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Whitepaper „Agiles Lernen“
Autoren: Prof. Dr. Nele Graf und Dr. Frank Edelkraut
Inhaltsverzeichnis
1. Abstract …………………………………………………………………………. 1
2. Die neue Welt des Lernens ……………………………………………. 2
3. Die wichtigsten Begriffe im Agilen Lernen ……………………… 3
4. Die wichtigsten Lerninhalte für Mitarbeiter …………………… 5
5. Die neuen Rollen im Lernen …………………………………………… 8
6. Lernformate für die agile Zukunft …………………………………. 11
7. What next? Was Lernverantwortliche tun können ……….. 16
8. Literatur und Linktipps …………………………………………………. 17
9. Autoren und Kontakt ……………………………………………………. 20
1. Abstract
Zukunft ist Veränderung und Veränderung ist Lernen. Wie Veränderungen allerdings gerade im wirt-
schaftlichen Kontext verlaufen und wann sie gewünschte Ergebnisse zeigen, ist dabei ganz direkt von
den individuellen und kollektiven Lernprozessen in der Organisation abhängig. Design, Umsetzung und
Erfolgsmessung von Lernen gehören deswegen zwingend auf die Agenda aller Stakeholder, egal ob
Lerner selbst, deren Führungskraft oder Personalabteilung.
Allerdings verändert sich die Art des Lernens in Zeiten von Digitalisierung, Agilisierung und anderen
Trends permanent. Die Fähigkeit zu Lernen wird daher immer wichtiger, um die individuelle und orga-
nisationale Anpassungsfähigkeit an sich permanent verändernde Situationen zu gewährleisten. Auf Ba-
sis des agilen Manifestes und den Ursprüngen von Agilität entstand deswegen das Konzept des agilen
Lernens, das sowohl die unterschiedlichen Rollen von Lerner, Führungskraft der Personalentwicklung
als auch die eingesetzten Lernformate und Rahmenbedingungen einbezieht. Was agiles Lernen ist, was
dazu gehört und was wichtig ist, beschreibt das folgende Whitepaper.
Wir haben uns als Autorenteam aufgrund der besseren Lesbarkeit für die Verwendung des generischen Maskulinums
entschieden, möchten hier aber ausdrücklich betonen, dass dies kein Akt der Diskriminierung ist
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2. Die neue Welt des Lernens
„Lernen? Ach ne, ich habe schon so viel gelernt, das reicht mir.“ Solche Aussagen zum Thema Lernen
gibt es noch aber sie werden in der heutigen Zeit erkennbar seltener. Schließlich sind sie immer offen-
sichtlicher unpassend. Egal, welches Buzzword aktuell diskutiert wird - sei es Digitalisierung, Agile Ar-
beitsorganisation oder New Work - direkt oder indirekt ist nachhaltiger Erfolg in der Zukunft primär
von der Fähigkeit zu Lernen abhängig. Dies gilt für einzelne Personen, Teams oder ganze Unternehmen.
Wo noch vor kurzem von Incentive-Schulungen gesprochen wurde, werden jetzt MOOCs, WOL, eLear-
ning und andere Formate entdeckt. Und gerade die Unternehmen sind es, die neue Formen des Ler-
nens massiv vorantreiben, denn die meisten Unternehmensleitungen haben verstanden, dass ihr Er-
folg in der vernetzten Wissensgesellschaft von gut qualifizierten Mitarbeitern und wirksamen Lernde-
signs abhängt. Deswegen verwundert es auch nicht, dass die Politik und auch Tarifparteien (Bsp.: Che-
mieindustrie) dem Lernen eine zentrale Rolle in den aktuellen Verhandlungen der Zukunftstarifver-
träge zuweisen.
Nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg hängt von der Fähigkeit zu lernen ab.
Wo kommt der Bedeutungswandel des Lernens her? Alle Entwicklungen der letzten Jahre haben eines
gemeinsam: Die Wertschöpfungszuwächse resultieren fast ausschließlich aus „Kopfarbeit“. Die besten
Betriebsergebnisse erwirtschaften die Unternehmen, die auf Basis von Daten, Software oder ähnlichen
Systemen ihre Wertschöpfungskette erweitert haben oder gar innovative Lösungen an den Markt ge-
bracht haben. Wenn die Kopfarbeit eine so zentrale Rolle spielt, ist zwingend zu überlegen, ob die
existierende Aufbau- und Ablauforganisation dafür - und analog für das Lernen - noch geeignet sind.
Die meisten Unternehmen sind noch tayloristisch, d.h. auf Produktionsprozesse ausgerichtet, organi-
siert. Hier stehen vordefinierte und penibel einzuhaltende Abläufe im Vordergrund. Agile Arbeitsstruk-
turen wiederum stehen für den Fokuswechsel von Produktion zu Kopfarbeit und sind explizit dafür
gedacht, Wertschöpfung in der Kopfarbeit effizient zu gestalten. Dabei wird die gesamte Wertschöp-
fungskette (end-to-end), ausgehend von den Kundenbedürfnissen, berücksichtigt.
In der Agilen Arbeitsorganisation ist Lernen ein ganz zentrales Element, das auch in den Agilen Frame-
works und Methoden als zwingend notwendiger Bestandteil vorgesehen. Aber egal, wie relevant Agi-
les Arbeiten in einer Organisation ist, Lernen ist die Währung der Zukunftsfähigkeit. Die Zeit der ler-
nenden Organisation ist gekommen. Und Lernen muss agil werden – auch in traditionellen Organisati-
onsstrukturen. Dazu gehört, dass Lernen vor allem individueller, selbstgesteuert, wirksamer, bedarfs-
orientierter und flexibel gestaltet werden sollte.
Der Weg in eine moderne und wirksame agile Lernwelt ist allerdings mit dem ein oder anderen Hin-
dernis gespickt. Da sind Vorbehalte gegen Lernen, die meist auf schlechten Erfahrungen mit überkom-
menen Lerninstitutionen verbunden sind ebenso, wie die Konsumhaltung „Entwickle mich!“, die wir
bei Lernern und Führungskräften beobachten können. Noch haben also nicht alle Individuen und Or-
ganisationen den Sprung in die Zukunft des Lernens geschafft und sind in alten Strukturen verhaftet.
Darin wird Lernen noch als Wissensvermittlung von Wissenden zu Unwissenden in durchstrukturierten
Seminarformaten verstanden.
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Wie es besser geht, zeigen uns die rasend schnell entstehenden neuen Lernformate und Lernsysteme,
die im Rahmen der Digitalisierung und vor allem von einer Open Community an Lernexperten voran-
getrieben werden. Lernen ist heute bunt, menschlich, motivierend und vor allem deutlich wirksamer.
Lego Serious Play, Working out Loud, TED Talks, Liberating Structures oder, oder, oder, an neuen, mo-
tivierenden Lernmöglichkeiten fehlt es bestimmt nicht mehr.
Lernen ist heute bunt, menschlich, motivierend und vor allem
deutlich wirksamer
Der rapide Zuwachs an neuen, bunten, modernen Lerninstrumenten und -formaten zeigt, wie sehr das
Lernen nicht nur von den Unternehmen, sondern auch von Mitarbeitern selbst getrieben wird. Work-
ing out Loud, Liberating Structures oder Barcamps zielen vor allem auf die Beteiligung von Menschen
und deren Selbstorganisation in Lernprozessen. Die Bildung größerer Communities, etwa der Corpo-
rate Learning Community (https://colearn.de/) tun ihr übriges und treiben die Entwicklung von der
Basis her. Somit sind manche Rahmenbedingungen für einen echten Wandel vorhanden, oft fehlt es
jedoch noch an Regelungen zu Lernzeiten und anderen formalen Voraussetzungen in den einzelnen
Organisationen. Die Sinnhaftigkeit intensiveres Lernen ist klar, passende Lernformate entstehen fast
täglich und Lernen ist zunehmend in den Arbeitsalltag integriert. Bei genauer Betrachtung zeigen sich
noch ein paar Engpässe, die sich negativ auf die Entwicklung auswirken. Zum einen steigt die Unüber-
sichtlichkeit des Angebotes, während es gleichzeitig in vielen Unternehmen noch an angepassten
Strukturen (Lernräume, Lernzeiten, Lerncoaches usw.), Rollen und Abläufen fehlt, damit sich die neue
Lernwelt zu voller Wirkung entfalten kann. Es bleibt also noch einiges zu tun und in diesem Whitepaper
wollen wir aufzeigen, was zu beachten ist und wie Lernverantwortliche vorgehen können.
Viel Spaß bei der Lektüre und wenn Fragen bleiben, sprechen Sie uns gerne an!
3. Die wichtigsten Begriffe im Agilen Lernen
„Bevor ihr euch streitet, klärt die Begriffe.“ Konfuzius
Wenn in der Überschrift „Agiles Lernen“ steht, wird bei so manchem Leser sofort der Buzzword-Alarm
schrillen. Ist agiles Lernen nur eine Modeerscheinung? Um es vorwegzunehmen: Auch wenn es inflati-
onär und als PR-Zwecken genutzt wird, hat agiles Lernen einen seriösen und wichtigen Hintergrund
und ist nicht beliebig gewählt worden. Daher sollten wir zuerst eine Begriffsdefinition vornehmen.
Denn wie schon Konfuzius mit seinem Rat beabsichtigte, werden die meisten Konflikte durch gemein-
same Sprache vermieden. Also was sind die hier relevanten Lernbegriffe? Nele Graf und Anja Schmitz
(Graf und Schmitz, 2019) haben dazu die ersten deutschsprachigen Definitionen entwickelt:
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„Lernen 4.0 basiert analog zur Industrie 4.0 auf der digitalen und technologischen Vernetzung
und dem Grundgedanken der Effizienzsteigerung. Im Fokus steht die zeitnahe Befähigung zur
anforderungsgerechten individuellen Leistung. Der Lernende wird durch ein smartes Lernumfeld
(Sensoren, Bots, Avatare etc.) unterstützt. Die Kollaboration von Mensch und Maschine, Aug-
mented reality und KI-gestützte Assistenzsysteme sowie Individualisierung (Losgröße 1) prägen
das Lernen 4.0.“
„Agiles Lernen leitet sich vom agilen Arbeiten ab und zielt auf die lebenslange Anpassungs- und
Innovationsfähigkeit von Mensch und Organisation. Agile Lernprozesse zeichnen sich durch
kurze, klar strukturierte Abläufe bei gleichzeitiger Flexibilisierung und Individualisierung der In-
halte (zum Beispiel WOL oder Barcamp) aus. Zielorientierung, Kollaboration, Selbststeuerung
und Dynamik prägen diesen Ansatz. Im weiteren Sinne bedarf agiles Lernen eines passenden
Mindsets (Selbstwirksamkeit und Entwicklungsfähigkeit), Skills (zum Beispiel Lernkompetenzen)
und einer passenden Fehler- und Lernkultur.“
„New Learning basiert auf Frithjof Bergmanns New-Work-Konzept und hat die Selbst- und Po-
tenzialentfaltung des Individuums zum Ziel. New Learning bezeichnet Lernen, das vom Lernenden
als sinnhaft erlebt wird und Teilhabe an der Gemeinschaft ermöglicht. Die Lernprozesse sind ge-
prägt von Selbstbestimmung, Autonomie und dem Streben nach Wirksamkeit. Dabei gilt, dass
die Lerner ein hohes Maß an Selbstverantwortung und die Zugehörigkeit zur (Lern-)Gemeinschaft
erleben.“
Der Vergleich der Definitionen zeigt bereits deutliche Unterschiede, die sich auch in den Diskussionen
zum Lernen und den Vorgehensweisen in den Unternehmen widerspiegeln. Lernen 4.0 fokussiert – mit
dem Ziel der Effizienz - die digitale Unterstützung des Lerners bzw. dessen Einbindung in eine cyberphy-
sische Lernumgebung. In gewisser Weise werden hier die Entwicklungen des Wissensmanagement des
80er-Jahre, eLearning, Webinaren usw. weiterentwickelt. Technisch erscheinen uns aktuell die Ent-
wicklungen von künstlicher Intelligenz, Augmented Reality und Virtual Reality besonders interessant,
da viele Lerninhalte hiermit effizienter gesteuert werden können.
Die genannte Definition des New Learning zielt dagegen sehr stark auf die sozialen Aspekte des Lernens
und die Selbstverwirklichung des einzelnen Lerners in seinem (sozialen) Kontext.
In der weiteren Diskussion wollen wir uns jedoch primär auf das Themenfeld Agiles Lernen konzent-
rieren, das die schnelle und erfolgreiche Anpassung an eine sich ändernde Umwelt in den Mittelpunkt
rückt. Die dazu passenden Lernszenarien verdienen daher besondere Aufmerksamkeit, sind doch die
Lernthemen in einem permanenten Wandel. Somit lohnt es, einen tieferen Blick auf die wesentlichen
Kompetenzen zu werfen, die beim agilen Lernen und in der zukünftigen Arbeitswelt eine besondere
Rolle spielen und verstärkt entwickelt werden müssen.
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Definition: Agil
Auch der Begriff Agil muss hier kurz definiert werden, da mindestens zwei Bedeutungen
kursieren:
- Agil im Sinne des Duden bedeutet: „von großer Beweglichkeit zeugend; regsam
und wendig“ (Quelle: Duden.de). Es handelt sich um ein Adjektiv und beschreibt
somit die Fähigkeit eines Menschen oder einer Organisation. Im Sinne unserer Dis-
kussion handelt es sich um eine Folge (kompetentes Handeln), nicht die Ursache
(Gestaltung eines Systems, in dem das Verhalten gezeigt wird)!
- Agil im Sinne von Arbeitsorganisation beschreibt die Fähigkeit eines Arbeitssys-
tems, Kopfarbeit transparent und prognostizierbar zu machen. So können auch
komplexe Sachverhalte effizient bearbeitet werden. Eine Kurzdarstellung, was zu
Agilem Arbeiten gehört, finden Sie hier: LINK. Lernen ist ein wesentliches Element
von Agiler Arbeitsorganisation und darin unter anderem durch Reviews und Re-
trospektiven fest verankert.
4. Die wichtigsten Lerninhalte für Mitarbeiter
Bevor wir uns mit dem „Wie“ des Lernens und den agilen Lernformaten auseinandersetzen, sollten wir
auch das „Was“ betrachten. Was müssen Mitarbeiter – unabhängig von der aktuellen Tätigkeit - kön-
nen und welche Kompetenzen benötigen sie, um in Zukunft erfolgreich und gesund arbeiten und ler-
nen zu können? Und wie müssen sich Unternehmen aufstellen, um ihre Mitarbeiter in ihrer Zukunfts-
fitness zu unterstützen? Solche Fragen stellen sich immer häufiger, denn New Work, Digitalisierung
und viele andere Trends verändern unsere Arbeitswelt. Die Freiheitsgrade in Bezug auf Arbeitszeit, -
ort und -selbstbestimmung werden immer größer, virtuelle und hierarchiefreie Teamarbeit nimmt zu
und Führung wird von Grund auf neu definiert. In diesem veränderten Kontext müssen Mitarbeiter
agieren und lernen. Aber was brauchen sie dafür?
Das Personalernetzwerk „Initiative Weg zur Selbst-GmbH“ e.V. hat dazu eine Meta-Literaturanalyse
und ein Expertendelphi mit 46 Experten durchgeführt und 22 Kompetenzen identifiziert, die Mitarbei-
ter benötigen, um in Zukunft gesund und wertschöpfend arbeiten zu können.
Besonders relevant sind die elementaren Kompetenzen in weiß wie Resilienz, Selbstorganisation, Kom-
munikationskompetenz und Lernkompetenz, die von allen Experten als besonders wichtig in der Zu-
kunft identifiziert wurden. Hinzukommen noch die notwendigen Kompetenzen wie Netzwerkkompe-
tenz, kritisches Denken etc., die alle für das Bestehen in der zukünftigen Arbeitswelt notwendig sind.
Bei den blauen Kompetenzen wie Verantwortungsbereitschaft sind sich die Experten nicht einig, was
bedeuten kann, dass diese nur in spezifischen Kontexten eine Rolle spielen.
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Abb. 1: Metakompetenzen für die Zukunft. Homogen: Experten haben die entsprechenden Kompeten-
zen eindeutig dem angegebenen Bereich zugeordnet. Heterogen: Die Zuordnung war nicht eindeutig.
Quelle: Kompetenzen für die neue Arbeitswelt – welche Metakompetenzen Mitarbeiter zukunftsfit ma-
chen; Studie des Selbst GmbH e.V., 2020
Allgemein erleben die fünf Kompetenzen, „Digitale Grundkompetenzen, Selbstreflexion, Resilienz,
Selbstorganisation und Kommunikationskompetenz“ einen starken Bedeutungszuwachs. Interessan-
terweise nimmt dagegen die Bedeutung von Kompetenzen, wie „Empathie, Kundenorientierung und
Konfliktkompetenz“ relativ ab. Begründen kann man dies damit, dass die individuellen Gestaltungs-
grade und die damit verbundene Verantwortung steigen, während die Kontrollmechanismen und die
Führungsbegleitung stetig abnehmen.
Dieser Überblick bietet einen guten Rahmen, um Weiterbildung im Unternehmen zu gestalten. Er passt
auch hervorragend in den Kontext agilen Lernens. Nicht nur weil Lernkompetenzen (siehe unten) ele-
mentar für die Selbststeuerung der Lerner sind. Auch Digitale Grundkompetenzen für virtuelle Com-
munities und eLearnings, Resilienz in Bezug auf Vereinbarkeit von Arbeits- und Lernanforderungen,
Selbstorganisation von Arbeit und Lernen, Kommunikationskompetenz bei sozialem Lernen… Alle oben
identifizierten Kompetenzen werden auch für die Zukunft des Lernens benötigt. Unternehmen tun also
gut daran, diese bereits jetzt schon zu fördern – egal welche Arbeitsorganisation das Unternehmen
hat. Denn diese fördern die Veränderungsfähigkeit von Individuum und Organisation.
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Im Kontext des agilen Lernens sind natürlich die Lernkompetenzen besonders hervorzuheben.
Aber wie steht es um die individuellen Lernkompetenzen, die Menschen benötigen, um in der neuen
Lernwelt erfolgreich zu sein?
Mitarbeiter ohne Lernkompetenzen sind die Analphabeten der Zukunft (Markus Väth)
Hier hilft die Studie „LEKAF – Lernkompetenzen analysieren und fördern“ der Hochschule für ange-
wandtes Management in Ismaning/Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Nele Graf weiter. In der LE-
KAF-Studie wurden deutschlandweit mehr als 10.000 Mitarbeiter zu ihren Lernkompetenzen befragt.
Daraus wurde ein Modell abgeleitet, das Dimensionen von Lernkompetenzen mit verschiedenen Fak-
toren beschreibt. (www.lekaf.de )
In dem erwähnten Modell spielen drei Felder für das Lernen eine besondere Rolle:
• Lerndisposition: Wie man als Lerner „tickt“ (Selbstreflexion),
• Lernmanagement: wie Menschen ihren Lernprozess organisieren und
• Lernkultur: wie förderlich die Rahmenbedingungen für das individuelle Lernen sind.
Mit diesem Modell ist zum ersten Mal eine Konkretisierung der Lernkompetenzen im beruflichen Kon-
text gelungen, die Unternehmen und Individuen in der Praxis hilft. Unterstützend wurde auf Basis der
Daten eine individuelle Lernkompetenzanalyse entwickelt, die den eigenen Stand im Vergleich zur
Peergroup und damit Stärken und Potenziale aufzeigt. So kann gezielt die eigene Lernkompetenz re-
flektiert werden und das individuelle Lernen ausgebaut werden.
Mit höheren Lernkompetenzen haben dann auch neue, hoch selbstgesteuerte Formate wie eLearni-
ngs, MOOCs einen höheren Wirkungsgrad und der Lerner kann die Rolle übernehmen, die viele Orga-
nisationen häufig ohne Kommunikation & Diskussion ihm bereits übertragen haben.
LEKAF
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Abb. 2: Drei Aspekte von Lernkompetenzen. Quelle: Graf, N., Gramß, D., Heister, M., 2016
5. Die neuen Rollen im Lernen
In der bisherigen Diskussion haben wir gesehen, dass sich Lernen in vielfacher Hinsicht verändert und
eine Umstellung aller Beteiligten verlangt. Im vorherigen Abschnitt haben wir gesehen, dass neue An-
forderungen auf Lerner zukommen und eine zunehmende Selbstverantwortung der Lerner unaus-
weichlich ist. Damit stellt sich die Frage, wie sich die verschiedenen Rollen im Lernen verändern sollten.
Selbstgesteuertes Lernen erfordert eine hohe Lernkompetenz
der Mitarbeiter sowie Lerncoaching-Kompetenzen der
Führungskräfte und Personalentwickler.
Die Rolle des Lerners – Verantwortung für die eigene Entwicklung
Beim Lerner selbst dürften die Veränderungen des Lernens – wie bereits angedeutet - am deutlichsten
werden. In der sich verändernden und individualisierten Arbeitswelt kann nur noch der Lerner selbst
erfassen, was er wann lernen sollte und daraus resultiert automatisch die Verantwortung, das eigene
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Lernen auch selbst zu organisieren. Im Gespräch mit der Führungskraft und im Team identifiziert er
seine Lernbedarfe und gestaltet das eigene Lernen. Dabei wird er durch die Personalentwicklung be-
raten.
In Agilen Lernwelten verschiebt sich die Verantwortung deutlich zum Individuum, denn agile Lerner
sind:
✓ Initiator: Die momentanen und zukünftigen Anforderungen und Entwicklungsfelder werden mit
der Führungskraft prognostiziert und die Vorbereitung auf Veränderungen selbst initiiert.
✓ Gestalter: Lernstrategien, -inhalte, -zeit und Lernformate werden aktiv selbst ausgesucht, ge-
plant und proaktiv nachgefragt.
✓ Motivator: Bei so viel Selbststeuerung können Externe auch keine „Durchhalteparolen“ liefern.
Die Motivation muss der Lerner selbst aufbringen und erhalten.
✓ Anwender: Sowohl müssen Lerntools angewendet werden als auch neue Erkenntnisse und Kom-
petenzen im Alltag verprobt, reflektiert und adaptiert werden. Nur wenn es eine Verhaltensän-
derung mit sich bringt, ist Lernen erfolgreich gewesen.
Die Rolle der Personalentwicklung – Begleitung der Organisation als Lernexperte
Das bisherige Verständnis der Personal- und Führungskräfteentwicklung in den Unternehmen weist
dem Personalentwickler eine Rolle zu, die auf Analyse von Lernbedarfen, Design bzw. Beschaffung von
Lernformaten und deren Umsetzung basiert. Die Personalentwicklung ist somit ein interner Dienstleis-
ter, der angebotsorientiert denkt und arbeitet und dessen Erfolg häufig noch anhand von Weiterbil-
dungskatalogen und Trainingstagen pro Mitarbeiter gemessen wird.
Im Rahmen des agilen Lernens bilden weder Seminare im Gießkannenprinzip noch langfriste Vorpla-
nungen (Jahresbildungsprogramm) den realen Bedarf ab. Die Logik ändert sich von einer derartigen
Angebotsorientierung zu einer Nachfrageorientierung, deren Impuls vom Individuum, einem Team o-
der der Unternehmensleitung kommt. Die Personalentwicklung im agilen Lernen wird damit zu Ermög-
licher von Veränderung und muss ein breiteres Spektrum an Begleitung anbieten. Zusammengefasst
wird die Rolle der Personalentwicklung vielfältiger – und wahrscheinlich bilden sich Experten in ver-
schiedenen Unterbereichen aus:
✓ PE als Stratege: PE analysiert Bedarfe, übersetzt die Unternehmens- oder Abteilungsstrategie in
Entwicklungskonzepte und ist Sparringspartner des Business.
✓ PE als Förderer einer Unternehmens- und Lernkultur, die die Transformations- und Arbeitspro-
zesse, aber auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter optimal unterstützt.
✓ PE als Lerncoach unterstützt die Mitarbeiter bei der Entwicklung von Lernkompetenzen sowie
bei der Analyse und Umsetzung individueller Maßnahmen zur Leistungssteigerung und zum Leis-
tungserhalt.
✓ PE als Broker vermittelt zur Performance-Beratung passende Instrumente, als Wissensmanager
bringt er passende Lernpartner zusammen und entwickelt bedarfsgerecht neue Tools.
✓ PE als Data Miner, bringt das Knowhow zu Learning Analytics mit ein, erhebt und wertet Daten
aus, um Lernbedarfe zu erkennen, Erfolgschancen neuer Lernformate zu prognostizieren und
alle anderen Rollen der PE bei ihrer Arbeit zu unterstützen.
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Abb. 3: Die fünf Rollenbestandteile zukünftiger Personalentwicklung
Zu dieser Entwicklung gehört allerdings auch eine weitere Professionalisierung und Fokussierung der
Personalentwickler, die sowohl neue Kompetenzen als auch ein neues Verständnis ihrer Position auf-
bauen und in der Organisation kommunizieren müssen.
Die Rolle der Führungskraft – vom Entscheider zum Ermöglicher
In nahezu allen Organisationen spielen auch die Führungskräfte eine zentrale Rolle im Lernprozess. Die
Identifikation der Lernbedarfe und die Entscheidung, welche Qualifizierungsmaßnahmen wahrgenom-
men werden sowie die Gestaltung der Rahmenbedingungen, resultiert aus einer Interaktion von Füh-
rungskraft und Mitarbeiter.
Wenn sich die Arbeits- und Lernwelt wie beschrieben verändert, wird sich auch die Rolle der Führungs-
kraft im Lernprozess verändern. Die folgende Abbildung zeigt die vier wichtigsten Elemente der Rolle
einer modernen Führungskraft. Es geht primär um die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für
effizientes Lernen und die Begleitung des Mitarbeiters in seinem Lernprozess.
Ohne die Führungskräfte (in agilen Organisationen können das auch Scrum-Master oder das Team
sein) fehlt ein entscheidender Aspekt des agilen Lernens: Sie bilden das Bindeglied von den individuel-
len Bedürfnissen des Lerners und den organisatorischen, strategischen (zukünftigen) Anforderungen.
Sie prägen maßgeblich die Kultur und unterstützen den Wandel hin zum agilen Lernen. Das Mindset
geht von einem entscheidenden, kontrollierenden zu einem fördernden und Rahmengestaltenden
Verständnis von Führung.
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Abb. 4: Vier Aufgabenbereiche für die Führungskraft als Lernbegleiter ihrer Mitarbeiter
6. Lernformate für die agile Zukunft
Eine sich ändernde Arbeitswelt, veränderte Kompetenzanforderungen und neue Rollen im Lernen ha-
ben wir bereits diskutiert. Daraus entsteht automatisch die Erkenntnis, dass sich auch die eingesetzten
Formate und Tools verändern müssen. Während früher die Wissensvermittlung von einem Wissenden
zu weniger Wissenden im Fokus stand und dazu geeignete Formate eingesetzt wurden, zeichnen sich
agile Lernformate durch folgende Kriterien aus:
✓ Sie orientieren sich am Ergebnis (Was will jemand erreichen?) und nicht am Input (Was soll ver-
mittelt werden?)
✓ Sie sind methodisch strukturiert, aber inhaltlich sehr flexibel
✓ Sie leben von der Eigenverantwortung der Lerner
✓ Sie sind an den individuellen Bedarfen ausgerichtet und können jederzeit angepasst werden
✓ Jeder Teilnehmer ist Prosument. Er oder sie lernt eigenverantwortlich und gibt eigenes Wissen
weiter
Bei agilen Lernformaten ist jeder Mitarbeiter gleichzeitig Lernender und Leh-
rer – das Geben und Nehmen ist ein Grundprinzip agiler Lernkultur.
In den letzten Jahren wurden etliche Lernformate entwickelt, die hervorragend zur agilen Lernlogik
passen und sich gut mit der operativen Arbeitswelt vereinbaren lassen. Sie sind kurzgehalten, binden
die Menschen ein, bieten einen klaren Rahmen bei hoher inhaltlicher Flexibilität und machen oft ext-
rem viel Spaß. Einige wie Barcamps, Working-out-loud und Mentoring sind der breiten Masse wahr-
scheinlich schon bekannt. Schauen wir uns drei vielleicht noch eher unbekannte Beispiele an.
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Abb. 5: Beispiele für unterschiedlichste Lernformate, die zum Agilen Lernen passen (eigene Darstellung)
Lean Coffee
Lean Coffee ist ein offener kollegialer Wissensaustausch in kleineren Gruppen. Es läuft ähnlich wie bei
der Großgruppentechnik „World Café“ ab, an der sich die Entwickler des Lean Coffees, Jim Benson und
Jeremy Lightsmith, orientiert haben. Allerdings gibt es – wie beim BarCamp - keine Agenda vorab.
Stattdessen sammeln die Teilnehmer die zu besprechenden Themen zu Beginn der Veranstaltung und
priorisieren diese. Anschließend wird mit dem für alle Teilnehmer wichtigsten Thema begonnen und
dieses für eine festgelegte Zeit diskutiert. Nach Ablauf der Zeit entscheiden die Teilnehmer per einfa-
chem Handzeichen, ob sie dieses Thema weiter diskutieren oder mit dem nächsten starten wollen. Ein
Lean Coffee findet in der Regel in einem zeitlichen Rahmen von maximal zwei Stunden statt. Teilneh-
men darf jeder, der interessiert ist. Allerdings sollte die Gruppe nicht zu groß werden.
Ein Element des Lean Coffee kann übrigens der Personal Kanban sein. Hier werden alle Aufgaben, die
zu erledigen sind, visualisiert, priorisiert und anschließend abgearbeitet. Der Personal Kanban nutzt
somit Elemente des Agilen Arbeitens (Transparenz, limited Work in Progress, Pull-Prinzip) auf persön-
licher Ebene dem gleichen Effekt: Höhere Produktivität. Aus unserer Sicht ist dies ein weiteres Beispiel
dafür, dass Elemente und Tools der (Agilen) Arbeitsorganisation oft auch als individuelle Lernstruktur/-
instrumente dienen können.
Liberating Structures
Die Liberating Structures entstanden aus dem Wunsch in Meeting- und Lernformaten mehr Teilneh-
mer in eine aktive Beteiligung zu bringen und kollaborieren zu lassen. Liberating Structures ist eine
Sammlung von mehr als 30 Interventionen unterschiedlicher Zielrichtungen. Liberating Structures ent-
zünden Einfallsreichtum, indem sie eine klare Struktur der Zusammenarbeit vorgeben, während der
Inhalt oder der behandelte Gegenstand freigesetzt wird. Sehr einfache Rahmenbedingungen unter-
stützen kreative Anpassungsfähigkeit und führen zu besseren Ergebnissen als erwartet.
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Ein guter Start für das Verständnis der Logik hinter den Liberating Structures ist die Intervention “1-2-
4-All”. Hier wird eine Frage zunächst alleine (1) bearbeitet. Anschließend finden sich Paare (2), die über
ihre Gedanken sprechen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeiten. In der dritten
Runde kommen je zwei Paare (4) zusammen und durchlaufen den gleichen Prozess. Zum Schluss wird
in der Gesamtgruppe über das Thema gesprochen. Der Ablauf aus stillem Nachdenken, Reflexion und
Zusammenfassung in den Gruppen und abschließende Gesamtdiskussion führt dazu, dass alle Anwe-
senden beteiligt sind und trotzdem in sehr kurzer Zeit ein Ergebnis erzielt werden kann.
Abb. 6: Das Liberating Structures Menü. Quelle: https://www.liberatingstructures.de/liberating-structures-
menue/
Geschickt eingesetzt sind viele der Liberating Structures auch als Lernformat einsetzbar. In der be-
schriebenen 1-2-4-all etwa ist die Auswahl der zu bearbeitenden Fragen ein Ansatz für Lernen. Für die
Ermutigung, durch Experimentieren (ein wesentliches Grundelement Agiler Arbeitsorganisation in ei-
nem komplexen Kontext) zu lernen ist unter anderem „15%-Lösungen“ geeignet, dessen Grundidee
(als Auszug) in der folgenden Box beschrieben ist.
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15% Lösungen
Entdecke und konzentriere dich auf die Dinge, die jede Person ohne Hilfe sofort tun kann (20 Mi-
nuten)
Du kannst keinen Ozean überqueren, indem du einfach aufs Wasser starrst. – R. Tagore
Was wird ermöglicht?
15% Solutions zeigt die Aktionen auf, die – egal wie klein – von jedem sofort durchgeführt werden
können. Selbst wenn diese das große Problem nicht sofort komplett lösen, sorgen sie zumindest für
Bewegung. Und Bewegung kann einen riesigen Unterschied machen.
15% Solutions zeigen uns, dass es keinen Grund gibt, auf etwas zu warten, sich machtlos oder ver-
ängstigt zu fühlen. Sie helfen Individuen und Gruppen dabei, sich auf das zu fokussieren, was im
eigenen Einflussbereich liegt, statt auf die Dinge, die sie ohnehin nicht ändern können. Durch eine
einfache Frage wird die Unterhaltung auf das gelenkt, was getan werden kann. So werden Lösungen
für größere Probleme gefunden, auch wenn vorher gar nicht absehbar war, wo die Puzzleteile dieser
Lösung überall verstreut waren. Durch das Graben kleiner Löcher können wir einen Erdrutsch aus-
lösen und damit die gesamte Landschaft verändern.
…
Quelle: https://www.liberatingstructures.de/liberating-structures-menue/15-solutions/
Lego Serious Play (LSP)
LSP nutzt das gemeinsame Bauen mit Lego-Steinen, um Fragen zu klären, Innovationen zu kreieren und
die Leistungsfähigkeit zu steigern. Was zunächst nach Spielen aussieht, ist vor allem das Sichtbarma-
chen mentaler Bilder, die es einer Gruppe erleichtert, Missverständnisse auszuräumen und sich auf
gemeinsame Strategien, Produkte usw. zu einigen. LSP erzeugt in der ersten Phase eines Prozesses
einheitliches Verständnis, fördert die Reflexion und unterstützt einen effektiven Dialog. Durch den ex-
perimentellen und kollaborativen Ansatz passt LSP hervorragend zu Agil zu bearbeitenden Themen-
stellungen und erweist sich häufig als Katalysator von Denk- und Entscheidungsprozessen und kreati-
vere Lösungen.
Das LSP-Beispiel in der folgenden Abbildung stammt aus einer Führungskräfteentwicklung zu Digitaler
Führung (s. Kasten). Darin waren die Teilnehmer gebeten, mit Hilfe von Lego, ein Zukunftsszenario zu
bauen. Dieses wurde anschließend erläutert (mentales Bild transparent machen) und diskutiert. Ab-
schließend wurde das anzustrebende Zukunftsbild mit Lego gestaltet und für Dritte nachvollziehbar
beschrieben.
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Abb. 7: Beispiel für ein Arbeitsergebnis mit LSP (Quelle: http://mentus.de/agilefk/ )
Führungskräfteentwicklung agil gestalten – Ein Praxisbeispiel
In einer Workshopreihe „Führung 4.0“ haben die Teilnehmer, ganz im Sinne der Agilen Prinzipien,
alle für sie in ihrem Kontext passenden Lerninhalte selber definiert und in einem Backlog visualisiert.
In Lerngruppen und entsprechend der jeweiligen Prioritäten wurden diese „Lerntasks“ dann abge-
arbeitet. Der Lernprozess selbst wurde in einem „Agile-Board“ visualisiert und die gesamte Gruppe
über feste Zeitzyklen (Timeboxing) synchronisiert. Jeder konnte konkrete Führungsthemen und in-
dividuelle Bedarfe einbringen und die anderen mit seinen Erfahrungen unterstützen. Auf diese
Weise war die Führungskräfteentwicklung direkt am Bedarf jedes Teilnehmers orientiert und eine
praxisnahe Einarbeitung in agiles Arbeiten und Lernen ein schöner Nebeneffekt des Lernprozesses.
Die Beschreibung dieses Formates finden Sie hier: LINK
Frei nach dem Motto „Wer wirkt, hat recht“ können über Experimente, Reflexion und Adaption die für
den eigenen Organisationskontext passenden Formate gefunden werden. Agiles Lernen heißt also den
Gesamtkontext zu berücksichtigen, eine begleitende Lernkultur mit passenden Rahmenbedingungen
zu fördern, Lernformate zu verbreiten, alle Stakeholder in ihre neuen Rollen zu begleiten und somit
die Lernkompetenz und damit die schnelle Anpassungsfähigkeit an veränderte Umweltbedingungen
des Einzelnen und der Organisation zu fördern. Denn wie schon am Anfang geschrieben: Veränderung
ist Lernen.
Womit sich die Frage stellt: Wie kann ich vorgehen, um ein zukunftstaugliches Lernsystem zu entwi-
ckeln?
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7. What next? Was Lernverantwortliche tun können
Das Agiles Lernen für die Zukunft steht und viele (nicht alle!) Elemente der gewohnten Qualifizierungs-
konzepte und -maßnahmen ersetzt werden müssen, ist offensichtlich. Damit Agiles Lernen in der Praxis
eingeführt werden kann, sind allerdings passende Grundvoraussetzungen zu schaffen:
✓ Die Förderung der Eigenverantwortung und Selbstorganisation des Lernens durch jeden einzelnen
Mitarbeiter und jedes Team.
✓ Die Analyse und Weiterentwicklung der aktuelle Lernkultur ist für Mitarbeiter, Führungslogik und
vor allem die Organisation entscheidend.
✓ Die Definition organisatorischer Rahmenbedingungen für wirksames und effizientes Lernen. Sind
unsere Prozesse tauglich oder basieren sie bspw. noch auf Jahresgesprächen und klassischen Kar-
rieremodellen mit individuellen Boni?
✓ Die kritische Reflexion der Haltung der Personalentwicklung. Sind wir zertifikatshörige Curricu-
lum-verwalter oder Lerncoaches und -sparringspartner, an die sich alle Stakeholder wenden kön-
nen, um erfolgreich zu lernen?
Ein elementarer Schlüssel für agiles Lernen ist der erste Punkt –
eine hohe Lern-Selbststeuerung des Mitarbeiters.
Die agile Welt erfordert lernkompetente Mitarbeiter, die mit hoch selbstgesteuerten agilen Lernfor-
maten umgehen können. Diese erfordert, wie bereits erwähnt, eine hohe Lernkompetenz der Mitar-
beiter sowie Lerncoachingkompetenzen der Führungskräfte und Personalentwickler. Die bereits ange-
sprochene Lernkompetenzanalyse (LEKAF) kann als Basis-Instrument zur Identifikation des Ausgangs-
zustandes bei Lernern, Führung und der Organisation genutzt werden, um anschließend gezielte För-
dermaßnahmen zu initiieren. Die Ergebnisse der LEKAF-Analyse können sehr gut genutzt werden, die
bestehenden Lernkompetenzen und die Lernorganisation in einem Unternehmen abzuschätzen und
den Weg zu einer Agilen Lernorganisation zu definieren.
Darauf aufbauend können Lernorganisationen auch dadurch etabliert werden, dass Erfolgsfaktoren
Agiler Arbeitsorganisationen für Lernprozesse adaptiert werden. Konkret bedeutet dies:
✓ Eigenverantwortung fördern: Bisher haben Personalentwickler Führungskräfte und Mitarbeiter e-
her zur Unselbständigkeit erzogen. Der Trainingskatalog stand fest und eine Dienstleistungsmen-
talität nach dem Motto „Wir machen das schon für Sie“ war normal. Sehen Sie sich eher als Spar-
ringspartner, stellen Sie im Gespräch mit der Führungskraft und/oder dem Mitarbeiter in Frage,
ob ein Training den Lernbedarf wirklich am besten stillt. Geben Sie die Verantwortung für das Ler-
nen den Lernern zurück und verstehen Sie sich als Ermöglicher, Begleiter und Unterstützer von
Lernprozessen.
✓ Lernen lernen: Agile Lernformate und informelles Lernen sind hoch selbstgesteuert und funktio-
nieren nur wenn jeder Lerner Verantwortung für sein Lernen übernimmt. Selbstgesteuertes Ler-
nen erfordert eine hohe Lernkompetenz der Mitarbeiter, sie müssen ihren Lernbedarf erkennen,
sich motivieren und das Lernen selbst gestalten. Fördern Sie das „Lernen lernen“ - zum Beispiel
durch agile, halb selbstgesteuerte Lernformate und Lerncoachingangebote von Führungskräften
und Personalentwicklern oder Trainern.
© Mentus GmbH, 2020
17
✓ Eine passende Lern- und Fehlerkultur: Wie wird Lernen in Ihrem Unternehmen verstanden? Ist es
etwas, das ab und zu mal passieren muss oder ist es eine kontinuierliche Weiterentwicklung im
Rahmen der Arbeit? Wie wird mit Fehlern umgegangen? Finger-Pointing oder echte Reflexion und
Weiterentwicklung? Fördern Sie Wissenstransfer und schaffen Sie die Rahmenbedingungen, dass
Sie sich immer weiter zu einer lernenden Organisation entwickeln.
✓ Dazu gehören auch Werte wie Wertschätzung, Hierarchiefreiheit im Lernen, Geben und Nehmen
und Anerkennung von Expertise.
Erste praktische Schritte sollten sich dann an der Grundlogik Agilen Arbeitens orientieren, d.h. ausge-
hend vom Nutzen für die Lerner mit ersten Experimenten zu starten. Im einfachsten Fall werden meh-
rere der neuen Lernformate ausprobiert. Anschließend können die erfolgreichen Ansätze iterativ wei-
terentwickelt werden. Verleiten Sie also Ihre Mitarbeiter zum Experimentieren und unterstützen Sie
am Anfang. Entscheidend ist aus unserer Sicht, stets das Gesamtbild vor Augen zu haben und trotzdem
einfach anzufangen und zu machen (15% Lösungen, s.o.). Die Zeit langer Konzeption und ausgefeilter
Systeme ist vorbei.
Was kann man den Führungskräften und Personalentwicklern, die sich auf den Weg in das Agile Lernen
machen wollen, zusammenfassend empfehlen? Auf Basis der bisherigen Erfahrung sind uns drei
Punkte besonders wichtig, die für beide Gruppen gleichermaßen gelten:
1. So schnell und intensiv wie möglich mit den Logiken des agilen Arbeitens und Lernens vertraut
machen.
2. Sie sind Lernexperte, der Mitarbeiter und Teams bei ihrer Weiterentwicklung unterstützen kann.
Lösen Sie sich von der Mentalität der Seminarkataloge und eLearning-Kursplattformen. Werden
Sie Berater, Sparringspartner, Lerncoach, Begleiter auf Augenhöhe.
3. Machen. Einfach machen! Raus aus dem eigenen Kämmerlein und in „CoCreation“ mit den Fach-
bereichen und Mitarbeitern neue Lernformate testen und entwickeln. Falls der Mut dazu fehlt,
einfach entsprechend spezialisierte Berater oder erfahrene Kollegen aus benachbarten Unterneh-
men/Abteilungen fragen. Dann: Machen!
8. Literatur und Linktipps
Graf, N., Gramß, D., Heister, M. Gebrauchsanweisung fürs lebenslange Lernen. Vodafone Stiftung
Deutschland 2016. http://mentus.de/wp-content/uploads/2019/09/Vodafone_Stiftung_Studie_Ge-
brauchsanweisung_fuers_Lernen_01.pdf
Selbst GmbH e.V. 2020; Kompetenzen für die neue Arbeitswelt – welche Metakompetenzen Mitarbei-
ter zukunftsfit machen http://mentus.de/wp-content/uploads/2020/01/Studie-Metakompetenzen-
Selbst-GmbH.pdf
© Mentus GmbH, 2020
18
Edelkraut, F. (2019) Agile learning Designs for an Agile world - Using Agile values and principles to
handle complex learning topics, Paper für die Innovation Arabia 2019. http://mentus.de/wp-con-
tent/uploads/2019/09/paperdubai2019edelkraut-190302150440.pdf
Graf, N., Schmitz, A. (2019) Lernen auf Sterneniveau https://www.personalwirtschaft.de/personalent-
wicklung/artikel/lernen-auf-sterneniveau.html
Graf, N., Gramß, D., Edelkraut, F. Agiles Lernen,
Haufe, 2. Auflage 2019
Edelkraut, F., Mosig, H. Schnelleinstieg Agiles
Personalmanagement, Haufe 2019
Ein Tipp zum einführenden Selbststudium:
Agile Lernformate in Unternehmen
Videolernkurs von Prof. Dr. Nele Graf auf LinkedIn
© Mentus GmbH, 2020
19
In der heutigen und zukünftigen Arbeitswelt ist lebenslanges Lernen der entscheidende Wettbewerbsfaktor
für Organisationen und Mitarbeiter. Doch Seminare und andere tradierte Lernformate treffen nicht mehr die
individuellen Bedürfnisse der Lernenden. Lernen muss individueller, selbstgesteuerter, arbeitsnäher und kol-
laborativer werden – eben agiler. In diesem Kurs stellt Ihnen Nele Graf verschiedene agile Lernformate vor,
die genau darauf abzielen. Sie erfahren, wie und wann Sie diese Formate am besten einsetzen können und
welche praktischen Tipps es für die Durchführung gibt. Damit bekommen Sie eine interessante Toolbox für
Ihre Personalentwicklung an die Hand.
Als übersichtliche Visualisierung des Kurses können Sie sich eine Sketchnote von Daniela Engelhard herunter-
laden und ausdrucken.
Quelle: Daniela Engelhard
Link: https://www.linkedin.com/learning/agile-lernformate-in-organisationen/interaktive-und-in-
dividuelle-weiterbildung-2
© Mentus GmbH, 2020
20
9. Autoren und Kontakt
Prof. Dr. Nele Graf beleuchtet das Thema Personal-
entwicklung als Professorin, Forscherin, Unterneh-
merin, Speakerin und Autorin. Sie leitet das Compe-
tenceCentre for Innovations & Quality in Leadership
& Learning (CILL) und lehrt Personal an der Hoch-
schule für angewandtes Management in Ismaning &
Berlin. Zudem berät sie als Geschäftsführerin der
Mentus GmbH Unternehmen in der zukunftsorien-
tierten Personal-, Organisations- und Führungskräf-
teentwicklung. Sie hat u.a. den Bestseller „Agiles
Lernen“ geschrieben und engagiert sich ehrenamt-
lich als Vorstand für Wissenschaft im Personaler-
netzwerk Selbst GmbH e.V.
Kontakt: ng@mentus.de
Dr. Frank Edelkraut ist seit über 20 Jahren als Personal-, Füh-
rungskräfte- und Organisationsentwickler tätig. Als Interims-
manager in unterschiedlichen HR-Funktionen hat er umfang-
reiche praktische Erfahrung im operativen Personalmanage-
ment erlangt und bringt diese in Beratungsprojekte ein. Er be-
fasst sich intensiv mit Agilem Personalmanagement, was un-
ter anderem in das Buch „Schnelleinstieg Agiles Personalma-
nagement“ bei Haufe einfloss. Er engagiert sich als Mentor
und Lehrbeauftragter für „Honorable Leadership“ an der
HSBA in Hamburg.
Kontakt: fe@mentus.de
Die Homepage der Mentus GmbH: www.mentus.de
Mehr Informationen zur LEKAF-Lernkompetenzanalyse finden Sie hier: www.lekaf.de
Wenn Sie Fragen zum Thema Agiles Lernen haben, sprechen Sie uns gerne an. Wir unterstützen Sie
gerne als Speaker, Berater oder mit unseren Ausbildungen zum Agilen Lerncoach.

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Whitepaper Agiles Lernen

  • 1. © Mentus GmbH, 2020 1 Whitepaper „Agiles Lernen“ Autoren: Prof. Dr. Nele Graf und Dr. Frank Edelkraut Inhaltsverzeichnis 1. Abstract …………………………………………………………………………. 1 2. Die neue Welt des Lernens ……………………………………………. 2 3. Die wichtigsten Begriffe im Agilen Lernen ……………………… 3 4. Die wichtigsten Lerninhalte für Mitarbeiter …………………… 5 5. Die neuen Rollen im Lernen …………………………………………… 8 6. Lernformate für die agile Zukunft …………………………………. 11 7. What next? Was Lernverantwortliche tun können ……….. 16 8. Literatur und Linktipps …………………………………………………. 17 9. Autoren und Kontakt ……………………………………………………. 20 1. Abstract Zukunft ist Veränderung und Veränderung ist Lernen. Wie Veränderungen allerdings gerade im wirt- schaftlichen Kontext verlaufen und wann sie gewünschte Ergebnisse zeigen, ist dabei ganz direkt von den individuellen und kollektiven Lernprozessen in der Organisation abhängig. Design, Umsetzung und Erfolgsmessung von Lernen gehören deswegen zwingend auf die Agenda aller Stakeholder, egal ob Lerner selbst, deren Führungskraft oder Personalabteilung. Allerdings verändert sich die Art des Lernens in Zeiten von Digitalisierung, Agilisierung und anderen Trends permanent. Die Fähigkeit zu Lernen wird daher immer wichtiger, um die individuelle und orga- nisationale Anpassungsfähigkeit an sich permanent verändernde Situationen zu gewährleisten. Auf Ba- sis des agilen Manifestes und den Ursprüngen von Agilität entstand deswegen das Konzept des agilen Lernens, das sowohl die unterschiedlichen Rollen von Lerner, Führungskraft der Personalentwicklung als auch die eingesetzten Lernformate und Rahmenbedingungen einbezieht. Was agiles Lernen ist, was dazu gehört und was wichtig ist, beschreibt das folgende Whitepaper. Wir haben uns als Autorenteam aufgrund der besseren Lesbarkeit für die Verwendung des generischen Maskulinums entschieden, möchten hier aber ausdrücklich betonen, dass dies kein Akt der Diskriminierung ist
  • 2. © Mentus GmbH, 2020 2 2. Die neue Welt des Lernens „Lernen? Ach ne, ich habe schon so viel gelernt, das reicht mir.“ Solche Aussagen zum Thema Lernen gibt es noch aber sie werden in der heutigen Zeit erkennbar seltener. Schließlich sind sie immer offen- sichtlicher unpassend. Egal, welches Buzzword aktuell diskutiert wird - sei es Digitalisierung, Agile Ar- beitsorganisation oder New Work - direkt oder indirekt ist nachhaltiger Erfolg in der Zukunft primär von der Fähigkeit zu Lernen abhängig. Dies gilt für einzelne Personen, Teams oder ganze Unternehmen. Wo noch vor kurzem von Incentive-Schulungen gesprochen wurde, werden jetzt MOOCs, WOL, eLear- ning und andere Formate entdeckt. Und gerade die Unternehmen sind es, die neue Formen des Ler- nens massiv vorantreiben, denn die meisten Unternehmensleitungen haben verstanden, dass ihr Er- folg in der vernetzten Wissensgesellschaft von gut qualifizierten Mitarbeitern und wirksamen Lernde- signs abhängt. Deswegen verwundert es auch nicht, dass die Politik und auch Tarifparteien (Bsp.: Che- mieindustrie) dem Lernen eine zentrale Rolle in den aktuellen Verhandlungen der Zukunftstarifver- träge zuweisen. Nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg hängt von der Fähigkeit zu lernen ab. Wo kommt der Bedeutungswandel des Lernens her? Alle Entwicklungen der letzten Jahre haben eines gemeinsam: Die Wertschöpfungszuwächse resultieren fast ausschließlich aus „Kopfarbeit“. Die besten Betriebsergebnisse erwirtschaften die Unternehmen, die auf Basis von Daten, Software oder ähnlichen Systemen ihre Wertschöpfungskette erweitert haben oder gar innovative Lösungen an den Markt ge- bracht haben. Wenn die Kopfarbeit eine so zentrale Rolle spielt, ist zwingend zu überlegen, ob die existierende Aufbau- und Ablauforganisation dafür - und analog für das Lernen - noch geeignet sind. Die meisten Unternehmen sind noch tayloristisch, d.h. auf Produktionsprozesse ausgerichtet, organi- siert. Hier stehen vordefinierte und penibel einzuhaltende Abläufe im Vordergrund. Agile Arbeitsstruk- turen wiederum stehen für den Fokuswechsel von Produktion zu Kopfarbeit und sind explizit dafür gedacht, Wertschöpfung in der Kopfarbeit effizient zu gestalten. Dabei wird die gesamte Wertschöp- fungskette (end-to-end), ausgehend von den Kundenbedürfnissen, berücksichtigt. In der Agilen Arbeitsorganisation ist Lernen ein ganz zentrales Element, das auch in den Agilen Frame- works und Methoden als zwingend notwendiger Bestandteil vorgesehen. Aber egal, wie relevant Agi- les Arbeiten in einer Organisation ist, Lernen ist die Währung der Zukunftsfähigkeit. Die Zeit der ler- nenden Organisation ist gekommen. Und Lernen muss agil werden – auch in traditionellen Organisati- onsstrukturen. Dazu gehört, dass Lernen vor allem individueller, selbstgesteuert, wirksamer, bedarfs- orientierter und flexibel gestaltet werden sollte. Der Weg in eine moderne und wirksame agile Lernwelt ist allerdings mit dem ein oder anderen Hin- dernis gespickt. Da sind Vorbehalte gegen Lernen, die meist auf schlechten Erfahrungen mit überkom- menen Lerninstitutionen verbunden sind ebenso, wie die Konsumhaltung „Entwickle mich!“, die wir bei Lernern und Führungskräften beobachten können. Noch haben also nicht alle Individuen und Or- ganisationen den Sprung in die Zukunft des Lernens geschafft und sind in alten Strukturen verhaftet. Darin wird Lernen noch als Wissensvermittlung von Wissenden zu Unwissenden in durchstrukturierten Seminarformaten verstanden.
  • 3. © Mentus GmbH, 2020 3 Wie es besser geht, zeigen uns die rasend schnell entstehenden neuen Lernformate und Lernsysteme, die im Rahmen der Digitalisierung und vor allem von einer Open Community an Lernexperten voran- getrieben werden. Lernen ist heute bunt, menschlich, motivierend und vor allem deutlich wirksamer. Lego Serious Play, Working out Loud, TED Talks, Liberating Structures oder, oder, oder, an neuen, mo- tivierenden Lernmöglichkeiten fehlt es bestimmt nicht mehr. Lernen ist heute bunt, menschlich, motivierend und vor allem deutlich wirksamer Der rapide Zuwachs an neuen, bunten, modernen Lerninstrumenten und -formaten zeigt, wie sehr das Lernen nicht nur von den Unternehmen, sondern auch von Mitarbeitern selbst getrieben wird. Work- ing out Loud, Liberating Structures oder Barcamps zielen vor allem auf die Beteiligung von Menschen und deren Selbstorganisation in Lernprozessen. Die Bildung größerer Communities, etwa der Corpo- rate Learning Community (https://colearn.de/) tun ihr übriges und treiben die Entwicklung von der Basis her. Somit sind manche Rahmenbedingungen für einen echten Wandel vorhanden, oft fehlt es jedoch noch an Regelungen zu Lernzeiten und anderen formalen Voraussetzungen in den einzelnen Organisationen. Die Sinnhaftigkeit intensiveres Lernen ist klar, passende Lernformate entstehen fast täglich und Lernen ist zunehmend in den Arbeitsalltag integriert. Bei genauer Betrachtung zeigen sich noch ein paar Engpässe, die sich negativ auf die Entwicklung auswirken. Zum einen steigt die Unüber- sichtlichkeit des Angebotes, während es gleichzeitig in vielen Unternehmen noch an angepassten Strukturen (Lernräume, Lernzeiten, Lerncoaches usw.), Rollen und Abläufen fehlt, damit sich die neue Lernwelt zu voller Wirkung entfalten kann. Es bleibt also noch einiges zu tun und in diesem Whitepaper wollen wir aufzeigen, was zu beachten ist und wie Lernverantwortliche vorgehen können. Viel Spaß bei der Lektüre und wenn Fragen bleiben, sprechen Sie uns gerne an! 3. Die wichtigsten Begriffe im Agilen Lernen „Bevor ihr euch streitet, klärt die Begriffe.“ Konfuzius Wenn in der Überschrift „Agiles Lernen“ steht, wird bei so manchem Leser sofort der Buzzword-Alarm schrillen. Ist agiles Lernen nur eine Modeerscheinung? Um es vorwegzunehmen: Auch wenn es inflati- onär und als PR-Zwecken genutzt wird, hat agiles Lernen einen seriösen und wichtigen Hintergrund und ist nicht beliebig gewählt worden. Daher sollten wir zuerst eine Begriffsdefinition vornehmen. Denn wie schon Konfuzius mit seinem Rat beabsichtigte, werden die meisten Konflikte durch gemein- same Sprache vermieden. Also was sind die hier relevanten Lernbegriffe? Nele Graf und Anja Schmitz (Graf und Schmitz, 2019) haben dazu die ersten deutschsprachigen Definitionen entwickelt:
  • 4. © Mentus GmbH, 2020 4 „Lernen 4.0 basiert analog zur Industrie 4.0 auf der digitalen und technologischen Vernetzung und dem Grundgedanken der Effizienzsteigerung. Im Fokus steht die zeitnahe Befähigung zur anforderungsgerechten individuellen Leistung. Der Lernende wird durch ein smartes Lernumfeld (Sensoren, Bots, Avatare etc.) unterstützt. Die Kollaboration von Mensch und Maschine, Aug- mented reality und KI-gestützte Assistenzsysteme sowie Individualisierung (Losgröße 1) prägen das Lernen 4.0.“ „Agiles Lernen leitet sich vom agilen Arbeiten ab und zielt auf die lebenslange Anpassungs- und Innovationsfähigkeit von Mensch und Organisation. Agile Lernprozesse zeichnen sich durch kurze, klar strukturierte Abläufe bei gleichzeitiger Flexibilisierung und Individualisierung der In- halte (zum Beispiel WOL oder Barcamp) aus. Zielorientierung, Kollaboration, Selbststeuerung und Dynamik prägen diesen Ansatz. Im weiteren Sinne bedarf agiles Lernen eines passenden Mindsets (Selbstwirksamkeit und Entwicklungsfähigkeit), Skills (zum Beispiel Lernkompetenzen) und einer passenden Fehler- und Lernkultur.“ „New Learning basiert auf Frithjof Bergmanns New-Work-Konzept und hat die Selbst- und Po- tenzialentfaltung des Individuums zum Ziel. New Learning bezeichnet Lernen, das vom Lernenden als sinnhaft erlebt wird und Teilhabe an der Gemeinschaft ermöglicht. Die Lernprozesse sind ge- prägt von Selbstbestimmung, Autonomie und dem Streben nach Wirksamkeit. Dabei gilt, dass die Lerner ein hohes Maß an Selbstverantwortung und die Zugehörigkeit zur (Lern-)Gemeinschaft erleben.“ Der Vergleich der Definitionen zeigt bereits deutliche Unterschiede, die sich auch in den Diskussionen zum Lernen und den Vorgehensweisen in den Unternehmen widerspiegeln. Lernen 4.0 fokussiert – mit dem Ziel der Effizienz - die digitale Unterstützung des Lerners bzw. dessen Einbindung in eine cyberphy- sische Lernumgebung. In gewisser Weise werden hier die Entwicklungen des Wissensmanagement des 80er-Jahre, eLearning, Webinaren usw. weiterentwickelt. Technisch erscheinen uns aktuell die Ent- wicklungen von künstlicher Intelligenz, Augmented Reality und Virtual Reality besonders interessant, da viele Lerninhalte hiermit effizienter gesteuert werden können. Die genannte Definition des New Learning zielt dagegen sehr stark auf die sozialen Aspekte des Lernens und die Selbstverwirklichung des einzelnen Lerners in seinem (sozialen) Kontext. In der weiteren Diskussion wollen wir uns jedoch primär auf das Themenfeld Agiles Lernen konzent- rieren, das die schnelle und erfolgreiche Anpassung an eine sich ändernde Umwelt in den Mittelpunkt rückt. Die dazu passenden Lernszenarien verdienen daher besondere Aufmerksamkeit, sind doch die Lernthemen in einem permanenten Wandel. Somit lohnt es, einen tieferen Blick auf die wesentlichen Kompetenzen zu werfen, die beim agilen Lernen und in der zukünftigen Arbeitswelt eine besondere Rolle spielen und verstärkt entwickelt werden müssen.
  • 5. © Mentus GmbH, 2020 5 Definition: Agil Auch der Begriff Agil muss hier kurz definiert werden, da mindestens zwei Bedeutungen kursieren: - Agil im Sinne des Duden bedeutet: „von großer Beweglichkeit zeugend; regsam und wendig“ (Quelle: Duden.de). Es handelt sich um ein Adjektiv und beschreibt somit die Fähigkeit eines Menschen oder einer Organisation. Im Sinne unserer Dis- kussion handelt es sich um eine Folge (kompetentes Handeln), nicht die Ursache (Gestaltung eines Systems, in dem das Verhalten gezeigt wird)! - Agil im Sinne von Arbeitsorganisation beschreibt die Fähigkeit eines Arbeitssys- tems, Kopfarbeit transparent und prognostizierbar zu machen. So können auch komplexe Sachverhalte effizient bearbeitet werden. Eine Kurzdarstellung, was zu Agilem Arbeiten gehört, finden Sie hier: LINK. Lernen ist ein wesentliches Element von Agiler Arbeitsorganisation und darin unter anderem durch Reviews und Re- trospektiven fest verankert. 4. Die wichtigsten Lerninhalte für Mitarbeiter Bevor wir uns mit dem „Wie“ des Lernens und den agilen Lernformaten auseinandersetzen, sollten wir auch das „Was“ betrachten. Was müssen Mitarbeiter – unabhängig von der aktuellen Tätigkeit - kön- nen und welche Kompetenzen benötigen sie, um in Zukunft erfolgreich und gesund arbeiten und ler- nen zu können? Und wie müssen sich Unternehmen aufstellen, um ihre Mitarbeiter in ihrer Zukunfts- fitness zu unterstützen? Solche Fragen stellen sich immer häufiger, denn New Work, Digitalisierung und viele andere Trends verändern unsere Arbeitswelt. Die Freiheitsgrade in Bezug auf Arbeitszeit, - ort und -selbstbestimmung werden immer größer, virtuelle und hierarchiefreie Teamarbeit nimmt zu und Führung wird von Grund auf neu definiert. In diesem veränderten Kontext müssen Mitarbeiter agieren und lernen. Aber was brauchen sie dafür? Das Personalernetzwerk „Initiative Weg zur Selbst-GmbH“ e.V. hat dazu eine Meta-Literaturanalyse und ein Expertendelphi mit 46 Experten durchgeführt und 22 Kompetenzen identifiziert, die Mitarbei- ter benötigen, um in Zukunft gesund und wertschöpfend arbeiten zu können. Besonders relevant sind die elementaren Kompetenzen in weiß wie Resilienz, Selbstorganisation, Kom- munikationskompetenz und Lernkompetenz, die von allen Experten als besonders wichtig in der Zu- kunft identifiziert wurden. Hinzukommen noch die notwendigen Kompetenzen wie Netzwerkkompe- tenz, kritisches Denken etc., die alle für das Bestehen in der zukünftigen Arbeitswelt notwendig sind. Bei den blauen Kompetenzen wie Verantwortungsbereitschaft sind sich die Experten nicht einig, was bedeuten kann, dass diese nur in spezifischen Kontexten eine Rolle spielen.
  • 6. © Mentus GmbH, 2020 6 Abb. 1: Metakompetenzen für die Zukunft. Homogen: Experten haben die entsprechenden Kompeten- zen eindeutig dem angegebenen Bereich zugeordnet. Heterogen: Die Zuordnung war nicht eindeutig. Quelle: Kompetenzen für die neue Arbeitswelt – welche Metakompetenzen Mitarbeiter zukunftsfit ma- chen; Studie des Selbst GmbH e.V., 2020 Allgemein erleben die fünf Kompetenzen, „Digitale Grundkompetenzen, Selbstreflexion, Resilienz, Selbstorganisation und Kommunikationskompetenz“ einen starken Bedeutungszuwachs. Interessan- terweise nimmt dagegen die Bedeutung von Kompetenzen, wie „Empathie, Kundenorientierung und Konfliktkompetenz“ relativ ab. Begründen kann man dies damit, dass die individuellen Gestaltungs- grade und die damit verbundene Verantwortung steigen, während die Kontrollmechanismen und die Führungsbegleitung stetig abnehmen. Dieser Überblick bietet einen guten Rahmen, um Weiterbildung im Unternehmen zu gestalten. Er passt auch hervorragend in den Kontext agilen Lernens. Nicht nur weil Lernkompetenzen (siehe unten) ele- mentar für die Selbststeuerung der Lerner sind. Auch Digitale Grundkompetenzen für virtuelle Com- munities und eLearnings, Resilienz in Bezug auf Vereinbarkeit von Arbeits- und Lernanforderungen, Selbstorganisation von Arbeit und Lernen, Kommunikationskompetenz bei sozialem Lernen… Alle oben identifizierten Kompetenzen werden auch für die Zukunft des Lernens benötigt. Unternehmen tun also gut daran, diese bereits jetzt schon zu fördern – egal welche Arbeitsorganisation das Unternehmen hat. Denn diese fördern die Veränderungsfähigkeit von Individuum und Organisation.
  • 7. © Mentus GmbH, 2020 7 Im Kontext des agilen Lernens sind natürlich die Lernkompetenzen besonders hervorzuheben. Aber wie steht es um die individuellen Lernkompetenzen, die Menschen benötigen, um in der neuen Lernwelt erfolgreich zu sein? Mitarbeiter ohne Lernkompetenzen sind die Analphabeten der Zukunft (Markus Väth) Hier hilft die Studie „LEKAF – Lernkompetenzen analysieren und fördern“ der Hochschule für ange- wandtes Management in Ismaning/Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Nele Graf weiter. In der LE- KAF-Studie wurden deutschlandweit mehr als 10.000 Mitarbeiter zu ihren Lernkompetenzen befragt. Daraus wurde ein Modell abgeleitet, das Dimensionen von Lernkompetenzen mit verschiedenen Fak- toren beschreibt. (www.lekaf.de ) In dem erwähnten Modell spielen drei Felder für das Lernen eine besondere Rolle: • Lerndisposition: Wie man als Lerner „tickt“ (Selbstreflexion), • Lernmanagement: wie Menschen ihren Lernprozess organisieren und • Lernkultur: wie förderlich die Rahmenbedingungen für das individuelle Lernen sind. Mit diesem Modell ist zum ersten Mal eine Konkretisierung der Lernkompetenzen im beruflichen Kon- text gelungen, die Unternehmen und Individuen in der Praxis hilft. Unterstützend wurde auf Basis der Daten eine individuelle Lernkompetenzanalyse entwickelt, die den eigenen Stand im Vergleich zur Peergroup und damit Stärken und Potenziale aufzeigt. So kann gezielt die eigene Lernkompetenz re- flektiert werden und das individuelle Lernen ausgebaut werden. Mit höheren Lernkompetenzen haben dann auch neue, hoch selbstgesteuerte Formate wie eLearni- ngs, MOOCs einen höheren Wirkungsgrad und der Lerner kann die Rolle übernehmen, die viele Orga- nisationen häufig ohne Kommunikation & Diskussion ihm bereits übertragen haben. LEKAF
  • 8. © Mentus GmbH, 2020 8 Abb. 2: Drei Aspekte von Lernkompetenzen. Quelle: Graf, N., Gramß, D., Heister, M., 2016 5. Die neuen Rollen im Lernen In der bisherigen Diskussion haben wir gesehen, dass sich Lernen in vielfacher Hinsicht verändert und eine Umstellung aller Beteiligten verlangt. Im vorherigen Abschnitt haben wir gesehen, dass neue An- forderungen auf Lerner zukommen und eine zunehmende Selbstverantwortung der Lerner unaus- weichlich ist. Damit stellt sich die Frage, wie sich die verschiedenen Rollen im Lernen verändern sollten. Selbstgesteuertes Lernen erfordert eine hohe Lernkompetenz der Mitarbeiter sowie Lerncoaching-Kompetenzen der Führungskräfte und Personalentwickler. Die Rolle des Lerners – Verantwortung für die eigene Entwicklung Beim Lerner selbst dürften die Veränderungen des Lernens – wie bereits angedeutet - am deutlichsten werden. In der sich verändernden und individualisierten Arbeitswelt kann nur noch der Lerner selbst erfassen, was er wann lernen sollte und daraus resultiert automatisch die Verantwortung, das eigene
  • 9. © Mentus GmbH, 2020 9 Lernen auch selbst zu organisieren. Im Gespräch mit der Führungskraft und im Team identifiziert er seine Lernbedarfe und gestaltet das eigene Lernen. Dabei wird er durch die Personalentwicklung be- raten. In Agilen Lernwelten verschiebt sich die Verantwortung deutlich zum Individuum, denn agile Lerner sind: ✓ Initiator: Die momentanen und zukünftigen Anforderungen und Entwicklungsfelder werden mit der Führungskraft prognostiziert und die Vorbereitung auf Veränderungen selbst initiiert. ✓ Gestalter: Lernstrategien, -inhalte, -zeit und Lernformate werden aktiv selbst ausgesucht, ge- plant und proaktiv nachgefragt. ✓ Motivator: Bei so viel Selbststeuerung können Externe auch keine „Durchhalteparolen“ liefern. Die Motivation muss der Lerner selbst aufbringen und erhalten. ✓ Anwender: Sowohl müssen Lerntools angewendet werden als auch neue Erkenntnisse und Kom- petenzen im Alltag verprobt, reflektiert und adaptiert werden. Nur wenn es eine Verhaltensän- derung mit sich bringt, ist Lernen erfolgreich gewesen. Die Rolle der Personalentwicklung – Begleitung der Organisation als Lernexperte Das bisherige Verständnis der Personal- und Führungskräfteentwicklung in den Unternehmen weist dem Personalentwickler eine Rolle zu, die auf Analyse von Lernbedarfen, Design bzw. Beschaffung von Lernformaten und deren Umsetzung basiert. Die Personalentwicklung ist somit ein interner Dienstleis- ter, der angebotsorientiert denkt und arbeitet und dessen Erfolg häufig noch anhand von Weiterbil- dungskatalogen und Trainingstagen pro Mitarbeiter gemessen wird. Im Rahmen des agilen Lernens bilden weder Seminare im Gießkannenprinzip noch langfriste Vorpla- nungen (Jahresbildungsprogramm) den realen Bedarf ab. Die Logik ändert sich von einer derartigen Angebotsorientierung zu einer Nachfrageorientierung, deren Impuls vom Individuum, einem Team o- der der Unternehmensleitung kommt. Die Personalentwicklung im agilen Lernen wird damit zu Ermög- licher von Veränderung und muss ein breiteres Spektrum an Begleitung anbieten. Zusammengefasst wird die Rolle der Personalentwicklung vielfältiger – und wahrscheinlich bilden sich Experten in ver- schiedenen Unterbereichen aus: ✓ PE als Stratege: PE analysiert Bedarfe, übersetzt die Unternehmens- oder Abteilungsstrategie in Entwicklungskonzepte und ist Sparringspartner des Business. ✓ PE als Förderer einer Unternehmens- und Lernkultur, die die Transformations- und Arbeitspro- zesse, aber auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter optimal unterstützt. ✓ PE als Lerncoach unterstützt die Mitarbeiter bei der Entwicklung von Lernkompetenzen sowie bei der Analyse und Umsetzung individueller Maßnahmen zur Leistungssteigerung und zum Leis- tungserhalt. ✓ PE als Broker vermittelt zur Performance-Beratung passende Instrumente, als Wissensmanager bringt er passende Lernpartner zusammen und entwickelt bedarfsgerecht neue Tools. ✓ PE als Data Miner, bringt das Knowhow zu Learning Analytics mit ein, erhebt und wertet Daten aus, um Lernbedarfe zu erkennen, Erfolgschancen neuer Lernformate zu prognostizieren und alle anderen Rollen der PE bei ihrer Arbeit zu unterstützen.
  • 10. © Mentus GmbH, 2020 10 Abb. 3: Die fünf Rollenbestandteile zukünftiger Personalentwicklung Zu dieser Entwicklung gehört allerdings auch eine weitere Professionalisierung und Fokussierung der Personalentwickler, die sowohl neue Kompetenzen als auch ein neues Verständnis ihrer Position auf- bauen und in der Organisation kommunizieren müssen. Die Rolle der Führungskraft – vom Entscheider zum Ermöglicher In nahezu allen Organisationen spielen auch die Führungskräfte eine zentrale Rolle im Lernprozess. Die Identifikation der Lernbedarfe und die Entscheidung, welche Qualifizierungsmaßnahmen wahrgenom- men werden sowie die Gestaltung der Rahmenbedingungen, resultiert aus einer Interaktion von Füh- rungskraft und Mitarbeiter. Wenn sich die Arbeits- und Lernwelt wie beschrieben verändert, wird sich auch die Rolle der Führungs- kraft im Lernprozess verändern. Die folgende Abbildung zeigt die vier wichtigsten Elemente der Rolle einer modernen Führungskraft. Es geht primär um die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für effizientes Lernen und die Begleitung des Mitarbeiters in seinem Lernprozess. Ohne die Führungskräfte (in agilen Organisationen können das auch Scrum-Master oder das Team sein) fehlt ein entscheidender Aspekt des agilen Lernens: Sie bilden das Bindeglied von den individuel- len Bedürfnissen des Lerners und den organisatorischen, strategischen (zukünftigen) Anforderungen. Sie prägen maßgeblich die Kultur und unterstützen den Wandel hin zum agilen Lernen. Das Mindset geht von einem entscheidenden, kontrollierenden zu einem fördernden und Rahmengestaltenden Verständnis von Führung.
  • 11. © Mentus GmbH, 2020 11 Abb. 4: Vier Aufgabenbereiche für die Führungskraft als Lernbegleiter ihrer Mitarbeiter 6. Lernformate für die agile Zukunft Eine sich ändernde Arbeitswelt, veränderte Kompetenzanforderungen und neue Rollen im Lernen ha- ben wir bereits diskutiert. Daraus entsteht automatisch die Erkenntnis, dass sich auch die eingesetzten Formate und Tools verändern müssen. Während früher die Wissensvermittlung von einem Wissenden zu weniger Wissenden im Fokus stand und dazu geeignete Formate eingesetzt wurden, zeichnen sich agile Lernformate durch folgende Kriterien aus: ✓ Sie orientieren sich am Ergebnis (Was will jemand erreichen?) und nicht am Input (Was soll ver- mittelt werden?) ✓ Sie sind methodisch strukturiert, aber inhaltlich sehr flexibel ✓ Sie leben von der Eigenverantwortung der Lerner ✓ Sie sind an den individuellen Bedarfen ausgerichtet und können jederzeit angepasst werden ✓ Jeder Teilnehmer ist Prosument. Er oder sie lernt eigenverantwortlich und gibt eigenes Wissen weiter Bei agilen Lernformaten ist jeder Mitarbeiter gleichzeitig Lernender und Leh- rer – das Geben und Nehmen ist ein Grundprinzip agiler Lernkultur. In den letzten Jahren wurden etliche Lernformate entwickelt, die hervorragend zur agilen Lernlogik passen und sich gut mit der operativen Arbeitswelt vereinbaren lassen. Sie sind kurzgehalten, binden die Menschen ein, bieten einen klaren Rahmen bei hoher inhaltlicher Flexibilität und machen oft ext- rem viel Spaß. Einige wie Barcamps, Working-out-loud und Mentoring sind der breiten Masse wahr- scheinlich schon bekannt. Schauen wir uns drei vielleicht noch eher unbekannte Beispiele an.
  • 12. © Mentus GmbH, 2020 12 Abb. 5: Beispiele für unterschiedlichste Lernformate, die zum Agilen Lernen passen (eigene Darstellung) Lean Coffee Lean Coffee ist ein offener kollegialer Wissensaustausch in kleineren Gruppen. Es läuft ähnlich wie bei der Großgruppentechnik „World Café“ ab, an der sich die Entwickler des Lean Coffees, Jim Benson und Jeremy Lightsmith, orientiert haben. Allerdings gibt es – wie beim BarCamp - keine Agenda vorab. Stattdessen sammeln die Teilnehmer die zu besprechenden Themen zu Beginn der Veranstaltung und priorisieren diese. Anschließend wird mit dem für alle Teilnehmer wichtigsten Thema begonnen und dieses für eine festgelegte Zeit diskutiert. Nach Ablauf der Zeit entscheiden die Teilnehmer per einfa- chem Handzeichen, ob sie dieses Thema weiter diskutieren oder mit dem nächsten starten wollen. Ein Lean Coffee findet in der Regel in einem zeitlichen Rahmen von maximal zwei Stunden statt. Teilneh- men darf jeder, der interessiert ist. Allerdings sollte die Gruppe nicht zu groß werden. Ein Element des Lean Coffee kann übrigens der Personal Kanban sein. Hier werden alle Aufgaben, die zu erledigen sind, visualisiert, priorisiert und anschließend abgearbeitet. Der Personal Kanban nutzt somit Elemente des Agilen Arbeitens (Transparenz, limited Work in Progress, Pull-Prinzip) auf persön- licher Ebene dem gleichen Effekt: Höhere Produktivität. Aus unserer Sicht ist dies ein weiteres Beispiel dafür, dass Elemente und Tools der (Agilen) Arbeitsorganisation oft auch als individuelle Lernstruktur/- instrumente dienen können. Liberating Structures Die Liberating Structures entstanden aus dem Wunsch in Meeting- und Lernformaten mehr Teilneh- mer in eine aktive Beteiligung zu bringen und kollaborieren zu lassen. Liberating Structures ist eine Sammlung von mehr als 30 Interventionen unterschiedlicher Zielrichtungen. Liberating Structures ent- zünden Einfallsreichtum, indem sie eine klare Struktur der Zusammenarbeit vorgeben, während der Inhalt oder der behandelte Gegenstand freigesetzt wird. Sehr einfache Rahmenbedingungen unter- stützen kreative Anpassungsfähigkeit und führen zu besseren Ergebnissen als erwartet.
  • 13. © Mentus GmbH, 2020 13 Ein guter Start für das Verständnis der Logik hinter den Liberating Structures ist die Intervention “1-2- 4-All”. Hier wird eine Frage zunächst alleine (1) bearbeitet. Anschließend finden sich Paare (2), die über ihre Gedanken sprechen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeiten. In der dritten Runde kommen je zwei Paare (4) zusammen und durchlaufen den gleichen Prozess. Zum Schluss wird in der Gesamtgruppe über das Thema gesprochen. Der Ablauf aus stillem Nachdenken, Reflexion und Zusammenfassung in den Gruppen und abschließende Gesamtdiskussion führt dazu, dass alle Anwe- senden beteiligt sind und trotzdem in sehr kurzer Zeit ein Ergebnis erzielt werden kann. Abb. 6: Das Liberating Structures Menü. Quelle: https://www.liberatingstructures.de/liberating-structures- menue/ Geschickt eingesetzt sind viele der Liberating Structures auch als Lernformat einsetzbar. In der be- schriebenen 1-2-4-all etwa ist die Auswahl der zu bearbeitenden Fragen ein Ansatz für Lernen. Für die Ermutigung, durch Experimentieren (ein wesentliches Grundelement Agiler Arbeitsorganisation in ei- nem komplexen Kontext) zu lernen ist unter anderem „15%-Lösungen“ geeignet, dessen Grundidee (als Auszug) in der folgenden Box beschrieben ist.
  • 14. © Mentus GmbH, 2020 14 15% Lösungen Entdecke und konzentriere dich auf die Dinge, die jede Person ohne Hilfe sofort tun kann (20 Mi- nuten) Du kannst keinen Ozean überqueren, indem du einfach aufs Wasser starrst. – R. Tagore Was wird ermöglicht? 15% Solutions zeigt die Aktionen auf, die – egal wie klein – von jedem sofort durchgeführt werden können. Selbst wenn diese das große Problem nicht sofort komplett lösen, sorgen sie zumindest für Bewegung. Und Bewegung kann einen riesigen Unterschied machen. 15% Solutions zeigen uns, dass es keinen Grund gibt, auf etwas zu warten, sich machtlos oder ver- ängstigt zu fühlen. Sie helfen Individuen und Gruppen dabei, sich auf das zu fokussieren, was im eigenen Einflussbereich liegt, statt auf die Dinge, die sie ohnehin nicht ändern können. Durch eine einfache Frage wird die Unterhaltung auf das gelenkt, was getan werden kann. So werden Lösungen für größere Probleme gefunden, auch wenn vorher gar nicht absehbar war, wo die Puzzleteile dieser Lösung überall verstreut waren. Durch das Graben kleiner Löcher können wir einen Erdrutsch aus- lösen und damit die gesamte Landschaft verändern. … Quelle: https://www.liberatingstructures.de/liberating-structures-menue/15-solutions/ Lego Serious Play (LSP) LSP nutzt das gemeinsame Bauen mit Lego-Steinen, um Fragen zu klären, Innovationen zu kreieren und die Leistungsfähigkeit zu steigern. Was zunächst nach Spielen aussieht, ist vor allem das Sichtbarma- chen mentaler Bilder, die es einer Gruppe erleichtert, Missverständnisse auszuräumen und sich auf gemeinsame Strategien, Produkte usw. zu einigen. LSP erzeugt in der ersten Phase eines Prozesses einheitliches Verständnis, fördert die Reflexion und unterstützt einen effektiven Dialog. Durch den ex- perimentellen und kollaborativen Ansatz passt LSP hervorragend zu Agil zu bearbeitenden Themen- stellungen und erweist sich häufig als Katalysator von Denk- und Entscheidungsprozessen und kreati- vere Lösungen. Das LSP-Beispiel in der folgenden Abbildung stammt aus einer Führungskräfteentwicklung zu Digitaler Führung (s. Kasten). Darin waren die Teilnehmer gebeten, mit Hilfe von Lego, ein Zukunftsszenario zu bauen. Dieses wurde anschließend erläutert (mentales Bild transparent machen) und diskutiert. Ab- schließend wurde das anzustrebende Zukunftsbild mit Lego gestaltet und für Dritte nachvollziehbar beschrieben.
  • 15. © Mentus GmbH, 2020 15 Abb. 7: Beispiel für ein Arbeitsergebnis mit LSP (Quelle: http://mentus.de/agilefk/ ) Führungskräfteentwicklung agil gestalten – Ein Praxisbeispiel In einer Workshopreihe „Führung 4.0“ haben die Teilnehmer, ganz im Sinne der Agilen Prinzipien, alle für sie in ihrem Kontext passenden Lerninhalte selber definiert und in einem Backlog visualisiert. In Lerngruppen und entsprechend der jeweiligen Prioritäten wurden diese „Lerntasks“ dann abge- arbeitet. Der Lernprozess selbst wurde in einem „Agile-Board“ visualisiert und die gesamte Gruppe über feste Zeitzyklen (Timeboxing) synchronisiert. Jeder konnte konkrete Führungsthemen und in- dividuelle Bedarfe einbringen und die anderen mit seinen Erfahrungen unterstützen. Auf diese Weise war die Führungskräfteentwicklung direkt am Bedarf jedes Teilnehmers orientiert und eine praxisnahe Einarbeitung in agiles Arbeiten und Lernen ein schöner Nebeneffekt des Lernprozesses. Die Beschreibung dieses Formates finden Sie hier: LINK Frei nach dem Motto „Wer wirkt, hat recht“ können über Experimente, Reflexion und Adaption die für den eigenen Organisationskontext passenden Formate gefunden werden. Agiles Lernen heißt also den Gesamtkontext zu berücksichtigen, eine begleitende Lernkultur mit passenden Rahmenbedingungen zu fördern, Lernformate zu verbreiten, alle Stakeholder in ihre neuen Rollen zu begleiten und somit die Lernkompetenz und damit die schnelle Anpassungsfähigkeit an veränderte Umweltbedingungen des Einzelnen und der Organisation zu fördern. Denn wie schon am Anfang geschrieben: Veränderung ist Lernen. Womit sich die Frage stellt: Wie kann ich vorgehen, um ein zukunftstaugliches Lernsystem zu entwi- ckeln?
  • 16. © Mentus GmbH, 2020 16 7. What next? Was Lernverantwortliche tun können Das Agiles Lernen für die Zukunft steht und viele (nicht alle!) Elemente der gewohnten Qualifizierungs- konzepte und -maßnahmen ersetzt werden müssen, ist offensichtlich. Damit Agiles Lernen in der Praxis eingeführt werden kann, sind allerdings passende Grundvoraussetzungen zu schaffen: ✓ Die Förderung der Eigenverantwortung und Selbstorganisation des Lernens durch jeden einzelnen Mitarbeiter und jedes Team. ✓ Die Analyse und Weiterentwicklung der aktuelle Lernkultur ist für Mitarbeiter, Führungslogik und vor allem die Organisation entscheidend. ✓ Die Definition organisatorischer Rahmenbedingungen für wirksames und effizientes Lernen. Sind unsere Prozesse tauglich oder basieren sie bspw. noch auf Jahresgesprächen und klassischen Kar- rieremodellen mit individuellen Boni? ✓ Die kritische Reflexion der Haltung der Personalentwicklung. Sind wir zertifikatshörige Curricu- lum-verwalter oder Lerncoaches und -sparringspartner, an die sich alle Stakeholder wenden kön- nen, um erfolgreich zu lernen? Ein elementarer Schlüssel für agiles Lernen ist der erste Punkt – eine hohe Lern-Selbststeuerung des Mitarbeiters. Die agile Welt erfordert lernkompetente Mitarbeiter, die mit hoch selbstgesteuerten agilen Lernfor- maten umgehen können. Diese erfordert, wie bereits erwähnt, eine hohe Lernkompetenz der Mitar- beiter sowie Lerncoachingkompetenzen der Führungskräfte und Personalentwickler. Die bereits ange- sprochene Lernkompetenzanalyse (LEKAF) kann als Basis-Instrument zur Identifikation des Ausgangs- zustandes bei Lernern, Führung und der Organisation genutzt werden, um anschließend gezielte För- dermaßnahmen zu initiieren. Die Ergebnisse der LEKAF-Analyse können sehr gut genutzt werden, die bestehenden Lernkompetenzen und die Lernorganisation in einem Unternehmen abzuschätzen und den Weg zu einer Agilen Lernorganisation zu definieren. Darauf aufbauend können Lernorganisationen auch dadurch etabliert werden, dass Erfolgsfaktoren Agiler Arbeitsorganisationen für Lernprozesse adaptiert werden. Konkret bedeutet dies: ✓ Eigenverantwortung fördern: Bisher haben Personalentwickler Führungskräfte und Mitarbeiter e- her zur Unselbständigkeit erzogen. Der Trainingskatalog stand fest und eine Dienstleistungsmen- talität nach dem Motto „Wir machen das schon für Sie“ war normal. Sehen Sie sich eher als Spar- ringspartner, stellen Sie im Gespräch mit der Führungskraft und/oder dem Mitarbeiter in Frage, ob ein Training den Lernbedarf wirklich am besten stillt. Geben Sie die Verantwortung für das Ler- nen den Lernern zurück und verstehen Sie sich als Ermöglicher, Begleiter und Unterstützer von Lernprozessen. ✓ Lernen lernen: Agile Lernformate und informelles Lernen sind hoch selbstgesteuert und funktio- nieren nur wenn jeder Lerner Verantwortung für sein Lernen übernimmt. Selbstgesteuertes Ler- nen erfordert eine hohe Lernkompetenz der Mitarbeiter, sie müssen ihren Lernbedarf erkennen, sich motivieren und das Lernen selbst gestalten. Fördern Sie das „Lernen lernen“ - zum Beispiel durch agile, halb selbstgesteuerte Lernformate und Lerncoachingangebote von Führungskräften und Personalentwicklern oder Trainern.
  • 17. © Mentus GmbH, 2020 17 ✓ Eine passende Lern- und Fehlerkultur: Wie wird Lernen in Ihrem Unternehmen verstanden? Ist es etwas, das ab und zu mal passieren muss oder ist es eine kontinuierliche Weiterentwicklung im Rahmen der Arbeit? Wie wird mit Fehlern umgegangen? Finger-Pointing oder echte Reflexion und Weiterentwicklung? Fördern Sie Wissenstransfer und schaffen Sie die Rahmenbedingungen, dass Sie sich immer weiter zu einer lernenden Organisation entwickeln. ✓ Dazu gehören auch Werte wie Wertschätzung, Hierarchiefreiheit im Lernen, Geben und Nehmen und Anerkennung von Expertise. Erste praktische Schritte sollten sich dann an der Grundlogik Agilen Arbeitens orientieren, d.h. ausge- hend vom Nutzen für die Lerner mit ersten Experimenten zu starten. Im einfachsten Fall werden meh- rere der neuen Lernformate ausprobiert. Anschließend können die erfolgreichen Ansätze iterativ wei- terentwickelt werden. Verleiten Sie also Ihre Mitarbeiter zum Experimentieren und unterstützen Sie am Anfang. Entscheidend ist aus unserer Sicht, stets das Gesamtbild vor Augen zu haben und trotzdem einfach anzufangen und zu machen (15% Lösungen, s.o.). Die Zeit langer Konzeption und ausgefeilter Systeme ist vorbei. Was kann man den Führungskräften und Personalentwicklern, die sich auf den Weg in das Agile Lernen machen wollen, zusammenfassend empfehlen? Auf Basis der bisherigen Erfahrung sind uns drei Punkte besonders wichtig, die für beide Gruppen gleichermaßen gelten: 1. So schnell und intensiv wie möglich mit den Logiken des agilen Arbeitens und Lernens vertraut machen. 2. Sie sind Lernexperte, der Mitarbeiter und Teams bei ihrer Weiterentwicklung unterstützen kann. Lösen Sie sich von der Mentalität der Seminarkataloge und eLearning-Kursplattformen. Werden Sie Berater, Sparringspartner, Lerncoach, Begleiter auf Augenhöhe. 3. Machen. Einfach machen! Raus aus dem eigenen Kämmerlein und in „CoCreation“ mit den Fach- bereichen und Mitarbeitern neue Lernformate testen und entwickeln. Falls der Mut dazu fehlt, einfach entsprechend spezialisierte Berater oder erfahrene Kollegen aus benachbarten Unterneh- men/Abteilungen fragen. Dann: Machen! 8. Literatur und Linktipps Graf, N., Gramß, D., Heister, M. Gebrauchsanweisung fürs lebenslange Lernen. Vodafone Stiftung Deutschland 2016. http://mentus.de/wp-content/uploads/2019/09/Vodafone_Stiftung_Studie_Ge- brauchsanweisung_fuers_Lernen_01.pdf Selbst GmbH e.V. 2020; Kompetenzen für die neue Arbeitswelt – welche Metakompetenzen Mitarbei- ter zukunftsfit machen http://mentus.de/wp-content/uploads/2020/01/Studie-Metakompetenzen- Selbst-GmbH.pdf
  • 18. © Mentus GmbH, 2020 18 Edelkraut, F. (2019) Agile learning Designs for an Agile world - Using Agile values and principles to handle complex learning topics, Paper für die Innovation Arabia 2019. http://mentus.de/wp-con- tent/uploads/2019/09/paperdubai2019edelkraut-190302150440.pdf Graf, N., Schmitz, A. (2019) Lernen auf Sterneniveau https://www.personalwirtschaft.de/personalent- wicklung/artikel/lernen-auf-sterneniveau.html Graf, N., Gramß, D., Edelkraut, F. Agiles Lernen, Haufe, 2. Auflage 2019 Edelkraut, F., Mosig, H. Schnelleinstieg Agiles Personalmanagement, Haufe 2019 Ein Tipp zum einführenden Selbststudium: Agile Lernformate in Unternehmen Videolernkurs von Prof. Dr. Nele Graf auf LinkedIn
  • 19. © Mentus GmbH, 2020 19 In der heutigen und zukünftigen Arbeitswelt ist lebenslanges Lernen der entscheidende Wettbewerbsfaktor für Organisationen und Mitarbeiter. Doch Seminare und andere tradierte Lernformate treffen nicht mehr die individuellen Bedürfnisse der Lernenden. Lernen muss individueller, selbstgesteuerter, arbeitsnäher und kol- laborativer werden – eben agiler. In diesem Kurs stellt Ihnen Nele Graf verschiedene agile Lernformate vor, die genau darauf abzielen. Sie erfahren, wie und wann Sie diese Formate am besten einsetzen können und welche praktischen Tipps es für die Durchführung gibt. Damit bekommen Sie eine interessante Toolbox für Ihre Personalentwicklung an die Hand. Als übersichtliche Visualisierung des Kurses können Sie sich eine Sketchnote von Daniela Engelhard herunter- laden und ausdrucken. Quelle: Daniela Engelhard Link: https://www.linkedin.com/learning/agile-lernformate-in-organisationen/interaktive-und-in- dividuelle-weiterbildung-2
  • 20. © Mentus GmbH, 2020 20 9. Autoren und Kontakt Prof. Dr. Nele Graf beleuchtet das Thema Personal- entwicklung als Professorin, Forscherin, Unterneh- merin, Speakerin und Autorin. Sie leitet das Compe- tenceCentre for Innovations & Quality in Leadership & Learning (CILL) und lehrt Personal an der Hoch- schule für angewandtes Management in Ismaning & Berlin. Zudem berät sie als Geschäftsführerin der Mentus GmbH Unternehmen in der zukunftsorien- tierten Personal-, Organisations- und Führungskräf- teentwicklung. Sie hat u.a. den Bestseller „Agiles Lernen“ geschrieben und engagiert sich ehrenamt- lich als Vorstand für Wissenschaft im Personaler- netzwerk Selbst GmbH e.V. Kontakt: ng@mentus.de Dr. Frank Edelkraut ist seit über 20 Jahren als Personal-, Füh- rungskräfte- und Organisationsentwickler tätig. Als Interims- manager in unterschiedlichen HR-Funktionen hat er umfang- reiche praktische Erfahrung im operativen Personalmanage- ment erlangt und bringt diese in Beratungsprojekte ein. Er be- fasst sich intensiv mit Agilem Personalmanagement, was un- ter anderem in das Buch „Schnelleinstieg Agiles Personalma- nagement“ bei Haufe einfloss. Er engagiert sich als Mentor und Lehrbeauftragter für „Honorable Leadership“ an der HSBA in Hamburg. Kontakt: fe@mentus.de Die Homepage der Mentus GmbH: www.mentus.de Mehr Informationen zur LEKAF-Lernkompetenzanalyse finden Sie hier: www.lekaf.de Wenn Sie Fragen zum Thema Agiles Lernen haben, sprechen Sie uns gerne an. Wir unterstützen Sie gerne als Speaker, Berater oder mit unseren Ausbildungen zum Agilen Lerncoach.