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Die größte Empanada der Welt
Johannes Merkel
Erst einmal sollt ihr wissen, was eine Empanada ist. Empanadas gibt es auch in Chile oder in Argentinien,
das sind dort kleine Teigtaschen mit einer Füllung aus Gemüse und Fleisch. Aber ich meine hier die
Empanada, wie man sie in Galizien kennt. Galizien ist eine Landschaft in Spanien. Und die Empanada, die
man dort backt, müsst ihr euch vorstellen wie eine Art Pizza Calzone: Unten eine Schicht Teig, darüber
Thunfisch und Kraut oder auch Fleischstücke und Kraut, und oben drüber wieder eine Schicht Teig.
Gebacken wird die Empanada auf großen Blechen, man schneidet sie dann auf dem Blech in Stücke, um
sie zu verteilen.
In Galizien habe ich einen guten Freund in Galizien, der heißt José Lois, arbeitet als Lehrer und er hat mir
diese Geschichte erzählt. Ob sie wirklich so passiert ist, weiß ich nicht, aber ich denke, wenn sie nicht
wahr wäre, hätte er mir sie ja sicher nicht erzählt. Jedenfalls erzähle ich sie euch genau so, wie ich sie
von ihm gehört habe.
Die Geschichte, die er mir erzählte, geht so: Mein Freund hat eine Tante mit einem seltsamen Namen, sie
heißt nämlich Obtulia und wohnt in einem kleinen Dorf. Für das Dorffest backte die Tante jedes Jahr eine
große Empananda, um sie zusammen mit den Nachbarn zu essen. Und auch in dem Jahr, in dem die
Geschichte spielt, machte sich die Tante daran, eine Empanada backen. Und dazu muss ich euch noch
sagen, Obtulia hatte die Angewohnheit, mit allem und jedem zu reden, nicht nur mit Menschen, genauso
auch mit Tieren oder irgendwelchen Sachen. mit denen sie gerade hantiert. Ihr müsst euch das so
vorstellen: Während sie etwas Milch lauwarm macht, etwas Zucker dazu gibt und dann die Hefe
zerbröckelt und einstreut, tut sie, als würde sie die Hefe anreden: "Siehst du wohl, ich hab dir die Milch
gesüßt. Das wird dir schmecken. Damit du gleich etwas hast, um zu arbeiten." Wenn die Hefe zu arbeiten
beginnt, rührt sie mit Mehl einen Teig an, knetet ihn sorgfältig durch und sagt dabei: "Das weißt du ja,
mein Lieber, Kneten ist das Geheimnis jedes gelungenen Teiges. Und so wie du wird kaum ein Teig
durchgeknetet, das kannst du mir glauben. Du wirst dich wundern, wie rasch du jetzt gleich aufgehen
wirst." Und damit gibt sie den Bollen Teig in eine Schüssel, deckt ihn mit einem Küchentuch ab und stellt
die Schüssel auf einen Hocker neben dem Herd, der vom Kochen noch warm ist. "So mein Lieber, hier
hast du ein warmes Plätzchen. da kannst du schön aufgehen!"
So macht sie das schon seit vielen Jahren, und so hat sie es sicher auch in dem Jahr gemacht, in dem
unsere Geschcihte spielt.
Aber zum Dorffest gehört nicht nur eine Empanada, sondern auch ein sauberes Haus. Als gute Hausfrau
wollte sie die Zeit, bis der Teig gegangen war, zum Putzen nutzen. Aber was musste sie bemerken, als sie
eine halbe Stunde später nach dem Teig schaute? Der war kein bisschen aufgegangen. "Hast du es
vielleicht nicht warm genug?" fragte sie und stellte den Teig auf die Herdplatte, die vom Kochen noch
warm war: "So, hier hast du es wärmer. Jetzt tu mir den Gefallen und geh schön auf!"
Aber von wegen! Als sie wieder nach dem Teig sah, war er kein bisschen aufgegangen. "Nun sag mir nur,
hast du es vielleicht auch auf dem Herd nicht warm genug?" fragte die Tante. "Möchtest du lieber vor
der Haustür in der warmen Sonne sitzen?" Der Teig blieb so stumm wie zuvor, aber das machte ihr nichts
aus. Sie stellte den Teig vor der Haustür in die pralle Sonne.
Diesmal machte sie sogar zwei Zimmer sauber, ehe sie wieder nach ihm schaute. Aber auch dann war
dieser Teig kein bisschen aufgegangen. Andere wären vielleicht sauer gewesen und hätten den faulen
Teig gegen die Wand geklatscht. Aber die Tante war eine gutmütige Person. Sie sagte nur: "Ach, mach
doch, was du willst! Wenn du keine Lust hast aufzugehen, bestell ich meine Empanada dieses Jahr eben
beim Bäcker". Und damit trug sie die Schüssel in die Küche zurück, stellte sie auf den Küchentisch und
ging zum Dorfbäcker, um ein Bleck Empanada zu bestellen.
Als sie zurückkam, hatte sie den faulen Teig schon fast vergessen. Sie wollte nur eben einen Putzeimer in
der Küche in den Abguss kippen, da bemerkte sie, dass der Teig inzwischen aufgegangen war und das
gar nicht wenig, er quoll sogar schon über den Schüsselrand. "Na, bittesehr! Es geht doch! Das hast du
großartig gemacht," staunte sie. "Aber jetzt ist es genug. Das reicht mir für gut drei Bleche. Jetzt darfst
du aufhören aufzugehen."
Aber glaubt ihr vielleicht, der Teig hätte jetzt damit aufgehört? Im Gegenteil! Die Tante lief nur rasch zum
Dorfbäcker, um die Bestellung wieder abzusagen Als sie in die Küche zurückkam, um den Teig auf die
Bleche zu breiten, da bedeckte der Teig schon den ganzen Tisch. "Ist ja schon gut! Aber man kann es
auch übertreiben," meinte die Tante. "Nun aber sei so lieb und hör auf, weiter aufzugehen!"
Was sollte sie mit diesen Mengen Teig anfangen? "Halb so schlimm," dachte sie, "ich kann ja meine
Nachbarin davon abgeben." Deshalb lief sie gleich los, der Nachbarin Teig anzubieten. Aber als sie in die
Küche zurückkam, kriegte sie kaum noch die Küchentür auf. Sie musste sich mit aller Kraft dagegen
stemmen, denn dieser Teig war inzwischen derart aufgegangen, dass er die ganze Küche ausfüllte. Bei
aller Gutmütigkeit, aber das fand Tante Obtulia doch etwas übertrieben: "Alles, was recht ist, aber du
verstopfst mir doch die ganze Küche! Wie soll ich denn noch an den Herd herankommen, um das Blech in
den Backofen zu schieben. Auf der Stelle hörst du auf, weiter aufzugehen!"
Aber der Teig dachte gar nicht dran aufzuhören. Da ging die Tante mit dem Küchenmesser auf den Teig
los und versuchte ihn zu zerschneiden. Aber der Teig ging viel schneller auf, als sie ihn zerschneiden
konnte. Er wuchs und wuchs, drängte sie schließlich sogar zur Küchentür hinaus.
Das wurde der Tante nun doch zu bunt. "Bist du denn vollkommen verrückt geworden? Wozu, glaubst
du, hab ich eben das ganze Haus geputzt? Nur dass du es mir jetzt wieder einsaust?" Aber meint ihr,
dieser verrückte Teig hätte wenigstens jetzt auf die Tante gehört? Keine Spur! Der ging auf, was er
aufgehen konnte, und vertrieb die arme Frau schließlich sogar aus ihrem eigenen Haus.
Da stand sie auf der Straße und rief: "Hilfe! Mein Teig lässt mich nicht mehr in mein eigenes Haus rein!"
Das hörten die Nachbarn und dachten: "Was soll der Quatsch? Was ist nur in diese Obtulia gefahren?"
Aber dann sahen sie den Teig aus der Haustür quellen und kamen ihr zu Hilfe. Sie nahmen Hacken und
Schaufeln und versuchten, den Teig zu zerhacken und wegzuschaufeln. Aber der Teig ging schneller auf,
als sie hacken und schaufeln konnten, wälzte sich vors Haus hinaus und versperrte jetzt sogar die
Dorfstraße.
In diesem Augenblick kam mein Freund José Lois im Auto ins Dorf gefahren, um seine Tante zu besuchen.
Er fuhr um die Kurve und raste direkt in den Teigberg. "Auf einmal höre ich ein dumpfes Geräusch und
plötzlich ist es stockdunkel," erzählte er. Er versuchte auszusteigen, aber er kriegte die Fahrertür gar
nicht mehr auf. Klug wie er ist, legte er den Rückwärtsgang ein. Zwar klebte der Teig am Auto und zog
sich in die Länge, aber schließlich kam er heraus und sah das Tageslicht wieder. Auch die Tür ließ sich
jetzt wieder öffnen, er stieg aus und fragte: "Was ist denn hier los?"
Tante Obtulia stand vor dem Teigberg und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. "Wenn ich das
nur wüsste! Ich wollte doch nur eine Portion Teig für die Empanada vorbereiten und ich sagte doch nur:
'Nun geh mal schön'. Aber der Teig wollte und wollte nicht gehen. Da sagte ich: 'Ach mach doch, was du
willst'. Aber seitdem geht der auf wie verrückt und hört mir einfach nicht mehr auf zu gehen."
"Na, so was!" meinte mein Freund. Als Lehrer hat der gelernt, mit Leuten umzugehen. "Der scheint ja
immer genau das zu machen, was du nicht willst. Vielleicht solltest du ihm mal das Gegenteil von dem
sagen, was du wirklich willst."
"Und du meinst, das hilft?" fragte die Tante. "Ich kann es ja mal probieren." Sie stellte sich vor den
Teigberg und rief: "Vielleicht hast du jetzt endlich die Güte ordentlich aufzugehen! Was soll ich denn mit
diesen drei Handvoll Teig anfangen?"
"Ob ihrs glaubt oder nicht," erzählt José Lois. "Augenblicklich hörte der Teig zu gehen auf und sackte
plötzlich in sich zusammen, als wenn die Luft draus entweichen würde." Da fiel der Tante und mit ihr
allen Nachbarn ein Stein vom Herzen. Die hatten ja schon gefürchtet, ihr ganzes Dorf könnte in einem
Hefeteig verschwinden. Aber so erleichert sie jetzt auch waren, so ratlos waren sie, was sie jetzt mit
diesem Teigberg anfangen sollten. Der versperrte die Durchfahrt durch ihr Dorf, und das konnte doch
nicht so bleiben.
Habt ihr einen Vorschlag, was sie damit machen könnten? Den Teig aufessen? Unmöglich, frischen Teig
essen macht Bauchweh. Den teig an die Nachbarn verteilen, um damit Empananda zu backen? Dazu war
es doch viel zu viel Teig. Auf die Müllhalde fahren? Dafür hätten die Nachbarn doch die Abfuhr bezahlen
müssen, das wollten sie lieber vermeiden.
Schließlich hatte mein Freund einen Vorschlag: Zwischen dem Dorf der Tante und der Nachbargemeinde
war doch gerade eine Brücke gebaut worden, die noch gar nicht freigegeben war. Aber die Bauarbeiter
waren da noch mit Baggern und Lastwagen am Arbeiten. Darum fuhren sie auf die Baustelle und
überredeten die Arbeiter, den Teigberg abzutragen. Mit einem Schaufelbagger beluden sie einen
Lastwagen voll Teig und fuhren sie weg. Ja, aber wohin sollten sie diese Massen Teig bringen? Schließlich
fanden sie die Lösung: Sie packten eine Lage Teig auf die frisch gebaute Brücke, glätteten ihn mit der
Straßenwalze, kippten eine Ladung Thunfisch und eine Ladung Kraut drauf und oben drüber eine zweite
Lage Teig. Diese Brücke führte nur über einen kleinen Bach, daneben gab es Platz, um große Feuer
anzuzünden. Einen ganzen Tag und eine ganze Nacht schürten sie dort große Feuer. Das Feuer wärmte
die Brücke und am nächsten Tag gegen Abend begann die Empanada braun zu werden. Da luden sie die
Leute aus dem Nachbardorf und ein, und natürlich auch dioe Bauarbeiter, beschafften noch ein Fass
Wein und dann begannen die einen an einem, die andern am andern Ende der Straße zu essen.
Um mit der Empanada fertig zu werden, verlängerten sie in diesem Jahr das Dorffest. Es dauerte ganze
drei Tage, bis sie sich mitten auf der Brücke trafen und das letzte Stück Empanada verzehrten. Das hatte
aber eine Folge, die sie alle nicht bedachten: Sie hatten sich nämlich derart an Empananda übergessen,
dass dort bis heute dort kein Mensch mehr eine Empanada sehen, geschweige denn essen mag. Und
selbst die Tante hat seitdem zum Dorffest nie mehr eine Empanada g

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  • 1. Die größte Empanada der Welt Johannes Merkel Erst einmal sollt ihr wissen, was eine Empanada ist. Empanadas gibt es auch in Chile oder in Argentinien, das sind dort kleine Teigtaschen mit einer Füllung aus Gemüse und Fleisch. Aber ich meine hier die Empanada, wie man sie in Galizien kennt. Galizien ist eine Landschaft in Spanien. Und die Empanada, die man dort backt, müsst ihr euch vorstellen wie eine Art Pizza Calzone: Unten eine Schicht Teig, darüber Thunfisch und Kraut oder auch Fleischstücke und Kraut, und oben drüber wieder eine Schicht Teig. Gebacken wird die Empanada auf großen Blechen, man schneidet sie dann auf dem Blech in Stücke, um sie zu verteilen. In Galizien habe ich einen guten Freund in Galizien, der heißt José Lois, arbeitet als Lehrer und er hat mir diese Geschichte erzählt. Ob sie wirklich so passiert ist, weiß ich nicht, aber ich denke, wenn sie nicht wahr wäre, hätte er mir sie ja sicher nicht erzählt. Jedenfalls erzähle ich sie euch genau so, wie ich sie von ihm gehört habe. Die Geschichte, die er mir erzählte, geht so: Mein Freund hat eine Tante mit einem seltsamen Namen, sie heißt nämlich Obtulia und wohnt in einem kleinen Dorf. Für das Dorffest backte die Tante jedes Jahr eine große Empananda, um sie zusammen mit den Nachbarn zu essen. Und auch in dem Jahr, in dem die Geschichte spielt, machte sich die Tante daran, eine Empanada backen. Und dazu muss ich euch noch sagen, Obtulia hatte die Angewohnheit, mit allem und jedem zu reden, nicht nur mit Menschen, genauso auch mit Tieren oder irgendwelchen Sachen. mit denen sie gerade hantiert. Ihr müsst euch das so vorstellen: Während sie etwas Milch lauwarm macht, etwas Zucker dazu gibt und dann die Hefe zerbröckelt und einstreut, tut sie, als würde sie die Hefe anreden: "Siehst du wohl, ich hab dir die Milch gesüßt. Das wird dir schmecken. Damit du gleich etwas hast, um zu arbeiten." Wenn die Hefe zu arbeiten beginnt, rührt sie mit Mehl einen Teig an, knetet ihn sorgfältig durch und sagt dabei: "Das weißt du ja, mein Lieber, Kneten ist das Geheimnis jedes gelungenen Teiges. Und so wie du wird kaum ein Teig durchgeknetet, das kannst du mir glauben. Du wirst dich wundern, wie rasch du jetzt gleich aufgehen wirst." Und damit gibt sie den Bollen Teig in eine Schüssel, deckt ihn mit einem Küchentuch ab und stellt die Schüssel auf einen Hocker neben dem Herd, der vom Kochen noch warm ist. "So mein Lieber, hier hast du ein warmes Plätzchen. da kannst du schön aufgehen!" So macht sie das schon seit vielen Jahren, und so hat sie es sicher auch in dem Jahr gemacht, in dem unsere Geschcihte spielt. Aber zum Dorffest gehört nicht nur eine Empanada, sondern auch ein sauberes Haus. Als gute Hausfrau wollte sie die Zeit, bis der Teig gegangen war, zum Putzen nutzen. Aber was musste sie bemerken, als sie
  • 2. eine halbe Stunde später nach dem Teig schaute? Der war kein bisschen aufgegangen. "Hast du es vielleicht nicht warm genug?" fragte sie und stellte den Teig auf die Herdplatte, die vom Kochen noch warm war: "So, hier hast du es wärmer. Jetzt tu mir den Gefallen und geh schön auf!" Aber von wegen! Als sie wieder nach dem Teig sah, war er kein bisschen aufgegangen. "Nun sag mir nur, hast du es vielleicht auch auf dem Herd nicht warm genug?" fragte die Tante. "Möchtest du lieber vor der Haustür in der warmen Sonne sitzen?" Der Teig blieb so stumm wie zuvor, aber das machte ihr nichts aus. Sie stellte den Teig vor der Haustür in die pralle Sonne. Diesmal machte sie sogar zwei Zimmer sauber, ehe sie wieder nach ihm schaute. Aber auch dann war dieser Teig kein bisschen aufgegangen. Andere wären vielleicht sauer gewesen und hätten den faulen Teig gegen die Wand geklatscht. Aber die Tante war eine gutmütige Person. Sie sagte nur: "Ach, mach doch, was du willst! Wenn du keine Lust hast aufzugehen, bestell ich meine Empanada dieses Jahr eben beim Bäcker". Und damit trug sie die Schüssel in die Küche zurück, stellte sie auf den Küchentisch und ging zum Dorfbäcker, um ein Bleck Empanada zu bestellen. Als sie zurückkam, hatte sie den faulen Teig schon fast vergessen. Sie wollte nur eben einen Putzeimer in der Küche in den Abguss kippen, da bemerkte sie, dass der Teig inzwischen aufgegangen war und das gar nicht wenig, er quoll sogar schon über den Schüsselrand. "Na, bittesehr! Es geht doch! Das hast du großartig gemacht," staunte sie. "Aber jetzt ist es genug. Das reicht mir für gut drei Bleche. Jetzt darfst du aufhören aufzugehen." Aber glaubt ihr vielleicht, der Teig hätte jetzt damit aufgehört? Im Gegenteil! Die Tante lief nur rasch zum Dorfbäcker, um die Bestellung wieder abzusagen Als sie in die Küche zurückkam, um den Teig auf die Bleche zu breiten, da bedeckte der Teig schon den ganzen Tisch. "Ist ja schon gut! Aber man kann es auch übertreiben," meinte die Tante. "Nun aber sei so lieb und hör auf, weiter aufzugehen!" Was sollte sie mit diesen Mengen Teig anfangen? "Halb so schlimm," dachte sie, "ich kann ja meine Nachbarin davon abgeben." Deshalb lief sie gleich los, der Nachbarin Teig anzubieten. Aber als sie in die Küche zurückkam, kriegte sie kaum noch die Küchentür auf. Sie musste sich mit aller Kraft dagegen stemmen, denn dieser Teig war inzwischen derart aufgegangen, dass er die ganze Küche ausfüllte. Bei aller Gutmütigkeit, aber das fand Tante Obtulia doch etwas übertrieben: "Alles, was recht ist, aber du verstopfst mir doch die ganze Küche! Wie soll ich denn noch an den Herd herankommen, um das Blech in den Backofen zu schieben. Auf der Stelle hörst du auf, weiter aufzugehen!" Aber der Teig dachte gar nicht dran aufzuhören. Da ging die Tante mit dem Küchenmesser auf den Teig los und versuchte ihn zu zerschneiden. Aber der Teig ging viel schneller auf, als sie ihn zerschneiden konnte. Er wuchs und wuchs, drängte sie schließlich sogar zur Küchentür hinaus. Das wurde der Tante nun doch zu bunt. "Bist du denn vollkommen verrückt geworden? Wozu, glaubst du, hab ich eben das ganze Haus geputzt? Nur dass du es mir jetzt wieder einsaust?" Aber meint ihr, dieser verrückte Teig hätte wenigstens jetzt auf die Tante gehört? Keine Spur! Der ging auf, was er aufgehen konnte, und vertrieb die arme Frau schließlich sogar aus ihrem eigenen Haus.
  • 3. Da stand sie auf der Straße und rief: "Hilfe! Mein Teig lässt mich nicht mehr in mein eigenes Haus rein!" Das hörten die Nachbarn und dachten: "Was soll der Quatsch? Was ist nur in diese Obtulia gefahren?" Aber dann sahen sie den Teig aus der Haustür quellen und kamen ihr zu Hilfe. Sie nahmen Hacken und Schaufeln und versuchten, den Teig zu zerhacken und wegzuschaufeln. Aber der Teig ging schneller auf, als sie hacken und schaufeln konnten, wälzte sich vors Haus hinaus und versperrte jetzt sogar die Dorfstraße. In diesem Augenblick kam mein Freund José Lois im Auto ins Dorf gefahren, um seine Tante zu besuchen. Er fuhr um die Kurve und raste direkt in den Teigberg. "Auf einmal höre ich ein dumpfes Geräusch und plötzlich ist es stockdunkel," erzählte er. Er versuchte auszusteigen, aber er kriegte die Fahrertür gar nicht mehr auf. Klug wie er ist, legte er den Rückwärtsgang ein. Zwar klebte der Teig am Auto und zog sich in die Länge, aber schließlich kam er heraus und sah das Tageslicht wieder. Auch die Tür ließ sich jetzt wieder öffnen, er stieg aus und fragte: "Was ist denn hier los?" Tante Obtulia stand vor dem Teigberg und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. "Wenn ich das nur wüsste! Ich wollte doch nur eine Portion Teig für die Empanada vorbereiten und ich sagte doch nur: 'Nun geh mal schön'. Aber der Teig wollte und wollte nicht gehen. Da sagte ich: 'Ach mach doch, was du willst'. Aber seitdem geht der auf wie verrückt und hört mir einfach nicht mehr auf zu gehen." "Na, so was!" meinte mein Freund. Als Lehrer hat der gelernt, mit Leuten umzugehen. "Der scheint ja immer genau das zu machen, was du nicht willst. Vielleicht solltest du ihm mal das Gegenteil von dem sagen, was du wirklich willst." "Und du meinst, das hilft?" fragte die Tante. "Ich kann es ja mal probieren." Sie stellte sich vor den Teigberg und rief: "Vielleicht hast du jetzt endlich die Güte ordentlich aufzugehen! Was soll ich denn mit diesen drei Handvoll Teig anfangen?" "Ob ihrs glaubt oder nicht," erzählt José Lois. "Augenblicklich hörte der Teig zu gehen auf und sackte plötzlich in sich zusammen, als wenn die Luft draus entweichen würde." Da fiel der Tante und mit ihr allen Nachbarn ein Stein vom Herzen. Die hatten ja schon gefürchtet, ihr ganzes Dorf könnte in einem Hefeteig verschwinden. Aber so erleichert sie jetzt auch waren, so ratlos waren sie, was sie jetzt mit diesem Teigberg anfangen sollten. Der versperrte die Durchfahrt durch ihr Dorf, und das konnte doch nicht so bleiben. Habt ihr einen Vorschlag, was sie damit machen könnten? Den Teig aufessen? Unmöglich, frischen Teig essen macht Bauchweh. Den teig an die Nachbarn verteilen, um damit Empananda zu backen? Dazu war es doch viel zu viel Teig. Auf die Müllhalde fahren? Dafür hätten die Nachbarn doch die Abfuhr bezahlen müssen, das wollten sie lieber vermeiden. Schließlich hatte mein Freund einen Vorschlag: Zwischen dem Dorf der Tante und der Nachbargemeinde war doch gerade eine Brücke gebaut worden, die noch gar nicht freigegeben war. Aber die Bauarbeiter waren da noch mit Baggern und Lastwagen am Arbeiten. Darum fuhren sie auf die Baustelle und überredeten die Arbeiter, den Teigberg abzutragen. Mit einem Schaufelbagger beluden sie einen
  • 4. Lastwagen voll Teig und fuhren sie weg. Ja, aber wohin sollten sie diese Massen Teig bringen? Schließlich fanden sie die Lösung: Sie packten eine Lage Teig auf die frisch gebaute Brücke, glätteten ihn mit der Straßenwalze, kippten eine Ladung Thunfisch und eine Ladung Kraut drauf und oben drüber eine zweite Lage Teig. Diese Brücke führte nur über einen kleinen Bach, daneben gab es Platz, um große Feuer anzuzünden. Einen ganzen Tag und eine ganze Nacht schürten sie dort große Feuer. Das Feuer wärmte die Brücke und am nächsten Tag gegen Abend begann die Empanada braun zu werden. Da luden sie die Leute aus dem Nachbardorf und ein, und natürlich auch dioe Bauarbeiter, beschafften noch ein Fass Wein und dann begannen die einen an einem, die andern am andern Ende der Straße zu essen. Um mit der Empanada fertig zu werden, verlängerten sie in diesem Jahr das Dorffest. Es dauerte ganze drei Tage, bis sie sich mitten auf der Brücke trafen und das letzte Stück Empanada verzehrten. Das hatte aber eine Folge, die sie alle nicht bedachten: Sie hatten sich nämlich derart an Empananda übergessen, dass dort bis heute dort kein Mensch mehr eine Empanada sehen, geschweige denn essen mag. Und selbst die Tante hat seitdem zum Dorffest nie mehr eine Empanada g