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Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V.
Mönchstr. 43, 33790 Halle IBAN: DE97 4805 1580 0000 0396 85
Tel.: 05201-9892 Swift-BIC: WELADED1HAW
e-mail: Paten-fuer-Kinder@web.de GläubigerIdent.-Nr.:
DE33ZZZ00000073580
Links:
https://www.slideshare.net/EcoClub-San-Lorenzo http://vimeo.com/86573541
www.facebook.com/EcoClub.SanLorenzo https://www.bildungsspender.de/ecoclub
III – 2018
San Lorenzo
Die Lage in San Lorenzo hat sich weiter beruhigt. Es gab keine weiteren Anschläge und keine neu-
en Entführungen. Die überaus große Präsenz der Polizei, die vielen Militärfahrzeuge und Soldaten,
die das alltägliche Straßenbild inzwischen prägen, sorgen dennoch für eine gewisse Anspannung.
Aber auch das nimmt die Bevölkerung mehr und mehr als normal wahr.
Mitte September teilte der kolumbianische Präsident Ivan Duque mit, dass der Kopf der bewaffne-
ten Gruppe, Walter Patricio Arizala Vernaza alias „Guacho“, bei einer Militäroperation auf kolumbia-
nischem Gebiet angeschossen und verletzt wurde. Bei der weiteren Suche und Verfolgung konnten
aber weder er, der als Drahtzieher für die Entführungen und die Autobombe vor dem Polizeipräsidi-
um in San Lorenzo gilt, noch seine Leiche gefunden werden. Es gibt zur Zeit weder Bestätigungen
für seinen Tod noch dafür, dass er noch lebt.
Weitere 14 Personen wurden am 24. Oktober in Ecuador verhaftet, darunter sieben im aktiven Mili-
tärdienst stehende ecuadorianische Soldaten und ein Beamter aus dem Verteidigungsministerium.
Ihnen wird zur Last gelegt, die „Frente Oliver Sinisterra“ um den Anführer „Guacho“ mit Waffen und
Munition versorgt zu haben. Entsprechende Hinweise kamen von bereits im Mai in Kolumbien fest-
genommenen Mitgliedern der bewaffneten Gruppe, die sich u.a. durch Drogenhandel finanziert.
Die Erkenntnis, dass Teile des Militärs in die kriminellen Machenschaften verwickelt sind, macht die
sowieso schon schwierige Aufgabe, an der mehr als 700km langen Grenze durch den Dschungel
die illegalen Geschäfte mit Drogen, Waffen, Treibstoff, Holz und Bergbau unter Kontrolle zu bringen
und zu unterbinden, nicht einfacher.
Die Ergebnisse der Wahlen in den Nachbarländern zeigen einen deutlichen Rechtsruck. Über den
Ausgang der Präsidentschaftswahl in Kolumbien berichteten wir bereits.
In Brasilien hat am letzten Oktoberwochenende der 63 jährige rechtsradikale Jair Bolsonaro, die
Stichwahl um das Präsidentenamt gewonnen. Er hat sich mehrfach als Anhänger der Diktatur
(1964-1985) zu erkennen gegeben, will mindestens vier Ministerposten seines Kabinetts mit Militärs
besetzen und setzt sich für eine Liberalisierung des Waffenrechts ein. Seine Ankündigung, das
Land von politischen Gegnern zu säubern („Es wird eine in Brasilien nie gesehene Säuberung ge-
ben.“) und Aussagen wie: „Das Problem der Diktatur war, dass sie nur gefoltert, nicht getötet hat“
und folgender Satz zu einer politischen Gegnerin: „Ich würde dich nie vergewaltigen, weil du es
nicht wert bist.“, geben durchaus Anlass zur Sorge.
EcoClub - Musikworkshop
Umso mehr freuen wir uns, dass unsere beiden Zusatzprojekte, die wir im vorangegangenen Rund-
brief beschrieben hatten, angelaufen sind.
Das Musikprojekt startete bereits am ersten September mit einer Eröffnungsfeier. Davon gibt es ein
kleines Video, in dem sich auch die Musiker und Lehrer vorstellen:
https://www.youtube.com/watch?v=UK0YYM8l8Lc
Dort sieht man, wie viel Freude und Begeisterung die Marimba auslöst und wie natürlich die Kinder
und Jugendlichen direkt und ohne Vorbereitung in die Bewegungen und den Rhythmus eintauchen.
Auch die Fotos, die bei den jetzt regelmäßig stattfindenden unterschiedlichen Kursen entstanden
sind, zeigen, was die Musik bei den Kindern und Jugendlichen bewirken kann.
Konzentriert an der Marimba und beim Tanz Training für die Jungs mit Nixon Garcia
Trommeln macht fröhlich und frei
Musikunterricht an der Marimba und an den Bombos und Cununos
Der Weg dahin war allerdings manchmal länger als gedacht und so berichtet unsere Mitarbeiterin
Daniela aus den Anfängen:
„Zu Beginn setzte ich mich in Kontakt mit Jackson Ayovi, einem Instrumentenbauer, der auch
die Instrumente gefertigt hat, die wir jetzt im EcoClub verwenden. Er half mir, die anderen Mu-
siker zu finden. Wir legten anfangs als ein Auswahlkriterium fest, dass wir Künstler*innen aus
der Region suchen, die momentan keine andere Anstellung haben, so dass dieses Engage-
ment für sie selbst auch eine große Unterstützung bedeutet. Das hatte zur Folge, dass es
manchmal nicht einfach war, Formalitäten auf den neuesten Stand zu bringen, was z.B. Steu-
ern angeht oder schlicht ein Bankkonto zu eröffnen. Die zuständige Steuerbehörde sitzt in
Esmeraldas, also vier Stunden Busfahrt entfernt. Für die Registrierung zur Befreiung von
Lohnsteuer für Künstler, die dann nur einen monatlichen Pauschalbetrag zahlen, stellten mir
alle eine Vollmacht aus, damit ich das in Quito für sie regeln konnte.
Ein weiteres Problem ergab sich dadurch, dass einer der Musiker zwar schon seit vielen Jah-
ren in San Lorenzo lebt und dort auch einen Sohn hat, aber die kolumbianische Staatsange-
hörigkeit und nicht die ecuadorianische hat. Die ist für ihn schwer zu bekommen. So kann er
nicht wie die anderen in das Lohnsteuerregister eingetragen werden. […] Ich schreibe das,
damit man sich ein bisschen die Komplexität und die Schwierigkeiten vorstellen kann, die so
eine komplett vergessene und vernachlässigte Gegend wie San Lorenzo hat.“
Wenn man bedenkt, dass zwischen der Projektzusage im Mai und der Eröffnungsfeier gerade mal
drei Monate lagen, können wir dem Einsatz von Daniela nur größten Respekt zollen!
Beim ersten Tanztraining für die Mädchen sagte die Workshopleiterin Johana Monaño, dass zum
Marimbatanzen ein weiter langer Rock gehört. Nach einigem Hin und Her, wie man nun am besten
an die passenden Kleidungsstücke kommen kann und guter Recherche von Daniela wurde eine
Schneiderin ganz in der Nähe des EcoClub gefunden. Sechs Mütter, die sich freiwillig gemeldet
hatten, machten dort einen Nähkurs und nähten dabei zehn Röcke, mit denen die Mädchen beim
Tanzen nun zusammen mit den Jungs ein fantastisches Bild abgeben.
Anders als ursprünglich erwartet sind die Teilnehmer in der Mehrheit Kinder im Alter von 6-12 Jah-
ren. Die Jugendlichen sind in der Unterzahl. Ob sich das im Laufe der Zeit noch verändern wird,
bleibt abzuwarten.
EcoClub - Therapieworkshop
Die Auftaktveranstaltung der 12-teiligen Reihe von Diana (Psychologin) und Malena (Therapeutin)
am 29.-30. September in San Lorenzo hatte das Thema: „Ich – hier und jetzt in meinem Körper“.
Der Workshop war für 25 Kinder ausgelegt, aber es kamen dann doch 33 Kinder, was es gerade zu
Anfang sehr unruhig machte. Verschiedene Aktivitäten sollten zum besseren Kennenlernen des
eigenen Körpers mit seinen motorischen Fähigkeiten und Möglichkeiten, Emotionen und Spannun-
gen auszudrücken und einzuordnen beitragen. Ganz bewusst erlebten die Kinder und Jugendlichen
den EcoClub als einen vertrauten, Schutz bietenden Ort, an dem sie sich zuhause fühlen und der
ihnen Möglichkeiten und Ideen bietet. Sie identifizierten die Achtsamkeit, die Behutsamkeit, die Be-
treuung und die Beziehungen, die sie zu den Betreuerinnen und untereinander haben als wichtig
und wertvoll. Auffällig war, wie sehr die Kinder es bei den Gruppenaktivitäten genossen, ihre Emp-
findungen und Gefühle zu erforschen und mit den anderen zu teilen, obwohl sie täglich verschiede-
nen Formen der Gewalt ausgesetzt sind. Es gelang ihnen, ganz still zu werden, störende Geräu-
sche und Reize auszublenden und für einen Moment ihre innere Ruhe zu finden.
Dennoch berichten Malena und Diana auch von ein paar Streitereien unter den Kindern und Ju-
gendlichen, die sichtbar machen, wie die Kinder und Jugendlichen von den Erwachsenen beein-
flusst sind und deren aggressives Verhalten imitieren. Das gilt auch für den sexuellen Bereich, für
das Verhalten zwischen Mädchen und Jungs insbesondere in der Pubertät. Daraus entstand die
Überlegung, probeweise eine separate Gruppe mit älteren Jugendlichen einzurichten, obwohl die
Teilnehmerzahl der Kinder deutlich über der der Jugendlichen lag. Leider kam dann zum Workshop
am letzten Oktoberwochenende, der speziell für die Älteren sein sollte, nur ein einziger Jugendli-
cher, dafür aber wieder 34 Kinder, so dass kurzerhand umdisponiert wurde.
Unter den Teilnehmern war auch ein Mädchen im Rollstuhl aus der Nachbarschaft.
Das Angebot war mit spielerischen, künstlerischen und tänzerischen Aktivitäten sehr vielfältig und
es wurde auch gesungen und Theater gespielt. Wie sich herausstellte, sind einige Kinder begeister-
te Zeichner und Maler. So sind zu dem Thema „wie ich dich sehe“ tolle Bilder entstanden, die bei
der Weihnachtsfeier im Dezember ausgestellt werden.
Die Angebote für die Frauen wurden auch gut angenommen. Am ersten Wochenende kamen 12
und am zweiten Wochenende 16 Mütter. Auch dort wurde sich bewegt, um Anspannungen los zu
werden, die eigenen körperlichen Grenzen zu erkennen und die Energiereserven wieder zu füllen.
EcoClub - Studenten
Erfreuliche Nachrichten gibt es auch von der ehemaligen EcoClub Teilnehmerin Karen Thalia, die
nach der Schule studieren wollte, zunächst aber keinen Studienplatz bekommen hatte und daher in
Esmeraldas eine einjährige Ausbildung zur Reiseführerin gemacht hatte. Seit dem 14. Mai studiert
sie nun an der technischen Universität Luis Vargas Torres in Esmeraldas und erwirbt die Qualifika-
tion zur Waldingenieurin. Wir unterstützen sie bei den Studiengebühren und wünschen ihr viel Er-
folg.
Weihnachten
Es ist inzwischen Tradition, dass die Familien und Betreuerinnen sich zu Weihnachten
einen Warenkorb wünschen und bekommen.
Auch eine gemeinsame Weihnachtsfeier im EcoClub ist keine Ausnahme. Neu und außergewöhn-
lich wird es aber sein, dass bei der kommenden Feier Marimba gespielt und getanzt wird – und
zwar von den Kindern und Jugendlichen, die das seit September im EcoClub lernen!
Das wird die Stimmung sicher noch beflügeln und ist der perfekte Auftakt für fröhliche Weihnachten.
Wie immer hoffen wir auf Unterstützung mit einer Weihnachtsspende per Überweisung, Lastschrift
oder in bar. Die Weihnachts-Lastschriften werde ich mit gleichem Betrag wie im letzten Jahr am
10.12.2018 abbuchen, sofern ich bis zum 04.12.2018 keine gegenteilige Nachricht bekommen ha-
be. Weihnachtspost an die Kinder und Jugendlichen in San Lorenzo erbitte ich bis zum 27.11.2018
damit Übersetzung und Versand noch passend erfolgen können.
Falls Sie im Internet einkaufen, gehen Sie bitte weiterhin über
https://www.bildungsspender.de/ecoclub auf die Einkaufsseite des Online-Ladens, denn dann be-
kommt der Verein einen kleinen Prozentsatz vom Umsatz ohne jegliche Extrakosten für Sie gutge-
schrieben.
Eine wundervolle Adventszeit und viele Grüße
Marion Weeke

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  • 1. Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V. Mönchstr. 43, 33790 Halle IBAN: DE97 4805 1580 0000 0396 85 Tel.: 05201-9892 Swift-BIC: WELADED1HAW e-mail: Paten-fuer-Kinder@web.de GläubigerIdent.-Nr.: DE33ZZZ00000073580 Links: https://www.slideshare.net/EcoClub-San-Lorenzo http://vimeo.com/86573541 www.facebook.com/EcoClub.SanLorenzo https://www.bildungsspender.de/ecoclub III – 2018 San Lorenzo Die Lage in San Lorenzo hat sich weiter beruhigt. Es gab keine weiteren Anschläge und keine neu- en Entführungen. Die überaus große Präsenz der Polizei, die vielen Militärfahrzeuge und Soldaten, die das alltägliche Straßenbild inzwischen prägen, sorgen dennoch für eine gewisse Anspannung. Aber auch das nimmt die Bevölkerung mehr und mehr als normal wahr. Mitte September teilte der kolumbianische Präsident Ivan Duque mit, dass der Kopf der bewaffne- ten Gruppe, Walter Patricio Arizala Vernaza alias „Guacho“, bei einer Militäroperation auf kolumbia- nischem Gebiet angeschossen und verletzt wurde. Bei der weiteren Suche und Verfolgung konnten aber weder er, der als Drahtzieher für die Entführungen und die Autobombe vor dem Polizeipräsidi- um in San Lorenzo gilt, noch seine Leiche gefunden werden. Es gibt zur Zeit weder Bestätigungen für seinen Tod noch dafür, dass er noch lebt. Weitere 14 Personen wurden am 24. Oktober in Ecuador verhaftet, darunter sieben im aktiven Mili- tärdienst stehende ecuadorianische Soldaten und ein Beamter aus dem Verteidigungsministerium. Ihnen wird zur Last gelegt, die „Frente Oliver Sinisterra“ um den Anführer „Guacho“ mit Waffen und Munition versorgt zu haben. Entsprechende Hinweise kamen von bereits im Mai in Kolumbien fest- genommenen Mitgliedern der bewaffneten Gruppe, die sich u.a. durch Drogenhandel finanziert. Die Erkenntnis, dass Teile des Militärs in die kriminellen Machenschaften verwickelt sind, macht die sowieso schon schwierige Aufgabe, an der mehr als 700km langen Grenze durch den Dschungel die illegalen Geschäfte mit Drogen, Waffen, Treibstoff, Holz und Bergbau unter Kontrolle zu bringen und zu unterbinden, nicht einfacher. Die Ergebnisse der Wahlen in den Nachbarländern zeigen einen deutlichen Rechtsruck. Über den Ausgang der Präsidentschaftswahl in Kolumbien berichteten wir bereits. In Brasilien hat am letzten Oktoberwochenende der 63 jährige rechtsradikale Jair Bolsonaro, die Stichwahl um das Präsidentenamt gewonnen. Er hat sich mehrfach als Anhänger der Diktatur (1964-1985) zu erkennen gegeben, will mindestens vier Ministerposten seines Kabinetts mit Militärs besetzen und setzt sich für eine Liberalisierung des Waffenrechts ein. Seine Ankündigung, das Land von politischen Gegnern zu säubern („Es wird eine in Brasilien nie gesehene Säuberung ge- ben.“) und Aussagen wie: „Das Problem der Diktatur war, dass sie nur gefoltert, nicht getötet hat“ und folgender Satz zu einer politischen Gegnerin: „Ich würde dich nie vergewaltigen, weil du es nicht wert bist.“, geben durchaus Anlass zur Sorge. EcoClub - Musikworkshop Umso mehr freuen wir uns, dass unsere beiden Zusatzprojekte, die wir im vorangegangenen Rund- brief beschrieben hatten, angelaufen sind. Das Musikprojekt startete bereits am ersten September mit einer Eröffnungsfeier. Davon gibt es ein kleines Video, in dem sich auch die Musiker und Lehrer vorstellen: https://www.youtube.com/watch?v=UK0YYM8l8Lc
  • 2. Dort sieht man, wie viel Freude und Begeisterung die Marimba auslöst und wie natürlich die Kinder und Jugendlichen direkt und ohne Vorbereitung in die Bewegungen und den Rhythmus eintauchen. Auch die Fotos, die bei den jetzt regelmäßig stattfindenden unterschiedlichen Kursen entstanden sind, zeigen, was die Musik bei den Kindern und Jugendlichen bewirken kann. Konzentriert an der Marimba und beim Tanz Training für die Jungs mit Nixon Garcia Trommeln macht fröhlich und frei Musikunterricht an der Marimba und an den Bombos und Cununos
  • 3. Der Weg dahin war allerdings manchmal länger als gedacht und so berichtet unsere Mitarbeiterin Daniela aus den Anfängen: „Zu Beginn setzte ich mich in Kontakt mit Jackson Ayovi, einem Instrumentenbauer, der auch die Instrumente gefertigt hat, die wir jetzt im EcoClub verwenden. Er half mir, die anderen Mu- siker zu finden. Wir legten anfangs als ein Auswahlkriterium fest, dass wir Künstler*innen aus der Region suchen, die momentan keine andere Anstellung haben, so dass dieses Engage- ment für sie selbst auch eine große Unterstützung bedeutet. Das hatte zur Folge, dass es manchmal nicht einfach war, Formalitäten auf den neuesten Stand zu bringen, was z.B. Steu- ern angeht oder schlicht ein Bankkonto zu eröffnen. Die zuständige Steuerbehörde sitzt in Esmeraldas, also vier Stunden Busfahrt entfernt. Für die Registrierung zur Befreiung von Lohnsteuer für Künstler, die dann nur einen monatlichen Pauschalbetrag zahlen, stellten mir alle eine Vollmacht aus, damit ich das in Quito für sie regeln konnte. Ein weiteres Problem ergab sich dadurch, dass einer der Musiker zwar schon seit vielen Jah- ren in San Lorenzo lebt und dort auch einen Sohn hat, aber die kolumbianische Staatsange- hörigkeit und nicht die ecuadorianische hat. Die ist für ihn schwer zu bekommen. So kann er nicht wie die anderen in das Lohnsteuerregister eingetragen werden. […] Ich schreibe das, damit man sich ein bisschen die Komplexität und die Schwierigkeiten vorstellen kann, die so eine komplett vergessene und vernachlässigte Gegend wie San Lorenzo hat.“ Wenn man bedenkt, dass zwischen der Projektzusage im Mai und der Eröffnungsfeier gerade mal drei Monate lagen, können wir dem Einsatz von Daniela nur größten Respekt zollen! Beim ersten Tanztraining für die Mädchen sagte die Workshopleiterin Johana Monaño, dass zum Marimbatanzen ein weiter langer Rock gehört. Nach einigem Hin und Her, wie man nun am besten an die passenden Kleidungsstücke kommen kann und guter Recherche von Daniela wurde eine Schneiderin ganz in der Nähe des EcoClub gefunden. Sechs Mütter, die sich freiwillig gemeldet hatten, machten dort einen Nähkurs und nähten dabei zehn Röcke, mit denen die Mädchen beim Tanzen nun zusammen mit den Jungs ein fantastisches Bild abgeben. Anders als ursprünglich erwartet sind die Teilnehmer in der Mehrheit Kinder im Alter von 6-12 Jah- ren. Die Jugendlichen sind in der Unterzahl. Ob sich das im Laufe der Zeit noch verändern wird, bleibt abzuwarten. EcoClub - Therapieworkshop Die Auftaktveranstaltung der 12-teiligen Reihe von Diana (Psychologin) und Malena (Therapeutin) am 29.-30. September in San Lorenzo hatte das Thema: „Ich – hier und jetzt in meinem Körper“. Der Workshop war für 25 Kinder ausgelegt, aber es kamen dann doch 33 Kinder, was es gerade zu Anfang sehr unruhig machte. Verschiedene Aktivitäten sollten zum besseren Kennenlernen des eigenen Körpers mit seinen motorischen Fähigkeiten und Möglichkeiten, Emotionen und Spannun- gen auszudrücken und einzuordnen beitragen. Ganz bewusst erlebten die Kinder und Jugendlichen den EcoClub als einen vertrauten, Schutz bietenden Ort, an dem sie sich zuhause fühlen und der ihnen Möglichkeiten und Ideen bietet. Sie identifizierten die Achtsamkeit, die Behutsamkeit, die Be- treuung und die Beziehungen, die sie zu den Betreuerinnen und untereinander haben als wichtig und wertvoll. Auffällig war, wie sehr die Kinder es bei den Gruppenaktivitäten genossen, ihre Emp- findungen und Gefühle zu erforschen und mit den anderen zu teilen, obwohl sie täglich verschiede- nen Formen der Gewalt ausgesetzt sind. Es gelang ihnen, ganz still zu werden, störende Geräu- sche und Reize auszublenden und für einen Moment ihre innere Ruhe zu finden. Dennoch berichten Malena und Diana auch von ein paar Streitereien unter den Kindern und Ju- gendlichen, die sichtbar machen, wie die Kinder und Jugendlichen von den Erwachsenen beein- flusst sind und deren aggressives Verhalten imitieren. Das gilt auch für den sexuellen Bereich, für das Verhalten zwischen Mädchen und Jungs insbesondere in der Pubertät. Daraus entstand die Überlegung, probeweise eine separate Gruppe mit älteren Jugendlichen einzurichten, obwohl die Teilnehmerzahl der Kinder deutlich über der der Jugendlichen lag. Leider kam dann zum Workshop am letzten Oktoberwochenende, der speziell für die Älteren sein sollte, nur ein einziger Jugendli- cher, dafür aber wieder 34 Kinder, so dass kurzerhand umdisponiert wurde. Unter den Teilnehmern war auch ein Mädchen im Rollstuhl aus der Nachbarschaft.
  • 4. Das Angebot war mit spielerischen, künstlerischen und tänzerischen Aktivitäten sehr vielfältig und es wurde auch gesungen und Theater gespielt. Wie sich herausstellte, sind einige Kinder begeister- te Zeichner und Maler. So sind zu dem Thema „wie ich dich sehe“ tolle Bilder entstanden, die bei der Weihnachtsfeier im Dezember ausgestellt werden. Die Angebote für die Frauen wurden auch gut angenommen. Am ersten Wochenende kamen 12 und am zweiten Wochenende 16 Mütter. Auch dort wurde sich bewegt, um Anspannungen los zu werden, die eigenen körperlichen Grenzen zu erkennen und die Energiereserven wieder zu füllen. EcoClub - Studenten Erfreuliche Nachrichten gibt es auch von der ehemaligen EcoClub Teilnehmerin Karen Thalia, die nach der Schule studieren wollte, zunächst aber keinen Studienplatz bekommen hatte und daher in Esmeraldas eine einjährige Ausbildung zur Reiseführerin gemacht hatte. Seit dem 14. Mai studiert sie nun an der technischen Universität Luis Vargas Torres in Esmeraldas und erwirbt die Qualifika- tion zur Waldingenieurin. Wir unterstützen sie bei den Studiengebühren und wünschen ihr viel Er- folg. Weihnachten Es ist inzwischen Tradition, dass die Familien und Betreuerinnen sich zu Weihnachten einen Warenkorb wünschen und bekommen. Auch eine gemeinsame Weihnachtsfeier im EcoClub ist keine Ausnahme. Neu und außergewöhn- lich wird es aber sein, dass bei der kommenden Feier Marimba gespielt und getanzt wird – und zwar von den Kindern und Jugendlichen, die das seit September im EcoClub lernen! Das wird die Stimmung sicher noch beflügeln und ist der perfekte Auftakt für fröhliche Weihnachten. Wie immer hoffen wir auf Unterstützung mit einer Weihnachtsspende per Überweisung, Lastschrift oder in bar. Die Weihnachts-Lastschriften werde ich mit gleichem Betrag wie im letzten Jahr am 10.12.2018 abbuchen, sofern ich bis zum 04.12.2018 keine gegenteilige Nachricht bekommen ha- be. Weihnachtspost an die Kinder und Jugendlichen in San Lorenzo erbitte ich bis zum 27.11.2018 damit Übersetzung und Versand noch passend erfolgen können. Falls Sie im Internet einkaufen, gehen Sie bitte weiterhin über https://www.bildungsspender.de/ecoclub auf die Einkaufsseite des Online-Ladens, denn dann be- kommt der Verein einen kleinen Prozentsatz vom Umsatz ohne jegliche Extrakosten für Sie gutge- schrieben. Eine wundervolle Adventszeit und viele Grüße Marion Weeke