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Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 1
Impressum
Herausgeber
Goldmedia-Gruppe
Goldmedia GmbH Strategy Consulting
Prof. Dr. Klaus Goldhammer
Oranienburger Str. 27 I 10117 Berlin-Mitte
Telefon: 030-246 266 0
Fax: 030-246 266 66
www.Goldmedia.com
Dieses Dokument ist urheberrechtlich ge-
schützt. Presseabdruck honorarfrei unter An-
gabe der Quelle. Alle Inhalte des Dokuments
wurden nach bestem Wissen recherchiert und
erstellt. Für Irrtümer und Druckfehler über-
nimmt der Herausgeber jedoch keine Ve-
rantwortung. Der Herausgeber übernimmt
ebenso keinerlei Verantwortung oder Haftung
für Handlungen, Aktivitäten oder Unterlas-
sungen, die auf Grundlage der Inhalte und
Empfehlungen des Trendmonitors erfolgen.
Redaktionsschluss: 16.12.2016
Redaktion: Mathias Birkel, Max Reichert,
Dr. Katrin Penzel
Bildquellen: Grafiken und Porträtfotos
© Goldmedia, außer:
Porträtfoto Christine Link: © Viktor Strasse
Infografik: © Goldmedia/Franziska Veh
Bei der Veröffentlichung des Trendmonitors
2017 kooperierte Goldmedia mit dem Medi-
endienst Kress. Im November/Dezember 2016
erschienen Artikel aus dem Trendmonitor bei
www.kress.de und im Goldmedia-Blog
www.Goldmedia/blog.
Pressekontakt
Goldmedia GmbH: Dr. Katrin Penzel,
Tel: +4930-246 266-0,
Katrin.Penzel@Goldmedia.de
Goldmedia Gruppe
Goldmedia ist eine Forschungs- und Bera-
tungsgruppe mit dem Fokus auf Medien, En-
tertainment, Telekommunikation und Sport.
Wir unterstützen seit 1998 nationale und in-
ternationale Kunden bei allen Fragen der digi-
talen Transformation. Dazu bietet Goldmedia
ein breites Leistungsspektrum in den Bereichen
Consulting, Research, Personal- und Politikbe-
ratung. Standorte der Unternehmensgruppe
sind Berlin und München. Weitere Informatio-
nen:www.Goldmedia.com
Abdruck honorarfrei.
Bildmaterial auf Anfrage und unter:
www.Goldmedia.com
Bitte schicken Sie uns ein Belegexemplar
.
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 2
Goldmedia Trendmonitor 2017
Die Beratungs- und Forschungsgruppe
Goldmedia veröffentlicht alljährlich
Analysten-Kommentare zu Trends des
kommenden Jahres in Deutschland.
Der Trendmonitor 2017 enthält Trends
in den Goldmedia-Kernbereichen Me-
dien, Internet, Telekommunikation,
Entertainment und Sport.
Inhalt
Impressum................................................................................................................ 1
1. Tatsachenbeschädigung oder der nächste große Medientrend. Wie lassen sich
automatisch gefälschte Nachrichten verhindern? ...................................................... 3
2. Die Fernsehquote stolpert in die digitale Welt. Das Paradigma der Einheitswährung
auf dem Prüfstand der neuen Realität....................................................................... 7
3. Snapchat und Instagram sind die neuen Shootingstars unter den Video- Networks.
Facebook mutiert zum Dienst nur für Erwachsene .................................................. 10
4. "O.K., ich hätte gern...": Amazon Echo und Google Home erobern mit
Sprachsteuerung das Heim ..................................................................................... 13
5. Programmatic Ads für Online-Audio: Publisher, Vermarkter und Agenturen auf der
Suche nach der richtigen Datenstrategie................................................................. 16
6. Weniger ist mehr: Warum erfolgreiche VoD-Anbieter offenbar weniger Content
bereitstellen............................................................................................................ 19
7. Anhebung der Drosselgrenze: Mobile Nutzung von Audiostreams steigt auch ohne
Zero-Rating ............................................................................................................ 22
8. Pay-VoD: Amazon erhöht die Preise und YouTube Red hofft auf junge Zuschauer .. 26
9. Influencer Marketing professionalisiert sich. Und mit Musical.ly ist die nächste
Influencer-Generation schon am Start..................................................................... 28
10. Trends im Gamesmarkt 2017. 4K, VR und vor allem Seamless: Die Grenzen im
Videospielmarkt werden 2017 weiter verschwimmen ............................................. 31
11. eSports – Der elektronische Sport wird zum Massenphänomen............................... 34
12. Podcasts kommen 2017 aus der Nische .................................................................. 37
13. Die Zeit der Sportkonzerne kommt – der Profifußball im Zwiespalt zwischen Profit
und Sport............................................................................................................... 40
14. Vom Public Value zur Gemeinwohl-Orientierung: Medien und Infrastrukturanbieter
werden 2017 intensiver ihren Nutzen für die Gesellschaft ermitteln ........................ 42
Infografik Goldmedia Trendmonitor 2017............................................................... 44
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 3
Tatsachenbeschädigung oder der nächste
große Medientrend. Wie lassen sich
automatisch gefälschte Nachrichten
verhindern?
Es ist ein kurzer Weg von künstlicher
Intelligenz und Chatbots zu compu-
terbasierter Propaganda und Fake-
News. Doch wie kann man Echokam-
mern öffnen und Filterblasen platzen
lassen? Und wie lässt sich die Verdre-
hung von Tatsachen und Fakten im
Netz in Zukunft verhindern? Datenba-
sierte, automatisierte Kommunikation
– wird ein erkennbarer Megatrend im
Jahr 2017.
Google-CEO Sundar Pichai präsentier-
te im Oktober 2016 seine neue Gene-
ralstrategie: Künstliche Intelligenz (KI)
wird zum neuen Mantra des Online-
werbeimperiums. Auch Facebook ar-
beitet an intelligenten Bots. Und dann
gibt es noch Apples Siri, Amazons
Alexa, Microsofts Cortana und viele
andere smarte Assistenten, die aus
menschlicher Sprache per Rechenkraft
Sinn extrahieren und sinnvolle Ant-
worten generieren können. Fast zeit-
gleich haben Facebook, Google,
Microsoft, IBM und Amazon bereits
eine „Partnerschaft“ in Sachen AI (Ar-
tificial Intelligence) vereinbart, die ge-
meinsam untersuchen soll, wie sich AI
in verantwortungsvoller Weise entwi-
ckeln und einsetzen lässt. Künstliche
Intelligenz mag reizvoller erscheinen
als natürliche Dummheit, doch ein
sorgsamer Umgang und Einsatz er-
scheint dringlich.
Chatbots und das Feld der
„Computational Communicati-
on“ gewinnen massiv an Be-
deutung.
Nachrichtenagenturen nutzen heute
bereits Roboterjournalismus-Software,
um tausende Artikel, vor allem im Be-
reich Sport-, Börsen- oder Wetter-
news, automatisiert auszuformulieren.
Associated Press produzierte schon
2015 pro Monat nach Eigenaussage
über 1.000 automatisch generierte Ar-
tikel pro Monat.
Doch es bleibt nicht bei Text-
Systemen: Adobe präsentierte im
Herbst 2016 eine Audiosoftware na-
mens VoCo, mit der sich Stimmen
umwandeln und in beliebiger Form
verändern lassen. Die US-
Mediengruppe Tronc setzt Software
ein, die Videos automatisch aus Roh-
material editiert und auf YouTube
hochlädt: 2015 waren es mehrere
hundert Videos pro Tag, in Zukunft, so
Chairman Michael Ferro, sollen es
2.000 Videos pro Tag werden.
Mehr Information war nie. Automati-
sches Kommunizieren und Publizieren
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 4
funktioniert per Text, Audio oder Vi-
deo – in einer Dimension, die in Zu-
kunft vermutlich noch viel größer sein
wird, als wir es uns heute vorstellen
wollen. Denn Roboterjournalismus ist
schneller und günstiger, als Recher-
cheure, Redakteure oder Kameraleute.
Die Welle lässt sich schwer aufhalten,
existiert doch bereits ein ganzes Öko-
system von Anbietern und Kanälen,
Diensten und Produkten. (siehe Grafik)
Wo Licht ist, gibt es immer
auch Schatten.
Schon bei der Analyse der Brexit-
Debatte auf Twitter kamen Forschern
der Universität Oxford Zweifel, wer
überhaupt in der Lage sein sollte, 300
Tweets am Tag zu veröffentlichen.
Auch bei den US-Wahlen im Herbst
2016 wurden bereits rund 20 Prozent
aller Twitter-News von automatisierten
Quellen publiziert. Während Trump-
Bots die Vorteile des Republikaners
herausstellten, versuchten Clinton-
Bots eher, die Probleme der Gegensei-
te herauszustellen. Allein im zeitlichen
Umfeld des zweiten TV-Duells von
Clinton und Trump gab es über
860.000 Pro-Trump-Tweets, die laut
dem „Project on Computational Pro-
paganda“ vermutlich von Bots stamm-
ten.
Entwicklungen und der Einfluss von
„Computational Communication“
sind bedenkenswert: „Post-truth“
wurde in den USA just zum Wort des
Jahres 2016 gewählt. Donald Trump
selbst sagte, dass ihm Social Media
mit den Wahlsieg gebracht habe.
„Tatsachenbeschädigung“
stellt ein erhebliches Risiko
dar.
Doch so einfach, wie manche deut-
schen Politiker – die das Problem zu
recht angehen – jetzt darüber räsonie-
ren, den §303 (Sachbeschädigung)
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 5
des Strafgesetzbuches um den Tatbe-
stand der Roboterkommunikation zu
erweitern, wird es vermutlich nicht
gehen. Wer Tatsachen verfälscht oder
falsche Informationen mit Hilfe von
Software öffentlich vermittelt, könnte
dann mit Freiheitsstrafen belangt wer-
den.
Doch schon das Telefonsystem einer
Bank, das mir meinen Kontostand –
hoffentlich korrekt – nennt, ist eine
Form von Roboterkommunikation.
Viele andere Servicedienste sind eben-
falls automatisiert. Wo zieht man hier
die Trennlinie? Und dann ist da noch
das Internet: Falls ein ausländischer
Geheimdienst Interesse an der Beein-
flussung von Informationen und Mei-
nungen in Deutschland hat, wird er
dies munter vom Ausland aus weiter
mit Hilfe von Chatbots tun. – Das
Strafgesetzbuch erscheint hier leider
als ein eher kurzes Schwert, es endet
an der Landesgrenze.
Und das Schwert wird noch stumpfer
durch den Umstand, dass es für „Tat-
sachenbeschädigungen“ gar keiner
aufwändigen Chatbots und KI-
Systeme bedarf: Junge Mazedonier
hatten lt. Guardian zur US-
Präsidentenwahl rund 150 Websites
gelauncht. Dort wurden zusammen-
kopierte und manipulierte Meldungen
als möglichst aufmerk-
samkeitsheischende „Fake-News“
verbreitet. Diese „Nachrichten“ wur-
den dann auf Facebook und Twitter in
den USA beworben und brachten
hunderttausende Amerikaner dazu,
auf den jeweiligen Quellseiten nach-
zuschauen.
Zu den zusammengeschusterten Tex-
ten erschienen dann Werbebanner.
Clickbaiting ist hier das Stichwort: Die
Werbeprogramme von Facebook und
Google brachten den jungen Männern
dadurch ein – für mazedonische Ver-
hältnisse – recht attraktives Einkom-
men. Inzwischen haben sowohl
Google als auch Facebook angekün-
digt, Programme zur Bekämpfung von
Fake-News-Seiten einzuführen. Wo
dann aber die neue Grenze zur Zensur
verläuft, bleibt abzuwarten.
Automatisch gefälschte Nach-
richten, ob durch Chatbots o-
der als Clickbaiting, sind ein
offenbar erhebliches Problem
der Mediendemokratie.
Sie bleiben es leider auch, obwohl sich
alle Parteien im Deutschen Bundestag
bereits distanziert haben von ihrem
Einsatz bei der anstehenden Bundes-
tagswahl 2017. Denn jeder kann mit-
kommunizieren und eigene Filterbla-
sen produzieren, ob mit lauteren oder
unlauteren Absichten.
Lauter erscheinen da die Initiativen
von amerikanischen Start-ups, die für
das Problem der Filterblasen und
Echokammern, der Clickbaits und
Chatbots technische Lösung entwi-
ckeln: Ob escapeyourbubble.com oder
hifromtheotherside.com, ob dis-
cors.com oder der echochamber.club
– sie alle wollen die „andere Seite“
der medialen Wirklichkeit erfahrbar,
bekannt und verstehbar machen. Be-
rechtigte Zweifel ihres Erfolgs bleiben
aber. Die Netzeffekte von großen
Social Networks sind vermutlich stär-
ker.
Ob der explosiven Ausbreitung von
automatisch oder semi-automatisch
generierten Fake-News durch rechtli-
che, technische oder redaktionelle
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 6
Kontrollmaßnahmen von Facebook
und Google wirklich Einhalt geboten
werden kann oder ob wir ungewollt in
ein neues Zensur-Zeitalter hineinschlit-
tern, wird auf der gesellschaftlichen
Agenda 2017 bleiben. Vielleicht soll-
ten die Internet-Riesen ihre KI-
Aktivitäten hierauf fokussieren. Denn
„Tatsachenbeschädigung“ ist für jede
Mediendemokratie ein realer, gefährli-
cher Trend.
Prof. Dr. Klaus Goldhammer
Geschäftsführer Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 7
Die Fernsehquote stolpert in die digitale
Welt. Das Paradigma der Einheitswährung
auf dem Prüfstand der neuen Realität
Die Fernsehquote ist großartig. Sie
stellt die Währung dar, mit der die
Fernsehnutzung gemessen wird. Sie
sagt uns, welche Sendungen gut ge-
laufen sind, sie weist Marktanteile von
Sendern und Sendungen aus und bie-
tet damit Orientierung. Sie gibt dem
Werbekunden Auskunft darüber, wer
seine Werbung gesehen hat. Und das
alles bereits am Morgen des Folgeta-
ges. Dieses rationale Modell der Zu-
schauermessung ist nicht zuletzt dafür
verantwortlich, dass die Werbepreise
für TV im Vergleich der Mediengat-
tungen überdurchschnittlich hoch
sind. So schön, so gut – zumindest für
die letzten Jahrzehnte.
Mit dem Erfolg des Internets wird vie-
les Alte und Vertraute infrage gestellt.
Das ist auch bei der Fernsehquote
nicht anders. Obgleich die AGF (Ar-
beitsgemeinschaft Fernsehforschung)
schon länger verspricht, eine einheitli-
che Währung von Fernseh- und On-
linevideonutzung auch in die digitale
Zeit zu adaptieren, fehlt diese einheit-
liche Währung trotz großer Anstren-
gungen bis heute. Die Verunsicherung
bei vielen Marktteilnehmern wächst.
Denn es klingt zwar schön, erstre-
benswert und zudem ökonomisch äu-
ßerst verlockend, ein einheitliches
Messsystem zu haben. Aber kann das
auch gelingen? Hier ist Skepsis durch-
aus angebracht.
Einer neuen Einheitswährung
stehen erhebliche Faktoren
entgegen
Schaut man sich den non-linearen
Bewegtbildmarkt an, wird schnell
deutlich, dass sich die Nutzung hier
nicht mehr auf einen exakten Zeit-
punkt oder ein kurzes Zeitintervall
festlegen lässt. Viele Formate errei-
chen ihre Reichweite erst über einen
längeren Zeitraum hinweg in der On-
lineverlängerung. Ein Beispiel: Die
Premiere der ABC-Serie „Quantico“
konnte in den USA zunächst nur
knapp 2 Millionen Zuschauer in der
Zielgruppe über das lineare Fernsehen
erreichen – ein ziemlicher Flopp. Hatte
doch der Start von „Lost“ zehn Jahre
zuvor fast 7 Millionen Zuschauer, da-
mals ein Riesenerfolg.
Rechnet man allerdings die Online-
Reichweite hinzu, konnte die Quanti-
co-Premiere die Nutzerzahl von Lost
sogar klar einstellen. Denn in der
Summe erreichte Quantico über alle
Kanäle hinweg fast 7,5 Mio. Zuschau-
er (inkl. Online und DVR 1-28 Tage).
Was also war nun der größere Erfolg?
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 8
Dazu kommt, dass Senderportale und
YouTube (sofern es bei der Zusam-
menarbeit mit der AGF bleibt) nur ei-
nen Teil der gesamten Online-
Reichweite darstellen. Es ist also
schlichtweg nicht vorstellbar, dass ein
Sender nachmittags ein Video hoch-
lädt und am nächsten Morgen einen
Marktanteil in den Händen hält – heu-
te aber ein wesentliches Merkmal der
Fernsehquote.
Wollen die Fernsehsender ihre „Kron-
juwelen“ also nicht billig weggeben,
täten sie gut daran, sich von zu engen
Messintervallen zu verabschieden.
Quantico wurde unter den jüngeren
Zuschauern in der Folge übrigens zu
mehr als 50 Prozent online abgerufen.
Kopplung von Werbung und
Inhalt künftig obsolet
Ganz anders sieht es bei der Messung
von Werbung aus. Hier ist es nach wie
vor wichtig, möglichst schnell entspre-
chende Nutzungsdaten zur Verfügung
zu stellen und abrechenbar zu gestal-
ten. Der Werbekunde will eine mög-
lichst breite Ausstrahlung seiner Inhal-
te erzielen. Also muss die Werbung in
die verschiedensten Bewegbildinhalte
integriert werden. Wenn man nun
aber „Addressable TV“ (Werbung
wird individuell für jede Zielperson
ausgetauscht) oder gar „Programma-
tic Advertising“ (Werbung wird durch
automatische Verfahren ausgewählt
und eingespielt) mitdenkt, ist die
Kopplung von Werbung und Inhalt
künftig obsolet. Denn in der internet-
basierten Ausspielung von Content
existiert keine Bindung der Werbung
an den Content mehr, so wie man das
im linearen TV gewohnt ist.
Es ist davon auszugehen, dass dieser
Zielkonflikt nicht auflösbar sein wird.
In der logischen Konsequenz muss
sich die Messung der Werbung also
mehr oder weniger von der Messung
der Inhalte ablösen. Die klassische
Marktanteilsbetrachtung wird in der
Folge langfristig verschwinden. Somit
bleiben alle Bemühungen zum Erhalt
der „Einheitswährung“ zwar gut ge-
meint und vom Ansatz her auch nach-
vollziehbar, in der praktischen Umset-
zung jedoch nicht durchsetzbar.
Da wir in Deutschland 2017 noch
recht weit entfernt davon sind, im
Fernsehen „Programmatic Adverti-
sing“ einzuführen und „Addressable
TV“ hierzulande noch in den Kinder-
schuhen steckt, lässt sich das struktu-
relle Problem der Fernsehquote noch
eine Weile aussitzen. Eine funktionie-
rende, umfassende und akzeptierte
Einheitswährung wird es in absehbarer
Zeit wohl trotzdem nicht geben oder
wenn doch, wird dieses Konstrukt nur
von kurzer Dauer sein. Denn langsam
beginnt das Umdenken: 2017 wird
das Jahr sein, in dem sich viele Markt-
akteure eingestehen werden, dass
vom Ideal der Einheitswährung hin zu
einem neuen Paradigma der getrenn-
ten Messung von Werbung und Con-
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 9
tent gedacht werden muss. Für beide
Bereiche – Content und Werbung –
wäre diese Ehrlichkeit äußerst hilf-
reich.
Dr. Florian Kerkau
Geschäftsführer Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 10
Snapchat und Instagram sind die neuen
Shootingstars unter den Video- Networks.
Facebook mutiert zum Dienst nur für
Erwachsene
Online-Video bezeichnete Mark Zu-
ckerberg Anfang 2016 als „Mega-
Trend“. Die Zahlen geben ihm recht:
Nach der ARD/ZDF-Onlinestudie 2016
schauen 86 Prozent der Internetnutzer
in Deutschland Online-Videos. Der
Wettbewerb im Bewegtbildmarkt wird
sich weiter verschärfen. Google, Face-
book, Amazon, Twitter und Co. zie-
hen weiter in die Schlacht um Auf-
merksamkeit und Werbeumsätze, aber
am Ende könnte der Newcomer Snap-
chat die Nase vorn haben. Entscheiden
werden es die Teenager.
Facebook, Amazon, Twitter:
Wer greift YouTube am erfolg-
reichsten an?
Im Sommer 2016 startete Facebook
seine Livestreaming-Plattform „Face-
book Live“. Das erklärte Ziel: YouTube
und Periscope von Twitter auf dem
Bewegtbild-Werbemarkt anzugreifen.
Aber ein Gigant kommt selten allein
im Internet: Amazon startete Mitte
2016 die Videoplattform Amazon Di-
rect und integrierte seine Live-
Gaming-Plattform Twitch. Eine direkte
Attacke auf YouTubes lukrative „Let’s
Play“-Reichweiten. Auch Twitter posi-
tioniert sich neu auf dem Videomarkt
und stellte dazu seinen Mini-
Videodienst Vine ein. Zukünftig will
man sich stärker auf die Vermarktung
von Live-Videos und tagesaktuellem
Geschehen konzentrieren. Twitter
setzt dabei unter anderem auf die ei-
gene Live-Streaming-Plattform Peris-
cope, die künftig verstärkt professio-
nelle Inhalte verbreiten soll. Zudem si-
cherte sich Twitter die Online-
Übertragungsrechte der Donnerstags-
spiele der amerikanischen Footballliga
NFL.
Trotz des heftigen Konkurrenzkamp-
fes der Großen untereinander bereiten
insbesondere neue Player den großen
sozialen Netzwerken Kopfschmerzen –
allen voran Snapchat. (siehe Grafik)
Facebook und Co. beneiden
Snapchat um junge Nutzer
Der Erfolg von Snapchat kommt nicht
überraschend. Die Foto-App ist schon
seit 2013 bei Jugendlichen hoch im
Kurs, das Ausmaß des Erfolges bein-
druckt dennoch: Snapchat war 2016
in den USA bei Teenagern das belieb-
teste soziale Netzwerk und lässt Face-
book abgeschlagen auf Rang 4 zu-
rück. (Piperjaffray 2016) In Deutsch-
land war Snapchat 2016 bei den 10-
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 11
bis 19-Jährigen laut JIM-Studie nach
WhatsApp mit 95 Prozent und Insta-
gram mit 51 Prozent bereits auf dem
dritten Rang mit 45 Prozent der re-
gelmäßig genutzten Kommunikati-
onsangebote. Facebook erreichte nur
noch 43 Prozent.
Kein Wunder also, dass Facebook be-
reits 2013 versuchte, den Dienst für
damals spektakuläre drei Milliarden
Dollar aufzukaufen. Snapchat sagte
ab, man fühle sich unterbewertet.
Und recht hatten sie: Mittlerweile wird
Snapchat auf knapp 20 Milliarden Dol-
lar geschätzt. Ein Börsengang stehe lt.
Branchenangaben kurz bevor.
Seitdem greift Facebook auf eine alte
Regel in der Tech-Branche zurück: „If
you can’t buy it, copy it.“ So wurden
viele Funktionen von Snapchat ko-
piert: selbstlöschende Bilder, lustige
Gesichtsmaskeraden bis zum Live-
Video-Chatting. Fast alles wurde in die
Facebook-eigenen Dienste Instagram
und WhatsApp integriert. Facebook ist
damit aber nicht allein: Auch Twitter
kopierte zuletzt fleißig. Snapchat
selbst antwortet mit einer eigenen Vi-
deobrille (die durchaus ein Erfolg wer-
den könnte) und setzt damit einen
stärkeren Fokus auf das neue Kernge-
biet von Facebook – Live-Video und
Virtual Reality.
Wem gehört die Zukunft?
Ob die Copy- oder Buy-Strategien der
Netzwerke Erfolg haben, hängt davon
ab, ob genügend junge Nutzer über-
zeugt werden können, ihre sozialen
Netzwerke zu wechseln, oder bereit
dazu sind, mehrere Netzwerke mit
ähnlichen Funktionen gleichzeitig zu
nutzen.
Im schnell wachsenden Online-
Videomarkt scheint momentan genug
Platz dafür zu sein. Snapchat ist jeden-
falls bestens positioniert und hat mit
seiner jungen Nutzerbasis eine gute
Ausgangslage, den rasanten Wachs-
tumskurs weiter beizubehalten. Face-
book, das langsam zum Netzwerk der
Älteren mutiert, hat sich mit
WhatsApp und Instagram ebenso in
Stellung gebracht. WhatsApp wie Ins-
tagram haben eine weiter steigende
junge Nutzerbasis und könnten es ge-
bündelt mit Snapchat aufnehmen.
Dennoch steht die Hauptplattform Fa-
cebook vor großen Veränderungen.
Der langfristige Erfolg von Facebook
Videos und Facebook Live wird dafür
entscheidend sein, wie das Netzwerk
in Zukunft besteht, wenn junge Nut-
zer sich weiter abwenden. Die über-
wältigende Nutzerzahl von 1,8 Milliar-
den Personen weltweit dürfte Face-
book jedoch noch für einige Zeit den
nötigen Spielraum geben.
Für Twitter sieht die Zukunft dagegen
weniger rosig aus: Finanzielle Verluste,
kombiniert mit einer stagnierenden
Nutzerzahl, scheinen das langsame
Ende des Netzwerks anzudeuten.
Übernahmegerüchte machen bereits
die Runde.
YouTube könnte der Gewinner dieser
Entwicklung sein. An dem Videogi-
ganten führt auch 2017 kein Weg
vorbei.
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 12
Ein per Börsengang bestens kapitali-
siertes Snapchat wird für alle zur Her-
ausforderung.
Max Reichert
Consultant Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 13
"O.K., ich hätte gern...": Amazon Echo und
Google Home erobern mit Sprachsteuerung
das Heim
Sprache wird zum neuen Interface:
Mit Apples Siri und OK Google ist es
schon länger möglich, Telefonate zu
starten, nach dem Weg oder dem
Wetter zu fragen und Memos zu spei-
chern. 2017 werden wir aber viele
weitere Endgeräte im deutschen
Markt sehen: Sie heißen Google Ho-
me, Alexa (von Amazon) oder Jibo.
Die Herausforderung wird sein, Ver-
trauen zu schaffen und die digitalen
Schnittstellen zu den Nutzern so ein-
fach und funktional zu gestalten, dass
die digitalen Assistenten sich tatsäch-
lich im Home-Bereich etablieren kön-
nen.
Bahnbrechende Erfindungen machen
inzwischen Online-Händler: Als Ama-
zon seine Echo genannte sprechende
Röhre im November 2014 auf den
Markt brachte, mit der man Bestellun-
gen aufgeben und Musik abspielen
kann, waren die Branchenbeobachter
überrascht. Geschockt war die Bran-
che, als Amazon nach nur einem Jahr
stolz vermeldete, man habe über drei
Millionen Echos zum Stückpreis von
150 Dollar allein in den USA verkauft.
Kurz darauf präsentierte Google eine
kleine „Vase“ namens Google Home,
die Amazons Echo Konkurrenz ma-
chen soll.
Apple dagegen, der alte Innovations-
führer der IT-Branche hat bislang kein
eigenes Gerät am Markt: Dennoch ar-
beiten Apple und Google daran, ihre
Sprachassistenten mit Hard- und
Software von Drittanbietern zu ver-
binden und so weitere Geräte und
Funktionen im vernetzten Heim direkt
per Sprache anzusteuern.
Amazon spielt mit der Echo-Röhre und
dem Echo Dot in diesem Markt kräftig
mit. Dank einer Kooperation mit Do-
minos Pizza ist zum Beispiel das Be-
stellen der Lieblingspizza auf Zuruf
möglich, durch eine Kooperation mit
Uber lässt sich einfach ein Taxi auf Zu-
ruf bestellen. Auch die Steuerung von
Smart-Home-Geräten wie Lampen,
Heizungen oder Rollläden funktioniert.
In diese Richtung agiert ebenso
Google Home. Während Amazons
Echo seit November 2016 auf dem
deutschen Markt erhältlich ist, bleibt
Google Home vorerst nur in den USA
verfügbar.
Unterschiedliche Strategien der
Anbieter bei der Einigung mit
Herstellern von Smart-Home-
Geräten
Der Smart-Home-Sektor setzte bis da-
to eher auf eine Fernsteuerung, ent-
weder per mitgelieferter Fernbedie-
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 14
nung, Webseite oder am häufigsten
über eine spezielle App. Das neue
Schlagwort heute lautet „Hands-Free“
– die Steuerung der Geräte erfolgt
freihändig, allein mit der Stimme.
Amazon geht mit dem Echo und dem
Echo Dot dabei einen besonderen
Weg: Zum einen sind die Geräte jetzt
schon mit den meisten großen Her-
stellern von Smart-Home-Geräten
kompatibel. Zum anderen lässt sich
Alexa – die Stimme der Echo-Familie –
auch auf anderen Geräten installieren.
Selbst der Einplatinencomputer Rasp-
berry Pi kann „Alexa“ zum Sprechen
bringen.
Apple scheint mit seinem Home Kit
bislang hingegen keine großen Ambi-
tionen zu verfolgen. So ist es bis dato
technisch nicht möglich, Smart-Home-
Produkte aus der Belkin-Wemo-Serie
durch Applegeräte per Sprachkom-
mando zu bedienen.
Es gibt nicht nur Angebote der
Internetriesen. Das US-
Unternehmen Jibo arbeitet mit
visueller Steuerung
Bereits 2014 wurde auf der Crowd-
funding-Plattform Indiegogo der Jibo
vorgestellt. Jibo ist ein persönlicher
Assistent, der ähnliche Aufgaben wie
Amazons Echo erfüllen soll. Neben
den Lautsprechern hat Jibo zusätzlich
einen Bildschirm und eine Kamera, die
es ermöglicht, auch visuell zu intera-
gieren. Durch Jibos Fähigkeit, seinen
„Kopf“ zu bewegen, ist er bis heute
wohl der „menschlichste“ aller Assis-
tenten. Das ambitionierte Projekt
sammelte bis September 2014 mehr
als 3,5 Millionen Dollar. Wann es tat-
sächlich marktfähig wird, bleibt noch
abzuwarten, da bis jetzt kein Ausliefe-
rungsdatum bekannt gegeben wurde.
Der Markt der digitalen Sprachassis-
tenten ist in ständiger Bewegung. So
soll auch Amazon nach jüngsten Bran-
cheninformationen des Business Insi-
der an einer Premiumversion des Echo
arbeiten – u.a. mit einem Display, das
den Zugriff auf Informationen erleich-
tert. Zudem soll der Klang verbessert
werden. Ob Alexa in diesem Zuge
auch ein Gesicht bekommt, bleibt
fraglich.
Diversifizierung der Geräte:
Wer bietet das interessanteste
Angebot für den Endnutzer?
Die Technologie, das gesamte Zuhau-
se zu vernetzen und per Sprache fern-
zusteuern, ist grundsätzlich vorhan-
den. Es wird im Jahr 2017 spannend
zu sehen, welcher Hersteller von
Sprachsteuerungen sich mit den (meis-
ten) Herstellern von Smart-Home-
Geräten einigen kann (oder will) und
somit das interessanteste Angebot für
den Endnutzer bietet.
Der Trend geht eindeutig hin zur
Diversifizierung der Endgeräte und zur
Standardisierung der Schnittstellen
zum Menschen. Derzeit muss man für
die meisten Smart-Home-Geräte noch
die jeweils passende App nutzen.
Steigt man auf eine andere Produkt-
familie um, muss auch die App oder
die Fernbedienung gewechselt wer-
den. Das ist zwar nachvollziehbar,
aber nicht praktisch.
Rechtliche Bedenken könnten
Anfangseuphorie bremsen
Neben all den technologischen Aspek-
ten stellt sich in der Diskussion um
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 15
digitale Sprachassistenten auch die
Frage, wie viele Menschen tatsächlich
bereit sind, sich ein Gerät in die Woh-
nung zu stellen, das ständig mithört.
Auch wenn die Hersteller versichern,
dass all dies datenschutzrechtlich un-
bedenklich sei, bleibt die Sorge vor
dem Missbrauch dieser modernen
Technologien bei Verbrauchern wie
bei Datenschützern.
„Computer: Tee Earl Grey,
heiß“
Sollte sich ein gemeinsamer Standard
entwickeln oder sich einer der Herstel-
ler im Markt durchsetzen, dann könn-
ten Jean-Luc Picards Worte im Raum-
schiff Enterprise „Computer: Tee Earl
Grey, heiß“ doch bald Realität wer-
den.
Moritz Matejka
Head of Research Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 16
Programmatic Ads für Online-Audio:
Publisher, Vermarkter und Agenturen auf
der Suche nach der richtigen Datenstrategie
Daten gelten als erfolgskritisches Wirt-
schaftsgut des 21. Jahrhunderts, und
mit ihnen werden digitale Plattformen
zu vorherrschenden Marktplätzen.
Zahlreiche deutsche Online-Audio-
Anbieter haben damit begonnen, U-
ser-Datenbanken aufzubauen. Ihr Ziel:
Verschiedene Datenquellen so zu ver-
knüpfen und dabei technische Infra-
strukturen so zu entwickeln, dass der
Weg für Programmatic Advertising im
Audio-Bereich frei wird, um automati-
siert und datengesteuert Audio-
Werbeflächen zu vermarkten bzw. zu
buchen.
Programmatic Advertising (PA) ent-
stammt dem Online-Display-
Werbemarkt. Hier liegt der Anteil von
PA an den Werbebuchungen bereits
bei 32 Prozent am Gesamtmarkt
(BVDW- und OVK-Prognose für 2016).
Und auch im Umfeld von Online-Video
ist bereits von rund 30 Prozent Markt-
anteil die Rede (Web-TV-Monitor
2016, BLM/LFK). Online-Audio ist da-
von aber noch weit entfernt: Hier
kann man – bei einem PA-Anteil von
gegenwärtig zwei Prozent an den ge-
samten Online-Audio-Werbeerlösen –
allenfalls von „Aufbruchstimmung“
sprechen (Webradiomonitor 2016,
BLM/BVDW/VPRT). Doch 2017 wird
Programmatic Advertising im Audio-
markt zum relevanten Trend.
Denn einerseits werden die techni-
schen Voraussetzungen bei vielen
Akteuren derzeit aufgebaut. Zum an-
deren sind viele unterschiedliche
Marktpartner an einem standardisier-
ten PA-Prozess beteiligt. Aber es gibt
zum Teil noch stark variierende Vor-
stellungen davon, was unter Pro-
grammatic überhaupt zu verstehen ist:
Während die einen nur die automati-
sierte Abwicklung von Audio-
Werbekampagnen meinen, gehören
für andere weitere Faktoren wie die
Einbindung von Nutzer-Daten zwin-
gend dazu.
Die Werbungtreibenden aber scharren
derweil mit den Hufen: Mindestens
die Buchungsprozesse sollten mög-
lichst zeitnah bei allen klassischen
Vermarktern automatisiert ablaufen
können, um effizienter zu werden und
einstmals händische Prozesse und
Excelpläne zu automatisieren.
Online-Audio holt auf: Daten-
gesteuerte Kampagnen werden
auch außerhalb geschlossener
Systeme möglich
Während rein automatisierte Werbe-
buchungen bei Online-Audio-Playern
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 17
vereinzelt schon umgesetzt werden,
wird sich 2017 auch der mit Daten
angereicherte Vertrieb über Ad-Server-
Technologie zunehmend etablieren.
Spotify ging 2016 voran und launchte
erste datengesteuerte Kampagnen.
Dabei profitiert der Musikstreaming-
Dienst natürlich von seinen Struktu-
ren: Durch den Registrierungszwang
kann jedem Stream-Abruf ein eindeu-
tig identifizierbarer Nutzer zugeordnet
werden, der sich mit all seinen Eigen-
schaften und (musikalischen) Vorlie-
ben adressieren lässt. So lassen sich
zielgruppenspitze Kampagnen tech-
nisch schneller realisieren als bei Akt-
euren wie Online-Radios, die auf meh-
reren unterschiedlichen Plattformen
ohne Login-Pflicht agieren.
Hier müssen Radiosender und andere
Online-Audio-Unternehmen für Pro-
grammatic Advertising alternative
Wege finden. Doch der Durchbruch
steht kurz bevor: Bis Ende 2017 wird
Online-Audio zu Display- und Video-
kampagnen ein gutes Stück aufgeholt
haben und in der Lage sein, auch au-
ßerhalb eines geschlossenen Systems
Daten zu verknüpfen, um die richtigen
Zielgruppen zu identifizieren. Laut ak-
tuellem Webradiomonitor 2016 spie-
len Programmatic Ads bereits bei ei-
nem Drittel aller befragten Online-
Audio-Anbieter eine immer größere
Rolle.
Große Datenmengen heute
vielfach noch ungenutzt
Aktuell verfügt zwar ein Großteil der
Publisher über digitale Datenerfas-
sungssysteme, das Gros der gesam-
melten Daten kann heute aber noch
nicht effektiv eingesetzt, sprich ver-
marktet werden. Doch es ist absehbar,
dass 2017 immer mehr Online-Audio-
Anbieter ihre Datenbanken mit Hilfe
von Data-Management-Plattformen
für die Aussteuerung von Werbung
nutzen können.
Auch auf Seiten der Agenturen und
Werbekunden stehen bereits Da-
tastores mit Nutzerdaten in Form von
Cookie Jars oder Ad-IDs von Mobilge-
räten zur Verfügung – sie warten nur
darauf, vernetzt zu werden.
Publisher, Agenturen sowie System-
anbieter werden 2017 aktiv gemein-
same Daten- und Distributionsstrate-
gien entwickeln (müssen). Dabei wird
das Thema Datenschutz gerade in
Deutschland eine zentrale Rolle spie-
len bei der Frage, wie schnell man vo-
rankommt. Im gleichen Zug gilt es,
auch Unsicherheit und Skepsis in Be-
zug auf Datenqualität und Qualität
des Daten-Matching zu adressieren.
Denn die technischen Voraussetzun-
gen für Programmatic Advertising im
Online-Audio-Bereich sind gegeben,
der Markt fordert es von allen Seiten
immer stärker ein.
Christine Link
Senior Consultant Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 18
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 19
Weniger ist mehr: Warum erfolgreiche
VoD-Anbieter offenbar weniger Content
bereitstellen
Eine der überraschenden Weisheiten
der Programmgestaltung im Hörfunk
ist, dass weniger Musiktitel einen Sen-
der bei den Hörern vielfältiger und in-
teressanter erscheinen lassen. Wenn
nur die (wenigen) beliebten Tophits
gespielt werden, klingt eine Radiosta-
tion dauerhaft interessanter und ab-
wechslungsreicher als ein Sender mit
vielen, aber nur mittelmäßig beliebten
unterschiedlichen Titeln. Es gibt
schlicht weniger Abschaltimpulse. Zu-
gegeben: Die Angebots-Fokussierung
funktioniert selten bei Musikfreaks
und Profimusikern, aber meistens gut
für die Masse der Hörer.
Einen ähnlichen Trend erleben wir of-
fenbar derzeit bei den VoD-Anbietern:
Weniger ist mehr! So ist seit 2014 das
Angebot auf der US-Plattform von
Netflix um ein Drittel geschrumpft,
von 8.103 Filmen und Serien in 2014
auf nur noch 5.316 (Zahlen von
unogs, Allflicks, siehe Grafik). Und
während 2014 noch 49 der 250 Top-
Filme der IMDb-Datenbank bei Netflix
zur Verfügung standen, waren es
2015 bereits 12 Prozent weniger.
Dabei wird – neben den Erfah-
rungen aus der Radiobranche –
sicherlich die komplexe und
kostspielige Rechtesituation
für eine weltweit aktive Platt-
form eine Rolle spielen, wie auch
die steigenden Nutzerzahlen und die
damit verbundenen Kosten. Doch es
gibt noch eine Reihe weiterer Fakto-
ren:
 2012 endete ein Rechtedeal mit
Starz, so dass Netflix auf einen
Schlag 2.000 Filme weniger anbie-
ten konnte; auch mit Epix endete
ein Rechtedeal mit rund 2.000 we-
niger Titeln.
 Manche US-Networks sehen Netflix
inzwischen eher als Wettbewerber,
denn als eine Vermarktungsplatt-
form und lizensieren daher keine
Rechte mehr.
 Der Markt „verwässert“ insgesamt,
da viele VoD-Plattformen versu-
chen, möglichst exklusive Rechte
zu erhalten und damit kein Player
mehr alle Inhalte anbieten kann.
Doch aus all diesen Problemen er-
wächst offenbar ein logischer Strate-
gietrend: Mit ihren Eigenproduktionen
können VoD-Anbieter zwar weniger,
dafür aber exklusiven und (hoffentlich)
attraktiven Content bereitstellen. Die
wenigen Inhalte können aber – gerade
bei einer weltweiten Verwertung –
günstig eingekauft und zielgerichtet
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 20
auf die Interessen und Bedürfnisse der
Abonnenten ausgerichtet werden.
Weniger bedeutet also auch im
VoD-Markt offensichtlich mehr.
Dabei sind die Eigenproduktionen alles
andere als „billig“. 2016 soll Netflix
rund sechs Milliarden Dollar in Con-
tent investiert haben, 2017 sollen es
sogar sieben Milliarden werden.
Bisher gibt der Erfolg Netflix und Co.
recht: Eigenproduktionen sind die be-
liebtesten Inhalte der Plattform. Doch
Achtung: Die richtige Dosierung bleibt
eine Kunst! Denn wenn es insgesamt
zu wenige oder stets gleichartige Fil-
me und Serien wären, würden Abon-
nenten auch schnell genervt wieder
aussteigen. – Wie beim Hörfunk auch.
Wenn nur noch Top10-Titel im Radio
rotieren, verarmt das Senderimage.
Eine dosierte Menge neuer, anderer,
aber beliebter Titel muss also sein,
sonst langweilen sich die Nutzer
schnell.
Dann hilft nur ein weiterer
Schritt in Richtung Reduktion
von Komplexität: geringere
Abogebühren! Auch damit bleibt
angesichts des intensiven Wettbe-
werbs zwischen Amazon und Apple,
Netflix und Maxdome zu rechnen.
Denn den Sog der Netzeffekte, dass
gerade digitale Märkte zur Monopoli-
sierung tendieren, versuchen die An-
bieter derzeit mit allen Mitteln für ihre
Angebote zu triggern. „Mehr“ zählt
also auch 2017. Zumindest bei den
Abonnentenzahlen. Da bleibt es bei
der alten Weisheit: Viel hilft viel.
Netflix und Maxdome zu rechnen.
Denn den Sog der Netzeffekte, dass
gerade digitale Märkte zur Monopoli-
sierung tendieren, versuchen die An-
bieter derzeit mit allen Mitteln für ihre
Angebote zu triggern. „Mehr“ zählt
also auch 2017. Zumindest bei den
Abonnentenzahlen. Da bleibt es bei
der alten Weisheit: Viel hilft viel.
Prof. Dr. Klaus Goldhammer
Geschäftsführer Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 21
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 22
Anhebung der Drosselgrenze: Mobile
Nutzung von Audiostreams steigt auch ohne
Zero-Rating
Ab sofort werden die WLAN-Netze
zu Hause alleiniges Eigentum des
Endkunden. Den „Routerzwang“ –
also die Praxis der Netzbetreiber,
ihren Kunden vorzuschreiben, wel-
chen Internet-Router sie nutzen
müssen – hat die Bundesregierung
aufgehoben. Damit hat sie zugleich
das Hoheitsgebiet der klassischen
Netzbetreiber auf die Strecke bis
zur heimischen Anschlussdose ein-
gegrenzt. Seitdem „gehört“ das
heimische WLAN wieder dem Kun-
den – mit schwer kalkulierbaren
Folgen.
Denn was relativ unspektakulär er-
scheinen mag, wird weitreichende
Konsequenzen haben für praktisch
alle digitalen Entwicklungen im
Heimbereich: Netz- und Datensi-
cherheit sind davon betroffen ge-
nauso wie das Thema Smart Home,
Smart Metering, das viel zitierte In-
ternet der Dinge (IoT) oder Lösun-
gen im Bereich Maschine-zu-
Maschine-Kommunikation (M2M).
Alle diese Entwicklungen hängen
von den Routern im Haushalt ab.
Und wer hier nicht nachrüstet,
wird neue Dienste nicht nutzen
können.
Mit der Einführung von Flatra-
tes zur Nutzung ausgesuchter
Musikdienste stoßen die Mobil-
funker nach vielen Jahren wie-
der in den Dienstebereich vor.
Vorreiter war bereits 2012 die Deut-
sche Telekom, die eine spezielle Spo-
tify-Flatrate einführte. Das ursprüngli-
che Angebot ermöglichte den durch-
gängigen mobilen Empfang von Spo-
tify, auch wenn der Nutzer das ver-
traglich inkludierte Datenvolumen
aufgebraucht hatte und von LTE-
Geschwindigkeit auf 64 Kbit/s gedros-
selt wurde. „Zero-Rating“ war das
Stichwort. Mit Inkrafttreten der EU-
Verordnung zum Digital Single Market
und ihren Vorgaben zur Netzneutrali-
tät in diesem Jahr hat die Deutsche
Telekom diese technische Diskriminie-
rung aufgehoben. Die Drosselung gilt
nach Überschreiten des Datenvolu-
mens nun auch für Spotify.
Exklusive Vertriebspartnerschaften
zwischen einem Mobilfunknetzbetrei-
ber und einem Streaming-Dienst sind
im Sinne der Vertragsfreiheit jedoch
weiterhin möglich. Auf dieser Basis
zogen Vodafone und Telefónica nach
und vermarkten seit mehreren Mona-
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 23
ten die Musikdienste ihrer Exklusiv-
partner Deezer und Napster – aller-
dings ohne Flatrate.
Telefónica löst nun in einem
seit vielen Jahren zementierten
deutschen Mobilfunkmarkt die
Datenschraube und hebt die Dros-
selung der mobilen Datenanbindung
auf ein Niveau, auf dem jeder Mu-
sikstreaming-Dienst weiter funktio-
niert.
Damit bedient Telefónica einen klaren
Trend: Der aktuelle Webradio-monitor
2016 (BLM/BVDW/VPRT/Goldmedia)
zeigt, dass rund 50 Prozent der ge-
samten Musiknutzung über das Inter-
net erfolgt und 80 Prozent der Online-
Audio-Nutzer die Dienste über mobile
Endgeräte empfangen (siehe Grafik).
Der Webradiomonitor belegt aber
auch, dass die Nutzung aufgrund der
Datenvolumenbegrenzung im Mobil-
funk zum Großteil im heimischen
WLAN-Netz stattfindet. Begrenzte Da-
tenvolumen sind daher aus Sicht der
Plattformbetreiber eine wesentliche
Hemmschwelle für ein weiteres
Marktwachstum.
Ist Deutschland mit dem Te-
lefónica-Angebot auf dem Weg
zu offenen Streaming-Flatrates
auch für Videoangebote? In den
USA stellt T-Mobile US im Basispaket
unter den Marken „Music Freedom“
und „BingeOn“ ohne Zusatzkosten
fast alle relevanten Audio- und Video-
Streaming-Angebote bereit (Hörfunk-
sender, TV-Sender, Catch-Up-TV, Po-
dcasts, kostenpflichtige Streaming-
Angebote und auch YouTube) in re-
duzierter Bildqualität ohne Anrech-
nung auf die Datenrate. Mit dieser
aggressiven Preispolitik konnte T-
Mobile US am Anbieter Sprint vorbei-
ziehen und sich als Nummer 3 im US-
Markt nach AT&T und Verizon positi-
onieren.
Oder werden wir bald dienste-
unabhängige Mobilfunkflatra-
tes wie in Dänemark oder Ir-
land oder Volumenpakete im
zweistelligen Gigabyte-Bereich
wie in Frankreich oder Großbri-
tannien sehen? Wohl kaum. In
Deutschland sind solche Angebote un-
ter den hiesigen Wettbewerbsverhält-
nissen nicht wahrscheinlich. Die Mög-
lichkeit, unbegrenzt mobil Videoinhal-
te zu nutzen, zählt zwar auch hier zu
den attraktivsten Angeboten, die ein
Mobilfunbetreiber machen könnte. Al-
lerdings besteht durch die ausgegli-
chene Aufteilung des Mobilfunkmark-
tes auf drei Netzbetreiber ein verhält-
nismäßig geringer Wettbewerbsdruck.
Keiner der Anbieter muss so stark
wachsen, dass er den heiligen Gral der
Datenvolumenbegrenzung opfern
würde.
Während man im Festnetzgeschäft die
Uhr für Flatrates wohl nicht mehr zu-
rückdrehen kann, wird das Ge-
schäftsmodell kostenpflichtiger Daten-
volumen im Mobilfunk in Deutschland
weiterhin verteidigt.
Das Angebot von o2 (Telefóni-
ca) öffnet die Tür zu mobilen
Flatrates nur wenige Millime-
ter. Es zielt auf jüngere musikaffine
Zielgruppen, die günstige, d.h. kleine
Datenvolumenpakete, buchen und
wenig Bereitschaft zeigen, Datenvo-
lumen im laufenden Monat nachzu-
kaufen. Damit wird es, anders als bei
T-Mobile US, zu keiner signifikanten
Marktanteilsverschiebung kommen.
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 24
Diese Einschätzung teilt die Deutsche
Telekom. Sie hat seit August 2016 die
Datenflatrate für neue Nutzer des
Spotify-Dienstes gestrichen und bietet
auch die im September neu gestartete
Kooperation mit Apple Music ohne
Flatrate an. Beide Dienste zielen dem-
nach auf Mobilfunkkunden, die Da-
tenvolumenverträge ab 3GB nutzen.
Mit der massiven Vermarktungsunter-
stützung der Mobilfunker wird die
mobile Nutzung der Musikdienste
aber auch ohne Flatrates deutlich an-
steigen. Schließlich kann man selbst
mit nur 1GB Datenvolumen im Monat
über 300 Songs streamen.
P.S. Ein anderes, in den USA be-
reits etabliertes Geschäfts-
modell hat kurzfristig in
Deutschland viel größere Chan-
cen: das Sponsoring der Datenraten
bzw. das Auffüllen des Datenvolu-
mens (Data Rewards) für die Nutzung
einzelner Video-Inhalte und Dienste. In
beiden Fällen bezahlt die werbung-
treibende Industrie den Mobilfunkun-
ternehmen das von den Kunden ver-
brauchte oder hinzugewonnene Da-
tenvolumen. Die vollständige Kosten-
übernahme für einen ganzen Dienst
wäre auf Basis der aktuellen Preise je-
doch weder für die werbungtreibende
Industrie noch für die Inhalteanbieter
bezahlbar.
Dr. André Wiegand
Geschäftsführer Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 25
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 26
Pay-VoD: Amazon erhöht die Preise und
YouTube Red hofft auf junge Zuschauer
Auf dem deutschen Pay-VoD-Markt
hat Amazon die Nase vorn. Dennoch
hat sich auch für Netflix die aggressi-
ve Expansionsstrategie gelohnt: Loka-
le Angebote wie Watchever bekamen
nach dem Markteintritt des
Streaming-Giganten keinen Fuß mehr
auf den Boden. Netflix punktet dabei,
ähnlich wie Snapchat im Social-
Media-Markt, vor allem bei den jün-
geren Nutzern. Allein Maxdome und
Sky (mit seinen Bundesligarechten)
scheinen sich gegen die internationa-
le Konkurrenz behaupten zu können.
Doch neue gewichtige Konkurrenz ist
bereits angekündigt: Mit YouTube
Red kommt 2017 das Pay-VoD-
Angebot von YouTube auf den deut-
schen Markt – natürlich mit dem Ziel,
besonders junge Zuschauer als zah-
lende Kunden zu gewinnen. Der
deutsche Pay-VoD-Markt wird 2017
also weiter wachsen. Der Konkur-
renzdruck aber dürfte sich für viele
kleinere Anbieter erhöhen – für sie
bleibt vor allem die Flucht in die Ni-
sche.
Lineares Pay-TV und Video-on-
Demand rücken dichter zu-
sammen
Auch die großen Anbieter sind bereits
aktiv, oder besser gesagt: Sie sind auf
der Suche nach weiteren Nischen, in
denen sie sich zusätzliche Marktantei-
le erhoffen. Am deutlichsten ist dies
bei Amazon zu sehen. Das Unter-
nehmen ist im Gespräch mit Pay-TV-
Sendern, deren Kanäle dann über die
Amazon Prime App gesehen werden
könnten, und bietet auch bei der
Vergabe von Sportrechten erfolgreich
mit.
Diese Entwicklung zeigt, dass die
Grenzen zwischen linearem Pay-TV
und non-linearem Video-on-Demand
nicht mehr so klar zu definieren sein
werden, zumindest auf der Ebene der
Anbieter. Sky zum Beispiel hat bereits
2015 den Schritt vom rein linearen
Pay-TV-Sender hin zum On-Demand-
Geschäft gewagt und erschließt sich
so eine für das Unternehmen völlig
neue Kundengruppe.
Die Marktführer expandieren
weiter und werden starke
Content-Marken
Netflix und Amazon ist es durch ihre
Eigenproduktionen gelungen, von
der reinen Distributionsplattform zu
starken und hochwertig wahrge-
nommenen Content-Marken aufzu-
steigen. Dieses neue Geschäftsfeld ist
für die Großen lukrativ: Zum einen
bleibt das Geld im Haus, was sonst an
die Inhaber der Rechte geflossen wä-
re. Zum anderen ergibt sich ein neues
Erlösmodell: So laufen in einigen
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 27
Ländern bereitsheute Eigenprodukti-
onen von Amazon auch im linearen
TV. Diese Entwicklung wird sich 2017
fortsetzen. Eigenproduktionen wer-
den einen immer größeren Teil des
Contents der Anbieter ausmachen.
Dass diese Expansionsstrategie auf-
wendig ist und auch die Margen bis-
lang im VoD-Markt die Shareholder
wenig begeistern, spüren die Kunden
an den steigenden monatlichen Prei-
sen beider Anbieter.
Auf Nutzerseite ist eine Ge-
genentwicklung zu beobach-
ten: Kaum ein Netflix-Account wird
vermutlich allein von der Person ge-
nutzt, die ihn auch bezahlt. Ähnlich
sieht es bei Amazon und bei Sky mit
Sky Go aus. Wie diese Mehrfach-
Nutzung in eine solide Reichweiten-
messung überführt werden kann,
muss sich 2017 zeigen. Klar aber ist,
dass den großen Akteuren in diesem
Bereich daran gelegen sein wird, die
Reichweite exakt zu kennen. Denn
schon bald könnte es auch für Pay-
VoD-Anbieter interessant werden, zu-
sätzliche Werbeeinnahmen zu gene-
rieren. Sky macht es im klassischen
Pay-TV bereits vor.
Moritz Matejka
Head of Research Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 28
Influencer Marketing professionalisiert sich.
Und mit Musical.ly ist die nächste Influencer-
Generation schon am Start
Influencer Marketing gehört inzwi-
schen zum Standard-Repertoire des
Onlinemarketings. Auch große Brands
wissen längst: Wer junge Zielgruppen
mit seiner Botschaft erreichen will, für
den geht kein Weg an den Social-
Media-Stars vorbei. Erfolgreiche In-
fluencer haben Abonnenten auf Y-
ouTube, Facebook oder Instagram im
einstelligen Millionenbereich … Doch
die Influencer von morgen sind bereits
auf Musical.ly in den Startlöchern.
Die Gründe für den Influencer-Boom
sind vielfältig: Auf klassischen Werbe-
wegen sind Teenager einfach nicht
mehr zu erreichen. Beim Fernsehen
schalten sie immer häufiger ab, und
auch Internetwerbung nehmen Digital
Natives zunehmend weniger wahr. In-
fluencer Marketing scheint die moder-
ne Lösung. Social-Media-Stars dafür zu
bezahlen, dass sie über Produkte spre-
chen, ist aus Sicht der Werbeforschung
so simpel wie wirksam: Hohe Aufmerk-
samkeit und das Vertrauen der jungen
Zuschauer versprechen große Werbe-
wirkung. Aber auch hier müssen
Brands langfristig strategisch agieren,
denn: Ein einzelnes Unboxing-Video al-
lein reicht nicht zur Markenbildung.
Google-Markteinstieg bringt
Disruption
Bisher verdienten Multi-Channel-
Networks in Deutschland mit der Ver-
marktung von Influencern nicht
schlecht, insbesondere auf YouTube
und Facebook. Die Nachricht vom Ok-
tober 2016, dass Google den Online-
Influencer-Marktplatz Famebit kauft,
um YouTube marketingfreundlicher zu
machen und Marken mit Künstlern
besser zusammenzubringen, zeigt, dass
Influencer Marketing groß wird.
Für Google ist dies ein logischer Schritt:
Mit YouTube besitzt der Internetgigant
die einflussreichste Influencer-Plattform
– also braucht es auch eine Influencer-
Werbevermarktung. Google sitzt damit
perfekt auf beiden Seiten der Vermark-
tungskette und verdient sowohl an den
Werbeumsätzen auf der eigenen Platt-
form als auch an der Vermarktung der
Influencer.
Influencer Marketing bekommt
durch Online-Marktplätze neue
Dynamik
Influencer und Unternehmen können
durch Online-Marktplätze direkt in
Kontakt treten, und große Marken
könnten so die Suche und Buchung der
Influencer über den Marktplatz opti-
mieren. Dies führt zu mehr Transpa-
renz in dem bislang recht undurchsich-
tigen Geschäft. Auch in Deutschland
sind bereits Plattformen wie Reachhero
mit eigener App am Markt, und neue
Wettbewerber wie das Berliner Start-
up Influry stehen für das nächste Jahr
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 29
in den Startlöchern. Für 2017 wird die
Maschinerie rund um das Thema In-
fluencer Marketing also deutlich pro-
fessioneller und strategischer werden.
Vor allem Influencer mit kleiner bis
mittlerer Reichweite könnten davon
profitieren und sich mit speziellen
Themen und Zielgruppen direkt bei Un-
ternehmen profilieren.
Multi-Channel-Networks hingegen
müssen schauen, ob sie auf diesen Zug
aufspringen und ihre Einnahmen teilen
oder den Marktplätzen den Kampf an-
sagen, indem sie selbst in solche Plätze
investieren. Mit einem Wettbewerber
wie Google dürfte dies spannend wer-
den.
Spannend bleibt das Influencer-Thema
aber auch, weil kontinuierlich neue
Kanäle wachsen, auf denen sich Nutzer
präsentieren und hier immer einfacher
und schneller zu Influencern mit Millio-
nen Abonnenten werden.
Plattformen für Influencer
wachsen auch abseits von Y-
ouTube und Snapchat
Während vordergründig über Facebook
und YouTube gesprochen und Snap-
chat als das nächste heiße Ding beäugt
wird, ziehen die Jugendlichen schon
wieder weiter: Musical.ly heißt die
App, die derzeit boomt und in China
entwickelt wurde. Die App ist hoch vi-
ral und macht es extrem einfach, selbst
Videos zu produzieren, sie zu teilen
und Likes zu generieren.
Mindestens 70 Mio. Nutzer sind bei
Musical.ly Ende 2016 angemeldet,
mehr als 10 Mio. Nutzer sind täglich
aktiv und produzieren ebenfalls täglich
mindestens ein Video. Vor allem weib-
liche Teenies fahren auf die App ab.
Musical.ly ist sicher keine Erwachse-
nen-App und hat zugleich das Potenzi-
al, Snapchat schon wieder alt aussehen
zu lassen. Denn: Musical.ly hat eine
noch jüngere Zielgruppe.
Die neuen Stars sind erst 14 und
begeistern ein Millionenpubli-
kum
Die „Muser“, so heißen die regelmäßi-
gen Nutzer von Musical.ly, singen und
tanzen Playback zu aktuellen Popsong-
Schnipseln, um dann die Videos zu tei-
len und möglichst viel Aufmerksamkeit
bei ihren Fans zu erzielen.
Lisa und Lena sind ein 14-jähriges Ge-
schwisterpaar aus der Nähe von Stutt-
gart mit über 13 Mio. Fans auf Musi-
cal.ly. Nebenbei zählen die beiden auch
9 Mio. Instagram-Follower. – Zum Ver-
gleich: Die Alt-Influencerin Bibi erreicht
auf YouTube nur knapp 4 Mio. Abon-
nenten. Lisa und Lena haben weltweit
Kultstatus bei ihren Fans und über ihr
Management bereits eine eigene Be-
kleidungslinie gelauncht. Die Musik-
und Modeindustrie erhält damit 2017
schon wieder eine neue Influencer-
Plattform.
Max Reichert
Consultant Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 30
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 31
Trends im Gamesmarkt 2017. 4K, VR und vor
allem Seamless: Die Grenzen im
Videospielmarkt werden 2017 weiter
verschwimmen
Der Start der Playstation Pro am 10.
November 2016 läutete einen Para-
digmenwechsel am Konsolenmarkt ein.
Der Markt, der bislang durch etwa 5-
bis 8-jährige Zyklen gekennzeichnet
war, entwickelt nun hardwareseitig
Zwischengenerationen, die keine
Wachablösung sondern lediglich eine
Evolution der jeweiligen Vorgänger be-
deuten. Ähnlich wie im Smartphone-
markt bestehen Geräte nebeneinander
weiter, werden Vorgängerversionen zu
Einführungsmodellen heruntergestuft.
Eine Konsole steht nicht mehr für eine
ganz spezifische Qualität. Doch nicht
nur zwischen den Konsolengeneratio-
nen verschwimmen die Grenzen: Auch
zwischen mobilem und stationärem
Gaming und ganz generell zwischen
Realität und Virtualität werden die
Übergänge fließender.
4K-Gaming kommt auf Playsta-
tion Pro und Xbox Scorpio
Bereits drei Jahre nach Start der Pla-
ystation 4 bringt Marktführer Sony ei-
nen Nachfolger auf den Markt, der je-
doch den Vorgänger nicht ablöst, son-
dern Sonys Konsolen-Portfolio erwei-
tert. Die Playstation Pro liefert einen
deutlichen Grafikschub und 4K-
Unterstützung und damit endlich einen
echten Kaufgrund für Ultra-HD-
Fernseher die nun auch preislich immer
attraktiver werden. Die Playstation 4
wird in einer schlankeren Form als Ein-
steigermodell weiterhin bestehen blei-
ben. Alle Spiele werden auf beiden
Konsolen, teilweise jedoch in unter-
schiedlichen Qualitäten, verfügbar sein.
Einen ähnlichen Weg geht auch Micro-
soft. Die im August dieses Jahres er-
schienene XBox One S ist der kleine
Bruder der für Herbst 2017 angekün-
digten Scorpio, die dann Microsofts
neues Technik-Flaggschiff sein soll.
Bei Nintendo verschwimmen
Grenzen von stationärem und
mobilem Gaming
Aus der Reihe tanzt mit Nintendo der
dritte Hersteller im Konsolenmarkt, der
sich experimentierfreudiger zeigt als
die Konkurrenz. Mit dem im März
2017 erscheinenden Nintendo Switch
setzen die Japaner, anders als Micro-
soft und Sony, nicht auf schiere Gra-
fikpower, sondern auf ein innovatives
Konzept, das stationäres und mobiles
Spielen nahtlos möglich macht. Nin-
tendo spielt hier den Faktor Mobile
aus: ein Feld, in dem die Japaner seit
der Einführung des Gameboys 1989
traditionell stark sind – zuletzt mit dem
3DS, der sich weltweit bislang rund 60
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 32
Mio. Mal verkaufte und damit die er-
folgreichste aller aktuellen Videospiel-
konsolen ist. Mit diesem „Seamless“-
Konzept hat Nintendo nach der ge-
floppten WiiU nun eine klare Botschaft
für seine neue Konsole und könnte
2017 im Kampf um die Aufmerksam-
keit auf dem Wohnzimmerscreen wie-
der deutlich aufholen.
Nach Pokémon Go kommt Mario
Run
Mit Pokémon Go konnte Nintendo im
Sommer 2016 zwischenzeitlich mehr
als 45 Mio. Spieler gleichzeitig für seine
Augmented Reality (AR)-Monsterjagd
begeistern. AR kam damit zwar im
Massenmarkt an, allerdings sind AR-
Games, die auch nur annähernd an
diesen Erfolg anknüpfen können, der-
zeit nicht in Sicht. Nintendo selbst setzt
mit seinem am 15. Dezember erschei-
nenden nächsten Smartphone-Release
Mario Run stattdessen auf einen End-
lessrunner im klassischen 2D-Look und
lässt damit die weltweit bekannteste
Videospielfigur erstmals abseits seiner
eigenen Plattformen auf die breite
Masse los. Beim Umsatz dürften die
Zahlen des Free-to-play-Games Poké-
mon Go übertroffen werden: Mario
Run ist zwar ebenfalls kostenfrei her-
unterladbar – jedoch nur in einer ein-
geschränkten Demoversion. Das voll-
ständige Spiel hat mit 9,99 Euro für ein
Mobile Game einen stolzen Preis.
Playstation VR macht Virtual
Reality-Gaming massenmarkt-
fähig
Und noch ein Trend dringt unaufhalt-
sam in die internationale Spielewelt:
Mit Playstation VR hat Sony die erste
Virtual Reality-Brille released, die auf
Spiele ausgelegt und für einen, gegen-
über der Konkurrenz Oculus Rift und
HTC Vive, deutlich niedrigeren Preis er-
hältlich ist. Die Playstation VR ist damit
ein wichtiges Puzzlestück für das noch
junge Feld des Virtual Reality-Gaming
auf dem Weg in den Massenmarkt und
treibt das Verschwimmen der Grenzen
zwischen virtueller und realer Welt wei-
ter voran.
Mathias Birkel
Senior Manager Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 33
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 34
eSports – Der elektronische Sport wird zum
Massenphänomen
Ob als aktiver Spieler oder als Zuschau-
er: Der sportliche Wettkampf in Com-
puter- und Videospielen gehört für vie-
le Millennials weltweit längst zur Frei-
zeitgestaltung. International boomt der
Markt um Online-Games und zieht
neue Investoren in die Branche. Die
fortschreitende Kommerzialisierung
verlangt eine Professionalisierung der
Szene. Die hat auch in Deutschland
längst begonnen und wird sich 2017
intensiver fortsetzen.
16 Prozent aller Internetnutzer in
Deutschland haben sich bereits eSport-
Events angeschaut, bei den 16- bis 24-
Jährigen sind es sogar 38 Prozent (Y-
ouGov Online-Studie, 2016). Für Mil-
lennials ist der sportliche Wettkampf in
Computer- oder Videospielen längst
Alltag. Rund 100 Mio. Nutzer weltweit
verzeichnet das populärste Online-
Game League of Legends im Monat.
Tickets für Top-Turniere sind binnen
weniger Minuten bis auf den letzten
Platz ausverkauft, Millionen Fans ver-
folgen die Events via Stream live im In-
ternet. Lange war eSports vor allem auf
Plattformen wie twitch.tv (Amazon)
und YouTube Gaming (Google) zu
Hause, doch nun greifen auch traditio-
nelle Medienhäuser den Trend auf.
eSports erstmals auch im klassi-
schen TV
Das erste größere Experiment wagte
Sky, als man im Mai 2016 das Finale
der Virtuellen Bundesliga (VBL) nicht
nur auf den eigenen Kanälen ausstrahl-
te, sondern in Kooperation mit dem
Spielehersteller EA Sports sogar am
Firmensitz in Unterföhring produzierte.
Die Plattform Sport1 launchte im Juni
2016 eine eigene eSports-App, die ak-
tuelle Nachrichten, Statistiken, Spieler-
gebnisse sowie umfassende Hinter-
grundberichte zu allen großen eSports-
Spielen, -ligen und -turnieren liefert.
Auch im Free-TV werden inzwischen
zahlreiche Events, wie etwa die Finalse-
rie von League of Legends, live über-
tragen. Dabei beschränkte man sich je-
doch nicht auf eine einfache Übertra-
gung des fertigen Sendesignals: Im
Rahmen der eSports Event Night setzte
der Sender auf umfangreiche Vorbe-
richterstattungen und ausführliche
Analysen mit eSports-Experten.
Die eSports-Szene professiona-
lisiert sich
Die Strukturen der Organisation von
eSports ähneln zunehmend denen der
klassischen Sportarten. Es gibt Sponso-
ren und Preisgelder in Millionenhöhe,
es existieren oder bilden sich Ligen-
Systeme oder Verbände. So gründete
der Bundesverband interaktiver Unter-
haltungssoftware im Juni 2016 die
Vereinigung eSport.BIU, die sich um
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 35
eine Anerkennung der Sportart durch
den DOSB (Deutscher Olympischer
Sportbund) bemüht. Mitte des Jahres
bildeten außerdem acht Teams ge-
meinsam mit der ESL (Electronic Sports
League) die WESA (World Esports
Association) – einen Dachverband, der
mehr Struktur in den eSport bringen
soll. Dies ist dringend nötig, denn an-
ders als bspw. beim Fußball, „gehört“
der eSport jemandem – nämlich dem
Hersteller des jeweiligen Spieles. Dieser
behält es sich vor, Turniere im professi-
onellen Rahmen zu verbieten. Dieser
Umstand macht es unabhängigen Ver-
bänden bislang schwer, hemmt die
Professionalisierung und lässt die Bran-
che für Außenstehende, wie etwa Ver-
treter der klassischen Medien, sehr in-
transparent erscheinen.
Verdopplung der eSports-
Fanzahlen weltweit bis 2020
Weltweit wird für eSports ein enormes
Wachstum prognostiziert und eine
Verdopplung der Zuschauerzahlen bis
2020 auf fast 500 Mio. (Activate-
Studie Consumer Tech & Media Rese-
arch, 2016). In den USA gehen Exper-
ten sogar davon aus, dass die eSports-
Reichweiten bis dahin jene von lang
etablierten Sportarten wie Basketball,
Eishockey und Baseball übersteigen
werden.
Auch deutsche Fußballvereine
und die DFL engagieren sich im
eSports
Hierzulande sind es gerade Vertreter
aus dem Fußball, die großes Potenzial
im Bereich eSports sehen. Bislang wag-
ten zwei Erstliga-Clubs den Schritt in
die digitale Sportwelt, weitere prüfen
aktuell den Einstieg. Der VfL Wolfsburg
ist Vorreiter. Nachdem man im Jahr
2013 gemeinsam mit EA Sports ein
Turnier der Virtuellen Bundesliga in der
Volkswagen Arena veranstaltete, baute
man den Bereich nach und nach aus
und hat derzeit drei Spieler für das EA-
Spiel FIFA unter Vertrag. Im Mai 2016
übernahm der FC Schalke 04 das Lea-
gue of Legends-Team Elements, samt
Startplatz in der Championship-Series
(erste Liga). Die Gegner heißen hier
nicht Bayern München oder BVB, son-
dern Unicorns of Love oder Splyce.
Für die Vereine ist der Einstieg in den
eSports auch Teil ihrer Internationalisie-
rungsstrategie, er soll vor allem neue
Vermarktungspotenziale eröffnen. Die
eSports-Turniere bilden die optimale
Plattform, die eigene Club-Marke
weltweit bekannt zu machen und neue
Sponsoren zu gewinnen. So versucht
Schalke 04, seine Marke durch eSports
in den USA und in China zu etablieren.
Gerade die junge, digitale Zielgruppe
lässt sich auf diesem Weg einfacher er-
reichen als über die klassischen Medi-
en.
Und die DFL? Im Juni 2016 sicherte
man sich zumindest zahlreiche Marken
mit eSports-Bezug. Das könnte ein Sig-
nal dafür sein, die eSports-Aktivitäten
in Zukunft auf eine professionellere
Ebene heben zu wollen. Dazu gehört
auch eine weitere Kommerzialisierung.
Derzeit sind fast alle eSports-Events auf
den entsprechenden Plattformen im In-
ternet kostenfrei abrufbar. Die Mone-
tarisierung erfolgt daher momentan
maßgeblich über Sponsoring und Wer-
bung, Merchandising und Ticketing.
Warum 2017 zum eSports-Jahr
wird
Der Hype rund um das Thema eSports
wird sich 2017 fortsetzen. Immer mehr
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 36
klassische Medien setzen sich mit dem
Thema auseinander und sorgen für
Aufmerksamkeit und Reichweite au-
ßerhalb des Internets. Neu gegründete
Ligen und Verbände werden die Pro-
fessionalisierung in 2017 maßgeblich
vorantreiben und somit die Branche
auch für Investoren aus den unter-
schiedlichsten Bereichen immer attrak-
tiver machen. Sponsoren entdecken
eSports als globales Spielfeld und se-
hen große Potenziale in der Zusam-
menarbeit mit reichweitenstarken In-
fluencern. Damit auch der deutsche
Markt von diesem weltweiten Trend
profitieren kann, braucht es sowohl
klare Strukturen, als auch aufgeschlos-
sene Medienmacher und Investoren,
die aktiv an weiteren Erlösmodellen ar-
beiten. 2017 wird man dabei ein Stück
vorankommen.
Hannah Reuter
Consultant Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 37
Podcasts kommen 2017 aus der Nische
Spätestens Schulz und Böhmermann
haben mit „Fest und Flauschig“ ge-
zeigt, dass Audio-Podcasts in Deutsch-
land große Aufmerksamkeit erzielen.
Podcasts werden immer häufiger und
von immer mehr Menschen gehört –
auch, weil man sie in zahlreichen Situa-
tionen nutzen kann, in denen Video,
Print und andere Medien nicht funkti-
onieren. Und: Die Podcast-Szene pro-
fessionalisiert sich.
Podcasts sind großartig, weil man sie
unterwegs auf dem Fahrrad, in der U-
Bahn, im Auto, beim Joggen, Putzen
oder zum Einschlafen hören kann – Si-
tuationen, in denen visuelle Medien
nicht oder nur sehr eingeschränkt ge-
nutzt werden können. 13 Prozent der
deutschsprachigen Onliner ab 14 Jah-
ren konsumieren laut ARD/ZDF-Online-
Studie Podcasts – das sind immerhin
rund 7,5 Mio. Nutzer.
Podcasts erreichen attraktive
Zielgruppen
Bei den 14- bis 29-Jährigen liegt der
Anteil der Podcast-Nutzer hierzulande
rund doppelt so hoch wie in der Ge-
samtbevölkerung. Eine Auswertung
des „Fest und Flauschig“-Casts, der
seit Mai 2016 wöchentlich auf Spotify
gehört werden kann, zeigt: Mehr als
90 Prozent der Hörer sind zwischen 18
und 44 Jahren, davon sind 45 Prozent
zwischen 25 und 34. Das Format, das
in ähnlicher Form unter dem Namen
„Sanft und Sorgfältig“ schon über drei
Jahre als Radiosendung (und -podcast)
erfolgreich war, erreicht – wie viele an-
dere Podcasts – den Kern der „Werbe-
relevanten“.
Als Werbemedium noch in der
Nische
Und dennoch werden Podcasts als
Werbemedium in Deutschland bislang
kaum genutzt. Das liegt auch daran,
dass die Podcast-Landschaft in
Deutschland nach wie vor stark durch
die öffentlich-rechtlichen (und werbe-
freien) Audio-Angebote der ARD und
des Deutschlandradios geprägt ist. Das
belegen die meisten Podcast-
Bestenlisten, so bspw. auf iTunes: Rund
800 öffentlich-rechtliche Formate kön-
nen hier als Podcast heruntergeladen
und gestreamt werden. Hinzu kommt,
dass Podcasts in der Wahrnehmung
von Planern und Werbetreibenden
noch als absolute Nische gelten.
Wachsende Vielfalt und erfolg-
reiche Formate
Dabei wächst die Podcast-Vielfalt stark,
und immer mehr Formate erweisen
sich als sehr reichweitenstark: Podcasts
geben Lebenshilfe und Unterstützung
bei Motivation, Produktivität und Life-
Coaching, beim Erlernen von Sprachen
und als Einschlafassistenten. Es funkti-
onieren aber auch Formate, bei denen
sich einfach eine Handvoll Nerds um
ein Mikrofon setzt und über Videospie-
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 38
le und andere Hobbys philosophiert.
Auf diese Weise erreichen bspw. der
„PietCast“ des erfolgreichen YouTube-
Kollektivs PietSmiet pro Folge 750.000
Hörer und die Macher von „Radio
Nukular“ immerhin 130.000 (Quelle:
GamesWirtschaft, August 2016). Letz-
tere betreiben zudem kräftig Marken-
pflege, waren mit ihren „Vergangen-
heitsbewältigungspodcasts“ im Herbst
2016 bereits zum zweiten Mal auf
Deutschland-Tour und verkaufen Mer-
chandisingartikel mit Podcast-Zitaten.
Podcaster setzen auf Crowdfun-
ding
Dass viele Podcaster auf treue und be-
geisterte Zuhörer setzen können, zeigt
sich auch an deren Zahlungsbereit-
schaft. Immer mehr Podcast-Macher
haben tausende Hörer, die über Crow-
dfunding-Plattformen wie „Patreon“
freiwillig einen regelmäßigen Betrag
zahlen. Einzelne Macher erzielen so
monatlich hohe vier- oder sogar fünf-
stellige Beträge und können sich damit
beruflich ganz aufs Podcasten konzent-
rieren. Abseits von Werbung und Ge-
bührenerlösen entstehen so unabhän-
gige journalistische Angebote.
USA zeigen, wie groß das Po-
tenzial ist
Wohin sich der Podcast-Markt entwi-
ckeln kann, zeigt ein Blick in die USA:
Hier sind Podcasts zum Beispiel inzwi-
schen als Erweiterung der Aktivitäten
von Printmedien nicht mehr wegzu-
denken – eine Entwicklung, die in
Deutschland ebenfalls Fahrt aufnimmt.
So liefert z.B. die Rheinische Post seit
Oktober 2016 einen wöchentlichen
Podcast mit Chefredakteur Michael
Bröcker und zusätzlich einen täglichen
„Aufwacher“, diesen auf Wunsch auch
per WhatsApp.
Die Gesamtzahl der Podcast-Hörer in
den USA lag im Frühjahr 2016 bei 36
Prozent der US-Bevölkerung ab 12 Jah-
ren, das sind rund 98 Mio. Personen.
(Edison Research, März 2016). Davon
hörten mehr als die Hälfte mindestens
einmal im Monat und mehr als ein Drit-
tel wöchentlich Podcasts – Tendenz
weiter steigend. Von diesen Zahlen ist
man in Deutschland noch ein gutes
Stück entfernt, doch sie deuten an,
welches Potenzial der Markt hat. Vieles
spricht dafür, dass Podcasts 2017 hier-
zulande weiter aus der Nische rücken.
Mathias Birkel
Senior Manager Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 39
 Goldmedia GmbH, Berlin
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 40
Die Zeit der Sportkonzerne kommt – der
Profifußball im Zwiespalt zwischen Profit
und Sport
Erstmals werden in Deutschland ab der
Saison 2017/18 über 1 Mrd. Euro pro
Jahr aus dem neuen TV-Vertrag an die
Fußballclubs der Bundesliga und 2.
Bundesliga verteilt. Die Beliebtheit des
Fußballs ist bei den Sportfans nochmals
gestiegen, und der Abstand zu allen
anderen Sportarten wächst kontinuier-
lich weiter.
Die Attraktivität der Bundesliga und die
Zuschauerzahlen in den Stadien sind
unverändert hoch. Dabei partizipieren
alle Clubs, unabhängig von ihrer Grö-
ße, Struktur oder Rechtsform, von der
kontinuierlich steigenden Beliebtheit
des Fußballs sowie vom Wettbewerb
der Medienunternehmen um Übertra-
gungsrechte. Aber die Ticketerlöse und
der Anteil an den TV-Geldern sind na-
turgemäß durch die Kapazität der Sta-
dien und die vereinbarten Lizenzpreise
gedeckelt und können nur langfristig
durch Investitionen in „Steine oder
Beine“ gesteigert werden.
Fußballunternehmen haben
Sponsoring und Merchandising
bereits stark entwickelt
Dagegen haben es die Clubs selbst in
der Hand, die Einnahmen aus der eige-
nen Vermarktung und aus den direkten
Umsätzen mit den Fans (Merchandi-
sing, ClubTV usw.) zu steigern – mit
geringeren Investitionen und weniger
Risiko. Clubs, die sich mehr als Unter-
nehmen und weniger als Sportverein
definieren, entwickeln schon lange die
eigene Marke, steigern systematisch
deren Reichweite und implementieren
die entsprechenden Geschäftsmodelle.
Damit haben diese Vereine in den Um-
satzbereichen Sponsoring und Mer-
chandising ihre sportlichen Wettbe-
werber bereits weit hinter sich gelassen
und partizipieren überdurchschnittlich
von den Chancen aus der Digitalisie-
rung.
Entsprechend haben sich diese Clubs
quasi zu Fußballunternehmen mit leis-
tungsfähigen Strukturen entwickelt.
Trotzdem bleibt der Sport als Ge-
schäftszweck im Mittelpunkt, und der
sportliche Erfolg bietet auch weiter das
Fundament und bestimmt die strategi-
schen Perspektiven. Aber das Selbstver-
ständnis der Clubs, entweder als Verein
primär den sportlichen Erfolg zu maxi-
mieren oder als Unternehmen den
wirtschaftlichen Erfolg zu steigern, um
den sportlichen Erfolg zu ermöglichen
– dies bestimmt maßgeblich die Art der
Führung und Organisation. Fußballun-
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 41
ternehmen verfügen oftmals über
mehr administrative Ressourcen, mehr
eigenes Know-how und eine effiziente-
re und flexiblere Organisation.
Attraktive Vorstandsgehälter
für Top-Manager und konzern-
ähnliche Strukturen
Nicht nur die Strukturen der Fußballun-
ternehmen wurden in den letzten Jah-
ren sukzessive angepasst: Man hat
auch gezielt neue Kompetenzen von
außen in die Unternehmen geholt. Die-
se Effekte der Professionalisierung sind
auch in der Gehaltsentwicklung der
Top-Manager der Bundesligateams er-
kennbar (Gehaltsstudie Sport Business
2017, Goldmedia). So ist die Branche
auf Ebene der Vorstände und Ge-
schäftsführer inzwischen auch für Ex-
perten und High-Potentials aus ande-
ren Branchen attraktiv.
2017 werden wir eine Fortsetzung der
unternehmerischen Entwicklung auf
verschiedenen Ebenen und mit deutlich
unterschiedlichen Geschwindigkeiten
beobachten können. Die größeren
Clubs aus München, Dortmund, Schal-
ke oder Berlin werden weiter zügig an
dem Ausbau ihrer internationalen
Clubmarken arbeiten. Hier entstehen
mittelfristig Strukturen wie in einem
Konzern mit in Tochterfirmen ausgela-
gerten Geschäftsaktivitäten unter einer
einheitlichen Leitung und Marke. Dabei
sind Expansionen und Diversifikationen
nicht nur in weitere Sportarten, son-
dern auch abseits der Kernkompetenz
Sport denkbar. Investoren werden die-
se Entwicklung ermöglichen und vo-
rantreiben, wenn sie an die Potenziale
glauben und faire Rahmenbedingun-
gen für ihre Investitionen vorfinden.
Umgekehrt heißt das aber auch, dass
nicht alle Vereine und Clubs diese Ent-
wicklung mitgehen wollen oder kön-
nen und in Zukunft nur unterproporti-
onal an den enormen Umsatzpotenzia-
len partizipieren werden. Für sie wird
es in der Folge immer schwerer, auch
sportlich auf Augenhöhe mit der grö-
ßer werdenden Riege der Fußballkon-
zerne zu bleiben. Eine Zweiteilung des
Profifußballs in Fußballvereine und
Sportkonzerne könnte sich langfristig
herausbilden.
Dr. Marcus Hochhaus, Geschäftsführer
Goldmedia und Leiter Sport Unit
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 42
 Goldmedia GmbH, Berlin
Vom Public Value zur Gemeinwohl-
Orientierung: Medien und
Infrastrukturanbieter werden 2017
intensiver ihren Nutzen für die Gesellschaft
ermitteln
Die Idee der „Public Value“-Forschung
wurde erst 1995 von Harvard-Prof.
Mark Moore als Gegenentwurf zum
klassischen „Shareholder Value“ ent-
wickelt: Er begann mit der Frage, wel-
chen konkreten Mehrwert eine Stadt-
verwaltung für die Gesellschaft erbrin-
ge? Moores Modell untersucht dazu,
welche Quellen der Legitimation es ge-
be, auf welche Unterstützung eine In-
stitution bauen könne und welche ope-
rativen Kapazitäten sie für ihre Aufga-
ben habe.
Das war der erste Schritt in ein neues
Forschungsfeld, das sich deutlich vom
klassischen Thema „Corporate Social
Responsibility“ abhebt. Public Value –
oder das schöne deutsche Wort Ge-
meinwohl – meint heute den konkret
messbaren Wertbeitrag oder Nutzen,
den Unternehmen oder öffentliche In-
stitutionen intern wie extern durch ihre
eigene Arbeit für die Gesellschaft er-
bringen.
Public Value-Analysen werden
dadurch zu einem modernen In-
strument der Leistungsmessung
und ermöglichen dadurch mehr Trans-
parenz und Steuerung. Damit wird es
möglich, die Gemeinwohl-Leistung zu
erfassen, Qualität zu messen und für
alle besser nachvollziehbar zu machen.
BBC und ORF oder auch die kanadische
CBC haben deshalb regelmäßige Public
Value-Berichte eingeführt. Auch die
deutschen Dreistufentests haben fall-
bezogen Auswirkungen und Nutzen
öffentlich-rechtlicher Online-Medien in-
tensiv untersucht.
Trotzdem werden im deutschen Medi-
en- und Telekommunikationsmarkt
weiter durchaus kritische Fragen ge-
stellt: Von Lügenpresse-Polemiken bis
zur Rundfunkgebühren-Diskussion, von
Mobilfunktarifen bis zum Thema Breit-
bandanbindungen gibt es viele Ansatz-
punkte, wo statt gefühlter Wahrheiten
praktische Erkenntnisse und Belege aus
der Gemeinwohlforschung dringend
gebraucht werden. Denn erst wenn die
Öffentlichkeit Leistungen einer Institu-
tion als wertvoller betrachtet als ihre
Kosten, wird der Nutzen für alle ver-
ständlich.
Dass „Schönheit im Auge des Betrach-
ters“ liegt, wusste schon der britische
Philosoph David Hume. Übertragen
bedeutet dies, dass Gemeinwohlleis-
tungen vor allem aus Sicht der Nutzer
ermittelt werden können und müssen.
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 43
Gemeinwohl wird also weder durch
reine Qualitätsstudien noch durch reine
ökonometrische Analysen gemessen.
Es braucht also einen umfangreichen
Methodenmix, um Public Value zu er-
mitteln. Der Gemeinwohlbeitrag von
Medien wie von Infrastrukturanbietern
wird 2017 in Deutschland immer häu-
figer untersucht werden. Auch zum
Nutzen der Anbieter selbst.
Prof. Dr. Klaus Goldhammer
Geschäftsführer Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 44
Infografik Goldmedia Trendmonitor 2017
Infografik: © Goldmedia/Franziska Veh 2016
Goldmedia Gruppe
Consulting & Research for Digital Innovation
Goldmedia ist eine Beratungs- und Forschungsgruppe mit dem Fokus auf Medien,
Entertainment, Telekommunikation und Sport Business. Die Unternehmensgruppe
unterstützt seit 1998 nationale und internationale Kunden bei allen Fragen der di-
gitalen Transformation. Dazu bietet Goldmedia ein breites Leistungsspektrum in
den Bereichen Consulting, Research, Personal- und Politikberatung. Standorte sind
Berlin und München. Weitere Informationen: www.Goldmedia.com

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Goldmedia Trendmonitor 2017

  • 1.
  • 2. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 1 Impressum Herausgeber Goldmedia-Gruppe Goldmedia GmbH Strategy Consulting Prof. Dr. Klaus Goldhammer Oranienburger Str. 27 I 10117 Berlin-Mitte Telefon: 030-246 266 0 Fax: 030-246 266 66 www.Goldmedia.com Dieses Dokument ist urheberrechtlich ge- schützt. Presseabdruck honorarfrei unter An- gabe der Quelle. Alle Inhalte des Dokuments wurden nach bestem Wissen recherchiert und erstellt. Für Irrtümer und Druckfehler über- nimmt der Herausgeber jedoch keine Ve- rantwortung. Der Herausgeber übernimmt ebenso keinerlei Verantwortung oder Haftung für Handlungen, Aktivitäten oder Unterlas- sungen, die auf Grundlage der Inhalte und Empfehlungen des Trendmonitors erfolgen. Redaktionsschluss: 16.12.2016 Redaktion: Mathias Birkel, Max Reichert, Dr. Katrin Penzel Bildquellen: Grafiken und Porträtfotos © Goldmedia, außer: Porträtfoto Christine Link: © Viktor Strasse Infografik: © Goldmedia/Franziska Veh Bei der Veröffentlichung des Trendmonitors 2017 kooperierte Goldmedia mit dem Medi- endienst Kress. Im November/Dezember 2016 erschienen Artikel aus dem Trendmonitor bei www.kress.de und im Goldmedia-Blog www.Goldmedia/blog. Pressekontakt Goldmedia GmbH: Dr. Katrin Penzel, Tel: +4930-246 266-0, Katrin.Penzel@Goldmedia.de Goldmedia Gruppe Goldmedia ist eine Forschungs- und Bera- tungsgruppe mit dem Fokus auf Medien, En- tertainment, Telekommunikation und Sport. Wir unterstützen seit 1998 nationale und in- ternationale Kunden bei allen Fragen der digi- talen Transformation. Dazu bietet Goldmedia ein breites Leistungsspektrum in den Bereichen Consulting, Research, Personal- und Politikbe- ratung. Standorte der Unternehmensgruppe sind Berlin und München. Weitere Informatio- nen:www.Goldmedia.com Abdruck honorarfrei. Bildmaterial auf Anfrage und unter: www.Goldmedia.com Bitte schicken Sie uns ein Belegexemplar .
  • 3. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 2 Goldmedia Trendmonitor 2017 Die Beratungs- und Forschungsgruppe Goldmedia veröffentlicht alljährlich Analysten-Kommentare zu Trends des kommenden Jahres in Deutschland. Der Trendmonitor 2017 enthält Trends in den Goldmedia-Kernbereichen Me- dien, Internet, Telekommunikation, Entertainment und Sport. Inhalt Impressum................................................................................................................ 1 1. Tatsachenbeschädigung oder der nächste große Medientrend. Wie lassen sich automatisch gefälschte Nachrichten verhindern? ...................................................... 3 2. Die Fernsehquote stolpert in die digitale Welt. Das Paradigma der Einheitswährung auf dem Prüfstand der neuen Realität....................................................................... 7 3. Snapchat und Instagram sind die neuen Shootingstars unter den Video- Networks. Facebook mutiert zum Dienst nur für Erwachsene .................................................. 10 4. "O.K., ich hätte gern...": Amazon Echo und Google Home erobern mit Sprachsteuerung das Heim ..................................................................................... 13 5. Programmatic Ads für Online-Audio: Publisher, Vermarkter und Agenturen auf der Suche nach der richtigen Datenstrategie................................................................. 16 6. Weniger ist mehr: Warum erfolgreiche VoD-Anbieter offenbar weniger Content bereitstellen............................................................................................................ 19 7. Anhebung der Drosselgrenze: Mobile Nutzung von Audiostreams steigt auch ohne Zero-Rating ............................................................................................................ 22 8. Pay-VoD: Amazon erhöht die Preise und YouTube Red hofft auf junge Zuschauer .. 26 9. Influencer Marketing professionalisiert sich. Und mit Musical.ly ist die nächste Influencer-Generation schon am Start..................................................................... 28 10. Trends im Gamesmarkt 2017. 4K, VR und vor allem Seamless: Die Grenzen im Videospielmarkt werden 2017 weiter verschwimmen ............................................. 31 11. eSports – Der elektronische Sport wird zum Massenphänomen............................... 34 12. Podcasts kommen 2017 aus der Nische .................................................................. 37 13. Die Zeit der Sportkonzerne kommt – der Profifußball im Zwiespalt zwischen Profit und Sport............................................................................................................... 40 14. Vom Public Value zur Gemeinwohl-Orientierung: Medien und Infrastrukturanbieter werden 2017 intensiver ihren Nutzen für die Gesellschaft ermitteln ........................ 42 Infografik Goldmedia Trendmonitor 2017............................................................... 44
  • 4. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 3 Tatsachenbeschädigung oder der nächste große Medientrend. Wie lassen sich automatisch gefälschte Nachrichten verhindern? Es ist ein kurzer Weg von künstlicher Intelligenz und Chatbots zu compu- terbasierter Propaganda und Fake- News. Doch wie kann man Echokam- mern öffnen und Filterblasen platzen lassen? Und wie lässt sich die Verdre- hung von Tatsachen und Fakten im Netz in Zukunft verhindern? Datenba- sierte, automatisierte Kommunikation – wird ein erkennbarer Megatrend im Jahr 2017. Google-CEO Sundar Pichai präsentier- te im Oktober 2016 seine neue Gene- ralstrategie: Künstliche Intelligenz (KI) wird zum neuen Mantra des Online- werbeimperiums. Auch Facebook ar- beitet an intelligenten Bots. Und dann gibt es noch Apples Siri, Amazons Alexa, Microsofts Cortana und viele andere smarte Assistenten, die aus menschlicher Sprache per Rechenkraft Sinn extrahieren und sinnvolle Ant- worten generieren können. Fast zeit- gleich haben Facebook, Google, Microsoft, IBM und Amazon bereits eine „Partnerschaft“ in Sachen AI (Ar- tificial Intelligence) vereinbart, die ge- meinsam untersuchen soll, wie sich AI in verantwortungsvoller Weise entwi- ckeln und einsetzen lässt. Künstliche Intelligenz mag reizvoller erscheinen als natürliche Dummheit, doch ein sorgsamer Umgang und Einsatz er- scheint dringlich. Chatbots und das Feld der „Computational Communicati- on“ gewinnen massiv an Be- deutung. Nachrichtenagenturen nutzen heute bereits Roboterjournalismus-Software, um tausende Artikel, vor allem im Be- reich Sport-, Börsen- oder Wetter- news, automatisiert auszuformulieren. Associated Press produzierte schon 2015 pro Monat nach Eigenaussage über 1.000 automatisch generierte Ar- tikel pro Monat. Doch es bleibt nicht bei Text- Systemen: Adobe präsentierte im Herbst 2016 eine Audiosoftware na- mens VoCo, mit der sich Stimmen umwandeln und in beliebiger Form verändern lassen. Die US- Mediengruppe Tronc setzt Software ein, die Videos automatisch aus Roh- material editiert und auf YouTube hochlädt: 2015 waren es mehrere hundert Videos pro Tag, in Zukunft, so Chairman Michael Ferro, sollen es 2.000 Videos pro Tag werden. Mehr Information war nie. Automati- sches Kommunizieren und Publizieren
  • 5. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 4 funktioniert per Text, Audio oder Vi- deo – in einer Dimension, die in Zu- kunft vermutlich noch viel größer sein wird, als wir es uns heute vorstellen wollen. Denn Roboterjournalismus ist schneller und günstiger, als Recher- cheure, Redakteure oder Kameraleute. Die Welle lässt sich schwer aufhalten, existiert doch bereits ein ganzes Öko- system von Anbietern und Kanälen, Diensten und Produkten. (siehe Grafik) Wo Licht ist, gibt es immer auch Schatten. Schon bei der Analyse der Brexit- Debatte auf Twitter kamen Forschern der Universität Oxford Zweifel, wer überhaupt in der Lage sein sollte, 300 Tweets am Tag zu veröffentlichen. Auch bei den US-Wahlen im Herbst 2016 wurden bereits rund 20 Prozent aller Twitter-News von automatisierten Quellen publiziert. Während Trump- Bots die Vorteile des Republikaners herausstellten, versuchten Clinton- Bots eher, die Probleme der Gegensei- te herauszustellen. Allein im zeitlichen Umfeld des zweiten TV-Duells von Clinton und Trump gab es über 860.000 Pro-Trump-Tweets, die laut dem „Project on Computational Pro- paganda“ vermutlich von Bots stamm- ten. Entwicklungen und der Einfluss von „Computational Communication“ sind bedenkenswert: „Post-truth“ wurde in den USA just zum Wort des Jahres 2016 gewählt. Donald Trump selbst sagte, dass ihm Social Media mit den Wahlsieg gebracht habe. „Tatsachenbeschädigung“ stellt ein erhebliches Risiko dar. Doch so einfach, wie manche deut- schen Politiker – die das Problem zu recht angehen – jetzt darüber räsonie- ren, den §303 (Sachbeschädigung)
  • 6. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 5 des Strafgesetzbuches um den Tatbe- stand der Roboterkommunikation zu erweitern, wird es vermutlich nicht gehen. Wer Tatsachen verfälscht oder falsche Informationen mit Hilfe von Software öffentlich vermittelt, könnte dann mit Freiheitsstrafen belangt wer- den. Doch schon das Telefonsystem einer Bank, das mir meinen Kontostand – hoffentlich korrekt – nennt, ist eine Form von Roboterkommunikation. Viele andere Servicedienste sind eben- falls automatisiert. Wo zieht man hier die Trennlinie? Und dann ist da noch das Internet: Falls ein ausländischer Geheimdienst Interesse an der Beein- flussung von Informationen und Mei- nungen in Deutschland hat, wird er dies munter vom Ausland aus weiter mit Hilfe von Chatbots tun. – Das Strafgesetzbuch erscheint hier leider als ein eher kurzes Schwert, es endet an der Landesgrenze. Und das Schwert wird noch stumpfer durch den Umstand, dass es für „Tat- sachenbeschädigungen“ gar keiner aufwändigen Chatbots und KI- Systeme bedarf: Junge Mazedonier hatten lt. Guardian zur US- Präsidentenwahl rund 150 Websites gelauncht. Dort wurden zusammen- kopierte und manipulierte Meldungen als möglichst aufmerk- samkeitsheischende „Fake-News“ verbreitet. Diese „Nachrichten“ wur- den dann auf Facebook und Twitter in den USA beworben und brachten hunderttausende Amerikaner dazu, auf den jeweiligen Quellseiten nach- zuschauen. Zu den zusammengeschusterten Tex- ten erschienen dann Werbebanner. Clickbaiting ist hier das Stichwort: Die Werbeprogramme von Facebook und Google brachten den jungen Männern dadurch ein – für mazedonische Ver- hältnisse – recht attraktives Einkom- men. Inzwischen haben sowohl Google als auch Facebook angekün- digt, Programme zur Bekämpfung von Fake-News-Seiten einzuführen. Wo dann aber die neue Grenze zur Zensur verläuft, bleibt abzuwarten. Automatisch gefälschte Nach- richten, ob durch Chatbots o- der als Clickbaiting, sind ein offenbar erhebliches Problem der Mediendemokratie. Sie bleiben es leider auch, obwohl sich alle Parteien im Deutschen Bundestag bereits distanziert haben von ihrem Einsatz bei der anstehenden Bundes- tagswahl 2017. Denn jeder kann mit- kommunizieren und eigene Filterbla- sen produzieren, ob mit lauteren oder unlauteren Absichten. Lauter erscheinen da die Initiativen von amerikanischen Start-ups, die für das Problem der Filterblasen und Echokammern, der Clickbaits und Chatbots technische Lösung entwi- ckeln: Ob escapeyourbubble.com oder hifromtheotherside.com, ob dis- cors.com oder der echochamber.club – sie alle wollen die „andere Seite“ der medialen Wirklichkeit erfahrbar, bekannt und verstehbar machen. Be- rechtigte Zweifel ihres Erfolgs bleiben aber. Die Netzeffekte von großen Social Networks sind vermutlich stär- ker. Ob der explosiven Ausbreitung von automatisch oder semi-automatisch generierten Fake-News durch rechtli- che, technische oder redaktionelle
  • 7. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 6 Kontrollmaßnahmen von Facebook und Google wirklich Einhalt geboten werden kann oder ob wir ungewollt in ein neues Zensur-Zeitalter hineinschlit- tern, wird auf der gesellschaftlichen Agenda 2017 bleiben. Vielleicht soll- ten die Internet-Riesen ihre KI- Aktivitäten hierauf fokussieren. Denn „Tatsachenbeschädigung“ ist für jede Mediendemokratie ein realer, gefährli- cher Trend. Prof. Dr. Klaus Goldhammer Geschäftsführer Goldmedia
  • 8. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 7 Die Fernsehquote stolpert in die digitale Welt. Das Paradigma der Einheitswährung auf dem Prüfstand der neuen Realität Die Fernsehquote ist großartig. Sie stellt die Währung dar, mit der die Fernsehnutzung gemessen wird. Sie sagt uns, welche Sendungen gut ge- laufen sind, sie weist Marktanteile von Sendern und Sendungen aus und bie- tet damit Orientierung. Sie gibt dem Werbekunden Auskunft darüber, wer seine Werbung gesehen hat. Und das alles bereits am Morgen des Folgeta- ges. Dieses rationale Modell der Zu- schauermessung ist nicht zuletzt dafür verantwortlich, dass die Werbepreise für TV im Vergleich der Mediengat- tungen überdurchschnittlich hoch sind. So schön, so gut – zumindest für die letzten Jahrzehnte. Mit dem Erfolg des Internets wird vie- les Alte und Vertraute infrage gestellt. Das ist auch bei der Fernsehquote nicht anders. Obgleich die AGF (Ar- beitsgemeinschaft Fernsehforschung) schon länger verspricht, eine einheitli- che Währung von Fernseh- und On- linevideonutzung auch in die digitale Zeit zu adaptieren, fehlt diese einheit- liche Währung trotz großer Anstren- gungen bis heute. Die Verunsicherung bei vielen Marktteilnehmern wächst. Denn es klingt zwar schön, erstre- benswert und zudem ökonomisch äu- ßerst verlockend, ein einheitliches Messsystem zu haben. Aber kann das auch gelingen? Hier ist Skepsis durch- aus angebracht. Einer neuen Einheitswährung stehen erhebliche Faktoren entgegen Schaut man sich den non-linearen Bewegtbildmarkt an, wird schnell deutlich, dass sich die Nutzung hier nicht mehr auf einen exakten Zeit- punkt oder ein kurzes Zeitintervall festlegen lässt. Viele Formate errei- chen ihre Reichweite erst über einen längeren Zeitraum hinweg in der On- lineverlängerung. Ein Beispiel: Die Premiere der ABC-Serie „Quantico“ konnte in den USA zunächst nur knapp 2 Millionen Zuschauer in der Zielgruppe über das lineare Fernsehen erreichen – ein ziemlicher Flopp. Hatte doch der Start von „Lost“ zehn Jahre zuvor fast 7 Millionen Zuschauer, da- mals ein Riesenerfolg. Rechnet man allerdings die Online- Reichweite hinzu, konnte die Quanti- co-Premiere die Nutzerzahl von Lost sogar klar einstellen. Denn in der Summe erreichte Quantico über alle Kanäle hinweg fast 7,5 Mio. Zuschau- er (inkl. Online und DVR 1-28 Tage). Was also war nun der größere Erfolg?
  • 9. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 8 Dazu kommt, dass Senderportale und YouTube (sofern es bei der Zusam- menarbeit mit der AGF bleibt) nur ei- nen Teil der gesamten Online- Reichweite darstellen. Es ist also schlichtweg nicht vorstellbar, dass ein Sender nachmittags ein Video hoch- lädt und am nächsten Morgen einen Marktanteil in den Händen hält – heu- te aber ein wesentliches Merkmal der Fernsehquote. Wollen die Fernsehsender ihre „Kron- juwelen“ also nicht billig weggeben, täten sie gut daran, sich von zu engen Messintervallen zu verabschieden. Quantico wurde unter den jüngeren Zuschauern in der Folge übrigens zu mehr als 50 Prozent online abgerufen. Kopplung von Werbung und Inhalt künftig obsolet Ganz anders sieht es bei der Messung von Werbung aus. Hier ist es nach wie vor wichtig, möglichst schnell entspre- chende Nutzungsdaten zur Verfügung zu stellen und abrechenbar zu gestal- ten. Der Werbekunde will eine mög- lichst breite Ausstrahlung seiner Inhal- te erzielen. Also muss die Werbung in die verschiedensten Bewegbildinhalte integriert werden. Wenn man nun aber „Addressable TV“ (Werbung wird individuell für jede Zielperson ausgetauscht) oder gar „Programma- tic Advertising“ (Werbung wird durch automatische Verfahren ausgewählt und eingespielt) mitdenkt, ist die Kopplung von Werbung und Inhalt künftig obsolet. Denn in der internet- basierten Ausspielung von Content existiert keine Bindung der Werbung an den Content mehr, so wie man das im linearen TV gewohnt ist. Es ist davon auszugehen, dass dieser Zielkonflikt nicht auflösbar sein wird. In der logischen Konsequenz muss sich die Messung der Werbung also mehr oder weniger von der Messung der Inhalte ablösen. Die klassische Marktanteilsbetrachtung wird in der Folge langfristig verschwinden. Somit bleiben alle Bemühungen zum Erhalt der „Einheitswährung“ zwar gut ge- meint und vom Ansatz her auch nach- vollziehbar, in der praktischen Umset- zung jedoch nicht durchsetzbar. Da wir in Deutschland 2017 noch recht weit entfernt davon sind, im Fernsehen „Programmatic Adverti- sing“ einzuführen und „Addressable TV“ hierzulande noch in den Kinder- schuhen steckt, lässt sich das struktu- relle Problem der Fernsehquote noch eine Weile aussitzen. Eine funktionie- rende, umfassende und akzeptierte Einheitswährung wird es in absehbarer Zeit wohl trotzdem nicht geben oder wenn doch, wird dieses Konstrukt nur von kurzer Dauer sein. Denn langsam beginnt das Umdenken: 2017 wird das Jahr sein, in dem sich viele Markt- akteure eingestehen werden, dass vom Ideal der Einheitswährung hin zu einem neuen Paradigma der getrenn- ten Messung von Werbung und Con-
  • 10. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 9 tent gedacht werden muss. Für beide Bereiche – Content und Werbung – wäre diese Ehrlichkeit äußerst hilf- reich. Dr. Florian Kerkau Geschäftsführer Goldmedia
  • 11. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 10 Snapchat und Instagram sind die neuen Shootingstars unter den Video- Networks. Facebook mutiert zum Dienst nur für Erwachsene Online-Video bezeichnete Mark Zu- ckerberg Anfang 2016 als „Mega- Trend“. Die Zahlen geben ihm recht: Nach der ARD/ZDF-Onlinestudie 2016 schauen 86 Prozent der Internetnutzer in Deutschland Online-Videos. Der Wettbewerb im Bewegtbildmarkt wird sich weiter verschärfen. Google, Face- book, Amazon, Twitter und Co. zie- hen weiter in die Schlacht um Auf- merksamkeit und Werbeumsätze, aber am Ende könnte der Newcomer Snap- chat die Nase vorn haben. Entscheiden werden es die Teenager. Facebook, Amazon, Twitter: Wer greift YouTube am erfolg- reichsten an? Im Sommer 2016 startete Facebook seine Livestreaming-Plattform „Face- book Live“. Das erklärte Ziel: YouTube und Periscope von Twitter auf dem Bewegtbild-Werbemarkt anzugreifen. Aber ein Gigant kommt selten allein im Internet: Amazon startete Mitte 2016 die Videoplattform Amazon Di- rect und integrierte seine Live- Gaming-Plattform Twitch. Eine direkte Attacke auf YouTubes lukrative „Let’s Play“-Reichweiten. Auch Twitter posi- tioniert sich neu auf dem Videomarkt und stellte dazu seinen Mini- Videodienst Vine ein. Zukünftig will man sich stärker auf die Vermarktung von Live-Videos und tagesaktuellem Geschehen konzentrieren. Twitter setzt dabei unter anderem auf die ei- gene Live-Streaming-Plattform Peris- cope, die künftig verstärkt professio- nelle Inhalte verbreiten soll. Zudem si- cherte sich Twitter die Online- Übertragungsrechte der Donnerstags- spiele der amerikanischen Footballliga NFL. Trotz des heftigen Konkurrenzkamp- fes der Großen untereinander bereiten insbesondere neue Player den großen sozialen Netzwerken Kopfschmerzen – allen voran Snapchat. (siehe Grafik) Facebook und Co. beneiden Snapchat um junge Nutzer Der Erfolg von Snapchat kommt nicht überraschend. Die Foto-App ist schon seit 2013 bei Jugendlichen hoch im Kurs, das Ausmaß des Erfolges bein- druckt dennoch: Snapchat war 2016 in den USA bei Teenagern das belieb- teste soziale Netzwerk und lässt Face- book abgeschlagen auf Rang 4 zu- rück. (Piperjaffray 2016) In Deutsch- land war Snapchat 2016 bei den 10-
  • 12. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 11 bis 19-Jährigen laut JIM-Studie nach WhatsApp mit 95 Prozent und Insta- gram mit 51 Prozent bereits auf dem dritten Rang mit 45 Prozent der re- gelmäßig genutzten Kommunikati- onsangebote. Facebook erreichte nur noch 43 Prozent. Kein Wunder also, dass Facebook be- reits 2013 versuchte, den Dienst für damals spektakuläre drei Milliarden Dollar aufzukaufen. Snapchat sagte ab, man fühle sich unterbewertet. Und recht hatten sie: Mittlerweile wird Snapchat auf knapp 20 Milliarden Dol- lar geschätzt. Ein Börsengang stehe lt. Branchenangaben kurz bevor. Seitdem greift Facebook auf eine alte Regel in der Tech-Branche zurück: „If you can’t buy it, copy it.“ So wurden viele Funktionen von Snapchat ko- piert: selbstlöschende Bilder, lustige Gesichtsmaskeraden bis zum Live- Video-Chatting. Fast alles wurde in die Facebook-eigenen Dienste Instagram und WhatsApp integriert. Facebook ist damit aber nicht allein: Auch Twitter kopierte zuletzt fleißig. Snapchat selbst antwortet mit einer eigenen Vi- deobrille (die durchaus ein Erfolg wer- den könnte) und setzt damit einen stärkeren Fokus auf das neue Kernge- biet von Facebook – Live-Video und Virtual Reality. Wem gehört die Zukunft? Ob die Copy- oder Buy-Strategien der Netzwerke Erfolg haben, hängt davon ab, ob genügend junge Nutzer über- zeugt werden können, ihre sozialen Netzwerke zu wechseln, oder bereit dazu sind, mehrere Netzwerke mit ähnlichen Funktionen gleichzeitig zu nutzen. Im schnell wachsenden Online- Videomarkt scheint momentan genug Platz dafür zu sein. Snapchat ist jeden- falls bestens positioniert und hat mit seiner jungen Nutzerbasis eine gute Ausgangslage, den rasanten Wachs- tumskurs weiter beizubehalten. Face- book, das langsam zum Netzwerk der Älteren mutiert, hat sich mit WhatsApp und Instagram ebenso in Stellung gebracht. WhatsApp wie Ins- tagram haben eine weiter steigende junge Nutzerbasis und könnten es ge- bündelt mit Snapchat aufnehmen. Dennoch steht die Hauptplattform Fa- cebook vor großen Veränderungen. Der langfristige Erfolg von Facebook Videos und Facebook Live wird dafür entscheidend sein, wie das Netzwerk in Zukunft besteht, wenn junge Nut- zer sich weiter abwenden. Die über- wältigende Nutzerzahl von 1,8 Milliar- den Personen weltweit dürfte Face- book jedoch noch für einige Zeit den nötigen Spielraum geben. Für Twitter sieht die Zukunft dagegen weniger rosig aus: Finanzielle Verluste, kombiniert mit einer stagnierenden Nutzerzahl, scheinen das langsame Ende des Netzwerks anzudeuten. Übernahmegerüchte machen bereits die Runde. YouTube könnte der Gewinner dieser Entwicklung sein. An dem Videogi- ganten führt auch 2017 kein Weg vorbei.
  • 13. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 12 Ein per Börsengang bestens kapitali- siertes Snapchat wird für alle zur Her- ausforderung. Max Reichert Consultant Goldmedia
  • 14. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 13 "O.K., ich hätte gern...": Amazon Echo und Google Home erobern mit Sprachsteuerung das Heim Sprache wird zum neuen Interface: Mit Apples Siri und OK Google ist es schon länger möglich, Telefonate zu starten, nach dem Weg oder dem Wetter zu fragen und Memos zu spei- chern. 2017 werden wir aber viele weitere Endgeräte im deutschen Markt sehen: Sie heißen Google Ho- me, Alexa (von Amazon) oder Jibo. Die Herausforderung wird sein, Ver- trauen zu schaffen und die digitalen Schnittstellen zu den Nutzern so ein- fach und funktional zu gestalten, dass die digitalen Assistenten sich tatsäch- lich im Home-Bereich etablieren kön- nen. Bahnbrechende Erfindungen machen inzwischen Online-Händler: Als Ama- zon seine Echo genannte sprechende Röhre im November 2014 auf den Markt brachte, mit der man Bestellun- gen aufgeben und Musik abspielen kann, waren die Branchenbeobachter überrascht. Geschockt war die Bran- che, als Amazon nach nur einem Jahr stolz vermeldete, man habe über drei Millionen Echos zum Stückpreis von 150 Dollar allein in den USA verkauft. Kurz darauf präsentierte Google eine kleine „Vase“ namens Google Home, die Amazons Echo Konkurrenz ma- chen soll. Apple dagegen, der alte Innovations- führer der IT-Branche hat bislang kein eigenes Gerät am Markt: Dennoch ar- beiten Apple und Google daran, ihre Sprachassistenten mit Hard- und Software von Drittanbietern zu ver- binden und so weitere Geräte und Funktionen im vernetzten Heim direkt per Sprache anzusteuern. Amazon spielt mit der Echo-Röhre und dem Echo Dot in diesem Markt kräftig mit. Dank einer Kooperation mit Do- minos Pizza ist zum Beispiel das Be- stellen der Lieblingspizza auf Zuruf möglich, durch eine Kooperation mit Uber lässt sich einfach ein Taxi auf Zu- ruf bestellen. Auch die Steuerung von Smart-Home-Geräten wie Lampen, Heizungen oder Rollläden funktioniert. In diese Richtung agiert ebenso Google Home. Während Amazons Echo seit November 2016 auf dem deutschen Markt erhältlich ist, bleibt Google Home vorerst nur in den USA verfügbar. Unterschiedliche Strategien der Anbieter bei der Einigung mit Herstellern von Smart-Home- Geräten Der Smart-Home-Sektor setzte bis da- to eher auf eine Fernsteuerung, ent- weder per mitgelieferter Fernbedie-
  • 15. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 14 nung, Webseite oder am häufigsten über eine spezielle App. Das neue Schlagwort heute lautet „Hands-Free“ – die Steuerung der Geräte erfolgt freihändig, allein mit der Stimme. Amazon geht mit dem Echo und dem Echo Dot dabei einen besonderen Weg: Zum einen sind die Geräte jetzt schon mit den meisten großen Her- stellern von Smart-Home-Geräten kompatibel. Zum anderen lässt sich Alexa – die Stimme der Echo-Familie – auch auf anderen Geräten installieren. Selbst der Einplatinencomputer Rasp- berry Pi kann „Alexa“ zum Sprechen bringen. Apple scheint mit seinem Home Kit bislang hingegen keine großen Ambi- tionen zu verfolgen. So ist es bis dato technisch nicht möglich, Smart-Home- Produkte aus der Belkin-Wemo-Serie durch Applegeräte per Sprachkom- mando zu bedienen. Es gibt nicht nur Angebote der Internetriesen. Das US- Unternehmen Jibo arbeitet mit visueller Steuerung Bereits 2014 wurde auf der Crowd- funding-Plattform Indiegogo der Jibo vorgestellt. Jibo ist ein persönlicher Assistent, der ähnliche Aufgaben wie Amazons Echo erfüllen soll. Neben den Lautsprechern hat Jibo zusätzlich einen Bildschirm und eine Kamera, die es ermöglicht, auch visuell zu intera- gieren. Durch Jibos Fähigkeit, seinen „Kopf“ zu bewegen, ist er bis heute wohl der „menschlichste“ aller Assis- tenten. Das ambitionierte Projekt sammelte bis September 2014 mehr als 3,5 Millionen Dollar. Wann es tat- sächlich marktfähig wird, bleibt noch abzuwarten, da bis jetzt kein Ausliefe- rungsdatum bekannt gegeben wurde. Der Markt der digitalen Sprachassis- tenten ist in ständiger Bewegung. So soll auch Amazon nach jüngsten Bran- cheninformationen des Business Insi- der an einer Premiumversion des Echo arbeiten – u.a. mit einem Display, das den Zugriff auf Informationen erleich- tert. Zudem soll der Klang verbessert werden. Ob Alexa in diesem Zuge auch ein Gesicht bekommt, bleibt fraglich. Diversifizierung der Geräte: Wer bietet das interessanteste Angebot für den Endnutzer? Die Technologie, das gesamte Zuhau- se zu vernetzen und per Sprache fern- zusteuern, ist grundsätzlich vorhan- den. Es wird im Jahr 2017 spannend zu sehen, welcher Hersteller von Sprachsteuerungen sich mit den (meis- ten) Herstellern von Smart-Home- Geräten einigen kann (oder will) und somit das interessanteste Angebot für den Endnutzer bietet. Der Trend geht eindeutig hin zur Diversifizierung der Endgeräte und zur Standardisierung der Schnittstellen zum Menschen. Derzeit muss man für die meisten Smart-Home-Geräte noch die jeweils passende App nutzen. Steigt man auf eine andere Produkt- familie um, muss auch die App oder die Fernbedienung gewechselt wer- den. Das ist zwar nachvollziehbar, aber nicht praktisch. Rechtliche Bedenken könnten Anfangseuphorie bremsen Neben all den technologischen Aspek- ten stellt sich in der Diskussion um
  • 16. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 15 digitale Sprachassistenten auch die Frage, wie viele Menschen tatsächlich bereit sind, sich ein Gerät in die Woh- nung zu stellen, das ständig mithört. Auch wenn die Hersteller versichern, dass all dies datenschutzrechtlich un- bedenklich sei, bleibt die Sorge vor dem Missbrauch dieser modernen Technologien bei Verbrauchern wie bei Datenschützern. „Computer: Tee Earl Grey, heiß“ Sollte sich ein gemeinsamer Standard entwickeln oder sich einer der Herstel- ler im Markt durchsetzen, dann könn- ten Jean-Luc Picards Worte im Raum- schiff Enterprise „Computer: Tee Earl Grey, heiß“ doch bald Realität wer- den. Moritz Matejka Head of Research Goldmedia
  • 17. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 16 Programmatic Ads für Online-Audio: Publisher, Vermarkter und Agenturen auf der Suche nach der richtigen Datenstrategie Daten gelten als erfolgskritisches Wirt- schaftsgut des 21. Jahrhunderts, und mit ihnen werden digitale Plattformen zu vorherrschenden Marktplätzen. Zahlreiche deutsche Online-Audio- Anbieter haben damit begonnen, U- ser-Datenbanken aufzubauen. Ihr Ziel: Verschiedene Datenquellen so zu ver- knüpfen und dabei technische Infra- strukturen so zu entwickeln, dass der Weg für Programmatic Advertising im Audio-Bereich frei wird, um automati- siert und datengesteuert Audio- Werbeflächen zu vermarkten bzw. zu buchen. Programmatic Advertising (PA) ent- stammt dem Online-Display- Werbemarkt. Hier liegt der Anteil von PA an den Werbebuchungen bereits bei 32 Prozent am Gesamtmarkt (BVDW- und OVK-Prognose für 2016). Und auch im Umfeld von Online-Video ist bereits von rund 30 Prozent Markt- anteil die Rede (Web-TV-Monitor 2016, BLM/LFK). Online-Audio ist da- von aber noch weit entfernt: Hier kann man – bei einem PA-Anteil von gegenwärtig zwei Prozent an den ge- samten Online-Audio-Werbeerlösen – allenfalls von „Aufbruchstimmung“ sprechen (Webradiomonitor 2016, BLM/BVDW/VPRT). Doch 2017 wird Programmatic Advertising im Audio- markt zum relevanten Trend. Denn einerseits werden die techni- schen Voraussetzungen bei vielen Akteuren derzeit aufgebaut. Zum an- deren sind viele unterschiedliche Marktpartner an einem standardisier- ten PA-Prozess beteiligt. Aber es gibt zum Teil noch stark variierende Vor- stellungen davon, was unter Pro- grammatic überhaupt zu verstehen ist: Während die einen nur die automati- sierte Abwicklung von Audio- Werbekampagnen meinen, gehören für andere weitere Faktoren wie die Einbindung von Nutzer-Daten zwin- gend dazu. Die Werbungtreibenden aber scharren derweil mit den Hufen: Mindestens die Buchungsprozesse sollten mög- lichst zeitnah bei allen klassischen Vermarktern automatisiert ablaufen können, um effizienter zu werden und einstmals händische Prozesse und Excelpläne zu automatisieren. Online-Audio holt auf: Daten- gesteuerte Kampagnen werden auch außerhalb geschlossener Systeme möglich Während rein automatisierte Werbe- buchungen bei Online-Audio-Playern
  • 18. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 17 vereinzelt schon umgesetzt werden, wird sich 2017 auch der mit Daten angereicherte Vertrieb über Ad-Server- Technologie zunehmend etablieren. Spotify ging 2016 voran und launchte erste datengesteuerte Kampagnen. Dabei profitiert der Musikstreaming- Dienst natürlich von seinen Struktu- ren: Durch den Registrierungszwang kann jedem Stream-Abruf ein eindeu- tig identifizierbarer Nutzer zugeordnet werden, der sich mit all seinen Eigen- schaften und (musikalischen) Vorlie- ben adressieren lässt. So lassen sich zielgruppenspitze Kampagnen tech- nisch schneller realisieren als bei Akt- euren wie Online-Radios, die auf meh- reren unterschiedlichen Plattformen ohne Login-Pflicht agieren. Hier müssen Radiosender und andere Online-Audio-Unternehmen für Pro- grammatic Advertising alternative Wege finden. Doch der Durchbruch steht kurz bevor: Bis Ende 2017 wird Online-Audio zu Display- und Video- kampagnen ein gutes Stück aufgeholt haben und in der Lage sein, auch au- ßerhalb eines geschlossenen Systems Daten zu verknüpfen, um die richtigen Zielgruppen zu identifizieren. Laut ak- tuellem Webradiomonitor 2016 spie- len Programmatic Ads bereits bei ei- nem Drittel aller befragten Online- Audio-Anbieter eine immer größere Rolle. Große Datenmengen heute vielfach noch ungenutzt Aktuell verfügt zwar ein Großteil der Publisher über digitale Datenerfas- sungssysteme, das Gros der gesam- melten Daten kann heute aber noch nicht effektiv eingesetzt, sprich ver- marktet werden. Doch es ist absehbar, dass 2017 immer mehr Online-Audio- Anbieter ihre Datenbanken mit Hilfe von Data-Management-Plattformen für die Aussteuerung von Werbung nutzen können. Auch auf Seiten der Agenturen und Werbekunden stehen bereits Da- tastores mit Nutzerdaten in Form von Cookie Jars oder Ad-IDs von Mobilge- räten zur Verfügung – sie warten nur darauf, vernetzt zu werden. Publisher, Agenturen sowie System- anbieter werden 2017 aktiv gemein- same Daten- und Distributionsstrate- gien entwickeln (müssen). Dabei wird das Thema Datenschutz gerade in Deutschland eine zentrale Rolle spie- len bei der Frage, wie schnell man vo- rankommt. Im gleichen Zug gilt es, auch Unsicherheit und Skepsis in Be- zug auf Datenqualität und Qualität des Daten-Matching zu adressieren. Denn die technischen Voraussetzun- gen für Programmatic Advertising im Online-Audio-Bereich sind gegeben, der Markt fordert es von allen Seiten immer stärker ein. Christine Link Senior Consultant Goldmedia
  • 20. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 19 Weniger ist mehr: Warum erfolgreiche VoD-Anbieter offenbar weniger Content bereitstellen Eine der überraschenden Weisheiten der Programmgestaltung im Hörfunk ist, dass weniger Musiktitel einen Sen- der bei den Hörern vielfältiger und in- teressanter erscheinen lassen. Wenn nur die (wenigen) beliebten Tophits gespielt werden, klingt eine Radiosta- tion dauerhaft interessanter und ab- wechslungsreicher als ein Sender mit vielen, aber nur mittelmäßig beliebten unterschiedlichen Titeln. Es gibt schlicht weniger Abschaltimpulse. Zu- gegeben: Die Angebots-Fokussierung funktioniert selten bei Musikfreaks und Profimusikern, aber meistens gut für die Masse der Hörer. Einen ähnlichen Trend erleben wir of- fenbar derzeit bei den VoD-Anbietern: Weniger ist mehr! So ist seit 2014 das Angebot auf der US-Plattform von Netflix um ein Drittel geschrumpft, von 8.103 Filmen und Serien in 2014 auf nur noch 5.316 (Zahlen von unogs, Allflicks, siehe Grafik). Und während 2014 noch 49 der 250 Top- Filme der IMDb-Datenbank bei Netflix zur Verfügung standen, waren es 2015 bereits 12 Prozent weniger. Dabei wird – neben den Erfah- rungen aus der Radiobranche – sicherlich die komplexe und kostspielige Rechtesituation für eine weltweit aktive Platt- form eine Rolle spielen, wie auch die steigenden Nutzerzahlen und die damit verbundenen Kosten. Doch es gibt noch eine Reihe weiterer Fakto- ren:  2012 endete ein Rechtedeal mit Starz, so dass Netflix auf einen Schlag 2.000 Filme weniger anbie- ten konnte; auch mit Epix endete ein Rechtedeal mit rund 2.000 we- niger Titeln.  Manche US-Networks sehen Netflix inzwischen eher als Wettbewerber, denn als eine Vermarktungsplatt- form und lizensieren daher keine Rechte mehr.  Der Markt „verwässert“ insgesamt, da viele VoD-Plattformen versu- chen, möglichst exklusive Rechte zu erhalten und damit kein Player mehr alle Inhalte anbieten kann. Doch aus all diesen Problemen er- wächst offenbar ein logischer Strate- gietrend: Mit ihren Eigenproduktionen können VoD-Anbieter zwar weniger, dafür aber exklusiven und (hoffentlich) attraktiven Content bereitstellen. Die wenigen Inhalte können aber – gerade bei einer weltweiten Verwertung – günstig eingekauft und zielgerichtet
  • 21. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 20 auf die Interessen und Bedürfnisse der Abonnenten ausgerichtet werden. Weniger bedeutet also auch im VoD-Markt offensichtlich mehr. Dabei sind die Eigenproduktionen alles andere als „billig“. 2016 soll Netflix rund sechs Milliarden Dollar in Con- tent investiert haben, 2017 sollen es sogar sieben Milliarden werden. Bisher gibt der Erfolg Netflix und Co. recht: Eigenproduktionen sind die be- liebtesten Inhalte der Plattform. Doch Achtung: Die richtige Dosierung bleibt eine Kunst! Denn wenn es insgesamt zu wenige oder stets gleichartige Fil- me und Serien wären, würden Abon- nenten auch schnell genervt wieder aussteigen. – Wie beim Hörfunk auch. Wenn nur noch Top10-Titel im Radio rotieren, verarmt das Senderimage. Eine dosierte Menge neuer, anderer, aber beliebter Titel muss also sein, sonst langweilen sich die Nutzer schnell. Dann hilft nur ein weiterer Schritt in Richtung Reduktion von Komplexität: geringere Abogebühren! Auch damit bleibt angesichts des intensiven Wettbe- werbs zwischen Amazon und Apple, Netflix und Maxdome zu rechnen. Denn den Sog der Netzeffekte, dass gerade digitale Märkte zur Monopoli- sierung tendieren, versuchen die An- bieter derzeit mit allen Mitteln für ihre Angebote zu triggern. „Mehr“ zählt also auch 2017. Zumindest bei den Abonnentenzahlen. Da bleibt es bei der alten Weisheit: Viel hilft viel. Netflix und Maxdome zu rechnen. Denn den Sog der Netzeffekte, dass gerade digitale Märkte zur Monopoli- sierung tendieren, versuchen die An- bieter derzeit mit allen Mitteln für ihre Angebote zu triggern. „Mehr“ zählt also auch 2017. Zumindest bei den Abonnentenzahlen. Da bleibt es bei der alten Weisheit: Viel hilft viel. Prof. Dr. Klaus Goldhammer Geschäftsführer Goldmedia
  • 23. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 22 Anhebung der Drosselgrenze: Mobile Nutzung von Audiostreams steigt auch ohne Zero-Rating Ab sofort werden die WLAN-Netze zu Hause alleiniges Eigentum des Endkunden. Den „Routerzwang“ – also die Praxis der Netzbetreiber, ihren Kunden vorzuschreiben, wel- chen Internet-Router sie nutzen müssen – hat die Bundesregierung aufgehoben. Damit hat sie zugleich das Hoheitsgebiet der klassischen Netzbetreiber auf die Strecke bis zur heimischen Anschlussdose ein- gegrenzt. Seitdem „gehört“ das heimische WLAN wieder dem Kun- den – mit schwer kalkulierbaren Folgen. Denn was relativ unspektakulär er- scheinen mag, wird weitreichende Konsequenzen haben für praktisch alle digitalen Entwicklungen im Heimbereich: Netz- und Datensi- cherheit sind davon betroffen ge- nauso wie das Thema Smart Home, Smart Metering, das viel zitierte In- ternet der Dinge (IoT) oder Lösun- gen im Bereich Maschine-zu- Maschine-Kommunikation (M2M). Alle diese Entwicklungen hängen von den Routern im Haushalt ab. Und wer hier nicht nachrüstet, wird neue Dienste nicht nutzen können. Mit der Einführung von Flatra- tes zur Nutzung ausgesuchter Musikdienste stoßen die Mobil- funker nach vielen Jahren wie- der in den Dienstebereich vor. Vorreiter war bereits 2012 die Deut- sche Telekom, die eine spezielle Spo- tify-Flatrate einführte. Das ursprüngli- che Angebot ermöglichte den durch- gängigen mobilen Empfang von Spo- tify, auch wenn der Nutzer das ver- traglich inkludierte Datenvolumen aufgebraucht hatte und von LTE- Geschwindigkeit auf 64 Kbit/s gedros- selt wurde. „Zero-Rating“ war das Stichwort. Mit Inkrafttreten der EU- Verordnung zum Digital Single Market und ihren Vorgaben zur Netzneutrali- tät in diesem Jahr hat die Deutsche Telekom diese technische Diskriminie- rung aufgehoben. Die Drosselung gilt nach Überschreiten des Datenvolu- mens nun auch für Spotify. Exklusive Vertriebspartnerschaften zwischen einem Mobilfunknetzbetrei- ber und einem Streaming-Dienst sind im Sinne der Vertragsfreiheit jedoch weiterhin möglich. Auf dieser Basis zogen Vodafone und Telefónica nach und vermarkten seit mehreren Mona-
  • 24. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 23 ten die Musikdienste ihrer Exklusiv- partner Deezer und Napster – aller- dings ohne Flatrate. Telefónica löst nun in einem seit vielen Jahren zementierten deutschen Mobilfunkmarkt die Datenschraube und hebt die Dros- selung der mobilen Datenanbindung auf ein Niveau, auf dem jeder Mu- sikstreaming-Dienst weiter funktio- niert. Damit bedient Telefónica einen klaren Trend: Der aktuelle Webradio-monitor 2016 (BLM/BVDW/VPRT/Goldmedia) zeigt, dass rund 50 Prozent der ge- samten Musiknutzung über das Inter- net erfolgt und 80 Prozent der Online- Audio-Nutzer die Dienste über mobile Endgeräte empfangen (siehe Grafik). Der Webradiomonitor belegt aber auch, dass die Nutzung aufgrund der Datenvolumenbegrenzung im Mobil- funk zum Großteil im heimischen WLAN-Netz stattfindet. Begrenzte Da- tenvolumen sind daher aus Sicht der Plattformbetreiber eine wesentliche Hemmschwelle für ein weiteres Marktwachstum. Ist Deutschland mit dem Te- lefónica-Angebot auf dem Weg zu offenen Streaming-Flatrates auch für Videoangebote? In den USA stellt T-Mobile US im Basispaket unter den Marken „Music Freedom“ und „BingeOn“ ohne Zusatzkosten fast alle relevanten Audio- und Video- Streaming-Angebote bereit (Hörfunk- sender, TV-Sender, Catch-Up-TV, Po- dcasts, kostenpflichtige Streaming- Angebote und auch YouTube) in re- duzierter Bildqualität ohne Anrech- nung auf die Datenrate. Mit dieser aggressiven Preispolitik konnte T- Mobile US am Anbieter Sprint vorbei- ziehen und sich als Nummer 3 im US- Markt nach AT&T und Verizon positi- onieren. Oder werden wir bald dienste- unabhängige Mobilfunkflatra- tes wie in Dänemark oder Ir- land oder Volumenpakete im zweistelligen Gigabyte-Bereich wie in Frankreich oder Großbri- tannien sehen? Wohl kaum. In Deutschland sind solche Angebote un- ter den hiesigen Wettbewerbsverhält- nissen nicht wahrscheinlich. Die Mög- lichkeit, unbegrenzt mobil Videoinhal- te zu nutzen, zählt zwar auch hier zu den attraktivsten Angeboten, die ein Mobilfunbetreiber machen könnte. Al- lerdings besteht durch die ausgegli- chene Aufteilung des Mobilfunkmark- tes auf drei Netzbetreiber ein verhält- nismäßig geringer Wettbewerbsdruck. Keiner der Anbieter muss so stark wachsen, dass er den heiligen Gral der Datenvolumenbegrenzung opfern würde. Während man im Festnetzgeschäft die Uhr für Flatrates wohl nicht mehr zu- rückdrehen kann, wird das Ge- schäftsmodell kostenpflichtiger Daten- volumen im Mobilfunk in Deutschland weiterhin verteidigt. Das Angebot von o2 (Telefóni- ca) öffnet die Tür zu mobilen Flatrates nur wenige Millime- ter. Es zielt auf jüngere musikaffine Zielgruppen, die günstige, d.h. kleine Datenvolumenpakete, buchen und wenig Bereitschaft zeigen, Datenvo- lumen im laufenden Monat nachzu- kaufen. Damit wird es, anders als bei T-Mobile US, zu keiner signifikanten Marktanteilsverschiebung kommen.
  • 25. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 24 Diese Einschätzung teilt die Deutsche Telekom. Sie hat seit August 2016 die Datenflatrate für neue Nutzer des Spotify-Dienstes gestrichen und bietet auch die im September neu gestartete Kooperation mit Apple Music ohne Flatrate an. Beide Dienste zielen dem- nach auf Mobilfunkkunden, die Da- tenvolumenverträge ab 3GB nutzen. Mit der massiven Vermarktungsunter- stützung der Mobilfunker wird die mobile Nutzung der Musikdienste aber auch ohne Flatrates deutlich an- steigen. Schließlich kann man selbst mit nur 1GB Datenvolumen im Monat über 300 Songs streamen. P.S. Ein anderes, in den USA be- reits etabliertes Geschäfts- modell hat kurzfristig in Deutschland viel größere Chan- cen: das Sponsoring der Datenraten bzw. das Auffüllen des Datenvolu- mens (Data Rewards) für die Nutzung einzelner Video-Inhalte und Dienste. In beiden Fällen bezahlt die werbung- treibende Industrie den Mobilfunkun- ternehmen das von den Kunden ver- brauchte oder hinzugewonnene Da- tenvolumen. Die vollständige Kosten- übernahme für einen ganzen Dienst wäre auf Basis der aktuellen Preise je- doch weder für die werbungtreibende Industrie noch für die Inhalteanbieter bezahlbar. Dr. André Wiegand Geschäftsführer Goldmedia
  • 27. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 26 Pay-VoD: Amazon erhöht die Preise und YouTube Red hofft auf junge Zuschauer Auf dem deutschen Pay-VoD-Markt hat Amazon die Nase vorn. Dennoch hat sich auch für Netflix die aggressi- ve Expansionsstrategie gelohnt: Loka- le Angebote wie Watchever bekamen nach dem Markteintritt des Streaming-Giganten keinen Fuß mehr auf den Boden. Netflix punktet dabei, ähnlich wie Snapchat im Social- Media-Markt, vor allem bei den jün- geren Nutzern. Allein Maxdome und Sky (mit seinen Bundesligarechten) scheinen sich gegen die internationa- le Konkurrenz behaupten zu können. Doch neue gewichtige Konkurrenz ist bereits angekündigt: Mit YouTube Red kommt 2017 das Pay-VoD- Angebot von YouTube auf den deut- schen Markt – natürlich mit dem Ziel, besonders junge Zuschauer als zah- lende Kunden zu gewinnen. Der deutsche Pay-VoD-Markt wird 2017 also weiter wachsen. Der Konkur- renzdruck aber dürfte sich für viele kleinere Anbieter erhöhen – für sie bleibt vor allem die Flucht in die Ni- sche. Lineares Pay-TV und Video-on- Demand rücken dichter zu- sammen Auch die großen Anbieter sind bereits aktiv, oder besser gesagt: Sie sind auf der Suche nach weiteren Nischen, in denen sie sich zusätzliche Marktantei- le erhoffen. Am deutlichsten ist dies bei Amazon zu sehen. Das Unter- nehmen ist im Gespräch mit Pay-TV- Sendern, deren Kanäle dann über die Amazon Prime App gesehen werden könnten, und bietet auch bei der Vergabe von Sportrechten erfolgreich mit. Diese Entwicklung zeigt, dass die Grenzen zwischen linearem Pay-TV und non-linearem Video-on-Demand nicht mehr so klar zu definieren sein werden, zumindest auf der Ebene der Anbieter. Sky zum Beispiel hat bereits 2015 den Schritt vom rein linearen Pay-TV-Sender hin zum On-Demand- Geschäft gewagt und erschließt sich so eine für das Unternehmen völlig neue Kundengruppe. Die Marktführer expandieren weiter und werden starke Content-Marken Netflix und Amazon ist es durch ihre Eigenproduktionen gelungen, von der reinen Distributionsplattform zu starken und hochwertig wahrge- nommenen Content-Marken aufzu- steigen. Dieses neue Geschäftsfeld ist für die Großen lukrativ: Zum einen bleibt das Geld im Haus, was sonst an die Inhaber der Rechte geflossen wä- re. Zum anderen ergibt sich ein neues Erlösmodell: So laufen in einigen
  • 28. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 27 Ländern bereitsheute Eigenprodukti- onen von Amazon auch im linearen TV. Diese Entwicklung wird sich 2017 fortsetzen. Eigenproduktionen wer- den einen immer größeren Teil des Contents der Anbieter ausmachen. Dass diese Expansionsstrategie auf- wendig ist und auch die Margen bis- lang im VoD-Markt die Shareholder wenig begeistern, spüren die Kunden an den steigenden monatlichen Prei- sen beider Anbieter. Auf Nutzerseite ist eine Ge- genentwicklung zu beobach- ten: Kaum ein Netflix-Account wird vermutlich allein von der Person ge- nutzt, die ihn auch bezahlt. Ähnlich sieht es bei Amazon und bei Sky mit Sky Go aus. Wie diese Mehrfach- Nutzung in eine solide Reichweiten- messung überführt werden kann, muss sich 2017 zeigen. Klar aber ist, dass den großen Akteuren in diesem Bereich daran gelegen sein wird, die Reichweite exakt zu kennen. Denn schon bald könnte es auch für Pay- VoD-Anbieter interessant werden, zu- sätzliche Werbeeinnahmen zu gene- rieren. Sky macht es im klassischen Pay-TV bereits vor. Moritz Matejka Head of Research Goldmedia
  • 29. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 28 Influencer Marketing professionalisiert sich. Und mit Musical.ly ist die nächste Influencer- Generation schon am Start Influencer Marketing gehört inzwi- schen zum Standard-Repertoire des Onlinemarketings. Auch große Brands wissen längst: Wer junge Zielgruppen mit seiner Botschaft erreichen will, für den geht kein Weg an den Social- Media-Stars vorbei. Erfolgreiche In- fluencer haben Abonnenten auf Y- ouTube, Facebook oder Instagram im einstelligen Millionenbereich … Doch die Influencer von morgen sind bereits auf Musical.ly in den Startlöchern. Die Gründe für den Influencer-Boom sind vielfältig: Auf klassischen Werbe- wegen sind Teenager einfach nicht mehr zu erreichen. Beim Fernsehen schalten sie immer häufiger ab, und auch Internetwerbung nehmen Digital Natives zunehmend weniger wahr. In- fluencer Marketing scheint die moder- ne Lösung. Social-Media-Stars dafür zu bezahlen, dass sie über Produkte spre- chen, ist aus Sicht der Werbeforschung so simpel wie wirksam: Hohe Aufmerk- samkeit und das Vertrauen der jungen Zuschauer versprechen große Werbe- wirkung. Aber auch hier müssen Brands langfristig strategisch agieren, denn: Ein einzelnes Unboxing-Video al- lein reicht nicht zur Markenbildung. Google-Markteinstieg bringt Disruption Bisher verdienten Multi-Channel- Networks in Deutschland mit der Ver- marktung von Influencern nicht schlecht, insbesondere auf YouTube und Facebook. Die Nachricht vom Ok- tober 2016, dass Google den Online- Influencer-Marktplatz Famebit kauft, um YouTube marketingfreundlicher zu machen und Marken mit Künstlern besser zusammenzubringen, zeigt, dass Influencer Marketing groß wird. Für Google ist dies ein logischer Schritt: Mit YouTube besitzt der Internetgigant die einflussreichste Influencer-Plattform – also braucht es auch eine Influencer- Werbevermarktung. Google sitzt damit perfekt auf beiden Seiten der Vermark- tungskette und verdient sowohl an den Werbeumsätzen auf der eigenen Platt- form als auch an der Vermarktung der Influencer. Influencer Marketing bekommt durch Online-Marktplätze neue Dynamik Influencer und Unternehmen können durch Online-Marktplätze direkt in Kontakt treten, und große Marken könnten so die Suche und Buchung der Influencer über den Marktplatz opti- mieren. Dies führt zu mehr Transpa- renz in dem bislang recht undurchsich- tigen Geschäft. Auch in Deutschland sind bereits Plattformen wie Reachhero mit eigener App am Markt, und neue Wettbewerber wie das Berliner Start- up Influry stehen für das nächste Jahr
  • 30. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 29 in den Startlöchern. Für 2017 wird die Maschinerie rund um das Thema In- fluencer Marketing also deutlich pro- fessioneller und strategischer werden. Vor allem Influencer mit kleiner bis mittlerer Reichweite könnten davon profitieren und sich mit speziellen Themen und Zielgruppen direkt bei Un- ternehmen profilieren. Multi-Channel-Networks hingegen müssen schauen, ob sie auf diesen Zug aufspringen und ihre Einnahmen teilen oder den Marktplätzen den Kampf an- sagen, indem sie selbst in solche Plätze investieren. Mit einem Wettbewerber wie Google dürfte dies spannend wer- den. Spannend bleibt das Influencer-Thema aber auch, weil kontinuierlich neue Kanäle wachsen, auf denen sich Nutzer präsentieren und hier immer einfacher und schneller zu Influencern mit Millio- nen Abonnenten werden. Plattformen für Influencer wachsen auch abseits von Y- ouTube und Snapchat Während vordergründig über Facebook und YouTube gesprochen und Snap- chat als das nächste heiße Ding beäugt wird, ziehen die Jugendlichen schon wieder weiter: Musical.ly heißt die App, die derzeit boomt und in China entwickelt wurde. Die App ist hoch vi- ral und macht es extrem einfach, selbst Videos zu produzieren, sie zu teilen und Likes zu generieren. Mindestens 70 Mio. Nutzer sind bei Musical.ly Ende 2016 angemeldet, mehr als 10 Mio. Nutzer sind täglich aktiv und produzieren ebenfalls täglich mindestens ein Video. Vor allem weib- liche Teenies fahren auf die App ab. Musical.ly ist sicher keine Erwachse- nen-App und hat zugleich das Potenzi- al, Snapchat schon wieder alt aussehen zu lassen. Denn: Musical.ly hat eine noch jüngere Zielgruppe. Die neuen Stars sind erst 14 und begeistern ein Millionenpubli- kum Die „Muser“, so heißen die regelmäßi- gen Nutzer von Musical.ly, singen und tanzen Playback zu aktuellen Popsong- Schnipseln, um dann die Videos zu tei- len und möglichst viel Aufmerksamkeit bei ihren Fans zu erzielen. Lisa und Lena sind ein 14-jähriges Ge- schwisterpaar aus der Nähe von Stutt- gart mit über 13 Mio. Fans auf Musi- cal.ly. Nebenbei zählen die beiden auch 9 Mio. Instagram-Follower. – Zum Ver- gleich: Die Alt-Influencerin Bibi erreicht auf YouTube nur knapp 4 Mio. Abon- nenten. Lisa und Lena haben weltweit Kultstatus bei ihren Fans und über ihr Management bereits eine eigene Be- kleidungslinie gelauncht. Die Musik- und Modeindustrie erhält damit 2017 schon wieder eine neue Influencer- Plattform. Max Reichert Consultant Goldmedia
  • 32. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 31 Trends im Gamesmarkt 2017. 4K, VR und vor allem Seamless: Die Grenzen im Videospielmarkt werden 2017 weiter verschwimmen Der Start der Playstation Pro am 10. November 2016 läutete einen Para- digmenwechsel am Konsolenmarkt ein. Der Markt, der bislang durch etwa 5- bis 8-jährige Zyklen gekennzeichnet war, entwickelt nun hardwareseitig Zwischengenerationen, die keine Wachablösung sondern lediglich eine Evolution der jeweiligen Vorgänger be- deuten. Ähnlich wie im Smartphone- markt bestehen Geräte nebeneinander weiter, werden Vorgängerversionen zu Einführungsmodellen heruntergestuft. Eine Konsole steht nicht mehr für eine ganz spezifische Qualität. Doch nicht nur zwischen den Konsolengeneratio- nen verschwimmen die Grenzen: Auch zwischen mobilem und stationärem Gaming und ganz generell zwischen Realität und Virtualität werden die Übergänge fließender. 4K-Gaming kommt auf Playsta- tion Pro und Xbox Scorpio Bereits drei Jahre nach Start der Pla- ystation 4 bringt Marktführer Sony ei- nen Nachfolger auf den Markt, der je- doch den Vorgänger nicht ablöst, son- dern Sonys Konsolen-Portfolio erwei- tert. Die Playstation Pro liefert einen deutlichen Grafikschub und 4K- Unterstützung und damit endlich einen echten Kaufgrund für Ultra-HD- Fernseher die nun auch preislich immer attraktiver werden. Die Playstation 4 wird in einer schlankeren Form als Ein- steigermodell weiterhin bestehen blei- ben. Alle Spiele werden auf beiden Konsolen, teilweise jedoch in unter- schiedlichen Qualitäten, verfügbar sein. Einen ähnlichen Weg geht auch Micro- soft. Die im August dieses Jahres er- schienene XBox One S ist der kleine Bruder der für Herbst 2017 angekün- digten Scorpio, die dann Microsofts neues Technik-Flaggschiff sein soll. Bei Nintendo verschwimmen Grenzen von stationärem und mobilem Gaming Aus der Reihe tanzt mit Nintendo der dritte Hersteller im Konsolenmarkt, der sich experimentierfreudiger zeigt als die Konkurrenz. Mit dem im März 2017 erscheinenden Nintendo Switch setzen die Japaner, anders als Micro- soft und Sony, nicht auf schiere Gra- fikpower, sondern auf ein innovatives Konzept, das stationäres und mobiles Spielen nahtlos möglich macht. Nin- tendo spielt hier den Faktor Mobile aus: ein Feld, in dem die Japaner seit der Einführung des Gameboys 1989 traditionell stark sind – zuletzt mit dem 3DS, der sich weltweit bislang rund 60
  • 33. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 32 Mio. Mal verkaufte und damit die er- folgreichste aller aktuellen Videospiel- konsolen ist. Mit diesem „Seamless“- Konzept hat Nintendo nach der ge- floppten WiiU nun eine klare Botschaft für seine neue Konsole und könnte 2017 im Kampf um die Aufmerksam- keit auf dem Wohnzimmerscreen wie- der deutlich aufholen. Nach Pokémon Go kommt Mario Run Mit Pokémon Go konnte Nintendo im Sommer 2016 zwischenzeitlich mehr als 45 Mio. Spieler gleichzeitig für seine Augmented Reality (AR)-Monsterjagd begeistern. AR kam damit zwar im Massenmarkt an, allerdings sind AR- Games, die auch nur annähernd an diesen Erfolg anknüpfen können, der- zeit nicht in Sicht. Nintendo selbst setzt mit seinem am 15. Dezember erschei- nenden nächsten Smartphone-Release Mario Run stattdessen auf einen End- lessrunner im klassischen 2D-Look und lässt damit die weltweit bekannteste Videospielfigur erstmals abseits seiner eigenen Plattformen auf die breite Masse los. Beim Umsatz dürften die Zahlen des Free-to-play-Games Poké- mon Go übertroffen werden: Mario Run ist zwar ebenfalls kostenfrei her- unterladbar – jedoch nur in einer ein- geschränkten Demoversion. Das voll- ständige Spiel hat mit 9,99 Euro für ein Mobile Game einen stolzen Preis. Playstation VR macht Virtual Reality-Gaming massenmarkt- fähig Und noch ein Trend dringt unaufhalt- sam in die internationale Spielewelt: Mit Playstation VR hat Sony die erste Virtual Reality-Brille released, die auf Spiele ausgelegt und für einen, gegen- über der Konkurrenz Oculus Rift und HTC Vive, deutlich niedrigeren Preis er- hältlich ist. Die Playstation VR ist damit ein wichtiges Puzzlestück für das noch junge Feld des Virtual Reality-Gaming auf dem Weg in den Massenmarkt und treibt das Verschwimmen der Grenzen zwischen virtueller und realer Welt wei- ter voran. Mathias Birkel Senior Manager Goldmedia
  • 35. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 34 eSports – Der elektronische Sport wird zum Massenphänomen Ob als aktiver Spieler oder als Zuschau- er: Der sportliche Wettkampf in Com- puter- und Videospielen gehört für vie- le Millennials weltweit längst zur Frei- zeitgestaltung. International boomt der Markt um Online-Games und zieht neue Investoren in die Branche. Die fortschreitende Kommerzialisierung verlangt eine Professionalisierung der Szene. Die hat auch in Deutschland längst begonnen und wird sich 2017 intensiver fortsetzen. 16 Prozent aller Internetnutzer in Deutschland haben sich bereits eSport- Events angeschaut, bei den 16- bis 24- Jährigen sind es sogar 38 Prozent (Y- ouGov Online-Studie, 2016). Für Mil- lennials ist der sportliche Wettkampf in Computer- oder Videospielen längst Alltag. Rund 100 Mio. Nutzer weltweit verzeichnet das populärste Online- Game League of Legends im Monat. Tickets für Top-Turniere sind binnen weniger Minuten bis auf den letzten Platz ausverkauft, Millionen Fans ver- folgen die Events via Stream live im In- ternet. Lange war eSports vor allem auf Plattformen wie twitch.tv (Amazon) und YouTube Gaming (Google) zu Hause, doch nun greifen auch traditio- nelle Medienhäuser den Trend auf. eSports erstmals auch im klassi- schen TV Das erste größere Experiment wagte Sky, als man im Mai 2016 das Finale der Virtuellen Bundesliga (VBL) nicht nur auf den eigenen Kanälen ausstrahl- te, sondern in Kooperation mit dem Spielehersteller EA Sports sogar am Firmensitz in Unterföhring produzierte. Die Plattform Sport1 launchte im Juni 2016 eine eigene eSports-App, die ak- tuelle Nachrichten, Statistiken, Spieler- gebnisse sowie umfassende Hinter- grundberichte zu allen großen eSports- Spielen, -ligen und -turnieren liefert. Auch im Free-TV werden inzwischen zahlreiche Events, wie etwa die Finalse- rie von League of Legends, live über- tragen. Dabei beschränkte man sich je- doch nicht auf eine einfache Übertra- gung des fertigen Sendesignals: Im Rahmen der eSports Event Night setzte der Sender auf umfangreiche Vorbe- richterstattungen und ausführliche Analysen mit eSports-Experten. Die eSports-Szene professiona- lisiert sich Die Strukturen der Organisation von eSports ähneln zunehmend denen der klassischen Sportarten. Es gibt Sponso- ren und Preisgelder in Millionenhöhe, es existieren oder bilden sich Ligen- Systeme oder Verbände. So gründete der Bundesverband interaktiver Unter- haltungssoftware im Juni 2016 die Vereinigung eSport.BIU, die sich um
  • 36. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 35 eine Anerkennung der Sportart durch den DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) bemüht. Mitte des Jahres bildeten außerdem acht Teams ge- meinsam mit der ESL (Electronic Sports League) die WESA (World Esports Association) – einen Dachverband, der mehr Struktur in den eSport bringen soll. Dies ist dringend nötig, denn an- ders als bspw. beim Fußball, „gehört“ der eSport jemandem – nämlich dem Hersteller des jeweiligen Spieles. Dieser behält es sich vor, Turniere im professi- onellen Rahmen zu verbieten. Dieser Umstand macht es unabhängigen Ver- bänden bislang schwer, hemmt die Professionalisierung und lässt die Bran- che für Außenstehende, wie etwa Ver- treter der klassischen Medien, sehr in- transparent erscheinen. Verdopplung der eSports- Fanzahlen weltweit bis 2020 Weltweit wird für eSports ein enormes Wachstum prognostiziert und eine Verdopplung der Zuschauerzahlen bis 2020 auf fast 500 Mio. (Activate- Studie Consumer Tech & Media Rese- arch, 2016). In den USA gehen Exper- ten sogar davon aus, dass die eSports- Reichweiten bis dahin jene von lang etablierten Sportarten wie Basketball, Eishockey und Baseball übersteigen werden. Auch deutsche Fußballvereine und die DFL engagieren sich im eSports Hierzulande sind es gerade Vertreter aus dem Fußball, die großes Potenzial im Bereich eSports sehen. Bislang wag- ten zwei Erstliga-Clubs den Schritt in die digitale Sportwelt, weitere prüfen aktuell den Einstieg. Der VfL Wolfsburg ist Vorreiter. Nachdem man im Jahr 2013 gemeinsam mit EA Sports ein Turnier der Virtuellen Bundesliga in der Volkswagen Arena veranstaltete, baute man den Bereich nach und nach aus und hat derzeit drei Spieler für das EA- Spiel FIFA unter Vertrag. Im Mai 2016 übernahm der FC Schalke 04 das Lea- gue of Legends-Team Elements, samt Startplatz in der Championship-Series (erste Liga). Die Gegner heißen hier nicht Bayern München oder BVB, son- dern Unicorns of Love oder Splyce. Für die Vereine ist der Einstieg in den eSports auch Teil ihrer Internationalisie- rungsstrategie, er soll vor allem neue Vermarktungspotenziale eröffnen. Die eSports-Turniere bilden die optimale Plattform, die eigene Club-Marke weltweit bekannt zu machen und neue Sponsoren zu gewinnen. So versucht Schalke 04, seine Marke durch eSports in den USA und in China zu etablieren. Gerade die junge, digitale Zielgruppe lässt sich auf diesem Weg einfacher er- reichen als über die klassischen Medi- en. Und die DFL? Im Juni 2016 sicherte man sich zumindest zahlreiche Marken mit eSports-Bezug. Das könnte ein Sig- nal dafür sein, die eSports-Aktivitäten in Zukunft auf eine professionellere Ebene heben zu wollen. Dazu gehört auch eine weitere Kommerzialisierung. Derzeit sind fast alle eSports-Events auf den entsprechenden Plattformen im In- ternet kostenfrei abrufbar. Die Mone- tarisierung erfolgt daher momentan maßgeblich über Sponsoring und Wer- bung, Merchandising und Ticketing. Warum 2017 zum eSports-Jahr wird Der Hype rund um das Thema eSports wird sich 2017 fortsetzen. Immer mehr
  • 37. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 36 klassische Medien setzen sich mit dem Thema auseinander und sorgen für Aufmerksamkeit und Reichweite au- ßerhalb des Internets. Neu gegründete Ligen und Verbände werden die Pro- fessionalisierung in 2017 maßgeblich vorantreiben und somit die Branche auch für Investoren aus den unter- schiedlichsten Bereichen immer attrak- tiver machen. Sponsoren entdecken eSports als globales Spielfeld und se- hen große Potenziale in der Zusam- menarbeit mit reichweitenstarken In- fluencern. Damit auch der deutsche Markt von diesem weltweiten Trend profitieren kann, braucht es sowohl klare Strukturen, als auch aufgeschlos- sene Medienmacher und Investoren, die aktiv an weiteren Erlösmodellen ar- beiten. 2017 wird man dabei ein Stück vorankommen. Hannah Reuter Consultant Goldmedia
  • 38. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 37 Podcasts kommen 2017 aus der Nische Spätestens Schulz und Böhmermann haben mit „Fest und Flauschig“ ge- zeigt, dass Audio-Podcasts in Deutsch- land große Aufmerksamkeit erzielen. Podcasts werden immer häufiger und von immer mehr Menschen gehört – auch, weil man sie in zahlreichen Situa- tionen nutzen kann, in denen Video, Print und andere Medien nicht funkti- onieren. Und: Die Podcast-Szene pro- fessionalisiert sich. Podcasts sind großartig, weil man sie unterwegs auf dem Fahrrad, in der U- Bahn, im Auto, beim Joggen, Putzen oder zum Einschlafen hören kann – Si- tuationen, in denen visuelle Medien nicht oder nur sehr eingeschränkt ge- nutzt werden können. 13 Prozent der deutschsprachigen Onliner ab 14 Jah- ren konsumieren laut ARD/ZDF-Online- Studie Podcasts – das sind immerhin rund 7,5 Mio. Nutzer. Podcasts erreichen attraktive Zielgruppen Bei den 14- bis 29-Jährigen liegt der Anteil der Podcast-Nutzer hierzulande rund doppelt so hoch wie in der Ge- samtbevölkerung. Eine Auswertung des „Fest und Flauschig“-Casts, der seit Mai 2016 wöchentlich auf Spotify gehört werden kann, zeigt: Mehr als 90 Prozent der Hörer sind zwischen 18 und 44 Jahren, davon sind 45 Prozent zwischen 25 und 34. Das Format, das in ähnlicher Form unter dem Namen „Sanft und Sorgfältig“ schon über drei Jahre als Radiosendung (und -podcast) erfolgreich war, erreicht – wie viele an- dere Podcasts – den Kern der „Werbe- relevanten“. Als Werbemedium noch in der Nische Und dennoch werden Podcasts als Werbemedium in Deutschland bislang kaum genutzt. Das liegt auch daran, dass die Podcast-Landschaft in Deutschland nach wie vor stark durch die öffentlich-rechtlichen (und werbe- freien) Audio-Angebote der ARD und des Deutschlandradios geprägt ist. Das belegen die meisten Podcast- Bestenlisten, so bspw. auf iTunes: Rund 800 öffentlich-rechtliche Formate kön- nen hier als Podcast heruntergeladen und gestreamt werden. Hinzu kommt, dass Podcasts in der Wahrnehmung von Planern und Werbetreibenden noch als absolute Nische gelten. Wachsende Vielfalt und erfolg- reiche Formate Dabei wächst die Podcast-Vielfalt stark, und immer mehr Formate erweisen sich als sehr reichweitenstark: Podcasts geben Lebenshilfe und Unterstützung bei Motivation, Produktivität und Life- Coaching, beim Erlernen von Sprachen und als Einschlafassistenten. Es funkti- onieren aber auch Formate, bei denen sich einfach eine Handvoll Nerds um ein Mikrofon setzt und über Videospie-
  • 39. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 38 le und andere Hobbys philosophiert. Auf diese Weise erreichen bspw. der „PietCast“ des erfolgreichen YouTube- Kollektivs PietSmiet pro Folge 750.000 Hörer und die Macher von „Radio Nukular“ immerhin 130.000 (Quelle: GamesWirtschaft, August 2016). Letz- tere betreiben zudem kräftig Marken- pflege, waren mit ihren „Vergangen- heitsbewältigungspodcasts“ im Herbst 2016 bereits zum zweiten Mal auf Deutschland-Tour und verkaufen Mer- chandisingartikel mit Podcast-Zitaten. Podcaster setzen auf Crowdfun- ding Dass viele Podcaster auf treue und be- geisterte Zuhörer setzen können, zeigt sich auch an deren Zahlungsbereit- schaft. Immer mehr Podcast-Macher haben tausende Hörer, die über Crow- dfunding-Plattformen wie „Patreon“ freiwillig einen regelmäßigen Betrag zahlen. Einzelne Macher erzielen so monatlich hohe vier- oder sogar fünf- stellige Beträge und können sich damit beruflich ganz aufs Podcasten konzent- rieren. Abseits von Werbung und Ge- bührenerlösen entstehen so unabhän- gige journalistische Angebote. USA zeigen, wie groß das Po- tenzial ist Wohin sich der Podcast-Markt entwi- ckeln kann, zeigt ein Blick in die USA: Hier sind Podcasts zum Beispiel inzwi- schen als Erweiterung der Aktivitäten von Printmedien nicht mehr wegzu- denken – eine Entwicklung, die in Deutschland ebenfalls Fahrt aufnimmt. So liefert z.B. die Rheinische Post seit Oktober 2016 einen wöchentlichen Podcast mit Chefredakteur Michael Bröcker und zusätzlich einen täglichen „Aufwacher“, diesen auf Wunsch auch per WhatsApp. Die Gesamtzahl der Podcast-Hörer in den USA lag im Frühjahr 2016 bei 36 Prozent der US-Bevölkerung ab 12 Jah- ren, das sind rund 98 Mio. Personen. (Edison Research, März 2016). Davon hörten mehr als die Hälfte mindestens einmal im Monat und mehr als ein Drit- tel wöchentlich Podcasts – Tendenz weiter steigend. Von diesen Zahlen ist man in Deutschland noch ein gutes Stück entfernt, doch sie deuten an, welches Potenzial der Markt hat. Vieles spricht dafür, dass Podcasts 2017 hier- zulande weiter aus der Nische rücken. Mathias Birkel Senior Manager Goldmedia
  • 40. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 39  Goldmedia GmbH, Berlin
  • 41. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 40 Die Zeit der Sportkonzerne kommt – der Profifußball im Zwiespalt zwischen Profit und Sport Erstmals werden in Deutschland ab der Saison 2017/18 über 1 Mrd. Euro pro Jahr aus dem neuen TV-Vertrag an die Fußballclubs der Bundesliga und 2. Bundesliga verteilt. Die Beliebtheit des Fußballs ist bei den Sportfans nochmals gestiegen, und der Abstand zu allen anderen Sportarten wächst kontinuier- lich weiter. Die Attraktivität der Bundesliga und die Zuschauerzahlen in den Stadien sind unverändert hoch. Dabei partizipieren alle Clubs, unabhängig von ihrer Grö- ße, Struktur oder Rechtsform, von der kontinuierlich steigenden Beliebtheit des Fußballs sowie vom Wettbewerb der Medienunternehmen um Übertra- gungsrechte. Aber die Ticketerlöse und der Anteil an den TV-Geldern sind na- turgemäß durch die Kapazität der Sta- dien und die vereinbarten Lizenzpreise gedeckelt und können nur langfristig durch Investitionen in „Steine oder Beine“ gesteigert werden. Fußballunternehmen haben Sponsoring und Merchandising bereits stark entwickelt Dagegen haben es die Clubs selbst in der Hand, die Einnahmen aus der eige- nen Vermarktung und aus den direkten Umsätzen mit den Fans (Merchandi- sing, ClubTV usw.) zu steigern – mit geringeren Investitionen und weniger Risiko. Clubs, die sich mehr als Unter- nehmen und weniger als Sportverein definieren, entwickeln schon lange die eigene Marke, steigern systematisch deren Reichweite und implementieren die entsprechenden Geschäftsmodelle. Damit haben diese Vereine in den Um- satzbereichen Sponsoring und Mer- chandising ihre sportlichen Wettbe- werber bereits weit hinter sich gelassen und partizipieren überdurchschnittlich von den Chancen aus der Digitalisie- rung. Entsprechend haben sich diese Clubs quasi zu Fußballunternehmen mit leis- tungsfähigen Strukturen entwickelt. Trotzdem bleibt der Sport als Ge- schäftszweck im Mittelpunkt, und der sportliche Erfolg bietet auch weiter das Fundament und bestimmt die strategi- schen Perspektiven. Aber das Selbstver- ständnis der Clubs, entweder als Verein primär den sportlichen Erfolg zu maxi- mieren oder als Unternehmen den wirtschaftlichen Erfolg zu steigern, um den sportlichen Erfolg zu ermöglichen – dies bestimmt maßgeblich die Art der Führung und Organisation. Fußballun-
  • 42. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 41 ternehmen verfügen oftmals über mehr administrative Ressourcen, mehr eigenes Know-how und eine effiziente- re und flexiblere Organisation. Attraktive Vorstandsgehälter für Top-Manager und konzern- ähnliche Strukturen Nicht nur die Strukturen der Fußballun- ternehmen wurden in den letzten Jah- ren sukzessive angepasst: Man hat auch gezielt neue Kompetenzen von außen in die Unternehmen geholt. Die- se Effekte der Professionalisierung sind auch in der Gehaltsentwicklung der Top-Manager der Bundesligateams er- kennbar (Gehaltsstudie Sport Business 2017, Goldmedia). So ist die Branche auf Ebene der Vorstände und Ge- schäftsführer inzwischen auch für Ex- perten und High-Potentials aus ande- ren Branchen attraktiv. 2017 werden wir eine Fortsetzung der unternehmerischen Entwicklung auf verschiedenen Ebenen und mit deutlich unterschiedlichen Geschwindigkeiten beobachten können. Die größeren Clubs aus München, Dortmund, Schal- ke oder Berlin werden weiter zügig an dem Ausbau ihrer internationalen Clubmarken arbeiten. Hier entstehen mittelfristig Strukturen wie in einem Konzern mit in Tochterfirmen ausgela- gerten Geschäftsaktivitäten unter einer einheitlichen Leitung und Marke. Dabei sind Expansionen und Diversifikationen nicht nur in weitere Sportarten, son- dern auch abseits der Kernkompetenz Sport denkbar. Investoren werden die- se Entwicklung ermöglichen und vo- rantreiben, wenn sie an die Potenziale glauben und faire Rahmenbedingun- gen für ihre Investitionen vorfinden. Umgekehrt heißt das aber auch, dass nicht alle Vereine und Clubs diese Ent- wicklung mitgehen wollen oder kön- nen und in Zukunft nur unterproporti- onal an den enormen Umsatzpotenzia- len partizipieren werden. Für sie wird es in der Folge immer schwerer, auch sportlich auf Augenhöhe mit der grö- ßer werdenden Riege der Fußballkon- zerne zu bleiben. Eine Zweiteilung des Profifußballs in Fußballvereine und Sportkonzerne könnte sich langfristig herausbilden. Dr. Marcus Hochhaus, Geschäftsführer Goldmedia und Leiter Sport Unit
  • 43. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 42  Goldmedia GmbH, Berlin Vom Public Value zur Gemeinwohl- Orientierung: Medien und Infrastrukturanbieter werden 2017 intensiver ihren Nutzen für die Gesellschaft ermitteln Die Idee der „Public Value“-Forschung wurde erst 1995 von Harvard-Prof. Mark Moore als Gegenentwurf zum klassischen „Shareholder Value“ ent- wickelt: Er begann mit der Frage, wel- chen konkreten Mehrwert eine Stadt- verwaltung für die Gesellschaft erbrin- ge? Moores Modell untersucht dazu, welche Quellen der Legitimation es ge- be, auf welche Unterstützung eine In- stitution bauen könne und welche ope- rativen Kapazitäten sie für ihre Aufga- ben habe. Das war der erste Schritt in ein neues Forschungsfeld, das sich deutlich vom klassischen Thema „Corporate Social Responsibility“ abhebt. Public Value – oder das schöne deutsche Wort Ge- meinwohl – meint heute den konkret messbaren Wertbeitrag oder Nutzen, den Unternehmen oder öffentliche In- stitutionen intern wie extern durch ihre eigene Arbeit für die Gesellschaft er- bringen. Public Value-Analysen werden dadurch zu einem modernen In- strument der Leistungsmessung und ermöglichen dadurch mehr Trans- parenz und Steuerung. Damit wird es möglich, die Gemeinwohl-Leistung zu erfassen, Qualität zu messen und für alle besser nachvollziehbar zu machen. BBC und ORF oder auch die kanadische CBC haben deshalb regelmäßige Public Value-Berichte eingeführt. Auch die deutschen Dreistufentests haben fall- bezogen Auswirkungen und Nutzen öffentlich-rechtlicher Online-Medien in- tensiv untersucht. Trotzdem werden im deutschen Medi- en- und Telekommunikationsmarkt weiter durchaus kritische Fragen ge- stellt: Von Lügenpresse-Polemiken bis zur Rundfunkgebühren-Diskussion, von Mobilfunktarifen bis zum Thema Breit- bandanbindungen gibt es viele Ansatz- punkte, wo statt gefühlter Wahrheiten praktische Erkenntnisse und Belege aus der Gemeinwohlforschung dringend gebraucht werden. Denn erst wenn die Öffentlichkeit Leistungen einer Institu- tion als wertvoller betrachtet als ihre Kosten, wird der Nutzen für alle ver- ständlich. Dass „Schönheit im Auge des Betrach- ters“ liegt, wusste schon der britische Philosoph David Hume. Übertragen bedeutet dies, dass Gemeinwohlleis- tungen vor allem aus Sicht der Nutzer ermittelt werden können und müssen.
  • 44. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 43 Gemeinwohl wird also weder durch reine Qualitätsstudien noch durch reine ökonometrische Analysen gemessen. Es braucht also einen umfangreichen Methodenmix, um Public Value zu er- mitteln. Der Gemeinwohlbeitrag von Medien wie von Infrastrukturanbietern wird 2017 in Deutschland immer häu- figer untersucht werden. Auch zum Nutzen der Anbieter selbst. Prof. Dr. Klaus Goldhammer Geschäftsführer Goldmedia
  • 45. Goldmedia Trendmonitor 2017 Seite 44 Infografik Goldmedia Trendmonitor 2017 Infografik: © Goldmedia/Franziska Veh 2016 Goldmedia Gruppe Consulting & Research for Digital Innovation Goldmedia ist eine Beratungs- und Forschungsgruppe mit dem Fokus auf Medien, Entertainment, Telekommunikation und Sport Business. Die Unternehmensgruppe unterstützt seit 1998 nationale und internationale Kunden bei allen Fragen der di- gitalen Transformation. Dazu bietet Goldmedia ein breites Leistungsspektrum in den Bereichen Consulting, Research, Personal- und Politikberatung. Standorte sind Berlin und München. Weitere Informationen: www.Goldmedia.com