2. Übersicht Machtmotivation
1. Was ist Macht?
2. Ebenen der Machtanalyse
3. Faktoren des Machthandelns
4. Messung
5. Entwicklungsstadien
6. Praxisbeispiele
Faktoren des Entwicklungs-
Was ist Macht? Analyseebenen Machtmessung Praxisbeispiele
Machthandelns stadien
4. Definitionen von Macht Machtmotivation
„Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer
sozialen Beziehung den eigenen Willen auch
gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel
worauf die Chance besteht.“
(Weber 1921)
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Machthandelns stadien
5. Definitionen von Macht Machtmotivation
„Wir können die Macht, die b über a besitzt
definieren … als den Quotienten aus der
größtmöglichen Kraft, mit der b auf a
einwirken kann …, und der größtmöglichen
Widerstandskraft von a.“
(Lewin 1951)
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6. Definitionen von Macht Machtmotivation
„Macht ist eine bereichsspezifische
asymmetrische dyadische Beziehung,
Die durch eine Gefällestruktur auf den
Dimensionen Soziale Kompetenz, Zugang
Zu Ressourcen und Statusposition charak-
terisiert wird und sich in einer einseitig
verlaufenden Verhaltenskontrolle
manifestiert.“
(Schmalt, Heckhausen 2006)
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7. Was ist Macht? Machtmotivation
• Eine Universalie menschlichen und
tierischen Zusammenlebens
• Wichtige Persönlichkeitsvariable bei
Schimpansen
• In fast allen Kulturen verbreitet
Faktoren des Entwicklungs-
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9. Ebenen der Machtanalyse Machtmotivation
Sozialwissenschaft
• Machtverhältnisse und Herrschaftsstrukturen
Soziobiologie
• Macht-, Status und Ressourcenpositionen
Adaptionsvorteil
(Motivations-)Psychologie
• Prozessverlauf von Machtausübung
Begleitumstände und Determinanten
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11. Soziobiologische Ansätze Machtmotivation
• Asymmetrien in der Verteilung von
– Macht
– Status
– Ressourcen
Effizientes Zusammenleben
• Komplementaritätseffekt
Dominantes Verhalten Submissives Verhalten
unbewusst
(Tiedens, Fragale 2003)
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12. Motivationspsychologische Ansätze Machtmotivation
• Orientierung am einzelnen Individuum
Motive
• Austauschprogramm zwischen
Individuen
Anreizvariablen
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14. Machtquellen Machtmotivation
Persönliche Machtquellen Institutionelle Machtquellen
• Intelligenz • Wirtschaftliche
• Körperliche Kraft • Rechtliche
• Schönheit • Waffen
• Charisma • Legitimität der Rolle
Faktoren des Entwicklungs-
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15. Einflussmittel Machtmotivation
• Überredung
• Drohungen
• Versprechungen
• Belohnungen
• Gewalt-, Zwangs-, Umweltveränderung
Je größer, entfernter und anonymer der Kreis der
Beeinflussenden ist, umso stärkere Einflussmittel
setzt man ein; desgleichen je schwächer das
Selbstvertrauen. (vgl. Bandura 1991)
Faktoren des Entwicklungs-
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16. Hemmungen Machtmotivation
• Fehlendes Selbstvertrauen/Selbstzweifel
– Furcht vor Zuwachs eigener Machtquellen
– Furcht vor Verlust eigener Machtquellen
– Furcht vor Gegenmacht des Anderen
– Furcht vor Machtausübung
– Furcht vor Erfolglosigkeit
• Rivalisierende Wertüberzeugungen
• Nachträgliche Kosten der Machtausübung
• Institutionelle oder kulturelle Normen
Faktoren des Entwicklungs-
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17. Machtausübung Machtmotivation
Welche meiner
Welche
Machtquellen
Strategie setze
Machtquellen Individuum B
sind am
besitze ich?
ich ein?
wirksamsten?
Individuum A
Machtmotivation
Ziel:
Gefühl von Stärke und die antizipierte Freude Kosten-Nutzen-Relation
bei einem vollzogenen Akt der Kontrolle
Faktoren des Entwicklungs-
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18. Folgen der Machtausübung Machtmotivation
Machtausübender Zielperson
• Erlebnis realisierter Kontrolle • Schlägt von Machtausübenden
gewünschten Handlungskurs ein
• Kompensation von Minderwertig-
keitskomplexen • Nachgeben
• Änderung im Bedürfniszustand • Gefügig sein/Innerliche Zustimmung
• Neues Bild von Zielperson • Verlust der Selbstachtung
• Änderung von Werten • Respekt vor Machthaber gewinnen
• Angst vor Vergeltung • Vergeltungsvorsätze
Faktoren des Entwicklungs-
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19. Erfolgserwartung und Anreizwert Machtmotivation
• Hoch Machtmotivierte sind Risikofreudiger
• Hoch Machtmotivierte suchen sich gleich
starke oder stärkere Gegner
Der Anreizwert ist entscheidend,
nicht die Erfolgswahrscheinlichkeit
Faktoren des Entwicklungs-
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21. Messung des Machtmotivs Machtmotivation
hauptsächlich durch Techniken der bildsituativen Anregung
Methodik:
• TAT (Thematischer Apperzeptionstest)
hohe Bandbreite an
interindividuellen
Motivunterschieden
Faktoren des Entwicklungs-
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22. Definition TAT Machtmotivation
• Der Thematische Auffassungstest wurde 1935 von Henry
A. Murray und Christina D. Morgan eingeführt
• eingesetzt zu Motivmessung in der
Motivationspsychologie oder zur Persönlichkeitstests
• projektiver Test: Projektionen (Gefühle, Wünsche,
Interessen) beim Probanden abrufen, wenn ihm ein Bild
vorgelegt wird.
• TAT-Geschichten werden von den Probanden geschrieben
• TAT-Schlüssel enthält die Regeln zur Auswertung
hinsichtlich eines Themas (z.B. Machtmotivation)
• bewährt in empirischer Forschung
• Kritik: Reliabilität und interne Konsistenz
Faktoren des Entwicklungs-
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Machthandelns stadien
23. Veroff (1957) Machtmotivation
Grundannahme: Machtmotivziel ist die Kontrolle über die Mittel mit
denen sich andere Personen beeinflussen lassen.
Experiment: 34 Kandidaten die sich für studentische Ämter aufgestellt
hatten wurden vor der Stimmauszählung geben TAT-
Geschichten zu Bildern zu schreiben, die sie kurz gezeigt
bekamen. Die Bilder enthielten Szenen die
machtthematische Geschichten hervorrufen könnten.
Die selbe Aufgabe erhielt eine nicht angeregte
Kontrollgruppe.
Markante Inhalte der TAT-Geschichten in der angeregten Gruppe werden
zur Bildung eines TAT-Schlüssels verwendet.
Faktoren des Entwicklungs-
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Machthandelns stadien
24. Veroff (1957) Machtmotivation
Ergebnis: TAT Beispielbild
häufig Themen wie Statusverlust,
Einflussmittelverteidigung,
Dominanz, Kontrollbedürfnis
Kritik:
Schlüssel als Messinstrument
einseitig, Überbetonung von Furcht
Faktoren des Entwicklungs-
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Machthandelns stadien
25. Uleman (1972) Machtmotivation
Grundannahme: Machthandeln als offene, willkürliche Handlung einer
Person/Gruppe die bei einer anderen Person eine
Reaktion erzeugen. (need influence motiv)
Experiment: VPs nehmen an einem Experiment zur Auswirkung von
Frustrationen teil. Einteilung in Zweiergruppen. Jede VP
erhielt (vermeintlich) die Rolle des Versuchsleiters
zugewiesen, der beim Spielpartner durch Kartentricks für
Frustration sorgen sollte. Dazu wurden alle VPs vorher
einzeln in Kartentricks eingewiesen.
Vor und nach dem Experiment schrieben alle VPs
TAT-Geschichten.
Faktoren des Entwicklungs-
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Machthandelns stadien
26. Uleman (1972) Machtmotivation
Ergebnis: Häufige Nennung von sozialem Status, Prestige,
Ruf, Interessenbedrohung
Vorteil: die Furchtthematik wird abgewertet
Kritik: wenig Validierungsbefunde
Faktoren des Entwicklungs-
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Machthandelns stadien
27. Winter (1973) Machtmotivation
Grundannahme: Macht als Fähigkeit beabsichtigte Wirkungen im Verhalten
oder in den Gefühlen einer anderen Person zu erzeugen
Experiment: VPs sehen einen Film von der Antrittsrede von John F.
Kennedy. Direkt danach schreiben sie TAT-Geschichten.
Die Kontrollgruppe sieht einen Film in dem
wissenschaftliche Geräte vorgeführt werden und schreibt
ebenfalls TAT-Geschichten.
Ergebnis: viele Aussagen zu starkem Machtgefühl, Heftigen
Handlungen mit Einfluss auf andere Menschen
Faktoren des Entwicklungs-
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28. Winter (1973)
Machtmotivation
Vorteile:
• vereint Inhaltselemente von Veroff und Uleman
• ergänzt sehr differenziert zusätzliche Machtmotivindikatoren
Validierungskorrelate bei hoch Machtmotivierten (Auszug):
• hatten mehr Ämter in Organisationen
• arbeiteten mehr für einflussreiche Kommissionen
• bevorzugten Sportarten mit Wettkampfcharakter
• wählten häufiger „Manipulationsberufe“ (Lehrer, Psychologe,…)
• hatten als enge Freunde unscheinbare Kommilitonen
• tranken mehr Alkohol
• wurden in Aussprachegruppen als wenig hilfreich erlebt
Faktoren des Entwicklungs-
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30. Entwicklungsstadien des Machtmotivation
Machtmotivs
• McClelland (1978) kombiniert bisherige Vorstellungen der
Machtmotivation mit Stadien der Ich-Entwicklung (Freud)
• Vier-Felder-Schema, das in jedem Reifestadium unterschiedliche
Zustände beschreibt, die zum Gefühl von Macht und Stärke führen
• Ordnung nach:
1. Quellen der Macht: innerhalb oder außerhalb der Person
2. Ziel der Machtwirkung: das Selbst oder außenstehende
Person/Objekt
Faktoren des Entwicklungs-
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31. Entwicklungsstadien des Machtmotivation
Machtmotivs
Objekt/ Quelle der Macht
Wirkungspunkt
der Macht Andere Selbst
Stadium I Stadium II
In sich aufnehmen Unabhängig sein
Selbst Orale Phase: Unterstützung Anale Phase: Autonomie, Wille
erfahren
Stadium IV Stadium III
Hervorbringen Sich durchsetzen
Andere Genitale Phase: Gegenseitigkeit, Phallische Phase:
Pflichterfüllung, Selbstbehauptung
Prinzipienorientierung
Quelle: McClelland (1978)
Faktoren des Entwicklungs-
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32. Machtstadium I (intake) Machtmotivation
Quelle: Außerhalb (andere)
mm
Objekt: Selbst
„Es (andere Person/Objekt) stärkt mich“
Handlungskorrelat:
Machtorientierte Lektüre
Typische Berufe:
Mystiker, Klient, Gefolgsleute
Pathologische Tendenzen:
Hysterie, Suchtkrankheiten
Faktoren des Entwicklungs-
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33. Machtstadium II (autonomy) Machtmotivation
Quelle: Selbst
Objekt: Selbst
„Ich stärke, kontrolliere, leichte mich
selbst“
Handlungskorrelat:
-
Typische Berufe:
Psychologen, Sammler
Pathologische Tendenzen:
Zwangsneurose
Faktoren des Entwicklungs-
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34. Machtstadium II (autonomy) Machtmotivation
Quelle: Selbst
Objekt: Selbst
„Ich stärke, kontrolliere, leichte mich
selbst“
Handlungskorrelat:
Anhäufung von Prestigegütern
Typische Berufe:
Psychologen, Sammler
Pathologische Tendenzen:
Zwangsneurose
Faktoren des Entwicklungs-
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35. Machtstadium III (assertion) Machtmotivation
Quelle: Selbst
Objekt: Andere (beeinflussen)
„Ich habe Wirkung/Einfluss auf andere“
a) personalisiert (Konkurrenz)
b) sozialisiert (Hilfeleistung)
Handlungskorrelat:
Wettkampfsport, Streitgespräch
Typische Berufe:
Strafverteidiger, Politiker, Journalist, Lehrer
Pathologische Tendenzen:
Kriminalität
Faktoren des Entwicklungs-
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36. Machtstadium VI Machtmotivation
(generativity)
Quelle: Andere
Objekt: Andere (beeinflussen)
„Es (Religion, Gesetz, Vision,..) hält mich an,
anderen zu dienen/ sie zu beeinflussen“
Handlungskorrelat:
Mitgliedschaft in Organisationen
Typische Berufe:
Manager, Wissenschaftler
Pathologische Tendenzen:
Messianismus
Faktoren des Entwicklungs-
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38. Macht in der Wirtschaft Machtmotivation
• Führungskräfte befinden sich in Machtmotiv anregender Position
(sich durchsetzen, entscheiden, führen und leiten)
• Machtmotiv wird mit zunehmender Unternehmensgröße bedeutender
• Die erfolgreichsten Führungskräfte haben stark ausgeprägtes Leistungs- und
Machtmotiv, bei schwachem Anschlussmotiv.
• Leistungsmotivierte setzen Expertenmacht ein (rationale Fakten)
Machtmotivierte verwenden viele Mittel um andere im Verhalten zu
beeinflussen
• Führungskräfte mit starkem Anschlussmotiv u. schwachem Machtmotiv
werden für nette Kollegen, aber zu weich , unmotivierend gehalten
Faktoren des Entwicklungs-
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39. Partnerwahl Machtmotivation
• Die Macht- und Statusposition korreliert
positiv mit dem Fortpflanzungserfolg
• Hoher Status (Machtmotivation) ist für
Frauen das Hauptkriterium bei der
langfristigen Partnerwahl
Faktoren des Entwicklungs-
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