Viele Fehler beim Kommissionieren sind vermeidbar. Weniger Fehler = mehr Kundenzufriedenheit. Doch was sich so banal anhört, ist oft mit einer Menge Detail-Arbeit verbunden. Lassen Sie sich daher von einem auf Lagerlogistik spezialisierten Berater unterstützen

1. Andreas E. Noll
Beratung und Projektmanagement
in After Sales und Lagerlogistik
Fehlerarm Kommissionieren bei Mann-zur-Ware no-stop.de 20170910
Viele Kommissionierfehler lassen sich vermeiden
Fehlerarmes Kommissionieren ist machbar
Der Kommissionierprozess steht immer unter Druck. Zeitdruck und Kos-
tendruck. Das macht es nicht einfach, trotzdem die Qualität durch fehler-
armes Kommissionieren hoch zu halten. Kommissionierfehler dürfen nicht
passieren. Sie treffen nicht nur den Nerv der Kunden. Sie verursachen
noch mehr Zeit- und Kostendruck. Das muss nicht sein.
Wegen der beliebigen Vielfalt möglicher Kommissioniersysteme be-
schränke ich mich in der Folge auf manuelles Kommissionieren, genauer
auf Mann-zur-Ware. Fehler-Vermeidung durch den Einsatz von Barcodes
erwähne ich nur punktuell. Dass sich die Qualität von Lagerprozessen
durch den Einsatz von Barcodes erheblich steigern lässt, setze ich als be-
kannt voraus. Darüber hinaus sind Barcodes auch für Ihre Kunden ein
enormes Hilfsmittel in der Lieferkette.
Kennen Sie Ihre Fehler beim Kommissionieren?
Wie jede angepeilte Verbesserung geht es mit der Ermittlung des Ist-Zu-
stands los. Die Fehler selbst sind nur bedingt messbar. Es sei denn, Sie
arbeiten mit Kontrollen in nachgeschalteten Schritten. So dem Wiegen von
Colli (automatisierbar), oder einem Vier-Augen-Prinzip (die wohl teuerste
Variante).

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Sie können allerdings festhalten, was Ihre Kunden Ihnen rückmelden. Er-
muntern Sie Ihre Kunden. Nicht nur in deren eigenen finanziellem Inte-
resse. Von Prozess-Verbesserungen profitieren Ihre Kunden schließlich
auch. Verzichten Sie auf die Retournierung von zuviel oder falsch geliefer-
ter Ware, wenn finanziell vertretbar. Kurz: Schaffen Sie ein Vertrauens-
verhältnis zu Ihren Kunden. Dann erhalten Aufschreibungen über Kunden-
Reklamationen eine große Aussagekraft. Machen Sie diese Reklamationen
zum Teil Ihres Lager-Dashboards.
Aufscheibungen über die Zeit helfen Ihnen in der Folge, Verbesserungen
gezielt anzugehen. Denn jetzt sind Sie in der Lage, die Ursachen einzu-
grenzen.
Ganz nebenbei erlauben ihnen Aufschreibungen, sich an anderen zu mes-
sen. Am Wettbewerb zum Beispiel. Oder an Branchen-Benchmarks. Und
sie helfen, Verbesserungs-Projekte auch in Zahlen wiederzufinden.
Fehlerarmes Kommissionieren beginnt im Wareneingang
Was hilft der beste Kommissionier-Prozess, wenn im Fach der falsche Arti-
kel liegt? Prozess-Qualität ist daher schon bei den vorlaufenden Schritten
erforderlich
• eine eindeutige Identifizierbarkeit von Losen ab Wareneingang ver-
meidet Fehl-Einlagerungen,
• die frühest mögliche Kennzeichnung von Artikeln für alle Folge-
schritte,

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• ein Einlagerungsprozess, der ebenso geführt wird, wie das Kommis-
sionieren,
• bei Teilen in rechter und linker Variante müssen diese offensichtlich
kenntlich gemacht sein.
Eine Kennzeichnung der Ware schon während des konstruktiven Prozesses
erlaubt eben nicht nur eine Werbewirkung. Es geht auch per Aufkleber o-
der auf einer Verpackung. Solche Tätigkeiten können mit dem Lieferanten
vereinbart werden. Oder sie können Teil eines Vorverpackungsprozesses
im Haus sein. Bei großen Stückzahlen können Sie solche Tätigkeiten auch
an Behinderten-Werkstätten abgeben.
Vergessen Sie die Sonderform der Wareneingänge nicht: Retouren. Re-
tournierte Artikel dürfen nicht schlechter identifizierbar sein, als reguläre
Wareneingänge von Lieferanten.
Bei Festplatz-Lägern gibt es noch eine weitere Hilfestellung, um fehlerar-
mes Kommissionieren zu unterstützen: fast identische Artikel sollen nicht
nebeneinander gelagert werden.
Alle diese Schritte werden oft nicht mit fehlerarmem Kommissionieren in
Verbindung gebracht. Und doch sind sie wirksam.
Nachvollziehbare Stellplatz-Organisation
Die wohl meisten Fehler passieren beim Griff in das falsche Fach. Darum
sind einfach erkennbare und nachvollziehbare Stellplatz-Systeme das A
und O eines jeden Lagers. Je klarer, desto besser.
Das beginnt damit, dass das anzusteuernde Regal klar ist. Schon eine
Gang-Kennzeichnung mit zusätzlicher Rechts/Links Information führt zu
vermeidbaren Pickfehlern. Selbst dann, wenn ein Gang nur von einer Seite
her zugänglich ist. Oder sind Sie beim Autofahren nicht auch schon zum
"anderen rechts" abgebogen?
So. Das Regal haben wir erst 'mal. Jetzt muss ein Trennzeichen folgen!
Stellplätze, die nur aus langen Zahlenfolgen bestehen, müssen zu Fehlern
beim Kommissionieren führen. Wenn die EDV nur einen Zahlencode her-
gibt, dann müssen zumindest alle Ausdrucke bzw. Anzeigen auf Terminals
eine klare Trennung von Gang, Gangtiefe, Ebene hergeben. Oder können
Sie sich Telefonnummern merken?
Nachvollziehbare Stellplatz-Kennzeichnung
Ein nicht selten anzutreffender Fehler ist die unklare Stellplatz-Kennzeich-
nung. Wenn das Stellplatz-Schild einmal über und einmal unter dem Stell-
platz angeordnet wird, können Sie auf Fehler beim Kommissionieren gera-
dezu warten. In solchen Fällen hilft Ihnen auch kein Barcode. Gelegentlich
ist es unvermeidlich, am selben Querträger die Stellplatz-Kennzeichnung
für den darüber liegenden und den darunter befindlichen Stellplatz anzu-
bringen. Oft trifft man dies bei Bodenlagerung und erster Ebene an. Hier

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hilft nur eine optisch maximal ausgeprägte Zuordnung. Pfeile sind ein Ele-
ment. Am besten vor und hinter der Stellplatz-Nummer. Es versteht sich
von selbst, dass die beiden Stellplatz-Kennzeichnungen weit auseinander
liegen sollen. Eine durchgängige Anordnung (oben immer links, unten im-
mer rechts) unterstützt den Kommissionierer zusätzlich. Sie können auch
beide Stellplatz-Kennzeichen übereinander anordnen. Und dazu über und
unter dem Fach. Und auf dem Boden. Hier gilt: viel hilft viel.
Fehlerarmes Kommissionieren beim Picken unterstützen
Sie haben den Mitarbeiter bis vor das Fach geführt. Dummerweise heisst
der Nachbar-Stellplatz fast genauso. Oder der Platz an der gleichen Stelle
im Nachbar-Gang. Hier hilft eine Prüf-Kennzeichnung. Die Prüf-Kennzeich-
nung wird jedem Stellplatz nach dem Zufallsprinzip zugeordnet. In der Re-
gel handelt es sich um eine zweistellige Zahl. Es könnte aber auch ein kur-
zes Wort sein. Selbst eine Farbe ist denkbar, aber nicht ohne Probleme
(Farben können verblassen, manche Mitarbeiter sind farbenblind).
Dadurch, dass der Nachbarplatz ein völlig anderes Kennzeichen aufweist,
ist eine einfache Identifizierung möglich. Bei den meisten Pick-by-Voice
Systemen muss der Stellplatz durch genau diese Kontroll-Ziffer bestätigt
werden.
Und schließlich hilft auch eine Inventur-Zählung kleiner Restmengen wäh-
rend des Pickens. Damit wird eben nicht nur eine fortlaufende Inventur
durchgeführt. Wenn Ihr Kommissionierer bei Invertur-Differenzen diese
explizit noch einmal zu bestätigen hat, führt dies (zumindest bei den
meisten) Mitarbeitern zu so manchem Aha-Effekt "... war wohl das falsche
Fach ..."
Identifizierbarkeit der Artikel
Je besser jeder einzelne Artikel gekennzeichnet wird, desto weniger Fehler
sind zu erwarten. Natürlich lassen sich Artikelnummern genauso wie Stell-
plätze per Barcode erfassen. Verlassen Sie sich nicht darauf, dass Ihr
Kommissionierer eine 18-stellige Artikelnummer ernsthaft prüft. Das
klappt bei Stress nicht. Dagegen vertut sich ein Scanner nicht.
Wir wollen Sicherheiten in den Kommissionierprozess einbauen. Darum
hilft es dem Kommissionierer, einen Artikel auch inhaltlich erkennen zu
können. Eine aussagefähige Bezeichnung, die möglichst auch am Artikel
wiederzufinden ist, und die man sich vorstellen kann, unterstützt diesen
Ansatz. Auch darum sind Abkürzungen in Artikel-Bezeichnungen wenig
förderlich. Bei Festplatz-Systemen können Sie am Fach selbst für eine ein-
deutige Erkennbarkeit der Artikel sorgen. Dies könnte bis zu einem Foto
gehen.
Konsolidieren will gelernt sein

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Ihr Kommissionierer hat richtig gepickt. Wenn er oder sie nur einen einzi-
gen Auftrag bearbeitet, kann nichts mehr passieren. Beim gleichzeitigen
Kommissionieren mehrerer Aufträge sieht das schon anders aus. Auch bei
einem mehrstufigen Prozess (auftragsneutrales Picken mit anschließender
separater Zuordnung zu anderen Liefer-Bestandteilen) muss eine Identifi-
zierung für Folgeschritte möglich sein. In beiden Fällen macht die Nutzung
zusätzlicher Label Sinn. Diese erlauben eine eindeutige Zuordnung der ge-
pickten Ware. Sonst laufen Sie Gefahr, dass die richtig kommissionierte
Ware an den falschen Adressaten geht.
Fehlerarmes Kommissionieren ist kein Hokus Pokus
Sendungsgewicht vergleichen
Spätestens bei der Versandvorbereitung ist das Gewicht der Colli zu ermit-
teln. Hier haben Sie die Chance, das Ist-Gewicht mit dem Soll zu verglei-
chen. Es lohnt sich, für alle gängigen Versandmittel das genaue Gewicht
zu kennen. Wenn Kartons und Paletten sogar verbucht werden, lässt sich

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der Vergleich automatisieren. Damit haben Sie zwar den Prozess Kom-
missionieren nicht fehlerarm gestaltet. Aber Sie reduzieren die Fehler,
die beim Kunden ankommen. Sofern Sie exportieren, ist damit auch die
Fehlerquote bei Zoll-Erklärungen minimiert. Allein das hilft, eine Menge
Ärger zu vermeiden.
Individuelle Fehler individuell angehen
Abschließend will ich eine Ursache für Kommissionierfehler nicht uner-
wähnt lassen: Ihre Mitarbeiter. Nicht jeder Mitarbeiter nimmt es so genau
mit dem Zählen. Oder kann einfach nicht mit Ihren Prozessen umgehen.
Oder Ihrer IT. Wenn Sie können und dürfen (Mitbestimmung), sprechen
Sie offen über Fehler. Auch individuelle. Es muss dann nicht immer eine
Trennung sein. Manchmal hilft beiden Seiten die Versetzung in weniger
sensible Arbeitsbereiche.
Ein Prozess-Berater mit Erfahrung beim Aufbau von Lagerstrukturen hilft,
Fehler zu vermeiden, die später nur mit hohem Aufwand glatt gebügelt
werden können. Stellplatz-Nummerierungen gehören zu den bestimmt
nicht trivialen Aufgaben. Eine meist sehr begrenzte Stellenzahl für Stell-
plätze trifft nicht nur auf die unvermeidliche Zahl an Stellplätzen. Eine für
den Kommissionierer nachvollziehbare Ordnung erlaubt erst fehlerarmes
Kommissionieren. Und schließlich wollen Reserven berücksichtigt sein. Der
nächste Umbau kommt bestimmt.
Fehlerarmes Kommissionieren, wie geht das?
Mein Einsatz als Berater hlft bei der Umsetzung
"Nutze Deine Zeit, sie kommt nie wieder"
Ivan Blatter
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