichen der Ozeane
sterben jährlich hunderttausende
Vögel und Meeressäuger, weil sie
entweder am Plastik ersticken oder
sich darin tödlich verheddern.
Das EU-Parlament möchte des-
halb der Plastikschwemme einen
Riegel vorschieben. Bis Ende des
Jahres 2019 sollen EU-weit nur
noch halb so viel leichte Kunststoff-
tragetaschen verwendet werden wie
im Jahr 2010; bis 2025 nur noch ein
Fünftel. Auf die Jahresstückzahl
übertragen bedeutet das eine Redu-
zierung von heute 200 auf 90 und
dann noch 40 Tüten pro Person.
Für die Erfüllung dieser Vorga-
be ist jedes EU-Land selbst verant-
wortlich. In vielen Ländern auch
ausserhalb der EU wird über die
Mehrfachverwendung von Plastik-
tüten als Lösung diskutiert. Es ha-
pert aber noch an der Umsetzung.
Die Ausnahme bildet ein kleines
schweizerisches Dorf, in dem der
Ingenieur und Erfinder Lars Ro-
minger wohnt.
Der Tüftler hat zwei umwelt-
freundliche Varianten an «Säck-
li» entwickelt: zum einen eine
biologisch abbaubare Plastiktüte
(«Green Bag»); zum anderen eine
besonders stabile und langlebige
mit dem Namen «Unbreakable
Bag». Dazu sagt Lars Rominger:
«Die von uns eingesetzte Romo-
Max-Polymerfaser weist im Ge-
gensatz zu konventionellen Po-
lymerfasern signifikant weniger
Viskose und dafür mehr elastische
Anteile auf. Dadurch ist sie stati-
scher, tragfähiger und verhindert
das Kriechen der Fasern bei lang-
zeitiger extrem starker Beanspru-
chung.»
Mit in die Überlegungen ein-
geflossen ist der Grundsatz der
Brownschen Molekularbewegung:
Dieser besagt, dass alle sich selbst
überlassenen Systeme spontan ver-
suchen, bei konstantem Druck und
Volumen einen Gleichgewichtszu-
stand geringster freier Energie zu
erreichen. Dies geschieht durch
Verringerung der inneren Ener-
gie durch Ordnungserhöhung so-
2020
Hopp
Schwiiz!
Dossier Kunststoffe und Composites | Kunststofffasern
Technische Rundschau 9/2015
21
DOSSIER
Kunststofffasern | Dossier Kunststoffe und Composites
wie durch Erhöhung der Entropie
durch Ordnungsverringerung.
Bei der «Unbreakable Bag» wur-
den diese beiden diametral entge-
genlaufenden Triebkräfte mit Re-
ckung und Scherung der Moleküle
sowie durch bewusste Steuerung
der Erstarrungsbedingungen ge-
lenkt. Infolge molekularer Neubil-
dung und Umlagerung entstanden
kristalline Überstrukturen, soge-
nannte Schaschlik- und Fibrillen-
Strukturen, die laut Rominger zu
einer erheblichen Steigerung von
Festigkeit, Steifigkeit und Abrieb-
festigkeit führen.
Selbst wenn Herstellungsauf-
wand und Wert der Rominger-Tü-
ten höher als bei konventionellen
Plastiktüten sind, wiegen positive
Eigenschaften wie die Kompos-
tierbarkeit und die vergleichswei-
se niedrige Umweltbelastung dies
auf. Im Lauf der Zeit gleichen sich
die Kosten wieder an, da die «Un-
breakable Bag» nahezu unbegrenzt
wiederverwendet werden kann.
Die RomoMax-Polymerfaser ist
überall dort einsetzbar, wo Hoch-
leistungskunststoffe nicht mehr
genügen – vor allem wegen ihrer
Kriechneigung/Retardation bei
Krafteinwirkung über die Zeit. Un-
ter anderem wird sie in der Auto-
mobilindustrie eingesetzt. Darüber
hinaus hat Rominger einen be-
sonders belastbaren Büstenhalter
für Frauen mit grosser Oberweite
entwickelt. Dieser besteht aus teil-
kristallinen Thermoplasten und
thermoplastischen Elastomeren.
Dadurch ist er statischer, trag-
freundlicher und leiert im Lauf der
Zeit nicht aus.
Ein weiterer Vorteil: Aufgrund
der höheren Molekularmasse bleibt
die RomoMax-Polymerfaser beim
Waschen auch bei höheren Tempe-
raturen mehr oder weniger intakt.
Eine Spaltung der chemischen Ver-
bindung durch Wasser ist ausge-
schlossen. ■
Rominger Kunststofftechnik GmbH
6313 Edlibach, Tel. 041 756 03 15
info@kunststofftechnik.ch
Nutzwertanalyse: Trotz höherer Gestehungskosten hat die wiederverwertbare
Plastiktüte die Nase deutlich vorne. (Quelle: Rominger).
Kriterien Einheit Gewich-
tung
„Konventioneller
Plastiksack“
„Green Bag“
Wert Note Bewer-
tung
Wert Note Bewer-
tung
Anschaffungskosten
pro Bag
CHF 10 0.3 10 100 0.8 4 40
Kompostierbar
gemäss EN 13432
ja/nein 9 nein 1 9 ja 10 90
Aus nachwachsenden
Rohstoffen
ja/nein 8 nein 1 8 ja 10 80
Mehrmals verwendbar,
da robust und belastbar
ja/nein 7 ja 10 70 ja 10 70
Hohe Reissfestigkeit ja/nein 6 ja 10 60 ja 10 60
Ohne Verwendung
von Weichmachern
und GMO1-frei.
ja/nein 5 nein 5 25 ja 10 50
Langzeitentwicklung:
Abfall- und
Umweltbelastung
gut/
schlecht
4 schlecht 2 8 gut 10 40
Summe 280 430
Summe [%] 57 88
Bevorzugte Option 2 1
Die MINEL AG ist als Schweizer Dienstleis-
tungsunternehmen seit 1971 ein zuverlässiger
Outsourcing-Partner für die Entwicklung und
Fertigung von Elektronikbaugruppen (E2MS)
im Bereich der Industrie-Elektronik. Als Dienst-
leistungs-Partner bieten wir flexible, innovative,
kosten- und qualitätsbewusste Elektronikdienst-
leistungslösungen in der gesamten Bandbreite
an. Zeitnahe Komplettlösungen mit optimalem
Nutzen aus einer Hand, individuell auf den Kun-
den ausgerichtet!
Ihr Partner für Industrie-Elektronik
MINEL AG
Kantonsstrasse 57
Postfach 65
CH 8863 Buttikon
Tel. +41 (0) 55 446 35 20
Fax.+41 (0) 55 446 35 21
info@minel.ch
www.minel.ch
Hopp
Schwiiz!Wir zeigen Flagge!
2121
Hopp
Schwiiz!
Kunststofffasern | Dossier Kunststoffe und Composites

Weitere ähnliche Inhalte

Mehr von Rominger Kunststofftechnik GmbH (6)

Der Daniel Düsentrieb von Edlibach
Der Daniel Düsentrieb von EdlibachDer Daniel Düsentrieb von Edlibach
Der Daniel Düsentrieb von Edlibach
 
Kunststoff-Erkennungs-Kit für schnelle Ergbnisse
Kunststoff-Erkennungs-Kit für schnelle ErgbnisseKunststoff-Erkennungs-Kit für schnelle Ergbnisse
Kunststoff-Erkennungs-Kit für schnelle Ergbnisse
 
Rominger: Kunststoff-Erkennungs-Kit im praktischen Kofferformat
Rominger: Kunststoff-Erkennungs-Kit im praktischen KofferformatRominger: Kunststoff-Erkennungs-Kit im praktischen Kofferformat
Rominger: Kunststoff-Erkennungs-Kit im praktischen Kofferformat
 
Kunststoff-Erkennungs-Kit KEK
Kunststoff-Erkennungs-Kit KEKKunststoff-Erkennungs-Kit KEK
Kunststoff-Erkennungs-Kit KEK
 
Laborkoffer mit Kunststoff-Erkennungs-Kit
Laborkoffer mit Kunststoff-Erkennungs-KitLaborkoffer mit Kunststoff-Erkennungs-Kit
Laborkoffer mit Kunststoff-Erkennungs-Kit
 
Titelseite Neue Luzerner Zeitung
Titelseite Neue Luzerner ZeitungTitelseite Neue Luzerner Zeitung
Titelseite Neue Luzerner Zeitung
 

Nicht einmal, nicht zweimal, sondern so oft wie nötig. Quelle: Technische Rundschau

  • 1. Technische Rundschau 9/2015 20DOSSIER Dossier Kunststoffe und Composites | Kunststofffasern Dogs best friend: Die Plastiktasche aus RomoMax-Polymerfaser trägt nicht umsonst den Namen «Unbreakable Bag». Nicht einmal, nicht zweimal, sondern so oft wie nötig Rund 200 Plastiktüten pro Person gehen jährlich in Europa über den Ladentresen. Die meisten davon werden nach einmaligem Gebrauch weggeworfen – mit katastrophalen Folgen für die Umwelt. Mit der «RomoMax»-Polymerfaser des Schweizer Erfinders Lars Rominger könnten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Die Vorteile einer leichten Einkaufstasche kombiniert mit der Vielfachverwendung einer dauerhaften und reissfesten Kunststofffaser. (pi) Die alarmierenden Zahlen zu- erst: Es kann bis zu 450 Jahre dau- ern, bis sich Plastiktüten in der Na- tur zersetzen. Und: In den riesigen Plastikmüllteppichen der Ozeane sterben jährlich hunderttausende Vögel und Meeressäuger, weil sie entweder am Plastik ersticken oder sich darin tödlich verheddern. Das EU-Parlament möchte des- halb der Plastikschwemme einen Riegel vorschieben. Bis Ende des Jahres 2019 sollen EU-weit nur noch halb so viel leichte Kunststoff- tragetaschen verwendet werden wie im Jahr 2010; bis 2025 nur noch ein Fünftel. Auf die Jahresstückzahl übertragen bedeutet das eine Redu- zierung von heute 200 auf 90 und dann noch 40 Tüten pro Person. Für die Erfüllung dieser Vorga- be ist jedes EU-Land selbst verant- wortlich. In vielen Ländern auch ausserhalb der EU wird über die Mehrfachverwendung von Plastik- tüten als Lösung diskutiert. Es ha- pert aber noch an der Umsetzung. Die Ausnahme bildet ein kleines schweizerisches Dorf, in dem der Ingenieur und Erfinder Lars Ro- minger wohnt. Der Tüftler hat zwei umwelt- freundliche Varianten an «Säck- li» entwickelt: zum einen eine biologisch abbaubare Plastiktüte («Green Bag»); zum anderen eine besonders stabile und langlebige mit dem Namen «Unbreakable Bag». Dazu sagt Lars Rominger: «Die von uns eingesetzte Romo- Max-Polymerfaser weist im Ge- gensatz zu konventionellen Po- lymerfasern signifikant weniger Viskose und dafür mehr elastische Anteile auf. Dadurch ist sie stati- scher, tragfähiger und verhindert das Kriechen der Fasern bei lang- zeitiger extrem starker Beanspru- chung.» Mit in die Überlegungen ein- geflossen ist der Grundsatz der Brownschen Molekularbewegung: Dieser besagt, dass alle sich selbst überlassenen Systeme spontan ver- suchen, bei konstantem Druck und Volumen einen Gleichgewichtszu- stand geringster freier Energie zu erreichen. Dies geschieht durch Verringerung der inneren Ener- gie durch Ordnungserhöhung so- 2020 Hopp Schwiiz! Dossier Kunststoffe und Composites | Kunststofffasern
  • 2. Technische Rundschau 9/2015 21 DOSSIER Kunststofffasern | Dossier Kunststoffe und Composites wie durch Erhöhung der Entropie durch Ordnungsverringerung. Bei der «Unbreakable Bag» wur- den diese beiden diametral entge- genlaufenden Triebkräfte mit Re- ckung und Scherung der Moleküle sowie durch bewusste Steuerung der Erstarrungsbedingungen ge- lenkt. Infolge molekularer Neubil- dung und Umlagerung entstanden kristalline Überstrukturen, soge- nannte Schaschlik- und Fibrillen- Strukturen, die laut Rominger zu einer erheblichen Steigerung von Festigkeit, Steifigkeit und Abrieb- festigkeit führen. Selbst wenn Herstellungsauf- wand und Wert der Rominger-Tü- ten höher als bei konventionellen Plastiktüten sind, wiegen positive Eigenschaften wie die Kompos- tierbarkeit und die vergleichswei- se niedrige Umweltbelastung dies auf. Im Lauf der Zeit gleichen sich die Kosten wieder an, da die «Un- breakable Bag» nahezu unbegrenzt wiederverwendet werden kann. Die RomoMax-Polymerfaser ist überall dort einsetzbar, wo Hoch- leistungskunststoffe nicht mehr genügen – vor allem wegen ihrer Kriechneigung/Retardation bei Krafteinwirkung über die Zeit. Un- ter anderem wird sie in der Auto- mobilindustrie eingesetzt. Darüber hinaus hat Rominger einen be- sonders belastbaren Büstenhalter für Frauen mit grosser Oberweite entwickelt. Dieser besteht aus teil- kristallinen Thermoplasten und thermoplastischen Elastomeren. Dadurch ist er statischer, trag- freundlicher und leiert im Lauf der Zeit nicht aus. Ein weiterer Vorteil: Aufgrund der höheren Molekularmasse bleibt die RomoMax-Polymerfaser beim Waschen auch bei höheren Tempe- raturen mehr oder weniger intakt. Eine Spaltung der chemischen Ver- bindung durch Wasser ist ausge- schlossen. ■ Rominger Kunststofftechnik GmbH 6313 Edlibach, Tel. 041 756 03 15 info@kunststofftechnik.ch Nutzwertanalyse: Trotz höherer Gestehungskosten hat die wiederverwertbare Plastiktüte die Nase deutlich vorne. (Quelle: Rominger). Kriterien Einheit Gewich- tung „Konventioneller Plastiksack“ „Green Bag“ Wert Note Bewer- tung Wert Note Bewer- tung Anschaffungskosten pro Bag CHF 10 0.3 10 100 0.8 4 40 Kompostierbar gemäss EN 13432 ja/nein 9 nein 1 9 ja 10 90 Aus nachwachsenden Rohstoffen ja/nein 8 nein 1 8 ja 10 80 Mehrmals verwendbar, da robust und belastbar ja/nein 7 ja 10 70 ja 10 70 Hohe Reissfestigkeit ja/nein 6 ja 10 60 ja 10 60 Ohne Verwendung von Weichmachern und GMO1-frei. ja/nein 5 nein 5 25 ja 10 50 Langzeitentwicklung: Abfall- und Umweltbelastung gut/ schlecht 4 schlecht 2 8 gut 10 40 Summe 280 430 Summe [%] 57 88 Bevorzugte Option 2 1 Die MINEL AG ist als Schweizer Dienstleis- tungsunternehmen seit 1971 ein zuverlässiger Outsourcing-Partner für die Entwicklung und Fertigung von Elektronikbaugruppen (E2MS) im Bereich der Industrie-Elektronik. Als Dienst- leistungs-Partner bieten wir flexible, innovative, kosten- und qualitätsbewusste Elektronikdienst- leistungslösungen in der gesamten Bandbreite an. Zeitnahe Komplettlösungen mit optimalem Nutzen aus einer Hand, individuell auf den Kun- den ausgerichtet! Ihr Partner für Industrie-Elektronik MINEL AG Kantonsstrasse 57 Postfach 65 CH 8863 Buttikon Tel. +41 (0) 55 446 35 20 Fax.+41 (0) 55 446 35 21 info@minel.ch www.minel.ch Hopp Schwiiz!Wir zeigen Flagge! 2121 Hopp Schwiiz! Kunststofffasern | Dossier Kunststoffe und Composites