Die Richtlinie INSPIRE (2007/2/EG) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. März 2007 definiert die Schaffung einer Geodateninfrastruktur in der EU. Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten ihre bereits vorhandenen Geodatensätze und -dienste stufenweise interoperabel verfügbar zu machen. Damit soll die Entscheidungsfindung in Bezug auf politische Konzepte und Maßnahmen, die direkte oder indirekte Auswirkungen auf die Umwelt haben können, unterstützt werden. Die Geologische Bundesanstalt (GBA) ist als Institution des öffentlichen Sektors in den Themenbereich Geologie eingebunden. Ob und in welcher Form weitere der 34 Annexthemen – z. B. Mineralische Bodenschätze oder Gebiete mit naturbedingten Risiken – betroffen sind, muß noch geklärt werden. Das daraus folgende österreichische Geodaten-Infrastrukturgesetz (GeoDIG 2010) hat weitreichende Auswirkungen auf die Geologische Bundesanstalt und eröffnet gleichzeitig die Chance, an den neuesten europäischen und internationalen Entwicklungen bezüglich Harmonisierung, Standardisierung und Interoperabilität von Geodaten und Geodateninfrastrukturen teilzuhaben. Das bedeutet für die GBA auch, daß sie als Wissensorganisation für den Umgang mit Geodaten ein solideres Fundament schaffen muß. Geodaten, egal ob als GIS-Datensätze oder als Webservice sind heute als eigenständige Produkte mit spezifischer Anwendung und Kundenkreis zu verstehen, und ergänzen die traditionellen Kartendarstellungen. Rein textlich beschreibende Informationen, wie auf geologischen Karten werden erst in Kombination mit ihrer Namens- und Begriffsbildung für Geodatensätze verwendbar. Deshalb ist eine gemeinsame Wissensmodellierung mit internationalen Standards wie z.B. GeoSciML oder INSPIRE-Datenspezifikation notwendig. Mit einem gemeinsamen Begriffskonzept können in weiterer Folge auch alle Geodaten an der GBA strukturiert und vernetzt werden und interoperabel allen internen bzw. externen Usern zugänglich gemacht werden. Für diese „Datenharmonisierung“ sowie für den damit verbundenen Transfer von personengebundenem, fragmentiertem Wissen in explizites und damit kollektives Wissen der Organisation, wurde ein Thesaurus-Management-System zur Wissenrepräsentation angeschafft. Die Funktionen, die das Thesaurus-Management-System erfüllen soll, beinhalten den Aufbau eines kontrollierten Vokabulars (Namensräume zur Datenharmonisierung), und die Schaffung einer Art von Wissensdatenbank (auch Objektklassen und Datenkonzeptionen, mehrsprachige Definitionen). Durch den zukünftigen Einsatz semantischer Technologien stellt sich die GBA auch neuen Herausforderungen bei wissens- und kommunikationsintensiven Arbeitsprozessen, Retrieval-Prozessen oder auch Vernetzungs- und Integrationsvorgängen. Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der Software war immer auch die Schaffung von Schnittstellen zur Vernetzung, Abfrage, und Kommunikation (z.B. RDF, SQL, ArcGIS, HTML). Die Herausforderungen bei der Umsetzung liegen einerseits im Bereich der technischen Implementation und in den Prozeßabläufen der Meinungsbildung auf Organisationsebene und andererseits bei der Entwicklung einer Strategie für Akzeptanz und langfristigen Erfolg.