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Inhaltsverzeichnis
1. Der SattlerReinhold
1.1 Die Sattlerei (ein Interview mit Reinhold)
1.2 Ein Tag aus der Sicht von Reinhold
2.Der Köhler Hans
2.1 Die Köhlerei (ein Interview mit Hans)
2.2 Ein Tag aus der Sicht von Hans
3.Der Wagner Richard
3.1 Die Wagnerei (ein Interview mit Richard)
3.2 Ein Tag aus der Sicht von Richard
4.Schlusswort (vom Reporter Christian Nolte)
5.Quellenangaben
1.1
DieSattlerei-
Interview mit Reinhold
Hallo, mein Name ist Christian Nolte und ich bin ihr Reporter für die heutige Sendung. Ich
komme aus der heutigen Zeit und werde in dieser Folge von “Forbidden history – eine Reise
in die Geschichte vor unserer Zeit“ eine Zeitreise in die Vergangenheit machen. Dort werde
ich probieren drei aussterbende Berufe und die mit ihnen verbundenen
Handwerkstraditionen besser kennenzulernen. Außerdem werde ich Ihnen einen Einblick
verschaffen inwiefern diese Berufe heute noch existieren und wie sie sich verändert haben.
Als Erstes reise ich nach Köln um einen echten ursprünglichen Sattler zu treffen. Danach
werde ich noch probieren einen Köhler und einen Wagner ausfindig zu machen. Hoffentlich
denken sie ich komme aus ihrer Zeit. Ich möchte sie ja nicht unnötig mit dem Wissen von
Zeitreisen belasten.
Reporter: „Nun, schon bin ich in Köln angekommen und mache mich gleich mal auf die
Suche nach einem Sattler. Schon früher war der Beruf weit verbreitet in Deutschland,
Österreich, Schweiz und der tsch. Republik. Dahinten hängt ein Schild in Form eines Sattels
über der Tür, da finde ich vielleicht jemanden…“
Gehilfe: „Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?“
Reporter: „Tag! Ja, arbeitet hier ein Sattler?“
Gehilfe: „Ja klar, das ist ja schließlich eine Sattlerei. Sattler Reinhold ist drin und arbeitet.“
Reporter: „Ah super danke, dann gehe ich gleich mal rein! Da hinten steht schon ein Mann
mit Schürze und Werkzeug, das muss er sein… Guten Tag, sind Sie Sattler Reinhold?“
Sattler: „Ja der bin ich, und wer sind Sie?“
Reporter: „Ich bin Christian Nolte und interessiere mich für den Beruf des Sattlers. Würden
Sie mir ein paar Fragen beantworten?“
Sattler: „Meinetwegen, wenn’s nicht zu lang dauert, ich habe noch viel zu tun… Setzen wir
uns da drüben hin dann kann ich eine Pause machen. Also was wollen Sie denn wissen?“
Reporter: „Als Erstes einmal: Was ist ein Sattler und was macht er?“
Sattler: „Der Beruf Sattler ist ein lederverarbeitendes Gewerbe und ein Sattler, wie ich es
bin, stellt hauptsächlich Gegenstände zur Verwendung im Umgang mit Tieren her.“
Reporter: „Ja, das ist das typische Bild, das die meisten von einem Sattler haben. Im
Gegensatz zu den ursprünglichen Sattlern stellen die „Sattler“ heute, Ausstattung für Autos
und Boote oder Taschen her. Was genau wird aus Leder alles hergestellt?“
Sattler: „Sättel, Zaumzeug, also Gurte und Riemen, Fahr- und Zuggeschirre.“
Reporter: „Und das stellen sie alles her?“
Sattler: „Manche Sattler schon, andere haben ein Fachgebiet. Ein Sattler wie ich es bin,
stellt Sättel her. Ein Riemer stellt Zaumzeug her und ein Hamacher stellt Zug- und
Fahrgeschirre her.“
Reporter: „Ah, also ist Sattler nicht gleich Sattler, sondern es gibt noch
Unterschiede in der Frage was genau hergestellt wird. Gibt es denn bestimmte
Sattlerwerkzeuge?“
Sattler: „Ja, zum Beispiel arbeite ich viel mit dem Sattelhammer und dem
Halbmondmesser, normale Standardwerkzeuge dürfen aber natürlich auch nicht fehlen.“
Reporter: „Und was das Material angeht arbeiten sie hauptsächlich mit Leder,
richtig?“
Sattler: „Ja, das ist richtig. Das Leder muss ich vom Gerber abholen und dann passend
zuschneiden. Für viele Sachen brauche ich aber auch Metall, zum Beispiel für Schnallen.“
Reporter: „Heute arbeiten die „Sattler“ auch noch mit Leder und Metall aber auch mit
Kunststoffen.
Mit der Zeit hat sich die Arbeit des Sattlers stark verändert. Zuerst gab es weniger
Verwendung für Sättel, Zaumzeug und Geschirre und dafür mehr für Autos, die ersten
sogenannten Autosattlereien entstanden.
Heute nennt man sie Automobilunternehmen und tatsächlich haben sie nur noch wenig mit
dem Beruf Sattler zu tun. Es gibt aber noch Sattlereien in denen Sättel für Pferde oder
Geschirr für Nutztiere hergestellt wird. Das ist immer noch Handarbeit, nur moderner.
Abschließend kann man also sagen, dass der Beruf nicht vergessen, sondern nur stark
abgewandelt wurde. Und eine Ausbildung zum modernen Sattler, kann man auch heute noch
machen. Manche alten Werkstätten existieren sogar noch, wie die Sattlerei in Schlüchtern.“
Sattler: „Was reden Sie denn da bloß für ein komisches Zeug? Wie auch immer, ich muss
zurück an die Arbeit.“
Reporter: „Ja, vielen Dank für das Interview Sattler Reinhold und noch einen schönen
Tag!“
Sattler: „Ihnen auch, Herr Nolte. „Interview“…was die jungen Leute alles für komische
Wörter haben…“
Reporter: „So, ich gehe jetzt mal nach draußen und dann geht`s auch schon wieder zurück
in unsere Zeit. Aber wenn ich meinen nächsten Besuch in die Vergangenheit zu einem
aussterbenden Beruf mache, nehme ich euch auf jeden Fall wieder mit! Bis dann!“
1.2
Reinhold - der Sattler
Es war noch dunkel als der Hahn des kleinen Dorfes, in dem ich lebte, krähte um mich zu
wecken. Ich beschloss sofort aufzustehen, obwohl ich natürlich total übermüdet war. Doch
ich sollte noch vor 8 Uhr mit einem meiner Aufträge fertig sein. Dieser Auftrag war nämlich
ein sehr wichtiger für mich: er kam von einem Adligen, der einen neuen Sattel für sein Pferd
wünschte. Genau solche Aufträge brauchte ich ab und zu um genug Geld einzunehmen.
Denn für mich allein würde das Geld, welches ich verdiente, gut reichen, aber ich hatte noch
eine Familie zu versorgen. Meine Frau und meine vier Kinder müssen auch von dem Geld
leben, welches ich als Sattler verdiene. Außerdem möchte ich ihnen natürlich mehr bieten
als nur ein vertrocknetes Brot am Tag.
Ich begann also, an dem Sattel weiterzuarbeiten und kam gut voran. Als ich gerade die letzte
Lederkante glatt gefeilt hatte, fuhr auch schon eine Kutsche vor meinem Laden vor. Schnell
wischte ich noch einmal über mein Meisterwerk, an dem ich viele Tage gearbeitet hatte. Nur
wenige Sekunden danach kam ein Diener herein. „Ist das der neue Sattel für meinen
Herrn?“, fragte er in einem höflichen Ton. „Jawohl, das ist er. Feinstes Leder, gut
verarbeitet.“, sagte ich stolz. Der Diener begutachtete ihn zunächst erst einmal kritisch, „In
der Tat ein wertvolles Stück. Hier ist Ihr Lohn. Und nun bringen Sie ihn zur Kutsche.“, befahl
er. „Vielen Dank.“ Ich streckte das Geld schnell ein und nahm den Sattel, um ihn
schnellstmöglich jedoch auch vorsichtig zur Kutsche zu bringen. Danach wandte ich mich
noch einmal an den Diener: „So, der Sattel ist verstaut. Eine gute Heimfahrt wünsche ich und
grüßen Sie mir freundlichst Ihren Herrn!“ Der Diener hob nur die Hand, stieg ein und schon
brauste die Kutsche davon. Ich ging wieder rein und machte eine kleine Pause um mich für
den bevorstehenden Tag zu stärken, denn dieser Tag hat gerade erst angefangen.
Nach der Pause, die mich nur fünf Minuten gekostet hatte, ging ich los zu dem Gerber
unseres kleinen Ortes, um neues Leder abzuholen. Er hatte gerade eine neue Lieferung
frisch gegerbtes Leder fertigbekommen und so konnte ich gleich meine Bestellung
mitnehmen. Als ich wieder in meinem Laden war begann ich eine Skizze für den nächsten
Auftrag zu zeichnen. Diesmal brauchte ein Mann aus dem Nachbardorf ein Zaumzeug für
sein Zugpferd. Ich zeichnete alles auf und begann dann das Leder zu verarbeiten und
passend zu zuschneiden. Danach nähte ich die Teile zusammen und brachte die nötigen
Metallteile ein. Es war bereits Abend als ich endlich mit allem fertig war. Da der Mann nicht
mehr gut zu Fuß war, musste ich ihm das Zaumzeug bringen, was ich aber natürlich gern tat,
denn ich brauchte jeden Auftrag. Ich lief los und erreichte noch vor Einbruch der Dunkelheit
die Farm des alten Mannes. Da ich nicht sehr viel Zeit hatte und mich nicht lang bei ihm
aufhalten konnte, übergab ich nur das Zaumzeug und nahm meinen Lohn entgegen. Dann
musste ich mich beeilen um noch einigermaßen pünktlich zum Abendbrot wieder im Dorf zu
sein. Ich lief also schnell zurück in meine Werkstatt um alles fertig zu machen. Dort
angekommen räumte ich ordentlich auf, schloss ab und ging dann hinüber in das Haupthaus,
wenn man diesen weniger großen Wohnbereich unseres Häuschens so nennen konnte.
Meine Frau wartete bereits auf mich und stellte mir die Reste des Abendessens auf den
Tisch. Die Kinder und sie hatten schon gegessen und die Kinder schliefen bereits. Auch ich
war danach sehr müde, wie jeden Abend nach einem anstrengenden Arbeitstag. Also ging
ich in unseren Schlafraum und legte mich ins Bett. Dieser Arbeitstag war geschafft doch der
nächste würde bereits in wenigen Stunden beginnen.
2.1
DieKöhlerei-
Interview mit Hans
Guten Tag meine sehr geehrten Zuhörer. Heute melde ich mich nicht, um einen Sattler zu
interviewen, sondern um einen Köhler zu finden. Hinterher gibt es natürlich noch weitere
Infos von mir über die Köhlerei heutzutage. Um einen Köhler zu finden fuhr ich nach
Grebenhain.
Die netten Passanten verwiesen mich auf einen gewissen Hans, der hier im Wald lebt bei
seiner Arbeit. Sie sagten er wäre ganz alleine, jedoch stehen hier viele Häuer. Sie scheinen
jedoch verlassen zu sein. Mal sehen ob ich ihn finde… Dort hinten sehe ich Rauch
aufsteigen, da finde ich ihn bestimmt... ah ja dort.
Reporter: Guten Tag, Hans, richtig?
Hans: Guten Tag. Ja der bin ich. Und wer sind sie? Und was für eine Kleidung tragen sie
da? Die erscheint mir aber nicht wie aus diesem Jahrhundert...
Reporter: Das ist unwichtig. Christian Nolte mein Name. Ich bin ein Reporter. Dürfte ich sie
interviewen? ... Ähm mein Arbeitgeber interessiert sich nämlich für diesen Beruf.
Hans: Für meinen Beruf? Ich habe zwar nur wenig Zeit, aber ich kann eine Pause machen.
Reporter: Erst einmal vorweg: Was ist ein Köhler überhaupt?
Hans: Das ist eigentlich ziemlich einfach zu erklären: Wir stellen aus Holz Holzkohle her.
Dazu müssen wir das Holz verbrennen, das wiederum ist nicht so einfach.
Reporter: Und für was benötigen sie die Kohle?
Hans: Die Kohle wird zum Gewinn von Edelmetallen, Gas und Eisenverhüttung hergestellt.
Ich verkaufe sie aber nur weiter an größere Händler. Beim Prozess der Herstellung werden
100 kg Holz benötigt, um 20 kg Kohle herzustellen.
Reporter: Werden mit diesen „Haufen“ Kohle hergestellt? (***zeigt auf die Haufen
um sie herum, aus denen Rauch aufsteigt***)
Hans: Ja genau, wir nennen den „Haufen“ Kohlenmeiler oder nur Meiler. Er wird vom
Köhler, also von mir, in Brand gesetzt um die Holzkohle zu gewinnen. Der Meiler ist ein mit
Gras, Erde und Moos luftdicht bedeckter Holzhaufen. Aus diesem Holz wird nach 6 bis 8
Tagen oder sogar nach mehreren Wochen, wenn es größere Meiler sind, unsere Holzkohle.
Je nach Region und Köhler wird der Meiler unterschiedlich errichtet. Jedoch sollte er
ebenerdig stehen und nah an einem Gewässer liegen, damit man ihn später wieder gut
löschen kann.
Reporter: Wie wird der Kohlenmeiler errichtet um Holzkohle herzustellen?
Hans: Also ich mache es so: Zunächst ramme ich Stangen leicht senkrecht in den Boden.
Der entstehende Schacht, wir nennen ihn Quandelschacht, wird später mit brennbaren
Spänen gefüllt. Als nächstes stelle ich so ca. ein Meter lange Holzscheite in kegelförmigen
Haufen um den Quandelschacht und häufe diese auf drei bis vier Etagen, je nachdem,
wie groß der Meiler werden soll. Über die Holscheite kommt dann eine Reisig- oder
Strohschicht und danach wird eine luftdichte Decke aus Gras, Moos und Erde geschaffen.
Als letzten Schritt zünde ich den Meiler im Quandelschacht an, wobei man sehr vorsichtig
sein sollte. Die Temperatur während des Verkohlungsprozesses sollte zwischen 300° und
350° liegen.
Reporter: Welche Aufgabe ist Ihre bei dem Verbrennungsprozess?
Hans: Nachdem ich den Meiler richtig erbaut und angezündet habe, muss ich in den
darauffolgenden Tagen und Wochen darauf achten, dass der Meiler stets die richtige
Temperatur behält und ich muss deshalb mehrmals täglich nach den Meilern schauen.
Ich muss aufpassen, dass der Meiler nicht erlischt, wenn die Temperatur zu niedrig ist.
Gleichzeig darf der Meiler auch nicht in Flammen aufgehen, falls die Temperatur zu hoch
wäre, aber der Meiler darf auch nicht durch zu viel Luftzufuhr zu schnell abrennt. Um das zu
regeln, kann ich entweder Löcher in die Decke, die ja aus Moos, Erde und Gras besteht,
bohren oder sie gegeben falls auch wieder verschließen.
Reporter: Woher weiß man, dass man den Meiler löschen darf?
Hans: Mein Vater hat mir dafür einen Trick gezeigt. Ich kann an der dicke und der Farbe
des Rauches erkennen, ob die Luftzufuhr so stimmt oder nicht und, ob das Holz noch roh ist
oder nicht. Ist der Rauch dick und grau, so ist das Holz noch ziemlich roh und die Luftzufuhr
ist vermutlich zu gering. Ist der Rauch des Meilers jedoch dünn und blau, so ist das Holz
bereits gut verkohlt.
Reporter: Ich danke Ihnen sehr, dass sie sich etwas Zeit für mich genommen haben.
Hans: Ach das war kein Problem. Ich habe ja sonst nie viel Gesellschaft. Auf Wiedersehen.
Reporter: Nun wende ich mich wieder an Sie, meine Zuhörer. Ihr fragt euch nun sicher was
aus diesem schönen Beruf geworden ist? Nun es gibt in Deutschland nur noch sehr wenige
professionelle Köhlereien. Da es keine Ausbildung zum Köhler gibt, kann man den Beruf nur
erlernen, wenn einem das Wissen von einem Köhlers weitergegeben wird. Aus diesem
Grund sind die wenigen Köhler meist aus Köhlerfamilien, da andere keine Chance haben
das Köhlereihandwerk zu erlernen. Ich bin mir sicher, dass dieser schöne Beruf bald
komplett durch Maschinen ersetzt wird. Zum Glück muss das unser armer Hans nicht mehr
miterleben.
2.2
Hans - der Köhler
Ich öffnete langsam meine Augen und schaute auf die Armbanduhr auf meinem kleinen
Nachttischschränkchen. 4:33Uhr. Ich wusste ich muss um 4:45 Uhr wieder nach den Meilern
schauen, also beschloss ich aufzustehen. Als ich mich reckte überfuhr mich wieder dieser
Schmerz. Wie konnte ich auch die große Brandwunde an meinem Arm vergessen. So eine
große Brandwunde hatten mich diese Meiler noch nicht gekostet. Ich probierte also langsam
aufzustehen ohne meinen Arm zu benutzten, auch wenn meine anderen Knochen auch alle
wehtaten. Mir blieb jedoch nichts anderes übrig, als aufzustehen, obwohl ich eigentlich nicht
möchte. Wie jeden Tag. Dabei wäre es eigentlich so einfach weiter zu schlafen, aber meine
innere Uhr, die ich mir über die Jahre angeeignet hatte, lässt mich leider nie im Stich und ich
könnte nie mit einem guten Gewissen weiterschlafen, wenn ich weiß, dass die Meiler
ausgehen könnten. Nachdem ich unter Schmerzen aus dem Bett stieg, zog ich mir meine
Arbeitskleidung an, was eigentlich das überflüssigste am ganzen Tag war, denn durch den
Ruß und Staub, der mittlerweile selbst in meinem Haus angekommen ist, ist selbst meine
Schlafkleidung bedeckt. Ich stellte noch schnell Wasser auf eine Herdplatte, damit ich mich
später mit einem Tee aufwärmen konnte. Das Gute an meinem Beruf ist, dass ich nur drei
Minuten zu den Meilern laufe und somit auch wieder schnell zu meiner Hütte zurückgehen
kann. Das Schlechte daran ist, dass aus diesem Grund niemand anderes in diesem Gebiet
leben möchte. Der Rauch der Meiler überschattet die ganze Umgebung. Früher war das
noch anders. Meine Hütte liegt mit ungefähr zehn weiteren Hütten, zwar abgelegen vom
nächsten Dorf, aber wir hatten hier immer unser eigenes kleines Dorf. Zweimal in der Woche
sind die Frauen in das Dorf gefahren und haben Verpflegung gekauft. Manchmal nahm
meine Mutter mich sogar mit, wenn ich nicht gerade den Männern bei den Meilern half. Jetzt
ist hier alles leer. Die ganzen Familien zogen entweder in die nächste Stadt oder verstarben
früher oder später wie meine Eltern. Ich wollte natürlich die Arbeit meines Vaters
übernehmen und die Arbeiter zeigten mir alles, was ich noch nicht konnte. Bald zogen viele
weg, da das Geld nicht mehr reichte oder sie wurden zu alt. Ich hatte nie die Hoffnung an
dem Beruf verloren, obwohl jetzt alles maschinell schneller ging. Der einzige Arbeiter von
den fünfzehn, die früher hier waren, ist ein alter Mann. Willfried. Ich bin mir auch nicht sicher,
warum er mit mir hier blieb. Vielleicht tat ich ihm leid, da ich ganz alleine ohne Familie oder
Frau war? Aber sind wir mal ehrlich. Welche Frau möchte heutzutage in einem verlassenen
Dorf leben voll mit Ruß und Rauch. Vielleicht blieb Willfried auch hier, weil er genau wie ich
nicht wüsste, wo er sonst hin sollte und, weil er das hier schon sein ganzes Leben tat.
Ebenfalls genau wie ich. Ich war zu mindestens froh, dass ich nicht komplett alleine war mit
den Meilern, obwohl wir nicht mehr fünfundzwanzig Meiler bewirtschaften können wie früher,
sondern nur noch fünf
.
Nachdem ich heute Morgen zum Meilerplatz gegangen war und nur geschaut habe, ob die
Temperatur noch richtig zwischen 300° und 350° C liegt und danach meinen Tee trank, um
mich wieder zu wärmen, ging ich zu Willfried und klopfte an. Ich sagte ihm, dass wir den
großen Meiler heute noch löschen müssen und dort dann einen neuen Meiler bauen.
Deshalb habe ich auch noch vor Holz zu fällen. Eigentlich mache ich das immer im Winter,
aber unser Vorrat geht langsam aus. Das Holzfällen ist meine Aufgabe, da Willfried nicht
mehr eine so anstrengende Arbeit verrichten kann. Er kümmert sich um das Moos und Stroh,
welches wir für die Decke des Meilers benötigen. Meine Aufgabe ist es auch die Holzkohle
weiter zu verkaufen. Das Geld teilen wir uns, obwohl ich vermutlich mehr Arbeit habe. Aber
Willfried hat nicht nur vielleicht Mitleid mit mir, ich habe auch etwas Mitleid mit ihm. Auf seine
Altentage haben seine Freunde ihn verlassen genau wie seine Frau, die es ebenfalls in die
Stadt gezogen hatte. Auch wenn ich natürlich viel jünger war als Willfried, hatten wir
trotzdem viel gemeinsam. Mit dem Preis mussten wir mittlerweile auch runter gehen, sonst
würde ja niemand mehr Holzkohle von uns kaufen. „Was hast du nur wieder gemacht?“
Wilfried machte eine Kopfbewegung um auf meinen Arm zu weisen. „Ach ich habe nicht
richtig aufgepasst.“ Ich zuckte mit den Schultern um zu zeigen, dass es nicht so wichtig ist,
obwohl es schon wehtat. Er bot mir an eine Salbe zu holen, aber ich lehnte dankend ab, da
ich selber noch eine von meinem Vater besaß. Er hatte wohl früher auch oft nicht richtig
aufgepasst.
Ich machte mich etwas später an die Arbeit und fällte Holz. Doch vorher schaute ich nochmal
nach der Temperatur der Meiler. Währenddessen sammelte Willfried Moos und holte Stroh
vom Bauern. Da ich als erster zurück war, löschte ich vorsichtig den Meiler, ließ die
Überreste auskühlen und legte die gewonnene Holzkohle zur restlichen auf den Wagen. Da
von Willfried immer noch keine Spur war, begann ich den Schacht zu bauen und legte mein
frisch gefälltes Holz darum. In einer kurzen Pause tauchte Willfried auch wieder auf und wir
deckten den Meiler erst mit Stroh und dann mit Moos und Erde ab. Auch wenn ich schon
ziemlich erschöpft war und auch Willfried mir bereits eine schöne Nacht gewünscht hatte,
machte ich nochmal einen Kontrollgang und überprüfte die Temperatur der Meiler, bohrte
noch ein, zwei Löcher und begab mich auf den Weg zur Hütte. Spätabends sahen die
restlichen Hütten noch verlassener aus wie bei Tag. Man könnte selbst denken in meiner
Hütte lebt niemand. Ich kroch ohne meine Schlafkleidung anzuziehen in mein Bett, da es so
oder so nach Rauch roch und schlief sofort ein bis mich meine innere Uhr wieder um 4:30
Uhr wecken wird.
3.1
DieWagnerei -
Interview mit Richard
Meine dritte und letzte Reise dieser Folge geht in das Mannheim des 18. Jahrhunderts. Hier
werde ich mich auf die Suche nach einer Wagnerwerkstatt machen, um so viel wie möglich
über ihre Arbeit herausfinden zu können. Also nichts wie los!
Reporter: „Nach einer glücklicherweise nicht allzu langen Suche fand ich auch schon die
hierzulande bekannte Wagnerei des Wagnermeisters Richard, welcher in dieser Gegend für
seine gute und fleißige Arbeit bekannt ist.“ ***tritt ein***
Richard: „Guten Tag, mein Herr, wie kann ich Euch weiterhelfen?“
Reporter: „Ich grüße Euch. Meister Richard, ein wohlhabender Kaufmann, schickt mich. Ich
soll mich über Eure Arbeit informieren. Mein Freund ist leider zurzeit nicht im Lande, doch er
plant eine neue Kutsche bauen zu lassen. Ich möchte mir gerne eure Arbeit anschauen, um
ihn gut beraten zu können. Dürfte ich dies tun?“
Richard: „Nun ja. Selbstverständlich. Es sei denn Ihr seid von der Konkurrenz, doch Ihr
seht mir nicht nach einem Wagner aus. Also schaut Euch meine Arbeit an: Eggen, Kutschen,
Handwagen, sowie alles rund um Räder.“
Reporter: „Sehr gerne. Ich hörte bereits von Eurem Talent für diese Arbeit.
Könnt Ihr mir auch etwas über die Geschichte Eurer Werkstatt erzählen?“
Richard: „Meine Werkstatt? Nun ja, sie existiert seit geraumer Zeit. Mein Urgroßvater
erbaute sie und seitdem ist es ein Familienbetrieb. Mein Großvater und mein Vater
arbeiteten auch schon hier, also sehe ich es als Ehre, dieses Erbe fortzuführen…Und dies
nun schon seit 20 Jahren! Nach mir wird mein Sohn Markus die Werkstatt weiterführen, ich
bilde ihn im Moment aus. Man sagt die Wagnerei existiert bereits seit dem 14. Jahrhundert,
also eine beträchtliche Zeit. Ihr scheint mir wie ein gebildeter Mann, wenn Ihr mich fragt, wird
sie noch lange existieren.“
Reporter: „Ja…Hmm. Da sollten Sie Recht haben. Könntet Ihr mir auch etwas
über eure Arbeit erzählen?“
Richard: „Nun ja…Die Wagnerarbeit erfordert wirklich Fingerspitzengefühl und langjährige
Erfahrung, was vor allem die Auswahl der Materialien betrifft.“
Reporter: „Inwiefern, wenn ich fragen darf?“
Richard: „Das Holz ist bekanntlich das wichtigste Material bei der Wagnerei. Jede Sorte hat
ihre eigenen Eigenschaften und einen anderen Nutzen. Es gibt nun mal nicht nur eine
Handvoll Hölzer, wie Fichte, Buche, Ulme oder Kiefernholz, sondern über zwei Dutzend
verschiedene.
Diese mit Drehbank, Schraubzwingen, Stemmeisen und Beitel zu verantworten erfordert
Konzentration und vor allem Geschicklichkeit…was natürlich auch nicht jeder besitzt, wenn
man sich einmal bei der Konkurrenz umsieht. Diese Wagnerei übertrifft die anderen bei
weitem, also trefft eine gute Wahl, mein Herr.“
Reporter: „Was halten Sie denn von Plastik? Es könnte dochgewisse
Materialien ersetzen.“
Richard: „Plastik? Was soll das für ein Humbug sein? Hexenwerke sind das! Ihr seid doch
von der Konkurrenz!“
Reporter: „Nun ich, ich bedanke mich für Eure Zeit. Ich werde nun gehen, hat mich gefreut,
Wagner Richard.“
Richard: „Hee, Ihr habt meine Frage nicht beantwortet! Bleibt hier! Wo, wo ist er hin? Was
ist das für ein Hexenwerk?“
3.2
Richard - der Wagner
Früh morgens riss mich das Krähen der Hähne des benachbarten Hofs aus dem Schlaf. Ich
dachte daran, wie angenehm es doch wäre, einfach weiterzuschlafen. Doch die Arbeit rief
und ich stand seufzend auf. Meine Frau wünschte mir noch einen guten Morgen und ich ging
in die Küche, um mir eine Butterbrotstulle mit Speck zum Frühstück zu machen. Wie jeden
Morgen seit nun schon über 20 Jahren. Mit lautem Knarren öffnete ich die Tür zu meiner
Werkstatt und machte, wie jeden Morgen, einen kleinen Rundgang, um alle Gerätschaften
und die Aufträge zu kontrollieren. Alles war in Ordnung, also konnte ich mich der Arbeit
zuwenden. In den letzten Tagen hatten wir eine Hand voll Aufträge bekommen, was natürlich
erstmal viel Arbeit bedeutete. Und doch bin ich sehr froh darüber. Ich erinnere mich noch an
eine Zeit vor ungefähr 5 Jahren. Die Werkstatt stand vor dem Aus. Keine Aufträge, kein
Material, kein Geld. Hätte mir der Kaufmann damals nicht geholfen, wäre die Werkstatt und
somit mein Familienerbe zugrunde gegangen. Doch nun frage ich mich, ob es das wirklich
wert war. Dieser Schnösel von Kaufmann verlangte 35% meines Einkommens, als
Gegenleistung bezahlte er meine Schulden und half mir an Aufträge zu kommen. Zwar
reichte das Geld, ich konnte meine Frau und meine zwei Söhne ernähren, sowie meine
Werkstatt behalten und doch haben wir nicht viel. Geschick und Talent ist bedeutungslos,
wenn einem die nötigen Mittel fehlen.
Langsam sollte ich mich wirklich der Arbeit widmen. Also schaute ich mir die neuen Aufträge
an: ein Handwagen und ein Anhänger. Wie üblich begann ich also eine Zeichnung
anzufertigen, eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, da diese nicht sehr anstrengend war
und man sich dabei entspannen kann.
Es klopfte an der Tür. „Ja?“ Die Tür öffnete sich und mein Sohn Markus trat ein. Er war im
Moment in seiner Ausbildung, was mich immer an meine Ausbildungszeit erinnerte. Meine
Lehrzeit hatte zwei Jahre gedauert, woraufhin ich noch 5 Jahre als Geselle auf Wanderschaft
war. Durch viele Regionen zog ich und sammelte schöne Erfahrungen, welche mein Junge
noch vor sich hatte. „Vater, ich bin es. Wie kann ich dir helfen?“ Ich lächelte. „ Hallo Markus,
guten Morgen. Wir haben hier einen Auftrag für einen Handwagen, die Zeichnung liegt hier.
Berechne doch bitte die erforderliche Stärke von Achsen und Rädern, du kennst das ja.“
„Aber natürlich. Ich mache mich sofort an die Arbeit.“
Das musste man ihm lassen. Markus war wirklich ein fleißiger und begabter Bursche, ein
würdiger Nachfolger von mir. Ich bin sehr froh, dass er einmal meine Werkstatt übernehmen
will und unser Familienerbe in Ehren weiterführen wird. Während Markus sich um die
Berechnung kümmerte, widmete ich mich dem Holz, dem wichtigsten Schritt meiner Arbeit.
Das A und O ist dabei eigentlich, dass das Holz absolut trocken ist und natürlich, dass man
das richtige Holz auswählt.
Sobald diese Arbeit verrichtet wurde, werden wir beginnen die Einzelteile anzufertigen,
zuzuschneiden und schlussendlich zu einem fertigen, ganzem Stück zu verbinden. Doch bis
dahin liegt noch ein weiter Weg vor uns, aber zum Glück habe ich ja Markus, der mir hilft.
Neben Markus half mein jüngerer Sohn Holger ebenfalls bei einfacheren Arbeiten. Meist
assistierte er mir beim finalen Schliff, wenn alles soweit fertig, verleimt und verschraubt war,
wie ich damals meinem Vater geholfen habe und er wiederrum seinem Vater.
Mein Vater starb jedoch vor zwei Jahren. Gerade in diesen Tagen, wenn ich mit meinem
eigenen Sohn arbeite, merke ich, wie sehr er mir fehlt. All die Stunden, die wir zusammen
verbrachten und gemeinsam lachten. Er war die Person, die mir das Wagnerhandwerk leben
und lieben lehrte. Ich denke er wäre stolz auf mich, wenn er mich heute sehen könnte. Doch
er wird nie wieder kehren und ich sollte die schönen Momente mit meinem Söhnen
genießen, solange sie noch bei mir sind.
Es war schon spät abends, als ich die Tür zu meiner Werkstatt wieder zuschloss. Meinen
Sohn Markus habe ich schon vor einigen Stunden ins Bett geschickt. Auch Holger kam
nochmal vorbei und schaute, was wir machten. Obwohl er erst so jung ist, interessiert er sich
schon sehr für den Beruf. Wer weiß, vielleicht übernehmen Markus und Holger einmal die
Werkstatt zu zweit, wenn ich nicht mehr da bin. Einen größeren Wunsch für die Zukunft habe
ich nicht. Ich schlich leise ins Haus und legte mich zu meiner Frau, die bereits schlief und
wartete auf den Nächten Tag.
4.
Schlusswort
Meine Damen und Herren, nun sind wir auch schon wieder am Ende der heutigen Ausgabe
angelangt.
Vielleicht müssen Sie noch über das Schicksal der drei Handwerker nachdenken. Vermutlich
muss ich Sie enttäuschen, wenn ich Ihnen sage, dass Reinhold, Hans und Richard heute in
diesen Berufen nicht mehr existieren würden.
Durch die zunehmende Industrialisierung wurde die Berufsbilder des Wagners, Sattlers und
Köhlers weitgehend verdrängt. Mit der Motorisierung fielen wichtige Aufgaben des Wagners
weg und 1989 wurde er vom Berufsfeld des Karosserie- und Fahrzeugbauers abgelöst.
Auch die Nachfrage von Satteln sank, als die ersten Automobile auf den Markt kamen.
Traditionelle Arbeit wird heute nur noch selten verrichtet, die Einzelteile werden industriell
hergestellt und der Fertigungsvorgang ist um einiges automatisierter.
Der Köhler ist nur noch in Familien verbreitet, die diesen Beruf an ihre Kinder weiter gegeben
haben. Das heißt, wenn die Kinder irgendwann einmal etwas anderes werden möchten, wird
der Beruf komplett ausgestorben sein.
Glücklicherweise werden die noch verbliebenen Aufgaben wie früher ausgeführt, sodass die
Tradition zumindest vereinzelt beibehalten werden können und noch für die Nachwelt
erhalten bleiben.
Die früheren Berufe hinterließen der heutigen Zeit viele Handwerkstradition und es ist unsere
Aufgabe, diese nicht aussterben zu lassen.
Ihr Reporter:
Christian Nolte
5.
Quellenangaben
1. Die Sattlerei:
 https://de.wikipedia.org/wiki/Sattler
 http://wiki-de.genealogy.net/Sattler_(Beruf)
 https://www.berufslexikon.at/berufe/3271-SattlerIn/
2. Die Köhlerei
 http://www.köhlersiedlung.info/das_koehlerhandwerk.html
 http://www.spiegel.de/karriere/kurioser-beruf-koehler-stellt-holzkohle-von-hand-
her-a-914469.html
3. Die Wagnerei
 http://www.gehalt-tipps.de/berufsbild/wagner/
 http://de.m.wiktionary.org/wiki/Wagner
 http://wagnerei.franzjoerg.de/werkzeuge/
 http://wagnerei.franzjoerg.de/berufsbild/

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  • 1. Inhaltsverzeichnis 1. Der SattlerReinhold 1.1 Die Sattlerei (ein Interview mit Reinhold) 1.2 Ein Tag aus der Sicht von Reinhold 2.Der Köhler Hans 2.1 Die Köhlerei (ein Interview mit Hans) 2.2 Ein Tag aus der Sicht von Hans 3.Der Wagner Richard 3.1 Die Wagnerei (ein Interview mit Richard) 3.2 Ein Tag aus der Sicht von Richard 4.Schlusswort (vom Reporter Christian Nolte) 5.Quellenangaben
  • 2. 1.1 DieSattlerei- Interview mit Reinhold Hallo, mein Name ist Christian Nolte und ich bin ihr Reporter für die heutige Sendung. Ich komme aus der heutigen Zeit und werde in dieser Folge von “Forbidden history – eine Reise in die Geschichte vor unserer Zeit“ eine Zeitreise in die Vergangenheit machen. Dort werde ich probieren drei aussterbende Berufe und die mit ihnen verbundenen Handwerkstraditionen besser kennenzulernen. Außerdem werde ich Ihnen einen Einblick verschaffen inwiefern diese Berufe heute noch existieren und wie sie sich verändert haben. Als Erstes reise ich nach Köln um einen echten ursprünglichen Sattler zu treffen. Danach werde ich noch probieren einen Köhler und einen Wagner ausfindig zu machen. Hoffentlich denken sie ich komme aus ihrer Zeit. Ich möchte sie ja nicht unnötig mit dem Wissen von Zeitreisen belasten. Reporter: „Nun, schon bin ich in Köln angekommen und mache mich gleich mal auf die Suche nach einem Sattler. Schon früher war der Beruf weit verbreitet in Deutschland, Österreich, Schweiz und der tsch. Republik. Dahinten hängt ein Schild in Form eines Sattels über der Tür, da finde ich vielleicht jemanden…“ Gehilfe: „Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?“ Reporter: „Tag! Ja, arbeitet hier ein Sattler?“ Gehilfe: „Ja klar, das ist ja schließlich eine Sattlerei. Sattler Reinhold ist drin und arbeitet.“ Reporter: „Ah super danke, dann gehe ich gleich mal rein! Da hinten steht schon ein Mann mit Schürze und Werkzeug, das muss er sein… Guten Tag, sind Sie Sattler Reinhold?“ Sattler: „Ja der bin ich, und wer sind Sie?“ Reporter: „Ich bin Christian Nolte und interessiere mich für den Beruf des Sattlers. Würden Sie mir ein paar Fragen beantworten?“ Sattler: „Meinetwegen, wenn’s nicht zu lang dauert, ich habe noch viel zu tun… Setzen wir uns da drüben hin dann kann ich eine Pause machen. Also was wollen Sie denn wissen?“ Reporter: „Als Erstes einmal: Was ist ein Sattler und was macht er?“ Sattler: „Der Beruf Sattler ist ein lederverarbeitendes Gewerbe und ein Sattler, wie ich es bin, stellt hauptsächlich Gegenstände zur Verwendung im Umgang mit Tieren her.“ Reporter: „Ja, das ist das typische Bild, das die meisten von einem Sattler haben. Im Gegensatz zu den ursprünglichen Sattlern stellen die „Sattler“ heute, Ausstattung für Autos und Boote oder Taschen her. Was genau wird aus Leder alles hergestellt?“ Sattler: „Sättel, Zaumzeug, also Gurte und Riemen, Fahr- und Zuggeschirre.“
  • 3. Reporter: „Und das stellen sie alles her?“ Sattler: „Manche Sattler schon, andere haben ein Fachgebiet. Ein Sattler wie ich es bin, stellt Sättel her. Ein Riemer stellt Zaumzeug her und ein Hamacher stellt Zug- und Fahrgeschirre her.“ Reporter: „Ah, also ist Sattler nicht gleich Sattler, sondern es gibt noch Unterschiede in der Frage was genau hergestellt wird. Gibt es denn bestimmte Sattlerwerkzeuge?“ Sattler: „Ja, zum Beispiel arbeite ich viel mit dem Sattelhammer und dem Halbmondmesser, normale Standardwerkzeuge dürfen aber natürlich auch nicht fehlen.“ Reporter: „Und was das Material angeht arbeiten sie hauptsächlich mit Leder, richtig?“ Sattler: „Ja, das ist richtig. Das Leder muss ich vom Gerber abholen und dann passend zuschneiden. Für viele Sachen brauche ich aber auch Metall, zum Beispiel für Schnallen.“ Reporter: „Heute arbeiten die „Sattler“ auch noch mit Leder und Metall aber auch mit Kunststoffen. Mit der Zeit hat sich die Arbeit des Sattlers stark verändert. Zuerst gab es weniger Verwendung für Sättel, Zaumzeug und Geschirre und dafür mehr für Autos, die ersten sogenannten Autosattlereien entstanden. Heute nennt man sie Automobilunternehmen und tatsächlich haben sie nur noch wenig mit dem Beruf Sattler zu tun. Es gibt aber noch Sattlereien in denen Sättel für Pferde oder Geschirr für Nutztiere hergestellt wird. Das ist immer noch Handarbeit, nur moderner. Abschließend kann man also sagen, dass der Beruf nicht vergessen, sondern nur stark abgewandelt wurde. Und eine Ausbildung zum modernen Sattler, kann man auch heute noch machen. Manche alten Werkstätten existieren sogar noch, wie die Sattlerei in Schlüchtern.“ Sattler: „Was reden Sie denn da bloß für ein komisches Zeug? Wie auch immer, ich muss zurück an die Arbeit.“ Reporter: „Ja, vielen Dank für das Interview Sattler Reinhold und noch einen schönen Tag!“ Sattler: „Ihnen auch, Herr Nolte. „Interview“…was die jungen Leute alles für komische Wörter haben…“ Reporter: „So, ich gehe jetzt mal nach draußen und dann geht`s auch schon wieder zurück in unsere Zeit. Aber wenn ich meinen nächsten Besuch in die Vergangenheit zu einem aussterbenden Beruf mache, nehme ich euch auf jeden Fall wieder mit! Bis dann!“
  • 4. 1.2 Reinhold - der Sattler Es war noch dunkel als der Hahn des kleinen Dorfes, in dem ich lebte, krähte um mich zu wecken. Ich beschloss sofort aufzustehen, obwohl ich natürlich total übermüdet war. Doch ich sollte noch vor 8 Uhr mit einem meiner Aufträge fertig sein. Dieser Auftrag war nämlich ein sehr wichtiger für mich: er kam von einem Adligen, der einen neuen Sattel für sein Pferd wünschte. Genau solche Aufträge brauchte ich ab und zu um genug Geld einzunehmen. Denn für mich allein würde das Geld, welches ich verdiente, gut reichen, aber ich hatte noch eine Familie zu versorgen. Meine Frau und meine vier Kinder müssen auch von dem Geld leben, welches ich als Sattler verdiene. Außerdem möchte ich ihnen natürlich mehr bieten als nur ein vertrocknetes Brot am Tag. Ich begann also, an dem Sattel weiterzuarbeiten und kam gut voran. Als ich gerade die letzte Lederkante glatt gefeilt hatte, fuhr auch schon eine Kutsche vor meinem Laden vor. Schnell wischte ich noch einmal über mein Meisterwerk, an dem ich viele Tage gearbeitet hatte. Nur wenige Sekunden danach kam ein Diener herein. „Ist das der neue Sattel für meinen Herrn?“, fragte er in einem höflichen Ton. „Jawohl, das ist er. Feinstes Leder, gut verarbeitet.“, sagte ich stolz. Der Diener begutachtete ihn zunächst erst einmal kritisch, „In der Tat ein wertvolles Stück. Hier ist Ihr Lohn. Und nun bringen Sie ihn zur Kutsche.“, befahl er. „Vielen Dank.“ Ich streckte das Geld schnell ein und nahm den Sattel, um ihn schnellstmöglich jedoch auch vorsichtig zur Kutsche zu bringen. Danach wandte ich mich noch einmal an den Diener: „So, der Sattel ist verstaut. Eine gute Heimfahrt wünsche ich und grüßen Sie mir freundlichst Ihren Herrn!“ Der Diener hob nur die Hand, stieg ein und schon brauste die Kutsche davon. Ich ging wieder rein und machte eine kleine Pause um mich für den bevorstehenden Tag zu stärken, denn dieser Tag hat gerade erst angefangen. Nach der Pause, die mich nur fünf Minuten gekostet hatte, ging ich los zu dem Gerber unseres kleinen Ortes, um neues Leder abzuholen. Er hatte gerade eine neue Lieferung frisch gegerbtes Leder fertigbekommen und so konnte ich gleich meine Bestellung mitnehmen. Als ich wieder in meinem Laden war begann ich eine Skizze für den nächsten Auftrag zu zeichnen. Diesmal brauchte ein Mann aus dem Nachbardorf ein Zaumzeug für sein Zugpferd. Ich zeichnete alles auf und begann dann das Leder zu verarbeiten und passend zu zuschneiden. Danach nähte ich die Teile zusammen und brachte die nötigen Metallteile ein. Es war bereits Abend als ich endlich mit allem fertig war. Da der Mann nicht mehr gut zu Fuß war, musste ich ihm das Zaumzeug bringen, was ich aber natürlich gern tat, denn ich brauchte jeden Auftrag. Ich lief los und erreichte noch vor Einbruch der Dunkelheit die Farm des alten Mannes. Da ich nicht sehr viel Zeit hatte und mich nicht lang bei ihm aufhalten konnte, übergab ich nur das Zaumzeug und nahm meinen Lohn entgegen. Dann musste ich mich beeilen um noch einigermaßen pünktlich zum Abendbrot wieder im Dorf zu sein. Ich lief also schnell zurück in meine Werkstatt um alles fertig zu machen. Dort angekommen räumte ich ordentlich auf, schloss ab und ging dann hinüber in das Haupthaus, wenn man diesen weniger großen Wohnbereich unseres Häuschens so nennen konnte. Meine Frau wartete bereits auf mich und stellte mir die Reste des Abendessens auf den Tisch. Die Kinder und sie hatten schon gegessen und die Kinder schliefen bereits. Auch ich war danach sehr müde, wie jeden Abend nach einem anstrengenden Arbeitstag. Also ging ich in unseren Schlafraum und legte mich ins Bett. Dieser Arbeitstag war geschafft doch der nächste würde bereits in wenigen Stunden beginnen.
  • 5. 2.1 DieKöhlerei- Interview mit Hans Guten Tag meine sehr geehrten Zuhörer. Heute melde ich mich nicht, um einen Sattler zu interviewen, sondern um einen Köhler zu finden. Hinterher gibt es natürlich noch weitere Infos von mir über die Köhlerei heutzutage. Um einen Köhler zu finden fuhr ich nach Grebenhain. Die netten Passanten verwiesen mich auf einen gewissen Hans, der hier im Wald lebt bei seiner Arbeit. Sie sagten er wäre ganz alleine, jedoch stehen hier viele Häuer. Sie scheinen jedoch verlassen zu sein. Mal sehen ob ich ihn finde… Dort hinten sehe ich Rauch aufsteigen, da finde ich ihn bestimmt... ah ja dort. Reporter: Guten Tag, Hans, richtig? Hans: Guten Tag. Ja der bin ich. Und wer sind sie? Und was für eine Kleidung tragen sie da? Die erscheint mir aber nicht wie aus diesem Jahrhundert... Reporter: Das ist unwichtig. Christian Nolte mein Name. Ich bin ein Reporter. Dürfte ich sie interviewen? ... Ähm mein Arbeitgeber interessiert sich nämlich für diesen Beruf. Hans: Für meinen Beruf? Ich habe zwar nur wenig Zeit, aber ich kann eine Pause machen. Reporter: Erst einmal vorweg: Was ist ein Köhler überhaupt? Hans: Das ist eigentlich ziemlich einfach zu erklären: Wir stellen aus Holz Holzkohle her. Dazu müssen wir das Holz verbrennen, das wiederum ist nicht so einfach. Reporter: Und für was benötigen sie die Kohle? Hans: Die Kohle wird zum Gewinn von Edelmetallen, Gas und Eisenverhüttung hergestellt. Ich verkaufe sie aber nur weiter an größere Händler. Beim Prozess der Herstellung werden 100 kg Holz benötigt, um 20 kg Kohle herzustellen. Reporter: Werden mit diesen „Haufen“ Kohle hergestellt? (***zeigt auf die Haufen um sie herum, aus denen Rauch aufsteigt***) Hans: Ja genau, wir nennen den „Haufen“ Kohlenmeiler oder nur Meiler. Er wird vom Köhler, also von mir, in Brand gesetzt um die Holzkohle zu gewinnen. Der Meiler ist ein mit Gras, Erde und Moos luftdicht bedeckter Holzhaufen. Aus diesem Holz wird nach 6 bis 8 Tagen oder sogar nach mehreren Wochen, wenn es größere Meiler sind, unsere Holzkohle. Je nach Region und Köhler wird der Meiler unterschiedlich errichtet. Jedoch sollte er ebenerdig stehen und nah an einem Gewässer liegen, damit man ihn später wieder gut löschen kann. Reporter: Wie wird der Kohlenmeiler errichtet um Holzkohle herzustellen?
  • 6. Hans: Also ich mache es so: Zunächst ramme ich Stangen leicht senkrecht in den Boden. Der entstehende Schacht, wir nennen ihn Quandelschacht, wird später mit brennbaren Spänen gefüllt. Als nächstes stelle ich so ca. ein Meter lange Holzscheite in kegelförmigen Haufen um den Quandelschacht und häufe diese auf drei bis vier Etagen, je nachdem, wie groß der Meiler werden soll. Über die Holscheite kommt dann eine Reisig- oder Strohschicht und danach wird eine luftdichte Decke aus Gras, Moos und Erde geschaffen. Als letzten Schritt zünde ich den Meiler im Quandelschacht an, wobei man sehr vorsichtig sein sollte. Die Temperatur während des Verkohlungsprozesses sollte zwischen 300° und 350° liegen. Reporter: Welche Aufgabe ist Ihre bei dem Verbrennungsprozess? Hans: Nachdem ich den Meiler richtig erbaut und angezündet habe, muss ich in den darauffolgenden Tagen und Wochen darauf achten, dass der Meiler stets die richtige Temperatur behält und ich muss deshalb mehrmals täglich nach den Meilern schauen. Ich muss aufpassen, dass der Meiler nicht erlischt, wenn die Temperatur zu niedrig ist. Gleichzeig darf der Meiler auch nicht in Flammen aufgehen, falls die Temperatur zu hoch wäre, aber der Meiler darf auch nicht durch zu viel Luftzufuhr zu schnell abrennt. Um das zu regeln, kann ich entweder Löcher in die Decke, die ja aus Moos, Erde und Gras besteht, bohren oder sie gegeben falls auch wieder verschließen. Reporter: Woher weiß man, dass man den Meiler löschen darf? Hans: Mein Vater hat mir dafür einen Trick gezeigt. Ich kann an der dicke und der Farbe des Rauches erkennen, ob die Luftzufuhr so stimmt oder nicht und, ob das Holz noch roh ist oder nicht. Ist der Rauch dick und grau, so ist das Holz noch ziemlich roh und die Luftzufuhr ist vermutlich zu gering. Ist der Rauch des Meilers jedoch dünn und blau, so ist das Holz bereits gut verkohlt. Reporter: Ich danke Ihnen sehr, dass sie sich etwas Zeit für mich genommen haben. Hans: Ach das war kein Problem. Ich habe ja sonst nie viel Gesellschaft. Auf Wiedersehen. Reporter: Nun wende ich mich wieder an Sie, meine Zuhörer. Ihr fragt euch nun sicher was aus diesem schönen Beruf geworden ist? Nun es gibt in Deutschland nur noch sehr wenige professionelle Köhlereien. Da es keine Ausbildung zum Köhler gibt, kann man den Beruf nur erlernen, wenn einem das Wissen von einem Köhlers weitergegeben wird. Aus diesem Grund sind die wenigen Köhler meist aus Köhlerfamilien, da andere keine Chance haben das Köhlereihandwerk zu erlernen. Ich bin mir sicher, dass dieser schöne Beruf bald komplett durch Maschinen ersetzt wird. Zum Glück muss das unser armer Hans nicht mehr miterleben.
  • 7. 2.2 Hans - der Köhler Ich öffnete langsam meine Augen und schaute auf die Armbanduhr auf meinem kleinen Nachttischschränkchen. 4:33Uhr. Ich wusste ich muss um 4:45 Uhr wieder nach den Meilern schauen, also beschloss ich aufzustehen. Als ich mich reckte überfuhr mich wieder dieser Schmerz. Wie konnte ich auch die große Brandwunde an meinem Arm vergessen. So eine große Brandwunde hatten mich diese Meiler noch nicht gekostet. Ich probierte also langsam aufzustehen ohne meinen Arm zu benutzten, auch wenn meine anderen Knochen auch alle wehtaten. Mir blieb jedoch nichts anderes übrig, als aufzustehen, obwohl ich eigentlich nicht möchte. Wie jeden Tag. Dabei wäre es eigentlich so einfach weiter zu schlafen, aber meine innere Uhr, die ich mir über die Jahre angeeignet hatte, lässt mich leider nie im Stich und ich könnte nie mit einem guten Gewissen weiterschlafen, wenn ich weiß, dass die Meiler ausgehen könnten. Nachdem ich unter Schmerzen aus dem Bett stieg, zog ich mir meine Arbeitskleidung an, was eigentlich das überflüssigste am ganzen Tag war, denn durch den Ruß und Staub, der mittlerweile selbst in meinem Haus angekommen ist, ist selbst meine Schlafkleidung bedeckt. Ich stellte noch schnell Wasser auf eine Herdplatte, damit ich mich später mit einem Tee aufwärmen konnte. Das Gute an meinem Beruf ist, dass ich nur drei Minuten zu den Meilern laufe und somit auch wieder schnell zu meiner Hütte zurückgehen kann. Das Schlechte daran ist, dass aus diesem Grund niemand anderes in diesem Gebiet leben möchte. Der Rauch der Meiler überschattet die ganze Umgebung. Früher war das noch anders. Meine Hütte liegt mit ungefähr zehn weiteren Hütten, zwar abgelegen vom nächsten Dorf, aber wir hatten hier immer unser eigenes kleines Dorf. Zweimal in der Woche sind die Frauen in das Dorf gefahren und haben Verpflegung gekauft. Manchmal nahm meine Mutter mich sogar mit, wenn ich nicht gerade den Männern bei den Meilern half. Jetzt ist hier alles leer. Die ganzen Familien zogen entweder in die nächste Stadt oder verstarben früher oder später wie meine Eltern. Ich wollte natürlich die Arbeit meines Vaters übernehmen und die Arbeiter zeigten mir alles, was ich noch nicht konnte. Bald zogen viele weg, da das Geld nicht mehr reichte oder sie wurden zu alt. Ich hatte nie die Hoffnung an dem Beruf verloren, obwohl jetzt alles maschinell schneller ging. Der einzige Arbeiter von den fünfzehn, die früher hier waren, ist ein alter Mann. Willfried. Ich bin mir auch nicht sicher, warum er mit mir hier blieb. Vielleicht tat ich ihm leid, da ich ganz alleine ohne Familie oder Frau war? Aber sind wir mal ehrlich. Welche Frau möchte heutzutage in einem verlassenen Dorf leben voll mit Ruß und Rauch. Vielleicht blieb Willfried auch hier, weil er genau wie ich nicht wüsste, wo er sonst hin sollte und, weil er das hier schon sein ganzes Leben tat. Ebenfalls genau wie ich. Ich war zu mindestens froh, dass ich nicht komplett alleine war mit den Meilern, obwohl wir nicht mehr fünfundzwanzig Meiler bewirtschaften können wie früher, sondern nur noch fünf . Nachdem ich heute Morgen zum Meilerplatz gegangen war und nur geschaut habe, ob die Temperatur noch richtig zwischen 300° und 350° C liegt und danach meinen Tee trank, um mich wieder zu wärmen, ging ich zu Willfried und klopfte an. Ich sagte ihm, dass wir den großen Meiler heute noch löschen müssen und dort dann einen neuen Meiler bauen. Deshalb habe ich auch noch vor Holz zu fällen. Eigentlich mache ich das immer im Winter, aber unser Vorrat geht langsam aus. Das Holzfällen ist meine Aufgabe, da Willfried nicht mehr eine so anstrengende Arbeit verrichten kann. Er kümmert sich um das Moos und Stroh, welches wir für die Decke des Meilers benötigen. Meine Aufgabe ist es auch die Holzkohle weiter zu verkaufen. Das Geld teilen wir uns, obwohl ich vermutlich mehr Arbeit habe. Aber Willfried hat nicht nur vielleicht Mitleid mit mir, ich habe auch etwas Mitleid mit ihm. Auf seine Altentage haben seine Freunde ihn verlassen genau wie seine Frau, die es ebenfalls in die Stadt gezogen hatte. Auch wenn ich natürlich viel jünger war als Willfried, hatten wir
  • 8. trotzdem viel gemeinsam. Mit dem Preis mussten wir mittlerweile auch runter gehen, sonst würde ja niemand mehr Holzkohle von uns kaufen. „Was hast du nur wieder gemacht?“ Wilfried machte eine Kopfbewegung um auf meinen Arm zu weisen. „Ach ich habe nicht richtig aufgepasst.“ Ich zuckte mit den Schultern um zu zeigen, dass es nicht so wichtig ist, obwohl es schon wehtat. Er bot mir an eine Salbe zu holen, aber ich lehnte dankend ab, da ich selber noch eine von meinem Vater besaß. Er hatte wohl früher auch oft nicht richtig aufgepasst. Ich machte mich etwas später an die Arbeit und fällte Holz. Doch vorher schaute ich nochmal nach der Temperatur der Meiler. Währenddessen sammelte Willfried Moos und holte Stroh vom Bauern. Da ich als erster zurück war, löschte ich vorsichtig den Meiler, ließ die Überreste auskühlen und legte die gewonnene Holzkohle zur restlichen auf den Wagen. Da von Willfried immer noch keine Spur war, begann ich den Schacht zu bauen und legte mein frisch gefälltes Holz darum. In einer kurzen Pause tauchte Willfried auch wieder auf und wir deckten den Meiler erst mit Stroh und dann mit Moos und Erde ab. Auch wenn ich schon ziemlich erschöpft war und auch Willfried mir bereits eine schöne Nacht gewünscht hatte, machte ich nochmal einen Kontrollgang und überprüfte die Temperatur der Meiler, bohrte noch ein, zwei Löcher und begab mich auf den Weg zur Hütte. Spätabends sahen die restlichen Hütten noch verlassener aus wie bei Tag. Man könnte selbst denken in meiner Hütte lebt niemand. Ich kroch ohne meine Schlafkleidung anzuziehen in mein Bett, da es so oder so nach Rauch roch und schlief sofort ein bis mich meine innere Uhr wieder um 4:30 Uhr wecken wird.
  • 9. 3.1 DieWagnerei - Interview mit Richard Meine dritte und letzte Reise dieser Folge geht in das Mannheim des 18. Jahrhunderts. Hier werde ich mich auf die Suche nach einer Wagnerwerkstatt machen, um so viel wie möglich über ihre Arbeit herausfinden zu können. Also nichts wie los! Reporter: „Nach einer glücklicherweise nicht allzu langen Suche fand ich auch schon die hierzulande bekannte Wagnerei des Wagnermeisters Richard, welcher in dieser Gegend für seine gute und fleißige Arbeit bekannt ist.“ ***tritt ein*** Richard: „Guten Tag, mein Herr, wie kann ich Euch weiterhelfen?“ Reporter: „Ich grüße Euch. Meister Richard, ein wohlhabender Kaufmann, schickt mich. Ich soll mich über Eure Arbeit informieren. Mein Freund ist leider zurzeit nicht im Lande, doch er plant eine neue Kutsche bauen zu lassen. Ich möchte mir gerne eure Arbeit anschauen, um ihn gut beraten zu können. Dürfte ich dies tun?“ Richard: „Nun ja. Selbstverständlich. Es sei denn Ihr seid von der Konkurrenz, doch Ihr seht mir nicht nach einem Wagner aus. Also schaut Euch meine Arbeit an: Eggen, Kutschen, Handwagen, sowie alles rund um Räder.“ Reporter: „Sehr gerne. Ich hörte bereits von Eurem Talent für diese Arbeit. Könnt Ihr mir auch etwas über die Geschichte Eurer Werkstatt erzählen?“ Richard: „Meine Werkstatt? Nun ja, sie existiert seit geraumer Zeit. Mein Urgroßvater erbaute sie und seitdem ist es ein Familienbetrieb. Mein Großvater und mein Vater arbeiteten auch schon hier, also sehe ich es als Ehre, dieses Erbe fortzuführen…Und dies nun schon seit 20 Jahren! Nach mir wird mein Sohn Markus die Werkstatt weiterführen, ich bilde ihn im Moment aus. Man sagt die Wagnerei existiert bereits seit dem 14. Jahrhundert, also eine beträchtliche Zeit. Ihr scheint mir wie ein gebildeter Mann, wenn Ihr mich fragt, wird sie noch lange existieren.“ Reporter: „Ja…Hmm. Da sollten Sie Recht haben. Könntet Ihr mir auch etwas über eure Arbeit erzählen?“ Richard: „Nun ja…Die Wagnerarbeit erfordert wirklich Fingerspitzengefühl und langjährige Erfahrung, was vor allem die Auswahl der Materialien betrifft.“ Reporter: „Inwiefern, wenn ich fragen darf?“ Richard: „Das Holz ist bekanntlich das wichtigste Material bei der Wagnerei. Jede Sorte hat ihre eigenen Eigenschaften und einen anderen Nutzen. Es gibt nun mal nicht nur eine Handvoll Hölzer, wie Fichte, Buche, Ulme oder Kiefernholz, sondern über zwei Dutzend verschiedene.
  • 10. Diese mit Drehbank, Schraubzwingen, Stemmeisen und Beitel zu verantworten erfordert Konzentration und vor allem Geschicklichkeit…was natürlich auch nicht jeder besitzt, wenn man sich einmal bei der Konkurrenz umsieht. Diese Wagnerei übertrifft die anderen bei weitem, also trefft eine gute Wahl, mein Herr.“ Reporter: „Was halten Sie denn von Plastik? Es könnte dochgewisse Materialien ersetzen.“ Richard: „Plastik? Was soll das für ein Humbug sein? Hexenwerke sind das! Ihr seid doch von der Konkurrenz!“ Reporter: „Nun ich, ich bedanke mich für Eure Zeit. Ich werde nun gehen, hat mich gefreut, Wagner Richard.“ Richard: „Hee, Ihr habt meine Frage nicht beantwortet! Bleibt hier! Wo, wo ist er hin? Was ist das für ein Hexenwerk?“
  • 11. 3.2 Richard - der Wagner Früh morgens riss mich das Krähen der Hähne des benachbarten Hofs aus dem Schlaf. Ich dachte daran, wie angenehm es doch wäre, einfach weiterzuschlafen. Doch die Arbeit rief und ich stand seufzend auf. Meine Frau wünschte mir noch einen guten Morgen und ich ging in die Küche, um mir eine Butterbrotstulle mit Speck zum Frühstück zu machen. Wie jeden Morgen seit nun schon über 20 Jahren. Mit lautem Knarren öffnete ich die Tür zu meiner Werkstatt und machte, wie jeden Morgen, einen kleinen Rundgang, um alle Gerätschaften und die Aufträge zu kontrollieren. Alles war in Ordnung, also konnte ich mich der Arbeit zuwenden. In den letzten Tagen hatten wir eine Hand voll Aufträge bekommen, was natürlich erstmal viel Arbeit bedeutete. Und doch bin ich sehr froh darüber. Ich erinnere mich noch an eine Zeit vor ungefähr 5 Jahren. Die Werkstatt stand vor dem Aus. Keine Aufträge, kein Material, kein Geld. Hätte mir der Kaufmann damals nicht geholfen, wäre die Werkstatt und somit mein Familienerbe zugrunde gegangen. Doch nun frage ich mich, ob es das wirklich wert war. Dieser Schnösel von Kaufmann verlangte 35% meines Einkommens, als Gegenleistung bezahlte er meine Schulden und half mir an Aufträge zu kommen. Zwar reichte das Geld, ich konnte meine Frau und meine zwei Söhne ernähren, sowie meine Werkstatt behalten und doch haben wir nicht viel. Geschick und Talent ist bedeutungslos, wenn einem die nötigen Mittel fehlen. Langsam sollte ich mich wirklich der Arbeit widmen. Also schaute ich mir die neuen Aufträge an: ein Handwagen und ein Anhänger. Wie üblich begann ich also eine Zeichnung anzufertigen, eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, da diese nicht sehr anstrengend war und man sich dabei entspannen kann. Es klopfte an der Tür. „Ja?“ Die Tür öffnete sich und mein Sohn Markus trat ein. Er war im Moment in seiner Ausbildung, was mich immer an meine Ausbildungszeit erinnerte. Meine Lehrzeit hatte zwei Jahre gedauert, woraufhin ich noch 5 Jahre als Geselle auf Wanderschaft war. Durch viele Regionen zog ich und sammelte schöne Erfahrungen, welche mein Junge noch vor sich hatte. „Vater, ich bin es. Wie kann ich dir helfen?“ Ich lächelte. „ Hallo Markus, guten Morgen. Wir haben hier einen Auftrag für einen Handwagen, die Zeichnung liegt hier. Berechne doch bitte die erforderliche Stärke von Achsen und Rädern, du kennst das ja.“ „Aber natürlich. Ich mache mich sofort an die Arbeit.“ Das musste man ihm lassen. Markus war wirklich ein fleißiger und begabter Bursche, ein würdiger Nachfolger von mir. Ich bin sehr froh, dass er einmal meine Werkstatt übernehmen will und unser Familienerbe in Ehren weiterführen wird. Während Markus sich um die Berechnung kümmerte, widmete ich mich dem Holz, dem wichtigsten Schritt meiner Arbeit. Das A und O ist dabei eigentlich, dass das Holz absolut trocken ist und natürlich, dass man das richtige Holz auswählt. Sobald diese Arbeit verrichtet wurde, werden wir beginnen die Einzelteile anzufertigen, zuzuschneiden und schlussendlich zu einem fertigen, ganzem Stück zu verbinden. Doch bis dahin liegt noch ein weiter Weg vor uns, aber zum Glück habe ich ja Markus, der mir hilft. Neben Markus half mein jüngerer Sohn Holger ebenfalls bei einfacheren Arbeiten. Meist assistierte er mir beim finalen Schliff, wenn alles soweit fertig, verleimt und verschraubt war, wie ich damals meinem Vater geholfen habe und er wiederrum seinem Vater. Mein Vater starb jedoch vor zwei Jahren. Gerade in diesen Tagen, wenn ich mit meinem eigenen Sohn arbeite, merke ich, wie sehr er mir fehlt. All die Stunden, die wir zusammen verbrachten und gemeinsam lachten. Er war die Person, die mir das Wagnerhandwerk leben und lieben lehrte. Ich denke er wäre stolz auf mich, wenn er mich heute sehen könnte. Doch er wird nie wieder kehren und ich sollte die schönen Momente mit meinem Söhnen genießen, solange sie noch bei mir sind.
  • 12. Es war schon spät abends, als ich die Tür zu meiner Werkstatt wieder zuschloss. Meinen Sohn Markus habe ich schon vor einigen Stunden ins Bett geschickt. Auch Holger kam nochmal vorbei und schaute, was wir machten. Obwohl er erst so jung ist, interessiert er sich schon sehr für den Beruf. Wer weiß, vielleicht übernehmen Markus und Holger einmal die Werkstatt zu zweit, wenn ich nicht mehr da bin. Einen größeren Wunsch für die Zukunft habe ich nicht. Ich schlich leise ins Haus und legte mich zu meiner Frau, die bereits schlief und wartete auf den Nächten Tag.
  • 13. 4. Schlusswort Meine Damen und Herren, nun sind wir auch schon wieder am Ende der heutigen Ausgabe angelangt. Vielleicht müssen Sie noch über das Schicksal der drei Handwerker nachdenken. Vermutlich muss ich Sie enttäuschen, wenn ich Ihnen sage, dass Reinhold, Hans und Richard heute in diesen Berufen nicht mehr existieren würden. Durch die zunehmende Industrialisierung wurde die Berufsbilder des Wagners, Sattlers und Köhlers weitgehend verdrängt. Mit der Motorisierung fielen wichtige Aufgaben des Wagners weg und 1989 wurde er vom Berufsfeld des Karosserie- und Fahrzeugbauers abgelöst. Auch die Nachfrage von Satteln sank, als die ersten Automobile auf den Markt kamen. Traditionelle Arbeit wird heute nur noch selten verrichtet, die Einzelteile werden industriell hergestellt und der Fertigungsvorgang ist um einiges automatisierter. Der Köhler ist nur noch in Familien verbreitet, die diesen Beruf an ihre Kinder weiter gegeben haben. Das heißt, wenn die Kinder irgendwann einmal etwas anderes werden möchten, wird der Beruf komplett ausgestorben sein. Glücklicherweise werden die noch verbliebenen Aufgaben wie früher ausgeführt, sodass die Tradition zumindest vereinzelt beibehalten werden können und noch für die Nachwelt erhalten bleiben. Die früheren Berufe hinterließen der heutigen Zeit viele Handwerkstradition und es ist unsere Aufgabe, diese nicht aussterben zu lassen. Ihr Reporter: Christian Nolte
  • 14. 5. Quellenangaben 1. Die Sattlerei:  https://de.wikipedia.org/wiki/Sattler  http://wiki-de.genealogy.net/Sattler_(Beruf)  https://www.berufslexikon.at/berufe/3271-SattlerIn/ 2. Die Köhlerei  http://www.köhlersiedlung.info/das_koehlerhandwerk.html  http://www.spiegel.de/karriere/kurioser-beruf-koehler-stellt-holzkohle-von-hand- her-a-914469.html 3. Die Wagnerei  http://www.gehalt-tipps.de/berufsbild/wagner/  http://de.m.wiktionary.org/wiki/Wagner  http://wagnerei.franzjoerg.de/werkzeuge/  http://wagnerei.franzjoerg.de/berufsbild/