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Ägyptisch als afroasiatische (hamitosemitische) Sprache  in der Rezeption der Forschung  ab etwa 1850 SS 2008 Helmut Satzinger
FANGEN WIR VON HINTEN AN:  Was sind die genetischen Beziehungen des Ägyptischen  aus  heutiger Sicht ?? ,[object Object],[object Object],[object Object],[object Object],[object Object],[object Object],[object Object],[object Object]
 
 
 
Diese moderne Gliederung ist ca. 60 Jahre alt und geht auf  Joseph H. Greenberg  zurück: Greenberg, Joseph H. 1948. „The classification of African languages.“  American Anthropologist  50: 24-30. Greenberg, Joseph: "Studies in African linguistic classification",  Southwestern Journal for Anthropology  5, 1949, 79–100, 190–198, 309–398; 6, 1950, 47–63, 143–160, 223–237, 388–398; 10, 1954, 405–415; Nachdruck 1955.  Greenberg, J. H. 1963.  The Languages of Africa . Bloomington: Indiana University Research Center in Anthropology, Folklore, and Linguistics. Reprints, 1966, 1971.
Greenberg:  Erste rein linguistische Gliederung. Sieht ab von allen physischen („rassischen“) und kulturellen Argumenten. Seine Nomenklatur: eher geographisch als ethnisch: Niger-Kongo Kongo-Kordofanisch Nilo-Saharanisch Afro-Asiatisch zweideutig, daher auch andere Vorschläge: Afrasisch  (Diakonoff);  Lisramic  (Hodge); ...
Außer „ Afroasiatisch “ werden auch heute noch die Termini „ Semitohamitisch “ und „ Hamitosemitisch “ gebraucht. „ Hamitisch “ vor Greenberg:  Ägyptisch, Berberisch, Kuschitisch, teilweise Tschadisch, aber auch Ful, Nilotisch, Khoikhoi (Hottentottisch), ... 1850 J. L.  Krapf  prägt den Begriff „Hamitische Sprachen“ für die  nichtsemitischen schwarzafrikanischen Sprachen, wobei die  Khoisan-Sprachen wohl ausgeklammert bleiben; er unter- scheidet „Nilo-Hamitisch“ (dazu zählt er z. B. die Bantu-Sprachen)  und „Nigro-Hamitisch“ (für die westafrikanischen Sprachen). Johann Ludwig KRAPF, Missionar in Ostafrika, * 11.1. 1810 in  Derendingen b. Tübingen, † 26.11. 1881 in Korntal b. Stuttgart.  Später wird „Hamitisch“ eingeschränkt auf „nichtnegritische“ Völker.
Zentrale Termini für das Verhältnis zwischen den semitischen  Sprachen und dem Ägyptischen: •  Semitisch [Terminus  semitisch : Schlözer 1781] •  Hamitisch [= "schwarz-afrikanisch" (Krapf 1850, 1858), ansonsten speziell als Oberbegriff für diejenigen nichtsemitischen Sprachen Afrikas, die in ihrer Grammatik das Genus von Substantiven und Pronomina unterscheiden.]
Die  „Völkertafel“  in Genesis 10 zählt die Nachkommen der drei Söhne Noahs — des Überlebenden der Sintflut — auf:  Sem  (Schem),  Ham  (Cham) und Japheth. Vgl. auch Josephus  Jüdische Altertümer  I. Buch Kap. 6.
 
Eine ausführliche Behandlung des  Themas ist enthalten in dem Werk  "Die Völkertafel der Genesis.  Ethnographische Untersuchungen"  von August Knobel, Gießen 1850.
 
A. Knobel zu den Hamiten:
 
 
 
Mitte 19. Jh.:  Einerseits bezieht man „hamitisch“ allgemein auf die Schwarzafrikaner , wie z. B. die Bantu sprechenden Völker Ostafrikas (Krapf  Outline  1850).  Andererseits gebraucht man es für Sprachen, die in irgend einer Weise  mit den Semitensprachen vergleichbar  sind,  und sei es auch nur in typologischer Hinsicht (z.B. Unterscheidung von  2 Genera, mask. u. fem.; z. B. Renan 1855, d’Abadie 1872,  Lepsius 1880).  (Typologie  vs . Genetik!) Es ist damit aber nicht so sehr ein bestimmter Typus beschrieben  gewesen, vielmehr wird der Begriff  Hamitisch  in erster Linie zur  Abgrenzung  gegenüber besser definierten Sprachgruppen verwendet,  wie  Semitisch  und  Bantu , aber auch gegenüber den " Sudansprachen ",  die reziprok auf einer ähnlichen Abgrenzung beruhen. So fasst Lepsius  (1880) die Sudansprachen als  Misch-Negersprachen  aus den  Bantu-Negersprachen  und den  hamitischen Sprachen  auf.
Die Hamitenfrage und der Kolonialismus „ Hamiten-Race“  — Mittelding zw. Semiten und Schwarzafrikanern:  nicht so hoch stehend wie die einen, nicht so hoffnungslos wie die  anderen... Die Hamitentheorie wurde ein wichtiges ideologisches Instrument  speziell der deutschen  Kolonialpolitik . Es wurde als hehre Pflicht  der Europäer angesehen, den Eingeborenenvölkern Gesittung zu  vermitteln, wobei die Hamitenvölker eine Vermittlerrolle spielen könnten. «Georg Wilhelm Friedrich Hegel  (1770 – 1831)  teilte Afrika ein in:  "europäisches Afrika" , d.i. Nordafrika; das "Nilland", d.i. Ägypten, das als Teil von Eurasien und demnach als Kulturbringer betrachtet wird; and  "das eigentliche Afrika" , d.i. das subsaharanische Afrika, das Hegel als "das Land der Kindheit, das hinter dem Tag der bewussten Geschichte liegt, eingehüllt in den dunklen Mantel der Nacht" ...» (nach Wikip.  Origins of Tutsi and Hutu ).
Hamiten wurden als  Herrenvölker  Afrikas betrachtet —  Stichwort " Rinderzüchter ”  (Ful — Maasai — Kikuyu — Tutsi etc.;  allesamt keine afroasiatischen Sprachen!).  Einwanderer aus Asien — den afrikanischen Einwohnern  weit überlegen. Doch wurde auch ihnen nur eingeschränkte  Kulturfähigkeit zugebildet.  Noch im 20. Jh. sieht Carl Meinhof in den Bantuvölkern ein Misch- produkt von Hamiten und "Negerrassen", und in den Khoikhoi  ("Hottentotten") ein Mischprodukt von Hamiten und San ("Buschmännern").
Ruanda-Problemkreis (Nach Wikipedia) In vorkolonialer Zeit gab es in Ruanda und Burundi ein Nebeneinander der Gruppen der  Tutsi überwiegend Viehzüchter,  Hutu   Ackerbauern (Mehrheit der Bevölkerung) Twa Jäger und Sammler Wechsel der Zugehörigkeit war möglich; beispielsweise sozialer Aufstieg durch den Erwerb von Vieh.  Alle drei Gruppen sprechen dieselbe Sprache: Kinyarwanda. Erst während der Kolonialherrschaft Deutschlands (bis 1916) und des Völkerbund-Mandats Belgiens (ab 1923) über Ruanda entstand eine  ethnische Bedeutung  der Zugehörigkeit von Menschen zu den Gruppen der Hutu, Tutsi oder Twa.  Organisation der Kolonialverwaltung ... indirekte Herrschaft  Die Einteilung in Ethnien, Bilden einer herrschenden Volksgruppe als Oberschicht
Die sozial unter-geordneten  Hutu  wurden als negride, „unterwürfige Rasse“ klassifiziert,  die  Tutsi  als überlegene „Rasse mit natürlichen Herrscherqualitäten“ – Hamiten – europide Rasse, daraus Herrschaftsanspruch. Diesem Denkmodell folgend wurden Tutsi seit Beginn der Kolonisation von den Machthabern in Schlüsselpositionen eingesetzt und gefördert.  Nach dem Ende der Kolonialherrschaft wurden jedoch die Bevölkerungsmehrheit der Hutu zur herrschenden Gruppe. Diese historische Entwicklung ist eine der mittelbaren Ursachen für ethnische Konflikte in beispielsweise Ruanda, der Demokratischen Republik Kongo und Burundi. Der Konflikt zwischen Hutu und Tutsi führte 1994 zum Völkermord in Ruanda.
Stand der Kenntnisse im 19. Jh.: Hebräisch  ist mit  Aramäisch ,  Arabisch  und  Äthiopisch  ganz augen- scheinlich verwandt: Auch diese waren " semitische Sprachen "  (und sind es noch heute). Weitere semitische Sprachen im 19. und 20. Jh. entdeckt:  die modernen  äthiosemitischen  Sprachen ( Amharisch ,  Tigrinya  usw.),  das  Akkadische , das  Altsüdarabische , epigraphische Zeugnisse antiker  Sprachen in Syrien und Palästina und schließlich auch die  modernen  arabischen, aramäischen und neusüdarabischen  Dialekte, sowie  erst 1928 das  Ugaritische .  Alle diese:  semitische Sprachen. •  Semitische Sprachen
Nach der Entzifferung der Hieroglyphenschrift durch J. F. Champollion um 1820:  Verwandtschaft auch des Ägyptischen mit dem Hebräischen  wahrgenommen.  Aber die Verwandtschaft war eine viel losere als die der semitischen Sprachen untereinander.  Also war das Ägyptische keine semitische Sprache. •  Hamitische Sprachen
„ Dass das Ägyptische mit dem Semitischen verwandt ist, wurde schon früh erkannt. So legte Theodor Benfey mit seiner Arbeit  Ueber das Verhältniss der ägyptischen Sprache zum semitischen Sprachstamm  (1844) eine vergleichende Grammatik des Ägyptischen und Semitischen vor. Hauptsächlich auf der Grundlage des Koptischen konnte Benfey die Übereinstimmung der wesentlichen Strukturelemente beider Sprachgruppen (wie Feminin- t , Possessivsuffixe, Personalpronomina, Pluralendungen) feststellen.“ (R. Voigt, „ Ägyptosemitischer Sprachvergleich.“ In:  Textcorpus und Wörterbuch . Aspekte zur ägyptischen Lexikographie. [ Probleme der Ägyptologie  14.] 345-366.) Zur Illustration der Verwandtschaft — die Zahlen von 1 bis 5.
 
 
ADOLF ERMAN  1854 — 1937 „Absichtlich habe ich es unterlassen, auch die berberischen und  ostafrikanischen Sprachen heranzuziehen.  Denn wenn auch die nahen  Beziehungen dieser Sprachen zu den uns hier beschäftigenden  Idiomen auf der Hand liegen, so wird man doch meines Erachtens gut  thun, sie zunächst noch beiseite zu lassen.....“ (p. 94). „ Das Verhältnis des Aegyptischen zu den semitischen Sprachen.“ ZDMG  46, 1892, 93–129 „ ... Da nun aber das Bild des ältesten Aegyptisch fast mit jedem neuen Zuge... dem der semitischen Sprachen ähnlicher geworden ist, so erscheint uns auch jetzt die alte Frage nach der Verwandtschaft zwischen  diesen beiden Idiomen in  einem wesentlich anderen Lichte als früher ...“ (p. 93).
(Manuskript, ca.  1952/53 :) Wie bekannt, besteht die ägyptische Sprache aus einer Verschmelzung  frühsemitischer Sprachelemente  – die man ‘hamitisch’ nennt ... –  und Resten der  vorhamitischen  Bewohner des Niltales.... Das Aegyptische ist also eine Mischsprache wie das Englische, wo  germanische und romanische Elemente nebeneinander vertreten sind.  Wie aber im Englischen das germanische Element die grammatische  Konstruktion bestimmt, so sind im Aegyptischen die gesamten  grammatischen Formen semitisch. [Ergo:  eine semitische Sprache ...?] Werner Vycichl *1909 Wiener Neustadt † 1999 Genf Promoviert 1932 bei W. Czermak in Wien 1968 Dozent / 1973 Professor in Fribourg
Werner Vycichl, “Egyptian and the other Hamito-Semitic languages.”  Kongress London  1970 , publiziert 1975.  Akkadian Canaanite (Hebrew, Phoenician,    etc.) together with Ugaritic Aramaic Arabic South Arabian, with Ethiopic The Mahra group  [Neusüdarabisch] Egyptian, and its daughter    language Coptic Berber Cushitic Chado-Hamitic  [Tschadisch] Semitic Hamitic
Urheimat der „Hamitosemiten“ 1. „Fruchtbarer Halbmond“ ? 2. Tschad-Gebiet ? 3. Jordan-Senke ? 4. Äthiopien ?
Afroasiatisch Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965 Ursprung Tschadsee-Gebiet — Nordafrika
Afroasiatisch Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965 Nordgruppe Südgruppe Ursprung Tschadsee-Gebiet — Nordafrika
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Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965 Ägyptisch Tschadisch
Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965 Ägyptisch Tschadisch Kuschitisch
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Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965 Berberisch Semitisch Kuschitisch Ägyptisch Tschadisch
Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965
Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965 Berberisch Semitisch Kuschitisch Ägyptisch Tschadisch
Heutige Klassifizierungsprobleme: West-Kuschitisch wurde von vielen Forschern als  Omotisch  ausgegliedert, als selbständige AA Familie angesehen. Nord-Kuschitisch (Beja, Bedauye) wird von einzelnen ebenfalls als selbständige AA Familie angesehen.
Ägyptologie und Afrikanistik in Wien Im 19. Jahrhundert: Simon Leo Reinisch  (1832 Osterwitz — 1919 Stainz), erster österr.  Ägyptologe und Bahnbrecher der Afrikanistik  —  1873-1903 erste  Lehrkanzel für Ägyptologie (+ Afrikanistik) Ägyptologischer/archäologischer Berater von Erzherzog Ferdinand Max (Kaiser Maximilian von Mexiko), dem Besitzer der Sammlung Miramar. Friedrich Müller  (1834 Jamník, Böhmen — 1919 Wien)  Privatdozent für Sprachwissenschaft in Wien;  prom. 1859 in Tübingen;  habil. 1860 in Wien für oriental. Linguistik. Ernst von Bergmann  (1844 Wien — 1892 Wien) 1971 erster Kustos der Ägyptischen Sammlung (bis 1871: Teil des  Münz- und Antikenkabinetts) des Kunsthistorischen Hofmuseums.  Prom. 1867 in Wien, 1868 Studien bei H. Brugsch in Göttingen. Ausgezeichneter Epigraphiker.
Simon Leo Reinisch  *1832 Osterwitz — †1919 Sommereben bei Stainz Maria Lankowitz
Dem Angedenken an LEO REINISCH, Begründer der Ägyptologie und Afrikanistik in Österreich, geboren am 26. Oktober 1832 in diesem Hause, gestorben am 24. Dezember 1919 in Maria Lankowitz. Der 150. Geburtstag Reinischs war Anlass, ihn mit einem internationalen "Simon Leo Reinisch - Symposium" vom 22. bis 25. Oktober 1982 in Wien zu würdigen. Dabei wurde  am 24. Oktober im Beisein von 24 Wissenschaftlern aus aller Welt  an seinem Geburtshaus, dem Schoberhof in Osterwitz,  eine Gedenktafel mit folgender Inschrift enthüllt: (Initiative von Prof. Hans G. Mukarovsky.)
Hermann Junker   ( 1877 Berndorf am Rhein — 1962 Wien) Studium bei Erman in Berlin;  habil. 1907 in Wien für Ägyptologie.  Seit 1909 Extraordinarius, seit 1912 Ordinarius. 1923 Vorstand des von ihm ins Leben gerufenen  Instituts für Ägyptologie und Afrikanistik .  Geht 1931 als Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts nach Kairo.  Wilhelm Czermak  (1889 Wien — 1953 Wien) Prom. 1911 in Wien in Semitistik u. Ägyptologie; habil. 1919 in Wien  für semito-hamitische und afrikanische Sprachen. Lehrstuhl für Ägyptologie und Afrikanistik 1931–1953. Große  Breitenwirkung  — viele seiner  Schüler  wurden  überragende Vertreter  der  semitistischen  und  hamitosemitistischen Sprachwissenschaft . Im 20. Jahrhundert:
Czermaks Wiener Schule  — wichtige Vertreter: Ernst Zyhlarz  (1890 Prag — 1964 Hamburg):  Semitist, Berberologe, Hamitosemitist.  Prom. 1921 Wien, habil. 1930 Hamburg. Walter C. Till  (1894 Stockerau — 1963 Herzogenburg):  der führende Koptologe seiner Zeit;  Professur in Manchester;  Wiener Papyrussammlung Maria Höfner  (1900 Graz — 1992 Graz):  Altsüdarabienforschung;  Professorin  in Graz Johannes Lukas  (1901 Fischern/ Rybáře  bei Karlsbad — 1980 Hamburg):  Afrikanistik;  1954–1970 Direktor des Seminars für afrikanische Sprachen der Univ. Hamburg Gertrud Thausing  (1905 Wien — 1997 Wien):  Ägyptologin, 1953–1977 Professorin für Ägyptologie und Afrikanistik in Wien Wolf Leslau   (1906 Krzepice bei Tschenstochau Polen — 2006 USA):  Semitist, führende Autorität, speziell für die äthio-semitischen Sprachen.  Studierte 1926—1931 in Wien.
Otto Rössler   (1907 Eisenstadt — 1991 Marburg/Lahn):  Semitist, Berberologe, Hamitosemitist.  Professor in Marburg/Lahn. Werner Vycichl  (1909 Wr. Neustadt — 1999 Genf):  Ägyptologe, Berberologe, Hamitosemitist.  Professor für Ägyptologie an der Univ. Fribourg. Hans G. Mukarovsky  (1922 Wien — 1992 Wien) 1978–1990 Professor für Afrikanistik in Wien. Robert Haardt  (1922 Wien — 2002 Wien):  Koptologe, Fachmann für Altkoptisch und Gnosis. Hans Goedicke  (geb. in Wien):  Ägyptologe, Prof. emer. in Baltimore. Erich Winter  (geb. in Klosterneuburg):  Ägyptologe, Prof. emer. in Trier. Herrmann Jungraithmayr  (1931 Eferding):  führender Tschadist;  emer. Ordinarius für Afrikanistik in Marburg/Lahn.

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18. Dynastie: königliche Rundplastik. PART II.
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18. Dynastie: königliche Rundplastik. TEIL I.
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Ägyptisch als afroasiatische (hamitosemitische) Sprache in der Rezeption der Forschung

  • 1. Ägyptisch als afroasiatische (hamitosemitische) Sprache in der Rezeption der Forschung ab etwa 1850 SS 2008 Helmut Satzinger
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  • 6. Diese moderne Gliederung ist ca. 60 Jahre alt und geht auf Joseph H. Greenberg zurück: Greenberg, Joseph H. 1948. „The classification of African languages.“ American Anthropologist 50: 24-30. Greenberg, Joseph: "Studies in African linguistic classification", Southwestern Journal for Anthropology 5, 1949, 79–100, 190–198, 309–398; 6, 1950, 47–63, 143–160, 223–237, 388–398; 10, 1954, 405–415; Nachdruck 1955. Greenberg, J. H. 1963. The Languages of Africa . Bloomington: Indiana University Research Center in Anthropology, Folklore, and Linguistics. Reprints, 1966, 1971.
  • 7. Greenberg: Erste rein linguistische Gliederung. Sieht ab von allen physischen („rassischen“) und kulturellen Argumenten. Seine Nomenklatur: eher geographisch als ethnisch: Niger-Kongo Kongo-Kordofanisch Nilo-Saharanisch Afro-Asiatisch zweideutig, daher auch andere Vorschläge: Afrasisch (Diakonoff); Lisramic (Hodge); ...
  • 8. Außer „ Afroasiatisch “ werden auch heute noch die Termini „ Semitohamitisch “ und „ Hamitosemitisch “ gebraucht. „ Hamitisch “ vor Greenberg: Ägyptisch, Berberisch, Kuschitisch, teilweise Tschadisch, aber auch Ful, Nilotisch, Khoikhoi (Hottentottisch), ... 1850 J. L. Krapf prägt den Begriff „Hamitische Sprachen“ für die nichtsemitischen schwarzafrikanischen Sprachen, wobei die Khoisan-Sprachen wohl ausgeklammert bleiben; er unter- scheidet „Nilo-Hamitisch“ (dazu zählt er z. B. die Bantu-Sprachen) und „Nigro-Hamitisch“ (für die westafrikanischen Sprachen). Johann Ludwig KRAPF, Missionar in Ostafrika, * 11.1. 1810 in Derendingen b. Tübingen, † 26.11. 1881 in Korntal b. Stuttgart. Später wird „Hamitisch“ eingeschränkt auf „nichtnegritische“ Völker.
  • 9. Zentrale Termini für das Verhältnis zwischen den semitischen Sprachen und dem Ägyptischen: • Semitisch [Terminus semitisch : Schlözer 1781] • Hamitisch [= "schwarz-afrikanisch" (Krapf 1850, 1858), ansonsten speziell als Oberbegriff für diejenigen nichtsemitischen Sprachen Afrikas, die in ihrer Grammatik das Genus von Substantiven und Pronomina unterscheiden.]
  • 10. Die „Völkertafel“ in Genesis 10 zählt die Nachkommen der drei Söhne Noahs — des Überlebenden der Sintflut — auf: Sem (Schem), Ham (Cham) und Japheth. Vgl. auch Josephus Jüdische Altertümer I. Buch Kap. 6.
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  • 12. Eine ausführliche Behandlung des Themas ist enthalten in dem Werk "Die Völkertafel der Genesis. Ethnographische Untersuchungen" von August Knobel, Gießen 1850.
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  • 14. A. Knobel zu den Hamiten:
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  • 18. Mitte 19. Jh.: Einerseits bezieht man „hamitisch“ allgemein auf die Schwarzafrikaner , wie z. B. die Bantu sprechenden Völker Ostafrikas (Krapf Outline 1850). Andererseits gebraucht man es für Sprachen, die in irgend einer Weise mit den Semitensprachen vergleichbar sind, und sei es auch nur in typologischer Hinsicht (z.B. Unterscheidung von 2 Genera, mask. u. fem.; z. B. Renan 1855, d’Abadie 1872, Lepsius 1880). (Typologie vs . Genetik!) Es ist damit aber nicht so sehr ein bestimmter Typus beschrieben gewesen, vielmehr wird der Begriff Hamitisch in erster Linie zur Abgrenzung gegenüber besser definierten Sprachgruppen verwendet, wie Semitisch und Bantu , aber auch gegenüber den " Sudansprachen ", die reziprok auf einer ähnlichen Abgrenzung beruhen. So fasst Lepsius (1880) die Sudansprachen als Misch-Negersprachen aus den Bantu-Negersprachen und den hamitischen Sprachen auf.
  • 19. Die Hamitenfrage und der Kolonialismus „ Hamiten-Race“ — Mittelding zw. Semiten und Schwarzafrikanern: nicht so hoch stehend wie die einen, nicht so hoffnungslos wie die anderen... Die Hamitentheorie wurde ein wichtiges ideologisches Instrument speziell der deutschen Kolonialpolitik . Es wurde als hehre Pflicht der Europäer angesehen, den Eingeborenenvölkern Gesittung zu vermitteln, wobei die Hamitenvölker eine Vermittlerrolle spielen könnten. «Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 – 1831) teilte Afrika ein in: "europäisches Afrika" , d.i. Nordafrika; das "Nilland", d.i. Ägypten, das als Teil von Eurasien und demnach als Kulturbringer betrachtet wird; and "das eigentliche Afrika" , d.i. das subsaharanische Afrika, das Hegel als "das Land der Kindheit, das hinter dem Tag der bewussten Geschichte liegt, eingehüllt in den dunklen Mantel der Nacht" ...» (nach Wikip. Origins of Tutsi and Hutu ).
  • 20. Hamiten wurden als Herrenvölker Afrikas betrachtet — Stichwort " Rinderzüchter ” (Ful — Maasai — Kikuyu — Tutsi etc.; allesamt keine afroasiatischen Sprachen!). Einwanderer aus Asien — den afrikanischen Einwohnern weit überlegen. Doch wurde auch ihnen nur eingeschränkte Kulturfähigkeit zugebildet. Noch im 20. Jh. sieht Carl Meinhof in den Bantuvölkern ein Misch- produkt von Hamiten und "Negerrassen", und in den Khoikhoi ("Hottentotten") ein Mischprodukt von Hamiten und San ("Buschmännern").
  • 21. Ruanda-Problemkreis (Nach Wikipedia) In vorkolonialer Zeit gab es in Ruanda und Burundi ein Nebeneinander der Gruppen der Tutsi überwiegend Viehzüchter, Hutu Ackerbauern (Mehrheit der Bevölkerung) Twa Jäger und Sammler Wechsel der Zugehörigkeit war möglich; beispielsweise sozialer Aufstieg durch den Erwerb von Vieh. Alle drei Gruppen sprechen dieselbe Sprache: Kinyarwanda. Erst während der Kolonialherrschaft Deutschlands (bis 1916) und des Völkerbund-Mandats Belgiens (ab 1923) über Ruanda entstand eine ethnische Bedeutung der Zugehörigkeit von Menschen zu den Gruppen der Hutu, Tutsi oder Twa. Organisation der Kolonialverwaltung ... indirekte Herrschaft Die Einteilung in Ethnien, Bilden einer herrschenden Volksgruppe als Oberschicht
  • 22. Die sozial unter-geordneten Hutu wurden als negride, „unterwürfige Rasse“ klassifiziert, die Tutsi als überlegene „Rasse mit natürlichen Herrscherqualitäten“ – Hamiten – europide Rasse, daraus Herrschaftsanspruch. Diesem Denkmodell folgend wurden Tutsi seit Beginn der Kolonisation von den Machthabern in Schlüsselpositionen eingesetzt und gefördert. Nach dem Ende der Kolonialherrschaft wurden jedoch die Bevölkerungsmehrheit der Hutu zur herrschenden Gruppe. Diese historische Entwicklung ist eine der mittelbaren Ursachen für ethnische Konflikte in beispielsweise Ruanda, der Demokratischen Republik Kongo und Burundi. Der Konflikt zwischen Hutu und Tutsi führte 1994 zum Völkermord in Ruanda.
  • 23. Stand der Kenntnisse im 19. Jh.: Hebräisch ist mit Aramäisch , Arabisch und Äthiopisch ganz augen- scheinlich verwandt: Auch diese waren " semitische Sprachen " (und sind es noch heute). Weitere semitische Sprachen im 19. und 20. Jh. entdeckt: die modernen äthiosemitischen Sprachen ( Amharisch , Tigrinya usw.), das Akkadische , das Altsüdarabische , epigraphische Zeugnisse antiker Sprachen in Syrien und Palästina und schließlich auch die modernen arabischen, aramäischen und neusüdarabischen Dialekte, sowie erst 1928 das Ugaritische . Alle diese: semitische Sprachen. • Semitische Sprachen
  • 24. Nach der Entzifferung der Hieroglyphenschrift durch J. F. Champollion um 1820: Verwandtschaft auch des Ägyptischen mit dem Hebräischen wahrgenommen. Aber die Verwandtschaft war eine viel losere als die der semitischen Sprachen untereinander. Also war das Ägyptische keine semitische Sprache. • Hamitische Sprachen
  • 25. „ Dass das Ägyptische mit dem Semitischen verwandt ist, wurde schon früh erkannt. So legte Theodor Benfey mit seiner Arbeit Ueber das Verhältniss der ägyptischen Sprache zum semitischen Sprachstamm (1844) eine vergleichende Grammatik des Ägyptischen und Semitischen vor. Hauptsächlich auf der Grundlage des Koptischen konnte Benfey die Übereinstimmung der wesentlichen Strukturelemente beider Sprachgruppen (wie Feminin- t , Possessivsuffixe, Personalpronomina, Pluralendungen) feststellen.“ (R. Voigt, „ Ägyptosemitischer Sprachvergleich.“ In: Textcorpus und Wörterbuch . Aspekte zur ägyptischen Lexikographie. [ Probleme der Ägyptologie 14.] 345-366.) Zur Illustration der Verwandtschaft — die Zahlen von 1 bis 5.
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  • 28. ADOLF ERMAN 1854 — 1937 „Absichtlich habe ich es unterlassen, auch die berberischen und ostafrikanischen Sprachen heranzuziehen. Denn wenn auch die nahen Beziehungen dieser Sprachen zu den uns hier beschäftigenden Idiomen auf der Hand liegen, so wird man doch meines Erachtens gut thun, sie zunächst noch beiseite zu lassen.....“ (p. 94). „ Das Verhältnis des Aegyptischen zu den semitischen Sprachen.“ ZDMG 46, 1892, 93–129 „ ... Da nun aber das Bild des ältesten Aegyptisch fast mit jedem neuen Zuge... dem der semitischen Sprachen ähnlicher geworden ist, so erscheint uns auch jetzt die alte Frage nach der Verwandtschaft zwischen diesen beiden Idiomen in einem wesentlich anderen Lichte als früher ...“ (p. 93).
  • 29. (Manuskript, ca. 1952/53 :) Wie bekannt, besteht die ägyptische Sprache aus einer Verschmelzung frühsemitischer Sprachelemente – die man ‘hamitisch’ nennt ... – und Resten der vorhamitischen Bewohner des Niltales.... Das Aegyptische ist also eine Mischsprache wie das Englische, wo germanische und romanische Elemente nebeneinander vertreten sind. Wie aber im Englischen das germanische Element die grammatische Konstruktion bestimmt, so sind im Aegyptischen die gesamten grammatischen Formen semitisch. [Ergo: eine semitische Sprache ...?] Werner Vycichl *1909 Wiener Neustadt † 1999 Genf Promoviert 1932 bei W. Czermak in Wien 1968 Dozent / 1973 Professor in Fribourg
  • 30. Werner Vycichl, “Egyptian and the other Hamito-Semitic languages.” Kongress London 1970 , publiziert 1975. Akkadian Canaanite (Hebrew, Phoenician, etc.) together with Ugaritic Aramaic Arabic South Arabian, with Ethiopic The Mahra group [Neusüdarabisch] Egyptian, and its daughter language Coptic Berber Cushitic Chado-Hamitic [Tschadisch] Semitic Hamitic
  • 31. Urheimat der „Hamitosemiten“ 1. „Fruchtbarer Halbmond“ ? 2. Tschad-Gebiet ? 3. Jordan-Senke ? 4. Äthiopien ?
  • 32. Afroasiatisch Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965 Ursprung Tschadsee-Gebiet — Nordafrika
  • 33. Afroasiatisch Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965 Nordgruppe Südgruppe Ursprung Tschadsee-Gebiet — Nordafrika
  • 34. Afroasiatisch Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965 Nordgruppe Südgruppe Ursprung Tschadsee-Gebiet — Nordafrika
  • 35. Afroasiatisch Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965 Nordgruppe Südgruppe Ursprung Tschadsee-Gebiet — Nordafrika
  • 36. Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965 Ägyptisch Tschadisch
  • 37. Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965 Ägyptisch Tschadisch Kuschitisch
  • 38. Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965 Ägyptisch Tschadisch Kuschitisch
  • 39. Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965 Berberisch Semitisch Kuschitisch Ägyptisch Tschadisch
  • 40. Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965
  • 41. Modell Ol’derogge 1949 / Diakonoff 1965 Berberisch Semitisch Kuschitisch Ägyptisch Tschadisch
  • 42. Heutige Klassifizierungsprobleme: West-Kuschitisch wurde von vielen Forschern als Omotisch ausgegliedert, als selbständige AA Familie angesehen. Nord-Kuschitisch (Beja, Bedauye) wird von einzelnen ebenfalls als selbständige AA Familie angesehen.
  • 43. Ägyptologie und Afrikanistik in Wien Im 19. Jahrhundert: Simon Leo Reinisch (1832 Osterwitz — 1919 Stainz), erster österr. Ägyptologe und Bahnbrecher der Afrikanistik — 1873-1903 erste Lehrkanzel für Ägyptologie (+ Afrikanistik) Ägyptologischer/archäologischer Berater von Erzherzog Ferdinand Max (Kaiser Maximilian von Mexiko), dem Besitzer der Sammlung Miramar. Friedrich Müller (1834 Jamník, Böhmen — 1919 Wien) Privatdozent für Sprachwissenschaft in Wien; prom. 1859 in Tübingen; habil. 1860 in Wien für oriental. Linguistik. Ernst von Bergmann (1844 Wien — 1892 Wien) 1971 erster Kustos der Ägyptischen Sammlung (bis 1871: Teil des Münz- und Antikenkabinetts) des Kunsthistorischen Hofmuseums. Prom. 1867 in Wien, 1868 Studien bei H. Brugsch in Göttingen. Ausgezeichneter Epigraphiker.
  • 44. Simon Leo Reinisch *1832 Osterwitz — †1919 Sommereben bei Stainz Maria Lankowitz
  • 45. Dem Angedenken an LEO REINISCH, Begründer der Ägyptologie und Afrikanistik in Österreich, geboren am 26. Oktober 1832 in diesem Hause, gestorben am 24. Dezember 1919 in Maria Lankowitz. Der 150. Geburtstag Reinischs war Anlass, ihn mit einem internationalen "Simon Leo Reinisch - Symposium" vom 22. bis 25. Oktober 1982 in Wien zu würdigen. Dabei wurde am 24. Oktober im Beisein von 24 Wissenschaftlern aus aller Welt an seinem Geburtshaus, dem Schoberhof in Osterwitz, eine Gedenktafel mit folgender Inschrift enthüllt: (Initiative von Prof. Hans G. Mukarovsky.)
  • 46. Hermann Junker ( 1877 Berndorf am Rhein — 1962 Wien) Studium bei Erman in Berlin; habil. 1907 in Wien für Ägyptologie. Seit 1909 Extraordinarius, seit 1912 Ordinarius. 1923 Vorstand des von ihm ins Leben gerufenen Instituts für Ägyptologie und Afrikanistik . Geht 1931 als Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts nach Kairo. Wilhelm Czermak (1889 Wien — 1953 Wien) Prom. 1911 in Wien in Semitistik u. Ägyptologie; habil. 1919 in Wien für semito-hamitische und afrikanische Sprachen. Lehrstuhl für Ägyptologie und Afrikanistik 1931–1953. Große Breitenwirkung — viele seiner Schüler wurden überragende Vertreter der semitistischen und hamitosemitistischen Sprachwissenschaft . Im 20. Jahrhundert:
  • 47. Czermaks Wiener Schule — wichtige Vertreter: Ernst Zyhlarz (1890 Prag — 1964 Hamburg): Semitist, Berberologe, Hamitosemitist. Prom. 1921 Wien, habil. 1930 Hamburg. Walter C. Till (1894 Stockerau — 1963 Herzogenburg): der führende Koptologe seiner Zeit; Professur in Manchester; Wiener Papyrussammlung Maria Höfner (1900 Graz — 1992 Graz): Altsüdarabienforschung; Professorin in Graz Johannes Lukas (1901 Fischern/ Rybáře bei Karlsbad — 1980 Hamburg): Afrikanistik; 1954–1970 Direktor des Seminars für afrikanische Sprachen der Univ. Hamburg Gertrud Thausing (1905 Wien — 1997 Wien): Ägyptologin, 1953–1977 Professorin für Ägyptologie und Afrikanistik in Wien Wolf Leslau (1906 Krzepice bei Tschenstochau Polen — 2006 USA): Semitist, führende Autorität, speziell für die äthio-semitischen Sprachen. Studierte 1926—1931 in Wien.
  • 48. Otto Rössler (1907 Eisenstadt — 1991 Marburg/Lahn): Semitist, Berberologe, Hamitosemitist. Professor in Marburg/Lahn. Werner Vycichl (1909 Wr. Neustadt — 1999 Genf): Ägyptologe, Berberologe, Hamitosemitist. Professor für Ägyptologie an der Univ. Fribourg. Hans G. Mukarovsky (1922 Wien — 1992 Wien) 1978–1990 Professor für Afrikanistik in Wien. Robert Haardt (1922 Wien — 2002 Wien): Koptologe, Fachmann für Altkoptisch und Gnosis. Hans Goedicke (geb. in Wien): Ägyptologe, Prof. emer. in Baltimore. Erich Winter (geb. in Klosterneuburg): Ägyptologe, Prof. emer. in Trier. Herrmann Jungraithmayr (1931 Eferding): führender Tschadist; emer. Ordinarius für Afrikanistik in Marburg/Lahn.