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Prozessfähigkeit –
oder wie gut sind
unsere Prozesse?
Prof. Dr.-Ing.
Klaus Thaler




© Prof. Dr.-Ing. Klaus Thaler, HdM Stuttgart www.hdm-stuttgart.de/thaler
PROZESSE                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            PROZESSE




                                                             Prozessfähigkeit                                                                                                                                                                   Die Experimente von Gardner und
                                                                                                                                                                                                                                                Ashby
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Ergebnisse variieren abhängig von
                                                                                                                                                                                                                                                                                            den Mitarbeitern.
                                                             – oder wie gut sind unsere Prozesse?                                                                                                 Professor Klaus Thaler                                                                ∙   Stufe 2: Wiederholbarer Prozess:
                                                                                                                                                                                                                                                Als Mark Gardner und Ross Ashby             „Black Box” innerhalb vieler Ab-
                                                                                                                                                                                                  Professor für Prozess-                        1970 die Dynamik, die Stabilität und        läufe, nur wenige erfahrene Mit-
                                                             Wann waren Sie das letzte Mal in einem guten Restaurant? Wenn Sie dort speisen, erwarten
                                                                                                                                                                                                  optimierung, insbeson-                        die Zuverlässigkeit komplexer Netz-         arbeiter kennen sich aus.
                                                             Sie mit Sicherheit, dass einige wichtige gastronomische Grundregeln erfüllt sind. Speisen                                                                                          werke und Systeme in Simulationen       ∙   Stufe 3: Definierter Prozess: Ab-
                                                                                                                                                                                                  dere Prozessplanung
                                                             und Getränke müssen schmecken, das Menü sollte kreativ, qualitativ hochwertig und pas-                                                                                             untersuchten, galt ihr Augenmerk            lauf wird komplett dokumentiert,
                                                                                                                                                                                                  und Prozesssimulation,
                                                             send zusammengestellt sein. Vom Service erwarten Sie Fachkunde und ohne lange Warte-                                                                                               nicht der Steuerung komplexer Mar-          viele Mitarbeiter verstehen Ab-
                                                                                                                                                                                                  an der Hochschule der
                                                                                                                                                                                                                                                ketingkampagnen oder der Suche              läufe bzw. Aufgabeninhalte.
                                                             zeit freundlich und zuvorkommend bedient zu werden. Sie schätzen es vermutlich auch,                                                 Medien (HdM), Stuttgart.                      nach Störgrössen bei der Medien-        ∙   Stufe 4: Gesteuerter Prozess: Zu-
                                                             wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.                                                                                                                                        produktion. Warum sind ihre Expe-           sätzlich werden übergreifende
                                                                                                                                                                                                                                                rimente aber so fundamental wich-           Kontrollstrukturen erkannt und
                                                                                                                                                                                                        Integrität und Aktualität sichert.      tig für unser heutiges Verständnis          angewendet.
                                                             Das Gourmetprinzip und die                              Die Vision der Media Supply           elle Marketing- und Vertriebsakti-           Webbasierte Zugriffskomponen-           der Steuerung und des Manage-           ∙   Stufe 5: Optimierter Prozess:
                                                             sechs „R”                                               Chain                                 vitäten erforderlich. Diese zeichnen         ten ermöglichen es Managern, Kre-       ments von komplexen Prozessket-             Durch „Best Practise” können Ab-
                                                                                                                                                           sich beispielsweise durch persona-           ativen und Produktionern, während       ten? Gardner und Ashby zeigten              läufe und Kontrollstrukturen jetzt
                                                             Was in der gehobenen Gastronomie                        Nun kann man Medien zwar nicht        lisierte Werbung, durch Erschließen          laufender Kampagnen dezentral auf       bereits 1970 durch Simulations-             perferktioniert und laufend ver-
                                                             als Erfolgsfaktor gilt, ist für Güter                   essen, aber wir konsumieren sie       von neuen Zielgruppen oder durch             Content, Zwischenstände und krei-       experimente, dass ein komplexes             bessert werden.
                                                             und Dienstleistungen anderer Bran-                      trotzdem. Medien sind einerseits      intensiveren Kommunikationsbe-               erte Medienassets zuzugreifen und       Netzwerk sich grundsätzlich unzu-
                                                             chen und Wirtschaftsbereiche eben-                      Produkte wie Zeitungen oder Bü-       darf am Point of Sale aus. Kampag-           Versionen, Änderungen und Zeit-         verlässig, d.h. instabil und unvor-
                                                                                                                                                           nen werden überregional oder sogar           leisten zu beherrschen. Trotz der       hersehbar verhält, wenn                 Fazit
         Sich einmal in einem                                                                                                                              global gelauncht, müssen aber oft            mittlerweile ausgereiften Software-
   Gourmettempel verwöhnen                                                                                                                                 lokalen Anforderungen angepasst              technologie wird allerdings die         ∙ die Zahl der im Netzwerk intera-      Es gibt starke Gründe anzunehmen,                                        Mangelhafte Prozessfähig-
   lassen – wer will das nicht?                                                                                                                            werden. Dies hat zur sinnigen Bezei-         Schaffung der notwendigen orga-           gierenden Instanzen über einen        dass mangelnde Prozessfähigkeit                                          keit hängt vielfach mit Medi-
                                                                                                                                                           chung “Glocalization der Marktkom-           nisatorischen und personellen Vor-        festgelegten Schwellenwert steigt,    einen der Hauptstörfaktoren in der                                       enbrüchen zusammen.

                                                                                                                                                           munikation” (globale Kampagnen               aussetzungen für durchgängige             der den Beginn eines chaotischen      effizienten Steuerung von Prozess-
                                                                                                                                                           und lokale Märkte) geführt. Durch            Planungs-, Konzipierungs- und Um-         Verhaltens markiert, und              ketten darstellt. Ist es denkbar, eine
                                                                                                                                                           Hinzukommen neuer Märkte und                 setzungsprozesse in Marktkommu-                                                 bessere Prozessfähigkeit einfach
                                                                                                                                                           Fremdsprachen vermehrt sich nicht            nikation und Medienproduktion viel-     ∙ die Konnektivität, d.h. Verbin-       nur dadurch zu erreichen, dass PIM-
                                                                                                                                                           nur die Anzahl der Akteure, son-             fach unterlassen.                         dungsintensität der Instanzen,        Bausteine eingeführt werde bzw.
                                                                                                                                                           dern auch der Kostenaufwand der                                                        gemessen im durchschnittlichen        Software über nicht sauber ablau-
                                                                                                                                                           Kampagnen steigt oft exponenti-              Die heutige Situation gleicht oftmals     Kommunikationsaufkommen,              fende Prozesse gestülpt wird? Dies
                                                                                                                                                           ell. Gleichzeitig wird das Zeitfens-         einem Orchester, dessen Solisten          über einen gewissen Toleranz-         darf bezweifelt werden.
                                                                                                                                                           ter, um in die Gewinnzone zu ge-             ihre Instrumente zwar nahezu per-         wert steigt.
                                                                                                                                                           langen, wesentlich enger. Vor dem            ferkt beherrschen, dessen Zusam-                                                Die Prozesse schlank, einfach und
                                                                                                                                                           Hintergrund stagnierender Bud-               menspiel aber nicht wie gewünscht       Diese Erkenntnisse lassen sich auf      beherrschbar zu gestalten, um zu
                                                                                                                                                           gets und Personalressourcen wird             gelingt. Ist es denkbar, Prozessef-     die Praxis des Zusammenspiels von       viele interagierende Instanzen und
                                                                                                                                                           daher die Schaffung einer deutlich           fizienz einfach nur dadurch zu er-      Marketing und Medienproduktion          ein unnötig expandierendes Kom-
                                                                                                                                                           höheren Marketingeffizienz zuneh-            reichen, dass Softwarebausteine im      übertragen. In komplexen Werbe-         munikationsaufkommen zu vermei-
Die heutige Situation gleicht                                falls relevant. Das Gourmet-Prinzip                     cher, für die ein materieller SCM-    mend zur strategischen Aufgabe.              Unternehmen eingeführt werden?          mittelproduktionen kann schnell         den: dies könnte als Fazit der Er-
   oftmals einem Orchester,                                  „den Kunden richtig bedienen” gilt                      Ansatz zur Versorgung und Liefe-      Die Media Supply Chain, insbeson-            Warum dies bezweifelt werden darf,      die Situation entstehen, dass bis       kenntnisse aus den Arbeiten von
 dessen Solisten ihre Instru-                                für den Industrie- und Konsumgü-                        rung greift. Bei neuen Medien, z.B.   dere das Zusammenspiel aller re-             wird im folgenden erklärt.              zu 30 Instanzen, u.a. Mitarbeiter       Gardner und Ashby angesehen wer-
mente zwar nahezu perferkt
                                                             terbereich ebenso wie für Handel,                       Webcasts oder elektronischen Ka-      levanten Prozesse, muss daher ef-                                                    von Kreativagenturen, Satz-, Text-      den. Wir sollten uns also bewusst
    beherrschen, dessen Zu-
                                                             Dienstleistungen und Medien. Im                         talogen, ist es auch virtuell über    fizient gestaltet und die Prozesse                                                   und Bildspezialisten, Übersetzer,       werden, dass wir vor einer Soft-
sammenspiel aber nicht wie
         gewünscht gelingt.
                                                             Supply Chain Management (SCM),                          Netzwerke und Systemdownloads         laufend optimiert werden, was uns            Medienbrüche und nicht abgestim-        Vorstufen- und Druckereimitarbei-       wareeinführung zunächst mit ei-
                                                             der Lehre vom Denken in ganzheit-                       möglich, den Kunden richtig zu        zum Thema Marketing-Prozessopt-              mte Prozesse als Stolpersteine          ter, Web-Designer und Logistikex-       ner besseren Prozessfähigkeit die
                                                             lichen Prozessen, ist bei Service-                      bedienen. Zur Unterscheidung von      mierung (MPO) und Product Infor-                                                     perten in der Zeitleiste synchroni-     Voraussetzung für eine durchgän-
                                                             und Distributionsprozessen vor-                         der klassischen, materiellen Supply   mation Management (PIM) führt. Es            Prozesse schlank, einfach und be-       siert werden müssen.                    gige Media Supply Chain zu schaf-
                                                             dringlich das Prinzip der sechs „R”                     Chain wird von der Media Supply       gilt, frei nach Michail Gorbatschow:         herrschbar zu gestalten, wäre das                                               fen haben. Auch im guten Res-
                                                             zu erfüllen: das richtige Produkt in                    Chain, der Prozesskette zur Versor-   Wer nicht reagiert, den bestraft das         Ideal, doch wie sieht die Unterneh-     Mit der Anzahl der Akteure steigt       taurant ist letztlich das perfekte
                                                             der richtigen Qualität in der rich-                     gung mit materiellen und virtuellen   Leben – den bestrafen insbesondere           mensrealität aus? Eine Studie der       das Kommunikationsaufkommen,            Zusammenspiel des Teams aus Kü-
                                                             tigen Menge zur richtigen Zeit an                       Medien, gesprochen. Auch im letz-     die Kunden.                                  Hochschule der Medien in Stutt-         bei maximaler Konnektivität kann        che, Service und Restaurantleitung
                                                             den richtigen Ort zu liefern. Sie ha-                   ten Fall greifen die sechs „R” des                                                 gart zeigt: Fast 75 % der befragten     jeder mit jedem kommunizieren           entscheidend, damit wir als Kunde
                                                             ben nur fünf „R” gezählt? Gut auf-                      klassischen SCM. Diese Vision der                                                  Unternehmen bemängeln Informa-          und der damit resultierende Auf-        wiederkommen.
                                                             gepasst! Mit dem sechsten „R” ver-                      Media Supply Chain gewinnt in den     Der PIM-Fokus liegt auf Software-            tionsverluste, fast 50 % unklare Ver-   wand steigt dramatisch. Man glaubt
                                                             hält es sich wieder wie im Restaurant.                  Unternehmen vor allem deshalb an      technologie                                  antwortlichkeiten und über 40 % in      nun oft, durch Software, z.B. schnel-   Professor Klaus Thaler                                                   Abbildung: Ein sinnvoller
          Abbildung: Nicht alle                              Es lautet „zu den richtigen Kosten“,                    Bedeutung, weil oftmals die Pub-                                                   Folge Doppelarbeit. Das klassische      lere Kommunikations- und Mailing-       Hochschule der Medien (HdM)                                              Softwareeinsatz ist erst ab
     Prozesse im Unternehmen                                 denn auch ein Gastronom möchte                          lishingprozesse intern und extern     Die heute verfolgten Ansätze sind            Phänomen „Medienbruch” (engl. me-       systeme, dieses auch als „Bull-Whip     Stuttgart                                                                Stufe 3 empfehlenswert.
           laufen reibungslos.                               Geld verdienen.                                         wenig einheitlich, wenig struktu-     oft stark vom Gedanken der Nut-              dia discontinuity) kennt man in fast    Effekt” bezeichnete Phänomen in
                                                                                                                     riert und wenig durchgängig ge-       zung IT-gestützter Lösungen ge-              jedem Unternehmen. Kunden- und          den Griff zu bekommen. Die eigent-
                                                                                                                     staltet sind.                         prägt. Sie konzentrieren sich somit          Produktdaten werden beispielsweise      lichen organisatorischen Ursachen
                                                                                                                                                           im Wesentlichen auf Softwaretech-            in verschiedenen elektronischen Ab-     löst man so allerdings nicht.
Erkenntnisse aus Studien                                                                                                                                   nogie: den Import von Produkt- und           lagen im Unternehmen verwaltet. Da                                                       Voraussetzungen für die Optimierung der Media Supply Chain
                                                                                                                     Steigender Kommunikationsauf-         Stammdaten aus vorgelagerten IT-             erreicht uns „ausnahmsweise” das
Informationsverluste als Problem                             ...bemängeln fast 3/4 der Unternehmen                   wand führt zur Prozessoptimie-        Systemen, den Einsatz zentraler Da-          Fax oder die E-Mail eines Außen-        Prozessfähigkeit als Vorausset-               Stufen

                                                                                                                     rung                                  tenbanken für Media Assets und die           dienstmitarbeiters, der nicht online    zung für optimierte Prozesse                    5                                                                            Prozessoptimierung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Optimierter Prozess
                                                                                                                                                           medienneutrale Datenhaltung für              zugreifen kann, aber Daten aktuali-
                                                                                                                     In vielen Branchen und Unterneh-      das Multichannel-Publishing, z.B. in         sieren will. Die Änderung wird jetzt    Mangelhafte Prozessfähigkeit hängt              4        Gesteuerter Prozess                                                 Prozessmanagement
 Unklare Verantwortlichkeiten                                ...sehen fast 50% der Unternehmen
                                                                                                                     men stehen die Marketing-, Ver-       Print- und Webkanäle. Die heute am           ausgedruckt, erfasst und händisch       tatsächlich vielfach mit Medienbrü-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                3        Definierter Prozess
                                                                                                                     triebs- und Produktverantwortlichen   Markt verfügbare Technologie hilft,          neu eingepflegt. Schon haben wir        chen zusammen. Als Stufen der Pro-                                                                                           Definierte Abläufe

 Doppelarbeit, Ausschuss, Nacharbeit ... bemängeln über 40% der Unternehmen                                          vor großen Herausforderungen.         die Datenqualität gegenüber einer            Mehraufwand erzeugt: Zeit, Kosten       zessfähigkeit gelten heute:                     2        Wiederholbarer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              „Execute by doing“
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                                                                                                                     Kurze Produktlebenszyklen und         konventionellen Kampagnendurch-              und möglicherweise Informations-
                                                                                                                     vielfältige neue Produkte machen      führung erheblich zu verbessern, da          verluste, Fehler sowie eventuell Ab-    ∙ Stufe 1: Initialer Prozess: Intu-             1        Initialer Prozess                                  ?                 „Intuitive Abläufe“


  Richtiges Datenhandling                         ... steht für über 2/3 der Unternehmen im Vordergrund
                                                                                                                     schnelle, intensive und individu-     eine Zentralisierung der Daten ihre          weichungen vom Prozessstandard.           itive, experimentelle Abläufe,


                                                 Quelle: HdM-Kurzstudie „Workflowoptimierung“ (50 Unternehmen)
© Prof. Dr.-Ing. Klaus Thaler www.hdm-stuttgart.de/~thaler                                                                                                                                                                                                                                     © Prof. Dr.-Ing. Klaus Thaler www.hdm-stuttgart.de/~thaler                                           2
                                                                                                                 1




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Prozessfähigkeit - oder wie gut sind unsere Prozesse?

  • 1. Prozessfähigkeit – oder wie gut sind unsere Prozesse? Prof. Dr.-Ing. Klaus Thaler © Prof. Dr.-Ing. Klaus Thaler, HdM Stuttgart www.hdm-stuttgart.de/thaler
  • 2. PROZESSE PROZESSE Prozessfähigkeit Die Experimente von Gardner und Ashby Ergebnisse variieren abhängig von den Mitarbeitern. – oder wie gut sind unsere Prozesse? Professor Klaus Thaler ∙ Stufe 2: Wiederholbarer Prozess: Als Mark Gardner und Ross Ashby „Black Box” innerhalb vieler Ab- Professor für Prozess- 1970 die Dynamik, die Stabilität und läufe, nur wenige erfahrene Mit- Wann waren Sie das letzte Mal in einem guten Restaurant? Wenn Sie dort speisen, erwarten optimierung, insbeson- die Zuverlässigkeit komplexer Netz- arbeiter kennen sich aus. Sie mit Sicherheit, dass einige wichtige gastronomische Grundregeln erfüllt sind. Speisen werke und Systeme in Simulationen ∙ Stufe 3: Definierter Prozess: Ab- dere Prozessplanung und Getränke müssen schmecken, das Menü sollte kreativ, qualitativ hochwertig und pas- untersuchten, galt ihr Augenmerk lauf wird komplett dokumentiert, und Prozesssimulation, send zusammengestellt sein. Vom Service erwarten Sie Fachkunde und ohne lange Warte- nicht der Steuerung komplexer Mar- viele Mitarbeiter verstehen Ab- an der Hochschule der ketingkampagnen oder der Suche läufe bzw. Aufgabeninhalte. zeit freundlich und zuvorkommend bedient zu werden. Sie schätzen es vermutlich auch, Medien (HdM), Stuttgart. nach Störgrössen bei der Medien- ∙ Stufe 4: Gesteuerter Prozess: Zu- wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. produktion. Warum sind ihre Expe- sätzlich werden übergreifende rimente aber so fundamental wich- Kontrollstrukturen erkannt und Integrität und Aktualität sichert. tig für unser heutiges Verständnis angewendet. Das Gourmetprinzip und die Die Vision der Media Supply elle Marketing- und Vertriebsakti- Webbasierte Zugriffskomponen- der Steuerung und des Manage- ∙ Stufe 5: Optimierter Prozess: sechs „R” Chain vitäten erforderlich. Diese zeichnen ten ermöglichen es Managern, Kre- ments von komplexen Prozessket- Durch „Best Practise” können Ab- sich beispielsweise durch persona- ativen und Produktionern, während ten? Gardner und Ashby zeigten läufe und Kontrollstrukturen jetzt Was in der gehobenen Gastronomie Nun kann man Medien zwar nicht lisierte Werbung, durch Erschließen laufender Kampagnen dezentral auf bereits 1970 durch Simulations- perferktioniert und laufend ver- als Erfolgsfaktor gilt, ist für Güter essen, aber wir konsumieren sie von neuen Zielgruppen oder durch Content, Zwischenstände und krei- experimente, dass ein komplexes bessert werden. und Dienstleistungen anderer Bran- trotzdem. Medien sind einerseits intensiveren Kommunikationsbe- erte Medienassets zuzugreifen und Netzwerk sich grundsätzlich unzu- chen und Wirtschaftsbereiche eben- Produkte wie Zeitungen oder Bü- darf am Point of Sale aus. Kampag- Versionen, Änderungen und Zeit- verlässig, d.h. instabil und unvor- nen werden überregional oder sogar leisten zu beherrschen. Trotz der hersehbar verhält, wenn Fazit Sich einmal in einem global gelauncht, müssen aber oft mittlerweile ausgereiften Software- Gourmettempel verwöhnen lokalen Anforderungen angepasst technologie wird allerdings die ∙ die Zahl der im Netzwerk intera- Es gibt starke Gründe anzunehmen, Mangelhafte Prozessfähig- lassen – wer will das nicht? werden. Dies hat zur sinnigen Bezei- Schaffung der notwendigen orga- gierenden Instanzen über einen dass mangelnde Prozessfähigkeit keit hängt vielfach mit Medi- chung “Glocalization der Marktkom- nisatorischen und personellen Vor- festgelegten Schwellenwert steigt, einen der Hauptstörfaktoren in der enbrüchen zusammen. munikation” (globale Kampagnen aussetzungen für durchgängige der den Beginn eines chaotischen effizienten Steuerung von Prozess- und lokale Märkte) geführt. Durch Planungs-, Konzipierungs- und Um- Verhaltens markiert, und ketten darstellt. Ist es denkbar, eine Hinzukommen neuer Märkte und setzungsprozesse in Marktkommu- bessere Prozessfähigkeit einfach Fremdsprachen vermehrt sich nicht nikation und Medienproduktion viel- ∙ die Konnektivität, d.h. Verbin- nur dadurch zu erreichen, dass PIM- nur die Anzahl der Akteure, son- fach unterlassen. dungsintensität der Instanzen, Bausteine eingeführt werde bzw. dern auch der Kostenaufwand der gemessen im durchschnittlichen Software über nicht sauber ablau- Kampagnen steigt oft exponenti- Die heutige Situation gleicht oftmals Kommunikationsaufkommen, fende Prozesse gestülpt wird? Dies ell. Gleichzeitig wird das Zeitfens- einem Orchester, dessen Solisten über einen gewissen Toleranz- darf bezweifelt werden. ter, um in die Gewinnzone zu ge- ihre Instrumente zwar nahezu per- wert steigt. langen, wesentlich enger. Vor dem ferkt beherrschen, dessen Zusam- Die Prozesse schlank, einfach und Hintergrund stagnierender Bud- menspiel aber nicht wie gewünscht Diese Erkenntnisse lassen sich auf beherrschbar zu gestalten, um zu gets und Personalressourcen wird gelingt. Ist es denkbar, Prozessef- die Praxis des Zusammenspiels von viele interagierende Instanzen und daher die Schaffung einer deutlich fizienz einfach nur dadurch zu er- Marketing und Medienproduktion ein unnötig expandierendes Kom- höheren Marketingeffizienz zuneh- reichen, dass Softwarebausteine im übertragen. In komplexen Werbe- munikationsaufkommen zu vermei- Die heutige Situation gleicht falls relevant. Das Gourmet-Prinzip cher, für die ein materieller SCM- mend zur strategischen Aufgabe. Unternehmen eingeführt werden? mittelproduktionen kann schnell den: dies könnte als Fazit der Er- oftmals einem Orchester, „den Kunden richtig bedienen” gilt Ansatz zur Versorgung und Liefe- Die Media Supply Chain, insbeson- Warum dies bezweifelt werden darf, die Situation entstehen, dass bis kenntnisse aus den Arbeiten von dessen Solisten ihre Instru- für den Industrie- und Konsumgü- rung greift. Bei neuen Medien, z.B. dere das Zusammenspiel aller re- wird im folgenden erklärt. zu 30 Instanzen, u.a. Mitarbeiter Gardner und Ashby angesehen wer- mente zwar nahezu perferkt terbereich ebenso wie für Handel, Webcasts oder elektronischen Ka- levanten Prozesse, muss daher ef- von Kreativagenturen, Satz-, Text- den. Wir sollten uns also bewusst beherrschen, dessen Zu- Dienstleistungen und Medien. Im talogen, ist es auch virtuell über fizient gestaltet und die Prozesse und Bildspezialisten, Übersetzer, werden, dass wir vor einer Soft- sammenspiel aber nicht wie gewünscht gelingt. Supply Chain Management (SCM), Netzwerke und Systemdownloads laufend optimiert werden, was uns Medienbrüche und nicht abgestim- Vorstufen- und Druckereimitarbei- wareeinführung zunächst mit ei- der Lehre vom Denken in ganzheit- möglich, den Kunden richtig zu zum Thema Marketing-Prozessopt- mte Prozesse als Stolpersteine ter, Web-Designer und Logistikex- ner besseren Prozessfähigkeit die lichen Prozessen, ist bei Service- bedienen. Zur Unterscheidung von mierung (MPO) und Product Infor- perten in der Zeitleiste synchroni- Voraussetzung für eine durchgän- und Distributionsprozessen vor- der klassischen, materiellen Supply mation Management (PIM) führt. Es Prozesse schlank, einfach und be- siert werden müssen. gige Media Supply Chain zu schaf- dringlich das Prinzip der sechs „R” Chain wird von der Media Supply gilt, frei nach Michail Gorbatschow: herrschbar zu gestalten, wäre das fen haben. Auch im guten Res- zu erfüllen: das richtige Produkt in Chain, der Prozesskette zur Versor- Wer nicht reagiert, den bestraft das Ideal, doch wie sieht die Unterneh- Mit der Anzahl der Akteure steigt taurant ist letztlich das perfekte der richtigen Qualität in der rich- gung mit materiellen und virtuellen Leben – den bestrafen insbesondere mensrealität aus? Eine Studie der das Kommunikationsaufkommen, Zusammenspiel des Teams aus Kü- tigen Menge zur richtigen Zeit an Medien, gesprochen. Auch im letz- die Kunden. Hochschule der Medien in Stutt- bei maximaler Konnektivität kann che, Service und Restaurantleitung den richtigen Ort zu liefern. Sie ha- ten Fall greifen die sechs „R” des gart zeigt: Fast 75 % der befragten jeder mit jedem kommunizieren entscheidend, damit wir als Kunde ben nur fünf „R” gezählt? Gut auf- klassischen SCM. Diese Vision der Unternehmen bemängeln Informa- und der damit resultierende Auf- wiederkommen. gepasst! Mit dem sechsten „R” ver- Media Supply Chain gewinnt in den Der PIM-Fokus liegt auf Software- tionsverluste, fast 50 % unklare Ver- wand steigt dramatisch. Man glaubt hält es sich wieder wie im Restaurant. Unternehmen vor allem deshalb an technologie antwortlichkeiten und über 40 % in nun oft, durch Software, z.B. schnel- Professor Klaus Thaler Abbildung: Ein sinnvoller Abbildung: Nicht alle Es lautet „zu den richtigen Kosten“, Bedeutung, weil oftmals die Pub- Folge Doppelarbeit. Das klassische lere Kommunikations- und Mailing- Hochschule der Medien (HdM) Softwareeinsatz ist erst ab Prozesse im Unternehmen denn auch ein Gastronom möchte lishingprozesse intern und extern Die heute verfolgten Ansätze sind Phänomen „Medienbruch” (engl. me- systeme, dieses auch als „Bull-Whip Stuttgart Stufe 3 empfehlenswert. laufen reibungslos. Geld verdienen. wenig einheitlich, wenig struktu- oft stark vom Gedanken der Nut- dia discontinuity) kennt man in fast Effekt” bezeichnete Phänomen in riert und wenig durchgängig ge- zung IT-gestützter Lösungen ge- jedem Unternehmen. Kunden- und den Griff zu bekommen. Die eigent- staltet sind. prägt. Sie konzentrieren sich somit Produktdaten werden beispielsweise lichen organisatorischen Ursachen im Wesentlichen auf Softwaretech- in verschiedenen elektronischen Ab- löst man so allerdings nicht. Erkenntnisse aus Studien nogie: den Import von Produkt- und lagen im Unternehmen verwaltet. Da Voraussetzungen für die Optimierung der Media Supply Chain Steigender Kommunikationsauf- Stammdaten aus vorgelagerten IT- erreicht uns „ausnahmsweise” das Informationsverluste als Problem ...bemängeln fast 3/4 der Unternehmen wand führt zur Prozessoptimie- Systemen, den Einsatz zentraler Da- Fax oder die E-Mail eines Außen- Prozessfähigkeit als Vorausset- Stufen rung tenbanken für Media Assets und die dienstmitarbeiters, der nicht online zung für optimierte Prozesse 5 Prozessoptimierung Optimierter Prozess medienneutrale Datenhaltung für zugreifen kann, aber Daten aktuali- In vielen Branchen und Unterneh- das Multichannel-Publishing, z.B. in sieren will. Die Änderung wird jetzt Mangelhafte Prozessfähigkeit hängt 4 Gesteuerter Prozess Prozessmanagement Unklare Verantwortlichkeiten ...sehen fast 50% der Unternehmen men stehen die Marketing-, Ver- Print- und Webkanäle. Die heute am ausgedruckt, erfasst und händisch tatsächlich vielfach mit Medienbrü- 3 Definierter Prozess triebs- und Produktverantwortlichen Markt verfügbare Technologie hilft, neu eingepflegt. Schon haben wir chen zusammen. Als Stufen der Pro- Definierte Abläufe Doppelarbeit, Ausschuss, Nacharbeit ... bemängeln über 40% der Unternehmen vor großen Herausforderungen. die Datenqualität gegenüber einer Mehraufwand erzeugt: Zeit, Kosten zessfähigkeit gelten heute: 2 Wiederholbarer „Execute by doing“ Prozess Kurze Produktlebenszyklen und konventionellen Kampagnendurch- und möglicherweise Informations- vielfältige neue Produkte machen führung erheblich zu verbessern, da verluste, Fehler sowie eventuell Ab- ∙ Stufe 1: Initialer Prozess: Intu- 1 Initialer Prozess ? „Intuitive Abläufe“ Richtiges Datenhandling ... steht für über 2/3 der Unternehmen im Vordergrund schnelle, intensive und individu- eine Zentralisierung der Daten ihre weichungen vom Prozessstandard. itive, experimentelle Abläufe, Quelle: HdM-Kurzstudie „Workflowoptimierung“ (50 Unternehmen) © Prof. Dr.-Ing. Klaus Thaler www.hdm-stuttgart.de/~thaler © Prof. Dr.-Ing. Klaus Thaler www.hdm-stuttgart.de/~thaler 2 1 Seite prokomREPORT · Mai 2009 www.prokom-REPORT.de Seite