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Einkommen und Armut
in Tirol
Ergebnisse aus EU-SILC 2008
Europäisches Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung
Herausgeber:Amt der Tiroler Landesregierung
Raumordnung - Statistik
Bearbeitung: MMag. Mario Stadler
Redaktion: Mag. Manfred Kaiser
Adresse: Landhaus 2
Heiliggeiststraße 7-9
6020 Innsbruck
Telefon: 508 / 3622
Telefax: 508 / 3605
e-mail: raumordnung.statistik@tirol.gv.at
http://www.tirol.gv.at/statistik
Nachdruck - auch auszugsweise - ist nur mit Quellenangabe gestattet
Umschlagfoto: Europäische Union
INHALTSVERZEICHNIS
Seite
Vorwort 1
1 – Einkommen und Lebensstandard 3
1.1 Erläuterungen zu den EU-SILC Erhebungen 3
1.2 Entstehung, Entwicklung und Verteilung des Haushaltseinkommens
in Tirol und Österreich 3
1.3 Verfügbares Einkommen vs. Äquivalenzeinkommen 8
1.4 Bestimmung des Lebensstandards durch das Äquivalenzeinkommen 9
1.5 Verteilung des äquivalisierten Haushaltseinkommens 9
1.6 Mittleres Haushaltseinkommen pro Jahr in Tirol: 17.767 Euro 13
1.7 Verteilung des Äquivalenzeinkommens von Tiroler Haushalten mit
und ohne Kindern 14
1.8 Äquivalisiertes Personeneinkommen nach Haushaltstypen 14
2 Armutsgefährdung und Deprivation 16
2.1 Die einkommensbezogene Armut 16
2.2 Armutsgefährdung nach soziodemographischen Merkmalen 20
2.3 Working Poor 21
2.4 Finanzielle Deprivation und benachteiligte Lebensführung 22
3 Subjektive Wahrnehmung der Lebenssituation in Tirol 27
4 Armutsgefährdung und Armutslagen bei Kindern und
Jugendlichen in Tirol 29
4.1 Kinder und Jugendliche 29
4.2 Der Anteil der armutsgefährdeten Kinder in Tirol entspricht dem
Österreichschnitt 29
4.3 Finanzielle Deprivation und manifeste Armut bei Kindern und
Jugendlichen 30
5 Verschuldung, Überschuldung und finanzielle Ausgrenzung
in Tirol 32
5.1 Verschuldung 32
5.2 Finanzielle Schwierigkeiten 35
5.3 Überschuldung 37
5.4 Finanzielle Exklusion 39
Literatur 41
Anhang 1 42
Anhang 2 44
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
Raumordnung - Statistik
1/45
Vorwort
Die Europäische Kommission hat das Jahr 2010 zum Europäischen Jahr zur Bekämpfung von
Armut und sozialer Ausgrenzung erklärt. Unter dem Motto „Armut darf nicht sein!“ soll in
der gesamten EU die Eindämmung der Armut, von der jeder sechste Europäer betroffen ist, in
den Mittelpunkt gerückt werden.
Der Kommissionspräsident Josè Manuel Barroso erklärte in diesem Zusammenhang, „Die
Bekämpfung der Armut und der sozialen Ausgrenzung ist ein wichtiger Teil der
Krisenbewältigung. Zu oft werden die Schwächsten der Gesellschaft am Härtesten von einer
Rezession getroffen. Deshalb sollte das Europäische Jahr 2010 als Katalysator für die
Sensibilisierung und für die Schaffung einer Dynamik dienen, die zum Aufbau einer
integrativeren Gesellschaft beiträgt.“
Vladimìr Spidla, EU- Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Chancengleichheit,
ergänzte: „ Für jeden sechsten Europäer ist es ein täglicher Kampf, finanziell über die Runden
zu kommen, und Armut kann jeden von uns treffen, ebenso wie unsere Gesellschaften im
Ganzen. Zwar setzen die meisten Maßnahmen zur Armutsbekämpfung auf nationaler Ebene
an, doch drei Viertel der Europäer erwarten sich auch Hilfe von der EU. Durch das
Europäische Jahr rückt das Thema Armut auf der Tagesordnung ganz nach oben, so dass die
Länder Europas den Kampf gegen Armut und soziale Ausgrenzung gemeinsam und mit
vereinten Kräften führen können.“
Derzeit leben in Europa etwa 79 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze (einer
Schwelle, die bei 60% des Medianeinkommens des Landes in dem sie leben, angesetzt wird)
und gelten daher als armutsgefährdet. Dies sind 16% der europäischen Bevölkerung. Einer
von zehn Europäern lebt heute in einem Haushalt, in dem niemand arbeitet und für 8% der
Europäer genügt eine Arbeitsstelle nicht, um der Armut zu entkommen. Kinder sind in den
meisten Mitgliedsstaaten besonders stark von Armut betroffen. Die Armutsgefährdungsrate
von Kindern im Alter von 9 bis 17 Jahren liegt in Europa bei 19%, also etwa 19 Millionen
Kindern. Das größte Armutsrisiko betrifft AlleinerzieherInnen- Haushalte und Haushalte mit
abhängigen Kindern. Die Armutsrate für AlleinerzieherInnenhaushalte mit einem Kind liegt
im europäischen Schnitt bei 33%. Auch junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 Jahren
(18%) und jene, die älter als 65 Jahre sind (19%) sind überdurchschnittlich von Armut
bedroht. Ältere Frauen sind mit 21% deutlich stärker betroffen als Männer mit 16% ( vgl. Die
Armutskonferenz, European Anti Poverty Network 2008).
Diese alarmierenden Zahlen schlagen sich auch deutlich in der öffentlichen Meinung nieder.
In einer Eurobarameter- Umfrage zum Thema Armut sehen 73% der Europäer Armut als
verbreitetes Problem in ihrem Land, 89% fordern, dass ihre Regierung rasch etwas dagegen
unternimmt und 74% erwarten, dass auch die EU hier eine maßgebliche Rolle spielen soll.
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
Raumordnung - Statistik
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Das Europäische Jahr 2010 soll das Bewusstsein für die Ursachen und Folgen der Armut in
Europa schärfen, und zwar sowohl bei den Schlüsselakteuren wie Regierungen und
Sozialpartnern als auch in der breiten Öffentlichkeit.
Die Europäische Union hat in ihrer Strategie EUROPA 2020 die Leitinitiative „Europäische
Plattform zur Bekämpfung der Armut“ verankert. Ziel dieser Initiative ist die Gewährleistung
des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts. Aufbauend auf dem
derzeitigen Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung sollen
das Bewusstsein um die Grundrechte der Menschen, die unter Armut und Ausgrenzung
leiden, geschärft und ihre Anerkennung gefördert werden, damit sie in Würde leben und aktiv
an der Gesellschaft teilhaben können. Auf EU- Ebene übernimmt die Kommission folgende
Aufgaben (siehe European Komission 2010, S. 23):
• die offene Koordinierung im Bereich der gesellschaftlichen Integration und des
sozialen Schutzes zu einer Plattform für Kooperation, gegenseitige Kontrolle und den
Austausch bewährter Verfahren sowie zu einem Instrument zur Förderung des
Engagements öffentlicher wie privater Träger im Kampf gegen gesellschaftliche
Ausgrenzung zu machen und konkrete Maßnahmen zu ergreifen, wozu auch eine
gezielte Unterstützung durch Strukturfonds, insbesondere den ESF (Europäischer
Sozial Fond), zählt.
• Programme zu konzipieren und durchzuführen, mit denen soziale Innovationen für die
Schwächsten der Gesellschaft gefördert werden sollen, u. a. durch eine innovative
allgemeine und berufliche Bildung und Beschäftigungsmöglichkeiten für
benachteiligte Gruppen, gegen Diskriminierung (z.B. Behinderter) vorzugehen und
eine neue Agenda für die Integration von Migranten zu erarbeiten, damit diese ihr
Potential voll nutzen können.
• Angemessenheit und Nachhaltigkeit der Systeme der sozialen Sicherung und der
Altersvorsorge zu prüfen und Möglichkeiten eines besseren Zugangs zur
Gesundheitsversorgung zu erkunden.
Die Mitgliedsstaaten wiederum sind aufgefordert,
• die kollektive und individuelle Verantwortung Aller im Kampf gegen Armut und
soziale Ausgrenzung zu fördern.
• Maßnahmen zu konzipieren und durchzuführen, die den besonderen Umständen
bestimmter, besonders gefährdeter gesellschaftlicher Gruppen (wie Alleinerziehende,
ältere Frauen, Minderheiten, Roma, Behinderte, Obdachlose) gerecht zu werden.
• ihre Systeme der sozialen Sicherung und der Altersvorsorge so auszubauen, dass eine
angemessene Einkommensstützung und der Zugang zur Gesundheitsversorgung
gewährleistet sind.
Es bleibt zu Hoffen, dass all diese Bemühungen und Initiativen im Kampf gegen Armut und
soziale Ausgrenzung in naher Zukunft Früchte tragen werden, denn jede Volkswirtschaft wird
unter anderem auch am Umgang mit ihern Armen und sozial schwachen Mitgliedern
gemessen.
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
Raumordnung - Statistik
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Einkommen und Armut in Tirol
Ergebnisse einer Analyse der EU-SILC Erhebungen 20081
1 Einkommen und Lebensstandard
1.1 Erläuterungen zu den EU-SILC Erhebungen
EU-SILC (Statistics on Income and Living Conditions) bezeichnet eine Statistik über
Einkommen und Lebensbedingungen von Privathaushalten in Europa. Sie bildet eine wichtige
Grundlage für die Europäische Sozialstatistik.
In Österreich wurde EU-SILC erstmals 2003 als einmalige Querschnittserhebung von
STATISTIK AUSTRIA durchgeführt. Mit 2004 begann eine integrierte Längs- und
Querschnittserhebung – das heißt, jeweils rund drei Viertel der Haushalte werden auch im
Folgejahr wieder befragt, ein Viertel der Stichprobe kommt jährlich neu dazu. Grundlage für
die Stichprobe ist eine reine Zufallsauswahl aus dem zentralen Melderegister. Alle Personen
eines Haushalts ab 16 Jahren werden persönlich befragt. Zusätzlich werden grundlegende
Informationen zu Kindern erhoben, womit sich auf Bundesebene ein umfassendes Bild der
Einkommens- und Lebenssituation von Menschen in österreichischen Haushalten zeichnen
lässt.
Stichprobengröße nach Haushalten und Personen
Personen Personen
unter 16 16 Jahre und Insgesamt
Jahren älter
Österreich 2008 5.711 2.676 10.955 13.631
Tirol 2008 448 217 848 1.065
Personen
Haushalte
befragt
Tabelle 1
1.2 Entstehung, Entwicklung und Verteilung des verfügbaren Haushaltseinkommen in
Tirol und Österreich
Auf Grundlage der Daten aus der EU-SILC–Erhebung 2008 kann auf das verfügbare
Einkommen der Tiroler Haushalte hochgerechnet werden. Als Einkommenszeitraum gilt
jeweils das Vorjahr, in der Erhebung EU-SILC 2008 also das Jahr 2007.
Die Berechnung des verfügbaren Haushaltseinkommens wird in folgender Weise
durchgeführt:
1
Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2008
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
Raumordnung - Statistik
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Erwerbseinkommen aus unselbständiger und selbständiger Erwerbstätigkeit
+ Kapitalerträge ( Zinsen und Dividenden)
= Markteinkommen brutto
+ Pensionen (Eigen- und Hinterbliebenenpensionen)
= Primäreinkommen brutto
+ Sozialtransfers ( Arbeitslosengeld, Familienleistungen, Wohnbeihilfen ...)
= Brutto-Einkommen
- Steuern und Sozialabgaben
= Netto-Einkommen
+/- regelmäßige Privattransfers ( Alimente, Unterhaltszahlungen, ...)
= verfügbare Haushaltseinkommen
Rund 240.200 Haushalte erwirtschaften in Tirol ein Markteinkommen von zirka 9,4 Mrd.
Euro. Das Bruttoeinkommen der 285.000 Haushalte beläuft sich auf etwa 13,4 Mrd. Euro,
nach Abzug der Sozialversicherungsbeiträge und der Einkommenssteuer ergibt sich ein
Nettoeinkommen von 9,62 Mrd. Euro der Tiroler Haushalte. Nach Einrechnung des Saldos
aus den Privattransfers ergibt sich ein durchschnittliches verfügbares Einkommen der Tiroler
Haushalte von 9,59 Mrd. Euro, etwa um 189 Mio. Euro höher als das Markteinkommen. In
etwa 1,7 Mrd. Euro wenden die Tiroler Haushalte für Wohnen auf, was das verfügbare
Haushaltseinkommen nach Abzug dieser Kosten auf 7,9 Mrd. Euro reduziert. Dividiert man
die Wohnkosten durch die Zahl der Haushalte errechnet sich ein durchschnittlicher Aufwand
fürs Wohnen der Tiroler Haushalte von 6.261 Euro jährlich. In der folgenden Übersicht sind
die Einkommen dargestellt, sowie die jeweiligen Medianwerte für die Haushalte berechnet.
Einkommen der Tiroler Haushalte
Anzahl der
Haushalte in
1.000
Median - 50%
haben weniger
als ...
arithmetisches
Mittel
Summe ( in Mrd.
Euro)
Markteinkommen brutto 240 32.886 39.134 9,401
Primäreinkommen brutto 278 36.345 44.678 12,429
Brutto Einkommen 285 38.735 47.070 13,400
Netto Einkommen 285 28.749 33.813 9,626
verfügbares Einkommen 285 28.724 33.687 9,590
Verfügbares Einkommen nach Wohnkosten 268 23.867 29.472 7,912
Tabelle 2
In Österreich erreichen etwa 3 Mio. Haushalte ein Bruttomarkteinkommen von 116,4 Mrd.
Euro. Berücksichtigt man die Pensionszahlungen und die Sozialtransfers ergibt sich für die
knapp 3,6 Mio. Haushalte ein Bruttoeinkommen von 164,7 Mrd. Euro. Nach Abzug von
Steuern und Sozialabgaben verbleibt ein Nettoeinkommen von 120,9 Mrd. Euro. Das
verfügbare Haushaltseinkommen beträgt in Österreich rund 120,7 Mrd. Euro. Der
Wohnaufwand beläuft sich in Österreich auf zirka 21,4 Mrd. Euro, was in etwa 6.298 Euro
jährlichen Wohnkosten pro Haushalt entspricht. Das verfügbare Einkommen der rund 3,4
Mio. Haushalte nach Abzug dieser Kosten beträgt in etwa 99,3 Mrd. Euro.
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
Raumordnung - Statistik
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Einkommen der Österreichischen Haushalte
Anzahl der
Haushalte in
1.000
Median - 50%
haben weniger
als ...
arithmetisches
Mittel
Summe ( in Mrd.
Euro)
Markteinkommen brutto 2.998 31.625 38.825 116,4
Primäreinkommen brutto 3.457 35.308 44.066 152,3
Brutto Einkommen 3.563 37.689 46.242 164,7
Netto Einkommen 3.563 28.660 33.928 120,9
verfügbares Einkommen 3.566 28.592 33.838 120,7
Verfügbares Einkommen nach Wohnkosten 3.398 23.937 29.234 99,3
Tabelle 3
Der Median des Markteinkommens der Tiroler Haushalte liegt laut EU-SILC 2008 für das
Erhebungsjahr 2007 bei 32.886 Euro, österreichweit bei 31.625 Euro. Das verfügbare
Einkommen der Haushalte ist im Median in Tirol und Österreich mit 28.724 Euro bzw.
28.592 Euro ähnlich hoch.
Die Entwicklung der Einkommen in den letzten Jahren zeigt, dass das Markteinkommen in
Tirol einen leicht steigenden Trend aufweist, während der Österreichschnitt relativ konstant
verläuft. Der Median des verfügbaren Haushaltseinkommens zeigt ebenfalls über die Jahre
einen leichten Aufwärtstrend, in Tirol ist er verglichen mit der EU-SILC 2007 Erhebung
jedoch leicht gesunken. Der Grund dafür liegt nicht in den Umverteilungsprozessen durch
Steuern und Sozialtransfers, sondern ist in der allgemeinen Einkommensverteilung zu finden,
wie im folgenden Abschnitt genauer erläutert wird. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der
Markteinkommen und der verfügbaren Haushaltseinkommen für Tirol und Österreich, in
Tabelle 4 sind die Ergebnisse tabellarisch dargestellt.
Entwicklung von Markteinkommen und verfügbaren Einkommen in Tirol und
Österreich
25.000
26.000
27.000
28.000
29.000
30.000
31.000
32.000
33.000
34.000
2005 2006 2007 2008
Euro
Markteinkommen Tirol verfügbares Einkommen Tirol
Markteinkommen Österreich verfügbares Einkommen Österreich
TirStat
Abbildung 1
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
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Markteinkommen
verfügbares
Einkommen
Markteinkommen
verfügbares
Einkommen
2005 30.563 26.141 31.791 27.915
2006 29.966 28.038 31.637 27.371
2007 31.047 29.012 31.285 27.971
2008 32.886 28.724 31.625 28.592
Jahr Tirol Österreich
Median - 50% haben weniger als ...
Tabelle 4
Ein weiterer interessanter Aspekt der Haushaltseinkommen ist deren Verteilung. Ein Maß zur
Messung der Konzentration der Einkommen ist der sogenannte GINI- Koeffizient. Bei
Gleichverteilung, das heißt, jeder Haushalt würde das gleiche Einkommen erzielen, beträgt
dieser Koeffizent 0 %, bei maximaler Konzentration, das heißt ein Haushalt würde über das
gesamte Tiroler Einkommen verfügen beträgt der Gini-Koeffizient 100%.
Für das Markteinkommen errechnet sich in Tirol ein Gini-Koeffizient von 50,2%, nach
Hinzurechnung der Pensionen reduziert er sich auf 39,1%. Bei Berücksichtigung der
Sozialtransfers sowie der Steuern und Sozialabgaben ergibt sich ein Koeffizient von 34,3%
für das Nettoeinkommen, was im Vergleich zum Primäreinkommen einer gleicheren
Verteilung entspricht. Der Abzug der Wohnkosten lässt die Ungleichverteilung wieder
ansteigen, diese haben somit einen negativen Umverteilungseffekt.
Gini-Koeffizienten für die Verteilung der Haushaltseinkommen in Tirol
38,1
34,034,3
38,139,1
50,2
0
10
20
30
40
50
60
Markteinkommen
brutto
Primäreinkommen
brutto
Brutto
Einkommen
NettoEinkommen
verfügbares
Einkommen
Verfügbares
Einkommennach
Wohnkosten
GiniKoeffizientin%
TirStat
Abbildung 2
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
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Die Gini- Koeffizienten der Einkommen in Österreich weisen eine etwas schwächere
Konzentration auf als in Tirol, was bedeutet, dass die Einkommen österreichweit geringfügig
gleichmäßiger auf die Haushalte verteilt sind als in Tirol.
Gini-Koeffizienten für die Verteilung der Haushaltseinkommen in Österreich
48,3
38,4 36,9
33,6 33,4
37,3
0
10
20
30
40
50
60
Markteinkommen
brutto
Primäreinkommen
brutto
Brutto
Einkommen
NettoEinkommen
verfügbares
Einkommen
Verfügbares
Einkommennach
Wohnkosten
GiniKoeffizientin%
TirStat
Abbildung 3
Die Abbildung 4 zeigt die Entwicklung des verfügbaren Einkommens und die Veränderung
der Verteilung des verfügbaren Einkommens auf die Haushalte in Tirol. Der in der Abbildung
hellgrau dargestellte Bereich repräsentiert das aufgrund der Hochrechnung von der Stichprobe
resultierende 95%ige Konfidenzintervall. Von der EU-SILC Erhebung 2005 zur Erhebung
2008 kann eine permanente Steigerung der Konzentration des Einkommens festgestellt
werden. Das bedeutet, dass sich die Summe aller verfügbaren Einkommen in Tirol immer
ungleichmäßiger auf die einzelnen Haushalte verteilt. Diese Tatsache impliziert den leichten
Rückgang des verfügbaren Medianeinkommens der Tiroler Haushalte.
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
Raumordnung - Statistik
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Abbildung 4
1.3 Verfügbares Einkommen vs. Äquivalenzeinkommen
Wie unter Punkt 1.2 bereits erörtert, versteht man unter dem verfügbaren
Haushaltseinkommen die Summe aller Primäreinkommen, das sind Einkommen aus
unselbständiger und selbständiger Erwerbstätigkeit sowie Einnahmen aus Kapitalbesitz der im
Haushalt lebenden Personen, zuzüglich aller empfangenen Transferleistungen (z.B.
Arbeitslosengeld, Kindergeld, Karenzgeld, Renten infolge Krankheit/Unfall/Invalidität,...),
abzüglich Steuern und Sozialleistungen.
Das Äquivalenzeinkommen (oder auch äquivalisiertes Haushaltseinkommen) geht zwar vom
verfügbaren Einkommen aus, setzt dieses Einkommen aber mit festgelegten Gewichtungs-
faktoren in Relation zur Anzahl und Alter der im Haushalt lebenden Personen. Nähere
Hinweise dazu liefert Kapitel 1.4.
Da sich dieser Bericht mit den Einkommensverhältnissen von Haushalten beschäftigt,
beziehen sich die folgenden Ausführungen ausschließlich auf das Äquivalenzeinkommen.
Entw icklung des verfügbaren Haushaltseinkom m en sow ie dessen Verteilung in Tirol
24.000
25.000
26.000
27.000
28.000
29.000
30.000
31.000
32.000
2005 2006 2007 2008
Euro
30,0
30,5
31,0
31,5
32,0
32,5
33,0
33,5
34,0
34,5
GINI-Koeffizientin%
TirStat
verfügbares Einkommen
Konfidenzintervall 95%
Einkommensverteilung
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1.4 Bestimmung des Lebensstandards durch das Äquivalenzeinkommen
EU-SILC gewährt vor allem Einblicke in die Einkommenssituation der befragten Haushalte
und Personen. Doch erst eine Gegenüberstellung des jeweiligen Bedarfs eines Haushaltes und
dessen verfügbaren Ressourcen geben näherungsweise Auskunft über den Lebensstandard der
Haushaltsmitglieder. Es gibt verschiedene statistische Methoden, den bedarfsgewichteten
Ressourcenzugang bzw. das äquivalisierte Haushaltseinkommen zu bestimmen. Die üblichen
Analysen gehen dabei von der Annahme aus, dass alle Personen, die in einem gemeinsamen
Haushalt leben, in selber Weise am gesamten verfügbaren Einkommen partizipieren und
dieses Einkommen somit den individuellen Ressourcenzugang definiert.
Der tatsächliche Ressourcenbedarf ist empirisch schwer feststellbar. Konsumausgaben hängen
sehr stark von persönlichen Präferenzen ab und gehen meist über den Mindestbedarf hinaus.
In Publikationen und Studien zu diesem Thema wird der Ressourcenbedarf fast immer über
konventionell festgelegte Bedarfsgewichte (Äquivalenzskalen) festgelegt. Dabei wird davon
ausgegangen, dass größere Haushalte weniger Einkommen benötigen als mehrere
Einpersonenhaushalte. Die Gewichtungsfaktoren unterscheiden sich teilweise, abhängig vom
angenommenen Einsparungspotential (Elastizität). In dieser Arbeit wird die so genannte EU-
Skala angewendet, die im Folgenden kurz erläutert wird.
Eine allein lebende, erwachsene Person erhält den Wert 1, der als Referenzpunkt (Konsum-
äquivalente) gilt. Dieser setzt sich zusammen aus dem Fixbedarf für den Haushalt (Gewicht:
0,5) und dem Fixbedarf für die erste Person (Gewicht: 0,5). Der unterstellte Ressourcenbedarf
steigt mit jedem weiteren Erwachsenen um eine halbe Konsumäquivalente und jedes weitere
Kind unter 14 Jahren wird mit 0,3 Konsumäquivalenten gewichtet. Zur Verdeutlichung der
Berechnung des Einkommensbedarfes sind in Tabelle 2 einige Berechnungsbeispiele
dargestellt. Das Äquivalenzeinkommen ergibt sich somit durch Division des verfügbaren
Haushaltseinkommens durch die jeweilige Konsumäquivalente des Haushaltes.
Fixbedarf des Bedarf für Bedarf für
Haushaltes Erwachsene Kinder Gesamtbedarf
Einpersonenhaushalt 0,5 0,5 0,0 1,0
AlleinerzieherIn mit 2 Kindern 0,5 0,5 0,6 1,6
Familie mit 1 Kind 0,5 1,0 0,3 1,8
Beispiele zur Berechnung des Einkommensbedarfs ( in Konsumäquivalenten)
Tabelle 5
1.5 Verteilung des äquivalisierten Haushaltseinkommens
Die Lorenzkurve in Abbildung 5 zeigt die Verteilung des äquivalisierten
Haushaltseinkommens in Tirol im Vergleich zu Österreich. Die Diagonale repräsentiert eine
hypothetische Situation, in der das Einkommen vollkommen gleichmäßig auf die Haushalte
verteilt ist (beispielsweise würden 50% der Haushalte genau 50% des gesamten Einkommens
erzielen). Je weiter die Kurve von dieser Diagonale entfernt ist, desto stärker ist das
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
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Einkommen konzentriert. Wie bereits in Kapitel 1.2 für die anderen Einkunftsarten, zeigen
die in den Diagrammen angegebenen Gini-Koeffizienten das Ausmaß der Konzentration als
statistische Größe. Je näher deren Werte bei 100 % liegt, desto ungleicher ist das Einkommen
verteilt. Ein weiterer Indikator der Aufschluss über die Verteilung des äquivalisierten
Einkommens gibt und häufig für internationale Vergleiche herangezogen wird, ist die so
genannte S80/S20 Quote. Diese Quote setzt das obere Quintil der Verteilung mit dem unteren
Quintil in Relation und gibt Auskunft darüber, um wieviel mal höher das durchschnittliche
Einkommen jener 20% der Bevölkerung mit den höchsten Einkommen, gegenüber jenen 20%
mit dem gerinsten Einkommen ist.
Lorenzkurve des äqivalisierten
Personeneinkommens in Tirol
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
% der Bevölkerung
%desEinkommens
Gini - Coeff.
24,5%
TirStat
S80/S20
3,60
Lorenzkurve des äquivalisierten
Personeneinkommen in Österreich
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
% der Bevölkerung
%desEinkommens
Gini - Coeff.
25,7%
S80/S20
3,70
Abbildung 5
Die Verteilung des äquivalisierten Haushaltseinkommens in Tirol entspricht weitgehend jener
Gesamtösterreichs. Graphisch dargestellt bedeutet dies, dass die Kurve für Österreich nahezu
deckungsgleich mit der Tiroler Kurve verläuft. Rechnerisch lässt sich diese Aussage durch die
ähnlichen Gini-Koeffizienten belegen. Das bedeutet, das äquivalisierte Einkommen ist in
Tirol – im Unterschied zum verfügbaren Einkommen - sogar etwas „gerechter“ (im Sinne von
„weniger Haushalte besitzen einen größeren Anteil am Gesamteinkommen“) auf die
Haushalte verteilt als in Österreich. Dies ist auf die leicht unterschiedliche Haushaltsstruktur
in Tirol im Vergleich zum Österreichschnitt zurückzuführen. Während in Haushalten, die ein
Einkommen über dem Medianwert aufweisen, in Tirol durchschnittlich mehr Personen leben
als im österreichischen Durchschnitt, ist die durchschnittliche Haushaltsgröße in Haushalten,
die weniger als das Medianeinkommen zur Verfügung haben, kleiner als im Österreichschnitt.
Durch die Äquivalisierung resultiert daraus eine gleichmäßigere Verteilung des
Personeneinkommens der in Tirol lebenden Haushaltsmitglieder.
Das Einkommen von den 20% der Bevölkerung mit dem höchsten Einkommen ist in Tirol
etwa 3,6 Mal höher als jenes der 20% mit dem geringsten Einkommen. Österreichweit ist
dieses Verhältnis rund 3,7.
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
Raumordnung - Statistik
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Im europäischen Vergleich ist das äquivalisierte Haushaltseinkommen der TirolerInnen
deutlich gleicher verteilt, als der Durchschnitt der BürgerInnen der 27 Mitgliedsstaaten der
Europäischen Union. Die Gleichheit der Einkommensverteilung betreffend, liegt Tirol im
europäischem Spitzenfeld, wie beide Verteilungsindikatoren zeigen. Betrachtet man den
GINI- Koeffizienten weisen lediglich Slowenien, die Slowakei und Schweden eine gleichere
Verteilung auf, Norwegen, Ungarn, Dänemark und die Tschechische Republik verzeichnen
die selben GINI- Koeffizienten wie Tirol, wobei Norwegen eine etwas höhere S80/S20 Qoute
aufweist und die Tschechsche Republik eine geringfügig niedrigere.
Abbildung 6 zeigt die Verteilungsindikatoren auf europäischer Ebene.
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
Raumordnung - Statistik
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Internationale Einkommensverteilung EU-SILC 2008
0 5 10 15 20 25 30 35 40
Lettland
Bulgarien
Portugal
Rumänien
Litauen
Vereinigtes Königreich
Griechenland
Polen
Europäische Union (27 Länder)
Estland
Spanien
Italien
Deutschland (einschließlich ex-DDR seit 1991)
Irland
Belgien
Frankreich
Zypern
Luxemburg (Grand-Duché)
Niederlande
Malta
Island
Österreich
Finnland
Tschechische Republik
Dänemark
Ungarn
Norwegen
TIROL
Slowakei
Schweden
Slowenien
Gini- Koeffizient in %
0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0
S80/S20 - Quote
Gini- Koeffizient S80/S20- Quote TirStat
Abbildung 6
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
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In Abbildung 7 ist ein Vergleich der Verteilungsindikatoren mit früheren EU-SILC
Erhebungen dargestell. Es wird darauf hingewiesen, dass sich aufgrund der kleinen
Stichproben für Tirol größere statistische Schwankungsbreiten ergeben als auf
Österreichebene. Ein längerfristiger leichter Aufwärtstrend der Konzentration der Einkommen
wird allerdings in mehreren wissenschaftlichen Unersuchungen festgestellt. Der positive
Umverteilungseffekt durch direkte Steuern und Transfers des Sozialstaates hat jedoch zur
Folge, dass sich die Ungleichheit des äquivalisierten Nettohaushaltseinkommens nur
geringfügig ausweitet ( vgl. Guger/Marterbauer 2004, S. 38)
Entwicklung der Verteilung des äquivalisierten Haushaltseinkommen
23
24
24
25
25
26
26
27
2005 2006 2007 2008
Gini-Koeffizientin%
2,80
3,00
3,20
3,40
3,60
3,80
4,00
S80/S20Quote
Gini- Koeffizient Tirol Gini- Koeffizient Österreich
S80/S20 Quote Tirol S80/S20 Quote ÖsterreichTirStat
Abbildung 7
1.6 Mittleres Haushaltseinkommen pro Jahr in Tirol: 18.767 Euro
Im Untersuchungszeitraum liegt der Median des äquivalisierten Einkommens in Tirol bei
18.767 Euro jährlich. D.h. 50 % der Haushalte verdienen mehr, 50 % verdienen weniger als
18.767 Euro. Das mediane Äquivalenzeinkommen in Österreich beträgt € 19.011.
Das durchschnittliche Haushaltseinkommen liegt in Tirol um knapp 1,3 % unter dem
Österreichschnitt. Im Jahre 2007 lag dieser Unterschied bei rund 2,0 %, und im Jahre 2006 lag
er noch bei rund 7,7%. Das äquivalisierte Haushaltseinkommen stieg in Tirol von 2007 auf
2008 um rund 5% und in Österreich um zirka 4,2%.2
2
Das 95%ige Vertrauensintervall des jährlichen Tiroler Haushaltseinkommen erstreckt sich von 17.836 bis
19.698 Euro. Der Österreichschnitt liegt im Intervall von 18.699 und 19.322 Euro.
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1.7 Verteilung des Äquivalenzeinkommens von Tiroler Haushalten mit und ohne
Kindern
In Tabelle 4 ist die Verteilung der Einkommen getrennt nach Haushalten mit und ohne Kinder
dargestellt.
Äquivalisiertes Haushaltseinkommen in Tirol der Haushalte ohne Kinder
...haben weniger als ... € Einkommen jährlich 1/12 d. Einkommens Personen
10% 11.215 935 37.277
25% 14.814 1.235 91.268
50% 18.886 1.574 183.636
75% 25.626 2.136 272.489
90% 30.031 2.503 326.570
Äquivalisiertes Haushaltseinkommen in Tirol der Haushalte mit Kindern
...haben weniger als ... € Einkommen jährlich 1/12 d. Einkommens Personen
10% 10.726 894 30.224
25% 13.894 1.158 73.203
50% 18.749 1.562 178.299
75% 23.109 1.926 242.141
90% 32.492 2.708 328.345
Äquivalisiertes Haushaltseinkommen in Tirol gesamt
...haben weniger als ... € Einkommen jährlich 1/12 d. Einkommens Personen
10% 10.949 909 67.832
25% 14.587 1.168 168.630
50% 18.767 1.490 337.881
75% 24.785 1.928 506.247
90% 31.061 2.613 607.905
Verteilung der Einkommen nach Haushalten mit oder ohne Kinder
Tabelle 6
Das jährliche Medianeinkommen von Personen in Haushalten mit Kindern ist gegenüber der
EU-SILC Erhebung 2007 um fast € 2.000 gestiegen und ist nahezu gleich hoch wie in
Haushalten ohne Kinder.
1.8 Äquivalisiertes Personeneinkommen nach Haushaltstypen – Alleinerzieher sind
benachteiligt.
Beim äquivalisiertem Personeneinkommen erreichen Haushalte ohne Kinder mit Abstand das
größte Einkommen. Knapp über 7.600 € weniger im Jahr erreichen AlleinerzieherInnen und
weisen somit das niedrigste Äquivalenzeinkommen der hier untersuchten Haushaltstypen auf.
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Äquivalenzeinkommen Personen
Haushalte mit 1 Kind 20.324 92.518
Haushalte ohne Kinder 19.581 262.457
Haushalte mit 2 Kindern 19.577 133.689
Haushalte mit Kindern 18.749 311.885
Haushalte mit 3 Kindern 16.217 43.368
Einpersonenhaushalt 15.483 99.843
Alleinerzieher 11.575 30.351
Medianes äquivalisiertes Einkommen nach Haushaltstypen (€ pro Jahr)
Tabelle 7
Äquivalenzeinkommen nach Haushaltstypen in Tirol
0 4.000 8.000 12.000 16.000 20.000 24.000
Haushalte mit 1 Kind
Haushalte ohne Kinder
Haushalte mit 2 Kindern
Haushalte mit Kindern
Haushalte mit 3 Kindern
Einpersonenhaushalt
Alleinerzieher
Einkommen in €/Jahr
TirStat
Abbildung 8
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16/45
2 Armutsgefährdung und Deprivation
Armutsgefährdung wird normalerweise über das Einkommen definiert. Internationale
Konventionen legen fest, dass Menschen, die weniger als 60% des Median-
Äquivalenzeinkommens zur Verfügung haben, als armutsgefährdet gelten. Diese Festlegung
der Armutsgefährdungsschwelle ermöglicht vergleichbare Statistiken auf EU-Ebene. Der
Anteil jener Personen an der Gesamtzahl der Untersuchungseinheit, deren Einkommen
niedriger als dieser Schwellenwert ist, wird als Armutsgefährdungsquote bezeichnet.
Wichtig: Weder die Armutsgefährdungsquote noch die Armutsgefährdungsschwelle sagen
etwas über das Ausmaß an Armut aus, dem die betroffenen Personen ausgeliefert sind.
Kritisch ist anzumerken, dass bei Fokussierung auf einen eindimensionalen Parameter bei der
Erfassung eines multidimensionalen Phänomens wie Armut verschiedene Lebenslagen und
Bedürfnisse, die Möglichkeiten des Einzelnen mit den vorhandenen Ressourcen zu
wirtschaften, sowie Vermögen oder Verschuldung nicht berücksichtigt werden. Diese
Analyse versucht daher, Armut nicht nur direkt über das Einkommen zu definiert, sondern
auch nichtmonetäre Indikatoren zur direkten Erfassung benachteiligter Lebenssituationen, hier
als Deprivation bezeichnet, miteinzubeziehen.
2.1 Die einkommensbezogene Armut - Die „Schwelle“ für einen Einpersonenhaushalt
liegt bei € 11.407 pro Jahr
Abbildung 9 zeigt die Eckdaten der Armutsgefährdung in Tirol. Im Jahre 2008 lag der
Median des Äquivalenzeinkommens bei 18.767 €. Das österreichweite äquivalisierte
Medianeinkommen liegt – wie bereits dargestellt - mit € 19.011 jährlich etwas höher als in
Tirol. Im Sinne der o.g. 60 %-Schwelle errechnet sich daraus eine Armuts-
gefährdungsschwelle für einen Einpersonenhaushalt von € 11.407 pro Jahr (= € 951/Monat)3
.
Dieser Wert dient in weiterer Folge auch für das Bundesland Tirol als Referenzwert.
Um die unterschiedlichen Haushaltsstrukturen miteinander vergleichen zu können, werden die
im Haushalt lebenden Personen nach einer EU-weiten Skala gewichtet. Jede weitere Person
ab 14 Jahren erhält ein Gewicht von 0,5, Kinder unter 14 Jahren ein Gewicht von 0,3
Konsumäquivalenten. Um nicht als armutsgefährdet zu gelten, müssen die Haushalte damit
die in Tabelle 6 als Armutsgefährdungsschwelle angegebenen Einkommensgrenzen
übersteigen. Das tatsächlich aus der Stichprobe hochgerechnete Median-
Haushaltseinkommen, das je nach Haushaltstyp erreicht wurde, ist ebenfalls in Tabelle 6
dargestellt.
3
Monatswert entspricht 1/12 des Jahreswertes
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Haushaltstyp pro Jahr pro Monat pro Jahr pro Monat
Einpersonenhaushalt 11.407 951 15.483 1.290
1 Erwachsener + 1 Kind 14.829 1.236 16.089 1.341
2 Erwachsene 17.111 1.426 31.107 2.592
2 Erwachsene + 1 Kind 20.533 1.711 36.631 3.053
2 Erwachsene + 2 Kinder 23.955 1.996 35.510 2.959
2 Erwachsene + 3 Kinder 27.377 2.281 41.484 3.457
Armutsgefährdungsschwelle für unterschiedliche Haushaltsgrößen
und das tatsächlich erreichte Haushaltseinkommen
(Basis: 60 % des Medianeinkommens)
errechnetes mittleres
Haushaltseinkommen
Armutsgefährdungsschwelle
Einkommen (in €)
Tabelle 8
Gemessen am österreichischen Medianeinkommen und im Hinblick auf die gewählte
Definition von Armut sind in Tirol ca. 78.238 Personen (11,6 % der Wohnbevölkerung) als
armutsgefährdet zu bezeichnen, in Österreich sind es in Summe ca. 1.018.472 Personen, was
einem Anteil von 12,4 % der Wohnbevölkerung entspricht.
Das mittlere Einkommen aller armutsgefährdeten Personen in Tirol liegt bei 10.247 €. Je
niedriger das Einkommen jener Menschen ist, die unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle
liegen, desto größer wird die so genannte Armutsgefährdungslücke. Das ist die Differenz
zwischen dem Durchschnittseinkommen der Armutsgefährdeten und der Armutsgefährdungs-
schwelle.
Die Armutsgefährdungslücke bietet eine Möglichkeit, das Ausmaß an Armut in Zahlen
auszudrücken, denn je größer diese Lücke ist, desto niederer ist das Durchschnittseinkommen
aller von Armut betroffenen Personen eines Landes. Die Armutsgefährdungslücke beträgt im
Jahr 2008 in Tirol ca. 10,2 %. Mit anderen Worten verfügt die Hälfte der armutsgefährdeten
TirolerInnen über ein Äquivalenzeinkommen von weniger als 89,8 % der
Armutsgefährdungsschwelle (siehe Abb. 9). Im Jahr 2007 lag die Armutsgefährdungslücke
noch bei 13,7% was bedeudet, dass die Hälfte der armutsgefährdeten TirolerInnen weniger als
86,3% der Armutsgefährdungsschwelle an Äquivalenzeinkommen verfügten.
Von 2005 bis 2008 ist die Armutsgefährdungslücke in Tirol permanent gesunken, während
österreichweit ein solcher Trend nicht feststellbar ist (siehe Abbildung 10).
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Armutsgefährdung 2008 in Tirol
€ 10.247
€ 19.011
0
2.000
4.000
6.000
8.000
10.000
12.000
14.000
16.000
18.000
20.000
Medianeinkommen
insgesamt
EURO
Medianeinkommen
Armutsgefährdete
Armutsgefährdungsschwelle 11.407 € (1/12 = 951 €)
60% des
Medians
TirStat
Armutsgefährdungs-
lücke (10,2%)
Abbildung 9
Entwicklung der Armutsgefährdungslücke in Tirol
10,213,714,014,6
15,317,315,415,3
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
2005 2006 2007 2008
in%
Tirol ÖsterreichTirStat
Abbildung 10
Im Vergleich mit Österreich und anderen EU-Mitgliedsstaaten schneidet Tirol hinsichtlich der
Armutsgefährdungslücke sehr gut ab. Kein Mitgliedsstaat der Europäischen Union weist eine
so niedrige Armutsgefährdungslücke auf. Am höchsten ist die Lücke beispielsweise in
Rumänien mit 32 % und Lettland mit 29%. Am niedrigsten ist sie europaweit in Österreich,
Island und den Niederlanden mit rund 15 %. Im Durchschnitt der EU- 27 Länder beträgt die
Armutsgefährdungslücke rund 22%.4
Die positiv formulierte Botschaft an dieser Stelle lautet daher: „Auch wenn es Länder gibt, in
denen ein geringerer Prozentsatz der Einwohner von Armut betroffen ist, so ist das Ausmaß
an Armut nirgends so gering, wie in Österreich bzw. in Tirol.“
4
Quelle: Eurostat, EU-SILC 2008
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Internationale Armutsgefährdung EU-SILC 2008
0 5 10 15 20 25 30 35
Lettland
Rumänien
Bulgarien
Spanien
Griechenland
Litauen
Estland
Italien
Vereinigtes Königreich
Portugal
Europäische Union (27 Länder)
Polen
Zypern
Irland
Malta
Belgien
Deutschland (einschließlich ex-DDR seit 1991)
Finnland
Frankreich
Luxemburg (Grand-Duché)
Slowenien
Schweden
Dänemark
Ungarn
TIROL
Österreich
Slowakei
Norwegen
Niederlande
Island
Tschechische Republik
Armutsgefährdungsquote
0 5 10 15 20 25 30 35
Armutsgefährdungslücke
Armutsgefährdungsquote
Armutsgefährdungslücke TirStat
Abbildung 11
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2.2 Armutsgefährdung nach soziodemographischen Merkmalen
In den folgenden Tabellen sind die Armutsgefährdungsquoten und die hochgerechnete Zahl
der jeweils betroffenen Bevölkerung nach soziodemographischen Merkmalen für das
Bundesland Tirol (Tabelle 9) sowie für Österreich (Tabelle 10) dargestellt.
Individuelle Merkmale
Einkommen
(€ / Jahr)
Personen < 60%
des EK
Armutsgefährdungs-
quote (in %)
Geburtsland Österreich 19.577 51.449 11
Geburtsland nicht Österreich 16.217 26.789 13*
Frauen 18.429 47.435 14
Männer 19.150 30.803 10
Ledig 19.192 17.136 9*
Verheiratet, zusammen lebend 19.576 25.899 9*
Verwitwet 14.788 10.845 24**
Geschieden 16.800 6.465 17**
Erwerbstätige Personen 19.600 16.735 6*
Nicht erwerbstätig 16.939 25.932 23*
Pensionisten 16.690 25.286 17*
Jünger 15 Jahre 17.646 14.323 14*
Jünger 20 Jahre 18.027 17.600 12*
Älter 14 und jünger 65 Jahre 18.982 46.000 10*
Älter 65 Jahre 16.900 17.035 15*
Pflichtschulabschluss o. Lehre 15.878 25.954 20*
Pflichtschulabschluss m. Lehre 18.373 23.080 12*
Haushalt mit Pension(en) 16.212 30.323 13*
Haushalt ohne Pension(en) 19.192 47.915 11*
Einpersonenhaushalt 15.483 21.439 22*
Haushalte ohne Kinder 19.581 17.175 7*
Haushalte mit Kindern 18.982 24.697 9**
Haushalte mit einem Kind 20.324 4.465 5
Haushalte mit zwei Kindern 19.577 15.112 11*
Haushalte mit mehr als zwei Kindern 16.217 5.119 9**
Alleinerzieher/Innen 11.575 14.927 49*
GESAMT 18.767 78.238 12*
Armutsgefährdung in TIROL
Tabelle 9
* Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen < 50 sind mit einem * gekennzeichnet
** Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen zwischen 10 und 20 sind mit ** gekennzeichnet
Wichtig: Die Bundeslandtabelle liefert aufgrund der kleinen Stichprobe und der damit
verbundenen Schwankungsbreiten nur Richtwerte und ist daher mit Vorsicht zu
interpretieren.5
5
Zu den genauen Schwankungsbreiten siehe die 95%-Konfidenzintervalle im Anhang 1
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Individuelle Merkmale
Einkommen
(€ / Jahr)
Personen < 60%
des EK
Armutsgefährdungs-
quote (in %)
Geburtsland Österreich 20.416 555.793 10
Geburtsland nicht Österreich 16.051 462.679 18
Frauen 18.504 567.528 14
Männer 19.528 450.944 11
Ledig 20.113 242.489 11
Verheiratet, zusammen lebend 19.802 358.782 10
Verwitwet 17.407 95.437 17
Geschieden 17.960 89.167 16
Erwerbstätige Personen 21.424 241.226 7
Nicht erwerbstätig 16.967 303.424 20
Pensionisten 18.652 230.014 13
Jünger 15 Jahre 16.613 194.223 15
Jünger 20 Jahre 17.117 270.134 15
Älter 14 und jünger 65 Jahre 19.880 618.000 11
Älter 65 Jahre 17.753 191.788 15
Pflichtschulabschluss o. Lehre 15.915 344.477 22
Pflichtschulabschluss m. Lehre 19.104 218.942 9
Haushalt mit Pension(en) 19.021 295.920 12
Haushalt ohne Pension(en) 18.993 722.552 13
Einpersonenhaushalt 17.320 247.786 20
Haushalte ohne Kinder 21.301 235.052 8
Haushalte mit Kindern 18.436 442.200 12
Haushalte mit einem Kind 20.351 133.399 9
Haushalte mit zwei Kindern 18.363 157.743 10
Haushalte mit mehr als zwei Kindern 14.842 151.057 20
Alleinerzieher/Innen 14.456 93.434 29
GESAMT 19.011 1.018.472 12
* Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen < 50 sind mit einem * gekennzeichnet
** Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen zwischen 10 und 20 sind mit ** gekennzeichnet
Armutsgefährdung in ÖSTERREICH
Tabelle 10
2.3 Working Poor
Unter working poor versteht man jene Personen, die zwischen 19 und 65 Jahre alt sind, einer
Erwerbstätigkeit nachgehen und deren Einkommen dennoch unter der
Armutsgefährdungsschwelle liegt. Gründe dafür können sowohl ein niedriges persönliches
Einkommen als auch die Haushaltszusammensetzung und die Erwerbsintensität des Haushalts
sein. Je nach Definition von Erwerbstätigkeit und Einschränkung auf bestimmte
Altersgruppen variiert die Anzahl der Betroffenen (vgl. Statistik Austria 2009, S. 58). Zu
früheren Auswertungen der EU-SILC Erhebung hat sich die Definition der Erwerbstätigen
etwas geändert. Da zur Berechnung der Armutsgefährdungsquote das Haushaltseinkommen
aus dem Referenzjahres (dem der Erhebung vorangegangenem Kalenderjahr) stammt, wurden
zur Ermittlung der als „working poor“ geltenden Personen ebenfalls jene Erwerbstätigen
herangezogen, die im Referenzjahr, und nicht wie in früheren Analysen zum
Befragungszeitpunkt, erwerbstätig waren. Nach dieser neuen nationalen Definition, die auch
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STATISTIK AUSTRIA in ihren Analysen verwendet, gelten jene Personen als erwerbstätig,
die im Verlauf des Referenzjahres mindestens ein Monat erwerbstätig, im Erwerbsalter von
20 bis 64 Jahren und nicht länger als 6 Monate arbeitslos waren.
In Tirol gelten 42.723 Personen im Erwerbsalter mit einem Medianeinkommen von 10.363 €
als armutsgefährdet. 16.667 dieser Personen, das entspricht 39,0 %, gehen einer
Erwerbstätigkeit nach. Das bedeutet dass rund 5,5 % aller Tiroler Erwerbstätigen ein
Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle verzeichnen und als working poor gelten.
Das Medianeinkommen dieser Personen liegt bei rund 10.677 €. Bundesweit sind 542.090
Personen im erwerbsfähigem Alter einkommensarm, wobei 247.399 Personen (45,6%) einer
Erwerbstätigkeit nachgehen. Rund 6,7 % aller in Österreich Erwerbstätigen sind
armutsgefährdet und als „working poor“ einzustufen.
2.4 Finanzielle Deprivation und benachteiligte Lebensführung
Armut kann aber auch als mangelnde Teilhabe innerhalb einer Gesellschaft definiert werden.
Als Grundlage für dieses Konzept wird meist die vom Britischen Forscher Peter Townsend
(1979) formulierte Definition verwendet (vgl. Townsend 1979): Armut wird dann
angenommen, wenn die verfügbaren Ressourcen nicht ausreichen, um den in einer
Gesellschaft üblichen Lebensstandard zu erreichen. Von EUROSTAT wurden zur
Beschreibung von nichtmonetärer Deprivation fünf zentrale Lebensbereiche mittels
Faktoranalyse ermittelt und in allen bisherigen Analysen verwendet (vgl. Kaiser/Stadler
2009).
Da die Lebensbedingungen und Wertvorstellungen einem Wandel unterliegen, ist die
kontinuierliche Überprüfung der Gültigkeit der Indikatoren, sowie die Weiterentwicklung des
methodischen Ansatzes unverzichtbar. Aus diesem Grund hat STATISTIK AUSTRIA im
Auftrag des BMASK (vgl. Till-Tentschert/Weiss 2008) eine Revision dieser bisherigen
Klassifikation vorgenommen und bereits für den Bericht „Einkommen, Armut und
Lebensbedingungen – Ergebnisse aus EU-SILC 2007“, die neuen Ansätze verwendet. Damit
Vergleiche mit Österreichwerten möglich sind und da sich diese neue Klassifikation bewährt
hat, wird sie auch in der vorliegenden Analyse verwendet.
Eine besondere Position in der neuen Klassifikation nehmen jene Benachteiligungen ein, die
auf beschränkte finanzielle Ressourcen zurückzuführen sind. Sofern auch das Einkommen
armutsgefährdend ist, können auf dieser Grundlage die sogenannten manifesten Armutslagen
idendifiziert werden. Neben dieser explizit finanziell bedingten Deprivation bleiben die
Bereiche, die nicht zwangsläufig oder ausschließlich aus mangelnden Ressourcen
resultierenden Benachteiligungen wie in vorangegangenen Analysen aufrecht. Dazu zählen
die sekundäre Benachteiligung, gesundheitliche Benachteiligung, sowie Wohnungsprobleme
und Probleme mit dem Wohnumfeld.
Die neue Definition finanzieller Deprivation ist teilweise mit der bisher verwendeten
Definition von „primärer Benachteiligung“ ident. Lediglich das Merkmal „kann es sich nicht
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leisten eine Woche Urlaub zu machen“ wird nicht mehr verwendet, da es sich herausstellte,
dass in ländlichen Gebieten dieses eine deutlich geringere Wertigkeit für den
Mindestlebensstandard aufweist als in urbanen Gegenden. Hinzugefügt wurden die Merkmale
„kann es sich leisten bei Bedarf einen Arzt zu konsultieren“ und „kann es sich leisten einmal
im Monat Freunde oder Verwandte zum Essen einzuladen“. Alle diese Merkmale zur
finanziellen Deprivation stammen aus den Ergebnissen einer Befragung von STATISTIK
AUSTRIA , in Abstimmung mit Fachleuten, Betroffenen und wurden nach wissenschaftlichen
Kriterien ermittelt. Die Merkmale wurden von den Beteiligten mehrheitlich als absolut
notwendig für einen angemessenen Lebensstandard bezeichnet.
Zum Mindeststandard in Österreich gehört es demnach, dass man sich leisten kann:
• Die Wohnung angemessen warm zu halten
• Regelmäßige Zahlungen (Miete, Betriebskosten, ...) rechtzeitig zu begleichen
• Notwendige Arzt- oder Zahnarztbesuche in Anspruch zu nehmen
• Unerwartete Ausgaben tätigen zu können
• Neue Kleidung zu kaufen
• Jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine vergleichbare vegetarische Speise essen zu
können
• Freunde oder Verwandte einmal im Monat zum Essen einzuladen.
Wer sich auf Grund finanzieller Mittel mindestens zwei der genannten Merkmale nicht leisten
kann, gilt als finanziell depriviert.
Die Tabelle 11 zeigt die Betroffenheit von finanzieller Deprivation. Demnach können sich
rund 18% der Tiroler Bevölkerung zwei oder mehr der genannten Merkmale nicht leisten und
somit nicht am Mindestlebensstandard teilhaben. Für 27% der TirolerInnen stellen
unerwartete Ausgaben ein Problem dar. 16% können es sich nicht leisten jeden zweiten Tag
Fleisch, Fisch oder eine vergleichbare vegetarische Speise zu konsumieren. Etwa 13% der
Bevölkerung ist es nicht möglich einmal im Monat Freunde oder Verwandte zum Essen
einzuladen. Für 9% ist es nicht möglich neue Kleidung zu kaufen. Die Heizkosten sind für 8%
der TirolerInnen nicht leistbar und rund 12% sind mit Zahlungen im Rückstand. Personen mit
einem niedrigen Einkommen sind von Einschränkungen und finanziellen Problemen in
zentralen Lebensbereichen deutlich häufiger betroffen. Knapp 40% der Armutsgefährdeten
haben zumindest zwei Probleme im Bereich der finanziellen Deprivation. Von Personen die
über der Armutsgefährdungsschwelle liegen, sind zirka 15% vom Mindestlebensstandard
ausgeschlossen.
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Merkmale finanzieller Deprivation
TIROL Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in %
Finanziell depriviert 138.786 21 99.690 17 39.096 50
Haushalt kann sich nicht leisten.....
unerwartete Ausgaben zu tätigen 181.873 27 141.874 24 39.998 51
jeden 2. Tag Fleisch, Fisch zu essen 104.866 16 71.109 12 33.756* 43
Freunde zum Essen einzuladen 88.964 13 64.684 11 24.280* 31
Zahlungen rechtzeitig zu begleichen 78.096 12 63.369 11 10.342** 13
neue Kleider zu kaufen 59.020 9 34.663 6 24.357* 31
die Wohnung angemessen warm zu halten 56.282 8 45.807* 8 10.475** 13
notwendiger Arztbesuch 1)
/ / / / / /
Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen < 50 sind mit einem * gekennzeichnet
Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen zwischen 10 und 20 sind mit ** gekennzeichnet
1)
Fallzahl in der Stichprobe für eine Hochrechnung zu klein
armutsgefährdetnicht armutsgefährdetGesamt
Tabelle 11
Kombiniert man die Armutsgefährdung mit der finanziellen Deprivation ergibt sich eine, in
Tabelle 12 dargestellte, Matrix aus vier Armutslagen. Das Schema ist mit den Analysen der
Vorjahre identisch, die Werte sind jedoch aufgrund der beschriebenen Änderungen nicht
vergleichbar.
Nein Kein Mangel 73,3% (73,4%)
Mangelnde
Teilhabe
15,1% (14,2%)
Ja
Einkommens-
mangel
5,8% (6,4%)
Manifeste
Armut
5,8% (6,0%)
in Klammern: Österreich-Werte
Zusammenhang von Armutsgefährdung und finanzieller Deprivation in Tirol 2008
Armutsgefährdung 11,6% (12,4%)
Armutsgefährdung
durch niedriges
Einkommen
Nein Ja
Finanzielle Deprivation
Tabelle 12
Bei 5,8% der Tiroler Bevölkerung, das sind rund 39.100 Personen tritt ein niedriges
Einkommen zusammen mit finanzieller Deprivation auf. Da sich hier das niedrige
Einkommen auf die Lebenssituation auswirkt, wird von manifester Armut gesprochen. Bei
ebenso vielen TirolerInnen kann trotz niedrigem Einkommen kein Ausschluss aus zentralen
Lebensbereichen festgestellt werden. 101.795 Personen weisen einen Teilhabemangel auf,
obwohl ihr Einkommen oberhalb der Armutsgefährdungsschwelle liegt. Die restlichen rund
drei Viertel der Tiroler Bevölkerung sind nach diesen Definitionen von keinem Mangel
betroffen.
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Neben dem oben definierten Mindestlebensstandard können auch in anderen
Lebenssituationen Benachteiligungen auftreten. In der aktuellen Analyse werden diese
Benachteiligungen, mit einer Ausnahme, gleich wie in den Vorjahren definiert. Die
Ausnahme betrifft das Merkmal „kann sich nicht leisten Urlaub zu machen“. Dieses Merkmal
wird in dem Bereich der sekundären Benachteiligung berücksichtigt. Dies gilt nur für die
vorliegende Analyse der Tirol- Daten. Die Ergebnisse der sekundären Deprivation sind somit
nicht mit jenen der von STATISTIK AUSTRIA oder mit den in den Vorjahren publizierten
Ergebnissen vergleichbar.
Sekundäre Benachteiligung: Erzwungener Verzicht auf als erstrebenswert geltende Güter
(Urlaub machen, Internet, PC,DVD, usw.)
Mangelnde Teilhabe wird angenommen, wenn in diesen Bereichen mindestens drei der oben
genannten Probleme gleichzeitig auftreten.
Gesundheitliche Beeinträchtigung: Sehr schlechter Gesundheitszustand, chronische
Krankheit, usw.
Wohnungsprobleme: Kein Bad oder WC in der Wohnung, Schimmel oder
Feuchtigkeit, usw.
Probleme im Wohnumfeld: Lärmbelästigung, Verschmutzung, Kriminalität, usw.
Mangelnde Teilhabe gilt, wenn in diesen Bereichen mindestens zwei Probleme je Bereich
auftreten.
In Tabelle 13 sind die Ergebnisse nichtmonetärer Deprivation für Tirol zusammengefasst.
Aufgrund der kleinen Stichprobe konnten nicht alle Bereiche für Tirol untersucht werden. Da
sich in manchen Subgruppen eine sehr kleine Stichprobengröße ergibt, sollten diese Werte als
„Richtwerte“ mit großen Schwankungsbreiten verstanden und auch dementsprechend
interpretiert werden.
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Merkmale nichtmonetärer Deprivation
TIROL Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in %
Sekundäre Benachteiligung 21444* 3 15757* 3 5688** 7
Kann sich nicht leisten.....
Urlaub zu machen 209598 31 162274 27 47324 60
Internet 30142 4 24808 4 5334** 7
Geschirrspüler 26330 4 19852* 3 6478** 8
PKW 24006* 4 11060* 2 12947** 17
Gesundheitliche Beeinträchtigung 67894 10 57782 10 10112** 13
Stark beeinträchtigt durch.....
allgemeinen Gesundheitszustand 54070 8 47938 8 6132** 8
Chronisch krank 165706 25 136454 23 29252* 37
Behinderung 59052 9 49678 8 9374** 12
Wohnungsprobleme 1)
/ / / / / /
Feuchtigkeit 94576 14 81584 14 12992* 17
Probleme im Wohnumfeld 47317 7 40672 7 6645** 8
Lärmbelästigung 160795 24 144002 24 16792* 21
Luft-, Umweltverschmutzung 64780 10 58083 10 6696* 9
Kriminalität, Vandalismus 52641 8 48203 8 4438** 6
Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen < 50 sind mit einem * gekennzeichnet
Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen zwischen 10 und 20 sind mit ** gekennzeichnet
1)
Fallzahl in der Stichprobe für eine Hochrechnung zu klein
Gesamt nicht armutsgefährdet armutsgefährdet
Tabelle 13
Lesebeispiel anhand des Merkmals „ Kann sich nicht leisten Urlaub zu machen“:
31% aller Tiroler und Tirolerinnen geben an, es sich nicht leisten zu können Urlaub zu
machen. 27% aller nicht armutsgefährdeten TirolerInnen sowie 60% aller Armutsgefährdeten
können sich keinen Urlaub leisten.
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3 Subjektive Wahrnehmung der Lebenssituation in Tirol
Etwas mehr als drei Viertel der TirolerInnen, die in Mehrpersonenhaushalten leben, sind mit
ihrem Haushaltseinkommen zufrieden. Etwa 16% geben an mit dem Einkommen sehr
zufrieden zu sein. Nur rund 2% der befragten Personen sind mit dem Haushaltseinkommen
sehr unzufrieden.
Jeweils etwas mehr als zwei Drittel der Personen in Mehrpersonenhaushalten und in
Einpersonenhaushalten bekunden Zufriedenheit mit ihrem persönlichen Einkommen. Etwa
12% der TirolerInnen die in Mehrpersonenhaushalten leben, und rund 18% die in
Einpersonenhaushalten leben, sind mit ihrem persönlichen Einkommen sehr zufrieden. Sehr
unzufrieden mit ihrem persönlichen Einkommen zu sein geben etwa 7% der Personen in
Mehrpersonenhaushalten und rund 4% der Personen in Einpersonenhaushalten an.
Abbildung 12
97% aller Tiroler und Tirolerinnen geben an mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Knapp
40% der Tiroler Bevölkerung sind mit dem Verlauf ihres Lebens sehr zufrieden, und ebenso
viele stufen ihre Zufriedenheit mit dem Leben als ziemlich zufrieden ein. Rund 2% der
TirolerInnen sind mit ihrem Leben eher unzufrieden und 1% stufen ihren bisherigen
Lebensverlauf als sehr unzufrieden ein.
95% der TirolerInnen sind mit ihrer Wohnsituation zufrieden, fast die Hälfte der Bevölkerung
(46%) bewerten sie sogar als sehr zufrieden stellend. Lediglich 5% sind mit ihrer Wohnung
oder ihrem Wohnumfeld nicht zufrieden, rund 1% der Personen sind mit den
Wohnverhältnissen sehr unzufrieden.
Zufriedenheit m it dem
persönlichen
Einkom m en im
Mehrpersonenhaushalt
1%
7%
6%
30%
18%
26%
12%
Zufriedenheit m it dem
Haushaltseinkom m en im
Mehrpersonenhaushalt
16%
31%
31%
14%
6%
2%
Zufriedenheit m it dem
Haushaltseinkom m en im
Einpersonenhaushalt
18%
23%
19%27%
8%
4%1%
keine Angabe
Sehr unzufrieden
Ziemlich unzufrieden
Eher unzufrieden
Eher zufrieden
Ziemlich zufrieden
Sehr zufrieden
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Mit ihrer Hauptbeschäftigung sind knapp 90% der TirolerInnen zufrieden, zwei Drittel davon
sind sehr zufrieden, weitere zwei Drittel geben an mit ihrer Hauptbeschäftigung ziemlich
zufrieden zu sein. Knapp ein Zehntel der Personen sind mit ihrer Tätigkeit nicht zufrieden,
rund 1% sind damit sehr unzufrieden.
Abbildung 13
Zufriedenheit m it der
Wohnsituation
1%
2%
2%
37%
12%
46%
Zufriedenheit m it dem
Leben
39%
17%
41%
2%
0%
1%
Zufriedenheit m it der
Hauptbeschäftigung
2%
1%
3%22%
5%34%
33% keine Angabe
Sehr unzufrieden
Ziemlich unzufrieden
Eher unzufrieden
Eher zufrieden
Ziemlich zufrieden
Sehr zufrieden
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4 Armutsgefährdung und Armutslagen bei Kindern und Jugendlichen in
Tirol
4.1 Kinder und Jugendliche
Personen, die jünger als 16 Jahre sind, werden in der EU-SILC Erhebung nicht selbst befragt.
Zentrale Informationen über sie werden von deren Eltern bzw. den erwachsenen Personen, die
im selben Haushalt leben, erfragt. Die Abgrenzung des Erwachsenen- zum Kinder- und
Jugendalter wird in dieser Auswertung aber nicht strikt bei 16 Jahren vorgenommen. Je nach
Haushaltsform und Hauptaktivität der jungen Menschen kann diese Abgrenzung auch später
angesetzt werden. Wenn keine explizite Altersangabe angeführt wurde, umfasst der Begriff
Kinder in diesem Bericht auch sogenannte „abhängige“ Jugendliche von 16 bis 26 Jahren,
wenn sie selbst nicht erwerbstätig sind und noch im elterlichen Haushalt leben.6
4.2 Der Anteil der armutsgefährdeten Kinder in Tirol entspricht dem
Österreichschnitt
Von den 142.080 Kindern und abhängigen Jugendlichen unter 27 Jahren leben 20.064 in
12.772 armutsgefährdeten Haushalten. Dies entspricht einer Kinder-Armutsgefährdungsquote
von 14,1 % in Tirol. Das bedeutet, dass mehr als ein Viertel (26%) aller Armutsgefährdeten in
Tirol Kinder sind.
Österreichweit sind rund 264.432 von 1.780.075 Kindern und Jugendlichen in 146.363
armutsgefährdeten Haushalten von Armut bedroht, was einer Quote von 14,9% entspricht.
Jeder vierte Armutsgefährdete in Österreich (26%) ist ein Kind oder abhängiger Jugendlicher
unter 27 Jahren.7
Armutsgefährdung bei Kindern und abhängigen Jugendlichen unter 27 Jahren
absolut
Anteil an
Bevölkerung
absolut
Anzahl der
Haushalte *
Quote
Anteil an den gesamten
Armutsgefährdeten
Tirol 142.080 21% 20.064 12.772 14,1% 26%
Österreich 1.780.075 22% 264.432 146.363 14,9% 26%
Kinder und Jugendliche gesamt Armutsgefährdung
Tabelle 14
* Armutsgefährdete Haushalte mit Kindern und abhängigen Jugendlichen unter 27 Jahren.
6
Analog zur Voraussetzung für den Bezug von Familienbeihilfe
7
Hinweise zur Schwakungsbreite der Werte für Tirol finden sich im Anhang 1
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Eine etwas niedrigere Armutsgefährdung weisen in Tirol Kinder unter 16 Jahren auf. Von den
rund 113.955 Kindern im Alter von 0 bis 16 Jahren in Tirol sind 15.060 in 9.607 Haushalten
armutsgefährdet, was einer Armutsgefährdungsquote von 13,2 % entspricht. Knapp ein
Fünftel aller armutsgefährdeten Tiroler sind Kinder in diesem Altersbereich.
In Österreich leben knapp 206.399 Kinder unter 16 Jahren in rund 123.000 Haushalten deren
Einkommen unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle liegt. Das bedeutet, dass etwa 20 %
aller Armutsgefährdeten in Österreich Kinder unter 16 Jahren sind. Österreich weist eine
Armutsgefährdungsquote von 15,1 % bei den Kindern im Alter zwischen 0 und 16 Jahren auf.
Armutsgefährdung bei Kindern unter 16 Jahren
absolut
Anteil an
Bevölkerung
absolut
Anzahl der
Haushalte *
Quote
Anteil an den gesamten
Armutsgefährdeten
Tirol 113.955 17% 15.060 9.607 13,2% 19%
Österreich 1.370.070 17% 206.399 122.992 15,1% 20%
Kinder unter 16 Jahren Armutsgefährdung
Tabelle 15
* Armutsgefährdete Haushalte mit Kindern unter 16 Jahren
4.3 Finanzielle Deprivation und manifeste Armut bei Kindern und Jugendlichen
In Tabelle 12 sind die vier unterschiedlichen Lebenslagen von Kindern und abhängigen
Jugendlichen unter 27 Jahren dargestellt. Da aufgrund der kleinen Stichprobe die
Schwankungsbreite relativ hoch ist, sollten diese Werte dementsprechend als „Richtwerte“
verstanden und interpretiert werden.
Nein Ja
Armutsgefährdung Nein Nicht-Arm 77,2% (72,4%) Mangelnde Teilhabe 8,6% (12,8%)
durch niedriges
Einkommen
Ja Einkommensarmut 4,5% (7,6%) Manifeste Armut 9,6% (7,3%)
in Klammern: Österreich-Werte
Finanzielle Deprivation
Armutsgefährdung 14,1% (14,9%)
Armutslagen von Kindern und Jugendlichen in Tirol 2008
Tabelle 16
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Knapp 10% der Tiroler Kinder und Jugendlichen gelten als manifest arm. Dies bedeutet, dass
in den Haushalten in denen sie leben zu einem niederen Einkommen zusätzlich finanzielle
Deprivation auftritt. Ein im Vergleich mit dem Österreichschnitt ein etwas höherer Wert, der
jedoch auch mit Hinblick auf die geringe Stichprobe interpretiert werden muss. Zirka 4,5%
der Haushalte mit Kindern und wirtschaftlich abhängigen Jugendlichen, weisen ein niedriges
Einkommen auf, ohne jedoch einen finanziell bedingten Ausschluss in einem der zentralen
Lebensbedingungen hinnehmen zu müssen. Etwa 8,6% der Kinder und Jugendlichen befinden
sich oberhalb der Armutsgefährdungsschwelle, sind aber trotzdem in zumindest einem
zentralen Bereich von mangelnder Teilhabe betroffen. Die Werte sind aufgrund der neuen
Definition und Berechnungsmethodik nicht mit jenen vorjähriger Analysen vergleichbar.
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5 Verschuldung, Überschuldung und finanzielle Ausgrenzung in Tirol
In der EU-SILC Erhebung 2008 wurden im Rahmen eines Sondermoduls detaillierte Daten
zur finanziellen Lage der Haushalte erhoben, es ist somit möglich eine differenzierte Analyse
zur Verschuldung der Tiroler Haushalte durchzuführen.
Aufgrund der vielseitigen Verwendung der Begriffe Verschuldung und Überschuldung
existiert für diese keine einheitliche Definition. In diesem Bericht wird von Verschuldung
gesprochen, „wenn ein Haushalt Schulden hat“ (Streuli 2003, S. 294), das heißt, er sich
Fremdkapital bediente und dadurch Rückzahlungsverpflichtungen aufweist. Die
Überschuldung wird als Unterbegriff der Verschuldung verstanden und bedeutet eine
problematische Verschuldungssituation, die mit einer finanziellen Belastung der Haushalte
einhergeht. Überschuldung meint dann, „dass der monatlich freie verbleibende
Einkommensrest geringer ist als die zur Begleichung der monatlichen Verbindlichkeiten
notwendige Summe“ (Backert 2001, S. 243). Als Folge daraus entstehen dem Haushalt
Zahlungsrückstände, die als Merkmale in EU-SILC 2008 erhoben wurden. Weiters wurden
die Haushalte zu den finanziellen Schwierigkeiten und zur finanziellen Belastung befragt.
Mittels dieser Variablen ist es möglich, eine objektivquantitive und eine subjektive
Operationalisierung durchzuführen.
Es ergeben sich für den vorliegenden Bericht folgende Definitionen:
Verschuldung: Personen in Haushalten mit aktuellen Kreditverpflichtungen mit oder ohne
Kontokorrentkredit.
SchuldnerInnen: Personen in Haushalten mit aktuellen Kreditverpflichtungen, oder die
aktuelle Rückstände bei Zahlungen haben oder aktuell das Konto überzogen haben.
Überschuldung: Zahlungsrückstände aus finanziellen Gründen aktuell oder in den letzten 12
Monaten bei Kreditraten für Wohnungen oder Konsum oder bei laufenden Zahlungen wie
Miete, Betriebskosten, für Strom, Gas oder wenn fällige Rechnungen nicht rechtzeitig
beglichen werden können.
5.1 Verschuldung
Im Jahr 2008 lebten in Tirol rund 360.000 Peronen in 124.291 verschuldeten Haushalten.
Somit waren 53,5% der Wohnbevölkerung und 43,7% der gesamten Tiroler Haushalte
verschuldet. Addiert man noch die Zahl der Personen die ihr Konto überzogen haben, erhöht
sich die Zahl der verschuldeten TirolerInnen auf knapp 373.500, was gemessen an der
Gesamtbevölkerung einen Anteil von 55,4% bedeutet. In der weiteren Analyse wird von
Verschuldung gesprochen, wenn entweder Kreditverbindlichkeiten für Wohnraum, oder
Rückzahlungsverpflichtungen für einen Konsumkredit bestehen. Werden auch Personen mit
überzogenem Konto einbezogen, wird dies ausdrücklich erwähnt.
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
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49% der verschuldete Personen wiesen ein äquivalisiertes Personeneinkommen über dem
Medianeinkommen auf. Weniger als das Medianeinkommen hatten rund 51% aller
Verschuldeten zur Verfügung.
93% der TirolerInnen mit Schulden gelten als nicht armutsgefährdet, in 7% der Fälle treten
Verschuldung und Armutsgefährdung gemeinsam auf.
Am häufigsten verbreitet sind Kreditschulden auf Eigentum an Häusern bzw. Wohnungen.
Rund 59% aller Wohnungseigentümer (das entspricht 39% der Wohnbevölkerung) sind mit
Rückzahlungsverpflichtungen, den Wohnraum in dem sie leben betreffend, belastet.
Komsumkredite sind bei knapp 21% der TirolerInnen vorhanden und etwa 18% der Tiroler
Bevölkerung wiesen zum Befragungszeitpunkt ein überzogenes Bankkonto auf.
Innerhalb der Gruppe der Verschuldeten kann man zwischen Haushalten mit verschiedenen
Kreditverbindlichkeiten und Kombinationen unterschiedlicher Kreditarten differenzieren. Bei
etwas mehr als einem Viertel der verschuldeten Haushalte tritt eine Kombination von
verschiedenen Kreditarten auf, wobei rund 7% sowohl Wohnkredite, Konsumkredite und
Kontokorrentkredite gleichzeitig aufweisen.
Verschuldungsstruktur der Tiroler Haushalte
Wohnkredit
55%
Konsum &
Kontokorrentkredit
9%
Wohn &
Kontokorentkredit
7%
Wohn & Konsumkredit
3%
Wohn & Konsum &
Kontokorrentkredit
7%
Kontokorrentkredit
5%
Konsumkredit
14%
TirStat
Abbildung 14
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Hinweise über die Verschuldungswahrscheinlichkeit sowie den Liquiditätsbedarf einzelner
Gruppen liefert eine Aufschlüsselung der Verschuldungshäufigkeit nach
soziodemographischen Merkmalen.
Wie aus Tabelle 17 ersichtlich, lebten 2008 mehr als zwei Drittel der bis 19 jährigen Personen
in Tirol in verschuldeten Privathaushalten, was einem Anteil von rund 15% an der
Gesamtbevölkerung entspricht. Etwa 64% der TirolerInnen im Alter von 20 bis 39 Jahren
gelten laut verwendeter Definition als verschuldet. Rund 18% der Tiroler Bevölkerung im
Alter von 65 Jahren und älter (rund 3% der Gesamtbevölkerung) lebten in Haushalten mit
Rückzahlungsverpflichtungen.
Etwa 44% der TirolerInnen in verschuldeten Haushalten sind in Österreich geboren, 9%
weisen einen Migrationshintergrund auf. Knapp 63% der TirolerInnen mit
Migrationshintergrund leben in Haushalten mit Schulden. Von den in Österreich geborenen
Tirolerinnen und Tiroler leben etwa 52% in Haushalten mit Rückzahlungsverpflichtungen.
Die höchste Verschuldungswahrscheinlichkeit weisen Haushalte auf, in denen zwei
Erwachsene mit Kindern leben. 23% der Wohnbevölkerung und rund 43% aller
Verschuldeten in Tirol leben in solchen Haushalten mit Rückzahlungsverpflichtungen. Fast
drei Viertel aller Personen in Haushalten dieser Struktur gelten als verschuldet.
Soziodemographische Merkmale Personen
in % der
Bevölkerung
in % der
Verschuldeten
in % der
jeweiligen
Gruppe
Gesamt 360.367 53,5 100 53,5
Bis 19 Jahre 101.838 15,1 28,3 67,6
20 bis 39 Jahre 116.645 17,3 32,4 64,1
40 bis 64 Jahre 120.650 17,9 33,5 53,5
65 Jahre und älter 21.234* 3,1 5,9 18,3
Geburtsland
Österreicher 299.521 44,4 83,1 51,9
Ausländer 60.846 9,0 16,9 62,6
Staatsbürgerschaft
Österreicher 317.041 47,0 88,0 52,2
Nicht Österreich 43.326* 6,4 12,0 64,9
Haushalttyp
Einpersonenhaushalt 25.498* 3,8 7,1 25,5
Alleinerzieher 14.266* 2,1 4,0 47,0
2 Erwachsene ohne Kinder 53.719 8,0 14,9 37,5
2 Erwachsene mit Kindern 155.399 23,0 43,1 74,2
3 u. mehr Erwachsene ohne Kinder 71.770 10,6 19,9 60,3
3 u. mehr Erwachsene mit Kindern 39.715 5,9 11,0 55,1
Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen < 50 sind mit einem * gekennzeichnet
Kreditverbindlichkeiten in Tirol (Personen in Privathaushalten)
Tabelle 17
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5.2 Finanzielle Schwierigkeiten
In Tirol geben hochgerechnet laut EU-SILC 2008 rund 47% der Haushalte an, zumindest
immer wieder in kleinere finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Bei 22% der Tiroler
Haushalte sind diese Schwierigkeiten eher schwerwiegend. Der Anteil der betroffenen
Personen, die in Haushalten mit finanziellen Schwierigkeiten leben, beläuft sich auf knapp
50%. Etwa 74% der armutsgefährdeten Personen in Tirol sind mit finanziellen Problemen
konfrontiert. Fast 14% der Tiroler Bevölkerung bekunden, schwere finanzielle
Schwierigkeiten in den letzten fünf Jahren gehabt zu haben, das sind in etwa ein Fünftel aller
SchuldnerInnen. 40% aller SchuldnerInnen und beinahe ein Viertel aller armutsgefährdeten
Personen in Tirol gaben an niemals in finanzielle Schwierigkeiten geraten zu sein. Die
folgende Abbildung gibt einen Überblick über das Auftreten von finanziellen Schwierigkeiten
in Tirol.
Auftreten von finanziellen Schwierigkeiten in Tirol
(Personen in Haushalten)
13,810,625,249,6 19,810,529,040,4 17,518,637,423,5
0
10
20
30
40
50
60
Nie Immer wieder kleinere Schwere liegen mehr als
5 Jahre zurück
Schwere in den letzten 5
Jahren
in%
in % der Bevölkerung in % der SchuldnerInnen in % der Armutsgefährdeten
TirStat
Abbildung 15
Zwei Drittel der Tiroler Bevölkerung mit Migrationshintergrund, das sind knapp 10% der
gesamten Tiroler Bevölkerung, sind mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert. In der
Gruppe der im Ausland geborenen SchuldnerInnen geben rund 72% an finanzielle
Schwierigkeiten zu haben.
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Etwa 47% der in Österreich geborenen TirolerInnen weisen finanzielle Schwierigkeiten auf,
das sind rund 40% der gesamten Tiroler Bevölkerung. Von den in Österreich geborenen
Tiroler SchuldnerInnen haben 57% zumindest immer wieder kleinere finanzielle Probleme.
Etwa vier Fünftel der AlleinerzieherInnen in Tirol weisen laut EU-SILC 2008 finanzielle
Schwierigkeiten auf. Dies entspricht einem Anteil von 3,6% an der Tiroler Wohnbevölkerung.
Zwei Drittel der Personen die in Haushalten mit drei und mehr Erwachsenen ohne Kinder
leben sind mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert, ein Anteil von 11,6% an der
gesamten Tiroler Bevölkerung. Am meisten Personen (14,7%), gemessen an der
Wohnbevölkerung, die finanzielle Schwierigkeiten aufweisen, leben in Haushalten die die
Struktur „zwei Erwachsene mit Kindern aufweisen“.
Soziodemographische Merkmale
Personen
insgesamt
darunter
Schuldner/
Innen
in % der
Bevölkerung
in % der
Schuldner/
Innen
in % der
jeweiligen
Gruppe
Gesamt 335.049 222.722 49,7 59,4 49,7
Geburtsland
Österreicher 270.409 178.420 40,1 47,6 46,9
Ausländer 64.639 44.302* 9,6 11,8 66,5
Staatsbürgerschaft
Österreicher 285.947 187.564 42,4 50,0 47,1
Nicht Österreich 49.102 35.158* 7,3 9,4 73,6
Haushalttyp
Einpersonenhaushalt 42.855 18.313* 6,4 4,9 42,9
Alleinerzieher 24.596* 17.697* 3,6 4,7 81,0
2 Erwachsene ohne Kinder 59.206 30554 8,8 8,1 41,3
2 Erwachsene mit Kindern 99.105 82801 14,7 22,1 47,3
3 u. mehr Erwachsene ohne Kinder 78.160 55.113* 11,6 17,7 65,7
3 u. mehr Erwachsene mit Kindern 31.127* 18.243* 4,6 4,9 43,2
Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen < 50 sind mit einem * gekennzeichnet
Personen mit finanziellen Schwierigkeiten
Tabelle 18
Zur Bewältigung der finanziellen Schwierigkeiten stehen den Haushalten verschiedene
Möglichkeiten offen. Rund 39% der Personen in Haushalten mit immer wieder kleineren,
oder in der Vergangenheit ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten haben mindestens einmal
von Verwandten oder Bekannten Geld als Hilfestellung erhalten (geschenkt oder geliehen).
Knapp 42% der SchuldnerInnen lösten ihre finanziellen Probleme mit Hilfe von
Geldinstituten. Etwa 43% der Personen in Haushalten mit finanziellen Schwierigkeiten
konnten die Situation durch das Verwenden von Ersparnissen die für Lebenshaltungskosten
gedacht waren, klären. Lediglich 1,5% nahmen zur Problemlösung Beratungsstellen in
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
Raumordnung - Statistik
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Anspruch8
. Rund 23% der SchuldnerInnen mit finanziellen Schwierigkeiten konnten ihre
Probleme, zumindest mit den angeführten Strategien, nicht bewältigen.
5.3 Überschuldung
Können bzw. konnten Kreditrückzahlungen für Wohnungen oder Konsum aktuell oder in den
letzten 12 Monaten, laufende Zahlungen für Wohnnebenkosten oder fällige Rechnungen nicht
rechtzeitig beglichen werden, kann dies als problematische Verschuldungssituation des
Haushalts oder der Personen in den betroffenen Haushalten verstanden werden. Im
allgemeinen spricht man beim Auftreten einer solchen Situation von Überschuldung.
Rund 12% der Tiroler Bevölkerung lebten in Haushalten die zum Befragungszeitpunkt oder in
den vorangegangenen 12 Monaten zumindest einmal Zahlungsrückstände aufwiesen. Konkret
handelte es sich in 6% der Fälle um Personen die einmalig mit einer Zahlung in Verzug
gerieten, die anderen 6% waren mindestens zweimal mit Zahlungen im Rückstand. Etwa
27.000 Personen in Tiroler Haushalten, das entspricht 4% der Wohnbevölkerung, gerieten mit
Zahlungen für die laufenden Wohnnebenkosten in Zahlungsrückstand. Knapp 2% der
TirolerInnen konnten sich die Zahlungen für Wohnraumschaffung nicht leisten, bei rund
48.000 Personen (7%) sind sonstige Kredite oder Rechnungen offen.
Knapp 6% der Tiroler Wohnbevölkerung geben an, dass sich deren Zahlungsrückstände auf
mehr als ein Drittel des gesamten verfügbaren Haushaltseinkommens beläuft.
Während bei jenem Viertel der TirolerInnen mit dem höchsten äquivalisierten
Personeneinkommen rund 8% Zahlungsrückstände aufweisen, ist der Anteil bei den
armutsgefährdeten Personen mit knapp 19% mehr als doppelt so hoch.
Fast ein Drittel (32%) der Tiroler Wohnbevölkerung mit Migrationshintergrund kann seinen
Rückzahlungsverpflichtungen nicht fristgerecht nachkommen bzw. aktuelle Zahlungen nicht
leisten. Personen mit Migrationshintergrund weisen somit ein 3,5 mal so hohes Risiko auf, in
eine problematische finanzielle Situation zu kommen, als Personen die in Österreich geboren
sind.
8
Aufgrund der sehr kleinen Fallzahl in der Stichprobe ist dieser Anteil mit Vorsicht zu betrachten.
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Personen
in % der
Wohn-
bevölkerung
Personen
in % der
Wohn-
bevölkerung
Gesamt 82.478 12,2 748.303 9,1
davon
einmaliger Zahlungsrückstand 39.996 5,9 257.214 3,1
zweimaliger Zahlungsrückstand 42.482 6,3 491.089 6,0
darunter
Rückstand für Wohnraumbeschaffung 13.023 1,9 111.598 1,4
Rückstand für laufende Wohnnebenkosten 27.153 4,0 447.414 5,4
Rückstand für sonstige Kredite oder Rechnungen 48.366 7,2 456.246 5,5
Rückstand ist größer als
1/3 des verfügbaren Haushaltseinkommen 39.194 5,8 281.801 3,4
Migrationshintergrund Personen
in % der
jeweiligen
Gruppe
Personen
in % der
jeweiligen
Gruppe
im Ausland geboren 31.166 32,0 189.906 16,3
in Österreich geboren 51.312 8,9 558.397 7,9
Rückstände unter ... Personen
in % der
jeweiligen
Gruppe
Personen
in % der
jeweiligen
Gruppe
jenen 25% der Personen mit dem höchsten Einkommen 12.944 8,2 73.376 3,6
armutsgefährdeten Personen 14.724 18,8 203.936 20,0
Zahlungsrückstand (aktuell oder in den letzten 12 Monaten)
Tirol Österreich
Tabelle 19
18% oder rund 123.000 Menschen in Tirol leben in Haushalten in denen mindestens ein
Haushaltsmitglied sein Konto überzogen hat. Während in der Gruppe der einkommensstarken
Personen etwa 11% einen negativen Kontostand aufweisen, sind es bei den armutsgefährdeten
TirolerInnen mit knapp 22% doppelt so viele. Mit fast 35% gibt es den höchsten Anteil an
Personen mit Kontoüberziehungen bei den TirolerInnen mit Migrationshintergrund. 15% der
in Österreich geborenen Tiroler und Tirolerinnen verzeichnen ebenfalls einen negativen
Kontostand.
Bei 21% der Personen in Tirol die ihr Konto überzogen haben, liegt die Höhe des
Überziehungsbetrags bei weniger als einem Drittel des verfügbaren Einkommens, bei 40%
liegt dieser Bertrag zwischen 33% und 100% des gesamten verfügbaren
Haushaltseinkommens. Knapp 39% der Kontoüberzieher weisen einen negativen Kontostand
auf, der die Summe des monatlich verfügbaren Haushaltseinkommens übersteigt.
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
Raumordnung - Statistik
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Abbildung 16
5.4 Finanzielle Exklusion
Finanzielle Exklusion bedeutet, keinen oder nur erschwerten Zugang zu
Finanzdienstleistungen in einer Gesellschaft zu haben. Durch den Ausschluss von finanziellen
Dienstleistungen können Personen bzw. Personengruppen daran gehindert werden (zumindest
wird es ihnen erschwert), ein dem durchschnittlichen Lebensstandard eines Landes
entsprechendes Leben zu führen (vgl. European Commission 2008, S. 9). Das Führen eines
Basiskontos gilt in diesem Zusammenhang als zentral. Kein Konto zu besitzen erschwert es,
Gehalt oder andere Einkünfte zu empfangen, Zahlungen durch Überweisungen zu tätigen
(Opportunitätskosten bei einzelnen Zahlungen mittels Zahlschein) sowie Geld für geplante
Ausgaben zu sparen.
Als weitere Indikatoren zur finanziellen Ausgrenzung wurde im Rahmen der EU-SILC-
Befragung zum einen die „Nicht-Leistbarkeit“ einer Haushaltsversicherung, zum anderen der
Zugang zu adäquaten Kreditmöglichkeiten gewählt (vgl. Armutsgefährdung in Österreich,
EU-SILC 2008 Eingliederungsindikatoren, Statistik Austria im Auftrag des BMASK).
Etwa 1,2% der Wohnbevölkerung leben in Tirol in Haushalten die kein Konto besitzen. Rund
6% der TirolerInnen wohnen in Haushalten ohne Haushaltsversicherung, wobei allerdings nur
bei etwas mehr als 2,2% finanzielle Gründe für den Nichtabschluss einer Versicherung
ausschlaggebend waren. Eine Einschränkung der Kreditmöglichkeiten kann auch darin
besteheh, dass der Zugang zu einer Kreditkarte verwehrt wird. In Tirol leben mehr als 42%
Tirol Österreich
Anteil der Personen m it negativem Kontostand nach der Höhe des Überziehungsbetrages
38,8%
7,5%
40,1%
13,5%
w eniger als 10% mehr als 10% - w eniger als 33%
mehr als 33% - w eniger als 100% mehr als 100%
TirStat
30,0%
36,8%
21,7%
11,5%
..... Prozent der Personen mit negativem Kontostand haben ihr Konto um ..... des verfügbaren
Haushaltseinkommen überzogen
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
Raumordnung - Statistik
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der Personen in Haushalten ohne Kreditkarte, österreichweit sind es 47%. Der Nicht-Besitz
einer Kreditkarte beruht aber großteils auf anderen Gründen und hat für die finanzielle
Ausgrenzung keine Bedeutung. Nicht ganz 5,5% der Tiroler Bevölkerung leben in Haushalten
die einen nötigen Konsumkredit nicht in Anspruch nehmen, da sie Angst haben ihre derzeitige
finanzielle Situation zu verschlechtern, oder die Kreditraten nicht zurückbezahlen könnten.
Etwa 0,9% der Wohnbevölkerung gehören zu Haushalten, denen ein nötiger Konsumkredit
von den Banken verweigert wurde.
Eine detailiertere Auswertung zur finanziellen Exklusion ist aufgrund der geringen Fallzahlen
für Tirol nicht seriös durchführbar.
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
Raumordnung - Statistik
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Literatur
Backert, W. (2001). Armutsrisiko: Überschuldung, in: Barlösius, E./Ludwig-Mayerhofer, W.
(Hrsg.): Die Armut der Gesellschaft. Opladen. S. 243 – 261.
Die Armutskonferenz, European Anti Poverty Network (2008). Armut in Europa, Aktuelle
Daten und Fakten der Europäischen Union, www.armutskonferenz.at – www.eapn.eu .
European Commission (2008). Financial Service Provision and Prevention on Financial
Exclusion.
European Commission (2010). Mitteilung der Kommission, Europa 2020, Eine Strategie für
intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum.
Guger, A./Marterbauer, M. (2004). Die langfristige Entwicklung der Einkommensverteilung
in Österreich, Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung im Auftrag des
Bundesministeriums für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz.
Kaiser, M./Stadler, M. (2009). Einkommen und Armut in Tirol. Ergebnisse aus EU-SILC
2007. Amt der Tiroler Landesregierung. Innsbruck.
Statistik Austria (2009). Armutdgefährdung in Österreich, Band 2, EU-SILC 2008
Eingliederungsindikatoren.
Streuli, E. (2003). In Ermangelung finanzieller Ressourcen: Privatverschuldung in der
Schweiz. In: Swiss Journal of Sociology, Jg. 29, Heft 2. Zürich. S. 293 – 317.
Till-Tentschert, U./Weiss, H. (2008). Merkmale deprivierter Lebensführung in Österreich.
Armutslagen und Chancen für Eingliederung in Österreich. Arbeitspapier 1. Wien.
Townsend, P. (1979). Poverty in the United Kingdom. A Survey of Household Ressources
and Standards of Living. Berkeley, University of California.
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
Raumordnung - Statistik
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Anhang 1
In den folgenden Tabellen sind die individuellen Armutsgefährdungsquoten mit den
Standardfehlern, sowie den 95% Konfidenzintervallen für Tirol und Österreich enthalten. Zur
Berechnung der Standardfehler siehe die methodischen Erläuterungen in Anhang 2.
Individuelle Arnutsquoten mit Standardfehler und 95% - Konfidenzintervall
Tirol
Individuelle Merkmale Armutsquote Standardfehler KI_unten KI_oben
Geburtsland Österreich 11,11 1,50 8,18 14,05
Geburtsland nicht Österreich 12,68 4,32 4,21 21,16
Frauen 13,47 1,85 9,83 17,10
Männer 9,57 1,71 6,21 12,93
ledig 9,42 2,23 5,05 13,79
verheirated, zusammen lebend 9,01 1,84 5,41 12,62
verwitwet 23,75 9,55 5,04 42,47
geschieden 16,54 8,65 -0,41 33,49
Erwerbstätige Personen 5,49 1,24 3,06 7,92
Nicht erwerbstätig 22,99 3,71 15,71 30,27
Pensionisten 17,25 2,96 11,45 23,04
Jünger 15 Jahre 13,49 4,39 4,89 22,10
Jünger 20 Jahre 11,68 3,15 5,50 17,85
Älter 14 und jünger 65 Jahre 10,18 1,57 7,09 13,26
Älter 65 Jahre 15,42 3,66 8,25 22,60
Pflichtschulabschluss o. Lehre 20,30 3,80 12,85 27,75
Pflichtschulabschluss m. Lehre 12,04 2,18 7,77 16,31
Haushalt mit Pension(en) 13,30 2,79 7,83 18,76
Haushalt ohne Pension(en) 10,74 2,04 6,74 14,74
Einpersonenhaushalt 21,47 6,82 8,11 34,84
Haushalt ohne Kinder 6,54 1,88 2,85 10,23
Haushalt mit Kindern 8,77 2,51 3,85 13,69
Haushalte mit einem Kind 4,83 3,52 -2,07 11,72
Haushalte mit zwei Kindern 11,30 4,00 3,46 19,15
Haushalte mit mehr als zwei Kindern 9,25 8,49 -7,39 25,89
Alleinerzieher/Innen 49,18 27,85 -5,41 103,77
Gesamt 11,60 1,64 8,38 14,83
Kinder in Armutsgefährdung 14,12 3,34 7,57 20,67
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
Raumordnung - Statistik
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Österreich
Individuelle Merkmale Armutsquote Standardfehler KI_unten KI_oben
Geburtsland Österreich 9,75 0,41 8,94 10,55
Geburtsland nicht Österreich 18,21 1,04 16,17 20,25
Frauen 13,45 0,55 12,37 14,53
Männer 11,21 0,51 10,21 12,21
ledig 11,39 0,63 10,15 12,62
verheirated, zusammen lebend 10,08 0,54 9,03 11,14
verwitwet 17,33 1,40 14,58 20,07
geschieden 16,10 1,53 13,10 19,10
Erwerbstätige Personen 6,65 0,40 5,87 7,43
Nicht erwerbstätig 19,87 0,94 18,04 21,71
Pensionisten 12,72 0,72 11,32 14,13
Jünger 15 Jahre 15,31 1,18 13,00 17,63
Jünger 20 Jahre 14,88 0,98 12,95 16,81
Älter 14 und jünger 65 Jahre 11,04 0,47 10,12 11,97
Älter 65 Jahre 14,92 0,99 12,98 16,87
Pflichtschulabschluss o. Lehre 21,97 1,02 19,97 23,96
Pflichtschulabschluss m. Lehre 9,43 0,53 8,38 10,47
Haushalt mit Pension(en) 11,50 0,73 10,06 12,93
Haushalt ohne Pension(en) 12,75 0,64 11,49 14,01
Einpersonenhaushalt 19,64 1,05 17,59 21,70
Haushalt ohne Kinder 7,92 0,59 6,75 9,09
Haushalt mit Kindern 11,99 0,83 10,36 13,61
Haushalte mit einem Kind 9,36 0,98 7,45 11,28
Haushalte mit zwei Kindern 10,44 1,21 8,07 12,82
Haushalte mit mehr als zwei Kindern 20,05 2,52 15,12 24,98
Alleinerzieher/Innen 28,92 5,15 18,83 39,00
Gesamt 12,36 0,50 11,39 13,33
Kinder in Armutsgefährdung 14,86 0,98 12,93 16,78
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
Raumordnung - Statistik
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Anhang 2
Methodische Erläuterungen
Armutsgefährdungsschwelle: RPT
60 % des nationalen verfügbaren Medianeikommens
5,0
ˆ*6,0 YRPT =
Armutsgefährdungsquote: RPR
Prozentanteil der Personen die unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle liegen an der
gesamten Untersuchungsgruppe.
100∗=
∑
∑
Sk
k
Sk
k
w
I
RPR
ε
ε
wobei
k.......... .Index der Untersuchungseinheit
kw ........Gewichtung der Untersuchungseinheit
5,0
ˆY .......Median des ferfügbaren Einkommens
S............Ausgewählte Subgruppe
1 if ky < RPT
kI =
0 sonst
Varianzberechnung der Zielvariable y :
U: Gesamtbevölkerung mit Größe N (bekannte Größe)
s1: Stichprobe der Haushalte mit Größe n (einfache Zufallsstichprobe)
s2: Stichprobe der Haushalte, die tatsächlich teilgenommen haben, mit Größe r
y: Zielvariable (linearisierte und über die Haushalte aggregierte Variable)
πi: Wahrscheinlichkeit, dass Haushalt i in der Stichprobe vorkommt
πij: Wahrscheinlichkeit, dass Haushalte i und j in der Stichprobe gemeinsam vorkommen
pi: geschätzte Wahrscheinlichkeit, dass Haushalt i tatsächlich teilgenommen hat
pij: geschätzte Wahrscheinlichkeit, dass Haushalte i und j tatsächlich teilgenommen haben
f = n/N = Stichprobenanteil
S2
: die Streuung von y in der Gesamtbevölkerung U
Der Varianzschätzer lautet: ( ) ∑∈
−
⋅
π
+⋅
−
⋅=
2si
2
i
i
2
i
2
i22
p
p1y
Sˆ
n
f1
NYˆVˆ
Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010
Raumordnung - Statistik
45/45
( )
⎥
⎥
⎦
⎤
⎢
⎢
⎣
⎡
−⎟
⎟
⎠
⎞
⎜
⎜
⎝
⎛
⋅⋅−⋅⎟
⎠
⎞
⎜
⎝
⎛
−⋅= ∑∑∑ ∈∈∈ 222
2
2
2
22
2
2
2 11111
si i
i
si i
i
si i
i
p
y
p
y
Np
y
NN
S
ππ
wobei:
• π = n/N = πi für alle i
• π(2)
= n(n-1)/N(N-1) = πij für alle unterschiedlichen i und j
Standardfehler : ( ) ( )YVYSE ˆˆˆ =
Linearisierung der Zielvariable y:
für die Armutsgefährdungsquote
⎥⎦
⎤
⎢⎣
⎡ −<−−<= ).)
.
Yk(I(y
.,.
R..,.p)Y.kI(y
N
y .i 50
50
ˆ
5060
ˆ605060
ˆˆ60
1
50
und
).Y(f
).Y.(f
.,.R
50
ˆˆ
50
ˆ60ˆ
5060
ˆ =
0.6,0.5p ist der geschätzte Anteil von Einheiten mit einem Einkommen unterhalb von
0.5Yˆ0.6 , )0.5Yˆ6.0kI(y < ist eine binäre Variable mit dem Wert 1, wenn 0.5Yˆ6.0ky <
und 0 sonst, )0.5Yˆ
kI(y < ist eine binäre Variable mit dem Wert 1, wenn 0.5Yˆ
ky < und
0 sonst, )0.5Yˆ(0.6fˆ und )0.5Yˆ(fˆ sind die geschätzen Dichtewerte von Y im Punkt
0.5Yˆ0.6 und im Punkt 0.5Yˆ .
Schätzung der Dichtefunktion bzw. des Dichtewertes )0.5Yˆ(0.6fˆ und )0.5Yˆ(fˆ :
∑=
⎟
⎟
⎠
⎞
⎜
⎜
⎝
⎛ −
=
n
i
i
h
YY
K
nh
Yf
1
5.0
5.0
ˆ6.01
)ˆ6,0( und ∑=
⎟
⎟
⎠
⎞
⎜
⎜
⎝
⎛ −
=
n
i
i
h
YY
K
nh
Yf
1
5.0
5.0
ˆ1
)ˆ(
mit
2
)5.0exp(
2
1
)( zzK −=
π
und 2.0
13
79.0
n
QQ
hopt
−
=
0.5Yˆ ..........äquivalisiertes Medianeinkommen
0.5Yˆ0.6 ......Armutsgefährdungsschwelle
i
Yˆ ..............äquivalisiertes Haushaltseinkommen der Person i

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Einkommen und Armut in Tirol 2008

  • 1. 22001100 Einkommen und Armut in Tirol Ergebnisse aus EU-SILC 2008 Europäisches Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung
  • 2. Herausgeber:Amt der Tiroler Landesregierung Raumordnung - Statistik Bearbeitung: MMag. Mario Stadler Redaktion: Mag. Manfred Kaiser Adresse: Landhaus 2 Heiliggeiststraße 7-9 6020 Innsbruck Telefon: 508 / 3622 Telefax: 508 / 3605 e-mail: raumordnung.statistik@tirol.gv.at http://www.tirol.gv.at/statistik Nachdruck - auch auszugsweise - ist nur mit Quellenangabe gestattet Umschlagfoto: Europäische Union
  • 3. INHALTSVERZEICHNIS Seite Vorwort 1 1 – Einkommen und Lebensstandard 3 1.1 Erläuterungen zu den EU-SILC Erhebungen 3 1.2 Entstehung, Entwicklung und Verteilung des Haushaltseinkommens in Tirol und Österreich 3 1.3 Verfügbares Einkommen vs. Äquivalenzeinkommen 8 1.4 Bestimmung des Lebensstandards durch das Äquivalenzeinkommen 9 1.5 Verteilung des äquivalisierten Haushaltseinkommens 9 1.6 Mittleres Haushaltseinkommen pro Jahr in Tirol: 17.767 Euro 13 1.7 Verteilung des Äquivalenzeinkommens von Tiroler Haushalten mit und ohne Kindern 14 1.8 Äquivalisiertes Personeneinkommen nach Haushaltstypen 14 2 Armutsgefährdung und Deprivation 16 2.1 Die einkommensbezogene Armut 16 2.2 Armutsgefährdung nach soziodemographischen Merkmalen 20 2.3 Working Poor 21 2.4 Finanzielle Deprivation und benachteiligte Lebensführung 22 3 Subjektive Wahrnehmung der Lebenssituation in Tirol 27 4 Armutsgefährdung und Armutslagen bei Kindern und Jugendlichen in Tirol 29 4.1 Kinder und Jugendliche 29 4.2 Der Anteil der armutsgefährdeten Kinder in Tirol entspricht dem Österreichschnitt 29 4.3 Finanzielle Deprivation und manifeste Armut bei Kindern und Jugendlichen 30
  • 4. 5 Verschuldung, Überschuldung und finanzielle Ausgrenzung in Tirol 32 5.1 Verschuldung 32 5.2 Finanzielle Schwierigkeiten 35 5.3 Überschuldung 37 5.4 Finanzielle Exklusion 39 Literatur 41 Anhang 1 42 Anhang 2 44
  • 5. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 1/45 Vorwort Die Europäische Kommission hat das Jahr 2010 zum Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung erklärt. Unter dem Motto „Armut darf nicht sein!“ soll in der gesamten EU die Eindämmung der Armut, von der jeder sechste Europäer betroffen ist, in den Mittelpunkt gerückt werden. Der Kommissionspräsident Josè Manuel Barroso erklärte in diesem Zusammenhang, „Die Bekämpfung der Armut und der sozialen Ausgrenzung ist ein wichtiger Teil der Krisenbewältigung. Zu oft werden die Schwächsten der Gesellschaft am Härtesten von einer Rezession getroffen. Deshalb sollte das Europäische Jahr 2010 als Katalysator für die Sensibilisierung und für die Schaffung einer Dynamik dienen, die zum Aufbau einer integrativeren Gesellschaft beiträgt.“ Vladimìr Spidla, EU- Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Chancengleichheit, ergänzte: „ Für jeden sechsten Europäer ist es ein täglicher Kampf, finanziell über die Runden zu kommen, und Armut kann jeden von uns treffen, ebenso wie unsere Gesellschaften im Ganzen. Zwar setzen die meisten Maßnahmen zur Armutsbekämpfung auf nationaler Ebene an, doch drei Viertel der Europäer erwarten sich auch Hilfe von der EU. Durch das Europäische Jahr rückt das Thema Armut auf der Tagesordnung ganz nach oben, so dass die Länder Europas den Kampf gegen Armut und soziale Ausgrenzung gemeinsam und mit vereinten Kräften führen können.“ Derzeit leben in Europa etwa 79 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze (einer Schwelle, die bei 60% des Medianeinkommens des Landes in dem sie leben, angesetzt wird) und gelten daher als armutsgefährdet. Dies sind 16% der europäischen Bevölkerung. Einer von zehn Europäern lebt heute in einem Haushalt, in dem niemand arbeitet und für 8% der Europäer genügt eine Arbeitsstelle nicht, um der Armut zu entkommen. Kinder sind in den meisten Mitgliedsstaaten besonders stark von Armut betroffen. Die Armutsgefährdungsrate von Kindern im Alter von 9 bis 17 Jahren liegt in Europa bei 19%, also etwa 19 Millionen Kindern. Das größte Armutsrisiko betrifft AlleinerzieherInnen- Haushalte und Haushalte mit abhängigen Kindern. Die Armutsrate für AlleinerzieherInnenhaushalte mit einem Kind liegt im europäischen Schnitt bei 33%. Auch junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 Jahren (18%) und jene, die älter als 65 Jahre sind (19%) sind überdurchschnittlich von Armut bedroht. Ältere Frauen sind mit 21% deutlich stärker betroffen als Männer mit 16% ( vgl. Die Armutskonferenz, European Anti Poverty Network 2008). Diese alarmierenden Zahlen schlagen sich auch deutlich in der öffentlichen Meinung nieder. In einer Eurobarameter- Umfrage zum Thema Armut sehen 73% der Europäer Armut als verbreitetes Problem in ihrem Land, 89% fordern, dass ihre Regierung rasch etwas dagegen unternimmt und 74% erwarten, dass auch die EU hier eine maßgebliche Rolle spielen soll.
  • 6. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 2/45 Das Europäische Jahr 2010 soll das Bewusstsein für die Ursachen und Folgen der Armut in Europa schärfen, und zwar sowohl bei den Schlüsselakteuren wie Regierungen und Sozialpartnern als auch in der breiten Öffentlichkeit. Die Europäische Union hat in ihrer Strategie EUROPA 2020 die Leitinitiative „Europäische Plattform zur Bekämpfung der Armut“ verankert. Ziel dieser Initiative ist die Gewährleistung des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts. Aufbauend auf dem derzeitigen Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung sollen das Bewusstsein um die Grundrechte der Menschen, die unter Armut und Ausgrenzung leiden, geschärft und ihre Anerkennung gefördert werden, damit sie in Würde leben und aktiv an der Gesellschaft teilhaben können. Auf EU- Ebene übernimmt die Kommission folgende Aufgaben (siehe European Komission 2010, S. 23): • die offene Koordinierung im Bereich der gesellschaftlichen Integration und des sozialen Schutzes zu einer Plattform für Kooperation, gegenseitige Kontrolle und den Austausch bewährter Verfahren sowie zu einem Instrument zur Förderung des Engagements öffentlicher wie privater Träger im Kampf gegen gesellschaftliche Ausgrenzung zu machen und konkrete Maßnahmen zu ergreifen, wozu auch eine gezielte Unterstützung durch Strukturfonds, insbesondere den ESF (Europäischer Sozial Fond), zählt. • Programme zu konzipieren und durchzuführen, mit denen soziale Innovationen für die Schwächsten der Gesellschaft gefördert werden sollen, u. a. durch eine innovative allgemeine und berufliche Bildung und Beschäftigungsmöglichkeiten für benachteiligte Gruppen, gegen Diskriminierung (z.B. Behinderter) vorzugehen und eine neue Agenda für die Integration von Migranten zu erarbeiten, damit diese ihr Potential voll nutzen können. • Angemessenheit und Nachhaltigkeit der Systeme der sozialen Sicherung und der Altersvorsorge zu prüfen und Möglichkeiten eines besseren Zugangs zur Gesundheitsversorgung zu erkunden. Die Mitgliedsstaaten wiederum sind aufgefordert, • die kollektive und individuelle Verantwortung Aller im Kampf gegen Armut und soziale Ausgrenzung zu fördern. • Maßnahmen zu konzipieren und durchzuführen, die den besonderen Umständen bestimmter, besonders gefährdeter gesellschaftlicher Gruppen (wie Alleinerziehende, ältere Frauen, Minderheiten, Roma, Behinderte, Obdachlose) gerecht zu werden. • ihre Systeme der sozialen Sicherung und der Altersvorsorge so auszubauen, dass eine angemessene Einkommensstützung und der Zugang zur Gesundheitsversorgung gewährleistet sind. Es bleibt zu Hoffen, dass all diese Bemühungen und Initiativen im Kampf gegen Armut und soziale Ausgrenzung in naher Zukunft Früchte tragen werden, denn jede Volkswirtschaft wird unter anderem auch am Umgang mit ihern Armen und sozial schwachen Mitgliedern gemessen.
  • 7. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 3/45 Einkommen und Armut in Tirol Ergebnisse einer Analyse der EU-SILC Erhebungen 20081 1 Einkommen und Lebensstandard 1.1 Erläuterungen zu den EU-SILC Erhebungen EU-SILC (Statistics on Income and Living Conditions) bezeichnet eine Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen von Privathaushalten in Europa. Sie bildet eine wichtige Grundlage für die Europäische Sozialstatistik. In Österreich wurde EU-SILC erstmals 2003 als einmalige Querschnittserhebung von STATISTIK AUSTRIA durchgeführt. Mit 2004 begann eine integrierte Längs- und Querschnittserhebung – das heißt, jeweils rund drei Viertel der Haushalte werden auch im Folgejahr wieder befragt, ein Viertel der Stichprobe kommt jährlich neu dazu. Grundlage für die Stichprobe ist eine reine Zufallsauswahl aus dem zentralen Melderegister. Alle Personen eines Haushalts ab 16 Jahren werden persönlich befragt. Zusätzlich werden grundlegende Informationen zu Kindern erhoben, womit sich auf Bundesebene ein umfassendes Bild der Einkommens- und Lebenssituation von Menschen in österreichischen Haushalten zeichnen lässt. Stichprobengröße nach Haushalten und Personen Personen Personen unter 16 16 Jahre und Insgesamt Jahren älter Österreich 2008 5.711 2.676 10.955 13.631 Tirol 2008 448 217 848 1.065 Personen Haushalte befragt Tabelle 1 1.2 Entstehung, Entwicklung und Verteilung des verfügbaren Haushaltseinkommen in Tirol und Österreich Auf Grundlage der Daten aus der EU-SILC–Erhebung 2008 kann auf das verfügbare Einkommen der Tiroler Haushalte hochgerechnet werden. Als Einkommenszeitraum gilt jeweils das Vorjahr, in der Erhebung EU-SILC 2008 also das Jahr 2007. Die Berechnung des verfügbaren Haushaltseinkommens wird in folgender Weise durchgeführt: 1 Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2008
  • 8. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 4/45 Erwerbseinkommen aus unselbständiger und selbständiger Erwerbstätigkeit + Kapitalerträge ( Zinsen und Dividenden) = Markteinkommen brutto + Pensionen (Eigen- und Hinterbliebenenpensionen) = Primäreinkommen brutto + Sozialtransfers ( Arbeitslosengeld, Familienleistungen, Wohnbeihilfen ...) = Brutto-Einkommen - Steuern und Sozialabgaben = Netto-Einkommen +/- regelmäßige Privattransfers ( Alimente, Unterhaltszahlungen, ...) = verfügbare Haushaltseinkommen Rund 240.200 Haushalte erwirtschaften in Tirol ein Markteinkommen von zirka 9,4 Mrd. Euro. Das Bruttoeinkommen der 285.000 Haushalte beläuft sich auf etwa 13,4 Mrd. Euro, nach Abzug der Sozialversicherungsbeiträge und der Einkommenssteuer ergibt sich ein Nettoeinkommen von 9,62 Mrd. Euro der Tiroler Haushalte. Nach Einrechnung des Saldos aus den Privattransfers ergibt sich ein durchschnittliches verfügbares Einkommen der Tiroler Haushalte von 9,59 Mrd. Euro, etwa um 189 Mio. Euro höher als das Markteinkommen. In etwa 1,7 Mrd. Euro wenden die Tiroler Haushalte für Wohnen auf, was das verfügbare Haushaltseinkommen nach Abzug dieser Kosten auf 7,9 Mrd. Euro reduziert. Dividiert man die Wohnkosten durch die Zahl der Haushalte errechnet sich ein durchschnittlicher Aufwand fürs Wohnen der Tiroler Haushalte von 6.261 Euro jährlich. In der folgenden Übersicht sind die Einkommen dargestellt, sowie die jeweiligen Medianwerte für die Haushalte berechnet. Einkommen der Tiroler Haushalte Anzahl der Haushalte in 1.000 Median - 50% haben weniger als ... arithmetisches Mittel Summe ( in Mrd. Euro) Markteinkommen brutto 240 32.886 39.134 9,401 Primäreinkommen brutto 278 36.345 44.678 12,429 Brutto Einkommen 285 38.735 47.070 13,400 Netto Einkommen 285 28.749 33.813 9,626 verfügbares Einkommen 285 28.724 33.687 9,590 Verfügbares Einkommen nach Wohnkosten 268 23.867 29.472 7,912 Tabelle 2 In Österreich erreichen etwa 3 Mio. Haushalte ein Bruttomarkteinkommen von 116,4 Mrd. Euro. Berücksichtigt man die Pensionszahlungen und die Sozialtransfers ergibt sich für die knapp 3,6 Mio. Haushalte ein Bruttoeinkommen von 164,7 Mrd. Euro. Nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben verbleibt ein Nettoeinkommen von 120,9 Mrd. Euro. Das verfügbare Haushaltseinkommen beträgt in Österreich rund 120,7 Mrd. Euro. Der Wohnaufwand beläuft sich in Österreich auf zirka 21,4 Mrd. Euro, was in etwa 6.298 Euro jährlichen Wohnkosten pro Haushalt entspricht. Das verfügbare Einkommen der rund 3,4 Mio. Haushalte nach Abzug dieser Kosten beträgt in etwa 99,3 Mrd. Euro.
  • 9. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 5/45 Einkommen der Österreichischen Haushalte Anzahl der Haushalte in 1.000 Median - 50% haben weniger als ... arithmetisches Mittel Summe ( in Mrd. Euro) Markteinkommen brutto 2.998 31.625 38.825 116,4 Primäreinkommen brutto 3.457 35.308 44.066 152,3 Brutto Einkommen 3.563 37.689 46.242 164,7 Netto Einkommen 3.563 28.660 33.928 120,9 verfügbares Einkommen 3.566 28.592 33.838 120,7 Verfügbares Einkommen nach Wohnkosten 3.398 23.937 29.234 99,3 Tabelle 3 Der Median des Markteinkommens der Tiroler Haushalte liegt laut EU-SILC 2008 für das Erhebungsjahr 2007 bei 32.886 Euro, österreichweit bei 31.625 Euro. Das verfügbare Einkommen der Haushalte ist im Median in Tirol und Österreich mit 28.724 Euro bzw. 28.592 Euro ähnlich hoch. Die Entwicklung der Einkommen in den letzten Jahren zeigt, dass das Markteinkommen in Tirol einen leicht steigenden Trend aufweist, während der Österreichschnitt relativ konstant verläuft. Der Median des verfügbaren Haushaltseinkommens zeigt ebenfalls über die Jahre einen leichten Aufwärtstrend, in Tirol ist er verglichen mit der EU-SILC 2007 Erhebung jedoch leicht gesunken. Der Grund dafür liegt nicht in den Umverteilungsprozessen durch Steuern und Sozialtransfers, sondern ist in der allgemeinen Einkommensverteilung zu finden, wie im folgenden Abschnitt genauer erläutert wird. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Markteinkommen und der verfügbaren Haushaltseinkommen für Tirol und Österreich, in Tabelle 4 sind die Ergebnisse tabellarisch dargestellt. Entwicklung von Markteinkommen und verfügbaren Einkommen in Tirol und Österreich 25.000 26.000 27.000 28.000 29.000 30.000 31.000 32.000 33.000 34.000 2005 2006 2007 2008 Euro Markteinkommen Tirol verfügbares Einkommen Tirol Markteinkommen Österreich verfügbares Einkommen Österreich TirStat Abbildung 1
  • 10. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 6/45 Markteinkommen verfügbares Einkommen Markteinkommen verfügbares Einkommen 2005 30.563 26.141 31.791 27.915 2006 29.966 28.038 31.637 27.371 2007 31.047 29.012 31.285 27.971 2008 32.886 28.724 31.625 28.592 Jahr Tirol Österreich Median - 50% haben weniger als ... Tabelle 4 Ein weiterer interessanter Aspekt der Haushaltseinkommen ist deren Verteilung. Ein Maß zur Messung der Konzentration der Einkommen ist der sogenannte GINI- Koeffizient. Bei Gleichverteilung, das heißt, jeder Haushalt würde das gleiche Einkommen erzielen, beträgt dieser Koeffizent 0 %, bei maximaler Konzentration, das heißt ein Haushalt würde über das gesamte Tiroler Einkommen verfügen beträgt der Gini-Koeffizient 100%. Für das Markteinkommen errechnet sich in Tirol ein Gini-Koeffizient von 50,2%, nach Hinzurechnung der Pensionen reduziert er sich auf 39,1%. Bei Berücksichtigung der Sozialtransfers sowie der Steuern und Sozialabgaben ergibt sich ein Koeffizient von 34,3% für das Nettoeinkommen, was im Vergleich zum Primäreinkommen einer gleicheren Verteilung entspricht. Der Abzug der Wohnkosten lässt die Ungleichverteilung wieder ansteigen, diese haben somit einen negativen Umverteilungseffekt. Gini-Koeffizienten für die Verteilung der Haushaltseinkommen in Tirol 38,1 34,034,3 38,139,1 50,2 0 10 20 30 40 50 60 Markteinkommen brutto Primäreinkommen brutto Brutto Einkommen NettoEinkommen verfügbares Einkommen Verfügbares Einkommennach Wohnkosten GiniKoeffizientin% TirStat Abbildung 2
  • 11. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 7/45 Die Gini- Koeffizienten der Einkommen in Österreich weisen eine etwas schwächere Konzentration auf als in Tirol, was bedeutet, dass die Einkommen österreichweit geringfügig gleichmäßiger auf die Haushalte verteilt sind als in Tirol. Gini-Koeffizienten für die Verteilung der Haushaltseinkommen in Österreich 48,3 38,4 36,9 33,6 33,4 37,3 0 10 20 30 40 50 60 Markteinkommen brutto Primäreinkommen brutto Brutto Einkommen NettoEinkommen verfügbares Einkommen Verfügbares Einkommennach Wohnkosten GiniKoeffizientin% TirStat Abbildung 3 Die Abbildung 4 zeigt die Entwicklung des verfügbaren Einkommens und die Veränderung der Verteilung des verfügbaren Einkommens auf die Haushalte in Tirol. Der in der Abbildung hellgrau dargestellte Bereich repräsentiert das aufgrund der Hochrechnung von der Stichprobe resultierende 95%ige Konfidenzintervall. Von der EU-SILC Erhebung 2005 zur Erhebung 2008 kann eine permanente Steigerung der Konzentration des Einkommens festgestellt werden. Das bedeutet, dass sich die Summe aller verfügbaren Einkommen in Tirol immer ungleichmäßiger auf die einzelnen Haushalte verteilt. Diese Tatsache impliziert den leichten Rückgang des verfügbaren Medianeinkommens der Tiroler Haushalte.
  • 12. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 8/45 Abbildung 4 1.3 Verfügbares Einkommen vs. Äquivalenzeinkommen Wie unter Punkt 1.2 bereits erörtert, versteht man unter dem verfügbaren Haushaltseinkommen die Summe aller Primäreinkommen, das sind Einkommen aus unselbständiger und selbständiger Erwerbstätigkeit sowie Einnahmen aus Kapitalbesitz der im Haushalt lebenden Personen, zuzüglich aller empfangenen Transferleistungen (z.B. Arbeitslosengeld, Kindergeld, Karenzgeld, Renten infolge Krankheit/Unfall/Invalidität,...), abzüglich Steuern und Sozialleistungen. Das Äquivalenzeinkommen (oder auch äquivalisiertes Haushaltseinkommen) geht zwar vom verfügbaren Einkommen aus, setzt dieses Einkommen aber mit festgelegten Gewichtungs- faktoren in Relation zur Anzahl und Alter der im Haushalt lebenden Personen. Nähere Hinweise dazu liefert Kapitel 1.4. Da sich dieser Bericht mit den Einkommensverhältnissen von Haushalten beschäftigt, beziehen sich die folgenden Ausführungen ausschließlich auf das Äquivalenzeinkommen. Entw icklung des verfügbaren Haushaltseinkom m en sow ie dessen Verteilung in Tirol 24.000 25.000 26.000 27.000 28.000 29.000 30.000 31.000 32.000 2005 2006 2007 2008 Euro 30,0 30,5 31,0 31,5 32,0 32,5 33,0 33,5 34,0 34,5 GINI-Koeffizientin% TirStat verfügbares Einkommen Konfidenzintervall 95% Einkommensverteilung
  • 13. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 9/45 1.4 Bestimmung des Lebensstandards durch das Äquivalenzeinkommen EU-SILC gewährt vor allem Einblicke in die Einkommenssituation der befragten Haushalte und Personen. Doch erst eine Gegenüberstellung des jeweiligen Bedarfs eines Haushaltes und dessen verfügbaren Ressourcen geben näherungsweise Auskunft über den Lebensstandard der Haushaltsmitglieder. Es gibt verschiedene statistische Methoden, den bedarfsgewichteten Ressourcenzugang bzw. das äquivalisierte Haushaltseinkommen zu bestimmen. Die üblichen Analysen gehen dabei von der Annahme aus, dass alle Personen, die in einem gemeinsamen Haushalt leben, in selber Weise am gesamten verfügbaren Einkommen partizipieren und dieses Einkommen somit den individuellen Ressourcenzugang definiert. Der tatsächliche Ressourcenbedarf ist empirisch schwer feststellbar. Konsumausgaben hängen sehr stark von persönlichen Präferenzen ab und gehen meist über den Mindestbedarf hinaus. In Publikationen und Studien zu diesem Thema wird der Ressourcenbedarf fast immer über konventionell festgelegte Bedarfsgewichte (Äquivalenzskalen) festgelegt. Dabei wird davon ausgegangen, dass größere Haushalte weniger Einkommen benötigen als mehrere Einpersonenhaushalte. Die Gewichtungsfaktoren unterscheiden sich teilweise, abhängig vom angenommenen Einsparungspotential (Elastizität). In dieser Arbeit wird die so genannte EU- Skala angewendet, die im Folgenden kurz erläutert wird. Eine allein lebende, erwachsene Person erhält den Wert 1, der als Referenzpunkt (Konsum- äquivalente) gilt. Dieser setzt sich zusammen aus dem Fixbedarf für den Haushalt (Gewicht: 0,5) und dem Fixbedarf für die erste Person (Gewicht: 0,5). Der unterstellte Ressourcenbedarf steigt mit jedem weiteren Erwachsenen um eine halbe Konsumäquivalente und jedes weitere Kind unter 14 Jahren wird mit 0,3 Konsumäquivalenten gewichtet. Zur Verdeutlichung der Berechnung des Einkommensbedarfes sind in Tabelle 2 einige Berechnungsbeispiele dargestellt. Das Äquivalenzeinkommen ergibt sich somit durch Division des verfügbaren Haushaltseinkommens durch die jeweilige Konsumäquivalente des Haushaltes. Fixbedarf des Bedarf für Bedarf für Haushaltes Erwachsene Kinder Gesamtbedarf Einpersonenhaushalt 0,5 0,5 0,0 1,0 AlleinerzieherIn mit 2 Kindern 0,5 0,5 0,6 1,6 Familie mit 1 Kind 0,5 1,0 0,3 1,8 Beispiele zur Berechnung des Einkommensbedarfs ( in Konsumäquivalenten) Tabelle 5 1.5 Verteilung des äquivalisierten Haushaltseinkommens Die Lorenzkurve in Abbildung 5 zeigt die Verteilung des äquivalisierten Haushaltseinkommens in Tirol im Vergleich zu Österreich. Die Diagonale repräsentiert eine hypothetische Situation, in der das Einkommen vollkommen gleichmäßig auf die Haushalte verteilt ist (beispielsweise würden 50% der Haushalte genau 50% des gesamten Einkommens erzielen). Je weiter die Kurve von dieser Diagonale entfernt ist, desto stärker ist das
  • 14. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 10/45 Einkommen konzentriert. Wie bereits in Kapitel 1.2 für die anderen Einkunftsarten, zeigen die in den Diagrammen angegebenen Gini-Koeffizienten das Ausmaß der Konzentration als statistische Größe. Je näher deren Werte bei 100 % liegt, desto ungleicher ist das Einkommen verteilt. Ein weiterer Indikator der Aufschluss über die Verteilung des äquivalisierten Einkommens gibt und häufig für internationale Vergleiche herangezogen wird, ist die so genannte S80/S20 Quote. Diese Quote setzt das obere Quintil der Verteilung mit dem unteren Quintil in Relation und gibt Auskunft darüber, um wieviel mal höher das durchschnittliche Einkommen jener 20% der Bevölkerung mit den höchsten Einkommen, gegenüber jenen 20% mit dem gerinsten Einkommen ist. Lorenzkurve des äqivalisierten Personeneinkommens in Tirol 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % der Bevölkerung %desEinkommens Gini - Coeff. 24,5% TirStat S80/S20 3,60 Lorenzkurve des äquivalisierten Personeneinkommen in Österreich 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % der Bevölkerung %desEinkommens Gini - Coeff. 25,7% S80/S20 3,70 Abbildung 5 Die Verteilung des äquivalisierten Haushaltseinkommens in Tirol entspricht weitgehend jener Gesamtösterreichs. Graphisch dargestellt bedeutet dies, dass die Kurve für Österreich nahezu deckungsgleich mit der Tiroler Kurve verläuft. Rechnerisch lässt sich diese Aussage durch die ähnlichen Gini-Koeffizienten belegen. Das bedeutet, das äquivalisierte Einkommen ist in Tirol – im Unterschied zum verfügbaren Einkommen - sogar etwas „gerechter“ (im Sinne von „weniger Haushalte besitzen einen größeren Anteil am Gesamteinkommen“) auf die Haushalte verteilt als in Österreich. Dies ist auf die leicht unterschiedliche Haushaltsstruktur in Tirol im Vergleich zum Österreichschnitt zurückzuführen. Während in Haushalten, die ein Einkommen über dem Medianwert aufweisen, in Tirol durchschnittlich mehr Personen leben als im österreichischen Durchschnitt, ist die durchschnittliche Haushaltsgröße in Haushalten, die weniger als das Medianeinkommen zur Verfügung haben, kleiner als im Österreichschnitt. Durch die Äquivalisierung resultiert daraus eine gleichmäßigere Verteilung des Personeneinkommens der in Tirol lebenden Haushaltsmitglieder. Das Einkommen von den 20% der Bevölkerung mit dem höchsten Einkommen ist in Tirol etwa 3,6 Mal höher als jenes der 20% mit dem geringsten Einkommen. Österreichweit ist dieses Verhältnis rund 3,7.
  • 15. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 11/45 Im europäischen Vergleich ist das äquivalisierte Haushaltseinkommen der TirolerInnen deutlich gleicher verteilt, als der Durchschnitt der BürgerInnen der 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Die Gleichheit der Einkommensverteilung betreffend, liegt Tirol im europäischem Spitzenfeld, wie beide Verteilungsindikatoren zeigen. Betrachtet man den GINI- Koeffizienten weisen lediglich Slowenien, die Slowakei und Schweden eine gleichere Verteilung auf, Norwegen, Ungarn, Dänemark und die Tschechische Republik verzeichnen die selben GINI- Koeffizienten wie Tirol, wobei Norwegen eine etwas höhere S80/S20 Qoute aufweist und die Tschechsche Republik eine geringfügig niedrigere. Abbildung 6 zeigt die Verteilungsindikatoren auf europäischer Ebene.
  • 16. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 12/45 Internationale Einkommensverteilung EU-SILC 2008 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Lettland Bulgarien Portugal Rumänien Litauen Vereinigtes Königreich Griechenland Polen Europäische Union (27 Länder) Estland Spanien Italien Deutschland (einschließlich ex-DDR seit 1991) Irland Belgien Frankreich Zypern Luxemburg (Grand-Duché) Niederlande Malta Island Österreich Finnland Tschechische Republik Dänemark Ungarn Norwegen TIROL Slowakei Schweden Slowenien Gini- Koeffizient in % 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 S80/S20 - Quote Gini- Koeffizient S80/S20- Quote TirStat Abbildung 6
  • 17. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 13/45 In Abbildung 7 ist ein Vergleich der Verteilungsindikatoren mit früheren EU-SILC Erhebungen dargestell. Es wird darauf hingewiesen, dass sich aufgrund der kleinen Stichproben für Tirol größere statistische Schwankungsbreiten ergeben als auf Österreichebene. Ein längerfristiger leichter Aufwärtstrend der Konzentration der Einkommen wird allerdings in mehreren wissenschaftlichen Unersuchungen festgestellt. Der positive Umverteilungseffekt durch direkte Steuern und Transfers des Sozialstaates hat jedoch zur Folge, dass sich die Ungleichheit des äquivalisierten Nettohaushaltseinkommens nur geringfügig ausweitet ( vgl. Guger/Marterbauer 2004, S. 38) Entwicklung der Verteilung des äquivalisierten Haushaltseinkommen 23 24 24 25 25 26 26 27 2005 2006 2007 2008 Gini-Koeffizientin% 2,80 3,00 3,20 3,40 3,60 3,80 4,00 S80/S20Quote Gini- Koeffizient Tirol Gini- Koeffizient Österreich S80/S20 Quote Tirol S80/S20 Quote ÖsterreichTirStat Abbildung 7 1.6 Mittleres Haushaltseinkommen pro Jahr in Tirol: 18.767 Euro Im Untersuchungszeitraum liegt der Median des äquivalisierten Einkommens in Tirol bei 18.767 Euro jährlich. D.h. 50 % der Haushalte verdienen mehr, 50 % verdienen weniger als 18.767 Euro. Das mediane Äquivalenzeinkommen in Österreich beträgt € 19.011. Das durchschnittliche Haushaltseinkommen liegt in Tirol um knapp 1,3 % unter dem Österreichschnitt. Im Jahre 2007 lag dieser Unterschied bei rund 2,0 %, und im Jahre 2006 lag er noch bei rund 7,7%. Das äquivalisierte Haushaltseinkommen stieg in Tirol von 2007 auf 2008 um rund 5% und in Österreich um zirka 4,2%.2 2 Das 95%ige Vertrauensintervall des jährlichen Tiroler Haushaltseinkommen erstreckt sich von 17.836 bis 19.698 Euro. Der Österreichschnitt liegt im Intervall von 18.699 und 19.322 Euro.
  • 18. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 14/45 1.7 Verteilung des Äquivalenzeinkommens von Tiroler Haushalten mit und ohne Kindern In Tabelle 4 ist die Verteilung der Einkommen getrennt nach Haushalten mit und ohne Kinder dargestellt. Äquivalisiertes Haushaltseinkommen in Tirol der Haushalte ohne Kinder ...haben weniger als ... € Einkommen jährlich 1/12 d. Einkommens Personen 10% 11.215 935 37.277 25% 14.814 1.235 91.268 50% 18.886 1.574 183.636 75% 25.626 2.136 272.489 90% 30.031 2.503 326.570 Äquivalisiertes Haushaltseinkommen in Tirol der Haushalte mit Kindern ...haben weniger als ... € Einkommen jährlich 1/12 d. Einkommens Personen 10% 10.726 894 30.224 25% 13.894 1.158 73.203 50% 18.749 1.562 178.299 75% 23.109 1.926 242.141 90% 32.492 2.708 328.345 Äquivalisiertes Haushaltseinkommen in Tirol gesamt ...haben weniger als ... € Einkommen jährlich 1/12 d. Einkommens Personen 10% 10.949 909 67.832 25% 14.587 1.168 168.630 50% 18.767 1.490 337.881 75% 24.785 1.928 506.247 90% 31.061 2.613 607.905 Verteilung der Einkommen nach Haushalten mit oder ohne Kinder Tabelle 6 Das jährliche Medianeinkommen von Personen in Haushalten mit Kindern ist gegenüber der EU-SILC Erhebung 2007 um fast € 2.000 gestiegen und ist nahezu gleich hoch wie in Haushalten ohne Kinder. 1.8 Äquivalisiertes Personeneinkommen nach Haushaltstypen – Alleinerzieher sind benachteiligt. Beim äquivalisiertem Personeneinkommen erreichen Haushalte ohne Kinder mit Abstand das größte Einkommen. Knapp über 7.600 € weniger im Jahr erreichen AlleinerzieherInnen und weisen somit das niedrigste Äquivalenzeinkommen der hier untersuchten Haushaltstypen auf.
  • 19. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 15/45 Äquivalenzeinkommen Personen Haushalte mit 1 Kind 20.324 92.518 Haushalte ohne Kinder 19.581 262.457 Haushalte mit 2 Kindern 19.577 133.689 Haushalte mit Kindern 18.749 311.885 Haushalte mit 3 Kindern 16.217 43.368 Einpersonenhaushalt 15.483 99.843 Alleinerzieher 11.575 30.351 Medianes äquivalisiertes Einkommen nach Haushaltstypen (€ pro Jahr) Tabelle 7 Äquivalenzeinkommen nach Haushaltstypen in Tirol 0 4.000 8.000 12.000 16.000 20.000 24.000 Haushalte mit 1 Kind Haushalte ohne Kinder Haushalte mit 2 Kindern Haushalte mit Kindern Haushalte mit 3 Kindern Einpersonenhaushalt Alleinerzieher Einkommen in €/Jahr TirStat Abbildung 8
  • 20. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 16/45 2 Armutsgefährdung und Deprivation Armutsgefährdung wird normalerweise über das Einkommen definiert. Internationale Konventionen legen fest, dass Menschen, die weniger als 60% des Median- Äquivalenzeinkommens zur Verfügung haben, als armutsgefährdet gelten. Diese Festlegung der Armutsgefährdungsschwelle ermöglicht vergleichbare Statistiken auf EU-Ebene. Der Anteil jener Personen an der Gesamtzahl der Untersuchungseinheit, deren Einkommen niedriger als dieser Schwellenwert ist, wird als Armutsgefährdungsquote bezeichnet. Wichtig: Weder die Armutsgefährdungsquote noch die Armutsgefährdungsschwelle sagen etwas über das Ausmaß an Armut aus, dem die betroffenen Personen ausgeliefert sind. Kritisch ist anzumerken, dass bei Fokussierung auf einen eindimensionalen Parameter bei der Erfassung eines multidimensionalen Phänomens wie Armut verschiedene Lebenslagen und Bedürfnisse, die Möglichkeiten des Einzelnen mit den vorhandenen Ressourcen zu wirtschaften, sowie Vermögen oder Verschuldung nicht berücksichtigt werden. Diese Analyse versucht daher, Armut nicht nur direkt über das Einkommen zu definiert, sondern auch nichtmonetäre Indikatoren zur direkten Erfassung benachteiligter Lebenssituationen, hier als Deprivation bezeichnet, miteinzubeziehen. 2.1 Die einkommensbezogene Armut - Die „Schwelle“ für einen Einpersonenhaushalt liegt bei € 11.407 pro Jahr Abbildung 9 zeigt die Eckdaten der Armutsgefährdung in Tirol. Im Jahre 2008 lag der Median des Äquivalenzeinkommens bei 18.767 €. Das österreichweite äquivalisierte Medianeinkommen liegt – wie bereits dargestellt - mit € 19.011 jährlich etwas höher als in Tirol. Im Sinne der o.g. 60 %-Schwelle errechnet sich daraus eine Armuts- gefährdungsschwelle für einen Einpersonenhaushalt von € 11.407 pro Jahr (= € 951/Monat)3 . Dieser Wert dient in weiterer Folge auch für das Bundesland Tirol als Referenzwert. Um die unterschiedlichen Haushaltsstrukturen miteinander vergleichen zu können, werden die im Haushalt lebenden Personen nach einer EU-weiten Skala gewichtet. Jede weitere Person ab 14 Jahren erhält ein Gewicht von 0,5, Kinder unter 14 Jahren ein Gewicht von 0,3 Konsumäquivalenten. Um nicht als armutsgefährdet zu gelten, müssen die Haushalte damit die in Tabelle 6 als Armutsgefährdungsschwelle angegebenen Einkommensgrenzen übersteigen. Das tatsächlich aus der Stichprobe hochgerechnete Median- Haushaltseinkommen, das je nach Haushaltstyp erreicht wurde, ist ebenfalls in Tabelle 6 dargestellt. 3 Monatswert entspricht 1/12 des Jahreswertes
  • 21. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 17/45 Haushaltstyp pro Jahr pro Monat pro Jahr pro Monat Einpersonenhaushalt 11.407 951 15.483 1.290 1 Erwachsener + 1 Kind 14.829 1.236 16.089 1.341 2 Erwachsene 17.111 1.426 31.107 2.592 2 Erwachsene + 1 Kind 20.533 1.711 36.631 3.053 2 Erwachsene + 2 Kinder 23.955 1.996 35.510 2.959 2 Erwachsene + 3 Kinder 27.377 2.281 41.484 3.457 Armutsgefährdungsschwelle für unterschiedliche Haushaltsgrößen und das tatsächlich erreichte Haushaltseinkommen (Basis: 60 % des Medianeinkommens) errechnetes mittleres Haushaltseinkommen Armutsgefährdungsschwelle Einkommen (in €) Tabelle 8 Gemessen am österreichischen Medianeinkommen und im Hinblick auf die gewählte Definition von Armut sind in Tirol ca. 78.238 Personen (11,6 % der Wohnbevölkerung) als armutsgefährdet zu bezeichnen, in Österreich sind es in Summe ca. 1.018.472 Personen, was einem Anteil von 12,4 % der Wohnbevölkerung entspricht. Das mittlere Einkommen aller armutsgefährdeten Personen in Tirol liegt bei 10.247 €. Je niedriger das Einkommen jener Menschen ist, die unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle liegen, desto größer wird die so genannte Armutsgefährdungslücke. Das ist die Differenz zwischen dem Durchschnittseinkommen der Armutsgefährdeten und der Armutsgefährdungs- schwelle. Die Armutsgefährdungslücke bietet eine Möglichkeit, das Ausmaß an Armut in Zahlen auszudrücken, denn je größer diese Lücke ist, desto niederer ist das Durchschnittseinkommen aller von Armut betroffenen Personen eines Landes. Die Armutsgefährdungslücke beträgt im Jahr 2008 in Tirol ca. 10,2 %. Mit anderen Worten verfügt die Hälfte der armutsgefährdeten TirolerInnen über ein Äquivalenzeinkommen von weniger als 89,8 % der Armutsgefährdungsschwelle (siehe Abb. 9). Im Jahr 2007 lag die Armutsgefährdungslücke noch bei 13,7% was bedeudet, dass die Hälfte der armutsgefährdeten TirolerInnen weniger als 86,3% der Armutsgefährdungsschwelle an Äquivalenzeinkommen verfügten. Von 2005 bis 2008 ist die Armutsgefährdungslücke in Tirol permanent gesunken, während österreichweit ein solcher Trend nicht feststellbar ist (siehe Abbildung 10).
  • 22. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 18/45 Armutsgefährdung 2008 in Tirol € 10.247 € 19.011 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 14.000 16.000 18.000 20.000 Medianeinkommen insgesamt EURO Medianeinkommen Armutsgefährdete Armutsgefährdungsschwelle 11.407 € (1/12 = 951 €) 60% des Medians TirStat Armutsgefährdungs- lücke (10,2%) Abbildung 9 Entwicklung der Armutsgefährdungslücke in Tirol 10,213,714,014,6 15,317,315,415,3 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 2005 2006 2007 2008 in% Tirol ÖsterreichTirStat Abbildung 10 Im Vergleich mit Österreich und anderen EU-Mitgliedsstaaten schneidet Tirol hinsichtlich der Armutsgefährdungslücke sehr gut ab. Kein Mitgliedsstaat der Europäischen Union weist eine so niedrige Armutsgefährdungslücke auf. Am höchsten ist die Lücke beispielsweise in Rumänien mit 32 % und Lettland mit 29%. Am niedrigsten ist sie europaweit in Österreich, Island und den Niederlanden mit rund 15 %. Im Durchschnitt der EU- 27 Länder beträgt die Armutsgefährdungslücke rund 22%.4 Die positiv formulierte Botschaft an dieser Stelle lautet daher: „Auch wenn es Länder gibt, in denen ein geringerer Prozentsatz der Einwohner von Armut betroffen ist, so ist das Ausmaß an Armut nirgends so gering, wie in Österreich bzw. in Tirol.“ 4 Quelle: Eurostat, EU-SILC 2008
  • 23. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 19/45 Internationale Armutsgefährdung EU-SILC 2008 0 5 10 15 20 25 30 35 Lettland Rumänien Bulgarien Spanien Griechenland Litauen Estland Italien Vereinigtes Königreich Portugal Europäische Union (27 Länder) Polen Zypern Irland Malta Belgien Deutschland (einschließlich ex-DDR seit 1991) Finnland Frankreich Luxemburg (Grand-Duché) Slowenien Schweden Dänemark Ungarn TIROL Österreich Slowakei Norwegen Niederlande Island Tschechische Republik Armutsgefährdungsquote 0 5 10 15 20 25 30 35 Armutsgefährdungslücke Armutsgefährdungsquote Armutsgefährdungslücke TirStat Abbildung 11
  • 24. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 20/45 2.2 Armutsgefährdung nach soziodemographischen Merkmalen In den folgenden Tabellen sind die Armutsgefährdungsquoten und die hochgerechnete Zahl der jeweils betroffenen Bevölkerung nach soziodemographischen Merkmalen für das Bundesland Tirol (Tabelle 9) sowie für Österreich (Tabelle 10) dargestellt. Individuelle Merkmale Einkommen (€ / Jahr) Personen < 60% des EK Armutsgefährdungs- quote (in %) Geburtsland Österreich 19.577 51.449 11 Geburtsland nicht Österreich 16.217 26.789 13* Frauen 18.429 47.435 14 Männer 19.150 30.803 10 Ledig 19.192 17.136 9* Verheiratet, zusammen lebend 19.576 25.899 9* Verwitwet 14.788 10.845 24** Geschieden 16.800 6.465 17** Erwerbstätige Personen 19.600 16.735 6* Nicht erwerbstätig 16.939 25.932 23* Pensionisten 16.690 25.286 17* Jünger 15 Jahre 17.646 14.323 14* Jünger 20 Jahre 18.027 17.600 12* Älter 14 und jünger 65 Jahre 18.982 46.000 10* Älter 65 Jahre 16.900 17.035 15* Pflichtschulabschluss o. Lehre 15.878 25.954 20* Pflichtschulabschluss m. Lehre 18.373 23.080 12* Haushalt mit Pension(en) 16.212 30.323 13* Haushalt ohne Pension(en) 19.192 47.915 11* Einpersonenhaushalt 15.483 21.439 22* Haushalte ohne Kinder 19.581 17.175 7* Haushalte mit Kindern 18.982 24.697 9** Haushalte mit einem Kind 20.324 4.465 5 Haushalte mit zwei Kindern 19.577 15.112 11* Haushalte mit mehr als zwei Kindern 16.217 5.119 9** Alleinerzieher/Innen 11.575 14.927 49* GESAMT 18.767 78.238 12* Armutsgefährdung in TIROL Tabelle 9 * Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen < 50 sind mit einem * gekennzeichnet ** Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen zwischen 10 und 20 sind mit ** gekennzeichnet Wichtig: Die Bundeslandtabelle liefert aufgrund der kleinen Stichprobe und der damit verbundenen Schwankungsbreiten nur Richtwerte und ist daher mit Vorsicht zu interpretieren.5 5 Zu den genauen Schwankungsbreiten siehe die 95%-Konfidenzintervalle im Anhang 1
  • 25. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 21/45 Individuelle Merkmale Einkommen (€ / Jahr) Personen < 60% des EK Armutsgefährdungs- quote (in %) Geburtsland Österreich 20.416 555.793 10 Geburtsland nicht Österreich 16.051 462.679 18 Frauen 18.504 567.528 14 Männer 19.528 450.944 11 Ledig 20.113 242.489 11 Verheiratet, zusammen lebend 19.802 358.782 10 Verwitwet 17.407 95.437 17 Geschieden 17.960 89.167 16 Erwerbstätige Personen 21.424 241.226 7 Nicht erwerbstätig 16.967 303.424 20 Pensionisten 18.652 230.014 13 Jünger 15 Jahre 16.613 194.223 15 Jünger 20 Jahre 17.117 270.134 15 Älter 14 und jünger 65 Jahre 19.880 618.000 11 Älter 65 Jahre 17.753 191.788 15 Pflichtschulabschluss o. Lehre 15.915 344.477 22 Pflichtschulabschluss m. Lehre 19.104 218.942 9 Haushalt mit Pension(en) 19.021 295.920 12 Haushalt ohne Pension(en) 18.993 722.552 13 Einpersonenhaushalt 17.320 247.786 20 Haushalte ohne Kinder 21.301 235.052 8 Haushalte mit Kindern 18.436 442.200 12 Haushalte mit einem Kind 20.351 133.399 9 Haushalte mit zwei Kindern 18.363 157.743 10 Haushalte mit mehr als zwei Kindern 14.842 151.057 20 Alleinerzieher/Innen 14.456 93.434 29 GESAMT 19.011 1.018.472 12 * Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen < 50 sind mit einem * gekennzeichnet ** Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen zwischen 10 und 20 sind mit ** gekennzeichnet Armutsgefährdung in ÖSTERREICH Tabelle 10 2.3 Working Poor Unter working poor versteht man jene Personen, die zwischen 19 und 65 Jahre alt sind, einer Erwerbstätigkeit nachgehen und deren Einkommen dennoch unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt. Gründe dafür können sowohl ein niedriges persönliches Einkommen als auch die Haushaltszusammensetzung und die Erwerbsintensität des Haushalts sein. Je nach Definition von Erwerbstätigkeit und Einschränkung auf bestimmte Altersgruppen variiert die Anzahl der Betroffenen (vgl. Statistik Austria 2009, S. 58). Zu früheren Auswertungen der EU-SILC Erhebung hat sich die Definition der Erwerbstätigen etwas geändert. Da zur Berechnung der Armutsgefährdungsquote das Haushaltseinkommen aus dem Referenzjahres (dem der Erhebung vorangegangenem Kalenderjahr) stammt, wurden zur Ermittlung der als „working poor“ geltenden Personen ebenfalls jene Erwerbstätigen herangezogen, die im Referenzjahr, und nicht wie in früheren Analysen zum Befragungszeitpunkt, erwerbstätig waren. Nach dieser neuen nationalen Definition, die auch
  • 26. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 22/45 STATISTIK AUSTRIA in ihren Analysen verwendet, gelten jene Personen als erwerbstätig, die im Verlauf des Referenzjahres mindestens ein Monat erwerbstätig, im Erwerbsalter von 20 bis 64 Jahren und nicht länger als 6 Monate arbeitslos waren. In Tirol gelten 42.723 Personen im Erwerbsalter mit einem Medianeinkommen von 10.363 € als armutsgefährdet. 16.667 dieser Personen, das entspricht 39,0 %, gehen einer Erwerbstätigkeit nach. Das bedeutet dass rund 5,5 % aller Tiroler Erwerbstätigen ein Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle verzeichnen und als working poor gelten. Das Medianeinkommen dieser Personen liegt bei rund 10.677 €. Bundesweit sind 542.090 Personen im erwerbsfähigem Alter einkommensarm, wobei 247.399 Personen (45,6%) einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Rund 6,7 % aller in Österreich Erwerbstätigen sind armutsgefährdet und als „working poor“ einzustufen. 2.4 Finanzielle Deprivation und benachteiligte Lebensführung Armut kann aber auch als mangelnde Teilhabe innerhalb einer Gesellschaft definiert werden. Als Grundlage für dieses Konzept wird meist die vom Britischen Forscher Peter Townsend (1979) formulierte Definition verwendet (vgl. Townsend 1979): Armut wird dann angenommen, wenn die verfügbaren Ressourcen nicht ausreichen, um den in einer Gesellschaft üblichen Lebensstandard zu erreichen. Von EUROSTAT wurden zur Beschreibung von nichtmonetärer Deprivation fünf zentrale Lebensbereiche mittels Faktoranalyse ermittelt und in allen bisherigen Analysen verwendet (vgl. Kaiser/Stadler 2009). Da die Lebensbedingungen und Wertvorstellungen einem Wandel unterliegen, ist die kontinuierliche Überprüfung der Gültigkeit der Indikatoren, sowie die Weiterentwicklung des methodischen Ansatzes unverzichtbar. Aus diesem Grund hat STATISTIK AUSTRIA im Auftrag des BMASK (vgl. Till-Tentschert/Weiss 2008) eine Revision dieser bisherigen Klassifikation vorgenommen und bereits für den Bericht „Einkommen, Armut und Lebensbedingungen – Ergebnisse aus EU-SILC 2007“, die neuen Ansätze verwendet. Damit Vergleiche mit Österreichwerten möglich sind und da sich diese neue Klassifikation bewährt hat, wird sie auch in der vorliegenden Analyse verwendet. Eine besondere Position in der neuen Klassifikation nehmen jene Benachteiligungen ein, die auf beschränkte finanzielle Ressourcen zurückzuführen sind. Sofern auch das Einkommen armutsgefährdend ist, können auf dieser Grundlage die sogenannten manifesten Armutslagen idendifiziert werden. Neben dieser explizit finanziell bedingten Deprivation bleiben die Bereiche, die nicht zwangsläufig oder ausschließlich aus mangelnden Ressourcen resultierenden Benachteiligungen wie in vorangegangenen Analysen aufrecht. Dazu zählen die sekundäre Benachteiligung, gesundheitliche Benachteiligung, sowie Wohnungsprobleme und Probleme mit dem Wohnumfeld. Die neue Definition finanzieller Deprivation ist teilweise mit der bisher verwendeten Definition von „primärer Benachteiligung“ ident. Lediglich das Merkmal „kann es sich nicht
  • 27. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 23/45 leisten eine Woche Urlaub zu machen“ wird nicht mehr verwendet, da es sich herausstellte, dass in ländlichen Gebieten dieses eine deutlich geringere Wertigkeit für den Mindestlebensstandard aufweist als in urbanen Gegenden. Hinzugefügt wurden die Merkmale „kann es sich leisten bei Bedarf einen Arzt zu konsultieren“ und „kann es sich leisten einmal im Monat Freunde oder Verwandte zum Essen einzuladen“. Alle diese Merkmale zur finanziellen Deprivation stammen aus den Ergebnissen einer Befragung von STATISTIK AUSTRIA , in Abstimmung mit Fachleuten, Betroffenen und wurden nach wissenschaftlichen Kriterien ermittelt. Die Merkmale wurden von den Beteiligten mehrheitlich als absolut notwendig für einen angemessenen Lebensstandard bezeichnet. Zum Mindeststandard in Österreich gehört es demnach, dass man sich leisten kann: • Die Wohnung angemessen warm zu halten • Regelmäßige Zahlungen (Miete, Betriebskosten, ...) rechtzeitig zu begleichen • Notwendige Arzt- oder Zahnarztbesuche in Anspruch zu nehmen • Unerwartete Ausgaben tätigen zu können • Neue Kleidung zu kaufen • Jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine vergleichbare vegetarische Speise essen zu können • Freunde oder Verwandte einmal im Monat zum Essen einzuladen. Wer sich auf Grund finanzieller Mittel mindestens zwei der genannten Merkmale nicht leisten kann, gilt als finanziell depriviert. Die Tabelle 11 zeigt die Betroffenheit von finanzieller Deprivation. Demnach können sich rund 18% der Tiroler Bevölkerung zwei oder mehr der genannten Merkmale nicht leisten und somit nicht am Mindestlebensstandard teilhaben. Für 27% der TirolerInnen stellen unerwartete Ausgaben ein Problem dar. 16% können es sich nicht leisten jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine vergleichbare vegetarische Speise zu konsumieren. Etwa 13% der Bevölkerung ist es nicht möglich einmal im Monat Freunde oder Verwandte zum Essen einzuladen. Für 9% ist es nicht möglich neue Kleidung zu kaufen. Die Heizkosten sind für 8% der TirolerInnen nicht leistbar und rund 12% sind mit Zahlungen im Rückstand. Personen mit einem niedrigen Einkommen sind von Einschränkungen und finanziellen Problemen in zentralen Lebensbereichen deutlich häufiger betroffen. Knapp 40% der Armutsgefährdeten haben zumindest zwei Probleme im Bereich der finanziellen Deprivation. Von Personen die über der Armutsgefährdungsschwelle liegen, sind zirka 15% vom Mindestlebensstandard ausgeschlossen.
  • 28. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 24/45 Merkmale finanzieller Deprivation TIROL Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in % Finanziell depriviert 138.786 21 99.690 17 39.096 50 Haushalt kann sich nicht leisten..... unerwartete Ausgaben zu tätigen 181.873 27 141.874 24 39.998 51 jeden 2. Tag Fleisch, Fisch zu essen 104.866 16 71.109 12 33.756* 43 Freunde zum Essen einzuladen 88.964 13 64.684 11 24.280* 31 Zahlungen rechtzeitig zu begleichen 78.096 12 63.369 11 10.342** 13 neue Kleider zu kaufen 59.020 9 34.663 6 24.357* 31 die Wohnung angemessen warm zu halten 56.282 8 45.807* 8 10.475** 13 notwendiger Arztbesuch 1) / / / / / / Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen < 50 sind mit einem * gekennzeichnet Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen zwischen 10 und 20 sind mit ** gekennzeichnet 1) Fallzahl in der Stichprobe für eine Hochrechnung zu klein armutsgefährdetnicht armutsgefährdetGesamt Tabelle 11 Kombiniert man die Armutsgefährdung mit der finanziellen Deprivation ergibt sich eine, in Tabelle 12 dargestellte, Matrix aus vier Armutslagen. Das Schema ist mit den Analysen der Vorjahre identisch, die Werte sind jedoch aufgrund der beschriebenen Änderungen nicht vergleichbar. Nein Kein Mangel 73,3% (73,4%) Mangelnde Teilhabe 15,1% (14,2%) Ja Einkommens- mangel 5,8% (6,4%) Manifeste Armut 5,8% (6,0%) in Klammern: Österreich-Werte Zusammenhang von Armutsgefährdung und finanzieller Deprivation in Tirol 2008 Armutsgefährdung 11,6% (12,4%) Armutsgefährdung durch niedriges Einkommen Nein Ja Finanzielle Deprivation Tabelle 12 Bei 5,8% der Tiroler Bevölkerung, das sind rund 39.100 Personen tritt ein niedriges Einkommen zusammen mit finanzieller Deprivation auf. Da sich hier das niedrige Einkommen auf die Lebenssituation auswirkt, wird von manifester Armut gesprochen. Bei ebenso vielen TirolerInnen kann trotz niedrigem Einkommen kein Ausschluss aus zentralen Lebensbereichen festgestellt werden. 101.795 Personen weisen einen Teilhabemangel auf, obwohl ihr Einkommen oberhalb der Armutsgefährdungsschwelle liegt. Die restlichen rund drei Viertel der Tiroler Bevölkerung sind nach diesen Definitionen von keinem Mangel betroffen.
  • 29. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 25/45 Neben dem oben definierten Mindestlebensstandard können auch in anderen Lebenssituationen Benachteiligungen auftreten. In der aktuellen Analyse werden diese Benachteiligungen, mit einer Ausnahme, gleich wie in den Vorjahren definiert. Die Ausnahme betrifft das Merkmal „kann sich nicht leisten Urlaub zu machen“. Dieses Merkmal wird in dem Bereich der sekundären Benachteiligung berücksichtigt. Dies gilt nur für die vorliegende Analyse der Tirol- Daten. Die Ergebnisse der sekundären Deprivation sind somit nicht mit jenen der von STATISTIK AUSTRIA oder mit den in den Vorjahren publizierten Ergebnissen vergleichbar. Sekundäre Benachteiligung: Erzwungener Verzicht auf als erstrebenswert geltende Güter (Urlaub machen, Internet, PC,DVD, usw.) Mangelnde Teilhabe wird angenommen, wenn in diesen Bereichen mindestens drei der oben genannten Probleme gleichzeitig auftreten. Gesundheitliche Beeinträchtigung: Sehr schlechter Gesundheitszustand, chronische Krankheit, usw. Wohnungsprobleme: Kein Bad oder WC in der Wohnung, Schimmel oder Feuchtigkeit, usw. Probleme im Wohnumfeld: Lärmbelästigung, Verschmutzung, Kriminalität, usw. Mangelnde Teilhabe gilt, wenn in diesen Bereichen mindestens zwei Probleme je Bereich auftreten. In Tabelle 13 sind die Ergebnisse nichtmonetärer Deprivation für Tirol zusammengefasst. Aufgrund der kleinen Stichprobe konnten nicht alle Bereiche für Tirol untersucht werden. Da sich in manchen Subgruppen eine sehr kleine Stichprobengröße ergibt, sollten diese Werte als „Richtwerte“ mit großen Schwankungsbreiten verstanden und auch dementsprechend interpretiert werden.
  • 30. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 26/45 Merkmale nichtmonetärer Deprivation TIROL Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in % Sekundäre Benachteiligung 21444* 3 15757* 3 5688** 7 Kann sich nicht leisten..... Urlaub zu machen 209598 31 162274 27 47324 60 Internet 30142 4 24808 4 5334** 7 Geschirrspüler 26330 4 19852* 3 6478** 8 PKW 24006* 4 11060* 2 12947** 17 Gesundheitliche Beeinträchtigung 67894 10 57782 10 10112** 13 Stark beeinträchtigt durch..... allgemeinen Gesundheitszustand 54070 8 47938 8 6132** 8 Chronisch krank 165706 25 136454 23 29252* 37 Behinderung 59052 9 49678 8 9374** 12 Wohnungsprobleme 1) / / / / / / Feuchtigkeit 94576 14 81584 14 12992* 17 Probleme im Wohnumfeld 47317 7 40672 7 6645** 8 Lärmbelästigung 160795 24 144002 24 16792* 21 Luft-, Umweltverschmutzung 64780 10 58083 10 6696* 9 Kriminalität, Vandalismus 52641 8 48203 8 4438** 6 Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen < 50 sind mit einem * gekennzeichnet Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen zwischen 10 und 20 sind mit ** gekennzeichnet 1) Fallzahl in der Stichprobe für eine Hochrechnung zu klein Gesamt nicht armutsgefährdet armutsgefährdet Tabelle 13 Lesebeispiel anhand des Merkmals „ Kann sich nicht leisten Urlaub zu machen“: 31% aller Tiroler und Tirolerinnen geben an, es sich nicht leisten zu können Urlaub zu machen. 27% aller nicht armutsgefährdeten TirolerInnen sowie 60% aller Armutsgefährdeten können sich keinen Urlaub leisten.
  • 31. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 27/45 3 Subjektive Wahrnehmung der Lebenssituation in Tirol Etwas mehr als drei Viertel der TirolerInnen, die in Mehrpersonenhaushalten leben, sind mit ihrem Haushaltseinkommen zufrieden. Etwa 16% geben an mit dem Einkommen sehr zufrieden zu sein. Nur rund 2% der befragten Personen sind mit dem Haushaltseinkommen sehr unzufrieden. Jeweils etwas mehr als zwei Drittel der Personen in Mehrpersonenhaushalten und in Einpersonenhaushalten bekunden Zufriedenheit mit ihrem persönlichen Einkommen. Etwa 12% der TirolerInnen die in Mehrpersonenhaushalten leben, und rund 18% die in Einpersonenhaushalten leben, sind mit ihrem persönlichen Einkommen sehr zufrieden. Sehr unzufrieden mit ihrem persönlichen Einkommen zu sein geben etwa 7% der Personen in Mehrpersonenhaushalten und rund 4% der Personen in Einpersonenhaushalten an. Abbildung 12 97% aller Tiroler und Tirolerinnen geben an mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Knapp 40% der Tiroler Bevölkerung sind mit dem Verlauf ihres Lebens sehr zufrieden, und ebenso viele stufen ihre Zufriedenheit mit dem Leben als ziemlich zufrieden ein. Rund 2% der TirolerInnen sind mit ihrem Leben eher unzufrieden und 1% stufen ihren bisherigen Lebensverlauf als sehr unzufrieden ein. 95% der TirolerInnen sind mit ihrer Wohnsituation zufrieden, fast die Hälfte der Bevölkerung (46%) bewerten sie sogar als sehr zufrieden stellend. Lediglich 5% sind mit ihrer Wohnung oder ihrem Wohnumfeld nicht zufrieden, rund 1% der Personen sind mit den Wohnverhältnissen sehr unzufrieden. Zufriedenheit m it dem persönlichen Einkom m en im Mehrpersonenhaushalt 1% 7% 6% 30% 18% 26% 12% Zufriedenheit m it dem Haushaltseinkom m en im Mehrpersonenhaushalt 16% 31% 31% 14% 6% 2% Zufriedenheit m it dem Haushaltseinkom m en im Einpersonenhaushalt 18% 23% 19%27% 8% 4%1% keine Angabe Sehr unzufrieden Ziemlich unzufrieden Eher unzufrieden Eher zufrieden Ziemlich zufrieden Sehr zufrieden
  • 32. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 28/45 Mit ihrer Hauptbeschäftigung sind knapp 90% der TirolerInnen zufrieden, zwei Drittel davon sind sehr zufrieden, weitere zwei Drittel geben an mit ihrer Hauptbeschäftigung ziemlich zufrieden zu sein. Knapp ein Zehntel der Personen sind mit ihrer Tätigkeit nicht zufrieden, rund 1% sind damit sehr unzufrieden. Abbildung 13 Zufriedenheit m it der Wohnsituation 1% 2% 2% 37% 12% 46% Zufriedenheit m it dem Leben 39% 17% 41% 2% 0% 1% Zufriedenheit m it der Hauptbeschäftigung 2% 1% 3%22% 5%34% 33% keine Angabe Sehr unzufrieden Ziemlich unzufrieden Eher unzufrieden Eher zufrieden Ziemlich zufrieden Sehr zufrieden
  • 33. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 29/45 4 Armutsgefährdung und Armutslagen bei Kindern und Jugendlichen in Tirol 4.1 Kinder und Jugendliche Personen, die jünger als 16 Jahre sind, werden in der EU-SILC Erhebung nicht selbst befragt. Zentrale Informationen über sie werden von deren Eltern bzw. den erwachsenen Personen, die im selben Haushalt leben, erfragt. Die Abgrenzung des Erwachsenen- zum Kinder- und Jugendalter wird in dieser Auswertung aber nicht strikt bei 16 Jahren vorgenommen. Je nach Haushaltsform und Hauptaktivität der jungen Menschen kann diese Abgrenzung auch später angesetzt werden. Wenn keine explizite Altersangabe angeführt wurde, umfasst der Begriff Kinder in diesem Bericht auch sogenannte „abhängige“ Jugendliche von 16 bis 26 Jahren, wenn sie selbst nicht erwerbstätig sind und noch im elterlichen Haushalt leben.6 4.2 Der Anteil der armutsgefährdeten Kinder in Tirol entspricht dem Österreichschnitt Von den 142.080 Kindern und abhängigen Jugendlichen unter 27 Jahren leben 20.064 in 12.772 armutsgefährdeten Haushalten. Dies entspricht einer Kinder-Armutsgefährdungsquote von 14,1 % in Tirol. Das bedeutet, dass mehr als ein Viertel (26%) aller Armutsgefährdeten in Tirol Kinder sind. Österreichweit sind rund 264.432 von 1.780.075 Kindern und Jugendlichen in 146.363 armutsgefährdeten Haushalten von Armut bedroht, was einer Quote von 14,9% entspricht. Jeder vierte Armutsgefährdete in Österreich (26%) ist ein Kind oder abhängiger Jugendlicher unter 27 Jahren.7 Armutsgefährdung bei Kindern und abhängigen Jugendlichen unter 27 Jahren absolut Anteil an Bevölkerung absolut Anzahl der Haushalte * Quote Anteil an den gesamten Armutsgefährdeten Tirol 142.080 21% 20.064 12.772 14,1% 26% Österreich 1.780.075 22% 264.432 146.363 14,9% 26% Kinder und Jugendliche gesamt Armutsgefährdung Tabelle 14 * Armutsgefährdete Haushalte mit Kindern und abhängigen Jugendlichen unter 27 Jahren. 6 Analog zur Voraussetzung für den Bezug von Familienbeihilfe 7 Hinweise zur Schwakungsbreite der Werte für Tirol finden sich im Anhang 1
  • 34. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 30/45 Eine etwas niedrigere Armutsgefährdung weisen in Tirol Kinder unter 16 Jahren auf. Von den rund 113.955 Kindern im Alter von 0 bis 16 Jahren in Tirol sind 15.060 in 9.607 Haushalten armutsgefährdet, was einer Armutsgefährdungsquote von 13,2 % entspricht. Knapp ein Fünftel aller armutsgefährdeten Tiroler sind Kinder in diesem Altersbereich. In Österreich leben knapp 206.399 Kinder unter 16 Jahren in rund 123.000 Haushalten deren Einkommen unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle liegt. Das bedeutet, dass etwa 20 % aller Armutsgefährdeten in Österreich Kinder unter 16 Jahren sind. Österreich weist eine Armutsgefährdungsquote von 15,1 % bei den Kindern im Alter zwischen 0 und 16 Jahren auf. Armutsgefährdung bei Kindern unter 16 Jahren absolut Anteil an Bevölkerung absolut Anzahl der Haushalte * Quote Anteil an den gesamten Armutsgefährdeten Tirol 113.955 17% 15.060 9.607 13,2% 19% Österreich 1.370.070 17% 206.399 122.992 15,1% 20% Kinder unter 16 Jahren Armutsgefährdung Tabelle 15 * Armutsgefährdete Haushalte mit Kindern unter 16 Jahren 4.3 Finanzielle Deprivation und manifeste Armut bei Kindern und Jugendlichen In Tabelle 12 sind die vier unterschiedlichen Lebenslagen von Kindern und abhängigen Jugendlichen unter 27 Jahren dargestellt. Da aufgrund der kleinen Stichprobe die Schwankungsbreite relativ hoch ist, sollten diese Werte dementsprechend als „Richtwerte“ verstanden und interpretiert werden. Nein Ja Armutsgefährdung Nein Nicht-Arm 77,2% (72,4%) Mangelnde Teilhabe 8,6% (12,8%) durch niedriges Einkommen Ja Einkommensarmut 4,5% (7,6%) Manifeste Armut 9,6% (7,3%) in Klammern: Österreich-Werte Finanzielle Deprivation Armutsgefährdung 14,1% (14,9%) Armutslagen von Kindern und Jugendlichen in Tirol 2008 Tabelle 16
  • 35. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 31/45 Knapp 10% der Tiroler Kinder und Jugendlichen gelten als manifest arm. Dies bedeutet, dass in den Haushalten in denen sie leben zu einem niederen Einkommen zusätzlich finanzielle Deprivation auftritt. Ein im Vergleich mit dem Österreichschnitt ein etwas höherer Wert, der jedoch auch mit Hinblick auf die geringe Stichprobe interpretiert werden muss. Zirka 4,5% der Haushalte mit Kindern und wirtschaftlich abhängigen Jugendlichen, weisen ein niedriges Einkommen auf, ohne jedoch einen finanziell bedingten Ausschluss in einem der zentralen Lebensbedingungen hinnehmen zu müssen. Etwa 8,6% der Kinder und Jugendlichen befinden sich oberhalb der Armutsgefährdungsschwelle, sind aber trotzdem in zumindest einem zentralen Bereich von mangelnder Teilhabe betroffen. Die Werte sind aufgrund der neuen Definition und Berechnungsmethodik nicht mit jenen vorjähriger Analysen vergleichbar.
  • 36. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 32/45 5 Verschuldung, Überschuldung und finanzielle Ausgrenzung in Tirol In der EU-SILC Erhebung 2008 wurden im Rahmen eines Sondermoduls detaillierte Daten zur finanziellen Lage der Haushalte erhoben, es ist somit möglich eine differenzierte Analyse zur Verschuldung der Tiroler Haushalte durchzuführen. Aufgrund der vielseitigen Verwendung der Begriffe Verschuldung und Überschuldung existiert für diese keine einheitliche Definition. In diesem Bericht wird von Verschuldung gesprochen, „wenn ein Haushalt Schulden hat“ (Streuli 2003, S. 294), das heißt, er sich Fremdkapital bediente und dadurch Rückzahlungsverpflichtungen aufweist. Die Überschuldung wird als Unterbegriff der Verschuldung verstanden und bedeutet eine problematische Verschuldungssituation, die mit einer finanziellen Belastung der Haushalte einhergeht. Überschuldung meint dann, „dass der monatlich freie verbleibende Einkommensrest geringer ist als die zur Begleichung der monatlichen Verbindlichkeiten notwendige Summe“ (Backert 2001, S. 243). Als Folge daraus entstehen dem Haushalt Zahlungsrückstände, die als Merkmale in EU-SILC 2008 erhoben wurden. Weiters wurden die Haushalte zu den finanziellen Schwierigkeiten und zur finanziellen Belastung befragt. Mittels dieser Variablen ist es möglich, eine objektivquantitive und eine subjektive Operationalisierung durchzuführen. Es ergeben sich für den vorliegenden Bericht folgende Definitionen: Verschuldung: Personen in Haushalten mit aktuellen Kreditverpflichtungen mit oder ohne Kontokorrentkredit. SchuldnerInnen: Personen in Haushalten mit aktuellen Kreditverpflichtungen, oder die aktuelle Rückstände bei Zahlungen haben oder aktuell das Konto überzogen haben. Überschuldung: Zahlungsrückstände aus finanziellen Gründen aktuell oder in den letzten 12 Monaten bei Kreditraten für Wohnungen oder Konsum oder bei laufenden Zahlungen wie Miete, Betriebskosten, für Strom, Gas oder wenn fällige Rechnungen nicht rechtzeitig beglichen werden können. 5.1 Verschuldung Im Jahr 2008 lebten in Tirol rund 360.000 Peronen in 124.291 verschuldeten Haushalten. Somit waren 53,5% der Wohnbevölkerung und 43,7% der gesamten Tiroler Haushalte verschuldet. Addiert man noch die Zahl der Personen die ihr Konto überzogen haben, erhöht sich die Zahl der verschuldeten TirolerInnen auf knapp 373.500, was gemessen an der Gesamtbevölkerung einen Anteil von 55,4% bedeutet. In der weiteren Analyse wird von Verschuldung gesprochen, wenn entweder Kreditverbindlichkeiten für Wohnraum, oder Rückzahlungsverpflichtungen für einen Konsumkredit bestehen. Werden auch Personen mit überzogenem Konto einbezogen, wird dies ausdrücklich erwähnt.
  • 37. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 33/45 49% der verschuldete Personen wiesen ein äquivalisiertes Personeneinkommen über dem Medianeinkommen auf. Weniger als das Medianeinkommen hatten rund 51% aller Verschuldeten zur Verfügung. 93% der TirolerInnen mit Schulden gelten als nicht armutsgefährdet, in 7% der Fälle treten Verschuldung und Armutsgefährdung gemeinsam auf. Am häufigsten verbreitet sind Kreditschulden auf Eigentum an Häusern bzw. Wohnungen. Rund 59% aller Wohnungseigentümer (das entspricht 39% der Wohnbevölkerung) sind mit Rückzahlungsverpflichtungen, den Wohnraum in dem sie leben betreffend, belastet. Komsumkredite sind bei knapp 21% der TirolerInnen vorhanden und etwa 18% der Tiroler Bevölkerung wiesen zum Befragungszeitpunkt ein überzogenes Bankkonto auf. Innerhalb der Gruppe der Verschuldeten kann man zwischen Haushalten mit verschiedenen Kreditverbindlichkeiten und Kombinationen unterschiedlicher Kreditarten differenzieren. Bei etwas mehr als einem Viertel der verschuldeten Haushalte tritt eine Kombination von verschiedenen Kreditarten auf, wobei rund 7% sowohl Wohnkredite, Konsumkredite und Kontokorrentkredite gleichzeitig aufweisen. Verschuldungsstruktur der Tiroler Haushalte Wohnkredit 55% Konsum & Kontokorrentkredit 9% Wohn & Kontokorentkredit 7% Wohn & Konsumkredit 3% Wohn & Konsum & Kontokorrentkredit 7% Kontokorrentkredit 5% Konsumkredit 14% TirStat Abbildung 14
  • 38. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 34/45 Hinweise über die Verschuldungswahrscheinlichkeit sowie den Liquiditätsbedarf einzelner Gruppen liefert eine Aufschlüsselung der Verschuldungshäufigkeit nach soziodemographischen Merkmalen. Wie aus Tabelle 17 ersichtlich, lebten 2008 mehr als zwei Drittel der bis 19 jährigen Personen in Tirol in verschuldeten Privathaushalten, was einem Anteil von rund 15% an der Gesamtbevölkerung entspricht. Etwa 64% der TirolerInnen im Alter von 20 bis 39 Jahren gelten laut verwendeter Definition als verschuldet. Rund 18% der Tiroler Bevölkerung im Alter von 65 Jahren und älter (rund 3% der Gesamtbevölkerung) lebten in Haushalten mit Rückzahlungsverpflichtungen. Etwa 44% der TirolerInnen in verschuldeten Haushalten sind in Österreich geboren, 9% weisen einen Migrationshintergrund auf. Knapp 63% der TirolerInnen mit Migrationshintergrund leben in Haushalten mit Schulden. Von den in Österreich geborenen Tirolerinnen und Tiroler leben etwa 52% in Haushalten mit Rückzahlungsverpflichtungen. Die höchste Verschuldungswahrscheinlichkeit weisen Haushalte auf, in denen zwei Erwachsene mit Kindern leben. 23% der Wohnbevölkerung und rund 43% aller Verschuldeten in Tirol leben in solchen Haushalten mit Rückzahlungsverpflichtungen. Fast drei Viertel aller Personen in Haushalten dieser Struktur gelten als verschuldet. Soziodemographische Merkmale Personen in % der Bevölkerung in % der Verschuldeten in % der jeweiligen Gruppe Gesamt 360.367 53,5 100 53,5 Bis 19 Jahre 101.838 15,1 28,3 67,6 20 bis 39 Jahre 116.645 17,3 32,4 64,1 40 bis 64 Jahre 120.650 17,9 33,5 53,5 65 Jahre und älter 21.234* 3,1 5,9 18,3 Geburtsland Österreicher 299.521 44,4 83,1 51,9 Ausländer 60.846 9,0 16,9 62,6 Staatsbürgerschaft Österreicher 317.041 47,0 88,0 52,2 Nicht Österreich 43.326* 6,4 12,0 64,9 Haushalttyp Einpersonenhaushalt 25.498* 3,8 7,1 25,5 Alleinerzieher 14.266* 2,1 4,0 47,0 2 Erwachsene ohne Kinder 53.719 8,0 14,9 37,5 2 Erwachsene mit Kindern 155.399 23,0 43,1 74,2 3 u. mehr Erwachsene ohne Kinder 71.770 10,6 19,9 60,3 3 u. mehr Erwachsene mit Kindern 39.715 5,9 11,0 55,1 Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen < 50 sind mit einem * gekennzeichnet Kreditverbindlichkeiten in Tirol (Personen in Privathaushalten) Tabelle 17
  • 39. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 35/45 5.2 Finanzielle Schwierigkeiten In Tirol geben hochgerechnet laut EU-SILC 2008 rund 47% der Haushalte an, zumindest immer wieder in kleinere finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Bei 22% der Tiroler Haushalte sind diese Schwierigkeiten eher schwerwiegend. Der Anteil der betroffenen Personen, die in Haushalten mit finanziellen Schwierigkeiten leben, beläuft sich auf knapp 50%. Etwa 74% der armutsgefährdeten Personen in Tirol sind mit finanziellen Problemen konfrontiert. Fast 14% der Tiroler Bevölkerung bekunden, schwere finanzielle Schwierigkeiten in den letzten fünf Jahren gehabt zu haben, das sind in etwa ein Fünftel aller SchuldnerInnen. 40% aller SchuldnerInnen und beinahe ein Viertel aller armutsgefährdeten Personen in Tirol gaben an niemals in finanzielle Schwierigkeiten geraten zu sein. Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über das Auftreten von finanziellen Schwierigkeiten in Tirol. Auftreten von finanziellen Schwierigkeiten in Tirol (Personen in Haushalten) 13,810,625,249,6 19,810,529,040,4 17,518,637,423,5 0 10 20 30 40 50 60 Nie Immer wieder kleinere Schwere liegen mehr als 5 Jahre zurück Schwere in den letzten 5 Jahren in% in % der Bevölkerung in % der SchuldnerInnen in % der Armutsgefährdeten TirStat Abbildung 15 Zwei Drittel der Tiroler Bevölkerung mit Migrationshintergrund, das sind knapp 10% der gesamten Tiroler Bevölkerung, sind mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert. In der Gruppe der im Ausland geborenen SchuldnerInnen geben rund 72% an finanzielle Schwierigkeiten zu haben.
  • 40. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 36/45 Etwa 47% der in Österreich geborenen TirolerInnen weisen finanzielle Schwierigkeiten auf, das sind rund 40% der gesamten Tiroler Bevölkerung. Von den in Österreich geborenen Tiroler SchuldnerInnen haben 57% zumindest immer wieder kleinere finanzielle Probleme. Etwa vier Fünftel der AlleinerzieherInnen in Tirol weisen laut EU-SILC 2008 finanzielle Schwierigkeiten auf. Dies entspricht einem Anteil von 3,6% an der Tiroler Wohnbevölkerung. Zwei Drittel der Personen die in Haushalten mit drei und mehr Erwachsenen ohne Kinder leben sind mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert, ein Anteil von 11,6% an der gesamten Tiroler Bevölkerung. Am meisten Personen (14,7%), gemessen an der Wohnbevölkerung, die finanzielle Schwierigkeiten aufweisen, leben in Haushalten die die Struktur „zwei Erwachsene mit Kindern aufweisen“. Soziodemographische Merkmale Personen insgesamt darunter Schuldner/ Innen in % der Bevölkerung in % der Schuldner/ Innen in % der jeweiligen Gruppe Gesamt 335.049 222.722 49,7 59,4 49,7 Geburtsland Österreicher 270.409 178.420 40,1 47,6 46,9 Ausländer 64.639 44.302* 9,6 11,8 66,5 Staatsbürgerschaft Österreicher 285.947 187.564 42,4 50,0 47,1 Nicht Österreich 49.102 35.158* 7,3 9,4 73,6 Haushalttyp Einpersonenhaushalt 42.855 18.313* 6,4 4,9 42,9 Alleinerzieher 24.596* 17.697* 3,6 4,7 81,0 2 Erwachsene ohne Kinder 59.206 30554 8,8 8,1 41,3 2 Erwachsene mit Kindern 99.105 82801 14,7 22,1 47,3 3 u. mehr Erwachsene ohne Kinder 78.160 55.113* 11,6 17,7 65,7 3 u. mehr Erwachsene mit Kindern 31.127* 18.243* 4,6 4,9 43,2 Ergebnisse aufgrund ungewichteter Fallzahlen < 50 sind mit einem * gekennzeichnet Personen mit finanziellen Schwierigkeiten Tabelle 18 Zur Bewältigung der finanziellen Schwierigkeiten stehen den Haushalten verschiedene Möglichkeiten offen. Rund 39% der Personen in Haushalten mit immer wieder kleineren, oder in der Vergangenheit ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten haben mindestens einmal von Verwandten oder Bekannten Geld als Hilfestellung erhalten (geschenkt oder geliehen). Knapp 42% der SchuldnerInnen lösten ihre finanziellen Probleme mit Hilfe von Geldinstituten. Etwa 43% der Personen in Haushalten mit finanziellen Schwierigkeiten konnten die Situation durch das Verwenden von Ersparnissen die für Lebenshaltungskosten gedacht waren, klären. Lediglich 1,5% nahmen zur Problemlösung Beratungsstellen in
  • 41. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 37/45 Anspruch8 . Rund 23% der SchuldnerInnen mit finanziellen Schwierigkeiten konnten ihre Probleme, zumindest mit den angeführten Strategien, nicht bewältigen. 5.3 Überschuldung Können bzw. konnten Kreditrückzahlungen für Wohnungen oder Konsum aktuell oder in den letzten 12 Monaten, laufende Zahlungen für Wohnnebenkosten oder fällige Rechnungen nicht rechtzeitig beglichen werden, kann dies als problematische Verschuldungssituation des Haushalts oder der Personen in den betroffenen Haushalten verstanden werden. Im allgemeinen spricht man beim Auftreten einer solchen Situation von Überschuldung. Rund 12% der Tiroler Bevölkerung lebten in Haushalten die zum Befragungszeitpunkt oder in den vorangegangenen 12 Monaten zumindest einmal Zahlungsrückstände aufwiesen. Konkret handelte es sich in 6% der Fälle um Personen die einmalig mit einer Zahlung in Verzug gerieten, die anderen 6% waren mindestens zweimal mit Zahlungen im Rückstand. Etwa 27.000 Personen in Tiroler Haushalten, das entspricht 4% der Wohnbevölkerung, gerieten mit Zahlungen für die laufenden Wohnnebenkosten in Zahlungsrückstand. Knapp 2% der TirolerInnen konnten sich die Zahlungen für Wohnraumschaffung nicht leisten, bei rund 48.000 Personen (7%) sind sonstige Kredite oder Rechnungen offen. Knapp 6% der Tiroler Wohnbevölkerung geben an, dass sich deren Zahlungsrückstände auf mehr als ein Drittel des gesamten verfügbaren Haushaltseinkommens beläuft. Während bei jenem Viertel der TirolerInnen mit dem höchsten äquivalisierten Personeneinkommen rund 8% Zahlungsrückstände aufweisen, ist der Anteil bei den armutsgefährdeten Personen mit knapp 19% mehr als doppelt so hoch. Fast ein Drittel (32%) der Tiroler Wohnbevölkerung mit Migrationshintergrund kann seinen Rückzahlungsverpflichtungen nicht fristgerecht nachkommen bzw. aktuelle Zahlungen nicht leisten. Personen mit Migrationshintergrund weisen somit ein 3,5 mal so hohes Risiko auf, in eine problematische finanzielle Situation zu kommen, als Personen die in Österreich geboren sind. 8 Aufgrund der sehr kleinen Fallzahl in der Stichprobe ist dieser Anteil mit Vorsicht zu betrachten.
  • 42. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 38/45 Personen in % der Wohn- bevölkerung Personen in % der Wohn- bevölkerung Gesamt 82.478 12,2 748.303 9,1 davon einmaliger Zahlungsrückstand 39.996 5,9 257.214 3,1 zweimaliger Zahlungsrückstand 42.482 6,3 491.089 6,0 darunter Rückstand für Wohnraumbeschaffung 13.023 1,9 111.598 1,4 Rückstand für laufende Wohnnebenkosten 27.153 4,0 447.414 5,4 Rückstand für sonstige Kredite oder Rechnungen 48.366 7,2 456.246 5,5 Rückstand ist größer als 1/3 des verfügbaren Haushaltseinkommen 39.194 5,8 281.801 3,4 Migrationshintergrund Personen in % der jeweiligen Gruppe Personen in % der jeweiligen Gruppe im Ausland geboren 31.166 32,0 189.906 16,3 in Österreich geboren 51.312 8,9 558.397 7,9 Rückstände unter ... Personen in % der jeweiligen Gruppe Personen in % der jeweiligen Gruppe jenen 25% der Personen mit dem höchsten Einkommen 12.944 8,2 73.376 3,6 armutsgefährdeten Personen 14.724 18,8 203.936 20,0 Zahlungsrückstand (aktuell oder in den letzten 12 Monaten) Tirol Österreich Tabelle 19 18% oder rund 123.000 Menschen in Tirol leben in Haushalten in denen mindestens ein Haushaltsmitglied sein Konto überzogen hat. Während in der Gruppe der einkommensstarken Personen etwa 11% einen negativen Kontostand aufweisen, sind es bei den armutsgefährdeten TirolerInnen mit knapp 22% doppelt so viele. Mit fast 35% gibt es den höchsten Anteil an Personen mit Kontoüberziehungen bei den TirolerInnen mit Migrationshintergrund. 15% der in Österreich geborenen Tiroler und Tirolerinnen verzeichnen ebenfalls einen negativen Kontostand. Bei 21% der Personen in Tirol die ihr Konto überzogen haben, liegt die Höhe des Überziehungsbetrags bei weniger als einem Drittel des verfügbaren Einkommens, bei 40% liegt dieser Bertrag zwischen 33% und 100% des gesamten verfügbaren Haushaltseinkommens. Knapp 39% der Kontoüberzieher weisen einen negativen Kontostand auf, der die Summe des monatlich verfügbaren Haushaltseinkommens übersteigt.
  • 43. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 39/45 Abbildung 16 5.4 Finanzielle Exklusion Finanzielle Exklusion bedeutet, keinen oder nur erschwerten Zugang zu Finanzdienstleistungen in einer Gesellschaft zu haben. Durch den Ausschluss von finanziellen Dienstleistungen können Personen bzw. Personengruppen daran gehindert werden (zumindest wird es ihnen erschwert), ein dem durchschnittlichen Lebensstandard eines Landes entsprechendes Leben zu führen (vgl. European Commission 2008, S. 9). Das Führen eines Basiskontos gilt in diesem Zusammenhang als zentral. Kein Konto zu besitzen erschwert es, Gehalt oder andere Einkünfte zu empfangen, Zahlungen durch Überweisungen zu tätigen (Opportunitätskosten bei einzelnen Zahlungen mittels Zahlschein) sowie Geld für geplante Ausgaben zu sparen. Als weitere Indikatoren zur finanziellen Ausgrenzung wurde im Rahmen der EU-SILC- Befragung zum einen die „Nicht-Leistbarkeit“ einer Haushaltsversicherung, zum anderen der Zugang zu adäquaten Kreditmöglichkeiten gewählt (vgl. Armutsgefährdung in Österreich, EU-SILC 2008 Eingliederungsindikatoren, Statistik Austria im Auftrag des BMASK). Etwa 1,2% der Wohnbevölkerung leben in Tirol in Haushalten die kein Konto besitzen. Rund 6% der TirolerInnen wohnen in Haushalten ohne Haushaltsversicherung, wobei allerdings nur bei etwas mehr als 2,2% finanzielle Gründe für den Nichtabschluss einer Versicherung ausschlaggebend waren. Eine Einschränkung der Kreditmöglichkeiten kann auch darin besteheh, dass der Zugang zu einer Kreditkarte verwehrt wird. In Tirol leben mehr als 42% Tirol Österreich Anteil der Personen m it negativem Kontostand nach der Höhe des Überziehungsbetrages 38,8% 7,5% 40,1% 13,5% w eniger als 10% mehr als 10% - w eniger als 33% mehr als 33% - w eniger als 100% mehr als 100% TirStat 30,0% 36,8% 21,7% 11,5% ..... Prozent der Personen mit negativem Kontostand haben ihr Konto um ..... des verfügbaren Haushaltseinkommen überzogen
  • 44. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 40/45 der Personen in Haushalten ohne Kreditkarte, österreichweit sind es 47%. Der Nicht-Besitz einer Kreditkarte beruht aber großteils auf anderen Gründen und hat für die finanzielle Ausgrenzung keine Bedeutung. Nicht ganz 5,5% der Tiroler Bevölkerung leben in Haushalten die einen nötigen Konsumkredit nicht in Anspruch nehmen, da sie Angst haben ihre derzeitige finanzielle Situation zu verschlechtern, oder die Kreditraten nicht zurückbezahlen könnten. Etwa 0,9% der Wohnbevölkerung gehören zu Haushalten, denen ein nötiger Konsumkredit von den Banken verweigert wurde. Eine detailiertere Auswertung zur finanziellen Exklusion ist aufgrund der geringen Fallzahlen für Tirol nicht seriös durchführbar.
  • 45. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 41/45 Literatur Backert, W. (2001). Armutsrisiko: Überschuldung, in: Barlösius, E./Ludwig-Mayerhofer, W. (Hrsg.): Die Armut der Gesellschaft. Opladen. S. 243 – 261. Die Armutskonferenz, European Anti Poverty Network (2008). Armut in Europa, Aktuelle Daten und Fakten der Europäischen Union, www.armutskonferenz.at – www.eapn.eu . European Commission (2008). Financial Service Provision and Prevention on Financial Exclusion. European Commission (2010). Mitteilung der Kommission, Europa 2020, Eine Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum. Guger, A./Marterbauer, M. (2004). Die langfristige Entwicklung der Einkommensverteilung in Österreich, Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung im Auftrag des Bundesministeriums für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz. Kaiser, M./Stadler, M. (2009). Einkommen und Armut in Tirol. Ergebnisse aus EU-SILC 2007. Amt der Tiroler Landesregierung. Innsbruck. Statistik Austria (2009). Armutdgefährdung in Österreich, Band 2, EU-SILC 2008 Eingliederungsindikatoren. Streuli, E. (2003). In Ermangelung finanzieller Ressourcen: Privatverschuldung in der Schweiz. In: Swiss Journal of Sociology, Jg. 29, Heft 2. Zürich. S. 293 – 317. Till-Tentschert, U./Weiss, H. (2008). Merkmale deprivierter Lebensführung in Österreich. Armutslagen und Chancen für Eingliederung in Österreich. Arbeitspapier 1. Wien. Townsend, P. (1979). Poverty in the United Kingdom. A Survey of Household Ressources and Standards of Living. Berkeley, University of California.
  • 46. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 42/45 Anhang 1 In den folgenden Tabellen sind die individuellen Armutsgefährdungsquoten mit den Standardfehlern, sowie den 95% Konfidenzintervallen für Tirol und Österreich enthalten. Zur Berechnung der Standardfehler siehe die methodischen Erläuterungen in Anhang 2. Individuelle Arnutsquoten mit Standardfehler und 95% - Konfidenzintervall Tirol Individuelle Merkmale Armutsquote Standardfehler KI_unten KI_oben Geburtsland Österreich 11,11 1,50 8,18 14,05 Geburtsland nicht Österreich 12,68 4,32 4,21 21,16 Frauen 13,47 1,85 9,83 17,10 Männer 9,57 1,71 6,21 12,93 ledig 9,42 2,23 5,05 13,79 verheirated, zusammen lebend 9,01 1,84 5,41 12,62 verwitwet 23,75 9,55 5,04 42,47 geschieden 16,54 8,65 -0,41 33,49 Erwerbstätige Personen 5,49 1,24 3,06 7,92 Nicht erwerbstätig 22,99 3,71 15,71 30,27 Pensionisten 17,25 2,96 11,45 23,04 Jünger 15 Jahre 13,49 4,39 4,89 22,10 Jünger 20 Jahre 11,68 3,15 5,50 17,85 Älter 14 und jünger 65 Jahre 10,18 1,57 7,09 13,26 Älter 65 Jahre 15,42 3,66 8,25 22,60 Pflichtschulabschluss o. Lehre 20,30 3,80 12,85 27,75 Pflichtschulabschluss m. Lehre 12,04 2,18 7,77 16,31 Haushalt mit Pension(en) 13,30 2,79 7,83 18,76 Haushalt ohne Pension(en) 10,74 2,04 6,74 14,74 Einpersonenhaushalt 21,47 6,82 8,11 34,84 Haushalt ohne Kinder 6,54 1,88 2,85 10,23 Haushalt mit Kindern 8,77 2,51 3,85 13,69 Haushalte mit einem Kind 4,83 3,52 -2,07 11,72 Haushalte mit zwei Kindern 11,30 4,00 3,46 19,15 Haushalte mit mehr als zwei Kindern 9,25 8,49 -7,39 25,89 Alleinerzieher/Innen 49,18 27,85 -5,41 103,77 Gesamt 11,60 1,64 8,38 14,83 Kinder in Armutsgefährdung 14,12 3,34 7,57 20,67
  • 47. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 43/45 Österreich Individuelle Merkmale Armutsquote Standardfehler KI_unten KI_oben Geburtsland Österreich 9,75 0,41 8,94 10,55 Geburtsland nicht Österreich 18,21 1,04 16,17 20,25 Frauen 13,45 0,55 12,37 14,53 Männer 11,21 0,51 10,21 12,21 ledig 11,39 0,63 10,15 12,62 verheirated, zusammen lebend 10,08 0,54 9,03 11,14 verwitwet 17,33 1,40 14,58 20,07 geschieden 16,10 1,53 13,10 19,10 Erwerbstätige Personen 6,65 0,40 5,87 7,43 Nicht erwerbstätig 19,87 0,94 18,04 21,71 Pensionisten 12,72 0,72 11,32 14,13 Jünger 15 Jahre 15,31 1,18 13,00 17,63 Jünger 20 Jahre 14,88 0,98 12,95 16,81 Älter 14 und jünger 65 Jahre 11,04 0,47 10,12 11,97 Älter 65 Jahre 14,92 0,99 12,98 16,87 Pflichtschulabschluss o. Lehre 21,97 1,02 19,97 23,96 Pflichtschulabschluss m. Lehre 9,43 0,53 8,38 10,47 Haushalt mit Pension(en) 11,50 0,73 10,06 12,93 Haushalt ohne Pension(en) 12,75 0,64 11,49 14,01 Einpersonenhaushalt 19,64 1,05 17,59 21,70 Haushalt ohne Kinder 7,92 0,59 6,75 9,09 Haushalt mit Kindern 11,99 0,83 10,36 13,61 Haushalte mit einem Kind 9,36 0,98 7,45 11,28 Haushalte mit zwei Kindern 10,44 1,21 8,07 12,82 Haushalte mit mehr als zwei Kindern 20,05 2,52 15,12 24,98 Alleinerzieher/Innen 28,92 5,15 18,83 39,00 Gesamt 12,36 0,50 11,39 13,33 Kinder in Armutsgefährdung 14,86 0,98 12,93 16,78
  • 48. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 44/45 Anhang 2 Methodische Erläuterungen Armutsgefährdungsschwelle: RPT 60 % des nationalen verfügbaren Medianeikommens 5,0 ˆ*6,0 YRPT = Armutsgefährdungsquote: RPR Prozentanteil der Personen die unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle liegen an der gesamten Untersuchungsgruppe. 100∗= ∑ ∑ Sk k Sk k w I RPR ε ε wobei k.......... .Index der Untersuchungseinheit kw ........Gewichtung der Untersuchungseinheit 5,0 ˆY .......Median des ferfügbaren Einkommens S............Ausgewählte Subgruppe 1 if ky < RPT kI = 0 sonst Varianzberechnung der Zielvariable y : U: Gesamtbevölkerung mit Größe N (bekannte Größe) s1: Stichprobe der Haushalte mit Größe n (einfache Zufallsstichprobe) s2: Stichprobe der Haushalte, die tatsächlich teilgenommen haben, mit Größe r y: Zielvariable (linearisierte und über die Haushalte aggregierte Variable) πi: Wahrscheinlichkeit, dass Haushalt i in der Stichprobe vorkommt πij: Wahrscheinlichkeit, dass Haushalte i und j in der Stichprobe gemeinsam vorkommen pi: geschätzte Wahrscheinlichkeit, dass Haushalt i tatsächlich teilgenommen hat pij: geschätzte Wahrscheinlichkeit, dass Haushalte i und j tatsächlich teilgenommen haben f = n/N = Stichprobenanteil S2 : die Streuung von y in der Gesamtbevölkerung U Der Varianzschätzer lautet: ( ) ∑∈ − ⋅ π +⋅ − ⋅= 2si 2 i i 2 i 2 i22 p p1y Sˆ n f1 NYˆVˆ
  • 49. Amt der Tiroler Landesregierung 20.05.2010 Raumordnung - Statistik 45/45 ( ) ⎥ ⎥ ⎦ ⎤ ⎢ ⎢ ⎣ ⎡ −⎟ ⎟ ⎠ ⎞ ⎜ ⎜ ⎝ ⎛ ⋅⋅−⋅⎟ ⎠ ⎞ ⎜ ⎝ ⎛ −⋅= ∑∑∑ ∈∈∈ 222 2 2 2 22 2 2 2 11111 si i i si i i si i i p y p y Np y NN S ππ wobei: • π = n/N = πi für alle i • π(2) = n(n-1)/N(N-1) = πij für alle unterschiedlichen i und j Standardfehler : ( ) ( )YVYSE ˆˆˆ = Linearisierung der Zielvariable y: für die Armutsgefährdungsquote ⎥⎦ ⎤ ⎢⎣ ⎡ −<−−<= ).) . Yk(I(y .,. R..,.p)Y.kI(y N y .i 50 50 ˆ 5060 ˆ605060 ˆˆ60 1 50 und ).Y(f ).Y.(f .,.R 50 ˆˆ 50 ˆ60ˆ 5060 ˆ = 0.6,0.5p ist der geschätzte Anteil von Einheiten mit einem Einkommen unterhalb von 0.5Yˆ0.6 , )0.5Yˆ6.0kI(y < ist eine binäre Variable mit dem Wert 1, wenn 0.5Yˆ6.0ky < und 0 sonst, )0.5Yˆ kI(y < ist eine binäre Variable mit dem Wert 1, wenn 0.5Yˆ ky < und 0 sonst, )0.5Yˆ(0.6fˆ und )0.5Yˆ(fˆ sind die geschätzen Dichtewerte von Y im Punkt 0.5Yˆ0.6 und im Punkt 0.5Yˆ . Schätzung der Dichtefunktion bzw. des Dichtewertes )0.5Yˆ(0.6fˆ und )0.5Yˆ(fˆ : ∑= ⎟ ⎟ ⎠ ⎞ ⎜ ⎜ ⎝ ⎛ − = n i i h YY K nh Yf 1 5.0 5.0 ˆ6.01 )ˆ6,0( und ∑= ⎟ ⎟ ⎠ ⎞ ⎜ ⎜ ⎝ ⎛ − = n i i h YY K nh Yf 1 5.0 5.0 ˆ1 )ˆ( mit 2 )5.0exp( 2 1 )( zzK −= π und 2.0 13 79.0 n QQ hopt − = 0.5Yˆ ..........äquivalisiertes Medianeinkommen 0.5Yˆ0.6 ......Armutsgefährdungsschwelle i Yˆ ..............äquivalisiertes Haushaltseinkommen der Person i