2. Das KVG: Mehr Autonomie –
mehr Erfolg?
Für den Versicherer: stationär vor
spitalambulant?
Verena Nold, Direktorin santésuisse
3. Stationär vor ambulant?
Inhalt
1. Ausgangslage
2. Gibt es Verlagerungseffekte?
3. Herausforderung Spitalplanung
4. Schlussfolgerungen
4. Herausforderungen an Versorgung
• Diversität der Strukturen und
Angebote (26 Kantone)
• Anstieg der Leistungskosten =
Prämien steigen weiter
• Demografie: «Baby boomer»
kommen ins Pensionsalter
• Drohender Mangel an ärztlichen
Grundversorger/innen
• Erwartungen der Patienten:
• Stationäre Angebote möglichst in der
Nähe
• Ambulante Angebote «à la carte»:
Wohnort, Arbeitsort, Bahnhof, zu
Randzeiten
1. Ausgangslage
5. Entwicklung ambulant und stationär 2003-2013
• Ambulanter Anteil
wächst seit Jahren
überproportional
• Grösste Zunahme
bei Spital ambulant
• Stationär:
Systemwechsel
2012
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Arzt ambulant
Spital ambulant
Spital stationär
Bruttoleistungen pro versicherte Person (in Fr.)
Quelle: BAG, Statistik der obligatorischen Krankenversicherung 2013 , T2.18
1. Ausgangslage
6. Treibenden Kräfte für das ambulante Wachstum:
• Medizinischer Fortschritt: mehr ambulante Behandlungsmöglichkeiten
• Ambulante Behandlungen sind billiger (?)
• Verlagerung von stationär zu ambulant ist von den Kantonen politisch
gewünscht: «ambulant vor stationär»
Daraus stellen sich Fragen:
• Sind mit Einführung der Fallpauschalen für stationäre Spitalleistungen
auf den 1. Januar 2012 Verlagerungseffekte feststellbar?
• Werden willentlich Behandlungen in den stationären oder ambulanten
Pfad geleitet?
1. Ausgangslage
7. Vor Einführung der Fallpauschalen aufgestellte Hypothesen:
Stationäre Behandlungen nehmen zu:
• Spitäler verdienen an den stationären Fällen, also bevorzugen sie
stationäre Behandlungen
• Krankenversicherer müssen stationär nur 45 % der Kosten tragen,
also bevorzugen auch sie stationäre Behandlungen
Gegenposition:
• Stationäre Aufenthaltsdauer sinkt wegen Fallpauschalen,
ambulante Behandlungen nehmen zu
2. Gibt es Verlagerungseffekte?
8. Einfluss Einführung Fallpauschalen/DRG:
• Ergebnisse einer Begleitstudie von FMH/H+ (Uni Basel und B.S.S,
2014):
• Evidenz für Teilverlagerungen und schwache Evidenz für
gesamthafte Verschiebungen vom stationären in den
ambulanten Sektor.
• Verlagerungseffekte im niedergelassenen Bereich höher als im
spitalambulanten Bereich, Spezialisten sind im Vergleich zu
den Hausärzten eher betroffen.
• Verlagerungseffekte vor allem in jenen Kantonen, wo die
Spitäler Tagespauschalen verrechneten.
2. Gibt es Verlagerungseffekte?
9. • Auswertungen auf Basis von Abrechnungsdaten (santésuisse):
• Bestätigung, dass Verlagerungseffekte in den
niedergelassenen Bereich höher ausfallen als in den
spitalambulanten Bereich.
• Der aktuelle, jährliche Verlagerungseffekt wird auf rund 40
Mio. CHF geschätzt (0,7% des SwissDRG-Volumens).
• Modellrechnung der SwissDRG AG zeigt:
• Finanzierungsgrad bei den Kurzliegern > 115%: Kein Anreiz
für Verlagerungen in den spitalambulanten Bereich
2. Gibt es Verlagerungseffekte?
10. • Studie von santésuisse zur Kostenentwicklung 2004 – 2010 (ZHAW,
2013, Prof. R. Schleiniger):
• Zunahme Spital ambulant ist eigenständiges Phänomen
(keine Substitution stationärer Leistungen)
2. Gibt es Verlagerungseffekte?
11. Stationäre Versorgung im Wandel der Zeit
• seit den 1990er-
Jahren Bildung
verschiedener
Spital-Gruppen
• Statistische
Unsicherheiten
(Vergleichbarkeit
eingeschränkt
wegen
Zusammen-
schlüssen)
3. Herausforderung Spitalplanung
13. Entspricht die Spitallandschaft den Bedürfnissen?
• Heutige Spitalstandorte meist historisch gewachsen
• Spitalplanung ist verpolitisiert
• Kantonsgrenzen als (fast) unüberwindliche Grenze
• Mehrfachrolle der Kantone:
• Gefahr des Protektionismus für öffentliche Spitäler
• Steuerung der ambulanten Versorgung
Grundsatz des KVG:
Das KVG verbietet die Finanzierung unwirtschaftlicher
Strukturen
3. Herausforderung Spitalplanung
14. Prof. Thierry Carrel
19 Spitäler und Kliniken
bieten in der Schweiz
Herzchirurgie an
Spitäler der deutschen
Schweiz mit weniger als 10
Operationen der
Bauchspeicheldrüse (BAG,
Zahlen für 2012)
3. Herausforderung Spitalplanung
15. • Hochspezialisierte Medizin:
• Tiefe Fallzahlen: weniger eingespielte Teams, Qualität leidet
• Freie Spitalwahl:
• Patienten nehmen Wahlfreiheit nur wenig wahr
• Fehlende Transparenz verunmöglicht Qualitätsvergleich
3. Herausforderung Spitalplanung
16. • Fliessende Grenze stationär - spitalambulant – ambulant:
• Ambulante Steuerung der Versorgung greift im Spitalbereich
nicht
• Ambulante Angebote der Spitäler konkurrenzieren
Grundversorger
• Finanzierung spitalambulant zu 100% mit Prämiengeldern ist
zu hinterfragen
3. Herausforderung Spitalplanung
17. • Eine generelle Verlagerung «ambulant vor stationär» lässt sich nicht
nachweisen.
Unsere Antwort auf die Frage «ambulant oder stationär» lautet:
Die Behandlung soll dort erfolgen, wo das Behandlungsziel bei
bestmöglicher Qualität am kostengünstigsten erreicht werden kann.
Grösste Herausforderung: Neudefinition der Rolle der Kantone
• Überwinden der Kantonsgrenzen in der Spitalplanung
• Ermöglichen eines schweizweiten Qualitätswettbewerbs stationär und
ambulant
4. Schlussfolgerungen