Psychische Erkrankungen verursachen in Österreich derzeit einen volkswirtschaftlichenSchaden von jährlich sieben Milliarden Euro und dies mit stark steigender Tendenz. Laut einer neuen Studie des IWS sind psychische Belastungen schon jetzt die zweithäufigste Ursache für Frühpensionierungen.
Seit Jahren gibt es trotz des Wissens um diese Entwicklung kaum Reaktionen und vor allem, wenn etwas passiert, dann ist es nur ein Reagieren und kein Agieren im Sinne einer Prävention. Durch diese Untätigkeit entstehen nicht nur immense Kosten für das Gesamtsystem, sondern es passiert ja ebenso eine Schädigung durch die Einbrüche in den Lebensverläufen der Menschen, ein „In-Kauf-Nehmen“ der Minderung von Chancen der sozialen Teilhabe durch die Verantwortlichen.
Hier stellt sich nun die zentrale Frage:
„Warum ist Prävention kein Handlungsschema in Österreich?“
Im Rahmen der Jahrestagung der NeuZeit KG soll dies unter dem Tagungsthema „Prävention – eine gesellschaftspolitische Verantwortung“ beleuchtet werden. Politiker, Ärzte, Vertreter der Sozialpartner und Institutionen sowie Arbeitspsychologen sind die Referenten und Diskussionspartner.
Symposium 2014 Empfehlungsschreiben: Vizekanzler Min. Dr. R. Mitterlehner
Mag. Barbara Huber Vortrag AUVA
1.
2. Prävention im Bereich der
psychischen Erkrankungen
Mag. Barbara Huber
Arbeitspsychologin
Allgemeine Unfallversicherungsanstalt
Landesstelle Wien
1200 Wien, Webergasse 4
Tel.: 01/33 133 DW 247
Email: barbara.huber@auva.at
3. "Prävention von psychischen Erkrankungen" Barbara Huber3
Inhalte
Aktuelles aus der Betriebsbetreuung
Was Arbeit kann
Ansatzpunkte für Interventionen
Beiträge aus dem ArbeitnehmerInnen-Schutzgesetz (ASchG)
Aktuelle Aktionen in Betrieben
Schlussfolgerungen – was Prävention dringend braucht
4. "Prävention von psychischen Erkrankungen" Barbara Huber4
Aktuelles aus der Betriebsbetreuung
„Wozu Interventionen? Unsere Fluktuation ist so hoch…“
„Für unsere MitarbeiterInnen haben wir ein Prämiensystem.“
„Wir haben jetzt die Vorgabe: Null-Arbeitsunfälle.“
„Für den Abschluss des Projekts XY bekommen wir ein Zertifikat.“
5. "Prävention von psychischen Erkrankungen" Barbara Huber5
Was Arbeit kann
Aktivität und Kompetenz
Zeitstrukturierung
Kooperation und Kontakt
soziale Anerkennung
persönliche Identität
…siehe Semmer & Udris
…
finanzielle Basis für Lebenserhaltung
6. "Prävention von psychischen Erkrankungen" Barbara Huber6
Was Arbeit jedoch auch kann
„kurzfristig“
physisch
• Herzfrequenz, Blutdruck steigen…
psychisch
• Anspannung
• Ermüdung, Monotonie-Erleben, psychische Sättigung…
Verhaltensebene
• Konzentrationsschwierigkeiten & Fehlhandlungen
• Konflikte, Rückzug…
„langfristig“
physisch & psychisch
• psychosomatische Erkrankungen
• Depressivität, Burnout, Resignation
Verhaltensebene
• vermehrter Nikotin-, Medikamenten-, Alkoholkonsum
• innere Kündigung vgl. Udris & Frese, 1999
7. "Prävention von psychischen Erkrankungen" Barbara Huber7
Ansatzpunkte für Interventionen
Verhältnisorientierung
Bedingungen
Strukturen
Arbeitszeitgestaltung,
Nahtstellen, Ausstattung
organisational, sozial und
individuelles Verhalten
mittel- bis langfristig
Verhaltensorientierung
einzelne Personen
Stressmanagement
individuelles Verhalten
kurz- bis mittelfristig
bezogen auf…
Maßnahmen z.B.
Wirkungsebene
Effektdauer
vgl. Ulich
8. "Prävention von psychischen Erkrankungen" Barbara Huber8
Was wir im ASchG finden…
§2 (7a) Unter Gesundheit… ist physische und psychische Gesundheit zu verstehen.
§4 „Arbeitsplatzevaluierung“
Gestaltung der Arbeitsaufgaben, Arbeitsumgebung, Arbeitsabläufe & Arbeitsorganisation
Verbesserung der Arbeitsbedingungen
§7 „Grundsätze der Gefahrenverhütung“
Gefahrenbekämpfung an der Quelle
Berücksichtigung des Faktors „Mensch“
Vorrang des kollektiven Gefahrenschutzes vor individuellem
…
9. "Prävention von psychischen Erkrankungen" Barbara Huber9
Das „(S)TOP- Prinzip“…
Substitution
Technisch
Organisatorisch
Personenbezogen
10. "Prävention von psychischen Erkrankungen" Barbara Huber10
Was wir im ASchG finden…
§10 und §11 „Sicherheitsvertrauensperson“
….
11. 11
Das Wollen
(innere Entscheidung)
Das Sollen
(Werte und Normen im
Betrieb z.B.
Leistungsnormen und
Zeitvorgaben)
Das Können &
das Wissen
(Ausbildung...)
Die Möglichkeit
(organisatorische und materielle
Voraussetzung)
Sicheres und gesundes Handeln
"Prävention von psychischen Erkrankungen" Barbara Huber
12. "Prävention von psychischen Erkrankungen" Barbara Huber12
Aktuelle Aktionen in Betrieben
„…nach einem Arbeitsunfall? …noch mal unterweisen!“
„60 ausgefüllte Fragebögen – was machen wir damit?“
„Korrelationen zwischen Wegzeit und psychischen Beanspruchungen…“
„200 Maßnahmen…???“
„Maßnahme Verbesserung des Betriebsklimas…“
14. "Prävention von psychischen Erkrankungen" Barbara Huber14
Was „Prävention“ dringend braucht…
Aktualität
Analyse der „Ist-Situation“
• vielfältige Fragestellungen (Stichwort „Stress“-Thematik)
von „Ist-Soll-Vergleich“ abgeleitete Interventionen
• zu der Ausgangslage passend
• zu den MitarbeiterInnen passend
ExpertInnen
• MitarbeiterInnen als ExpertInnen ihrer Tätigkeiten
15. "Prävention von psychischen Erkrankungen" Barbara Huber15
fehlendes Feedback
widersprüchliche Anweisungen
Verschleppen von Entscheidungen
Unkoordiniertheit
keine Zeit für echte Konzentration
keine klaren Ziele
Konkurrenzdenken
keine Mitsprachemöglichkeit bei Auswahl von
Arbeitsmitteln
16. "Prävention von psychischen Erkrankungen" Barbara Huber16
Was „Prävention“ dringend braucht…
Nachhaltigkeit
Aufklärung und Koordination
menschengerechte Ziele
Umsetzung von verhältnisorientierten Maßnahmen
17. "Prävention von psychischen Erkrankungen" Barbara Huber17
Was „Prävention“ dringend braucht…
Charakter
„Vertrauenspersonen“ in den Betrieben
Führungskräfte
18. "Prävention von psychischen Erkrankungen" Barbara Huber18
Zeitpolster schaffen
geregelte Arbeitszeiten
Rückendeckung
Fairness unter ArbeitskollegInnen
Arbeitsaufwand = Arbeitszeit
alle Ressourcen vorhanden
Sozialraum
19. "Prävention von psychischen Erkrankungen" Barbara Huber19
Was „Prävention“ dringend braucht…
…Menschen,
die sich für Nachhaltigkeit interessieren und
verantwortlich fühlen