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Nachhaltige Schrumpfung




   (La décroissance soutenable)
           Nicolas Gergaud

        nicolas.gergaud@aon.at
                                  Soak 2011 - Graz
Exponentielles Wachstum
„The greatest shortcoming of the human race is our inability to understand the exponentiel
function" (Albert Bartlett) *

1) Für die folgenden Jahre wurde ein Wachstum von jährlich 2% erwartet.
Wann verdoppelt sich das BIP?
BIP Österreich 2010 = 284.000 Mio. €                   X = 70/ (% Wachstum).
BIP Österreich (2010 + X) = 568.000 Mio. €

2) Es wird geschätzt, dass das Auftreten von Asthma in Westeuropa sich in den letzten 10
Jahren verdoppelt hat. Welches Wachstumsrate?

http://www.de.european-lung-foundation.org/index.php?id=194

3) Der Boom in Indien hält an: Die indische Regierung rechnet für das Ende März
ablaufende Finanzjahr 2009/2010 mit einem Wirtschaftswachstum von 7,2 Prozent (Der
standard, Februar 2010). Wann verdoppelt sich das BIP?




                      *See:http://www.youtube.com/view_play_list?p=6A1FD147A45EF50D
Exponentielles Wachstum
„Jeder der glaubt, dass exponentielles Wachstum in einer endlichen Welt für immer
weitergehen kann ist entweder verrückt oder ein Wirtschaftswissenschaftler“.
(Kenneth E. Boulding, Ökonom)




Angenommen, ein Weizenkorn wiegt ca. 0,05 g

Die gesamte Menge Weizen, die sich auf dem Schachbrett befände (ca. 922 Mrd. t)

entspricht etwa der 1400-fachen weltweiten Weizenernte des Jahres 2008 (664 Mio. t)!
Die "herrschende Meinung" der Ökonomen:
     „Die Welt kann eigentlich auch ohne natürliche Ressourcen auskommen. weswegen ihre
           Erschöpfung nur ein Ereignis ist, aber keine Katastrophe” (Solow, 1974).


Substitutionalität: Ersetzbarkeit von Gütern bzw. Produktionsfaktoren, ohne dass sich am
Grad der Bedürfnisbefriedigung, der Qualität oder Ausbringungsmenge etwas ändert.

Kann z. B. bei der Möbelproduktion der Einsatz einer geringeren Menge an Holz durch eine
höhere Menge an Kunststoff ersetzt werden, liegt Substitutionalität vor.

Natürlichen Ressourcen entweder nicht notwendig oder nicht essenziell für Güterproduktion!




                                    Europas Fischer sollen fortan Plastikmüll fangen
                                         (European Commission, April 2011).

                                         „What about the poor? Let them eat growth!
                             Better yet, let them feed on the hope of eating growth in the future!"
                                                          (Daly, 1977).
Die "herrschende Meinung" der Ökonomen
     „Die Welt kann eigentlich auch ohne natürliche Ressourcen auskommen. weswegen ihre
           Erschöpfung nur ein Ereignis ist, aber keine Katastrophe” (Solow, 1974).


Ressourcen nicht (mehr) knapp: Backstop-Technologie

Backstop-Technologien können erschöpfbare Ressourcen vollständig substituieren.
Übergang zur Backstop-technologie wenn Preis der erschöpfbaren Ressource so hoch,
dass sehr hohe, aber konstante Durchschnittskosten der Backstop-technologie gedeckt
werden können.

Beispiel: Solarenergie kann die Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen substituiert. In
Form ihrer Anwendung (Solartechnik) steht sie z.B. bei der Gewinnung von Strom bzw.
Wärme durch Photokollektoren unbegrenzt zur Verfügung (keine Knappheit).

=> stetiges Wachstum ohne die Auswirkungen der Erschöpfung von Ressourcen!

                    PEAK OIL => „just an event, not a catastrophe“ ?!
Die "herrschende Meinung" der Ökonomen
 Wachstums ist ein Allheilmittel => Umwelt Kuznets Kurve:

 Zusammenhang zwischen Pro-Kopf-Einkommen eines Landes und Grad der
 Umweltverschmutzung.

 Die Emissionen der Umweltschadstoffe zunehmen zunächst bis zu einem Gipfel,
 danach mit weiter zunehmendem Pro-Kopf-Einkommen wieder abnehmen.




 Kritik::

 - nicht für THG.
 - nicht für Abfallmengen.
 - externalisierte Schäden
Die "herrschende Meinung" der Ökonomen:
 Wachstums ist ein Allheilmittel => Trickle-down-effekt:

 Der Wohlstand der Reichen (verfügbares Einkommen) werden nach und nach in die
 unteren Schichten der Gesellschaft durchsickern.



 Kritik:

 Trotz steigenden Reichtums steigt in Österreich das
 Armutsrisiko.

 Rd. 1 Million Menschen, 13,2% der Bevölkerung sind in
 Österreich armutsgefährdet, d.h. ihr Monatseinkommen
 ist niedriger als 848 Euro.

 (AK Oberösterreich – 2006)


 Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst!
Die "herrschende Meinung" der Ökonomen
 Wachstums ist ein Allheilmittel => Senkung der Arbeitslosigkeit:

 Welche Kausalitäten zwischen der Höhe des Wirtschaftswachstums auf der einen
 und der Höhe der Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite bestehen, ist umstritten.

 Eine zumindest grundsätzliche Korrelation feststellbar.
Die "herrschende Meinung" der Ökonomen
 Wachstums ist ein Allheilmittel => Senkung der Arbeitslosigkeit:

 Kritik:

 „Da in den letzten Jahren in hochentwickelten Ländern wie Österreich das
 Wirtschaftswachstum nicht in der Lage war, die Arbeitslosigkeit zu senken und laut
 WIFO-Prognose auch dazu weiterhin nicht in der Lage sein wird, sollte nicht nur nach
 Strategien gesucht werden, das Wachstum zu erhöhen“ (Hinterberger et al., 2009).



                                                  Das BIP hat sich die letzte 60 Jahren fast
                                                  versiebenfachen, aber der Anzahl der
                                                  beschäftigten hat sich „nur“ verdoppelt
                                                  (WKO, 2006)


                                                  Darüber hinaus, wird eine eventuelle
                                                  Erhöhung der Beschäftigung eher mit
                                                  eine Präkarisierung der Arbeitswelt
                                                  (Unsicherheit, niedrigen Einkommen,
                                                  usw.) einhergehen.
Schwellenwert des ökonomischen Wachstum
Das Glück wächst nicht, wenn das Einkommen eines Landes steigt (Easterlin)




                                                            1) Economic gains

                                                            2) Lifestyle
Schwellenwert des ökonomischen Wachstum
Lebenserwartung VS Einkommen (BIP pro Kopf - Kaufkraftparität).




                                                     (Jackson, 2009)
Schwellenwert des ökonomischen Wachstum
                                                                   (Jackson, 2009)
Kindermortalität VS Einkommen (BIP pro Kopf - Kaufkraftparität).
Schwellenwert des ökonomischen Wachstum
                                                             (Jackson, 2009)
Ausbildung VS Einkommen (BIP pro Kopf - Kaufkraftparität).
Nachhaltige Schrumpfung

„Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in
          jedem Problem einen Nagel“
            (Abraham Harold Maslow)



 „Wir können nicht Probleme beheben, indem wir
  dieselbe Art des Denkens verwenden, dass wir
         verwendeten, als wir sie schufen“
                 (Albert Einstein)
Nachhaltige Schrumpfung
Degrowth ist ein politisches, bottom-up getriebenes, Emanzipationsprojekt. Es zielt darauf ab das
Wachstums-Doxa zu hinterfragen, welches seit zwei Jahrunderten jegliche Entwicklungs- und Fortschritts-
Politik beherrscht. Als Konsequenz daraus, durchdringt der Wachstumsgedanke sämtliche Institutionen,
sodass er heutzutage tief im Vorstellungsvermögen des modernen Menschenverankert ist. De-growth
versucht dieses zweifache Problem zu adressieren, sowohl auf gesellschaftlicher als auch individueller
Ebene.

De-growth ist ein vorsätzlicher und gewaltloser Aufruf zum Aufstand des Bewusstseins, zu einer kulturellen
(institutionellen) Revolution. De-growth strebt danach die Vorstellungskraft zu entkolonialisieren zu Gunsten
von sozialem Wohlstand (und sozialer Gerechtigkeit) und ökologischer Nachhaltigkeit. Gewissermaßen
begründet in der europäischen Aufklärung (Kant's sapere aude!), verlangt De-growth nach der Gründung
einer autonomen Gesellschaft. In einer solchen Gesellschaft sind die Menschen als Entscheidungsträger mit
klarem Verstand (individuelle Autonomie) ermächtigt, was eine reguläre und bewusste Aktualisierung ihrer
Institutionen ermöglicht. Vergleichbar dazu muss jegliche Entscheidung bezüglich Technologie in einem
breiten politischen und demokratischen Prozess getroffen werden und nicht etwa von technokratischen
Experten. Für diesen Zweck spricht De-growth von einer Niedrigenergie-gesellschaft in einer konvivialen
Modernität (sparsame Innovation).

Außerdem strebt De-growth – als radikales Ecological Economics-Manifesto – nach einer vorübergehenden
und freiwilligen Reduktion des ökonomischen Systems. Sie impliziert nicht nur eine Verringerung des BIP in
Richtung eines nachhaltigen Levels an Produktion und Konsum, sondern vorrangig eine Verschiebung von
ökonomischer Rationalität zu einem öko-sozialen Prinzip. Erst das kann zu starker Nachhaltigkeit führen.

Eigene Definition.
Warum la décroissance?

a- Bioökonomik


b- Ökosysteme / Nachhaltigkeit


c- Kulturelle Vielfalt


d- Sinn des Lebens


e- Demokratie




                                        Nicholas Georgescu-Roegen
a- Bioökonomik
Verfügbarkeit von Ressourcen verringert sich („Peak-everything“)

Falschheit der endlosen Substitution: „Durch die anhaltende Verfechtung, dass
die Welt eigentlich auch ohne Ressourcen auskommen kann, wird der
Unterschied zwischen der realen Welt und dem Garten Eden missachtet“
(Georgescu-Roegen)


                                  Entropiegesetz ist für die Wirtschaftstheorie von
                                  Bedeutung. Entropie lässt sich nicht nur als Maß für
                                  Energieverluste anwenden, sondern auch für
                                  Stoffverluste .


                                  Die Wirtschaft stellt ein offenes thermodynamisches
                                  System dar, das niedrige Entropie importiert und
                                  hohe exportiert.


                                  PLÄDOYER GEGEN DIE VERSCHWENDUNG!
a- Bioökonomik (Thermodynamik)
Die Sanduhr ist ein geschlossenes System – kein Sand kommt von außen dazu oder tritt
nach außen. Zweitens wird innerhalb der Uhr weder neuer Sand produziert noch
bestehender Sand zerstört.
                                                 Erstes Gesetz der Thermodynamik:

                                                 Erhaltung von Materie/Energie!
a- Bioökonomik (Thermodynamik)
Der Sand fließt aus der oberen Kammer ständig nach unten und wird in der unteren
Kammer angehäuft. Der Sand in der oberen Kammer verfügt immer noch über das
Potential zu fallen, entspricht also noch nützlicher Materie von niedriger Entropie. Der Sand
in der unteren Kammer hat im Fallen sein ganzes Arbeitspotential ausgeschöpft. Der Sand
in der unteren Kammer ist also eine Materie mit hoher Entropie.

                                                   Zweites Gesetz der Thermodynamik:

                                                   In einem geschlossenen System (die
                                                   Erde) nimmt die Entropie zu!
a- Bioökonomik
Goergescu-Roegen's bioeconomic minimum program

1) prohibition of the production of all elements of war;

2) the then released productive forces should be used for both national and
international aid for the sake of prosperity;

3) mankind should gradually reduce its population to a level that can be sustained
only through organic culture;

4) all waste of energy (overheating, overcooling, overspeeding, overlighting, etc)
should be avoided;

5) "we must cure ourselves of the morbid craving for extravagant gadgetry" and
"get rid of fashion", whereas "manufactures will have to focus on durability" and
reparability;

6) "we should cure ourselves [. . . ] of the circumdrome of the shaving machine,
which is to shave oneself faster so as to have more time to work on a machine
that shaves faster so as to have more time to work on a machine that shaves still
faster, and so on ad infinitum"


Nicholas Georgescu-Roegen, Energy and Economic Myths (1975)
b- Ökosysteme / Nachhaltigkeit
Die Grenzen der Erde            The green circle represents the safe
                                operating space for humanity, that is
                                where we should be.

                                The red wedges show were we actually
                                are, already having exceeded the limits
                                in three areas: the rate of biodiversity
                                loss, climate change and human
                                interference with the nitrogen cycle.




     (Rockström et al., 2009)
b- Ökosysteme / Nachhaltigkeit


Der ökologische Fußabdruck :
Alle natürlichen Rohstoffe, die wir
zum Essen, Wohnen, Reisen, etc.
verbrauchen, benötigen Platz zum
Nachwachsen auf unserem
Planeten. Ebenso braucht die Natur
Ressourcen, um unsere Abfälle
abzubauen (z.B. Wälder, um das
CO2 zu binden).

Der ökologische Fußabdruck macht
diesen Flächenbedarf deutlich und
vermittelt ein verständliches Bild der
ökologischen Grenzen unseres
Planeten.
b- Ökosysteme / Nachhaltigkeit

Virtuelles Wasser: beschreibt, welche Menge Wasser in einem Produkt oder
einer Dienstleistung enthalten ist oder zur Herstellung verwendet wird.




                                         See: http://www.waterfootprint.org
b- Ökosysteme / Nachhaltigkeit
b- Ökosysteme / Nachhaltigkeit
Der Mythos der technologischen Rettung.

Rebound-Effekt, Jevon's Paradoxon

Technologischer Fortschritt erlaubt die effizientere Nutzung eines Rohstoffes.
Aber keine absolute Entkopplung (nur relative).
Erhöhung der Nutzung der Rohstoffe, anstatt Senkung.
b- Ökosysteme / Nachhaltigkeit


                      Wir können nicht mehr
                     konsumieren, weil unsere
                      Grenzen erreicht sind.

                            Der Mythos der technologischen Rettung.
        Innovation
                            Rebound-Effekt




                        Rebound-
                         Effekt!
                                      Nach François Schneider (2003)
b- Ökosysteme / Nachhaltigkeit




                            Rebound-Effekt




                                             Thanks
                                             Schneider
c- Kulturelle Vielfalt

Ivan Illich (1974): socially critical thresholds:

Below a critical quanta of energy, „motors improve the conditions for social progress.
Above this threshold, energy grows at the expense of equity". Beyond this critical point,
a coercive techno-bureaucratic power is necessary to maintain the social order.

Furthermore, this energetic threshold may be easily converted to transportation velocity.
Thus, the Austrian philosopher states that "high speed is the critical factor which makes
transportation socially destructive" (Illich, Energy and equity, 1974).


Konvivialität !!



Deschooling Society (Illich, 1971)

Medical Nemesis (Illich, 1975)
c- Kulturelle Vielfalt
Serge Latouche ;

Antiutilitaristische Bewegung in den Sozialwissenschaften

Die Theorien der Effizienz und Rationalität ökonomischen Handelns in Fragestellung.

Aufbau von autonomen, sparsamen und solidarischen Gesellschaften im Norden wie
im Süden!

Kritik der Entwicklung => Nachhaltige Entwicklung ist einen Widerspruch in sich.

Entkolonialisierung der Vorstellungswelt => Neue Bewertung, neue Kulturen
aufzubauen, revolutionäre Reformen der Institutionen.

"We women and men, the sovereign people of Ecuador [. . . ] decide to build a new
form of public coexistence, in diversity and in harmony with nature, to achieve the
good way of living, the sumak kawsay" (Constitution of the Republic of Ecuador,
2008)

The European Union "shall work for the sustainable development of Europe based on
balanced economic growth" (Treaty on European Union - Lisbon, 2008).
c- Kulturelle Vielfalt
André Gorz (1977)

Immaterielles Wachstum?

Uns die Sauberkeit, die immateriellen Produktionen, die Freizeitvergnügungen, der
Wohlstand – den Ländern der «Dritten Welt», – sofern sie schön vernünftig sind, – die
materiellen Produktionen, der Dreck, die Schäden, der Schweiß, die Ermüdung, die
verstopften und verschmutzten Straßen in den Städten.

Warum sollten sie nicht versuchen, die immateriellen Produktionen, von denen viel noch
handwerklichen und vorkapitalistischen Charakter aufweisen, aufzukaufen und zu
industrialisieren? Denken Sie: wenn man die Medizin, den Sex, die Bildung, die Kultur
industrialisieren würde – welch gewaltiges Feld öffnete sich dann dem kapitalistischen
Wachstum.


La décroissance?

Es geht nicht darum, zur Subsistenzlandwirtschaft zurückzukehren und auch nicht zur
Autarkie der Gemeinden, sondern darum, ein Gleichgewicht zwischen institutioneller
Produktion und Autonomie der Basisgemeinden wiederherzustellen.
c- Kulturelle Vielfalt

Hans Jonas (1989):

Das Prinzip Verantwortung: Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation

Utopie und Fortschrittsgedanke
Notwendigkeit des Abschieds vom utopischen Ideal
Die psychologische Gefahr des Wohlstandsversprechens

Kontraktion viel eher als Wachstum wird die Losung werden müssen, und die wird den
Predigern der Utopie noch schwerer fallen als den ideologisch nicht gebundenen
Pragmatikern.

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Jacques Ellul (1954)


„Kann man den Fortschritt heute nicht mehr aufhalten“, weil man felsenfest und ohne
jegliches Urteilsvermögen an seine Notwendigkeit glaubt. Der Materialismus, der unsere
Zeit beherrscht (und viele unserer Zeitgenossen erkennen dies an) ist nichts anderes als
ein Technikfetischismus (Jacques Ellul, die technologische Gesellschaft 1954)
d- Sinn des Lebens
Sinne in unserem Verhältnis zur Welt.
Thorau
Walden (life in the woods) 1854.
"Warum müssen wir uns wahnsinnig beeilen, Erfolge zu erringen, und wozu stürzen wir
uns in solch verzweifelte Unternehmungen? Wenn jemand mit seinen Gefährten nicht
Schritt hält, so tut er es vielleicht deshalb nicht, weil er einen andern Trommler hört“
“Wenn der Mensch die Dinge hat, die zum Leben nötig sind, so gibt es noch andere
Bestrebungen, als sich um das Überflüssige zu bemühen: es steht ihm jetzt frei, sich dem
Leben selbst zuzuwenden."
Thoreau; Gandhi
Civil disobedience (Ziviler Ungehorsam) - 1846
Gewaltfrei vollzogene bewusste Verstoß gegen ein Gesetz, eine Pflicht oder den Befehl
eines Staates oder einer anderen Macht.

Satyagraha (Ziviler Widerstand)
„Das Ziel des Satyagraha ist den falsch Handelnden zu bekehren, nicht zu
bezwingen.“ (Gandhi, 1939)
d- Sinn des Lebens
 Pierre Rabhi

                        „Bewegung für die Erde und den Humanismus“ (Colibris)
                        „Oasen an allen Orten“: in dem Mensch und Umwelt im Mittelpunkt
                        stehen und respektiert werden sollen.

                        Einfaches Leben (Simple living),
                        Freiwillige Einfachheit (Voluntary Simplicity)
                        Einfach leben, damit einfach die andere leben können


                        Präsidentschaftskandidat 2002 => stellt das Thema Nachhaltige
                        Schrumpfung bei der französischen Präsidentschaftswahl.



 Paul Ariès
Décroissance ou Barbarie!
„La question n’est plus seulement de savoir
quelle Terre nous léguerons à nos enfants,
mais aussi quels enfants nous laisserons sur
cette planète ravagée."
e- Demokratie
Für ein Erweiterung der Demokratie
Institutionen sollten von der Bevölkerung kommen


  Cornelius Castoriadis

  „Sozialismus oder Barbarei“: selbständigen Organisation, die eine Zeitschrift gleichen
  Namens herausbrachte.

  „Gesellschaft als imaginäre Institution“ (1975) : Revolutionäres Denken zielt auf
  radikalen gesellschaftlichen Wandel, auf die Umwälzung der bestehenden und die
  Schaffung neuer, egalitär-demokratischer Institutionen.

  Verwirklichung der individuellen wie gesellschaftlichen Autonomie und Emanzipation.

  Def: Autonomie: uns selbst die Gesetze geben, in bewusster Weise, unter Beteiligung
  von uns Allen

  Autonomie VS Heteronomie




                                                               Deutsche Quelle: Max Zulauf
Pause : Das Recht auf Faulheit!

                             Das Recht auf Faulheit:
                         Widerlegung des Rechts auf Arbeit
                                 (Lafargue 1880)




                  „Alle unsere Produkte sind verfälscht, um ihren
                  Absatz zu erleichtern und ihre Existenzdauer zu
                  verkürzen. Unser Epoche sollte das Zeitalter
                  der Fälschung genannt werden, wie die
                  ersten Epochen der Menschheit die Namen
                  Steinzeit, Bronzezeit, je nach dem Charakter
                  ihrer Produktion erhielten“.
Vielfältige Strategien der Schrumpfung

Die Nachhaltige Schrumpfung wird von Bewegungen mit vielfältigen Strategien unterstützt


- Oppositionen und "Dissens"


- freiwillig Einfachheit (voluntary simplicity & „sparsame“ Innovationen (frugal innovation)


- Theorie Entwicklung


- Kämpfe und politische Maßnahmen für die Änderung von Institutionen


- Kämpfe und politische Maßnahmen zum Erhalten einige Institutionen.
Convergence of strategies
Anti-growth




Kauf-Nix-Tag       Adbusters = Anti-Werbung




                   Opposition to mega-projects
Alter-growth

Sparsame Innovation:




         Innovation                       NEGAWATT


                                      SCHRUMPFUNG!!




                       Debound-
                        Effekt!
A-growth
De-growth

"Einführung eines
Grundeinkommens;
Institutionalisierung einer
Einkommensgrenze auf
Maximum-Minimum-
Verhältnis"




                               "Einführung von globalen
                               mineralgewinnenden Moratorien für
                               Gebiete mit hoher Biodiversität und
                               kulturellen Wert, und Entschädigungen
                               für das Verlassen Ressourcen unter der
                               Erde"

                                                      Thanks Schneider
No-growth




* Political struggle to maintain non market relations
* Conservation of art traditions
* Defense of democratic institutions
* Conservation of resources
* Defense of ecosystems
* Defense of equality rights
DANKE




Eine Schnecke erweitert den filigranen Aufbau ihres Hauses um eine Anzahl immer
größerer Ringe. Sie hört mit ihrer Bautätigkeit auf, wenn ein einziger weiterer Ring
das Haus um das Sechzechnfache vergrößern würde. Anstatt der Schnecke
lebensdienlich zu sein, würde dieser eine weitere Ring sie mit einem solchen
Übergewicht belasten, dass jedes Wachstum ihrer Lebensaktivitäten gebremst würde
durch die Aufgabe, die Schwierigkeiten zu bewältigen, die die Vergrößerung des
Hauses über die Grenze des Zweckdienlichen hinaus nach sich zöge. Ab einem
gewissen Punkt multipliziert sich das Ausmaß der Überwucherung, während die
biologische Kapazität der Schnecke bestenfalls arithmetisch wachsen kann.
                                                                        (Ivan Illich)

                         nicolas.gergaud@aon.at

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  • 1. Nachhaltige Schrumpfung (La décroissance soutenable) Nicolas Gergaud nicolas.gergaud@aon.at Soak 2011 - Graz
  • 2. Exponentielles Wachstum „The greatest shortcoming of the human race is our inability to understand the exponentiel function" (Albert Bartlett) * 1) Für die folgenden Jahre wurde ein Wachstum von jährlich 2% erwartet. Wann verdoppelt sich das BIP? BIP Österreich 2010 = 284.000 Mio. € X = 70/ (% Wachstum). BIP Österreich (2010 + X) = 568.000 Mio. € 2) Es wird geschätzt, dass das Auftreten von Asthma in Westeuropa sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt hat. Welches Wachstumsrate? http://www.de.european-lung-foundation.org/index.php?id=194 3) Der Boom in Indien hält an: Die indische Regierung rechnet für das Ende März ablaufende Finanzjahr 2009/2010 mit einem Wirtschaftswachstum von 7,2 Prozent (Der standard, Februar 2010). Wann verdoppelt sich das BIP? *See:http://www.youtube.com/view_play_list?p=6A1FD147A45EF50D
  • 3. Exponentielles Wachstum „Jeder der glaubt, dass exponentielles Wachstum in einer endlichen Welt für immer weitergehen kann ist entweder verrückt oder ein Wirtschaftswissenschaftler“. (Kenneth E. Boulding, Ökonom) Angenommen, ein Weizenkorn wiegt ca. 0,05 g Die gesamte Menge Weizen, die sich auf dem Schachbrett befände (ca. 922 Mrd. t) entspricht etwa der 1400-fachen weltweiten Weizenernte des Jahres 2008 (664 Mio. t)!
  • 4. Die "herrschende Meinung" der Ökonomen: „Die Welt kann eigentlich auch ohne natürliche Ressourcen auskommen. weswegen ihre Erschöpfung nur ein Ereignis ist, aber keine Katastrophe” (Solow, 1974). Substitutionalität: Ersetzbarkeit von Gütern bzw. Produktionsfaktoren, ohne dass sich am Grad der Bedürfnisbefriedigung, der Qualität oder Ausbringungsmenge etwas ändert. Kann z. B. bei der Möbelproduktion der Einsatz einer geringeren Menge an Holz durch eine höhere Menge an Kunststoff ersetzt werden, liegt Substitutionalität vor. Natürlichen Ressourcen entweder nicht notwendig oder nicht essenziell für Güterproduktion! Europas Fischer sollen fortan Plastikmüll fangen (European Commission, April 2011). „What about the poor? Let them eat growth! Better yet, let them feed on the hope of eating growth in the future!" (Daly, 1977).
  • 5. Die "herrschende Meinung" der Ökonomen „Die Welt kann eigentlich auch ohne natürliche Ressourcen auskommen. weswegen ihre Erschöpfung nur ein Ereignis ist, aber keine Katastrophe” (Solow, 1974). Ressourcen nicht (mehr) knapp: Backstop-Technologie Backstop-Technologien können erschöpfbare Ressourcen vollständig substituieren. Übergang zur Backstop-technologie wenn Preis der erschöpfbaren Ressource so hoch, dass sehr hohe, aber konstante Durchschnittskosten der Backstop-technologie gedeckt werden können. Beispiel: Solarenergie kann die Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen substituiert. In Form ihrer Anwendung (Solartechnik) steht sie z.B. bei der Gewinnung von Strom bzw. Wärme durch Photokollektoren unbegrenzt zur Verfügung (keine Knappheit). => stetiges Wachstum ohne die Auswirkungen der Erschöpfung von Ressourcen! PEAK OIL => „just an event, not a catastrophe“ ?!
  • 6. Die "herrschende Meinung" der Ökonomen Wachstums ist ein Allheilmittel => Umwelt Kuznets Kurve: Zusammenhang zwischen Pro-Kopf-Einkommen eines Landes und Grad der Umweltverschmutzung. Die Emissionen der Umweltschadstoffe zunehmen zunächst bis zu einem Gipfel, danach mit weiter zunehmendem Pro-Kopf-Einkommen wieder abnehmen. Kritik:: - nicht für THG. - nicht für Abfallmengen. - externalisierte Schäden
  • 7. Die "herrschende Meinung" der Ökonomen: Wachstums ist ein Allheilmittel => Trickle-down-effekt: Der Wohlstand der Reichen (verfügbares Einkommen) werden nach und nach in die unteren Schichten der Gesellschaft durchsickern. Kritik: Trotz steigenden Reichtums steigt in Österreich das Armutsrisiko. Rd. 1 Million Menschen, 13,2% der Bevölkerung sind in Österreich armutsgefährdet, d.h. ihr Monatseinkommen ist niedriger als 848 Euro. (AK Oberösterreich – 2006) Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst!
  • 8. Die "herrschende Meinung" der Ökonomen Wachstums ist ein Allheilmittel => Senkung der Arbeitslosigkeit: Welche Kausalitäten zwischen der Höhe des Wirtschaftswachstums auf der einen und der Höhe der Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite bestehen, ist umstritten. Eine zumindest grundsätzliche Korrelation feststellbar.
  • 9. Die "herrschende Meinung" der Ökonomen Wachstums ist ein Allheilmittel => Senkung der Arbeitslosigkeit: Kritik: „Da in den letzten Jahren in hochentwickelten Ländern wie Österreich das Wirtschaftswachstum nicht in der Lage war, die Arbeitslosigkeit zu senken und laut WIFO-Prognose auch dazu weiterhin nicht in der Lage sein wird, sollte nicht nur nach Strategien gesucht werden, das Wachstum zu erhöhen“ (Hinterberger et al., 2009). Das BIP hat sich die letzte 60 Jahren fast versiebenfachen, aber der Anzahl der beschäftigten hat sich „nur“ verdoppelt (WKO, 2006) Darüber hinaus, wird eine eventuelle Erhöhung der Beschäftigung eher mit eine Präkarisierung der Arbeitswelt (Unsicherheit, niedrigen Einkommen, usw.) einhergehen.
  • 10. Schwellenwert des ökonomischen Wachstum Das Glück wächst nicht, wenn das Einkommen eines Landes steigt (Easterlin) 1) Economic gains 2) Lifestyle
  • 11. Schwellenwert des ökonomischen Wachstum Lebenserwartung VS Einkommen (BIP pro Kopf - Kaufkraftparität). (Jackson, 2009)
  • 12. Schwellenwert des ökonomischen Wachstum (Jackson, 2009) Kindermortalität VS Einkommen (BIP pro Kopf - Kaufkraftparität).
  • 13. Schwellenwert des ökonomischen Wachstum (Jackson, 2009) Ausbildung VS Einkommen (BIP pro Kopf - Kaufkraftparität).
  • 14. Nachhaltige Schrumpfung „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel“ (Abraham Harold Maslow) „Wir können nicht Probleme beheben, indem wir dieselbe Art des Denkens verwenden, dass wir verwendeten, als wir sie schufen“ (Albert Einstein)
  • 15. Nachhaltige Schrumpfung Degrowth ist ein politisches, bottom-up getriebenes, Emanzipationsprojekt. Es zielt darauf ab das Wachstums-Doxa zu hinterfragen, welches seit zwei Jahrunderten jegliche Entwicklungs- und Fortschritts- Politik beherrscht. Als Konsequenz daraus, durchdringt der Wachstumsgedanke sämtliche Institutionen, sodass er heutzutage tief im Vorstellungsvermögen des modernen Menschenverankert ist. De-growth versucht dieses zweifache Problem zu adressieren, sowohl auf gesellschaftlicher als auch individueller Ebene. De-growth ist ein vorsätzlicher und gewaltloser Aufruf zum Aufstand des Bewusstseins, zu einer kulturellen (institutionellen) Revolution. De-growth strebt danach die Vorstellungskraft zu entkolonialisieren zu Gunsten von sozialem Wohlstand (und sozialer Gerechtigkeit) und ökologischer Nachhaltigkeit. Gewissermaßen begründet in der europäischen Aufklärung (Kant's sapere aude!), verlangt De-growth nach der Gründung einer autonomen Gesellschaft. In einer solchen Gesellschaft sind die Menschen als Entscheidungsträger mit klarem Verstand (individuelle Autonomie) ermächtigt, was eine reguläre und bewusste Aktualisierung ihrer Institutionen ermöglicht. Vergleichbar dazu muss jegliche Entscheidung bezüglich Technologie in einem breiten politischen und demokratischen Prozess getroffen werden und nicht etwa von technokratischen Experten. Für diesen Zweck spricht De-growth von einer Niedrigenergie-gesellschaft in einer konvivialen Modernität (sparsame Innovation). Außerdem strebt De-growth – als radikales Ecological Economics-Manifesto – nach einer vorübergehenden und freiwilligen Reduktion des ökonomischen Systems. Sie impliziert nicht nur eine Verringerung des BIP in Richtung eines nachhaltigen Levels an Produktion und Konsum, sondern vorrangig eine Verschiebung von ökonomischer Rationalität zu einem öko-sozialen Prinzip. Erst das kann zu starker Nachhaltigkeit führen. Eigene Definition.
  • 16. Warum la décroissance? a- Bioökonomik b- Ökosysteme / Nachhaltigkeit c- Kulturelle Vielfalt d- Sinn des Lebens e- Demokratie Nicholas Georgescu-Roegen
  • 17. a- Bioökonomik Verfügbarkeit von Ressourcen verringert sich („Peak-everything“) Falschheit der endlosen Substitution: „Durch die anhaltende Verfechtung, dass die Welt eigentlich auch ohne Ressourcen auskommen kann, wird der Unterschied zwischen der realen Welt und dem Garten Eden missachtet“ (Georgescu-Roegen) Entropiegesetz ist für die Wirtschaftstheorie von Bedeutung. Entropie lässt sich nicht nur als Maß für Energieverluste anwenden, sondern auch für Stoffverluste . Die Wirtschaft stellt ein offenes thermodynamisches System dar, das niedrige Entropie importiert und hohe exportiert. PLÄDOYER GEGEN DIE VERSCHWENDUNG!
  • 18. a- Bioökonomik (Thermodynamik) Die Sanduhr ist ein geschlossenes System – kein Sand kommt von außen dazu oder tritt nach außen. Zweitens wird innerhalb der Uhr weder neuer Sand produziert noch bestehender Sand zerstört. Erstes Gesetz der Thermodynamik: Erhaltung von Materie/Energie!
  • 19. a- Bioökonomik (Thermodynamik) Der Sand fließt aus der oberen Kammer ständig nach unten und wird in der unteren Kammer angehäuft. Der Sand in der oberen Kammer verfügt immer noch über das Potential zu fallen, entspricht also noch nützlicher Materie von niedriger Entropie. Der Sand in der unteren Kammer hat im Fallen sein ganzes Arbeitspotential ausgeschöpft. Der Sand in der unteren Kammer ist also eine Materie mit hoher Entropie. Zweites Gesetz der Thermodynamik: In einem geschlossenen System (die Erde) nimmt die Entropie zu!
  • 20. a- Bioökonomik Goergescu-Roegen's bioeconomic minimum program 1) prohibition of the production of all elements of war; 2) the then released productive forces should be used for both national and international aid for the sake of prosperity; 3) mankind should gradually reduce its population to a level that can be sustained only through organic culture; 4) all waste of energy (overheating, overcooling, overspeeding, overlighting, etc) should be avoided; 5) "we must cure ourselves of the morbid craving for extravagant gadgetry" and "get rid of fashion", whereas "manufactures will have to focus on durability" and reparability; 6) "we should cure ourselves [. . . ] of the circumdrome of the shaving machine, which is to shave oneself faster so as to have more time to work on a machine that shaves faster so as to have more time to work on a machine that shaves still faster, and so on ad infinitum" Nicholas Georgescu-Roegen, Energy and Economic Myths (1975)
  • 21. b- Ökosysteme / Nachhaltigkeit Die Grenzen der Erde The green circle represents the safe operating space for humanity, that is where we should be. The red wedges show were we actually are, already having exceeded the limits in three areas: the rate of biodiversity loss, climate change and human interference with the nitrogen cycle. (Rockström et al., 2009)
  • 22. b- Ökosysteme / Nachhaltigkeit Der ökologische Fußabdruck : Alle natürlichen Rohstoffe, die wir zum Essen, Wohnen, Reisen, etc. verbrauchen, benötigen Platz zum Nachwachsen auf unserem Planeten. Ebenso braucht die Natur Ressourcen, um unsere Abfälle abzubauen (z.B. Wälder, um das CO2 zu binden). Der ökologische Fußabdruck macht diesen Flächenbedarf deutlich und vermittelt ein verständliches Bild der ökologischen Grenzen unseres Planeten.
  • 23. b- Ökosysteme / Nachhaltigkeit Virtuelles Wasser: beschreibt, welche Menge Wasser in einem Produkt oder einer Dienstleistung enthalten ist oder zur Herstellung verwendet wird. See: http://www.waterfootprint.org
  • 24. b- Ökosysteme / Nachhaltigkeit
  • 25. b- Ökosysteme / Nachhaltigkeit Der Mythos der technologischen Rettung. Rebound-Effekt, Jevon's Paradoxon Technologischer Fortschritt erlaubt die effizientere Nutzung eines Rohstoffes. Aber keine absolute Entkopplung (nur relative). Erhöhung der Nutzung der Rohstoffe, anstatt Senkung.
  • 26. b- Ökosysteme / Nachhaltigkeit Wir können nicht mehr konsumieren, weil unsere Grenzen erreicht sind. Der Mythos der technologischen Rettung. Innovation Rebound-Effekt Rebound- Effekt! Nach François Schneider (2003)
  • 27. b- Ökosysteme / Nachhaltigkeit Rebound-Effekt Thanks Schneider
  • 28. c- Kulturelle Vielfalt Ivan Illich (1974): socially critical thresholds: Below a critical quanta of energy, „motors improve the conditions for social progress. Above this threshold, energy grows at the expense of equity". Beyond this critical point, a coercive techno-bureaucratic power is necessary to maintain the social order. Furthermore, this energetic threshold may be easily converted to transportation velocity. Thus, the Austrian philosopher states that "high speed is the critical factor which makes transportation socially destructive" (Illich, Energy and equity, 1974). Konvivialität !! Deschooling Society (Illich, 1971) Medical Nemesis (Illich, 1975)
  • 29. c- Kulturelle Vielfalt Serge Latouche ; Antiutilitaristische Bewegung in den Sozialwissenschaften Die Theorien der Effizienz und Rationalität ökonomischen Handelns in Fragestellung. Aufbau von autonomen, sparsamen und solidarischen Gesellschaften im Norden wie im Süden! Kritik der Entwicklung => Nachhaltige Entwicklung ist einen Widerspruch in sich. Entkolonialisierung der Vorstellungswelt => Neue Bewertung, neue Kulturen aufzubauen, revolutionäre Reformen der Institutionen. "We women and men, the sovereign people of Ecuador [. . . ] decide to build a new form of public coexistence, in diversity and in harmony with nature, to achieve the good way of living, the sumak kawsay" (Constitution of the Republic of Ecuador, 2008) The European Union "shall work for the sustainable development of Europe based on balanced economic growth" (Treaty on European Union - Lisbon, 2008).
  • 30. c- Kulturelle Vielfalt André Gorz (1977) Immaterielles Wachstum? Uns die Sauberkeit, die immateriellen Produktionen, die Freizeitvergnügungen, der Wohlstand – den Ländern der «Dritten Welt», – sofern sie schön vernünftig sind, – die materiellen Produktionen, der Dreck, die Schäden, der Schweiß, die Ermüdung, die verstopften und verschmutzten Straßen in den Städten. Warum sollten sie nicht versuchen, die immateriellen Produktionen, von denen viel noch handwerklichen und vorkapitalistischen Charakter aufweisen, aufzukaufen und zu industrialisieren? Denken Sie: wenn man die Medizin, den Sex, die Bildung, die Kultur industrialisieren würde – welch gewaltiges Feld öffnete sich dann dem kapitalistischen Wachstum. La décroissance? Es geht nicht darum, zur Subsistenzlandwirtschaft zurückzukehren und auch nicht zur Autarkie der Gemeinden, sondern darum, ein Gleichgewicht zwischen institutioneller Produktion und Autonomie der Basisgemeinden wiederherzustellen.
  • 31. c- Kulturelle Vielfalt Hans Jonas (1989): Das Prinzip Verantwortung: Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation Utopie und Fortschrittsgedanke Notwendigkeit des Abschieds vom utopischen Ideal Die psychologische Gefahr des Wohlstandsversprechens Kontraktion viel eher als Wachstum wird die Losung werden müssen, und die wird den Predigern der Utopie noch schwerer fallen als den ideologisch nicht gebundenen Pragmatikern. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Jacques Ellul (1954) „Kann man den Fortschritt heute nicht mehr aufhalten“, weil man felsenfest und ohne jegliches Urteilsvermögen an seine Notwendigkeit glaubt. Der Materialismus, der unsere Zeit beherrscht (und viele unserer Zeitgenossen erkennen dies an) ist nichts anderes als ein Technikfetischismus (Jacques Ellul, die technologische Gesellschaft 1954)
  • 32. d- Sinn des Lebens Sinne in unserem Verhältnis zur Welt. Thorau Walden (life in the woods) 1854. "Warum müssen wir uns wahnsinnig beeilen, Erfolge zu erringen, und wozu stürzen wir uns in solch verzweifelte Unternehmungen? Wenn jemand mit seinen Gefährten nicht Schritt hält, so tut er es vielleicht deshalb nicht, weil er einen andern Trommler hört“ “Wenn der Mensch die Dinge hat, die zum Leben nötig sind, so gibt es noch andere Bestrebungen, als sich um das Überflüssige zu bemühen: es steht ihm jetzt frei, sich dem Leben selbst zuzuwenden." Thoreau; Gandhi Civil disobedience (Ziviler Ungehorsam) - 1846 Gewaltfrei vollzogene bewusste Verstoß gegen ein Gesetz, eine Pflicht oder den Befehl eines Staates oder einer anderen Macht. Satyagraha (Ziviler Widerstand) „Das Ziel des Satyagraha ist den falsch Handelnden zu bekehren, nicht zu bezwingen.“ (Gandhi, 1939)
  • 33. d- Sinn des Lebens Pierre Rabhi „Bewegung für die Erde und den Humanismus“ (Colibris) „Oasen an allen Orten“: in dem Mensch und Umwelt im Mittelpunkt stehen und respektiert werden sollen. Einfaches Leben (Simple living), Freiwillige Einfachheit (Voluntary Simplicity) Einfach leben, damit einfach die andere leben können Präsidentschaftskandidat 2002 => stellt das Thema Nachhaltige Schrumpfung bei der französischen Präsidentschaftswahl. Paul Ariès Décroissance ou Barbarie! „La question n’est plus seulement de savoir quelle Terre nous léguerons à nos enfants, mais aussi quels enfants nous laisserons sur cette planète ravagée."
  • 34. e- Demokratie Für ein Erweiterung der Demokratie Institutionen sollten von der Bevölkerung kommen Cornelius Castoriadis „Sozialismus oder Barbarei“: selbständigen Organisation, die eine Zeitschrift gleichen Namens herausbrachte. „Gesellschaft als imaginäre Institution“ (1975) : Revolutionäres Denken zielt auf radikalen gesellschaftlichen Wandel, auf die Umwälzung der bestehenden und die Schaffung neuer, egalitär-demokratischer Institutionen. Verwirklichung der individuellen wie gesellschaftlichen Autonomie und Emanzipation. Def: Autonomie: uns selbst die Gesetze geben, in bewusster Weise, unter Beteiligung von uns Allen Autonomie VS Heteronomie Deutsche Quelle: Max Zulauf
  • 35. Pause : Das Recht auf Faulheit! Das Recht auf Faulheit: Widerlegung des Rechts auf Arbeit (Lafargue 1880) „Alle unsere Produkte sind verfälscht, um ihren Absatz zu erleichtern und ihre Existenzdauer zu verkürzen. Unser Epoche sollte das Zeitalter der Fälschung genannt werden, wie die ersten Epochen der Menschheit die Namen Steinzeit, Bronzezeit, je nach dem Charakter ihrer Produktion erhielten“.
  • 36. Vielfältige Strategien der Schrumpfung Die Nachhaltige Schrumpfung wird von Bewegungen mit vielfältigen Strategien unterstützt - Oppositionen und "Dissens" - freiwillig Einfachheit (voluntary simplicity & „sparsame“ Innovationen (frugal innovation) - Theorie Entwicklung - Kämpfe und politische Maßnahmen für die Änderung von Institutionen - Kämpfe und politische Maßnahmen zum Erhalten einige Institutionen.
  • 38. Anti-growth Kauf-Nix-Tag Adbusters = Anti-Werbung Opposition to mega-projects
  • 39. Alter-growth Sparsame Innovation: Innovation NEGAWATT SCHRUMPFUNG!! Debound- Effekt!
  • 41. De-growth "Einführung eines Grundeinkommens; Institutionalisierung einer Einkommensgrenze auf Maximum-Minimum- Verhältnis" "Einführung von globalen mineralgewinnenden Moratorien für Gebiete mit hoher Biodiversität und kulturellen Wert, und Entschädigungen für das Verlassen Ressourcen unter der Erde" Thanks Schneider
  • 42. No-growth * Political struggle to maintain non market relations * Conservation of art traditions * Defense of democratic institutions * Conservation of resources * Defense of ecosystems * Defense of equality rights
  • 43. DANKE Eine Schnecke erweitert den filigranen Aufbau ihres Hauses um eine Anzahl immer größerer Ringe. Sie hört mit ihrer Bautätigkeit auf, wenn ein einziger weiterer Ring das Haus um das Sechzechnfache vergrößern würde. Anstatt der Schnecke lebensdienlich zu sein, würde dieser eine weitere Ring sie mit einem solchen Übergewicht belasten, dass jedes Wachstum ihrer Lebensaktivitäten gebremst würde durch die Aufgabe, die Schwierigkeiten zu bewältigen, die die Vergrößerung des Hauses über die Grenze des Zweckdienlichen hinaus nach sich zöge. Ab einem gewissen Punkt multipliziert sich das Ausmaß der Überwucherung, während die biologische Kapazität der Schnecke bestenfalls arithmetisch wachsen kann. (Ivan Illich) nicolas.gergaud@aon.at