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Medieninformation

GKV-Ausgaben bei Arzneimitteln im ersten Halbjahr
2011 rückläufig
Zwangsabschläge der Leistungserbringer nähern sich bereits der 2-
Milliardenmarke


Frankfurt, 10.08.2011. Die Ausgaben für Arzneimittel und Test-Diagnostika be-
laufen sich für den gesamten GKV-Markt (GKV: Gesetzliche Krankenversicherung)
in der ersten Jahreshälfte 2011 auf knapp 14,7 Mrd. Euro zu Apothekenverkaufs-
preisen (AVP). Bereits abgezogen sind hier die von den Pharmaherstellern zu
leistenden Zwangsrabatte sowie die Nachlässe der Apotheken gegenüber der GKV.
Im Vergleich mit den ersten sechs Monaten des Vorjahres bedeutet das ein
Ausgabenminus von 3,5%. Der Absatz nach Packungen erhöht sich um +0,8%.
Ohne Impfstoffe, die bei der GKV über eine andere Kostenstelle verbucht werden,
betragen die Ausgaben knapp 14,3 Mrd. Euro bei gleich rückläufiger
Größenordnung und einem Mengenzuwachs von 0,7%.

                                           GKV-Gesamtmarkt
                           (Arzneimittel & Testdiagnostika, ohne Impfstoffe)
Veränderungsrate in +/-%




                                                                       +0,7%
                                14,4 Mrd. Euro

                                                                338 Mio. Packgn.


                                       -3,5%

                            Ausgaben                            Absatz in Packungen
                            (Apothekenverkaufspreis nach
                            Abzug von Zwangsrabatten
                            der pharmazeutischen
                            Hersteller und Apotheken),
                            ohne Einsparungen durch
                            Rabattverträge und Patienten-
                            zuzahlungen                     Quelle: IMS PharmaScope® GKV

GKV-Arzneiausgaben gehen im ersten Halbjahr 2011 zurück
Zwangsabschläge der Leistungserbringer nähern sich der
2-Milliardenmarke

Die rückläufige Entwicklung erklärt sich durch erhöhte Hersteller-Zwangsrabatte
(130a Abs. 6 SGB V) im Rahmen des AMNOG (Gesetz zur Neuordnung des
Arzneimittelmarktes). Hinzu kommt ein bis 2013 festgelegtes Preismoratorium.

Die erhöhten Abschläge der Leistungserbringer haben dazu geführt, dass sich das
dadurch erzielte Einsparvolumen im ersten Halbjahr 2011 bereits der 2-
Milliardenmarke (knapp 1,9 Mrd. Euro) nähert.

Seit 2011 hat auch der Großhandel einen Abschlag von 0,85% auf den Abgabe-
preis des pharmazeutischen Unternehmers (ApU) zu gewähren. Dadurch reduziert
sich der Apothekeneinkaufspreis (AEP) und folglich auch der Apothekenverkaufs-
preis (AVP). Der Apothekenrabatt, den die Offizine den Gesetzlichen Kranken-
kassen pro Packung für rezeptpflichtige Arzneimittel zu gewähren haben, wurde
von 1,75 Euro auf 2,05 Euro angehoben. Damit schultern Hersteller, Apotheken
und Großhandel allein einen Einsparbeitrag von 11% der GKV-Arzneiausgaben,
wobei der Löwenanteil auf die pharmazeutische Industrie entfällt.

                                           Zwangsrabatte im GKV-Markt

                                   1.135*
                                                                                   619

                                                              526




               518*
Euro in Mio.




                                                                                                                               84 (98)**




               1. Hbj.             1. Hbj.                  1. Hbj.               1. Hbj.                  1. Hbj.               1. Hbj.
                2010                2011                     2010                   2011                     2010                 2011

                     Hersteller                                    Apotheken                                    Großhandel
Quelle: IMS PharmaScope® Polo, *inklusive Rabatte für Zubereitungen ** Bezogen auf Rx-Präparate, berechnet bzgl. Einsparungen für den GKV-Markt;
        in Klammern angegeben sind die insgesamt anfälligen Rabatte, da die Abgaben bezogen auf den gesamten Apothekenmarkt anfallen und eine
        Trennung nach Abgabe von Präparaten innerhalb oder außerhalb des GKV-Segments nicht vorzunehmen ist




Zwangsabschläge der Leistungserbringer nähern sich nach dem ersten Halbjahr 2011 der
2-Milliardenmarke


Kaum mehr, jedoch größere Packungen verordnet
Auch wenn im ersten Halbjahr 2011 kaum mehr Arzneipackungen über die
Apothekentheke gingen, so wurden bei verschreibungspflichtigen Medikamenten
immerhin um +4,3% mehr Großpackungen (N3) verordnet. Die Verschreibung
mittlerer (N2) und kleiner Packungen (N1) nahm hingegen ab.




                                                                                                                                                   - Seite 2/4 -
Unter den absatzstärksten 20 Arzneigruppen erhielten Patienten größere
Medikamentschachteln vor allem bei Therapien gegen chronische und/oder weit
verbreitete Erkrankungen. Ein prägnantes Beispiel sind Mittel gegen Magenbe-
schwerden, die um 20% mehr als Großpackung verordnet wurden als im Vorjahr.
Bei Schmerzmitteln und Antiepileptika erhöhte sich die Abgabe für die längste
Therapiedauer um jeweils 10%. Antidepressiva gingen um 7% vermehrt als N3-
Schachtel über die Apothekentheke und verschiedene Therapeutika zur
Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zwischen +2% (ACE-Hemmer)
und +10% (Angiotensin-II-Antagonisten, A-II-A). Mit Ausnahme der A-II-A und
Antiepileptika, die vielfach noch Patentschutz besitzen, handelt es sich bei den
anderen Kategorien mehrheitlich um Generika. Diese wiederum sind vielfach
rabattvertragsgeregelt.


                                                                                                          +4,3%
Marktanteil in %




                                                    48,0                                                   49,7



                                         26,4                                                      25,3
                              21,7                                                   21,2

                   3,9                                                    3,8

                          1. Halbjahr 2010                                          1. Halbjahr 2011

                        N3
                        N2
                        N1
                        Keine Regelung

       Quelle: IMS PharmaScope® GKV, Basis: Absatz in Packungen, Einschränkung auf Rezeptpflicht

Im ersten Halbjahr 2011 wurden kaum mehr verschreibungspflichtige Arzneien verordnet,
jedoch größere Packungen



Die vermehrten Verordnungen von N3-Packungen könnten sich durch relativ
günstigere Zuzahlungen für die Patienten erklären. Möglicherweise begünstigen
Rabattverträge in manchen Fällen auch die Abgabe größerer Packungen. Dies zeigt
sich bei mehreren Arzneigruppen, allerdings gibt es auch therapeutische
Kategorien mit gegenteiligem Ergebnis.

Verordnungen für Hochbetagte nehmen zu

Angesichts einer steigenden Lebenserwartung der Menschen wird die Frage nach
einem damit einhergehenden höheren Behandlungs- einschl. Medikamentenbedarf
unterschiedlich diskutiert. Die sog. Kompressionsthese besagt, dass mit zu-
nehmendem Lebensalter auch Morbidität und Behandlungsbedarf dank des
medizinisch-technischen Fortschritts später eintreten. Demgegenüber lautet das
zentrale Postulat der sog. Medikalisierungsthese, dass ein längeres Leben auch
einen längeren Versorgungsbedarf bedeutet.



                                                                                                                  - Seite 3/4 -
Für beide Thesen finden sich empirisch Belege. Eine exemplarische Analyse zur
Verordnungssituation im ersten Halbjahr 2011 weist für hoch betagte Patienten ab
85 Jahren mit rund +7% ggü. Vorjahr den größten Anstieg an Verordnungen aus.
Unter allen Verordnungen entfällt auf diese Personengruppe zwar mit knapp 8% nur
ein geringer Anteil.
Dass der Verordnungsanstieg für Hochbetagte im Rahmen des demografischen
Wandels zu sehen ist, legen Zahlen des Statistischen Bundesamtes nahe. Danach
hat sich die Anzahl der über 85-Jährigen in der bundesdeutschen Bevölkerung
zwischen 2005 und 2009 von etwas über 1,5 Mrd. Menschen auf knapp 1,9 Mrd.
Personen erhöht.
Verordnungen in +/-%
  Veränderungsrate/




                                                                                  6,5%



                            2,3%                                2,6%



                                                 -0,2%


                       40 – 54 Jahre      55 – 69 Jahre      70 – 84 Jahre    85 – 99 Jahre



     Quelle: IMS VIP®, GKV-Markt, 1. Halbjahr 2011


Verordnungen für hoch Betagte steigen im ersten Halbjahr 2011 relativ am stärksten an


Datenquellen:
IMS PharmaScope® GKV: Die Daten umfassen die Arzneimittelabgaben der Apotheken für den GKV-
Markt.
IMS VIP®: Repräsentative Stichprobe von niedergelassenen Ärzten der wichtigsten Facharztgruppen.
Analysen nach deren Diagnose- und Therapieverhalten. Die Daten werden auf regionaler Ebene erhoben
und auf das Niveau der Bundesrepublik hochgerechnet.
IMS Contract Monitor®:
Abdeckung von über 99% des Arzneimittelmarktes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-
Rezepte). Analytische Differenzierungen sind nach Kassen, Märkten, Herstellern und Produkten möglich.




Kontakt / Pressestelle:
Dr. Gisela Maag                                      Tel.: 069-6604 4888
Pressesprecherin                                     Fax: 069-6604 5590
Email:GMaag@de.imshealth.com                         www.imshealth.de

ÜBER IMS:

IMS HEALTH ist seit über 50 Jahren der weltweit führende Anbieter von Informationen und
Dienstleistungen für den Pharma- und Gesundheitsbereich. In mehr als 100 Niederlassungen weltweit
verknüpft IMS unzählige Healthcare Informationen mit großem Analyse Know-How und umfangreicher
Consulting-Expertise. IMS steht für vertrauenswürdige und qualifizierte Datenerhebung und Analyse. Alle
Marktpartner werden neutral über das Marktgeschehen informiert. Datenschutz und Anonymität der
Datenquellen sind für IMS oberstes Gebot.
                                                                                   © IMS HEALTH 2011


                                                                                         - Seite 4/4 -

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  • 1. Medieninformation GKV-Ausgaben bei Arzneimitteln im ersten Halbjahr 2011 rückläufig Zwangsabschläge der Leistungserbringer nähern sich bereits der 2- Milliardenmarke Frankfurt, 10.08.2011. Die Ausgaben für Arzneimittel und Test-Diagnostika be- laufen sich für den gesamten GKV-Markt (GKV: Gesetzliche Krankenversicherung) in der ersten Jahreshälfte 2011 auf knapp 14,7 Mrd. Euro zu Apothekenverkaufs- preisen (AVP). Bereits abgezogen sind hier die von den Pharmaherstellern zu leistenden Zwangsrabatte sowie die Nachlässe der Apotheken gegenüber der GKV. Im Vergleich mit den ersten sechs Monaten des Vorjahres bedeutet das ein Ausgabenminus von 3,5%. Der Absatz nach Packungen erhöht sich um +0,8%. Ohne Impfstoffe, die bei der GKV über eine andere Kostenstelle verbucht werden, betragen die Ausgaben knapp 14,3 Mrd. Euro bei gleich rückläufiger Größenordnung und einem Mengenzuwachs von 0,7%. GKV-Gesamtmarkt (Arzneimittel & Testdiagnostika, ohne Impfstoffe) Veränderungsrate in +/-% +0,7% 14,4 Mrd. Euro 338 Mio. Packgn. -3,5% Ausgaben Absatz in Packungen (Apothekenverkaufspreis nach Abzug von Zwangsrabatten der pharmazeutischen Hersteller und Apotheken), ohne Einsparungen durch Rabattverträge und Patienten- zuzahlungen Quelle: IMS PharmaScope® GKV GKV-Arzneiausgaben gehen im ersten Halbjahr 2011 zurück
  • 2. Zwangsabschläge der Leistungserbringer nähern sich der 2-Milliardenmarke Die rückläufige Entwicklung erklärt sich durch erhöhte Hersteller-Zwangsrabatte (130a Abs. 6 SGB V) im Rahmen des AMNOG (Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes). Hinzu kommt ein bis 2013 festgelegtes Preismoratorium. Die erhöhten Abschläge der Leistungserbringer haben dazu geführt, dass sich das dadurch erzielte Einsparvolumen im ersten Halbjahr 2011 bereits der 2- Milliardenmarke (knapp 1,9 Mrd. Euro) nähert. Seit 2011 hat auch der Großhandel einen Abschlag von 0,85% auf den Abgabe- preis des pharmazeutischen Unternehmers (ApU) zu gewähren. Dadurch reduziert sich der Apothekeneinkaufspreis (AEP) und folglich auch der Apothekenverkaufs- preis (AVP). Der Apothekenrabatt, den die Offizine den Gesetzlichen Kranken- kassen pro Packung für rezeptpflichtige Arzneimittel zu gewähren haben, wurde von 1,75 Euro auf 2,05 Euro angehoben. Damit schultern Hersteller, Apotheken und Großhandel allein einen Einsparbeitrag von 11% der GKV-Arzneiausgaben, wobei der Löwenanteil auf die pharmazeutische Industrie entfällt. Zwangsrabatte im GKV-Markt 1.135* 619 526 518* Euro in Mio. 84 (98)** 1. Hbj. 1. Hbj. 1. Hbj. 1. Hbj. 1. Hbj. 1. Hbj. 2010 2011 2010 2011 2010 2011 Hersteller Apotheken Großhandel Quelle: IMS PharmaScope® Polo, *inklusive Rabatte für Zubereitungen ** Bezogen auf Rx-Präparate, berechnet bzgl. Einsparungen für den GKV-Markt; in Klammern angegeben sind die insgesamt anfälligen Rabatte, da die Abgaben bezogen auf den gesamten Apothekenmarkt anfallen und eine Trennung nach Abgabe von Präparaten innerhalb oder außerhalb des GKV-Segments nicht vorzunehmen ist Zwangsabschläge der Leistungserbringer nähern sich nach dem ersten Halbjahr 2011 der 2-Milliardenmarke Kaum mehr, jedoch größere Packungen verordnet Auch wenn im ersten Halbjahr 2011 kaum mehr Arzneipackungen über die Apothekentheke gingen, so wurden bei verschreibungspflichtigen Medikamenten immerhin um +4,3% mehr Großpackungen (N3) verordnet. Die Verschreibung mittlerer (N2) und kleiner Packungen (N1) nahm hingegen ab. - Seite 2/4 -
  • 3. Unter den absatzstärksten 20 Arzneigruppen erhielten Patienten größere Medikamentschachteln vor allem bei Therapien gegen chronische und/oder weit verbreitete Erkrankungen. Ein prägnantes Beispiel sind Mittel gegen Magenbe- schwerden, die um 20% mehr als Großpackung verordnet wurden als im Vorjahr. Bei Schmerzmitteln und Antiepileptika erhöhte sich die Abgabe für die längste Therapiedauer um jeweils 10%. Antidepressiva gingen um 7% vermehrt als N3- Schachtel über die Apothekentheke und verschiedene Therapeutika zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zwischen +2% (ACE-Hemmer) und +10% (Angiotensin-II-Antagonisten, A-II-A). Mit Ausnahme der A-II-A und Antiepileptika, die vielfach noch Patentschutz besitzen, handelt es sich bei den anderen Kategorien mehrheitlich um Generika. Diese wiederum sind vielfach rabattvertragsgeregelt. +4,3% Marktanteil in % 48,0 49,7 26,4 25,3 21,7 21,2 3,9 3,8 1. Halbjahr 2010 1. Halbjahr 2011 N3 N2 N1 Keine Regelung Quelle: IMS PharmaScope® GKV, Basis: Absatz in Packungen, Einschränkung auf Rezeptpflicht Im ersten Halbjahr 2011 wurden kaum mehr verschreibungspflichtige Arzneien verordnet, jedoch größere Packungen Die vermehrten Verordnungen von N3-Packungen könnten sich durch relativ günstigere Zuzahlungen für die Patienten erklären. Möglicherweise begünstigen Rabattverträge in manchen Fällen auch die Abgabe größerer Packungen. Dies zeigt sich bei mehreren Arzneigruppen, allerdings gibt es auch therapeutische Kategorien mit gegenteiligem Ergebnis. Verordnungen für Hochbetagte nehmen zu Angesichts einer steigenden Lebenserwartung der Menschen wird die Frage nach einem damit einhergehenden höheren Behandlungs- einschl. Medikamentenbedarf unterschiedlich diskutiert. Die sog. Kompressionsthese besagt, dass mit zu- nehmendem Lebensalter auch Morbidität und Behandlungsbedarf dank des medizinisch-technischen Fortschritts später eintreten. Demgegenüber lautet das zentrale Postulat der sog. Medikalisierungsthese, dass ein längeres Leben auch einen längeren Versorgungsbedarf bedeutet. - Seite 3/4 -
  • 4. Für beide Thesen finden sich empirisch Belege. Eine exemplarische Analyse zur Verordnungssituation im ersten Halbjahr 2011 weist für hoch betagte Patienten ab 85 Jahren mit rund +7% ggü. Vorjahr den größten Anstieg an Verordnungen aus. Unter allen Verordnungen entfällt auf diese Personengruppe zwar mit knapp 8% nur ein geringer Anteil. Dass der Verordnungsanstieg für Hochbetagte im Rahmen des demografischen Wandels zu sehen ist, legen Zahlen des Statistischen Bundesamtes nahe. Danach hat sich die Anzahl der über 85-Jährigen in der bundesdeutschen Bevölkerung zwischen 2005 und 2009 von etwas über 1,5 Mrd. Menschen auf knapp 1,9 Mrd. Personen erhöht. Verordnungen in +/-% Veränderungsrate/ 6,5% 2,3% 2,6% -0,2% 40 – 54 Jahre 55 – 69 Jahre 70 – 84 Jahre 85 – 99 Jahre Quelle: IMS VIP®, GKV-Markt, 1. Halbjahr 2011 Verordnungen für hoch Betagte steigen im ersten Halbjahr 2011 relativ am stärksten an Datenquellen: IMS PharmaScope® GKV: Die Daten umfassen die Arzneimittelabgaben der Apotheken für den GKV- Markt. IMS VIP®: Repräsentative Stichprobe von niedergelassenen Ärzten der wichtigsten Facharztgruppen. Analysen nach deren Diagnose- und Therapieverhalten. Die Daten werden auf regionaler Ebene erhoben und auf das Niveau der Bundesrepublik hochgerechnet. IMS Contract Monitor®: Abdeckung von über 99% des Arzneimittelmarktes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV- Rezepte). Analytische Differenzierungen sind nach Kassen, Märkten, Herstellern und Produkten möglich. Kontakt / Pressestelle: Dr. Gisela Maag Tel.: 069-6604 4888 Pressesprecherin Fax: 069-6604 5590 Email:GMaag@de.imshealth.com www.imshealth.de ÜBER IMS: IMS HEALTH ist seit über 50 Jahren der weltweit führende Anbieter von Informationen und Dienstleistungen für den Pharma- und Gesundheitsbereich. In mehr als 100 Niederlassungen weltweit verknüpft IMS unzählige Healthcare Informationen mit großem Analyse Know-How und umfangreicher Consulting-Expertise. IMS steht für vertrauenswürdige und qualifizierte Datenerhebung und Analyse. Alle Marktpartner werden neutral über das Marktgeschehen informiert. Datenschutz und Anonymität der Datenquellen sind für IMS oberstes Gebot. © IMS HEALTH 2011 - Seite 4/4 -