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Elon Musk in
einem Tesla,
seinem strom­
angetriebenen
Sportwagen-
modell
 wissen/technik
Fotos:J.EMILIOFLORES/TheNewYorkTimes/Redux/laif
NochindiesemSommersollderZukunfts-
Akku für 3500 Dollar in den USA auf den
Marktkommen.40 000Bestellungensind
schon eingegangen.2016 soll der Verkauf
dann in Deutschland starten.
Die Wege,die Elon Musk als Unterneh-
mer geht, sind spektakulär, als Chef aber
haltenihnvielefüreinEkel.ErmachtAn-
gestelltenieder,zwingtihnenaberwitzige
Ziele auf und lässt sie bis zur totalen
Erschöpfung schuften. Wer Tippfehler in
E-Mails macht oder zu lange nichts „Fan-
tastisches“leistet – der fliegt.
Das hartherzige Verhalten Musks be-
schreibt der amerikanische Journalist
AshleeVanceinseinernunindenUSAund
Deutschlanderscheinendenautorisierten
Biografie des Unternehmers. Vance ge-
lang es,den sonst extrem misstrauischen
Musk zu mehr als 30 mehrstündigen
Gesprächen zu treffen, mal beim Essen,
mal im Hauptquartier der Raketenfirma
SpaceX.„Er ist ein unglaublich intensiver
Mensch“, sagt Vance, „Er ist kompliziert
und vielschichtig.Ich wusste nie,wann er
die Lust an den Interviews verliert und
vielleicht aussteigt.“
Vance erzählt,wie Musk seine langjäh-
rigeAssistentinundengsteVertrauteMary
BethBrownentließ.MehralseinJahrzehnt
hatte sie ihr Leben für ihn zurückgestellt.
Arbeitete ihr Chef die Nächte durch,blieb
Brown ebenfalls. Zwischen den beiden
herrschteblindesVerständnis.Imvergan-
genen Jahr bat sie Musk um eine Gehalts-
erhöhung.Erantwortetekühl,siesolleein
paar Wochen frei nehmen, er wolle ihre
Arbeit übernehmen,um herauszufinden,
wieanstrengendsiesei.AlsBrownzurück-
kam, ließ Musk ihr ausrichten, sie werde
nicht mehr gebraucht.
Mitarbeiter, Geschäftspartner und
Freunde beschreiben Musk als arbeitswü-
tig und extrem risikobereit. Seine ersten
Millionen machte er 1999,da war er 27 Jah-
re alt. Kaum aus dem College, hatte er in
Palo Alto die Firma Zip2 gegründet, eine
KombinationausKartendienstundAdress-
buch im Internet.Kurz bevor die Internet-
blaseplatzte,verkaufteerdasStart-upund
bekam 22 Millionen Dollar.Das gewonne-
ne Geld bunkerte er nicht,sondern steckte
es sofort in die Entwicklung eines Bezahl-
dienstes.DreiJahrespäterwurdePayPalvon
Ebay für 1,5 Milliarden Dollar übernom-
men.Musk bekam davon 250 Millionen.
Undsowarermit30Jahrenunglaublich
reich.Doch er wollte mehr – mindestens
die Menschheit retten. Er gab 100 Mil­
lionen für die Raumfahrt und SpaceX,
70 Millionen gingen an die Elektroauto­
firmaTesla,30MillionenandasEnergie-
der Superindustrielle,der gleich drei Bran-
chen–Auto,RaumfahrtundEnergie–auf
den Kopf stellte. In einer Fabrik bei San
Francisco lässt er Luxusautos bauen, die
mit Strom fahren. In Los Angeles produ-
ziert er Raketen für die Weltraumfahrt.
Überall in den USA verkauft er Solaranla-
gen. Tesla, SpaceX und SolarCity heißen
seineFirmen.Musksagtüber
sich: „Ich würde eher Selbst-
mord begehen als scheitern.“
Er liebt nun mal große Sprüche.Nur die
großen Auftritte liegen ihm nicht.So wie
vor drei Wochen,als er in Los Angeles sein
neuestes Projekt präsentierte.Nervös trat
derbulligeMannaufdieBühne.Wiesooft
warseinHemdeinenKnopfzuweitgeöff-
net.Machte er einen Witz,lachte er selbst
am lautesten. Er wirkte unvorbereitet,
strauchelte in seinen Sätzen, musste im-
mer wieder von vorn anfangen.Trotzdem
hingen alle im Saal an seinen Lippen und
jubelten und schrien „Yeah“und „Wow“.
Denn was Musk so unbeholfen präsen-
tierte,könnte zum Schlüssel einer neuen
grünenEnergieversorgungwerden.Bisher
waresschwierig,Strom,derausSolar-oder
Windanlagen stammte, zu speichern.
Nun kündigte der Hightech-Industrielle
„Powerwall“an.Eine große und vor allem
günstige Lithium-Ionen-Batterie, die an
Hauswändeninstalliertwirdunderstmals
Energiefürjedermannspeicherbarmacht.
A
lsseinzehnWochenalterSohnam
plötzlichen Kindstod starb,sagte
Elon Musk seiner Ehefrau Justi-
ne, dass er nicht darüber reden
wolle. Außerdem halte er ihre
Trauerfür„emotionalmanipula-
tiv“,erzähltesieineinemInterview.Wenig
später bei einem Streit schrie sie ihn an:
„Ich bin deine Frau und nicht
deine Angestellte.“ Er erwi-
derte kühl: „Wärst du bei mir
angestellt,würdeichdichfeuern.“Tatsäch-
lichwurdedieEhekurzdaraufgeschieden.
Seine Exfrau Justine sagt heute über ihn:
„Ertut,waserwill,unddabeiistergnaden-
los.EsistElonsWelt,undderRestvonuns
lebt auch darin.“
Elon Musk ist Egomane, Narziss und
auchFantast,dernachtsnichtschläft,weil
er fürchtet,eine Flotte von Robotern kön-
nedieWeltherrschaftübernehmen.Nurer,
so ist der 43-Jährige überzeugt,könne die
Menschheit vor dem Untergang retten.
Dafür müsse er sie auf den Mars bringen.
Zur Not werde er dafür den Roten Plane-
ten auch aufheizen.Er wäre gern wie Iron
Man,derHeldausdemComic,derdasBöse
besiegt.Eine Figur des Superhelden steht
in seinem Büro.
Das klingt alles ziemlich verrückt.Aber
dieser Elon Musk könnte tatsächlich Ge-
schichte schreiben. Als der Mensch, der
dieWeltzueinembesserenOrtmachte.Als
Er gründete PayPal und Tesla, schickt
Raketen ins All und Super-Akkus in dieWelt.
Was für ein Mensch ist Elon Musk?
Eine Biografie zeigt: ein besessener Egomane
Himmelsstürmer
ohneHerz
pionier
Von Alexandra Kraft
21.5.2015 123
4
Foto:ChristaMeola;MayeMusk/MünchnerVerlagsgruppeGmbH
Ashlee Vance: „Tesla, PayPal,
SpaceX. Wie Elon Musk die Welt
verändert“. Finanzbuch Verlag,
268 Seiten, 19,99 Euro
Fruchtbarkeitsklinik.Innerhalbvonfünf
JahrengebarsiezunächstZwillinge,dann
Drillinge.
Später servierte Musk sie eiskalt ab.
JustineMuskschriebüberdenTagderTren­
nung in einer amerikanischen Zeitschrift.
Musk habe ihr ein Ultimatum gestellt:
„Entweder wir retten die Ehe heute – oder
es ist vorbei.“ Sie habe um mehr Zeit ge­
beten.MuskhabeihrüberdenKopfgestrei­
chelt–undseigegangen.Mittagssperrteer
ihre Kreditkarten.„Da war mir klar,dass er
dieScheidungeingereichthatte,wasermir
übrigens nicht selbst sagte, sondern von
jemand anderem ausrichten ließ“,schreibt
Justine. Musk heiratete noch zwei Mal –
die britische Schauspielerin Talulah Riley.
18 Monate nach der ersten Trennung
hei­rateteersieerneut.Inzwischensindsie
wieder geschieden.Musk ist Single.
Heute gibt es Freunde, die an sei­-
nem Geisteszustand zweifeln.An seinem
40. Geburtstag ließ er sich an eine Wand
ketten, und ein Messerwerfer zielte auf
­Ballons neben dem Kopf und zwischen
den Beinen.
Esscheint,alslebeundarbeiteerimmer
nachdemMotto:allesodernichts.Erkann
nicht ohne Risiko. Immer auf Messers
Schneide.„EsgibtbeimirdasnagendeGe­
fühl,dass alles kaputtgehen könnte“,sagt
Musk.Eine explodierte Rakete,ein Rück­
ruf seiner Autos – und alles kann vorbei
sein. Für sein eigenes Ende hat er einen
Plan: „Ich will auf dem Mars sterben.“ 2
Alssieihnfanden,tratensieihmgegenden
Kopf,stießenihndieTreppehinunterund
schlugen seinen Kopf auf den Boden. „Es
dauerte eine Woche, bis ich wieder in die
Schule konnte.“
Auch zu Hause litt Elon Musk unter
Misshandlungen.NachderScheidungsei­
ner Eltern war er als Teenager zu seinem
Vater nach Pretoria gezogen. Was in den
Jahren dort geschah, darüber möchte die
FamilieMusksowenigwiemöglichreden.
BruderKimbal,derspäterzumVaternach­
zog, sagt: „Es war ein emotional sehr
schwieriges Aufwachsen, aber es hat uns
zudemgemacht,waswirsind.“ElonMusk
deuteteinderVergangenheitmehrmalsin
Interviews an,er sei psychologischer Fol­
terausgesetztgewesen.SeineMutterMaye
erzählte dem Musk-Biografen Vance: „Ich
möchte keine Geschichten erzählen,weil
sie so schrecklich sind.“Mit 17 Jahren floh
Elon nach Kanada, jobbte und studierte
erst dort und später in den USA.
Heute trägt der Sohn mehr vom Vater
in sich, als er zugeben will. Er scheint
unfähig zu echten Gefühlen. Ihm wer-
den autistische Züge nachgesagt. Auch
zu Menschen, die er vorgibt zu lieben,
scheinterkeineechteBindungaufbauen
zu können. Er nimmt sich, was er will.
Seine Frau Justine schrieb einen Artikel
überdieJahrederEhemitMusk:Siehabe
nach dem Tod des Sohnes an schweren
Depressionen gelitten, erzählt sie dort.
NurwenigeWochenspätergingsieindie
unternehmen Solarcity. Das war riskant,
manche sagten auch: aberwitzig. Seine
teurenRaketenexplodierten,dieBatterien
seinerAutosbrannten,undvorallemGeld
warnotorischknapp.„VorvierMonatenist
mir das Geld ausgegangen“, ließ er seine
Anwälte 2008 an den Scheidungsrichter
schreiben.
Heute aber stürzen seine Raketen nur
noch selten ab.15 Mal schon flogen sie für
die Nasa, ein Milliardengeschäft. Seine
Elektroautos gelten als cool,und mit sei­
nem Solarkonzept wurde er in den USA
zum Marktführer. Elon Musk schwimmt
in Geld. Nun träumt er weiter. Zwischen
Los Angeles und San Francisco will er den
„Hyperloop“pendelnlassen,einenfuturis­
tischen Röhrenzug,der in einem Vakuum
bis zu 1220 km/h schnell fährt und für die
knapp 600 Kilometer lange Strecke nur
eine halbe Stunde brauchen soll. „Elon
Musk kann bedeutendere Dinge als Steve
Jobs schaffen“, sagt sein Biograf Ashlee
Vance. „Die Frage ist aber, ob er das emo­
tional und körperlich durchhält.“
ElonMuskisteinMannderExtreme.Ein
MannmitextremerKindheit.Erwuchsauf
in Südafrika, ein hochbegabter Wunder­
knabe,derausLangeweileLexikaauswen­
diglernte.WennandereKindersichnachts
fürchteten,erklärteerihnen:„Dunkelheit
ist nur die Abwesenheit von Photonen.“
Sein jüngerer Bruder Kimbal sagte später
in Interviews: „Sein Verhalten war die
­perfekte Katastrophe.“
ÜberJahrehinwegwurdeElongemobbt
undverprügelt.Mehrmalswechselteerdie
Schule, doch es hörte nicht auf. Einmal
lauerten ihm seine Mitschüler auf.Musk
erzählte auf einer Pressekonferenz: „Ich
versteckte mich, weil sie mich aus Gott
weißwelchemScheißgrundgejagthatten.“
Justine, Exfrau von Elon Musk Elon, Kimbal und Tosca Musk vor dem Elternhaus in Pretoria, Südafrika
„eher begehe ich Selbstmord,
als zu scheitern“
124 21.5.2015
 wissen/technik

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ElonMusk

  • 1. Elon Musk in einem Tesla, seinem strom­ angetriebenen Sportwagen- modell  wissen/technik Fotos:J.EMILIOFLORES/TheNewYorkTimes/Redux/laif NochindiesemSommersollderZukunfts- Akku für 3500 Dollar in den USA auf den Marktkommen.40 000Bestellungensind schon eingegangen.2016 soll der Verkauf dann in Deutschland starten. Die Wege,die Elon Musk als Unterneh- mer geht, sind spektakulär, als Chef aber haltenihnvielefüreinEkel.ErmachtAn- gestelltenieder,zwingtihnenaberwitzige Ziele auf und lässt sie bis zur totalen Erschöpfung schuften. Wer Tippfehler in E-Mails macht oder zu lange nichts „Fan- tastisches“leistet – der fliegt. Das hartherzige Verhalten Musks be- schreibt der amerikanische Journalist AshleeVanceinseinernunindenUSAund Deutschlanderscheinendenautorisierten Biografie des Unternehmers. Vance ge- lang es,den sonst extrem misstrauischen Musk zu mehr als 30 mehrstündigen Gesprächen zu treffen, mal beim Essen, mal im Hauptquartier der Raketenfirma SpaceX.„Er ist ein unglaublich intensiver Mensch“, sagt Vance, „Er ist kompliziert und vielschichtig.Ich wusste nie,wann er die Lust an den Interviews verliert und vielleicht aussteigt.“ Vance erzählt,wie Musk seine langjäh- rigeAssistentinundengsteVertrauteMary BethBrownentließ.MehralseinJahrzehnt hatte sie ihr Leben für ihn zurückgestellt. Arbeitete ihr Chef die Nächte durch,blieb Brown ebenfalls. Zwischen den beiden herrschteblindesVerständnis.Imvergan- genen Jahr bat sie Musk um eine Gehalts- erhöhung.Erantwortetekühl,siesolleein paar Wochen frei nehmen, er wolle ihre Arbeit übernehmen,um herauszufinden, wieanstrengendsiesei.AlsBrownzurück- kam, ließ Musk ihr ausrichten, sie werde nicht mehr gebraucht. Mitarbeiter, Geschäftspartner und Freunde beschreiben Musk als arbeitswü- tig und extrem risikobereit. Seine ersten Millionen machte er 1999,da war er 27 Jah- re alt. Kaum aus dem College, hatte er in Palo Alto die Firma Zip2 gegründet, eine KombinationausKartendienstundAdress- buch im Internet.Kurz bevor die Internet- blaseplatzte,verkaufteerdasStart-upund bekam 22 Millionen Dollar.Das gewonne- ne Geld bunkerte er nicht,sondern steckte es sofort in die Entwicklung eines Bezahl- dienstes.DreiJahrespäterwurdePayPalvon Ebay für 1,5 Milliarden Dollar übernom- men.Musk bekam davon 250 Millionen. Undsowarermit30Jahrenunglaublich reich.Doch er wollte mehr – mindestens die Menschheit retten. Er gab 100 Mil­ lionen für die Raumfahrt und SpaceX, 70 Millionen gingen an die Elektroauto­ firmaTesla,30MillionenandasEnergie- der Superindustrielle,der gleich drei Bran- chen–Auto,RaumfahrtundEnergie–auf den Kopf stellte. In einer Fabrik bei San Francisco lässt er Luxusautos bauen, die mit Strom fahren. In Los Angeles produ- ziert er Raketen für die Weltraumfahrt. Überall in den USA verkauft er Solaranla- gen. Tesla, SpaceX und SolarCity heißen seineFirmen.Musksagtüber sich: „Ich würde eher Selbst- mord begehen als scheitern.“ Er liebt nun mal große Sprüche.Nur die großen Auftritte liegen ihm nicht.So wie vor drei Wochen,als er in Los Angeles sein neuestes Projekt präsentierte.Nervös trat derbulligeMannaufdieBühne.Wiesooft warseinHemdeinenKnopfzuweitgeöff- net.Machte er einen Witz,lachte er selbst am lautesten. Er wirkte unvorbereitet, strauchelte in seinen Sätzen, musste im- mer wieder von vorn anfangen.Trotzdem hingen alle im Saal an seinen Lippen und jubelten und schrien „Yeah“und „Wow“. Denn was Musk so unbeholfen präsen- tierte,könnte zum Schlüssel einer neuen grünenEnergieversorgungwerden.Bisher waresschwierig,Strom,derausSolar-oder Windanlagen stammte, zu speichern. Nun kündigte der Hightech-Industrielle „Powerwall“an.Eine große und vor allem günstige Lithium-Ionen-Batterie, die an Hauswändeninstalliertwirdunderstmals Energiefürjedermannspeicherbarmacht. A lsseinzehnWochenalterSohnam plötzlichen Kindstod starb,sagte Elon Musk seiner Ehefrau Justi- ne, dass er nicht darüber reden wolle. Außerdem halte er ihre Trauerfür„emotionalmanipula- tiv“,erzähltesieineinemInterview.Wenig später bei einem Streit schrie sie ihn an: „Ich bin deine Frau und nicht deine Angestellte.“ Er erwi- derte kühl: „Wärst du bei mir angestellt,würdeichdichfeuern.“Tatsäch- lichwurdedieEhekurzdaraufgeschieden. Seine Exfrau Justine sagt heute über ihn: „Ertut,waserwill,unddabeiistergnaden- los.EsistElonsWelt,undderRestvonuns lebt auch darin.“ Elon Musk ist Egomane, Narziss und auchFantast,dernachtsnichtschläft,weil er fürchtet,eine Flotte von Robotern kön- nedieWeltherrschaftübernehmen.Nurer, so ist der 43-Jährige überzeugt,könne die Menschheit vor dem Untergang retten. Dafür müsse er sie auf den Mars bringen. Zur Not werde er dafür den Roten Plane- ten auch aufheizen.Er wäre gern wie Iron Man,derHeldausdemComic,derdasBöse besiegt.Eine Figur des Superhelden steht in seinem Büro. Das klingt alles ziemlich verrückt.Aber dieser Elon Musk könnte tatsächlich Ge- schichte schreiben. Als der Mensch, der dieWeltzueinembesserenOrtmachte.Als Er gründete PayPal und Tesla, schickt Raketen ins All und Super-Akkus in dieWelt. Was für ein Mensch ist Elon Musk? Eine Biografie zeigt: ein besessener Egomane Himmelsstürmer ohneHerz pionier Von Alexandra Kraft 21.5.2015 123 4
  • 2. Foto:ChristaMeola;MayeMusk/MünchnerVerlagsgruppeGmbH Ashlee Vance: „Tesla, PayPal, SpaceX. Wie Elon Musk die Welt verändert“. Finanzbuch Verlag, 268 Seiten, 19,99 Euro Fruchtbarkeitsklinik.Innerhalbvonfünf JahrengebarsiezunächstZwillinge,dann Drillinge. Später servierte Musk sie eiskalt ab. JustineMuskschriebüberdenTagderTren­ nung in einer amerikanischen Zeitschrift. Musk habe ihr ein Ultimatum gestellt: „Entweder wir retten die Ehe heute – oder es ist vorbei.“ Sie habe um mehr Zeit ge­ beten.MuskhabeihrüberdenKopfgestrei­ chelt–undseigegangen.Mittagssperrteer ihre Kreditkarten.„Da war mir klar,dass er dieScheidungeingereichthatte,wasermir übrigens nicht selbst sagte, sondern von jemand anderem ausrichten ließ“,schreibt Justine. Musk heiratete noch zwei Mal – die britische Schauspielerin Talulah Riley. 18 Monate nach der ersten Trennung hei­rateteersieerneut.Inzwischensindsie wieder geschieden.Musk ist Single. Heute gibt es Freunde, die an sei­- nem Geisteszustand zweifeln.An seinem 40. Geburtstag ließ er sich an eine Wand ketten, und ein Messerwerfer zielte auf ­Ballons neben dem Kopf und zwischen den Beinen. Esscheint,alslebeundarbeiteerimmer nachdemMotto:allesodernichts.Erkann nicht ohne Risiko. Immer auf Messers Schneide.„EsgibtbeimirdasnagendeGe­ fühl,dass alles kaputtgehen könnte“,sagt Musk.Eine explodierte Rakete,ein Rück­ ruf seiner Autos – und alles kann vorbei sein. Für sein eigenes Ende hat er einen Plan: „Ich will auf dem Mars sterben.“ 2 Alssieihnfanden,tratensieihmgegenden Kopf,stießenihndieTreppehinunterund schlugen seinen Kopf auf den Boden. „Es dauerte eine Woche, bis ich wieder in die Schule konnte.“ Auch zu Hause litt Elon Musk unter Misshandlungen.NachderScheidungsei­ ner Eltern war er als Teenager zu seinem Vater nach Pretoria gezogen. Was in den Jahren dort geschah, darüber möchte die FamilieMusksowenigwiemöglichreden. BruderKimbal,derspäterzumVaternach­ zog, sagt: „Es war ein emotional sehr schwieriges Aufwachsen, aber es hat uns zudemgemacht,waswirsind.“ElonMusk deuteteinderVergangenheitmehrmalsin Interviews an,er sei psychologischer Fol­ terausgesetztgewesen.SeineMutterMaye erzählte dem Musk-Biografen Vance: „Ich möchte keine Geschichten erzählen,weil sie so schrecklich sind.“Mit 17 Jahren floh Elon nach Kanada, jobbte und studierte erst dort und später in den USA. Heute trägt der Sohn mehr vom Vater in sich, als er zugeben will. Er scheint unfähig zu echten Gefühlen. Ihm wer- den autistische Züge nachgesagt. Auch zu Menschen, die er vorgibt zu lieben, scheinterkeineechteBindungaufbauen zu können. Er nimmt sich, was er will. Seine Frau Justine schrieb einen Artikel überdieJahrederEhemitMusk:Siehabe nach dem Tod des Sohnes an schweren Depressionen gelitten, erzählt sie dort. NurwenigeWochenspätergingsieindie unternehmen Solarcity. Das war riskant, manche sagten auch: aberwitzig. Seine teurenRaketenexplodierten,dieBatterien seinerAutosbrannten,undvorallemGeld warnotorischknapp.„VorvierMonatenist mir das Geld ausgegangen“, ließ er seine Anwälte 2008 an den Scheidungsrichter schreiben. Heute aber stürzen seine Raketen nur noch selten ab.15 Mal schon flogen sie für die Nasa, ein Milliardengeschäft. Seine Elektroautos gelten als cool,und mit sei­ nem Solarkonzept wurde er in den USA zum Marktführer. Elon Musk schwimmt in Geld. Nun träumt er weiter. Zwischen Los Angeles und San Francisco will er den „Hyperloop“pendelnlassen,einenfuturis­ tischen Röhrenzug,der in einem Vakuum bis zu 1220 km/h schnell fährt und für die knapp 600 Kilometer lange Strecke nur eine halbe Stunde brauchen soll. „Elon Musk kann bedeutendere Dinge als Steve Jobs schaffen“, sagt sein Biograf Ashlee Vance. „Die Frage ist aber, ob er das emo­ tional und körperlich durchhält.“ ElonMuskisteinMannderExtreme.Ein MannmitextremerKindheit.Erwuchsauf in Südafrika, ein hochbegabter Wunder­ knabe,derausLangeweileLexikaauswen­ diglernte.WennandereKindersichnachts fürchteten,erklärteerihnen:„Dunkelheit ist nur die Abwesenheit von Photonen.“ Sein jüngerer Bruder Kimbal sagte später in Interviews: „Sein Verhalten war die ­perfekte Katastrophe.“ ÜberJahrehinwegwurdeElongemobbt undverprügelt.Mehrmalswechselteerdie Schule, doch es hörte nicht auf. Einmal lauerten ihm seine Mitschüler auf.Musk erzählte auf einer Pressekonferenz: „Ich versteckte mich, weil sie mich aus Gott weißwelchemScheißgrundgejagthatten.“ Justine, Exfrau von Elon Musk Elon, Kimbal und Tosca Musk vor dem Elternhaus in Pretoria, Südafrika „eher begehe ich Selbstmord, als zu scheitern“ 124 21.5.2015  wissen/technik