„Nieder mit der Korruption“ war eine der Hauptparolen der arabischen Aufstände, in der sich aufgestauter Hass auf die Korruption in Staat, Wirtschaft und Verwaltung entlud. Dass Korruption Entwicklung hemmt, zu andauernder Armut beiträgt und daher wirksam bekämpft werden muss, war in der MENA-Region (Naher und Mittlerer Osten und Nordafrika) lange vor dem Arabischen Frühling bekannt. Die MENA-Länder gehören bis auf wenige Ausnahmen zu den Unterzeichner- und Beitrittsstaaten des Übereinkommens der Vereinten Nationen gegen Korruption (UNCAC), das im Dezember 2005 in Kraft trat. Dieses Übereinkommen dient „der Förderung und Verstärkung von Maßnahmen zur effizienteren und wirksamen Verhütung und Bekämpfung von Korruption“. Ergänzend zum UNCAC und zeitgleich mit der tunesischen Revolution legte die Arabische Liga eine Arabische Konvention gegen Korruption vor, die von 21 Mitgliedsländern im Dezember 2010 unterzeichnet wurde. Wie verbreitet Korruption und wie effizient Antikorruptionsmaßnahmen wirklich sind, lässt sich nicht direkt messen. Es gehört zum Wesen von Korruption, dass sie sich im Informellen abspielt. Die üblicherweise verwendeten Korruptionsmaße messen daher nicht die „wahre“ Korruption, sondern lediglich die Korruptionswahrnehmung, die auf der Basis von Expertenbefragungen und Berichten erhoben wird. Die bekanntesten Korruptionswahrnehmungsindizes, die auch in der empirischen Korruptionsforschung benutzt werden, sind der „Control of Corruption”-Index der Weltbank und der „Corruption Perception Index“ (CPI) der Nichtregierungsorganisation Transparency International (TI). Im CPI von 2014 sind 178 Länder auf Basis einer Expertenumfrage anhand einer Punkteskala von 0 (extreme Korruption) bis 100 (korruptionsfrei) verortet. Folgt man dem CPI, hat sich seit dem Arabischen Frühling in den MENA-Ländern wenig getan: Die überwiegende Mehrzahl der Länder erhält weniger als 50 der möglichen 100 Punkte und schneidet damit im internationalen Vergleich weiterhin schlecht ab. Einige können gleichwohl mit relativ hohen Punktzahlen glänzen: die Vereinigten Arabischen Emirate (70 Punkte), Katar (69 Punkte) und Israel (60 Punkte). In den Ländern des Arabischen Frühlings ist die Korruption in den Augen der Bevölkerung nach 2011 sogar gestiegen. Dies geht aus dem Globalen Korruptionsbarometer 2013 von Transparency International hervor. „Korruption in all ihren Formen erheblich zu reduzieren“ ist eine der Zielvorgaben (Ziel 16.5) der im September in der UNO verabschiedeten Post-2015-Entwicklungsagenda. Ihre Umsetzung ist und bleibt auch für die MENA-Länder eine große Herausforderung. ... This short bibliography is an excerpt from the database of the Specialized Information Network International Relations and Area Studies FIV-IBLK). The original file could be found here: https://www.giga.hamburg/de/system/files/iz_publications/dok-line_nahost_2015_3.pdf